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Mondgeflüster

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,
dieses Kapitel wurde noch nicht Korrekturgelesen. Bitte seid nicht ganz so streng. :) Komplett anzeigen

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Höhenflug

Tief sog der Grauhaarige den Qualm in seine Lungen, um ihn kurz darauf wieder auszustoßen. In dem schwachen Licht das von der Hauptstraße in diese Gasse fiel, wirkte die Schwade gräulich. Nicht das die Farbgebung irgendetwas ändern würde. Rauchen war und blieb schlecht, trotzdem war eine Zigarette genau das was Kakashi gerade brauchte. Oder zwei, oder mehr.

Er hatte schon lange aufgehört mitzuzählen, aber die Schachtel die er sich vor ein paar Stunden gekauft hatte, war mittlerweile fast leer. Zum wiederholten Male fragte er sich warum er hier war, warum er tatsächlich auf Rin gehört hatte. Teilweise zumindest, denn er war ja nicht wirklich im Himitsu. Viel mehr schlich er in einer Gasse hinter dem Etablissement herum, wie irgend so ein Landstreicher. Kakashi hoffte zumindest, dass er sich irgendwo hinter dem Bordell befand. Die Haupt- und Nebenstraßen hier waren gut strukturiert, aber die schmalen Schleichwege waren etwas ganz anderes. Trotzdem meinte er sich daran zu erinnern, dass er schon mal mit Anko hier gewesen war, beziehungsweise, dass sie ihn hier gefunden hatte. Zwar war das schon etwas her und seine Wahrnehmung damals stark durch sein Fieber beeinträchtigt, aber die rot lackierte Eisentür schien an seinen Erinnerungen zu rütteln. Er hoffte einfach mal das Beste.

Ein letztes Mal zog er an seiner Zigarette, ließ sie dann auf den Asphalt fallen und trat sie aus.
 

Mit einer fließenden Bewegung zog er sein Handy aus der Tasche und überprüfte die Uhrzeit. Drei Uhr morgens. Er war schon seit einer Stunde hier, ohne das irgendetwas passiert war. Was genau er sich überhaupt erhofft hatte war ihm unklar, besonders hier in diesem recht dunklen Spalier.

Resigniert fuhr Kakashi sich über das Gesicht. Er hätte einfach durch den Haupteingang gehen sollen um.... um was? Der Polizist hatte diese unkonventionelle Route gewählt, weil er keine Ahnung hatte was er Karin hätte sagen sollen.

Vielleicht hätte er mit der Rothaarigen auch gar nicht reden müssen, sondern einfach direkt durchgehen können. Aber ohne Termin? Andererseits war ihm ja gesagt worden, dass er sich jederzeit in das grüne Zimmer setzen könne. Wohnzimmer wurde es genannt und das obwohl es viel mehr wie eine Bar oder eine Lounge wirkte. Das war aber nebensächlich. Wahrscheinlich hätte Kakashi wirklich durchgehen und sich einfach an den Tresen setzen können. Zumindest wäre es dort heller gewesen und vielleicht... vielleicht hätte er Sasuke getroffen. Wobei das eher unwahrscheinlich war, der Schwarzhaarige hatte ihm selbst gesagt, dass ihm diese ganze Demonstration von Macht und Privilegien nicht interessierte, trotzdem wäre ein Zusammentreffen dort bei weitem wahrscheinlicher gewesen als hier draußen.

Nun ja, dafür hatte er hier seine Ruhe.
 

In seinem Kopf spielten sich die unterschiedlichsten Möglichkeiten ab. Alle waren sie hypothetisch, keine würde sich bewahrheiten oder als falsch herausstellen – zumindest nicht heute.

Es hatte knapp eine Woche gedauert, bis er zu der Entscheidung gekommen war, dass Rin tatsächlich recht hatte und das reine Grübeln ihn nicht voran bringen würde. Rückblickend betrachtet hätte er vielleicht doch noch etwas nachdenken sollen, um zumindest grob seine nächsten Schritte zu planen.

