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PMD Himmel jenseits von Zeit und Dunkelheit - Reptains Sicht

von

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08 - Das Geheimnis des Grauschleiers

         Reptain öffnete die Augen, doch um ihn herum war alles pechschwarz. Verwirrt blinzelte er, in der Hoffnung, dass er seine Augen doch noch nicht geöffnet hatte. Er starrte auf seine Klauen, die er ohne Probleme erkennen konnte. Sein Herz schlug schneller und für den Bruchteil einer Sekunde kam ihm der Gedanke wieder in der Zukunft zu sein. In einer Welt, in der ewige Dunkelheit herrschte, in der Schatten-Dialga die Macht besaß selbst den letzten Rest der Dunkelheit mit kompletter Finsternis zu füllen. Doch dann baute sich ein merkwürdiger, durchscheinender Nebel vor seinen Augen auf.

         Wabernd erschien die Schattenhafte Gestalt der menschlichen Skampi vor ihm. Ihre Haare sahen aus, als würden sie etwas wehen, bei jeder Bewegung die sie tat zog sich der Nebel fein mit. Ein schleierhaftes Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Gut, dass du wieder in der Vergangenheit bist, Reptain.«, seufzte Skampi erleichtert. »Ich wusste, dass du es schaffen würdest.«

         Das Pflanzenpokemon sah Skampis vertraute Erscheinung an und seine Anspannung verflog sofort. Seine gelben, reptilienartigen Augen strahlten Wärme und Zuversicht aus. »Natürlich. Du hast mir sehr geholfen in der Hinrichtungskammer.«, sprach er vertraut und ruhig.

         »Hehe...« Skampi lachte leise, schemenhaft und ihre Gestalt verschwamm wabernd, ehe sie sich wieder schärfte. Der Nebelschleier warf nun schärfere Konturen als bei ihrem ersten Zusammentreffen und Reptain konnte sie nun sehr deutlich erkennen. »Du kannst immer auf mich zählen, das weißt du doch.«, grinste die Nebelgestalt von Skampi fröhlich und zwinkerte ihm zu.

         Reptain blickte zu ihr auf, als ihn ein Anflug von Traurigkeit wie ein heftiger Windstoß packte und seine Augen überschattete. »Du bist nun ein Evoli...«, begann er wehmütig, doch die Nebelgestalt verschwamm erneut und drohte ihm zu entschwinden.

         »Ja, ich weiß, was mit mir geschehen ist.«, sprach Skampi traurig und schüttelte ihren Kopf als sich der Nebel wieder festigte. Dann, klang ihre Stimme viel fester, als sie weitersprach: »Aber das ist nicht wichtig, Reptain. Wichtig ist, das an was du glaubst. An was wir beide geglaubt haben. Ich habe mein Gedächtnis verloren, aber du kannst dich noch daran erinnern. Wie wir Seite an Seite gekämpft haben um unser Ziel zu erreichen. So viel hängt davon ab, dass wir erfolgreich sind. Alle in der Zukunft, deren Herzen noch nicht vertrocknet und dunkel sind zählen auf uns. Du musst weiter machen, egal wie ich jetzt bin.«

         Die Nebelgestalt von Skampi begann wieder zu verschwimmen und auseinander zu brechen während sie weiter sprach: »Du musst daran glauben und weiter kämpfen, Reptain. Ich werde immer in deiner Nähe sein. Die Skampi, die du noch von damals kennst. Dein Partner... Deine Freundin...« Ein letzes, aufmunterndes Lächeln breitet sich auf dem Gesicht der Nebelgestalt von Skampi aus, ehe sich der Nebel verflüchtigt und die Gestalt langsam auflöst.

         »Nein!«, rief Reptain in die Dunkelheit hinein und versuchte nach ihr zu greifen, doch das einzige was er zwischen seine Klauen zu fassen bekam, sind dünne Nebelschwaden die sich verflüchtigten, sobald er danach ausholte. »Ich muss doch wissen...«, stockte sein Atem haltlos.

