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PMD Himmel jenseits von Zeit und Dunkelheit - Reptains Sicht

von

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06 - Verwobene Pfade

         Reptain kam nur sehr langsam wieder zu Bewusstsein was unter anderem daran lag, dass sich seine Sinne nur sehr langsam regten und er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Er konnte nicht beurteilen, ob das daher rührte weil er allgemein geschwächt war oder eine Reise durch das Dimensionale Loch andere Auswirkungen hatte als eine Reise durch den Zeittunnel. Angestrengt versuchte er seine Augen zu öffnen, aber seine Lieder waren so unglaublich schwer, dass er sie nur mit viel Mühe überhaupt zu einem Spalt öffnen konnte. Sein Kompletter Körper fühlte sich wie gelähmt an und jede Bewegung schmerzte, soweit er sich überhaupt bewegen konnte.

         Grelles Licht durchflutete sein Sichtfeld als er mit seinen schweren Augen blinzelte. Aber es war kein Licht wie das, welches er die letzten Tage so oft gesehen und genossen hatte. Es war ein kaltes, flimmerndes Licht welches von der Elektrizität von ein paar Elektropokemon herrühren musste. Sein Kopf dröhnte fürchterlich und fühlte sich an als würden endlos viele Steine darin ruhen die von innen gegen seine Schädeldecke einschlugen.

         Reptain rollte sich von dem Rücken auf dem er gelegen hatte, zur Seite bei dem fast schon erbärmlichen Versuch aufzustehen. Er war immer noch gefesselt, aber Evoli war nicht mehr an seinem Rücken gefesselt. Aber der Knebel um sein Maul war noch da, obwohl er sich nicht mal danach fühlte überhaupt schreien zu können. Mit einem - durch den Knebel - unterdrückten Stöhnen versuchte er erneut sich aufzurichten, was ihm auch nach einigen Anläufen und Mühen gelang. Reptain versuchte sich anzuspannen, doch kein Muskel in ihm wollte sich mehr als nur nötig anstrengen und er ließ den Kopf lediglich sinken während seine Gedanken nur schleppend sein Gehirn erreichen wollten. Nur sehr langsam schaffte er es, sich auf die Beine zu stemmen, wobei er sogar um sein Gleichgewicht fürchtete. Warum war er nur so extrem geschwächt? Ein solches Gefühl der absoluten Machtlosigkeit hatte er noch nie verspürt. Nach ein paar Herzschlägen, nachdem er sein Gleichgewicht gefunden hatte, hob er seinen Kopf und blickte sich mit trüben, gelben Augen um. Er fasste die metallischen Gitterstäbe in seinen Blick und nur langsam regte sich sein Denkvermögen, obwohl er sich zwang wenigstens seine Gedanken zu klären. Also, war er jetzt doch in einem Gefangenenraum im Gefängnis. Dort, wo man ihn immer haben wollte, er aber zu gerissen gewesen war um sich hierher bringen zu lassen. Bis jetzt.

         Vor den Gefängnisstangen war eine Bewegung zu erkennen als sich die Schatten teilten und das Gittertor geöffnet wurde. Zwirrfinst drang in den Raum ein und baute sich monströs wirkend vor Reptain auf, der versuchte langsam und möglichst ohne zu taumeln zurückzuweichen. Auch wenn sein Denkvermögen verlangsamt war, dass dieses Pokemon sein Feind war, hatte sich schon sehr tief in sein Unterbewusstsein verankert und Reptain starrte ihn hasserfüllt an, wobei sein Blick in Wirklichkeit sehr schwach wirkte. »Hmpf... Fast hättest du alles ruiniert.«, donnerte Zwirrfinsts dröhnende Stimme und er drang immer weiter in die Zelle ein. Reptain hatte gar keine andere Möglichkeit als immer weiter zurückzuweichen. »Das du, - ... diesem Evoli davon erzählt hast was du mit deinen Taten vorhast und was mein wirklicher Plan ist, war wirklich schlau von dir, Reptain. Aber du konntest nicht wissen wie sie reagiert, stimmt's? Du hattest keine Ahnung, dass sie versuchen würde mich direkt darauf anzusprechen.« Zwirrfinst hielt kurz inne und begann zu säuseln. »Du hattest natürlich keine Ahnung, dass ich euer Gespräch ausgezeichnet hören konnte.«

         Reptain drang mit dem Rücken gegen die felsige Wand hinter sich und drückte sich so gut er konnte dagegen, während hingegen Zwirrfinst immer nur näher auf ihn zukam. Mit einem schnellen wisch von Zwirrfinsts großer Pranke schlug er Reptain hart ins Gesicht und der Knebel um Reptains Kiefer löste sich.

         Reptain wollte sprechen, doch der Knebel der ihn so lange am Sprechen gehindert hatte zollte nun seinen Tribut und mehrere Wellen des Schmerzes strahlten von seinem Kiefer aus, dass er mit den Zähnen knirschte und sich gegen die Wand hinter sich presste. Nur unter Mühen brachte er heraus: »Tse... Es war nicht meine Absicht jemand Fremden einzuweihen und dir überflüssige Arbeit zu machen, Zwirrfinst. Verzeihung.« Purer Sarkasmus lag in seinen Worten und Zwirrfinst verengte sein Auge argwöhnisch.

         »Heh, um ehrlich zu sein hast du mir damit einen Gefallen getan.«, erwiderte Zwirrfinst und Reptain sah ihn skeptisch an. Doch Zwirrfinst winkte ab. »Du weißt hoffentlich, dass ich schon lange auf diesen Augenblick gewartet habe? Tu mir den Gefallen, Reptain, und winsel um Gnade. Winsel um dein erbärmliches, unbedeutendes Leben.«, fügte Zwirrfinst düster und säuselnd hinzu.

         »Träum weiter. Wir sehen uns in der Hölle wieder.«, stieß Reptain fast schon lächelnd aus. Nur langsam wollten sich seine Kräfte regenerieren und konnte deswegen nicht verhindern dass er zusammenbrach, nachdem Zwirrfinst ihm mit seiner großen Pranke in den Magen schlug. Keuchend versuchte Reptain nach Luft zu schnappen, versuchte aber jeden letzten Rest seiner Würde einzufordern, indem er nach oben zu Zwirrfinst starrte. »Warum...?«, keuchte er doch Zwirrfinst lachte nur leise und sadistisch.

         Er packte Reptain an seinen Fesseln um den Rumpf und zwang ihn mit einem Ruck wieder auf die Beine auf denen Reptain sich im ersten Moment noch nicht einmal halten konnte. Zwirrfinst drückte Reptain gegen die kalte Felswand hinter ihn. »Ach, die Zobiris haben dir einen Schlafsamen und einen Flairsamen eingeflößt, während du noch von der Zeitreise benebelt warst.«, sprach Zwirrfinst leise und grinste überheblich. »Wie ist es, schwach zu sein, Reptain?«, säuselte er. »Wie ist es, allein zu sein?«

         Reptain verengte die Augen und blickte kalt in Zwirrfinsts Auge, ehe er den Kopf von ihm abwandte und in eine andere Richtung sah. Zwirrfinst lachte triumphierend und nahm seine Pranken von ihm. Sechs Zobiris kamen in die Gefängniszelle gestürmt und stellten sich hinter Zwirrfinst auf, während sie Reptain mit ihren eckigen Augen anfunkelten. »Nehmt ihn in den Hinrichtungsraum mit. Und dann bringt auch dieses Evoli sobald sie wach ist.«, befahl Zwirrfinst und die Zobiris nahmen Reptain an den Seilen. Dieser war noch zu schwach um sich auch nur irgendwie wehren zu können. Torkelnd und um sein Gleichgewicht ringend zogen ihn die Zobiris gnadenlos voran. Es sah wirklich sehr schlecht für ihn aus, wenn die Wirkung der Samen nicht bald nachlassen würde.

         Die Zobiris brachten Reptain in einen stockdunklen Raum an die sich seine Augen nicht gewöhnen wollten. Während mindestens zwei Zobiris ihn an eine Säule gedrückt hielten und ihn an dieser fesselten, wusste er bereits was das alles zu bedeuten hatte. Die kleinen Handlanger von Zwirrfinst verrichteten ihre Aufgabe mit peinlichster Sorgfältigkeit, als sie das Seil mehrmals von seinem Hals bis zu den Füßen straff um Reptain und die Säule spannten und ihn so an ihr festbanden. Viel öfter wurde das Seil um ihn gespannt, als es eigentlich nötig gewesen wäre, da er sich ohnehin noch immer kraftlos fühlte. Reptain hatte gerade noch so viel Freiraum um seinen Kopf und seine Hals zu bewegen, als die Zobiris durch ein großes Tor huschten das nur für kurze Zeit den Hinrichtungsraum erhellen ließ, ehe das Tor wieder geschlossen wurde.

         Sie ließen ihn in der Stille und der Leere zurück, die wie unheilvolle Omen auf ihn einfielen und er glaubte allein unter dieser Last zu zerbrechen. Unter der Schwärze. Der Dunkelheit. Reptain kam kurz der Gedanke, dass die Zobiris wohl auch bald Evoli holen würden. Er durfte sich nicht aufgeben. Er musste doch überleben. Reptain versuchte sich zu recken, sich irgendwie zu strecken oder sonst irgendeine Bewegung auszuführen. Schließlich schüttelte er seinen Kopf und bewegte ihn wild, als er mit dem Hinterkopf gegen die Säule hinter sich stieß. Er durfte nicht aufgeben, aber sein Körper fühlte sich so taub, so ohnmächtig an.

 

         Reptain öffnete seine Augen, doch genauso gut hätte er sie auch verschlossen lassen können. Die Dunkelheit und die Schwärze hüllten ihn komplett ein, sogar seine Gedanken wollten sich nicht mehr rühren, während er diese unendliche Schwärze betrachtete. In der Schwärze waberten auf einmal Nebelschwaden die sich von der Dunkelheit abhoben und malten eine Gestalt in die Luft. Ein großgewachsenes Mädchen in ihrer Lederjacke, einer engen Hose und schwarzen Lederstiefeln formte sich wabernd aus den Nebeln heraus. Sie grinste ihn keck an. »Wir sind nicht so weit gekommen um jetzt aufzugeben.«, sprach das Mädchen in einer für Reptain nur allzu vertrauten Stimme die sich allerdings anhörte als würde sie von weit herkommen und mehrmals nachhallen. Ihre braunen Haare wippten und waberten zugleich als sie den Kopf schüttelte.

         Reptain blinzelte. Halluzinierte er? Was war das? Nun, wenn es eine Illusion ist, war es eine sehr schöne die er da sehen konnte. Dem Tode geweiht, sah er dem Wesen entgegen dass nicht nur sein Partner, sondern auch sein Freund geworden war. Skampi. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

         »Weißt du noch, wie wir uns das erste Mal begegnet sind?«, fragte die Nebelgestalt nachhallend, die Skampi darstellte.

         Reptain nickte schwach und hob seinen Kopf. »Du hattest mich befreit...«, murmelte er leise, doch wurde er von einem freundlichen Lachen unterbrochen. »Nein du Dummerchen! Ich meine das 'wirklich' erste mal.«, lachte die Gestalt in den Nebeln und fuhr fort. »Du hast mir das Leben gerettet, damals. Und du hast dich entwickelt.«

         Reptain erstarrte. Nicht weil er Schmerzen hatte, oder weil er geschwächt war, oder wegen der Tatsache dass er sich absolut nicht bewegen konnte wegen seiner Fesseln. Er erstarrte innerlich. »Ich hatte es nie vergessen.«, wisperte die Nebelgestalt leise. »Wie könnte ich es auch?«

         »Skampi...«, murmelte Reptain gerührt und er merkte wie seine Augen feucht wurden. »Du warst damals noch sehr klein.«

         Ein fast schon kindliches Kichern war zu hören. »Das stimmt, damals war ich wirklich noch sehr jung gewesen.«, gab die Nebelgestalt von Skampi zu und ihre Gestalt verschwamm für einige Sekunden. Die Nebel teilten sich vor seinen Augen und formten sich erneut und eine viel kleinere Gestalt stand nun neben Skampis Nebelgestalt die wieder ihre Form eingenommen hatte. Ein kleines Mädchen, welches ihr zum verwechseln ähnlich war. Reptain lächelte, nur leider sehr bitter. Irgendwie wünschte er sich, es wäre die Wirklichkeit und nicht nur ein Streich seiner Gedanken. Eine Halluzination.

         »Weißt du Reptain...«, begann wieder die erwachsene Skampi zu sprechen. »Wäre ich dir damals nicht über den Weg gelaufen, mal von den Zobiris abgesehen, ich wäre wohl verrückt geworden. Ein Mensch, der mit einem Pokemon sprechen kann? Niemand wollte mir glauben. Alle sagten ich wäre verrückt, eine Spinnerin. Meine Begegnung mit dir allerdings, hat mir gezeigt, dass es eine wertvolle Gabe ist.«, erzählte die Nebelgestalt.

         Reptain konnte nichts mehr sagen. Zu sehr war er von seinen Gefühlen überwältigt die in ihm hochstiegen. »Reptain?«, fragte Skampis Gestalt in den Nebeln nun weiter. »Erinnerst du dich an unser Versprechen?« Leise hallte ihre Stimme und erreichte sein Gehör. »Ich denke, es sollte erweitert werden, findest du nicht auch?«

         Reptain blickte Skampi teilweise fragend, teilweise apathisch an. »Wie meinst du das?«, fragte er und ließ dabei absichtlich die Tatsache bei Seite, dass er nie wieder die Möglichkeit haben würde das Versprechen in einen Baum zu ritzen, geschweige denn es erweitern zu können.

         »Na unser Versprechen, den du an einen Baum geritzt hast. Er sollte erweitert werden.«, redete die Stimme unbeirrt weiter. »Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist.«, erinnerte die Nebelgestalt ihn und kicherte belustigt. »Sag bloß das hast du vergessen? Du warst auch schon mal fitter im Kopf.«, neckte sie freundlich.

         »Richtig...« Reptain senkte den Blick. »Ich-... Ich bin nicht dazu gekommen Skampi...«, gestand er nun, doch die Nebelgestalt ließ sich immer noch nicht beirren.