Mittlerweile geübt steckte sich der Hatake die nächste Zigarette zwischen die Lippen.

Vielleicht sollte er Itachi anrufen. Der Langhaarige war schon immer verdammt gut darin gewesen Pläne zu schmieden, außerdem wäre es nicht das Schlechteste jemanden zu haben, der ihn mit Informationen zu den neusten Erkenntnissen im Fall Madara versorgen.

Mit einem abtuenden Schnauben verwarf der Hatake den Gedanken wieder und zündete seinen Glimmstängel an.

Itachi würde ihm höchstens gewaltig in den Hintern treten. Ob Anko ihm wohl helfen würde? Eher nicht. Sie würde wahrscheinlich direkt Pain anrufen und dann hätte er ein richtiges Problem.

Kakashi massierte sich die Schläfen und lehnte sich erschöpft mit der Schulter gegen die Steinmauer. Die ganze Aktion hier war einfach nur Sinnlos.
 

Das blecherne öffnen der roten Tür, war geradezu einschneidend. Reflexartig trat er einen Schritt zurück, verschwand weiter in den Schatten. Aufmerksam fixierte er den hellen Lichtbogen, der nun vom Inneren auf die Straße fiel und lauschte.

„-untypisch für dich.“ Das war eindeutig die Stimme von diesem Kisame, die Silhouette im Türrahmen passte ebenfalls und er schien jemanden den Weg zu versperren. „Du kannst nicht einfach tun und lassen was du willst. Es ist mein Job dafür zu sorgen, dass alles läuft wenn er nicht da ist, das weißt du genau.“

Der Lichteinfall nach draußen verringerte sich kurz, als sich eine bedeutend schmalere Gestalt an den Hünen vorbei zu schieben versuchte. „Und dein Verhalten ist nicht tragbar.“

Es war nicht schwer zu erkennen, dass der zweite Akteur sich gar nicht um die Standpauke und den wilden Gestikulation Kisames scherte. Geschickt duckte sie sich und nutze den passenden Moment, um sich unter den Arm des Größeren vorbei zu schlängeln. Der Triumph hielt aber nur kurz. Unsanft wurde er vom Blauhaarigen am Oberarm gepackt und zurück gezogen. „Du kannst den Betrieb nicht einfach sabotieren und mich ignorieren, so läuft das nicht.“

„Los.Lassen.“ Es war unverkennbar ein Befehl. Zwar keiner der bei Kisame Wirkung zeigte, dafür aber bei Kakashi. Besonders da er zusätzlich zu der Stimme jetzt auch ein Gesicht sah.
 

„Kisame Hoshigaki, ich warne dich. Das war keine Bitte.“

„Tatsächlich? Du überschreitest deine Befugnisse, Katsumi.“

Du überschreitest deine Befugnisse. Du hast ´nen Höhenflug, weil er nicht da ist und dein minderbemittelter Verstand dir vorgaukelt, dass du jetzt hier der Größte wärst. Aber du bist nicht Madara und nichts hier gehört dir. Du bist nur Kisame, nur der Sicherheitschef. Du entscheidest nicht wer oder was gut für das Himitsu ist. Du hast mir nicht zu sagen wie ich meinen Job machen soll und du hast nichts mit meinem Buchungsplan zu tun. Aber vor allem, hast du mich nicht anzufassen. Also Mr. Sicherheitschef, zum letzten Mal, lass mich los.“

Bedrohlich lachte der Blauhaarige auf, verfestigte seinen Griff und zerrte den Schwarzhaarigen mehr als unsanft vor und zurück. „Du miese, kleine Hure. Was erlaubst du dir?“

Mit herausfordernden Trotz hielt der Kleinere dagegen, fixierte den größeren mit seine Blick. „Alles zu dem ich befugt bin.“
 

Dann passierten mehrere Sachen gleichzeitig. Kisame hob seine Hand und in Kakashi kam Bewegung. Der Grauhaarige dachte an nichts, handelte intuitiv und fing sich kurz drauf den harten Fausthieb des Sicherheitschefs ein. Der Schlag hallte in seinem Kopf nach und obwohl er nicht richtig getroffen worden war, konnte er spüren, dass er anfing zu bluten. Kakashi ignorierte es.