 

         »Das kann nicht dein Ernst sein!«, harschte Karnimanis Stimme an sein Ohr. Reptain wagte es nicht die Augen zu öffnen, auch wenn sein Herz wild klopfte versuchte er dieses und seine Atmung zu beruhigen. Es war wieder nur ein Traum gewesen, in dem er gefangen war. Ein Traum, in dem ihm diese nebelhafte Gestalt von Skampi erschienen war und mit ihm gesprochen hatte. Ihm gesagt hatte, dass er nicht aufgeben durfte. Hatte sie nicht auch angedeutet, dass sie jemand anderes ist, als die Skampi die in ein Evoli verwandelt wurde und ihr Gedächtnis verloren hatte? Und doch, waren sie dieselbe Person, so schien es. Das alles klang sehr verwirrend.

         »Doch, das ist es.«, drang Skampis Stimme überzeugt und durchdringend. »Ich kann es gerne noch einmal wiederholen. Ich vertraue Reptain. Ob es dir nun passt oder nicht, ist deine Sache. Aber ich kann nur wiederholen, was ich dir bereits sagte. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, Karnimani.«

         Ein leises Aufstampfen war zu hören, vermutlich von Karnimani. Sein Körper bebte vor Anstrengung dieser Diskussion standzuhalten. »Gut, vielleicht mag es stimmen, was er über die Zahnräder der Zeit sagt. Aber müssen sie wirklich aus den Gebieten entwendet werden? Du hast doch selbst gesehen, was dann mit den Gebieten passiert. Und was, wenn es nicht nur vorübergehend ist?«, forderte Karnimani zu wissen ein. »Wir haben keine Garantie dass es wirklich so ist, wie er es sagt.«

         Skampi zuckte ungehalten mit den Ohren und in ihrer Stimme lag etwas von angestrengter Geduld. »Ich weiß, dass es schwer zu glauben oder zu verstehen ist, Karnimani. Ich verstehe das Ganze ja selbst auch noch nicht so richtig. Aber er weiß definitiv was er tut, er hat sich lange mit der Lähmung des Planeten beschäftigt. Er wird uns helfen.«

         »Pah!«, spuckte Karnimani aus. »Ich traue ihm kein Stück!«

         Aus Skampis Kehle drang ein leises, undgeduldiges Knurren hervor. »Ich weiß, dass du es nicht leiden kannst wenn du etwas nicht weißt und wenn du dir dein Urteil über jemanden gefällt hast, dann beharrst du stur darauf, egal was man dir erzählt. Aber denk jetzt mal bitte an die Worte von unserem Gildenmeister.«

         Eine kurze Stille folgte in der keiner der Beiden etwas sagte, bis Skampi schließlich die Stille brach und hinzufügte: »Es gibt keine bösen Pokemon.«, sagte sie fest.

         »Tse...«, fuhr es aus Karnimanis Mund, doch er erwiderte daraufhin nichts, als würde er sich etwas in sein Gedächtnis zurück rufen. Reptain beschloss seine Augen nun zu öffnen und die beiden mit müden Augen anzublinzeln. Er richtete sich auf und streckte sich, ebenso wie seine Halmblätter ordentlich durch. Reptain konnte verstehen, dass Karnimani ihm nicht trauen konnte. Er und auch alle anderen auf dieser Insel wurden viel zu lange mit den Lügen von Zwirrfinst gefüttert, als dass man sie noch umstimmen konnte. Reptain konnte es ihm noch nicht einmal übel nehmen, vielleicht hatte er sich an ein Dasein in dem er geächtet und 'Reptain der Dieb' war auch einfach schon gewöhnt. In der Zukunft hatte er schließlich auch keine andere Rolle eingenommen.

         Skampi und Karnimani sahen zu Reptain, nachdem sie sich gegenseitig noch einen kurzen Blick zugeworfen hatten. Skampi begann zu lächeln und mit ihrem buschigen Schweif zu wedeln. »Guten Morgen, Reptain. Hast du gut geschlafen?«, fragte sie freundlich.

         Reptain war froh, Skampi wieder auf den Beiden zu sehen. Sie sah viel besser aus, als am Abend zuvor. Langsam nickte er und richtete seine gelben Augen auf sie. »Ja. Ich fühle mich viel besser.«

         Eine Stille folgte, doch Skampi unterbrach sie ehe sie peinlich werden konnte. »Komm doch näher zu uns. Hier sind noch ein paar Äpfel die Karnimani uns gebracht hat. Du kannst dich bedienen. Ich habe bereits gegessen und bin satt.«, sprach sie freundlich und warf Karnimani einen kurzen Seitenblick zu, der dazu allerdings nichts sagte.