         »Du wirst eine weitere Möglichkeit bekommen, da bin ich mir sicher. Aber du musst mir jetzt zuhören.« Reptain hob nach ihren Worten den Blick erneut. Hoffnungslos sah er die Gestalt in den Nebeln an. Seine Skampi, die immer optimistisch war und sogar ein Scheitern nicht akzeptieren wollte, selbst wenn man es ihr direkt vor die Nase hielt. »Wir müssen den Sonnenaufgang beschützen.«, sprach Skampis Nebelgestalt weiter und Reptain erinnerte sich. Der umwerfende Anblick des Sonnenaufgangs, den er das erste Mal gesehen hatte als er in die Welt der Vergangenheit reiste. Es war überwältigend gewesen und nach wie vor konnte er es nicht in Worte fassen. »Das ist unsere Aufgabe, Reptain,« erklärte Skampi weiter und klang sehr ernst.

         Reptain schüttelte langsam den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Ich habe versagt...«, kam es aus seinem Mund, doch die hallende Stimme erhob sich erneut hauchend. »Erinnerst du dich an meine Kette Reptain? Die, die damals in meiner Gürteltasche war, als du sie mitgenommen hattest?«

         Reptain hob den Blick matt. »Die Kette mit dem himmelblauen Topfenanhänger? Ja, ich erinnere mich an sie.« Reptain nickte matt, nicht sicher was Skampi damit bezwecken wollte. Konnte sie nicht sehen wie aussichtslos seine Situation war?

         »Genau.«, sie lachte erneut freundlich. »Ich habe ihn nun nicht mehr.« Reptain sah auf, zu der Nebelgestalt die nun direkt vor ihm stand. Ihr Gesicht lang in Schatten, aber er konnte dennoch die feinen Konturen ihres Gesichts erkennen. »Sie bedeutet dir doch alles!«, rief Reptain fast erschrocken aus.

         »Ja, sicher. Sie 'hat' mir alles bedeutet, Reptain.«, entgegnete Skampi ruhig. Er verstand nicht was sie ihm damit sagen wollte. »Aber während unserer Zeitreise durch den Zeittunnel hat sich das geändert.«, fügte sie traurig hinzu und hob ihre von Nebeln umwobene Hand. Sie berührte Reptain und strich ihm über den flachen Kopf und über die Seite seines Halses. »Eine Kette ist ein Gegenstand. Eine von Tag zu Tag immer schwächer werdende Erinnerung. Aber ein Freund, der immer zu einem steht, einem den Rücken frei hält, mit dem man lachen und weinen gleichermaßen kann, ja, der sollte einem alles bedeuten. Reptain, du bedeutest mir alles.«, hauchte Skampi leise und die Nebel um ihre Handfläche leuchteten blau auf. Die Nebelschwaden trennten sich von ihrer Hand und wanderten langsam zu Reptain während sie um ihn tanzten und sich dann wie ein Schleier über ihn legten. Hinter ihm leuchtete ebenfalls etwas kurz auf, was er aus den Augenwinkeln sehen konnte. In einer seiner Klauen entstand ein unscheinbarer Druck und ein Gegenstand manifestierte sich in dieser.

         Reptain fühlte sich wieder munterer. Seine Gedanken hatten sich geklärt während sein Denkvermögen gestochen scharf wirkte. Kein einziger, seiner Muskeln rebellierte mehr als er versuchte sie anzuspannen und Reptain starrte Skampis Nebelgestalt an. »Der Anhänger, ist kein gewöhnlicher. Erinnert er dich nicht an einen ganz bestimmten Gegenstand?«, fragten die Nebel nun neckend und zwinkerten Reptain zu. Reptains Augen wurden zunächst schmal während er grübelte, doch dann weiteten sie sich. »Das ist doch-...?«, doch Skampi fiel ihm ins Wort. »Ganz recht.«, lachte sie nickend. »Genau das und nichts anderes.«

         »Aber wie?«, fragte Reptain wehmütig, doch die Nebel lösten sich langsam auf und mit ihnen Skampis Gestalt. »Denk an unser Versprechen Reptain.«, hauchte die Stimme sanft während ihre Gestalt immer undeutlicher wird. »Wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben. ... Wir sind es, die den Sonnenaufgang beschützen werden...«

         »Nein! Skampi!«, rief Reptain als ihn plötzlich die Panik packte und er glaubte eine eisige Klaue wird tief in sein Herz gerammt, doch der Nebel war bereits verschwunden. Eine stille Träne lief an Reptains Wange hinunter während er auf die Stelle starrte an der die Gestalt noch zuletzt gestanden hatte. Wo sie in der Dunkelheit verschwunden war.

 

         Reptain öffnete langsam seine Augen und starrte wieder in die Dunkelheit. Hatte er sie nicht die ganze Zeit offen gehabt? Verwundert blinzelte er. Sein Gesicht, es war trocken. Keine Träne hatte je seine Augen verlassen, aber wie war das Möglich? Reptain spähte in die Dunkelheit und lauschte der Stille, als es ihm langsam klar wurde. »Es war... Nur ein Traum...«, sprach er sehr leise während der dumpfe Schmerz an seinem Hinterkopf zaghaft pochte. Doch was für ein merkwürdiger Traum das war, als wäre eine Erinnerung von Skampi zu ihm gekommen, eine Erinnerung die eigenständig handelte. Reptain beugte sich leicht vor, als er plötzlich inne hielt. Probeweise spannte er seine Muskeln an die seinem Befehl sofort Folge leisteten. Er fühlte sich viel kräftiger als er eigentlich sein durfte, denn bevor er wohl 'geschlafen' hatte, war die Wirkung der ihm eingeflößten Samen noch völlig aktiv gewesen. Seine Augen weiteten sich kaum merklich als eine seiner Klaue, durch den Druck seiner Bewegungen etwas quetschte. Ein Gegenstand befand sich darin, er konnte die ovale Form erkennen die zwischen seinen Klauen drückte. Nein... Das konnte doch nicht...?!

         Reptain richtete sich kerzengerade auf. Skampi war tatsächlich hier? Doch wie? Oder hatte er doch nur geträumt? Hatte sie ihm den Gegenstand über seinen Traum gegeben? Aber wie? Wie war das Möglich gewesen? Die Fragen türmten sich auf, während er fieberhaft und angestrengt nachdachte um eine Antwort zu finden.

         Augenblicklich prüfte Reptain alle seine Sinne und noch einmal seine Muskeln. Ja, er konnte jede Pore seines Körpers fühlen, wie sie gegen die dicken Seile kämpften, die Reibungen von ihnen auf seiner Haut spüren, hören, wie sie sich leise streckten. Sein Körper schmerzte kaum noch, war das dieser merkwürdige, blaue Nebelschleier gewesen? Wie hatte Skampi das gemacht? Im Grunde genommen konnte es ihm egal sein wie sie es angestellt hatte, sie hatte ihm wieder Hoffnung gegeben, den Mut um weiter zu machen. Eine Möglichkeit um hier zu überleben. Starr überlegte er schnell, was er tun könnte um hier herauszukommen und zerrte ein weiteres Mal an den Seilen. Auch wenn sie leise Geräusche der Streckung von sich gaben, bewegten sie sich keinen Millimeter. Zähneknirschend dachte Reptain, dass die Zobiris wirklich gute Arbeit geleistet hatten, er konnte sich kaum bewegen. Von dieser Säule würde er sich nicht befreien können. Wenn er wenigstens seine Arme etwas bewegen könnte, doch seine scharfen Blätter wurden nur starr gegen das Marmor hinter ihm gequetscht.

         Plötzlich hörte er wie das Tor geöffnet wurde und erkannte die Schatten der Zobiris die ein kleines Fellbündel vor sich her schubsten. »Hey! Schubs mich nicht so!«, knurrte eine weibliche Stimme. Reptain schmälte zufrieden die Augen. Natürlich, Evoli... Das war es. Zwirrfinst möchte Evoli auch loswerden und das würde er in einem Abwasch erledigen um keine Zeit zu vertrödeln. Sie mussten zusammenarbeiten. »Aua! Das tut weh!«, beklagte sich Evoli lautstark. Es war sein Glück - ein Glücksfall - dass er und Evoli in der selben Hinrichtungskammer, zur selben Zeit gerichtet werden sollten. »Hey!«, rief Evoli erneut und fauchte erbost, dann hörte Reptain wieder wie die Zobiris davon huschten. Doch wie, sollte er nur Evolis vertrauen so weit erlangen, dass sie mit ihm zusammenarbeiten würde?

         »Hallo?«, rief Evoli etwas unsicher durch die stockdunkle Finsternis, doch Reptain antwortete ihr nicht. Er blieb still, scheinbar reglos. Evoli hatte schon einige gute Ansätze gezeigt ihm zu trauen, aber wie konnte er sie dazu bringen das du tun, was er von ihr wollte ohne dass er seinen Plan zu enthüllte? An den Wänden gingen nun die Fackeln an, eine nach der anderen wurde entzündet und der Hinrichtungsraum wurde nach und nach erhellt. Die Felswände waren kahl und der Boden bestand teilweise aus Sand. Die Säulen an denen er - und wie er aus den Augenwinkeln feststellen konnte auch Evoli - festgebunden waren, bestanden aus weißen Marmor. »Reptain?! Was machst du denn hier?!«, rief Evoli hektisch, als sie ihn erkannte.

         Reptain bewegte langsam seinen Kopf zu Evoli und sah sie aus verengten Augen heraus an. Er begann in eine Rolle zu schlüpfen, in eine Rolle die einige hier erwarteten und andere vermutlich nicht kannten. Es war seine einzige Chance und er musste sie ausprobieren. Etwas anderes blieb ihm ja noch nicht mal übrig. »Was ist das hier? Was geschieht nun mit uns?«, fragte sie aufgeregt. Evoli hatte wohl keine Samen verabreicht bekommen, die ihre Sinne beeinträchtigten. Das war sehr gut für seinen Plan. »Wir sind...«, begann er und sein Blick wirkte für einen Herzschlag lang feindselig. »... In einer Hinrichtungskammer.«

         »Einer WAS?!«, schrie Evoli spitz aus und Panik ergriff sie als sie versuchte sich von ihren Fesseln zu lösen die ebenfalls dick um sie geschlungen waren. »Aber warum? Wozu? Was ist das hier? Ist das hier die Zukunft?«, überhäufte Evoli ihn mit Fragen.

         »Hmpf...«, machte Reptain die Abfällige Bemerkung und hob seinen Kopf als er scheinbar völlig ruhig zum Tor starrte. »Es ist mir egal, was du angestellt hast. Aus irgendeinem Grund wollen sie dich auch aus der Geschichte tilgen.«, sprach er völlig gelassen obwohl sein Herz laut gegen seinen Brustkorb schlug und er hoffte dass sie es nicht hören konnte.

         »Aus der... Moment WAS?!« Evoli versuchte sich abermals gegen die Fesseln zu stemmen und sich freizukämpfen, doch war sie ebenso erfolglos wie Reptain. Auch sie war bis zum Hals mit dicken Fesseln gegen die Säule gebunden, da half alles zerren und rücken nichts. »Das ist ein Fehler! Es hieß doch, dass sie mich freilassen und ich mein Dasein hier fristen muss!«, rief Evoli aus.

         »Tse... Wie gesagt, es ist mir egal. Du solltest dich einfach damit abfinden.«, erwiderte Reptain gelassen und arrogant.

         »Wie zur Hölle kannst du nur so ruhig bleiben?!«, schrie Evoli ihn von der Seite her fassungslos an. Reptain zischte leise als das Tor wieder geöffnet wurde und sechs Zobiris eintraten, gefolgt von einem weiteren Pokemon. Es war Zwirrfinst. Reptain zwang sich nicht zu schlucken. Seine Zeit lief ihm davon. Er hoffte nur dass er überzeugend genug war.

         »Zwirrfinst!«, rief Evoli erbost. »Was hat das zu bedeuten? Ich sollte nicht gefangen gehalten werden! Du hast gelogen und mich hier in diese Zukunft verschleppt und jetzt bin ich immer noch gefesselt!« Mit wütenden Augen starrte sie auf Zwirrfinst der ihren Blick nur kalt und emotionslos erwiderte.

         »Diese beiden Pokemon wurden verurteilt, den Lauf der Geschichte verändern zu wollen. Sie werden hiermit des Hochverrats angeklagt. Die einzige Strafe ist die sofortige Hinrichtung.«, donnerte Zwirrfinsts Stimme dumpf und bedrohlich leise als er sprach.

         »Nein! Zwirrfinst! Bist du wahnsinnig?!«, schrie Evoli entsetzt auf. »Welche Geschichte wollte ich denn schon verändern?! Von was redest du eigentlich?!«

         »Pah! Spar dir deinen Atem.«, zischte Reptain sie von der Seite an ohne sie anzusehen. Sein Blick lag beunruhigend ruhig auf Zwirrfinst. »Es hat keinen Sinn sich mit dieser Marionette zu unterhalten.«

         Evoli drehte ihren Kopf zornig zu Reptain und Funken sprühten aus ihren Augen. »Was meinst du mit einer Marionette?!«, fragte sie laut und wütend. Anscheinend wurde sie immer zorniger darüber wie ruhig Reptain reagierte, wie gelassen er das anscheinend alles sah und wie machtlos sie war.

         »Ja, Zwirrfinst ist eine Marionette die nur Befehle ausführt von Schatten-...«, doch weiter kam Reptain nicht. Zwirrfinst hatte einen Befehl gegeben und ein Zobiris sprang auf Reptain zu. Eine Kratzfurienattacke wurde ausgeführt, was Reptain zum Glück noch rechtzeitig bemerkt hatte und sich so weit wie er nur konnte vorbeugte. Der Angriff verfehlte ihn nur um Haaresbreite als Staub aufgewirbelt wurde und die obere Hälfte der Säule über ihn zur Seite auf den Boden fiel und zerbarst. Reptains Herz klopfte wie wild als er den sauberen Schnitt der Säule erkannte. Das war knapp. »Reptain!«, rief Evoli entsetzt, die durch den aufgewirbelten Staub und dem Sand zunächst nichts erkennen konnte. Nur blinzelnd konnte sie ihn einige Herzschläge später wieder ausmachen und sie wirkte zutiefst erleichtert.

