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Träumende Bücher

Verzaubert von einem Lächeln
von

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Stellt euch eine Bücherei vor.

Nicht so eine moderne Bücherei, die aussieht wie ein Bürogebäude voller kalter Computer und arroganten Mitarbeiter; sondern eine schönes, altes Fachwerkhaus.Schon von außen lädt es mit einer warmen, angenehmen Ausstrahlung dazu ein es zu betreten und seine Geheimnisse zu erkunden.
 

An der schweren, zweiflügligen Eingangstür hängen, gut sichtbar, die Öffnungszeiten.

Der Boden ist aus dunklem Eichenholz das schon viele Jahre alt ist und an manchen Stellen knarzt.

Gleich neben dem Eingang ist eine große Tafel auf der man genau sehen kann, wo man Bücher von welchem Genre findet. In golden Lettern steht auf dem dunklem Ebenholz, zum Teil schon kaum mehr leserlich,:
 

Erdgeschoss: Ausleihe/Fundartikle/Büro

1.Stock: Fantasy/Manga/Zeitgenössisch

2.Stock: Historie/Fachliteratur/Lexika

3.Stock: ----
 

Daneben hängen, ebenso gut leserlich, die üblichen Regeln einer Bibliothek:

Ruhe, kein Rauchen, Trinken, Essen oder Tiere mitbringen, Diebe werden angezeigt.
 

Im Erdgeschoss, so das keiner ungesehen vorbei kommt, sitzt eine kleine, magere Frau hinter einem großen, ordentlichem Schreibtisch.

Sie hat eine kleine Nickelbrille auf der spitze ihrer langen Nase und ihre grauen Haare sind im Nacken zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Auf den ersten Blick wurde man sie wahrscheinlich eher als Lehrerin einer alten Ballettschule einordnen.

Die Bibliothekarin trägt einem grauen Hosenanzug und wacht mit kalten, grauen Augen über die Ruhe in den Räumen.

Sie überprüft den ganzen Tag lang Ausleihlisten und setzte Briefe für überzogene Bücher auf.

Wenn die Bücherei schließt, bleibt sie noch da und streift durch die Räume, räumt auf und sortiert die im Fundbüro die Fundsachen. Manchmal nach große, manchmal nach Farbe und manchmal nach Wert.

Erst spät abends geht sie nach Hause und setzt sich in einen Sessel und liest lange, eintönige Biographien um sich von ihrer anstrengenden Arbeit zu erholen.

Am nächsten Morgen steht sie früh auf, duscht, zieht sich an und richtet sich die Haare wieder zu einem strengen Knoten, dann geht sie in die Bibliothek.

Dort verscheucht sie alle Obdachlose, die kostenlos das WC benutzen wollen und ruft den Leuten hinterher, dass sie ja vorsichtig mit den Büchern sein sollen und das das Rauchen und Essen in der Bibliothek verboten sind.

Dann sitzt sie wieder schweigend da und hackt mit verkniffenem Gesichtsausdruck auf die Tasten des alten Computers ein.
 

Wenn man über die glatte Marmortreppe in den ersten Stock des alten Hauses geht, gelang man in einen bunten Gang. In den Zimmern, die an den Gang grenzen, sind flauschige Sitzsäcke und einige Computer stehen an den Wänden. Es riecht nach frischer Druckerschwärze. Fast täglich kommen neue Bücher in die Jugendabteilung.

Manche Nachmittage sind diese Räume von lachenden, quietschenden und wild durcheinander quatschenden Mädchen bevölkert die sich sicher sind, das sie dort niemand belauscht. Wenn sie weg sind riech es nach Parfum und mit etwas Glück kann man einen Lippenstift, Wimperntusche oder einen kleinen Handspiegel neben den Sitzsäcken finden.
 

Über eine weitere Marmortreppe gelangt man in den 2. Stock. Hier Pilgern an Wochenenden ganze Horden von Studenten hin um in den großen, schweren Lexika für ihre Prüfungen zu büffeln. Die Wände sind in kaltem weiß gestrichen und nur die grauen Porträts von Einstein und anderen Helden der Wissenschaft sind eine Abwechslung.

Im Sommer ist der zweite Stock meistens leer und vereinsamt, bis auf ein paar alte Professoren, die zu jeder Jahreszeit etwas dazu lernen wollen und selbst in der Größten Hitze hierher kommen.