Seine angeeigneten Reflexe arbeiteten für ihn. In einem Sekundenbruchteil packte er mit Links das Handgelenk von Kisame, zwang diesen so, unter einem schmerzhaften Aufheulen, Sasuke loszulassen. Ein gepeinigter Ton, der schnell in ein erstickendes Gurgeln überging, als er mit seinem rechten Unterarm den bulligen Körper an der Kehle erwischte und ihn damit an die Hauswand pinnte.

Adrenalin strömte durch jede Zelle von Kakasis Körpers. Was ihn jedoch fast jedweden Rest seiner Selbstbeherrschung verlieren ließ, war seine Wut. Er wollte Kisame weh tun – wirklich weh. Und er war sich mehr als nur sicher, dass er es tun würde, wenn Sasuke nicht auch hier wäre.
 

„Du mieser Bastard.“ Seine Stimme war schneidend, während er den Druck auf die Kehle des anderen erhöhte und mit seinem Gesicht gefährlich nahe kam. Seine Lippen berühren fast das Ohr des Schlägers und mit Genugtuung saugte er das Röcheln von diesem auf. „Ich werde dir jetzt sagen wie es läuft. Du wirst deinen erbärmlichen Arsch zurück in das Himitsu verfrachten und ganz still deiner Arbeit nachgehen. Keine Höhenflüge mehr, keine Ausraster. Du wirst es nie wieder wagen die Hand gegen diesen Jungen, oder sonst irgendjemanden zu erheben. Falls doch werde ich dich finden und dafür sorgen, dass du nie wieder auch nur irgendwas mit deinen Händen machen kannst. Verstanden, Kisame Hoshigaki?“

Erst als er das zaghafte Nicken wahrnahm, ließ er von ihm ab. So abrupt, wie er ihn auch an die Wand gedrückt hatte. Es dauerte ein paar jämmerliche Atemzüge, bis Kisame sich gefasst hatte und nicht einen Moment ließ Kakashi ihn aus den Augen. Erst als der Größere im Inneren des Bordells verschwunden und die Eisentür wieder geschlossen war, entspannte er sich etwas.
 

Danach waren sie allein in der Gasse. Vereinzelnd spülte der Wind Stimmen und angetrunkenes Gelächter von der Hauptstraße zu ihnen.

So viel also zu seiner Theorie, dass heute gar nichts passierten würde. Beiläufig wischte der Grauhaarige sich mit den Fingern das Blut von der Nase und musste feststellen, dass sofort Neues nach floss. Dieser Kisame hatte wirklich einen verdammt festen Schlag, aber das war nebensächlich. Aus dem Augenwinkel sah er zu Sasuke.

„Alles okay bei dir?“

Er bekam keine Antwort. Stattdessen kam der Jüngere näher und umfasste sein Gesicht. Sanft wurde sein Kopf nach links und rechts gedreht und seine Nase sorgfältig begutachtete. Die Mimik des Schwarzhaarigen war dabei kontinuierlich besorgt. Auf seltsame Art und Weise löste dieser Umstand ein warmes Gefühl in ihm aus und die weichen Finger an seinen Wangen schienen auch das letzte bisschen Aggression in ihm einfach zu ersticken.
 