         »Es reicht, Reptain!«, rief Zwirrfinst drohend. »Die Hinrichtung wird gleich beginnen. Gedulde dich noch.« Mit einem sadistischen grinsen wand er sich wieder den Zobiris zu, die ihre Kraft mit einigen ausgewählten Samen steigerten. Die Augen der Zobiris funkelten bereits gierig.

         »Wie soll das nur jemand überleben...?«, fragte Evoli hoffnungslos während ihre Ohren nach unten sanken.

         Reptain hob seinen Kopf arrogant, schmälte seine Augen und sah Evoli listig, grinsend an. »... Was ist los? Angst?«, fragte er unbekümmert.

         »Noch vor ein paar Atemzügen sah es so aus als wärst du in zwei Hälften geteilt worden, Reptain! Du blöder Käfermagnet! Hör endlich auf so cool zu wirken!«

         Oh, sie begann mit Schimpfwörtern um sich zu werfen. »Tse...«, entfuhr es Reptain und ein Seitenblick auf die Zobiris und Zwirrfinst verriet ihm, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. »Hmpf... Bist du auch noch zu irgendetwas anderem zu gebrauchen außer ständig dein übergroßes Mundwerk offen zu haben du Evolutionsbremse?«, entgegnete Reptain so gelassen wie er nur konnte und schenkte ihr sein süffisantestes Lächeln, das er aufbringen konnte.

         Evoli regte sich zunächst gar nicht. Sehr langsam stellten sich ihre Ohren auf, während ihr rechtes Auge anfing zu zucken. Dann ohne Vorwarnung verzerrte sich ihr Gesicht zu einer Grimasse. »Evolutionsbremse? Du verdammter Baumhausbewohner!«, blaffte sie und vor ihrem Mund formte sich ein Spukball die geradewegs auf Reptain zuflog. Na endlich! Sie hat den Köder geschluckt und der letzte Tropfen hatte das Fass in ihr zum überlaufen gebracht! Reptain duckte sich unter dem ersten Spukball, der prompt an ihm vorbeiflog. Zwirrfinst sah zu den beiden auf und säuselte entzückt: »Na sieh mal an, die beiden übernehmen praktischerweise eure Arbeit, Zobiris.« Evoli hielt inne und sah Reptain weiterhin erbost an.

         »Ist das alles, Flohball?«, neckte Reptain spitz und rang sich ein trockenes, kurzes kichern ab, als bereits ein weiterer Spukball auf ihn zugerauscht kam, direkt gefolgt von einem weiteren. Reptain spannte sich an als sie beim Aufprall gegen seine Seite zischten. Die dunkle Energie wirbelte auf und entfachte ein kurzes Irrlicht als die beiden Kugeln so kurz nacheinander aufschlugen. Ein weiterer Spukball verfing sich in dem Netz aus knisternder Energie und die Seile um Reptain herum fingen Feuer.

         Reptain zischte auf als die Flammen nach ihm züngelten, aber sein Plan ging auf. Nach nur wenigen Herzschlägen und etwas Kraftaufwand konnte er die geschwächten Seile zerreißen. Sein Plan war aufgegangen, als er von der Säule fiel und leichtfüßig auf seinen Beinen landete. Zwirrfinsts Auge wurde groß, als Reptain seine rasiermesserscharfen Blätter an seinen Armen durchstreckte um nur einen weiteren Wimpernschlag später die Seile die Evoli an der Säule hielten, zu zerschneiden.

         »Nein! Du entkommst mir nicht!«, rief Zwirrfinst donnernd. »Zobiris! Angriff!« Evoli landete keuchend direkt neben Reptain auf ihren Pfoten und schüttelte sich kurz, doch sie brachte sich augenblicklich in eine Kampfstellung. Reptain spähte nun endlich auf das, was er die ganze Zeit in seiner Klaue gehalten hatte. Tatsächlich, es war die Kette mit dem Tropfenanhänger. »Schließ deine Augen!«, harschte er Evoli an, wartete aber nicht ob sie reagierte, sondern zerbrach den blauen Anhänger zwischen seinen Klauen, als die ersten Zobiris sie schon fast erreicht hatten.

         Augenblicklich wurde ein gleißendes Licht entfacht, welches von dem Anhänger in seiner Klaue ausging. Der Zusammenprall der Zobiris blieb aus. »Ihr Idioten! Ihr solltet ihm doch ALLES abnehmen was er bei sich trägt!«, schrie Zwirrfinst donnernd und seine Stimme hallte von den Wänden wieder. Reptain verlor keine Zeit und nutzte seine Attacke für die er lange trainieren musste um sie zu beherrschen. Mit einem großen Adrenalinschub, der ihn durchflutete gelang es ihm spielend leicht den Schaufler in dem sandigen und erdigen Boden einzusetzen und ein tiefes Loch zu graben. »Lasst euch nicht blenden! Es ist nur eine Strahlorb!«, rief Zwirrfinst unterdessen. Grob packte Reptain Evoli, die kurz und erschrocken quiekte während er sie fest an sich drückte und in das Loch sprang. Reptain deckte dank seiner Attacke alles über sich wieder perfekt zu. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten. Sein Herz klopfte wie wild als er angestrengt lauschte und sogar für einige Herzschläge aufhörte zu atmen.

         »He-... Mmpf!«, begann Evoli doch Reptain hielt - oder viel mehr presste - ihr mit seiner freien Klaue den Mund zu. »Kein Ton!«, zischte er ihr leise zu und lauschte weiter, ohne Evoli die Klaue vom Mund zu nehmen. Die Wirkung der Strahlorb musste jeden Moment vorüber sein.

         »Sie sind entkommen!« Zwirrfinsts Stimme drang wie ein Donnerschlag über ihnen. »Los, findet sie! Findet sie!«, schrie er aufgebracht vor Verwirrung und Zorn während kurz darauf die Erde über ihnen ein wenig bröckelte. Ein immer leiser werdendes »Wähähä!« verriet Reptain, dass die Zobiris die Hinrichtungskammer über ihnen verlassen hatten.

         Reptain setzte Evoli nun endlich ab die er noch immer fest und unter Anspannung an seinen Körper gepresst hatte und mit einem festen Blick in ihre Augen nahm er seine Klaue von ihrem Mund nahm. Sie blieb still, schüttelte aber ihren Kopf und funkelte Reptain wütend an. Die blauen Splitter des Anhängers fielen von seiner Klaue ab und er betrachtete die zurückgebliebenen Überreste. Reptains Blick wurde kurz weich, er schuldete Skampi abermals sein Leben. Mit diesem Gedanken band er sich die gegliederte Kette an denen noch einige Splitter des Anhängers hingen über sein Handgelenk ehe er noch einmal angestrengt lauschte. Die Hinrichtungskammer über ihnen war leer, die Zobiris und auch Zwirrfinst suchten vermutlich im gesamten Gefängnis nach ihnen. Ein weiteres Mal benutzte er seine Schauflerattacke und nachdem ihm Sand und Erdbröckchen entgegenfielen kam er frei. Vorsichtig spähte er über den Rand seiner Grube und kletterte heraus, gefolgt von Evoli die mit einem großen Satz aus dem Loch sprang. Ihr Blick glitt ebenfalls ruhig und aufmerksam über die Wände der Hinrichtungskammer. »Du kannst also Schaufler? Richtig praktisch.«, bemerkte sie leise während ihr Blick auf dem Tor hängen blieb.

         »Ja. Zum Glück bist du auf meinen Plan eingestiegen.«, erwiderte Reptain und folgte ihrem Blick. Evolis Ohren zuckten nervös und warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu. »Da steckte ein Plan dahinter?«, entgegnet sie mit einem genervten Unterton in der Stimme.

         Reptain schüttelte den Kopf. »Wir müssen hier raus, schnell.«, erklärte Reptain und ging näher zu dem Tor heran. Vorsichtig spähte er um die Ecke, doch von den Zobiris war nichts zu sehen oder zu hören. Sie wüteten vermutlich irgendwo anders, wobei er sich fragte, wie groß das Gefängnis wohl wirklich war. Bisher hatte er es nur von außen und mit gebührenden Abstand gesehen. »Los.«, sprach er und glitt dann beinahe geräuschlos aus der Kammer die er eigentlich nicht lebend wieder verlassen sollte. Evoli folgte ihm auf leisen Pfoten.

         Mehrere Meter und einige Korridore die sich allesamt sehr ähnlich waren, konnten sie hinter sich lassen, doch Reptain war sich sicher, dass er dem Ausgang immer näher kam. Ein Geräusch gab den beiden flüchtenden Pokemon schließlich Anlass ihre Vorsicht fallen zu lassen und loszulaufen. Ein »Wähähä!«, schallte nicht weit von ihnen den Korridor entlang, das trieb sie an um so schnell zu laufen wie sie nur konnten. »Schneller! Wir müssen hier raus!«, rief Reptain Evoli zu während er vorauspreschte. Evoli keuchte bereits nach mehreren Metern als sie im hohen Tempo Reptain folgte, hielt aber tapfer mit, während er selbst immer mehrere Meter auf einmal übersprang. Kurz hielt er inne und sah sich verwirrt in einer Kreuzung von langgestreckten Korridoren um , ehe er auch schon weiter rannte. Es gab keine Geschichten oder Erfahrungsberichte von Pokemon die hierher verschleppt wurden, denn keines von ihnen hatte je wieder seine Freiheit wiedererlangt. Der Weg führte immer weiter geradeaus. Wo die Zobiris oder Zwirrfinst gerade waren konnte er nicht sagen, da ihr Gekreische scheinbar aus allen Korridoren zu ihnen her schallte.

         »Reptain...?«, keuchte Evoli zwischen einigen kräftigen Atemzügen. »Ist das... Ist das hier die Zukunft?«, fragte Evoli keuchend weiter. Reptain wollte sie nicht vom laufen ablenken, sie war ohnehin schon zu langsam. »Ja, du schaltest schnell.«, sagte er schlicht. »Das...«, wieder keuchte sie und zwang sich zu sprechen. »...Dachte ich mir schon. Dieses Gefängnis ist merkwürdig aufgebaut...« Reptain lief unbeirrt weiter und Evoli versuchte mit ihm Schritt zu halten. Er dachte im Moment nur daran, hier so schnell wie möglich raus zu kommen. Doch danach? Was würde er danach machen? Weglaufen. Weit, weit weg, sodass weder die Zobiris noch Zwirrfinst ihn finden konnten, oder sie ihre gierigen Klauen des Todes noch einmal nach ihm ausstrecken konnten. Was danach geschehen würde, soweit konnte er in diesem Moment nicht denken. Er konzentrierte sich als erstes auf seine Flucht.

         Am Ende des langgezogenen Korridors ragte ein riesiges Tor vor ihnen auf. Reptains Halmblätter an seinen Unterarmen verschmolzen zu seinen grün glühenden Laubklingen, er würde jeden Moment gegen das Tor schlagen wenn er nahe genug war und er würde jeden Schwung an Kraft nutzen den er bekommen konnte. Evoli blieb kurz bevor er es erreichen konnte stehen und sammelte feine Energiepartikel für einen Spukball. Knisternd rauschte er auf das Tor zu und krachte dagegen, direkt danach jagte Reptain mit seinen Laubklingen hinterher und hieb auf das hölzerne Tor ein, welches ächzend nachgab und aufbrach.

         Die Blätter an seinen Unterarmen entfalteten sich wieder während die grün glühende Klinge verschwand. Die Flüchtlinge verloren keine Zeit und rannten sofort weiter über die Schwelle des Gefängnisses nach draußen. Reptains Herz klopfte ihm bis zum Hals und seine Haut kribbelte angenehm als er das Gefängnis hinter sich lassen konnte und er wieder einen freien Himmel über sich hatte. Allerdings war es draußen nicht unbedingt heller. Seine bekannte, dunkle Welt der Finsternis hieß ihn willkommen während er merkte, dass Evoli hinter ihm stehen geblieben war.

         »Was zum...?«, hauchte sie atemlos als sie stehen blieb. Ihr Blick huschte wild zu allen Seiten als sie versuchte die Welt die sich vor ihr erstreckte zu begreifen. Eine fremde Welt erstreckte sich vor ihr, eine zerstörte, die in komplette Dunkelheit getaucht war. »Was... Was ist das?«, fragte sie während ihre Stimme nicht mehr als ein leises wispern war. Ihr Rückenfell stellte sich auf und ihre Augen wanderten weit geöffnet und irritiert über das, was sich vor ihr erstreckte. »Die Felsen schweben und es ist schrecklich dunkel und... Es weht nicht einmal der Wind... Der Himmel ist pechschwarz und alles erscheint so... Grau... Leblos und leer...«

         Evoli richtete ihren Blick nach einigen Herzschlägen langsam auf Reptain. »Es ist, als sei alles erstarrt...« Ihr Fell auf dem Rücken glättete sich etwas aber kaum merklich als sie ihn anstarrte. In Evolis Augen lag ein flehen dass er ihr sagen sollte dass dies alles nur ein Alptraum sei, doch Reptain starrte emotionslos zurück, nicht wissend wie er reagieren sollte. Für ihn war diese Welt bereits so normal geworden dass sie ein Teil von ihm geworden ist und doch, nachdem er ihre Welt so farbenfroh und lebendig erlebt und gefühlt hatte, wünschte er sich nichts sehnlicheres als seiner Welt zu entfliehen. Langsam nickte er, als er glaubte zu verstehen was sie fühlte. »So ist es.«

         »Wähähä!« Das Geräusch schallte hinter Evoli den Korridor entlang und Reptain hob aufmerksam seinen Blick auf das aufgesprungene Tor. Evoli sprang erschrocken auf Reptain zu, als sie sich ebenfalls zu der dunklen Öffnung aus der sie gerade geflohen waren drehte. »Das sind die Zobiris.«, sprach Reptain und wand sich ab. »Wir müssen weiterlaufen, sie werden keine Ruhe geben ehe sie uns gefunden und wieder eingefangen haben.« Daraufhin rannte er los ohne auf einen Kommentar von Evoli zu warten. Diese sah noch immer verunsichert drein, folgte ihm aber auf dem Fuß. Der Pfad der vor ihnen lag, ging schnurstracks geradeaus, ohne eine Möglichkeit irgendwo abzuspringen und kurz zu verschnaufen.

