Naruto war schnell in die Küche verschwunden und machte Tee für Sasuke und Kakao für sich selbst. Nach einigen Minuten kam er mit zwei Tassen in der Hand zu Sasuke zurück und reichte ihm seine Tasse. Danach brachte der Blonde seinem Gast auch noch eine Decke. Wortlos nahm Sasuke seinen Tee an und deckte sich zu. Dann nippte er langsam an dem heißen Getränk.
„Ich bin gleich wieder da“, kam es von dem Blonden, welcher auch gleich in sein Zimmer verschwand. Dort legte er seine Weste und das Shirt ab und entfernte den Verband. Dann ging er hinüber ins Bad und tupfte die Wunde vorsichtig ab. Da dies brannte, fluchte Naruto leise. Der Blonde wollte die Wunde wieder verbinden, doch er zitterte total. Als es beim dritten Mal noch immer nicht klappte, verlor Naruto die Geduld und schleuderte etwas gegen das Fenster, welches sofort klirrend zersprang. Der Uzumaki zuckte zusammen, als er bemerkte, was er eben gemacht hatte und fluchte anschließend wieder wie ein Rohrspatz.
Sasuke hatte es sich inzwischen bequem gemacht und beschäftigte sich gerade mit seinem Tee, als er ein lautes Klirren vernahm, welches ihn zusammenzucken lies. Fluchend blickte er an sich herunter, denn er hatte den heißen Tee über sich geschüttet. Seine Brust schien zu glühen und verengte dann die Augen, als er den großen, nicht zu übersehenden Fleck auf seinem neuen Shirt bemerkte.
Neugierig, was Naruto nun wieder gemacht hatte, ging er nach oben, klopfte an die Badezimmertür und trat dann auch schon ein. Das Erste, was Sasuke bemerkte, was das kaputte Fenster. Dann wanderte sein Blick weiter zu dem Blonden, welcher stark zitterte. Mit einem prüfenden Blick auf die Wunde bemerkte er, dass diese immer noch blutete. Narutos nackten Oberkörper ignorierend machte der Schwarzhaarige schnell einen neuen Verband um die Wunde und befahl dem Zitternden, sich etwas anzuziehen. Leise keuchend nickte Naruto und ging in sein Zimmer, wo er sich ein Shirt und eine Weste darüber anzog. Ein schwarzes Shirt in der Hand haltend kam er zu Sasuke zurück.
Ohne dass Naruto es bemerkte, rief Sasuke ein Taxi und bekam ein Shirt zugeworfen, als er gerade sein Handy wieder wegsteckte. Dankend zog Sasuke sich um und musterte dann Naruto, dem ziemlich schwindlig zu sein schien.
„Komm wir müssen, das Taxi wartet“, meinte der Schwarzhaarige dann ruhig und packte Naruto am Arm.
„Taxi..? Wofür denn? Wohin willst du?“, fragte der Blonde verwirrt und wehrte sich, als er am Arm gepackt wurde.
„Jetzt stell dich nicht so an! Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen!“, meinte Sasuke ernst, doch Naruto wollte jetzt noch viel weniger. Naruto wollte nicht ins Krankenhaus, er wollte nicht an all das von damals erinnert werden.
Sasuke hatte eindeutig genug und er sah Naruto ernst an.
„Jetzt pass mal auf, ich werde dich hier jetzt garantiert nicht sterben lassen, klar? Und wenn es sein muss, schleife ich dich ins Krankenhaus. Deine Wunde blutet und blutet und lass mich raten, dir ist schwindelig und deine Sicht verschwimmt“, meinte Sasuke und sah Naruto dabei fest in die Augen. Sasuke hatte einiges an Ahnung, was Medizin betraf, denn er hatte Medizinbücher gelesen und sein Vater war Arzt. Mit geweiteten Augen musterte Naruto den Jungen vor sich und er stellte sich die Frage, ob Sasuke wohl etwas an ihm lag.
„Wenn jemand fragt, hab ich dich versehentlich mit einem Messer erwischt“, meinte er dann noch und zog den Blonden dann wieder mit sich. Naruto fand daraufhin seine Stimme wieder.
„NEIN! Ich werde sicher nicht dir die Schuld geben! Ich lass mir was einfallen! Aber du kannst nichts dafür“, meinte er und ließ sich widerwillig mitziehen. Wehren konnte er sich nicht mehr, da er schon Schwierigkeiten hatte, selbständig zu gehen. Er zwang sich dazu, sich nicht an Sasuke zu stützen und begann, leise zu keuchen. Seine Sicht verschwamm immer weiter und schließlich wurde ihm gänzlich schwarz vor Augen.