„Was machst du hier, Kakashi?“ Die Tonlage des Anderen war weich und der Gefragte schüttelte nur mit dem Kopf. Er wollte nicht erklären, dass er hier herumgestreunt war wie irgendein ruheloses Tier und Sasuke beließ es dabei. Mit einer Hand löste der der Junge den Kontakt und fischte ein Taschentuch aus seiner Jacke. Ohne Umschweifen begann der Grauäugige vorsichtig das Blut aus dem Gesicht des Polizisten zu tupfen.

„Dummkopf.“

Leicht strich Sasuke ihm mit dem Daumen über seine Wange, während er noch immer mit der anderen Hand das Taschentuch führte. Kurz fragte Kakashi sich, ob dem Kleineren überhaupt bewusst war, dass er ihm diese Zärtlichkeit entgegenbrachte. Fragen würde er aber nicht, dafür fühlte es sich einfach zu gut an.

„Wohnst du weit weg?“

Er sollte darauf nicht antworten. Auf keinen Fall. Ganz egal wie angenehm diese Szenerie gerade auch war. Es wäre zu gefährlich, würde ihn nur noch weiter persönlich involvieren.

„Eine gute Stunde.“ Er schob seine Nachgiebigkeit auf die Uhrzeit – das musste es sein. Kein normaler Mensch konnte um kurz nach drei Uhr morgens noch rationale Entscheidungen treffen.
 

Abschätzig zogen sich die Brauen des Jungen zusammen und Kakashi hatte das Gefühl, dass, wenn es möglich wäre, Sasuke ihn mit seinem Blick durchlöcherte. Die streichende Bewegung an seiner Wange fror ein und die Stimmung zwischen ihnen wurde kurz angespannt.

Zuerst war Kakashi irritiert und dann verstand er es. Sasuke versuchte ihn einzuschätzen. Aber warum?

„Hast du was mit Drogen zu tun?“ Sasuke klang ernst, machte es dem Grauhaarigen damit unmöglich die Frage als schlechten Scherz abzutun.

„Nein.“

„Ein Vergewaltiger?“ Überrascht blinzelte er kurz.

„Nein.“

„Mörder?“

„Nur am ersten Wochenende des neuen Quartals“, versuchte Kakashi die Situation zu lockern. Er verstand noch immer nicht wie der Schwarzhaarige dazu kam ihm diese Fragen zu stellen, aber der unentspannte Ausdruck im Gesicht des Jüngeren gefiel ihm nicht. Sein Versuch zeigte Wirkung. Die Mundwinkel seines Gegenüber hoben sich ein Stück.

„Ein Schläger?“

„Nicht das ich wüsste. Wobei dieser Idiot gerade es verdient hätte. Also wenn überhaupt wäre ich eher so was wie...“, kurz musste er überlegen, „Batman?“

Das Lächeln von Sasuke wurde breiter, entblößte etwas seine weißen Zähne. „Keine Drogen? Bist du sicher, Batman?“ Jetzt musste auch Kakashi Grinsen. Es spannte etwas im Bereich seiner Nase, aber das war es wert.

„Na komm, lass uns dir das Blut richtig abwischen.“
 

Sie schlängelten sich schon eine Weile durch die Menge an angeheiterten Japanern, als dem Grauhaarigen endlich auffiel, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Abrupt kam er zu stehen, handelte sich nur einen irritierten Blick seiner Begleitung ein, die ebenfalls anhielt.

„Ich muss in die komplett andere Richtung“, teilte er seine Erkenntnis mit dem Schwarzhaarigen.

„Später.“ Das war die einzige Erwiderung die er bekam, ehe er auch schon weiter gezogen wurde.

Kurz darauf verließen sie das Rotlichviertel endlich. Die Straßen waren nun bedeutend leerer und auch der Geräuschpegel hatte sich drastisch gesengt. Kakashi sich um. Sie waren in einem Wohngebiet. Aufmerksam versuchte er sich den Weg einzuprägen. Auch wenn er stark bezweifelte, dass Sasuke ihn verschleppen würde, konnte es nicht schaden.