         Evoli wurde immer langsamer und fiel zurück. Reptain hielt inne und blickte zurück während sie zu ihm aufholte. »Ich kann nicht mehr.«, stöhnte Evoli keuchend und gab ihr bestes um trotzdem weiter zu laufen. Reptain hob seinen Kopf und ließ seinen scharfen Blick über das Gelände schweifen und den Pfad der vor ihnen lag. »Hier entlang.«, murmelte Reptain und sprang voraus als er eine natürliche Aushöhlung zwischen den Felsen erkannte. Die Felswände stiegen steil hinauf und waren zu glatt als dass man an ihnen hochklettern konnte, doch würden sie genug Schutz bieten um die Flüchtlinge zumindest Zeitweise vor den Augen der Zobiris zu verbergen. Evoli huschte um die Biegung und ließ sich gegen die Felswand, die Pfoten weit von sich gestreckt sinken. Sie versuchte tief durchzuatmen, was ihr erst nach mehreren Anläufen gelang während ihre Flanken unter der Anstrengung bebten. »Es wird uns zwar vor den Blicken der Zobiris fürs Erste schützen, aber wir sollten bald weiter.«, erklärte Reptain und spähte um die Ecke um den Pfad den sie hinter sich gelassen hatten im Auge zu behalten.

         »Das kann nicht die Zukunft sein.«, murmelte Evoli keuchend und hob ihren Kopf von ihren Pfoten auf. Reptain drehte seinen Kopf zu ihr um und sah in Evolis Gesicht welches immer noch vom Ausdruck der Verwirrung und Panik gezeichnet war. »Die Zukunft-... Der Planet hier ist gelähmt, weil die Zahnräder der Zeit nicht in den Zeitturm eingesetzt wurden, richtig?«, fragte sie matt und unsicher. Reptain hielt mit ihr den Blickkontakt aufrecht. »So ist es, du hast dir also gemerkt was ich dir das letzte Mal erzählt habe.«, murrte er. Es war ein schwacher Trost für ihn, dass Evoli nun endlich begriff welche Auswirkungen es hatte wenn er nicht handelte. »Dadurch, dass sich absolut nichts in der Vergangenheit geändert hatte, wurde die Zukunft nicht verändert und ist nach wie vor der Dunkle Ort den ich verlassen habe.« Reptain sah Evoli aus leicht geschmälten Augen an. »Oder hast du wirklich geglaubt, ich würde das aus Spaß machen? Sieh dich um, hier ist kein Leben möglich. Zumindest keines, welches sich auch zu leben lohnt.«

         Evoli starrte Reptain an, ihr Blick wirkte nun apathisch. »Ich hatte keine Ahnung, dass die Auswirkungen so gravierend sind. Der Grauschleier der sich über die Gebiete gelegt hat, nachdem du die Zahnräder der Zeit entwendet hast, ist nichts im Vergleich zu dem was ich hier sehen muss...«, murmelt sie mit Trauer und Schmerz in der Stimme die sich allmählich beruhigt hatte, sodass sie nicht mehr keuchen musste. »Warum... Warum möchte jemand in einer solchen, dunklen Welt leben?«, fragte Evoli als Reptain wieder um die Ecke spähte. »Niemand dessen Geist noch klar ist und deren Herzen noch nicht komplett von der Dunkelheit erfüllt sind, das kannst du mir glauben. So gut wie alle haben zugestimmt dass sie lieber-...«, Reptain hielt kurz inne und schüttelte den Kopf. »Dass sie lieber in einer hellen Welt leben möchten.«, beendete er schließlich den Satz. Er konnte das, was er dachte nicht aussprechen, dass sie lieber verschwinden würden als noch länger in dieser Welt ohne Hoffnungen zu leben. Ja, er hatte sich damit bereits lange abgefunden, aber er wollte nicht mit Evoli darüber sprechen. Sie würde es ohnehin nicht verstehen und nur viele Fragen aufwerfen, die er ihr nicht beantworten wollte. Nicht mit jemanden, der diese Welt nicht kannte, die Dunkelheit nicht gespürt hatte, wie sie langsam aber Sicher den Verstand auffraß. »Warum jagt uns Zwirrfinst dann? Warum möchte er uns aus der 'Geschichte tilgen'?«, klang Evolis Stimme von seiner Seite als sie sich aufsetzte.

         »Weil ich den Lauf der Geschichte verändern möchte indem ich die Zahnräder der Zeit in der Vergangenheit in den Zeitturm setze. Damit meine Welt - ebenso wie deine - nicht in diese Dunkelheit gestürzt wird.«, antwortete Reptain und wand sich wieder von der Ecke ab. Er richtete seine gelben, reptilienartigen Augen auf Evoli und sah sie prüfend an. »Kannst du weiterlaufen?«, fragte er ruhig. Sie schüttelte aber nur den Kopf.

         »Ich verstehe das alles nicht.«, beharrte sie. »Ich brauche mehr Klarheit.«

         »Das ist ein sehr ungünstiger Zeitpunkt um Antworten zu verlangen.«, erwiderte Reptain mit einem zweifelndem Blick. »Ich werde versuchen deine Fragen während wir weitergehen zu beantworten.«, fügte er nach einigen Herzschlägen hinzu. Evoli sah nicht wirklich begeistert aus, als sie seinem Vorschlag lauschte, aber sie stimmte dann doch kopfnickend zu. »Nun gut. Wo müssen wir lang?«

         Reptain wand sich dem Pfad zu, der immer noch nur geradeaus verlief. Es gab keine Möglichkeit irgendwo abzuspringen oder hochzuklettern. Die Felswände die den Pfad umgaben waren zu steil und zu uneben. Der einzige Weg führte über einen Bergpass. »Nicht wieder in das Gefängnis, soviel ist sicher.«, murrte er und schritt mit einem hohen Tempo voraus. Evoli legte die Ohren flach an und hob kurz ihre Lefzen, ehe sie ihm folgte.

         Nach einer Weile des Schweigens - und nachdem Reptain sich sicher war, dass sie wieder etwas Abstand zu den Zobiris aufgebaut hatten - erhob er seine Stimme. »Ich sagte dir doch, dass Zwirrfinst nur eine Marionette ist.« Aus dem Seitenwinkel erkannte er, dass Evoli nickte. »Ja, danach folgte der Angriff, der dich treffen sollte...« Sie schluckte schwer als sie sich vermutlich das Bild wieder vor Augen rief als um Reptain der Staub und Sand aufgewirbelten und sie für ein paar Herzschläge nichts von ihm ausmachen konnte. Reptain nickte nur, denn auch ihm saß der Schreck noch tief in den Knochen. »In dem Zeitturm lebt ein Pokemon namens Dialga, sowohl in deiner als auch in meiner Welt. Er ist das Pokemon, welches über die Zeit selbst gebietet, ja er verkörpert die Zeit als solches könnte man sagen.«

         Evoli schwieg während sie dem Pfad weiterhin folgten der nun deutlich an Steigung zugenommen hatte. Für sie war es etwas schwieriger, da sie kürzere Beine als Reptain hatte, aber sie hielt mit ihm erstaunlicherweise mit. Evoli zeigte sich nun bemerkenswert ausdauernd und scheinbar wollte sie keine Schwäche zeigen. »Doch der Zeitturm ist mit der Zeit instabil geworden. Niemand wusste warum, aber irgendwann stürzte er ein und mit dem Einsturz des Zeitturms trat die Lähmung des Planeten ein. Dialga wurde von einer merkwürdigen Macht verzehrt, da die Zeit nicht mehr ihren üblichen Lauf nimmt während der Planet gelähmt ist.«

         Die beiden Pokemon stiegen weiter. »Du hast mir bereits erklärt dass es der Zeitturm ist, der die Zeit reguliert und nicht die Zahnräder der Zeit. Was meinst du mit einer merkwürdigen Macht?«, fragte Evoli, den Blick starr auf ihre Pfoten gerichtet, bedacht darauf, wo sie hintrat.

         »Stimmt. Wir vermuteten, dass in der Vergangenheit - also in deiner Zeit - Dialga ein anderes Wesen hatte. So wie man es sich nun mal über ein legendäres Pokemon erzählt. Erhaben, Gutmütig und Gerecht. Doch als der Zeitturm nach und nach immer mehr beschädigt wurde, hüllte sich sein Herz auch immer mehr und mehr in Dunkelheit.« Evoli zuckte mit einem Ohr. »... Wir?«, fragte sie erstaunt. »Wer denn noch?«

         Reptain stutzte und blieb stehen, während Evoli ihn verwundert ansah. Er warf einen kurzen Blick auf die Kette, die von seiner Klaue baumelte mit dem zerbrochenen Anhänger. »Ja wir... Aber...« Er schüttelte den Kopf. Genau so wenig wie er über sein eigenes Verschwinden und das aller Pokemon aus der Zukunft sprechen wollte, wollte er auch über Skampi sprechen. Noch immer konnte er nicht begreifen wie es ihr gelungen war, dass sie ihm den Anhänger überbringen konnte. »Nicht so wichtig.«, winkte er ab und setzte sich wieder in Bewegung. »Wie dem auch sei, Dialga ist in dieser Welt Schatten-Dialga und er verfolgt nur ein einziges Ziel. Seine Selbstexistenz aufrechtzuerhalten. Dafür ist ihm jedes korrupte Mittel recht. Zwirrfinst ist so etwas wie seine ausführende Hand und die Zobiris gehorchen ihnen.«, wechselte Reptain das Thema. »Schatten-Dialga hat seinen Verstand an der Dunkelheit verloren und sie haben nach und nach immer mehr Pokemon eingefangen und sie in das Gefängnis gebracht aus dem wir gerade geflohen sind. Ich weiß nicht ob sie alle Pokemon hingerichtet haben... Nie kam jemand wieder heraus wenn sie einmal die Schwelle zum Gefängnis betreten hatten, aber was ich weiß ist, dass nur noch sehr wenige Pokemon in Freiheit leben.«, beendete er schließlich seinen Satz.

         Evoli schwieg und ließ sich alles gründlich durch den Kopf gehen. »Und wenn die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm eingesetzt werden, wird der Einsturz des Zeitturms verhindert?«, fragte sie grübelnd nach, während sie die Spitze des Berges erreicht hatten und nun den Abstieg vor sich hatten.

         Reptain nickte und sprang kraftvoll auf einen Geröllstein der quer über dem Pfad lag und diesen versperrte. Er sah zu ihr herab mit leicht verengten Augen. »Sieh dich doch nur um, oder bist du so blind? Warum sollte ich das einfach nur behaupten? Der Planet ist nach wie vor gelähmt, weil die Zahnräder der Zeit nicht zum Zeitturm gebracht wurden ehe er einstürzen konnte. Wir sind wieder in der Zukunft, dies ist die selbe Welt wie die, die wir vor einigen Stunden verlassen haben.«, zischte er gezwungen ruhig als Evoli ebenfalls auf dem Geröllfelsen sprang und Reptain auf der anderen Seite wieder herabglitt. »Wenn ich wirklich wie Zwirrfinst dir - und vermutlich jedem Pokemon auf der Insel - weis gemacht hat, wollen würde dass der Planet gelähmt wird, warum sollte ich mir die Mühe machen und in die Vergangenheit reisen um irgendetwas zu verändern? Die Zahnräder der Zeit gehören zu dem Zeitturm, das ist Fakt. Wi-... Ich kann mir nicht erklären, wie sie von dort weggekommen sind, aber es ist auch nicht wichtig. Sie müssen auf jeden Fall wieder dort hingebracht werden. Auf der Spitze des Zeitturms gibt es eine Plattform mit Runen und Einkerbungen die genau zu den Formen der Fünf Zahnräder der Zeit passen. Sie müssen dort eingesetzt werden, damit der Zeitturm nicht einstürzt und der Fluss der Zeit seinen normalen Verlauf beibehält. Dass die Lähmung des Planeten nie eintreten wird und die Zukunft in eine andere verändert wird, als sie es jetzt ist.«

         Evoli hatte die ganze Zeit auf dem Geröllfelsen gestanden während sie Reptain gelauscht hatte. Unruhig hatte sie ihm zugehört und tiefe Falten des Zweifels hatten sich in ihrem Gesicht gezeichnet. Sie hatte immer noch Zweifel nachdem sie selbst in dieser Welt war. Es ist die Zukunft, das musste sie akzeptieren. Sie musste aber auch akzeptieren, dass keine Veränderung das hier hervorrufen würde und dass die Zahnräder der Zeit unter allen Umständen in dem Zeitturm eingesetzt werden mussten. Wie konnte sie nur so blind sein und Reptain immer noch nicht vertrauen? Missmutig starrte er zu Evoli hinauf die nun endlich von dem Felsen herabsprang und neben ihm auf ihren Pfoten landete. »Und Zwirrfinst hat also die ganze Zeit alle Pokemon hinters Licht geführt...«, murmelte sie leise während ihre Augen starr auf den Weg geradeaus gerichtet waren.

         »So sieht es aus.«, erwiderte Reptain monoton und blickt auf Evoli hinab. Sie seufzte sehr leise als sich die beiden Flüchtlinge wieder in Bewegung setzten. Allein an ihrer Haltung erkannte er dass sie ihm immer noch nicht vertraute, als würde sie ihm nicht glauben können was er ihr erzählt hatte. Wie konnte sie ihm nur immer noch nicht glauben? Wie konnte sie noch immer Zweifeln? Ihre Bewegung veränderte sich geringfügig als sie den Abstieg hinter sich gebracht hatten und sich ein kleines Flüsschen am Rande der Felswand entlang zog, das allerdings auch schon vor Generationen erstarrt ist. Das Wasser ist komplett unbeweglich und man konnte es nicht einmal mehr durchbrechen. Die lange Zeit des Stillstands hatten die ergraute und leblose Umgebung fast komplett zu Stein werden lassen.