Sasuke war anderer Ansicht, was die Schuld bezüglich der Wunde anging, doch er sagte dazu nichts. Geistesgegenwärtig reagierte er, als Naruto die Augen verdrehte und fing ihn sicher auf, als er einfach umkippte. Besorgt sah er in Narutos bleiches Gesicht, ehe er ihn hochhob und schwerfällig zum Taxi schleppte.
Der Taxifahrer bemerkte, dass es ernst war und half Sasuke, Naruto ins Auto zu hieven. Dann fuhr er so schnell er konnte zum nächsten Krankenhaus, wo Naruto sofort notversorgt wurde.
Wenig später saß Sasuke neben Narutos Bett. Im Arm des Blonden steckte eine Bluttransfusion, die Wunde am Arm war geödet und genäht worden und ein neuer Verband war darum. Sasuke hatte dem Arzt gesagt, er hätte Naruto versehentlich mit dem Messer erwischt und dass sie gehofft hatten, die Wunde wäre nicht so tief.
Seufzend stand der Schwarzhaarige nun auf, um sich ein Getränk am Automaten zu holen. Während er sich eine Cola kaufte, bemerkte er nicht, wie er beobachtet und anschließend verfolgt wurde.
Orochimaru war im Krankenhaus, weil er sich ein paar frische Spritzen stehlen wollte, doch er unterbrach sich in seinem Tun, als er Sasuke entdeckte. Mit einem pädophilen Grinsen folgte er ihm und trat auch in das Zimmer, in welchem Naruto lag.
„Wen haben wir denn da? Der blonde Idiot bedeutet dir also etwas? Sehr gut zu wissen! Dann solltest du gut auf ihn Acht geben... Mal sehen ob ihm nicht sonst noch Schlimmeres passiert!“, hauchte die Schlange und lachte dann psychopathisch.
Orochimarus Stimme ließ Sasuke erschaudern und schon wollte er aufstehen, um ihn windelweich zu prügeln, doch bei den Worten seines Lehrers erstarrte der Junge.
//Das gibt es doch nicht, nein das kann nicht sein!//, dachte sich der Uchiha und starrte auf die weiße Decke. Doch er kam nicht dazu, sich um das eben Geschehene Sorgen zu machen, denn der Blonde schreckte plötzlich hoch, atmete unruhig und blickte panisch im Raum umher.
Schnell stand der Schwarzhaarige auf und stützte sich über Naruto auf der Matratze ab.
„Hey, alles okay“, meinte er leise und schaute Naruto in die Augen, um diesen so etwas zu beruhigen. Als Naruto Sasukes Gesicht vor sich sah, konnte er nicht mehr. Seine Tränen begannen wild zu fließen, denn er hatte im Schlaf eben wieder den Unfall von damals durchlebt.
Eine Weile brauchte er, um sich zu beruhigen. Sasuke saß einfach neben ihm und wartete ab, bis der Blonde wieder ansprechbar war. Dieser sah ihn auch gleich fragend an.
„Du bist noch hier? Warum bist du nicht einfach gegangen?“, fragte Naruto und schaute Sasuke mit großen unschuldigen Augen an.
„Warum auch nicht? Ich konnte dich ja nicht alleine lassen. Außerdem – ach egal.“ Sasuke unterbrach sich selbst. Immerhin hatte Naruto ihm am Vorabend deutlich genug gesagt, was er von ihm hielt.
„Naja, weil du sicher was Besseres zu tun hast. Danke aber... Ich verstehe nicht warum... Immerhin kannst du mich doch nicht mal leiden“, meinte Naruto und schaffte es dabei, nicht traurig zu klingen.
„Ach ja, das was ich heute Morgen zu dir gesagt habe, tut mir leid. Das hab ich nicht so gemeint. Aber du – nh egal.“ Naruto brach ab und wandte den Blick ab.
Doch Sasuke wollte wissen, was Naruto nicht ausgesprochen hatte und hakte nach. Dieser überlegte kurz und atmete dann tief durch.
„Aber… du hast mich gestern erstens überrumpelt und mich gar nicht gefragt, ob ich das überhaupt will. Ich meine – Ich denke du weißt, was ich meine. Aber du sollst wissen, dass ich nicht mehr sauer bin deswegen. Und es tut mir leid, dass ich dich Schwuchtel genannt habe.“ Nun sah er wieder auf und blickte Sasuke ins Gesicht.