Sie nahmen eine weitere Abbiegung, kamen in eine Art Hinterhof und Kakashi meinte spüren zu können, wie der Jüngere noch einmal zögerte. Nur kurz, nicht einmal ganz eine Sekunde, aber doch irgendwie merklich. Es überraschte ihn nicht, dass sich auch hier, fast schon versteckt, Wohnungen befanden. Was ihn verwunderte war, dass Sasuke die Außentreppe empor stieg. Sein Verstand schien wirklich nicht mehr ganz wach zu sein, denn erst als er das Klimpern eines Schlüssels hörte setze sich alles in seinem Kopf zusammen.
 

Sasuke wohnte hier.
 

Deshalb die ganzen Fragen und das Zögern. Der Jüngere hatte ihn mit zu sich nach Hause genommen.

Unweigerlich keimte in ihm Unruhe auf, aber bevor er wirklich darin aufgehen konnte, kamen sie vor einer der Wohnungstüren zum stehen und der Kleinere machte sich daran aufzuschließen. So unauffällig wie möglich schielte er auf das Namensschild über der Klingel. Chidori. Er nahm sich fest vor, diese Identität zu überprüfen.
 

~
 

Gemütlich. Das war das erste was dem Grauhaarigen zu der Wohnung einfiel. Sie war nicht sonderlich groß und bestand nur aus einem kleinem Flur und einer Wohnküche. Ein Fernseher, ein Esstisch mit Stühlen und ein schmales Bett, an dem er gerade mit dem Rücken lehnte. Mehr an Einrichtung gab es nicht. Kein einziges Bild befand sich in diesen Räumlichkeiten, dafür jedoch Bücher. Jede Menge Bücher.

Kakashi brach seine Musterung ab und konzentrierte sich wieder auf den Schwarzhaarigen. Dieser war gerade dabei das Gefrierfach des Kühlschranks zu durchforsten, bis er schließlich fündig wurde. Mit einem nassen Lappen und einem tuchumwickelten Kühlakku bewaffnet, kniete er sich vor den Älteren.
 

Sie sprachen nicht miteinander, als Sasuke ihm sanft das Blut aus dem Gesicht wischte. Nicht ein Wort, nur Blicke. Sie waren kurz, wurden immer wieder unterbrochen und doch schickten sie kleine Impulse durch seinen Körper. Warme Blitze die ihn entspannten. Finger die behutsam seinen Nasenrücken berührten. Und der schwache Duft von Sasuke, der ihn aus jeder Ecke der Wohnung einhüllte.
 

„Scheint so, als hätte es schlimmer ausgesehen als es ist. Deine Nase ist noch heil und nicht geschwollen, nur ein bisschen rot. Trotzdem“, vorsichtig wurde ihm das Küchentuch mit dem Kühlakku aufgelegt, „Sicher ist sicher"

Kakashi erwiderte drauf nichts und griff in sein Gesicht, um den Schwarzhaarigen mit dem Halten des Kühlmediums abzulösen.

Ihre Hände berührten sich. Sasuke sah ihn an, fesselte den Älteren mit seinen Blick und ließ ihn nicht mehr los. Nur ein Blick und trotzdem fühlte er sich irgendwie ausgeliefert. Nicht im schlechten Sinne. Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Auf keinen Fall im schlechten Sinne.
 

„Hier wohnst du also?“ Wie von selbst stellte er die Frage.

„Hier wohne ich also“, bekam er die Antwort und der warme Atem des Schwarzhaarigen traf auf sein Gesicht. Sie waren sich immer noch nahe, berührten sich noch immer an den Fingern und keiner von ihnen schien daran etwas ändern zu wollen.

„Du bist wirklich ein komischer Kerl, Kakashi..“ Die Stimme des anderen war leise, schlich direkt in sein Ohr und berührte etwas tief in ihm.

„Und das von jemanden, der einen fast Fremden mit in seine Wohnung nimmt.“ Auch seine Stimme war gesenkt.