         Evoli lief auf einmal schneller und steuerte genau auf das Flüsschen zu, dass sich wenige Schritte von ihnen entfernt einst in einem winzigen Teich gesammelt hatte. Sie sah auf die erstarrte Oberfläche hinab. Man sah keine Spiegelung, keine Materie, keine Bewegung. Evoli beugte sich vor und streckte eine Pfote zu dem erstarrten Wasser aus. Reptain beobachtete das ganze skeptisch als er kaum zwei Schritte von ihr stehen blieb. »Das Wasser ist erstarrt, du wirst daraus nicht trinken können.«, erklärte er Evoli, doch diese regte sich nicht. Sie sah entschlossen zu dem Wasser und auf ihre Pfote die dessen Oberfläche berührte.

         »... Was machst du da?«, fragte Reptain nun ungehalten, als ihm klar wurde, dass Evoli nicht vorhatte etwas zu trinken. Doch von ihr kam immer noch keine Reaktion.

         Dann plötzlich veränderte sich etwas in ihrem Gesichtsausdruck. Die Entschlossenheit wich der Verwirrung und sie zog ihre Pfote langsam zurück. »Nun?«, fragte Reptain noch einmal nach.

         Evoli sah sich nach Reptain um und ihre Ohren zuckten nervös als sie ihn ansah. »N-nichts...«, sprach sie sehr leise ehe sie zurück auf die Oberfläche des Teiches starrte. »Ich... Dachte ich könnte etwas trinken...«, log sie sehr offensichtlich. Scheinbar machte sie sich noch nicht einmal die Mühe diese Lüge irgendwie zu verschleiern. Reptain verengte die Augen als er seinen Blick auf sie legte. Warum erzählt sie ihm nicht einfach was sie da gerade versucht hatte zu tun? Er hatte ihr schließlich alles erzählt was sie über diese Welt wissen musste, zwar hatte auch er einige Feinheiten ausgelassen, Feinheiten die sie aber nicht belasten mussten, wie das Verschwinden der Pokemon der Zukunft und dass er einen Partner hatte, aber sie verweigerte ihm so offensichtlich eine Antwort. Ein ekelhaftes Gefühl stieg in ihm auf und biss sich in seinem Magen fest während Evoli wieder auf ihre Pfoten stand und zu ihm tappte.

         Reptain sah von oben auf sie herab, mit verengten Augen. »Vertraust du mir eigentlich?«, fragte er möglichst ruhig und betrachtete Evoli sehr genau als sie etwas verlegen die Ohren anlegte.

         »Nun...«, begann sie zu sprechen und schwieg mehrere Atemzüge während sie den Kopf unter Reptains Blick auf ihre Pfoten sinken ließ. »Ich... Ich weiß es nicht. Vielleicht...«, gab sie dann zu.

         Reptain drehte sich von ihr weg, er hatte es bereits geahnt. »Tse... Es bringt nichts sich zu verbünden, wenn man sich nicht gegenseitig vertraut.«, sprach er entschlossen und sprang kraftvoll einen großen Satz nach vorne von ihr weg. »Heh!«, rief Evoli und hob ihren Kopf als Reptain sich von ihr entfernte und sich noch einmal zu ihr umdrehte. Sie wollte gerade auf ihn zulaufen. »Der Weg führt von hier aus nur in eine Richtung.«, erklärte Reptain ihr. »Irgendwann mündet er in einen Wald, du kannst ihn gar nicht verfehlen und du kannst dich vor den Zobiris verstecken.«

         »A-aber...!«, hob Evoli an um zu protestieren, aber Reptain schnitt ihr jedes weitere Wort ab. »Es hat keinen Sinn zusammenzuarbeiten, wenn man sich nicht gegenseitig vertraut und sich auf den anderen einlassen kann. Ich habe mich dir geöffnet, habe dir meine Beweggründe offen gelegt. Du siehst selbst, was aus der Welt wird, wenn der Zeitturm zusammenbricht. Du hast selbst miterlebt zu was Zwirrfinst in der Lage ist und dass er nicht gefackelt hätte dich ebenfalls aus dem Weg zu räumen weil du zu viel weißt.«, begann Reptain wütend und ernst zu zischen, während Evoli stehen blieb und ihn anstarrte. »Und immer noch glaubst du, ich wäre derjenige bei dem man Vorsichtig sein müsste? Nein. Ich möchte nicht damit rechnen müssen irgendwann von dir ein Messer in den Rücken gerammt zu bekommen und mich von dir ablenken zu lassen und deswegen werden sich unsere Wege hier trennen.« Ernst starrte Reptain Evoli an die ihn irritiert und mit weit geöffneten Augen ansah. »Du solltest dich beeilen, die Zobiris sind uns auf der Spur. Noch sind sie entfernt von uns, aber sie werden nicht ruhen bis sie uns aufgespürt haben.«

         Reptain sah Evoli noch einmal ernst in die Augen. Teilweise lag da Verzweiflung in ihrem Blick, doch zum größten Teil war es Verwirrung und Angst, doch sein Entschluss stand fest. Er wollte sich nicht ausnehmen lassen, sie weiterhin mit allen Informationen füttern die er hatte nur um dann von ihr hintergangen zu werden. Reptain war bereit gewesen ihr zu vertrauen, doch konnte sie selbst ihm nicht trauen. Nein, das Risiko war zu groß und würde schwerwiegende Folgen mit sich ziehen. Reptain hatte noch etwas wichtiges vor auf das er sich vollkommen konzentrieren musste. Er war nicht aus dem Gefängnis ausgebrochen und seinem sicheren Tod entkommen, nur damit Evoli einen Plan schmieden konnte während er ihr blind traute und er noch wertvolle Zeit verschwendete. Allein würde er besser vorankommen. Er war kein Dummkopf und auch kein Monster, ansonsten würde er sie daran hindern ihm weiterhin zu folgen. Reptain hatte Evoli alles gesagt was sie wissen musste um sich verstecken zu können und um zu überleben. Sie würde sich alleine weiterkämpfen müssen. »Es tut mir leid.«, war das letzte was er zu Evoli sagte, ehe er sich abwand und schnell voranlief um seinen Weg fortzusetzen.

         Reptain hetzte erbarmungslos weiter ohne noch einmal einen Blick nach hinten zu verschwenden, sodass Evoli unter keinen Umständen hätte mithalten können. Er wollte Evoli zwar nicht im Stich lassen, aber er musste daran denken was das Beste für ihn war. Grausam oder gar kalt war er ohnehin nicht gewesen, ansonsten wäre er ohne ein weiteres Wort verschwunden. Immerhin hatte er ihr noch verraten wo sie sich am besten verstecken konnte. Für ihn war es nun das beste alleine zu arbeiten, denn nach der gelungenen Flucht aus dem Gefängnis wusste er genau was er als nächstes tun musste. Seine Gedanken waren kristallklar, er würde zum Düsterwald aufbrechen und nach Celebi suchen. Ein weiteres Mal würde er durch den Zeittunnel in die Vergangenheit reisen und wenn er wieder dort angekommen war, würde er wieder in die Rolle von 'Reptain dem Dieb' schlüpfen und das Spiel würde von neuem beginnen indem er die Zahnräder der Zeit 'stehlen' würde.

         Zwirrfinst glaubte er hätte gesiegt, weil er Reptain nun wieder in diese dunkle Zukunft zurückgebracht hatte. Aber er hatte sich getäuscht, Reptains Wille war noch lange nicht gebrochen. Er würde weiterkämpfen, entweder bis er sterben würde, oder bis er verschwinden musste. Eines von beiden würde gezwungenermaßen eintreten, damit hatte er sich schon lange abgefunden, aber kampflos aufgeben war keine Option die für ihn in Frage kam.

         Der Pfad grenzte an eine Höhe die sich mit ihrem schwarzen Schlund vor Reptain auftat. Er hob seinen Blick ob er nicht einen anderen Weg finden konnte, doch die Hänge waren nach wie vor zu steil, als dass er daran hochklettern konnte. Es würde mühseliger sein, als durch die Höhle zu gehen, trotzdem sträubte sich alles in ihm diese zu betreten, da er wusste was ihn wohl erwarten würde. Reptain schluckte und betrat den schwarzen Schlund der Höhle. Seine Augen konnten sich kaum an die Finsternis gewöhnen die in ihr herrschte. Reptain ging nun langsamer voran, darauf bedacht so leise wie nur irgendwie Möglich zu sein.

         Vor ihm erstreckte sich der lange Höhlengang doch bereits hinter einer Biegung erreichte er einen Hohlraum und der Gang breitete sich über ihm aus. Nur ein Pfad war zu erkennen auf der anderen Seite obwohl der Hohlraum viel breiter war. Ohne weitere Zeit zu verschwenden trat er vor, in seinen Gedanken war er bereits beim Düsterwald wo er Celebi finden würde als eine Stimme über ihm erschallte. »Nanu? Nana? Was haben wir denn da?« Reptain sah augenblicklich nach oben zum Ursprung der Worte und erblickte ein Apollo welches ihn mit vergnügten, großen Augen ansah. Reptain verengte die Augen. »Nichts was dich anginge.«, entgegnete Reptain schroff und spannte sich an.

         Er hatte bereits damit gerechnet, dass in dieser Höhle Geistpokemon lebten, die er aufschrecken würde. Aus genau diesem Grund wollte er sie auch zunächst nicht betreten, doch um Zeit zu sparen hatte er es trotzdem getan. In dieser dunklen Welt wo kaum noch wilde Pokemon in Freiheit lebten, war es den Geistpokemon stets gelungen sich der Gefangenschaft zu entziehen. Sie arbeiteten nicht für Zwirrfinst, doch waren ihre Gedanken wirr und nur allzu oft waren sie sehr aggressiv und einfach nur eine Plage. »Das ist aber nicht sehr nett. Nein, nein. Einfach hier hereinzukommen und noch nicht einmal einen kleinen Plausch halten zu wollen.«, wiedersprach Apollo. »Was machst du eigentlich hier? Ich habe schon seit Ewigkeiten keine Pokemon mehr gesehen die nicht in Ketten lagen und zum Gefängnis gebracht wurden... Du wirst doch wohl nicht aus dem Gefängnis geflohen sein, hmm?»

         Reptain verengte die Augen und sah Apollo misstrauisch an. Für ein Geistpokemon war er viel zu gesprächig, vielleicht arbeitete dieses Pokemon sogar für Zwirrfinst. »Tse... Als wenn noch irgendein Pokemon außer deinesgleichen frei wäre.«, zischte er Apollo drohend entgegen.

         »Das ist nicht freundlich, nein.«, sprach Apollo mit sich selbst und drehte sich in der Luft um sich selbst sodass er nun auf dem Kopf schwebte und zu Reptain herabblickte. »Hast du dein Gedächtnis verloren als du im Gefängnis warst? Wie bist du ausgebrochen?«, fragte er weiter doch Reptain verschloss seine Lippen. Kein weiteres Wort würde er sagen bis Apollo seine wahren Absichten irgendwie verraten würde. Apollo seufzte. »Wenn verwirrte Pokemon frei herumlaufen wie du eines bist, habe ich keine andere Wahl als Zwirrfinst zu Informieren. Ja das werde ich.«, murmelte Apollo wieder mehr zu sich selbst als zu Reptain und rollte sich wieder herum, dass er nun wieder richtig herum schwebte.

         »Versuch es!«, blaffte Reptain und seine Halmblätter formten sich zu den grün glühenden Laubklingen. Sie leuchteten in einem grünen Schein auf und er sprang auf Apollo zu. Das Geistpokemon wich dem ersten Schlag aus, doch bereits in der Luft drehte sich Reptain und jagte mit seiner zweiten Klinge über dessen Rücken. Apollo jaulte schaurig auf und drehte sich zu Reptain um. Dieser drehte sich ebenfalls um sobald er auf dem Boden war und sah aus verengten Augen heraus Apollo an. »Na gut, gemeiner Gast...«, sprach Apollo und seine Umrisse wurden unscheinbar als er in seine Unsichtbarkeit tauchte. »Du wirst noch sehen, was du von deiner Unfreundlichkeit hast.«

         Apollo war verschwunden, aber Reptain starrte weiterhin wachsam auf den Punkt an dem er verschwunden war. Der Lärm hatte bestimmt noch weitere Pokemon aufgeschreckt. Seine Laubklingen teilten sich und wurden wieder zu den Halmblättern als er sich beeilte so schnell wie Möglich aus der Höhle zu kommen. Er beschleunigte sein Tempo während er den zweiten Höhlengang entlangläuft.

         Reptains Blick fiel wieder auf die Kette die von seiner Klaue baumelte. Ein sanftes Lächeln huschte für einen Wimpernschlag über seine Mundwinkel. »Skampi, was du wohl gerade machst?«, fragte er leise vor sich hin ehe er seine Augen wieder auf den Weg vor sich richtete. Ob sie sich wohl schon fragte, was er so lange machte? Warum er so lange brauchte? Nach kurzer Zeit drosselte Reptain wieder seine Geschwindigkeit als die Müdigkeit seine Muskeln einholte. Nicht einmal mehr der moralische Kraftschub konnte seine Kräfte aufbauen, während er an Skampi dachte. Er musste sich irgendwo ausruhen, aber dafür musste er hier als erstes heraus. Danach konnte er in dem angrenzenden Wald eine Pause einlegen, den er auch Evoli genannt hatte. Der Düsterwald lag noch weiter entfernt, aber den konnte er innerhalb von kurzer Zeit erreichen, wenn er schnell war.

         Reptain blickte auf, als der Höhlenausgang in Sichtweite kam und er erhöhte noch ein letztes Mal sein Tempo um diese Höhle endlich hinter sich zu lassen. Einer weiteren unliebsamen Begegnung würde er standhalten, danach würde er allerdings definitiv an seine Grenzen stoßen und man musste sein Glück schließlich nicht provozieren. Wieder unter dem freien, pechschwarzen Himmel erstreckte sich ein weiter Felskamm, doch er konnte den angrenzenden Waldrand bereits erkennen der hinter einigen abnehmenden Gesteinsschichten lag. Erleichtert setzte Reptain einen Fuß vor den anderen. Er hatte es geschafft aus dem Gefängnis zu entkommen und vor seiner Hinrichtung zu fliehen. Reptain hielt plötzlich inne und hob seinen Kopf um langsam über seine Schulter zurück zur Höhle zu spähen.