         Reptain stand auf und ging die wenigen Schritte zu Skampi und Karnimani herüber, ehe er sich wieder auf den Boden setzte und nach dem Apfel griff. Er hatte eine gesunde, rote Farbe und sah außerdem sehr saftig aus. »Dann kannst du uns etwas über deine Vergangenheit erzählen.«, fügte Skampi langsam hinzu. Reptain verstand die verschleierte Frage, als er mit einem leisen Knacken in den Apfel biss und darauf kaute. Skampi wollte auch etwas über sich selbst erfahren, sie hatte ihr Gedächtnis verloren und alles an ihr menschliches Dasein vergessen. Sie hatte ihn vergessen.

         Mit bitteren Gedanken verzehrte er den Apfel. Skampi wusste nicht wie sehr ihn ihr Gesagtes vom letzten Abend getroffen hatte. 'Immerhin... Sind wir nicht mehr dieselben Freunde wie damals. Ich bin nicht mehr die selbe Skampi die du kennst.' Für Reptain hatte es fast so geklungen, als würde sie ihre Freundschaft aberkennen. Es hatte einen feinen Haarriss in seinem Inneren und einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Sie glaubte nicht mehr dass sie Freunde waren, oder nicht mehr dieselben Freunde wie damals. Reptain schluckte ehe er seine Stimme erhob: »Nun... Du und ich haben in der Zukunft Nachforschungen über die Lähmung des Planeten angestellt. Unser eigentlicher Plan war es, dass wir in der Zukunft die Lähmung des Planeten aufheben, doch du hattest eine Vision, in der die Rede war, dass wir die Lähmung verhindern sollten. Wir wussten zunächst nichts damit anzufangen, doch als wir den Aufenthaltsort von einigen Zahnrädern der Zeit herausgefunden hatten, wussten wir, warum dieser Unterschied der Worte eine so große Bedeutung hatte.«

         Reptain legte eine Kunstpause ein und ließ seinen wachsamen Blick über Skampi und Karnimani gleiten. Dass Skampi zunächst unentschlossen war und wieder zu ihrem Dorf zurückgekehrt war, würde er nicht erwähnen. Ebenso wie die Tragödie, die sich in dem Haus abgespielt hatte. »Die Zahnräder der Zeit waren mit den Jahren verschwunden. Später vermuteten wir, dass sie direkt nach dem Einsturz des Zeitturms verschwunden sind, da sie ihren Zweck verfehlten. Als wir die Aufenthaltsorte aller fünf Zahnräder der Zeit herausgefunden hatten, waren wir bereits gesuchte Verbrecher, weil wir den Lauf der Geschichte verändern wollen.«

         »Warum redest du von Skampi und dir? Ihr seid doch erst letztens in der Zukunft gewesen und da musstet ihr wohl kaum die Zahnräder der Zeit finden.« Karnimanis Stimme klang stichelnd und zweifelnd während er Reptain ruhig gelauscht hatte.

         Reptain richtete seine gelben Augen auf ihn. »Das liegt daran, dass Skampi früher ein Mensch war, wie du wahrscheinlich weißt.« Mit einem prüfenden Blick auf Skampi die nickte fuhr er fort: »Skampi ist ein Mensch aus der Zukunft. Sie war mein Partner während wir die Lähmung des Planeten untersucht haben.«

         Karnimanis Augen wurden groß. »Das kann doch nicht sein?«, fragte er verwirrt und sah Skampi an. Doch sie ließ ihren Blick auf ihre Pfoten sinken. »Doch Karnimani, es stimmt.«, murmelte sie leise. »Zwirrfinst hat es mir selbst bestätigt. Reptains Partner war ein Mensch aus der Zukunft, welche die Fähigkeit des Dimensionalen Schreis hatte. Durch einen Unfall wurde ich zu einem Pokemon und verlor mein Gedächtnis.« Sie hob ihren Kopf und sah Reptain an. »Kannst du mir etwas über den Unfall erzählen?«

