Kennst du das Gefühl, wenn dich etwas beschäftigt, über dass du mit niemandem reden kannst?
Wenn du all das, was dich beschäftigt, am liebsten laut rausschreien möchtest, aber dennoch weisst, dass es niemanden interessiert?
So geht es mir schon seit Wochen.. schon seit Wochen beschäftigt mich eine bestimmte Sache.
Schon seit Woche beschäftigen mich meine Gefühle.
Und dennoch habe ich das Gefühl, mit niemandem darüber reden zu können. Zumindest nicht, ohne mich gleich lächerlich zu machen.
Ich weiss noch genau, wie alles angefangen hat, als wäre es erst gestern gewesen. Eigentlich kennen wir uns schon jahrelang, sind wie Brüder und doch ist seit ein paar Wochen einiges anderes, denn: Ich habe mich verliebt. In dich.
Seufzend fahre ich mir zum wiederholten Male durch die Haare, blicke auf ein Foto, welches uns beide zusammen zeigt und von welchem ich doch weiss, dass es so nie wieder eines zusammen geben wird, denn du verachtest mich.
Ich habe dir nie gesagt, was ich für dich empfinde und werde es sicherlich auch nicht tun, aber dennoch weiss ich, dass du mich verachtest, dass du all die Menschen verachtest, die auf das gleiche Geschlecht stehen.
So wie ich auf dich.
Eigentlich sind wir für heute abend sogar verabredet, aber ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich überhaupt hingehen soll, ob ich mich überhaupt dazu überwinden kann, dir gegenüber zu treten, ohne dir gleich um den Hals zu fallen, denn das würde erst recht alles zerstören.
Minutenlang versinke ich fast völlig in meiner eigenen Welt, ehe mich das Klingeln aus dieser reisst, mich sogar kurz zusammenzucken lässt.
Normalerweise ist es noch viel zu früh dafür, dass unsere Verabredung stattfinden sollte, was nicht heisst, dass nicht trotzdem ab und an mal jemand vorbei kommt und das sogar unangemeldeter als ein Besuch bei meinem Zahnarzt.
Nur langsam erhebe ich mich und schlurfe auf die Tür zu, öffne diese und wende mich mit einem "Ach, du bists.", doch wieder ab, als ich meinen bandeigenen Bassisten vor der Tür stehen sehe.
"Ich freue mich auch dich zu sehen, Yuu.", gleitet es sarkastisch wie eh und je über seine Lippen, während er die Tür schließt und mir anschließend ins Wohnzimmer folgt.
"Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen und jetzt sag mir nicht, es ist nichts. Ich sehe es dir förmlich an der Nasenspitze an.", richtet er sofort das Wort an mich und mustert mich etwas, was mir ein unbewusstes Seufzen entlockt.
"Bisschen viel Stress in der letzten Zeit, ausserdem schlafe ich ziemlich schlecht momentan.", versuche ich ihn mit einer Ausrede abzuspeisen, auch wenn ich ihm ebenso förmlich ansehe, dass er mir nicht glaubt, immerhin ist er manchmal doch nicht so ein gefühlskalter Esel, wie es manchmal den Anschein hat.
"Triffst du dich heute noch mit Mana-chan?", will er wenig später wissen, entlockt mir ein knappes Nicken, während ich versuche nicht allzu nervös zu wirken.
"Um sieben ja.", gebe ich ihm nun doch noch zur Antwort, zucke mit einem "Was?", erschrocken zusammen, als er mich darauf hinweist, dass es bereits halb sieben ist und ich nur noch eine halbe Stunde Zeit habe, bis er überhaupt hier auftauchen sollte.
Blitzschnell erhebe ich mich und verschwinde im Schlafzimmer, in welchem ich mir ein paar geeignete Klamotten raussuche und anschließend im Badezimmer verschwinde.
Gerade noch rechtzeitig stehe ich gestylt wieder im Wohnzimmer, spüre deutlich Reitas Blick auf mir.
"Was..?", will ich mit hochgezogener Augenbraue wissen, sehe kurz an mir runter und kann doch nichts feststellen, was in irgendeiner Weise peinlich für mich sein könnte.
"Nichts, nichts.", wiegelt er sofort ab und läuft in aller Seelenruhe auf die Tür zu, als es an dieser klingelt, bittet dich an meiner Stelle hinein, was wir beide etwas verwirrt zur Kenntnis nehmen.
"Viel Spaß und Yuu.. sags endlich!", verabschiedet er sich im nächsten Augenblick und bescherrt mir damit doch den denkunwürdigsten Moment meines Lebens, als du mich mit einem "Was sollst du sagen?", ansiehst, mich fragend ansiehst.