         Wie es Evoli wohl gerade geht? Es war vielleicht falsch gewesen sie zurück zu lassen, aber für ihn war es schwer, sich auf jemanden einzulassen der ihm nicht vertraute. Ob es ihr gut ging? Vielleicht hatte sie ja bereits ebenfalls die Höhle erreicht. Er hoffte es zumindest, denn nur dank ihr ist ihm die Flucht überhaupt gelungen. Demonstrativ wand er sich um und setzte seinen Weg über den Felskamm fort. Reptain wünschte ihr nicht, dass sie von den Zobiris ein weiteres Mal aufgegriffen wurde, ein solches Schicksal wünschte er niemandem, aber es konnte ihm im Grunde genommen egal ob es Evoli bis hierhin schaffen würde oder nicht. Er musste sich auf seine eigene Mission konzentrieren, darauf wieder zu Kräften zu kommen und Celebi zu finden.

         »Du da, STOPP!«, hallte es plötzlich über den Felskamm und Reptain erstarrte. Mit verengten Augen sah er sich zu allen Seiten hin um. Nein, die Zobiris waren das nicht, das Echo war zu tief gewesen als dass irgendeines dieser kreischenden Biester es hätte sprechen können. "Wer ist da?", fragte er laut und sah sich angespannt um.

         »Du DRINGST unerlaubt hier ein?!«

         »Dann STÖRST du unseren Schlaf?«

         »Und dann willst du einfach ohne ein Wort der ENTSCHULDIGUNG gehen?!«

         Die Stimmen hallten gespenstisch über den Felskamm und Reptain versuchte sich in jede Richtung zu drehen von der die Stimme ausging, aber es schien als würde sie immer wieder aus einer anderen Richtung zu ihm schallen. »Zeigt euch!«, rief Reptain und blickte sich weiterhin wachsam um. Doch er konnte absolut nichts erkennen was ihn auch nur ansatzweise hätte Aufmerksam machen können während einige Sekunden der Felskamm komplett still dalag.

         »Du glaubst, wir VERSTECKEN uns?«

         Reptain wirbelte herum, doch wieder konnte er nichts sehen. Sollte er einfach loslaufen und hoffen, dass er entkommen konnte? Plötzlich wurde er von dem unendlichen Gewicht mehrerer Kangamas zu Boden gedrückt und eine unheilige Energie schwebte über ihm die ihn wie einen Schleier einhüllte. Er versuchte sich aufzurappeln und zischte, doch sein Körper begann mit einem plötzlichen Impuls unerträglich zu schmerzen. Als würde der Schleier in ihn hineinschlüpfen und ihn komplett ausfüllen, durch jede Pore seines Körpers rauschen hörte er ein schauriges auflachen und erkannte nun seinen Gegner.

 

 

 

 

Zur selben Zeit vor der Höhle

         Evolis Ohren waren immer noch angelegt und auch ihr Fell wollte sich nur wiederwillig glätten als sie den Höhleneingang argwöhnisch betrachtete. Sie war zuversichtlich das Reptain hier entlanggegangen sein musste. Auf ihrem Weg hatte es keine Abzweigungen gegeben und sie bezweifelte, dass er es geschafft haben sollte in kurzer Zeit die steilen Hänge zu erklimmen die den Pfad umgaben. Außerdem war es genau die Beschreibung gewesen die Reptain ihr gegeben hatte ehe er sich einfach abgewandt hatte und fortgelaufen war. Wütend plusterte sie ihr Fell auf und stampfte weiter in das Innere der Höhle. Dieser sture Maulesel, warum hatte er sie alleine gelassen? Weil sie ihm nicht vollends vertraute? Pah! Bis vor einem Tag hatte sie ihn noch gejagt! Ihr wurden ein Haufen Lügengeschichten erzählt und sie hatte sich kaum daran gewöhnen können mit ihm zusammen zu arbeiten um aus der Hinrichtungskammer fliehen zu können. Es sollte doch einfach nur verständlich sein, dass sie ihm noch nicht komplett vertraute und sie noch einige Zweifel hatte. Schließlich kannte sie Reptain überhaupt nicht!

         Der Gang im Inneren der Höhle war komplett dunkel. Evoli kam der Gang dennoch gigantisch vor, als sie Pfote um Pfote nach vorne setzte. Sie musste es schaffen Reptain irgendwie einzuholen, irgendwie musste sie noch einmal mit ihm sprechen und ihn überzeugen sie mitzunehmen. Reptain war schon einmal in ihre Welt der Vergangenheit gereist, also musste er auch wissen wie sie wieder nach Hause kommen konnte. Schließlich hatte er kaum Schatten-Dialga gefragt haben, der laut seinen Informationen der Herrscher über die Zeit war, ob er ihn in die Vergangenheit bringt damit er die Zukunft verändern konnte. Es kam ihr unwirklich vor, dass Karnimani und sie, ja selbst die Gilde alles daran gesetzt hatten, dass die Zahnräder der Zeit nicht bewegt wurden und gerade das sollte nun der Grund sein warum die Lähmung des Planeten einsetzen würde?

         Auch wenn es schwer zu begreifen war, musste Evoli ihm einfach glauben und alle Zweifel abwerfen. Sie hielt inne als der Höhlengang sich noch weiter streckte als ohnehin schon und in eine Höhle ausgeweitet wurde. Sicher setzte sie ihre Pfoten in die Richtung des Pfades der vor ihr lag. »Na, na, na, ein weiterer Besucher? Was machst du denn hier?«, fragte auf einmal eine Stimme über ihr. Evoli erschrak sich so sehr, dass sie einen kleinen Satz in die Luft machte, ehe sie ihren Kopf in den Nacken legte und nach oben zur Höhlendecke blickte. Ein Geistpokemon, ein Apollo schwebte über ihr und sah sie mit großen Augen an. Evolis Fell sträubte sich erneut und langsam glaubte sie selbst dass sie mehr einem Flauschball als einem Pokemon ähneln musste. »Ehm...«, begann sie schüchtern. »Einen Weg... durch die Höhle finden?«, fragte sie zögernd als wäre das hier eine Quizshow.

         Apollo lachte vergnügt und kam einige Schritte zu ihr herabgeschwebt. »Du bist witzig. Aber was machst du hier? Bist du aus dem Gefängnis geflohen?«, fragte er neugierig und Evoli erstarrte. Sie wich wenige Schritte vor Apollo zurück. »Warum kommst du näher?«, fragte sie misstrauisch als Apollo sofort inne hielt. »Warum? Nun, du kommst hier vorbei. Ich muss dich doch genau anschauen wenn ich mit dir rede. Ist es nicht unhöflich, wenn man sich nicht auf selber Augenhöhe miteinander unterhält? Ist es nicht?«

         Evoli entspannte sich etwas, da Apollo nicht mehr näher kam. Ein Geistpokemon wollte ihr etwas über Höflichkeit beibringen! So weit war es schon gekommen! Diese Welt war doch völlig verdreht. »Ehm... Doch du hast Recht.«, murmelte sie als sich Apollo in der Luft drehte und sie nun auf dem Kopf stehend betrachtete. »Also? Bist du aus dem Gefängnis geflohen? Bist du? Bist du?«

         Evoli sah verwirrt zu dem gesprächigen Apollo. »Ehm... ja?«, fragte sie langsam, mehr als dass es nach einer Antwort klang. »Wie kommt es dass ihr Zwirrfinst entkommen seid?«, fragte Apollo weiter und betrachtet Evoli. »Solltet ihr nicht hingerichtet werden?«

         Evoli schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen, ich...«, murmelte sie und stockte. »Ihr?«, fragte sie und blickte zu Apollo der wieder etwas näher kam und sich weiterhin herum rollte. »Ist noch jemand hier vorbeigekommen?«, fragte sie schwanzwedelnd. Apollo nickte und Evolis Blick hellte sich begeistert auf. »Wirklich? Wann war das? Kannst du mir das sagen?«

         »Erzähl mir bitte zuerst wie ihr entkommen seid.«, beharrte Apollo weiter, doch Evoli schüttelte abermals den Kopf. »Ich muss ihn einholen. Bitte, wenn du ihn gesehen hast, dann...« Apollo unterbrach sie prompt. »Soll ich dich aufheitern?«, fragte er und drehte sich erneut auf den Kopf und streckte seine Zunge aus. Evoli wich zurück, wie sie von Sonnflora, einer Rekrutin der Knuddeluff-Gilde wusste, war das ein Angriff von Apollo der andere Pokemon paralysieren konnte. »Ich will nicht gegen dich kämpfen Apollo, aber wenn du mich zwingst werde ich angreifen.«, sprach sie fest und drohend während sich wieder ihr Fell aufplusterte. Apollo sieht sie auf dem Kopf schwebend verständnislos an. Dann fasste er sich mit den Händen die seinen Körper nicht berührten an den Wangen und zog diese auseinander. Eine unglaublich merkwürdige Maske war das Resultat, während seine Zunge neckend von unten nach oben wedelte. Evoli legte ihre Ohren verständnislos an. »Ehm...«, entkam es ihr als Apollo sprach: »Ich möchte doch auch nicht kämpfen.« Es war kaum zu verstehen hinter seiner Grimasse die er zog.

         Evoli sah Apollo verunsichert an. »Was... Machst du da bitte?«, fragt sie gänzlich mit der Situation überfordert. Apollo hörte auf sein Gesicht in unmögliche Breiten auseinander zu ziehen und rollte sich wieder in eine gerade Position. »Verstehe schon, du stehst nicht so auf Grimassen.«, sprach er langsam. »Wenige tun das, die aus dem Gefängnis geflohen sind. Komischerweise. Sie sind eigentlich wirklich gut.«, plauderte er weiter. »Hmm... Da kann man wohl nichts machen.«, murmelte er nun mehr zu sich selbst.

         »Oh, jetzt verstehe ich. Du wolltest mich wirklich nur etwas aufheitern, oder?«, fragte Evoli nach und ihr Blick wurde freundlicher. Irgendwie wollte es nicht in ihren Kopf passen dass ein Geistpokemon versuchte ihre Stimmung zu heben. »Es tut mir wirklich leid, aber es war nicht schön in diesem Gefängnis und ich möchte das ehrlich gesagt hinter mir lassen und nicht darüber sprechen.«, versuchte sie ihre Reaktion zu erklären. Apollo beäugte sie mehrere Atemzüge lang. »Das ist sehr schade. Hier kommen so wenige Pokemon vorbei und wenn, sind sie auf dem Weg zum Gefängnis und werden von den Zobiris an Ketten gezogen. Mit ihnen kann man leider nicht reden. Nein, nein. Und einfach von der Decke zu purzeln und alle zu erschrecken ist auch keine Option.« Er blickte traurig drein als würde er es vermissen. »Ich bin etwas einsam hier in der Höhle.«

         Evoli legte den Kopf auf die Seite und betrachtet Apollo aufmerksam. Er schien wirklich nicht angriffslustig zu sein. »Es ist nicht einfach ein Geistpokemon zu sein wenn man sich einfach nur normal mit anderen Pokemon unterhalten möchte. Sie erschrecken sich immer fast zu Tode, allein weil ich auftauche.« Evoli seufzte, doch musste sie lächeln während sie sich auf den Boden setzte und mit dem buschigen Schweif sachte darauf klopfte. Sie war geschafft, doch vielleicht würden ihr einige Dinge klarer erscheinen wenn sie mit Apollo sprechen würde. Er schien außerdem wirklich nur etwas Gesellschaft zu brauchen. Auch wenn sie Reptain einholen musste, es erschien ihr in diesem Augenblick als klug sich kurz mit dem Pokemon zu unterhalten.

         »Nun...«, begann sie und senkte ihren Blick auf ihre Pfoten. »Ja, wir sollten hingerichtet werden... Aber wir sind geflohen und Reptain ist einfach fortgegangen.«

         »Du meinst das gemeine Pokemon?«, fragte Apollo und kugelte sich wieder in der Luft herum. »Ja, er war nicht besonders gesprächig. Warum wurdet ihr gefangen genommen?«

         Evoli blickte wieder zu Apollo herauf. Sie seufzte leise, weil sich ihr Herz so schwer anfühlte. »Ich verstehe es selbst kaum, aber Reptain möchte den Lauf der Geschichte verändern und ich... Habe ihm geholfen als er in Schwierigkeiten war.«, sagte sie schlicht, doch zu weit auszuholen wollte sie nicht.

         Apollo hielt mitten in der Bewegung inne und brachte sich augenblicklich wieder in eine gerade Position während seine Augen interessiert auf Evoli ruhten. »Den Lauf der Geschichte verändern?«, fragte er nach und hörte sich auf einmal ehrfürchtig an. Evoli nickte knapp. »Ja... Weil der Planet ja gelähmt ist.«

         »Ja, niemand möchte hier leben. Nicht einmal wir wollen das mehr wirklich, auch wenn man uns nicht so einfach einfangen kann wie die anderen Pokemon die sich nicht verstecken konnten.«, murmelte Apollo. Evoli sah zu ihm auf. »Kennst du noch die Welt in der die Sonne scheint?«, fragte sie nach.

         Apollo wirkte etwas unsicher als er seinen Blick gegen die kahle Höhlenwand richtete. »Ja, ich kann mich verschwommen daran erinnern. Damals war ich mit zwei Freunden oft unterwegs und wir haben viel Schabernack angestellt. Irgendwann hat uns so ein blödes Sonnflora geschnappt.«, berichtete er, aber nicht unfreundlich oder wütend. Vielmehr als würde er sich nach dieser Zeit sehnen. Über Evolis Gesicht huschte der Anflug eines Lächelns. Sonnflora... Es war gut einen bekannten Namen zu hören, den sie zuordnen konnte. Aber das bedeutete auch, dass Apollo das alles selbst miterlebt hatte wie die Lähmung des Planeten eingetreten ist. »Aber als die Zeit schon einige Zeit lang stillgestanden ist, wurden viele Pokemon von Zwirrfinst und den Zobiris gefangen genommen. Was mit ihnen geschehen ist...«, murmelte Apollo nun leiser und warf seinen Blick wieder über Evoli. »Weiß man nicht. Selten sieht man sie wieder.«

         »Weißt du, warum das so ist?«, fragte Evoli vorsichtig nach und klappte ein Ohr zurück. Apollo sah Evoli wissend an. »Solltest du diese Frage nicht besser beantworten können, als ich?«, war seine Antwort.