Viel zu deutlich nahm er wahr, wie Sasuke sich auf die Unterlippe biss und ein angenehmer Schauer ging durch seine Glieder. Plötzlich und wie aus dem nichts, genau wie die Erkenntnis.

Kakashi wollte mehr.

Mehr über Sasuke wissen, mehr Zeit mit ihm verbringen, mehr Kontakt – einfach mehr. So sehr wie er noch nie etwas gewollt hatte. Er fühlte sich ungewohnt leicht und das obwohl er spürte, dass seine Atmung schwerer ging. Es war ihm egal. Alles war ihm momentan egal. Er wollte einfach nur hier bleiben. Nur ein bisschen länger in der Nähe des Schwarzhaarigen sein und mit ihm reden.
 

„Du bist auch wirklich komisch, Sasuke.“

Er dachte nicht mehr nach, wehrte sich nicht mehr. Seine freien Finger legten sich zärtlich um den Nacken des Jüngeren und vergruben sie in dessen Haar. Mit der anderen Hand fasste er die schmalen Finger des Schwarzhaarigen nun richtig und ignorierte, dass der Kühlakku dabei auf den Boden fiel. Alles was zählte war der Blick, die Berührung ihrer Haut. Es war so verdammt berauschend.

„Ja?", kam die leise Nachfrage.

Kurz keimte in ihm die Warnung von Anko auf. Lass ihn nicht zu nahe an dich ran. Aber genau das wollte er. Das war nicht richtig und so ziemlich der dümmste Wunsch den er jemals gehabt hatte, aber er war es leid.

„Ja.“

Gedankenverloren malte er mit dem Daumen kleine Kreise am Haaransatz Sasukes, nahm fast schon euphorisch wahr, wie dieser leicht den Kopf neigte, um ihm mehr Spielraum zu geben. Langsam aber sicher begann auch die Atmung von Sasuke sich zu beschleunigen. Es gab ihn Sicherheit, bestärkte ihn darin, dass auch er eine Wirkung auf den Jüngeren hatte und ließ ihn neckisch werden.

„Außerdem bist du bis jetzt sehr unhöflich.“ Die Stimme des Polizisten klang heiser.

„Warum?“ Ebenso wie die des Schwarzhaarigen.

„Du hast dich noch nicht bedankt.“
 

Vorsichtig ließ er von den schmalen Finger des Anderen ab, strich über dessen Arm, dann über seine Seite und packten ihn schlussendlich an der Hüfte. Ob er Druck ausübte oder einfach nur folgte konnte er nicht sagen, aber Sasuke kam noch ein Stück näher. Stoff berührte sich.
 

„Nein.“ Heiß traf Sasukes Atem auf seine Lippen. „Das sollte ich auch nicht. Es wäre nicht richtig."

Kakashi hatte das Gefühl jedes einzelne Wort des Anderen schmecken zu können, ebenso wie dessen kurzes, erschrockenes Aufkeuchen, als er ihm spielerisch in die Seite kniff.

„Du bist ganz schön negativ.“

„Nein. Ich bin nett, auch wenn du das nicht siehst. Du bist zu gierig.“ Die Luft schien sich elektrisch aufzuladen, als Sasuke sich etwas nach vorne beugte und sie nun Stirn an Stirn berührten, Nasenspitze an Nasenspitze, die Augen geschlossen. „Ich bin...ich arbeite fast jeden Tag. Es gibt kein Exklusivrecht, Kakashi. Nicht für dich und nicht für mich.Besonders nicht für...Leute wie mich. Es bringt keine Vorteile, nur Nachteile. Kein vorgespielter Frieden mehr, nur noch Realität. Willst du das?“
 

Alles in ihm schrie „Ja". Aber es ging nicht nur um ihn – schon lange nicht mehr. Kakashi zog den Schwarzhaarigen näher zu sich. So lange, bis er endlich auf seinem Schoß saß.
 