„Soll das heißen, hätte ich es langsamer angehen lassen dann-“ Der Uchiha ließ das Ende des Satzes offen. Anfangs wusste Sasuke nicht, ob er ihm sagen sollte, was er sich dachte. Doch jetzt hatte sich der Schwarzhaarige dafür entschieden.
„Naruto ich… Ich mag dich. Also nicht dieses ich mag dich als Freund, sondern ein ich mag dich ich mag dich!“ Der Uchiha suchte nach den richtigen Worten, er war generell noch etwas durcheinander.
Naruto entschloss sich dazu, Sasukes angefangenen Satz zu vollenden, mit einer ehrlichen Antwort.
„Ja... Hättest du es langsamer angehen lassen, hätte ich dir so etwas auch gerne erlaubt - denke ich... Oder so...“, meinte er leise, wobei er selber ziemlich verwirrt war. Die Tatsache, dass Sasuke ihn mochte, überraschte Naruto sehr. Er fand das irgendwie… toll.
„Ähm was..? Du magst mich also... sehr? So.. bester Freund mäßig?“, fragte Naruto, wobei er beide Brauen hochzog und den anderen mit großen, unschuldigen, blauen Augen musterte. Im nächsten Moment strahlte der Blonde, wie schon lange nicht mehr.
„Ich mag dich auch, Sasuke!“, sagte er mit einem lieben Lächeln. Dabei dachte er aber nicht an Liebe oder so, schließlich musste er Sasuke erst einmal kennen lernen. Außerdem war er noch immer der festen Überzeugung, hetero zu sein.
Gerade, als Naruto seinen neu gewonnenen Freund umarmen wollte, durchzog ein Schmerz seinen Arm und er keuchte schmerzerfüllt auf. Die Wunde schmerzte auf einmal sehr und Naruto stellte mit angespanntem Gesichtsausdruck fest, dass das Schmerzmittel nachgelassen hatte.
Sasuke lächelte daraufhin leicht und meinte, dass die Wunde geödet und genäht worden war.
„Sie konnten dir nicht viel Schmerzmittel geben, da sie dir erst einmal die Bluttransfusion geben mussten. Der Arzt meinte er wird dich bis morgen hier behalten wegen deinen Werten und so“, erklärte er und sah dann zum Fenster.
Naruto fand, dass es ein schönes Gefühl war, nach so einer langen Zeit wieder ehrlich lächeln zu können. Doch als der Blonde das leichte Lächeln auf Sasukes Gesicht sah, konnte er seinen Augen kaum trauen.
„Wow, das steht dir! Du solltest echt öfter lächeln!“, meinte Naruto sanft zu Sasuke. Dass dieser nun sein bester Freund war, war ganz schön neu für ihn. Jedoch meinte Sasuke, dass er nun gehen müsste. Draußen war es schon dunkel geworden und die Besuchszeiten endeten gleich.
Naruto bewilligte dies, wenn auch nicht sehr glücklich, kramte aber noch zuerst in seiner Hosentasche. Er warf Sasuke den Schlüssel hin, der sich darin befand und bot ihm an, dass dieser in seine Wohnung gehen könnte, sollte er nicht nach Hause wollen. Dankend nahm der Schwarzhaarige das Angebot an, er wollte wirklich nicht seinem Vater begegnen, heute war schon genug passiert.
Knapp verabschiedete Sasuke sich von Naruto und verließ das Krankenhaus. In Gedanken versunken streifte er durch die dunklen Straßen, die nur vom Licht der Laternen erleuchtet wurden. Natürlich hätte der Schwarzhaarige auch ein Taxi nehmen können, doch er wollte lieber noch etwas Luft schnappen. Auf halbem Weg zu Naruto bemerkte er jedoch, dass er verfolgt wurde.
„Na mein Süßer?“, hauchte diese Stimme, die Sasuke lieber niemals wieder gehört hätte. Doch scheinbar meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm, denn sonst wäre Orochimaru jetzt nicht vor ihm.
„Keine Angst, dir werde ich nichts tun. Aber dein kleiner Freund ist doch nun ganz alleine und wehrlos im Krankenhaus, nicht wahr? Ich sollte ihm besser beibringen, dass man seinen Lehrer nicht schubst. Nun denn, bis morgen, Sasukelein~“