         »Sie können doch nicht alle hingerichtet worden sein?«, stammelte Evoli beinahe und Apollo sah sie beinahe zerknirscht an. »Was redest du da? Du müsstest es besser wissen weil du kein Geistpokemon bist.«, erklärte Apollo.

         Evoli schüttelte den Kopf. »Es ist schwierig zu erklären.«, begann sie und hielt den Blickkontakt mit Apollo. »Ich stamme nicht aus dieser Zeitlinie, für mich ist das alles hier neu... Reptain war in meine Zeitlinie, der Vergangenheit gereist und als Zwirrfinst ihn gejagt und schließlich geschnappt hat, hat er mich ebenfalls mitgenommen.«, berichtete Evoli.

         Apollo starrte sie lange und eindringlich an. »Das soll ein Scherz sein, oder? Du kommst also aus einer Welt, in der die Sonne noch aufgeht? In der die Nacht vom Mond am Himmel erhellt wird und sie die Dunkelheit mysteriös erscheinen lässt?«, staunte Apollo und Evoli nickte ernst. Das Geistpokemon kugelte wieder zur Seite. »Ja, es ist schwer zu glauben, aber du scheinst wirklich keine Ahnung von alledem zu haben was hier geschieht.« Apollo verzog das Gesicht angewidert ehe er weitersprach: »Zwirrfinst und die Zobiris jagen schon seit geraumer Zeit die Pokemon. Je weniger es gibt, desto weniger Aufstand können sie machen und desto mächtiger wird Schatten-Dialgas Existenz. Sie setzen alles daran, dass diese dunkle Welt bestehen bleibt. Nur noch sehr, sehr wenige Pokemon leben in Freiheit soweit ich weiß. Meistens sind sie alleine und sie vertrauen niemanden. Sehr viele Pokemon sind aggressiv geworden wegen der Dunkelheit.«

         Evoli lauschte Apollo gespannt. Sie hatte das selbe bereits von Reptain gehört, aber nun erzählte ein völlig anderes Pokemon ebenfalls davon. Ein Pokemon, dass sich noch an die Zeit der Sonne erinnern konnte. Ihr wurde schmerzhaft bewusst, dass nicht nur sie, nein, dass es Zwirrfinst geschafft hatte eine komplette Insel mit seinen Lügen zu infiltrieren und die immer noch ihre Wurzeln schlugen. Jeder in ihrer Zeit glaubte, dass Reptain ein Dieb sei, ein wahrer Ganove, der die Lähmung des Planeten anstrebt.

         Evoli schüttelte den Kopf. Sie hatte Reptain die ganze Zeit zu Unrecht misstraut. Entschlossen richtete sie sich auf. »Ich muss Reptain finden. Er kennt einen Weg zurück in die Vergangenheit. Wir müssen das hier stoppen.«, sagte sie fest entschlossen.

         Apollo betrachtete sie lange, dann breitete sich ein breites Grinsen über sein Gesicht aus und eine seiner Griffel schwebte zu Evoli und patschte sie am Kopf, weswegen sie die Ohren anlegte. »Das sind mal große Worte für ein kleines Ding wie dich.«, sagte er heiter. Na wenn der wüsste, dachte sich Evoli, sprach es aber nicht aus. »Weißt du nun, wohin er gegangen ist?«, fragte sie nach und richtete ihren Blick wieder auf Apollo.

         Das Geistpokemon sah sie lange an, dann nickte er langsam. »Weißt du, ich bin hier in dieser Höhle seitdem die Lähmung des Planeten eintrat. Ich habe viele Pokemon in das Gefängnis verschleppt werden sehen, nur selten kamen Pokemon wieder heraus. Die meisten waren verwirrt, krank, gebrochen. Wie sie fliehen konnten, weiß ich nicht, aber sie hätten anderen Pokemon nur Leid zugefügt.« Apollos Hände leuchteten auf einmal in einem roten Licht auf und drei weitere Höhlengänge wurden neben dem ersten sichtbar. Evoli staunte nicht schlecht, also beherrschte dieses Geistpokemon die Fähigkeit Illusionen und Trugbilder zu erschaffen. »Die Pokemon mussten wieder zurück in das Gefängnis, sie hätten nur Schaden angerichtet. Diejenigen die ich in die Irre führen konnte sperrte ich ein und gab den Zobiris einen Hinweis dass ein Gefangener geflohen ist. Du darfst mich nicht falsch verstehen, aber ein gebrochenes oder verwirrtes Pokemon hätte anderen, noch freien Pokemon schlimmstenfalls noch Schaden zugerichtet.« Evoli nickte langsam und Apollo setzte wieder an. »Dein Freund wird nicht weit gekommen sein, da er sich nicht in die Irre führen ließ habe ich ihn zu einem Ausgang geschickt an dem ein starkes Pokemon lebt. Es ist ebenfalls ein Geistpokemon, doch ist er anders. Das Pokemon sind viele, ein Pokemon bestehend aus einhundertundacht Geistern. Wenn ich die verwirrten Pokemon nicht aufhalten kann, werden diese Geister das erledigen.«, erklärte Apollo langsam.

         Evolis Augen vergrößerten sich als sie nun langsam verstand worauf Apollo hinaus wollte. »Was?! Wir müssen uns beeilen! Nicht dass ihm etwas passiert ist!«, rief sie erschrocken aus. Apollo sah sie teilweise verwundert an. »Dein Freund erschien mir sehr stark.«, begann er doch Evoli schüttelte hektisch den Kopf. »Er ist auch sehr stark, das stimmt schon. Aber er ist schon zu lange auf den Beinen ohne Rast. Außerdem sind wir aus der Hinrichtungskammer geflohen. Niemand kann so lange an einem Stück sein bestes geben. Irgendwann ist es nicht mehr genug.« Sie schluckte als ein eisiger Schauer über ihren Rücken kroch. »Er ist hier entlang oder?«, fragte Evoli und deutete auf den Gang der nie von einer Illusion überschattet worden war. Apollo nickte und sie stürmte los, doch sie hielt inne und sah zu ihm zurück. Das Geistpokemon hatte sich keinen Zentimeter gerührt. »Du... Kommst nicht mit, oder?«, fragte sie, wohl bereits die Antwort wissend.

         Apollo schüttelte den Kopf. »Ich wache über die Seelen, die durch diese Höhle passieren.«, er hielt kurz inne. »Die Zobiris sind bestimmt auf dem Weg hierher. Versprich mir, dass du und dein Freund diese Welt wieder zu einer besseren machen werdet. Ich werde sie hinhalten so gut ich kann.«

         Evoli sah Apollo andächtig an, dann nickte sie entschlossen. Sie empfand in diesem Moment so viel Dankbarkeit für ein ihr komplett fremdes Pokemon. Früher wurde er von Sonnflora festgenommen, also musste er ein Ganove gewesen sein. Die Jahre hatten ihn verändert. Knuddeluff, ihr Gildenmeister hatte tatsächlich Recht mit seiner Weisheit über die Ganoven. »Ja, ich verspreche es.« sagte sie mit einer festen Stimme. »Danke Apollo. Ich werde dich niemals vergessen.«

         Apollo winkte ab. »Eine kleine Geste für ein großes Ziel. Lebe wohl, kleines, tapferes Evoli.« Mit diesen Worten entschwand Apollo aus ihrer Sicht als seine Griffel rot aufleuchteten und eine Steinwand ihr die Sicht versperrte. Evoli starrte noch einige Sekunden weiterhin auf die Stelle, ehe sie sich umwand und den Gang weiterlief. Sie musste sich beeilen. Eine böse Vorahnung haftete an ihren Schultern wie kalter, klebriger Schlamm der sie nicht loslassen wollte.

         Evoli schoss wie eine Kanonenkugel aus der Höhle hinaus und wurde erst dann langsamer. Sie trabte noch einige Schritte während sie sich umsah. Schnell erkannte sie ihn. Reptain lag auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Sein Gesicht war zu einer Maske aus Schmerz verzerrt. »Reptain!«, rief Evoli und sie beschleunigte ihr Tempo sofort wieder.

         »Komm nicht näher!«, rief er aus und fasste sie in ihren Blick. Evoli blieb augenblicklich stehen und starrte Reptain an. Er sah völlig fertig aus, geschwächt und er war bewegungsunfähig. Erst jetzt erkannte sie, dass über seinem Körper ein Nebel aus violetten Schatten huschte. »Hier lauert ein starker Gegner.«, erklärte er zwischen zusammengepressten Zähnen. Sogar das Sprechen schien ihm schwer zu fallen.

         Evoli spannte sich an, ging mit den Vorderbeinen etwas in die Tiefe und peitschte mit dem buschigen Schweif. »Wo?«, fragte sie während sie ihre Umgebung absuchte, doch ihr wollte nichts auffälliges ins Auge springen. »Genau neben dir! Der Spiritkern!«, rief Reptain mit Mühen aus, bevor er sich krümmte und die Zähne zusammenpresste

         Evoli stutzte und sie richtete ihren Blick auf den 'Spiritkern', der für sie nicht mehr als ein kleiner Stein war. Doch plötzlich manifestierte sich aus dem Stein eine gigantische Wolke aus Gas und Nebel der Schatten mit einem verzerrten Gesicht. »Hähä... Wir sind Kryppuk.«, hallte seine Stimme schier von allen Seiten auf Evoli ein. Diese wich zurück, ein entschlossener Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht während ihre Ohren irritiert wegen der vielen Stimmen nervös zuckten. »Lass Reptain gehen!«, verlangte Evoli.

         Doch Kryppuk schien das nicht zu interessieren. »Kannst du gegen UNS ankommen, kleines Ding?«, lachte er und seine Gasgestalt teilte sich vor Evolis Augen.

         »Er will dich übernehmen!«, rief Reptain der sich nur noch abmühte um überhaupt zu sprechen. Evoli ging mit dem Kopf tiefer und ihr Schweif peitschte von der einen zur anderen Seite. Scheinbar war es das, was Reptain am Boden festhielt und ihm Schmerzen bereitete. »Dann sollte er besser mal herausfinden wer ich bin!«, rief sie aus. Evoli teilte sich plötzlich ebenfalls auf. Sie erstellte identische Spiegelbilder von sich. Doppelteam schien zu funktionieren, denn Kryppuk sah auf einen kleinen Augenblick verwirrt aus. Mit einem Ruckzuckhieb rannten alle Abbilder rasend schnell auf Kryppuk zu. Doch als sie ihn gerade mit einem Tackle rammen wollte, sprang sie stattdessen einfach durch ihn hindurch, als wäre er nicht da. Evolis Augen wurden groß, als sie feststellte dass ihr Angriff keine Wirkung auf Kryppuk hatte.

         An ihren Doppelteam Abbildern haftete je ein eine kleine Gaswolke und sie lösten sich alle nacheinander auf. Ebenso wie an Evoli selbst, welches sie panisch versuchte abzuschütteln, indem sie mit den Hinterbeinen ausschlagend herumsprang. Es gelang ihr schließlich und verbissen stellte sie sich Kryppuk entgegen. Wie konnte sie ihn besiegen? Sie war ein Normalpokemon, doch da kam es ihr. Sie feuerte einen Spukball auf Kryppuk ab. Er traf, war aber anscheinend nicht sehr effektiv, da der Angriff vom selben Typ war, wie das welches das Pokemon selbst präsentierte. »Hähä... Du glaubst, du KANNST uns besiegen?«, fragte Kryppuk und blickte interessiert auf Evoli. »Ich muss es immerhin versuchen oder?«, blaffte Evoli und feuerte einen weiteren Spukball auf Kryppuk.

         Dieser lachte und teilte sich erneut in mehrere, kleine Gaswölkchen auf. Evoli konnte sie noch nicht einmal zählen während sie ihre Augen verengte. »Mach dich bereit, so wie DER da zu Enden.«

         Evoli musste nicht hinsehen um zu verstehen dass er Reptain meinte. Die kleinen Gaswölkchen schwebten direkt auf sie zu. Evoli begann zu laufen, sie erschuf wieder dank ihres Doppelteams mehrere Abbilder von sich selbst, doch so schnell wie sie erschienen, so schnell verschwanden sie auch wieder als sich ein Gaswölkchen darauf absetzte und sie zerstörten. Kryppuk bestand also aus Einhundertundacht Geistern und vermutlich konnte er sich auch genau so oft teilen. Evoli feuerte im Lauf weitere Spukbälle auf Kryppuk, doch diese schienen ihm wirklich nur sehr wenig anzuhaben, da er sich nicht einmal die Mühe machte um auszuweichen.

         Evoli keuchte als sie eine kurze Verschnaufpause fand. Kryppuk versuchte einen Psystrahl auf sie zu feuern, traf aber nur den Boden unter ihr. Evoli wurde durch die Luft geschleudert und landete hart auf dem Stein. Sie spürte nun auch wie ihre eigenen Reserven aufgebraucht waren. War es das gewesen?

         Entschlossen drückte sie sich vom Boden auf und sprang mit einem Ruckzuckhieb gerade noch rechtzeitig weg als sich mehrere Gaswölkchen auf sie stürzten. Adrenalin rauschte durch ihren Körper, als sie auf Kryppuk zu rannte, sie blieb direkt vor ihm stehen und erzeugte einen Sandwirbel. Das Geistpokemon wich zurück. »Hähä! Du blendest UNS? Das wird dir nichts nützen.«, lachte er obwohl es seinen Effekt wohl nicht verfehlte. Evoli beeilte sich ihre Position zu verändern als Gaswölkchen wieder auf sie zurasten. Sie fasste den Spiritkern ins Auge aus dem Kryppuk aufstieg. Ihre Lefzen hoben sich als sie eine Bissattacke ausführte. Der Spiritkern knirschte gegen ihre Zähne als sie versuchte ihn zu beschädigen.

         Ein winziger Splitter bröckelte ab und die große Masse von Kryppuk jaulte schauerlich auf was über den gesamten Felskamm zu hören war. »Du WAGST es...?!«, schrie er grollend und versuchte sich in ihre Richtung zu bewegen, aber Evoli ließ nicht locker, jetzt wo sie seinen Schwachpunkt entdeckt hatte. Sie biss erneut zu. KRACK! Ein feiner Haarriss zog sich jetzt über den Spiritkern und erneut jaulte das Geistpokemon auf. Doch plötzlich wurde Evoli von einer unsichtbaren Macht gepackt und flach auf den Boden gedrückt. Der Spiritkern kullerte aus ihrem Maul und dieser hüpfte mit samt dem Geistpokemon welches es bewohnte einige Schritte davon.