Die eine Hälfte der Zimmer ist voller Bücherregale die dicht an dicht stehen, die andere voller Tische und Stühle an denen die Besucher zum Studieren der Bücher platznehmen können. Es riecht nach Afer Shave, Deo und manchmal einem Hauch von Staub.
 

In einem abgeschlossenen, kleinen Zimmer am Ende des Ganges führt eine morsche Wendeltreppe einen Stock höher. Die Stufen knarzen leise in der Nacht und manchmal huscht ein Windhauch, ohne Ursprung, die Stufen hinunter.
 

Der dritte Stock ist nur ein riesiges Giebelzimmer durch das eine Wand gezogen wurde.

Dort reicht es nach alten Büchern. Eine dicke Staudecken liegt über ihnen und bewahrt ihre alten Geheimnisse.

Spinnenweben spannen sich zwischen den vollen Regalen.

Sie sind Silber vom Staub der alten Bücher.

Schon Jahre lang war keiner mehr im 3.Stock.

Hinter der Tür, die schief in der Trennwand hängt, steht ein Klavier.

Die Tasten sind verstaubt, die Seiten verstimmt, es spielte schon lang keiner mehr darauf.

Nur manchmal huscht ein verirrter Sonnenstrahl über die Tasten und alle paar Jahre läuft eine verlorene Maus über die zerbrochene Tastatur.

Nur der Mond besucht das Klavier jede Nacht.

Überall liegen einzelne Seiten aus Büchern und Bilder herum. Selbst enge alte Videokassetten werden von Spinnen bevölkert.

Neben dem Klavier steht eine Kiste. Darin liegen alte, angenagte Bücher.

Keine besonders wertvollen; nur einfache, billige, Kinderbücher. Aber...vielleicht sind sie doch wertvoll... vielleicht die einzig wirklich wertvollen in der ganzen Bibliothek...

Manchmal huscht aus der Kiste ein Lufthauch.

Ein Seufzer.

Leise, und kaum hörbar.

Nur ein leiser, kühler, Luftzug der dann durch die Tür huscht und die Treppe hinunter.

Manchmal bis in die Eingangshalle, wo er der Bibliothekarin einen Schauer über den Rücken jagt.

Das ist es, was die Bücher dort so wertvoll macht.

Diese Seufzer.

Sie träumen.

Die Bücher träumen, Träumen von dem Lächeln. Dem Lächeln, die sie einst auf die Gesichter kleiner Kinder gezaubert haben.

Warum sie träumen?

Sie wurden verzaubert von einem Lächeln.

Dem Lächeln, das sie erschufen.

Dem Lächeln unschuldiger kleiner Kinder.

Und nun schlafen sie, vergessen. Würde man sie aufschlagen wären sie kaum anders als die Bücher, die neu gedruckt werden, nur abgenutzt und zerfleddert.

Aber unter der dicken Staubschicht und den haarigen, trippelnden Beinen der dicken Spinnen träumen sie still von den alten Zeiten.

Es sind einige der wenigen Bücher die noch träumen; die noch etwas erlebt haben, als sie benutzt wurden.

Manche flogen um die halbe Welt, andere sahen das Meer und manch eines hat eine lange, kalte Nacht im Kuhstall verbracht.

Manchmal kommt es vor das eines von ihnen aufwacht.

Dann rascheln die Seiten leise wenn es sich streckt.

Danach schließt es sich ganz leise wieder.

Ein Seufzer entfährt ihm und dann träumt es weiter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Undine
2014-02-22T21:10:42+00:00 22.02.2014 22:10
Ein paar Rechtschreibfehler haben sich hineingemogelt, auch ein paar kleine Grammatikpatzer, ansonsten ist dein Schreibstil sehr ausgefeilt, angenehm und schön zu lesen. Ich finde du hast das Thema sehr schön und originell umgesetzt und hast mir damit ein Lächeln auf die Lippen gezaubert :) Ich find die schrullige Bibliothekarin super, aber ich glaube kaum das deutsche Biblos eine extra Sparte für Mangas haben (zumindest nicht bei uns, total Provinz).
Danke für deinen Beitrag und herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz.
Antwort von:  Kaylien
22.02.2014 22:17
uhi ._. hab ich welche übersehen? Mist -.- x'D
Das freut mich, das die Geschichte und die Personen dir gefallen haben :3
Naja.. ne Manga-Abteilung hat bei mit in der Nähe keine Biblo... (och Provinz wie sau x'DD) aber wäre doch nett ;D
vielen Dank :33


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