„Was wenn es gar nichts ändert, weil es schrecklich wird? Wir könnten es dann immer noch vergessen. Oder nicht?"

Keine Antwort. Nur Sasukes unruhiger Atem, der über Kakashis Gesicht strich.

Eine wacklig Stille umhüllte sie. Stille und eine seltsame Spannung, die mit jedem ihrer Atemzüge weiter wuchs. Immer größer, immer erdrückender, bis er das Gefühl hatte darunter zu brechen. Es wurde zu viel, zu real. Es war kein Knistern. Es war ein verdammtes Donnerngrollen. Gefährlich und elektrisierend.

Bis es sich endlich entlud.
 

Ihre Lippen prallten aufeinander. Hart und hungrig. Sasuke packte mit beiden Händen sein Gesicht, zog ihn näher, umklammerte ihn, während ihre Münder ungeahnt intensiv miteinander agierten. Fahrig fuhr der Jüngere ihn durch das Haar und bewegte sich auf ihm. Heiße, alles überrollende Wellen schwemmten durch Kakashis Körper. Jedes Blutplättchen in seinem Organismus fing an zu kochen. Ihre Atmung ging schwer und hallte laut in seinen Ohren nach. Immer wieder fanden ihre Lippen zueinander.

Immer und immer wieder.
 

„Siehst du? Es ist total mies“, brachte er atemlos zwischen zwei Küssen hervor, während er unruhig und ohne Unterlass den Rücken des Schwarzhaarigen entlang strich.

„Total schrecklich“, bestärkte Sasuke ihn, presste sich heftig gegen seinen Körper und küsste ihn erneut.

Es war bitter süß, wie makellos ihre Lippen zueinander passten. Noch nie hatte der Hatake so etwas erlebt. Es war berauschend, unkontrollierbar und eine kleine, viel zu leise Stimme in seinem Verstand flüsterte ihm zu, dass es falsch war. Aber auch sie erstarb, als die warme Hand des Jüngeren sich unter sein Oberteil schob und begierig seine Brust erkundete.
 

Alles um ihn herum verschwamm. Da war nur noch der Andere. Nur Sasuke. Seine weiche Haut, die er mit seinen Händen berührte. Seine Lippen, die er immer wieder in Beschlag nahm und besitzergreifend hineinbiss. Seine Stimme, die ihn in regelmäßigen Abständen mit perfekten kleinen Lauten anheizte. Sasuke. Nur Sasuke.

„Scheiße“, es war nur ein atemloses Flüstern des Grauäugigen und Kakashi knurrte auf.

„Das kannst du laut sagen.“

„Kakashi.“ Rau wurde sein Name ausgesprochen. Herrisch presste der Hatake seine Lippen gegen das Schlüsselbein des anderen.

„Kakashi.“ Genüsslich fuhr er mit seiner Zunge den blassen Hals hinauf und brachte den Schwarzhaarigen damit zum zittern. Aber das reichte ihm nicht. Er wollte mehr. Mehr als nur ein Zittern, mehr als nur seinen Namen.

Kakashi bockte auf, stieß mit mit seinem Becken gegen das des Kleineren. Ihre intimsten Stellen kollidierten miteinander und das kurze Aufstöhnen Sasukes machte ihn wahnsinnig. Verdammt, er genoss es.

Es war perfekt. Unsagbare, quälende Perfektion.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich kommen sich die beiden auch körperlich näher. Viele von euch haben sich ja schon seit einigen Kapiteln mehr Intimität gewünscht. Hoffentlich konnte ich euch gerecht werden. :)
Irgendwie war es seltsam die Szene zu schreiben, weil das noch ziemliches Neuland für mich ist. Also explizite Momente mit 'greifbarer'....Leidenschaft? Kann man das so sagen? Es ist ja nicht wirklich ein Lemon...also... Wollt ihr überhaupt ein Lemon? So generell?