         Evoli versuchte sich aufzurichten, doch genauso gut hätte sie versuchen können einen Berg anzuschieben. Sie erkannte die Gaswölkchen die sich über ihr nun wie ein Nebel ausbreiteten. Evoli jaulte auf, legte die Ohren zurück, schloss die Augen und drückte ihre Pfoten auf die Nase. Sie wollte nicht dass etwas in sie eindrang und sie kontrollierte. Sie wollte keine Schmerzen erleiden.

         »Kryppuk! Lass sie gehen!"« rief eine helle Stimme und das Gas schien Evoli nicht mehr belangen zu wollen, auch wenn es sie immer noch gegen den Boden drückte. Langsam wagte sie es ein Auge zu öffnen und spähte zu Kryppuk.

         Apollo schwebte über den Kamm zu dem Gasförmigen Geisterpokemon. »Das sind zwei überlebende von dem Gefängnis.«, erzählte Apollo. Kryppuk hielt inne. »Von dem GEFÄNGNIS?«, fragte dieser argwöhnisch. »Sie haben DEINE Höhle durchquert? Warum HAST du ihnen nicht den richtigen Weg gezeigt?«

         Apollo hielt kurz vor Kryppuk inne. Er war viel kleiner als er. »Ja, ich habe nun eine Illusion erschaffen um die Zobiris in die Irre zu führen. Du hast hier ein ganz schönes Chaos angerichtet.«, erwiderte Apollo in einer merkwürdig fröhlichen Stimme.

         Kryppuk schien das nicht zu scheren. »Sie sind hier EINGEDRUNGEN!«, rief er aus. »DU hast ihnen den falschen Weg gewiesen.«

         Apollo starrte Kryppuk lange an, ehe er breit grinste. »Fehler passieren, nicht wahr?«

         Evoli rutschte das Herz in die Schwanzspitze und Kryppuk schien wohl auch nicht begeistert von einer solchen Antwort zu sein. Nichts desto trotz war Apollo nach Jahren - ach was, wenn das überhaupt reichte - nach Generationen das erste Mal aus seiner Höhle getreten um ihr zu helfen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.

         »Kryppuk, erinnere dich an die Welt, wie sie einmal gewesen ist.«, redete Apollo nun eindringlich auf das viel größere Geistpokemon ein. Kryppuk starrte Apollo einige Herzschläge lang an, dann schüttelte er sich.

         Unausgesprochener Frust brannte in ihm, während mehrere Atemzüge vergingen und Kryppuk sich in den Spiritkern zurückzog. Seine Gasformungen die er abgeworfen hatte, formten sich wieder zu einer Masse und schwebten ebenfalls in den Spiritkern zurück. Auch der Bann von Reptain löste sich und Evoli atmete erleichtert aus, als er Druck von ihr nachgelassen hatte. Sie rappelte sich auf die Pfoten und schüttelte sich.

         Apollo kam zu ihr herüber geschwebt. »Ich entschuldige mich für Kryppuk. Ihn nimmt die Dunkelheit mehr mit als mich.« Sein Blick schweifte über das ergraute Land und den pechschwarzen Himmel in dessen Lüfte in Abständen Gesteinsbrocken schwebten. »Wenn ich jeden Tag einen solchen Anblick erdulden müsste, würden sich mein Herz und meine Sinne ebenfalls trüben.«

         Evoli blickte schwanzwedelnd zu ihm auf. Sie verstand, darum lebte Apollo also ausschließlich in der Höhle. Dass er nun herausgekommen war um Reptain und ihr zu helfen, musste ihm sehr viel Überwindung gekostet haben. »Danke Apollo.«, lächelte sie matt und fügte hinzu: »Schon wieder.«

         Apollo sah Evoli tief in die Augen. Die Bitte welche in seinem Blick verborgen lag, musste er nicht aussprechen. Stumm nickte sie. Die beiden Pokemon verstanden sich und das obwohl Evoli immer dachte, sie würde sich nie mit einem Geistpokemon anfreunden können. »Ich werde wieder zurückkehren um euch noch etwas Zeit zu verschaffen. Ihr müsst von hier verschwinden.«, erklärte Apollo. Evoli nickte als er sich von ihr abwand und zurück zum Eingang der Höhle schwebte. Er drehte sich nicht um, um noch einmal über die Schulter zu sehen. Das Geistpokemon fügte sich seinem Schicksal, welches er sich selbst ausgewählt hatte um seinen Geist zu schützen.

         Evoli legte die Ohren traurig zurück, sah zu wie Apollo in der Schwärze der Höhle verschwand und blickte sich dann zu Reptain um. Er lag noch immer mehrere Schritte von ihr entfernt auf der Seite und bewegte sich nicht. Bestürzt rannte Evoli auf ihn zu und drückte ihre Pfoten auf sein Gesicht um ihn aufzuwecken. Eine kurzes zucken, dann verzog er das Gesicht. Erleichterung floss durch Evoli wie eine heiße Mahlzeit an einem sehr kalten Tag.

 

 

 

 

         Reptain versuchte den nervigen, weichen Druck von seinem Gesicht los zu werden indem er seine Klaue hob und vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Doch anstatt ein Insekt zu verscheuchen, oder einen Gegenstand zu ergreifen, schob er ein Fellbüschel von seinem Gesicht fort, welches ungelenk aus dem Gleichgewicht kam. Er blinzelte benommen und erkannte Evoli die sich sofort wieder aufrichtete. Wann hatte er sein Bewusstsein verloren? Reptain wusste noch wie Evoli im hohen Tempo versucht hatte, der überhöhten Anzahl der Gasteilchen zu entkommen. Langsam richtete er sich auf, zu seinem eigenen verblüffen mit Leichtigkeit. »Du hast ihn besiegt?«, fragte Reptain zusehends irritiert als er sie mit seinen gelben, reptilienartigen Augen betrachtete.

         Evoli schüttelte den Kopf und sah zurück. »Ich hatte ein wenig Hilfe.«, gestand sie und blinzelte erschöpft. »Wir müssen von hier verschwinden und uns irgendwo verstecken und ausruhen. Ich bin völlig fertig, Reptain... Und du ebenso. Das musst du einsehen.«, drängte Evoli in einem ruhigen Ton. Ein kleines Funkeln machte sich in Evolis Augen breit als sie ihn direkt ansah und Reptain glaubte es falsch zu deuten. »Vertraust du mir?«, stellte er erneut seine Frage und wartete ihre Reaktion ab.

         Zu seinem Erstaunen nickte Evoli ohne zu zögern. »Ja, ich vertraue dir, Reptain. Und ich glaube dir. Alles was du gesagt hast ist richtig. Über diese Welt, über die Vergangenheit und über die Zukunft. Es kann nur richtig sein, was du mir erzählt hast, das habe ich erkannt.« Reptain beobachtete sie während er etwas schwerfällig aufstand. Es kam ihm so merkwürdig vor, woher kam ihr plötzlicher Sinneswandel? Aber weder in ihren Augen, noch in ihrer Stimme war der Ausdruck eines Zögerns, eines Zweifels, einer List oder gar Feindseligkeit zu erkennen. Nur die Erschöpfung, ein kleiner Hauch von Hoffnung und Ehrlichkeit spiegelten sich in ihnen.

         Reptain lächelte matt und hob seinen Kopf in die Richtung des Waldrands. »Wir können uns in den Bäumen etwas ausruhen, aber wir können nicht zu lange verweilen.«, erklärte Reptain. Evoli nickte müde. »Mir ist alles recht, solange wir zusammen bleiben können.«, sagte sie und sah verlegen zur Seite. Reptain beobachtete Evoli und ein Schmunzeln huschte über seinen Mundwinkel. Vermutlich war ihr das gerade einfach so herausgerutscht. Wie als hätte sie seine Gedanken gelesen starrte sie zu ihm hoch. »Ich meine, es ist besser wenn wir zusammen bleiben, oder? Zusammen kommen wir schneller voran und können uns den Rücken freihalten.«

         »Natürlich.«, erwiderte Reptain und die beiden machten sich auf den Weg zum Waldrand. Reptain musste sich doch tatsächlich Mühe geben um mit Evoli Schritt zu halten, auch wenn sie bereits langsamer ging als sie wahrscheinlich könnte.

         Sie erreichten den Waldrand und gingen gemeinsam tiefer hinein. Diese gewohnte Umgebung ließ Reptain innerlich erkalten. Er hätte nicht gedacht den Wald noch einmal zu durchschreiten. Als sie ein gutes Stück gegangen waren stoppte Reptain und suchte die Baumkronen mit dem Blick ab. Evoli bemerkte dies und kam wieder wenige Schritte zu ihm zurückgelaufen. »Da oben können wir uns ausruhen. Es ist gut versteckt durch die Blätter und die Äste sind dick und stämmig. Sie werden uns gut verbergen.«, sprach er und deutete mit seiner Klaue auf die erwähnte Baumkrone. Die grauen Blätter raschelten kein einziges Mal und gaben absolut kein Geräusch von sich.

         Evoli folgte seiner Klaue zu dem Baum hinauf. »Ich kann nicht so gut klettern...«, murmelte sie leise und sah sich am Boden um. Sie hielt wohl Ausschau, so wie Reptain nur vermuten konnte nach einem kleinen Loch oder ähnlichem. Reptain beugte sich vor und hob Evoli von den Pfoten. Sie fiepte kurz überrascht auf, doch als er sie auf seine Schulter setzte, legte sie ihre Pfoten um seinen Hals und hielt sich an ihm fest.

         Hätte Reptain noch über mehr Kraft verfügt, wäre es ein einfaches gewesen einfach auf den Ast zu springen und dann in der Baumkrone zu verschwinden, aber in seinem Zustand war es sogar schon schwierig überhaupt den Baum hinaufzuklettern. Als er oben ankam sprang Evoli von seiner Schulter auf den Ast und Reptain ließ sich in einer Gabelung nieder. Gegen den kalten Stamm lehnend beobachtete er Evoli wie sie mit der Pfote gegen die Blätter stupste, die sich allerdings nicht bewegten. Dann schnüffelte sie vorsichtig daran und zuckte zurück. »Die sind ja steinhart.«, bemerkte Evoli und sah zu Reptain über die Schulter.

         »Sie haben ihre Bewegungen vor vielen Generationen aufgegeben. Sie sind nicht mehr einfach nur erstarrt wie in deiner Welt, als sich der Grauschleier ausgebreitet hat. Sie sind über die Jahre zu hartem Stein geworden.«, erklärte Reptain während er seine Wunden untersuchte.

         Doch ein prüfender Blick reichte aus um festzustellen dass er nicht viele Wunden hatte. Mehrere Schrammen und Kratzer, aber nichts tiefes oder bedrohliches. Seine Kraftlosigkeit rührte von der Erschöpfung. Kein Wunder, schließlich war er inzwischen drei Tage auf den Beinen, ohne Schlaf, wenn nicht sogar länger. Evolis warme, braune Augen hafteten auf ihm. Sie wusste wahrscheinlich wie geschwächt er war, oder vermutete es, obwohl er versuchte so kräftig wie nur möglich zu erscheinen. »Ich werde die erste Wache übernehmen.«, erklärte Evoli ruhig und setzte sich ihm gegenüber in die Astgabel. »Ruh dich aus, Reptain. Versuch etwas Schlaf zu finden.«

         Reptain legte den Kopf schief und ließ seinen Blick über sie wandern. »Warum folgst du mir eigentlich? Weil du sonst niemanden kennst?«, fragte er ruhig. Da lag kein Argwohn oder Skepsis in seiner Stimme. Nur reine Neugierde.

         Evoli schüttelte den Kopf und hielt dann inne. »Nein, es ist weil du schon einmal in die Vergangenheit gereist bist, Reptain.«, murmelte sie leise.

         »Hm.« Reptain grinste matt. »Du meinst, ich bin der Schlüssel, dass du wieder in deine Welt kannst, oder?«

         »Ja, und auch wegen...« Evoli neigte den Blick und sah auf ihre Pfoten. »Wegen den Zahnrädern der Zeit. Wir müssen zurück in die Vergangenheit um die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Der Zeitturm darf nicht einstürzen.«

         Reptains Blick schweifte prüfend über Evoli. Ihr Fell hatte sich inzwischen geglättet und ihre Ohren waren nach hinten angelegt. Sie sah entschlossen und gleichzeitig sehr traurig aus. Über alles, was sie hier sehen musste? Über das, was sie bisher hier erlebt hatte? Reptain nickt langsam. »Du wirst mir also helfen?«, fragte er. Als Evoli entschlossen nickte und ihm in die Augen sah huschte ein Lächeln über seine Lippen. »Gut, dann werden wir gemeinsam die Zahnräder der Zeit sammeln.«, erwiderte er und wand seinen Blick ab. Er starrte einige Herzschläge in das erstarrte, graue Blätterdach über ihm, ehe er die Augen schloss.

Er hörte noch, wie Evoli ihre Position veränderte, sie sich von ihm abwand, den Schweif sanft über ihre Pfoten ringelte und sogar, wie sich ihre Ohren gespitzt aufstellten. Dann überkam ihn der Schlaf wie eine willkommene Ohnmacht.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DevilsDaughter
2013-08-25T15:56:57+00:00 25.08.2013 17:56
Alpollo war ja mal voll süß *-* dachte am Anfang: omg voll Psycho aber er hat ihnen geholfen x3 will jetzt wissen wie's weitergeht aber wenn ich so weitermache dann hab ich bald den ganzen Vorrat "weggelesen" Dx hoffentlich schreibst du bald weiter xD hab lange nicht mehr so 'ne gute FF gelesen *-*
Antwort von:  Skampi835
26.08.2013 00:27
Ja Apollo ist als ein 'running Gack' reingekommen ^^ Ich schau dass ich jeden Sonntag und Mittwoch Kapitel hochladen kann. Manchmal klappts, manchmal nicht. Aber bisher hat es sich gehalten xP Danke für das Lob! :D


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