Vielen lieben Dank fürs Lesen und natürlich für die Kommentare zum letzten Kapitel. Es freut mich unheimlich, dass euch meine kleine Geschichte gefällt! :)
Wenn ihr mögt, bis zum nächsten Mal,
eure Lilithen Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
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Von: abgemeldet
2017-09-02T08:54:48+00:00 02.09.2017 10:54
Heey :D
Tut mir leid, dass mein Kommentar erst so spät kommt, ich hatte die letzten Monate kaum Zeit für irgendwas ):
Dieses Kapitel war wunderschön! Absolut perfekt!
Irgendwie fand ich den Gedanken daran, dass Kakashi ums Himitsu herumschleicht witzig xD Aber gut, dass er es getan hat, so konnte er Sasuke helfen :D Normalerweise mag ich Kisame ja, besonders in Kombo mit Itachi, aber hier ... grrrrr der soll bloß seine Finger von Sasuke lassen >_<
Und dann kommt das beste überhaupt: Sasuke nimmt Kakashi mit zu sich nach Hause - waaah - Fangirl-Moment :'D
Ich find die Stimmung zwischen den beiden wahnsinnig toll! Du bringst das alles echt so gut rüber, ich bin echt neidisch, wie gut du mit Wörtern umgehen kannst ♥ Du lässt die beiden nur küssen und es ist jetzt schon ein Feuerwerk von Gefühlen und super spannend und echt schön zu lesen, also bin ich mir sicher, dass, falls du einen Lemon schreiben würdest, er bestimmt ganz großartig werden würde! :D Lemons müssen ja nicht sein, ich finde die Geschichte wichtiger, aber sie sind so wie ... hmmm ... die Kirsche auf dem Sahnehäubchen? xD Es reicht aber oft auch, einen Lemon nur anzudeuten, ohne ihn wirklich zu schreiben, damit kann man auch Spannung erzeugen finde ich - besonders wenn man ein so guter Autor ist wie du! ;D Also zu deiner Frage: Lemon ja, wenn du dich wohlfühlst dabei ihn zu schreiben und er in die Situation passt, ansonsten ist deine Geschichte auch ohne Lemon perfekt und sehr lesenswert und ich liebe sie auch so ;D Ist halt meine persönlich Meinung, ich weiß leider nicht, wie andere da so denken xD Mir fällt es oft schwer Lemons zu schreiben und irgendwie ist es mir oft peinlich xD Aber das Gefühl schwächt mit der Zeit ab, besonders wenn man positives Feedback von den Lesern bekommt :3
Und nochmal zurück zum Kapitel - diese Stelle:
>>„Siehst du? Es ist total mies“, brachte er atemlos zwischen zwei Küssen hervor, während er unruhig und ohne Unterlass den Rücken des Schwarzhaarigen entlang strich.
„Total schrecklich“, bestärkte Sasuke ihn, presste sich heftig gegen seinen Körper und küsste ihn erneut.
Es war bitter süß, wie makellos ihre Lippen zueinander passten. Noch nie hatte der Hatake so etwas erlebt. Es war berauschend, unkontrollierbar und eine kleine, viel zu leise Stimme in seinem Verstand flüsterte ihm zu, dass es falsch war. Aber auch sie erstarb, als die warme Hand des Jüngeren sich unter sein Oberteil schob und begierig seine Brust erkundete.<<
- die ist mindestens genauso amüsant wie wahnsinnig gut und gefühlvoll geschrieben! :D
Ich kann echt nicht oft genug sagen, wie sehr ich deine Geschichte und deinen Schreibstil liebe ♥
Bin schon suuuuuuuuuuuuuper gespannt aufs nächste Kapitel!!
Ganz liebe Grüße,
Marie
Von:  Scorbion1984
2017-07-01T05:03:45+00:00 01.07.2017 07:03
Na das bringt bestimmt eine Menge Schwierigkeiten !
Gut geschrieben !


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