         Reptain schüttelte nur schwer den Kopf. »Ich weiß selbst nicht genau was damals geschehen ist. Auf einmal hast du geschrien und Partikel von Schattenenergien sind um deinen Körper herumgewirbelt. Dann wurde alles schwarz und das Ende des Zeittunnels brachte uns über das Meer, welches in einem tosenden Sturm lag. Ich habe dich dort verloren.«, erklärte er schwermütig. »Ich dachte zuerst Zwirrfinst hätte dich in dem Zeittunnel angegriffen, aber er konnte es nicht gewesen sein. Er war weit weg und beschäftigt.« Reptain verstummte als er darüber nachdachte wie triumphierend Skampi damals die Bodenfalle konzipiert hatte und Zwirrfinst auch noch hineingetappt war. Nicht einmal ein Geistpokemon konnte Skampis Raffinesse standhalten. Doch eine weitere Frage die er nicht beantworten konnte, nahm in seinem Kopf Gestalt an. Wie konnte Zwirrfinst von dem Unfall wissen, wo er doch so weit weg gewesen war?

         »Warum ist es schlimm, dass man in einer Welt voller Farben leben möchte?«, fragte Karnimani und sah misstrauisch drein. Vermutlich immer noch auf der Suche irgendetwas zu finden was an der Geschichte von Reptain nicht zusammenpasste. »Ich verstehe nicht warum ihr Verbrecher gewesen sein sollt.«

         »Nun, am Zeitturm lebt ein Pokemon namens Dialga. Es verkörpert die Zeit selbst und beherrscht sie auch als solches. Nachdem der Zeitturm einstürzte, der die Zeit bis zu diesem Zeitpunkt regulierte und am Laufen hielt, verlor Dialga den Verstand, da die Zeit nicht mehr existierte. Sein Herz verdunkelte sich und seine Gedanken wurden wirr. Von diesem Zeitpunkt ist es Schatten-Dialga und seine eigene Aufgabe und sein Ziel ist seine Selbstexistenz aufrechtzuerhalten. Wenn man die Lähmung des Planeten verhindern würde, würde Schatten-Dialga nie existieren. Deswegen wollte es uns schon damals aus der Geschichte entfernen und setzt auch alles daran, dass seine nie enden wollenden Herrschaft der Dunkelheit fortbesteht.«, beantwortete Reptain souverän Karnimanis Frage, wobei er ihn fest ansah. Noch immer war da Zweifel in Karnimanis Gesicht.

         Skampi zuckte mit den Ohren. »Du hast vorhin etwas von einer Vision erwähnt und von der Bedeutung der Worte.«

         »Richtig.«, Reptain nickte und sah mit seinen reptilienartigen, gelben Augen wieder zu Skampi. »Mithilfe deiner besonderen Fähigkeit, dem Dimensionalen Schrei, gelang es uns die Aufenthaltsorte der Zahnräder der Zeit ausfindig zu machen, obwohl die Zahnräder der Zeit selbst nicht mehr existierten. Dein Dimensionaler Schrei, Skampi.«, Reptain sah Skampi ruhig an. »Er löst sich nur bei Orten oder Lebewesen aus, die in der Verbindung mit der Lähmung des Planeten und den Zahnrädern der Zeit stehen. Außerdem wird er nur ausgelöst, wenn ein vertrauter Freund in deiner Nähe ist.«

         Skampi wackelte unbehaglich mit dem Schweif. »Deshalb...«, murmelte sie vor sich hin. »Deshalb habe ich damals bei dem erstarrten Wasser nichts gesehen.«

         Reptain musterte Skampi eindringlich, dann erinnerte er sich. Kurz nachdem sie diese merkwürdige Handlung gemacht hatte und zerstreut zu ihm zurückkam, hatten sie sich getrennt. Zu seinem eigenen Glück, nur kurz.

         »Aber das kann nicht sein.«, warf Karnimani ein und Reptain und Skampi wanden ihre Köpfe ihm zu. »Der Dimensionale Schrei von Skampi, hat sich schon öfters ausgelöst und nicht immer ging es dabei um die Zahnräder der Zeit. Außerdem geschah es das erste Mal bereits schon nach wenigen Tagen.«

         Reptain legte den Kopf schief als er einen Anflug des Triumphs auf Karnimanis Gesicht entdecken konnte. Warum wollte er nur unbedingt darauf beharren, dass er die Unwahrheit sagte? »Hier passiert der Dimensionale Schrei also auch, wenn es nicht um die Zahnräder der Zeit geht...?«, murmelte er fragend und leise vor sich hin während er in seinen Erinnerungen wühlte. »Nein, ich bin mir ganz sicher, dass das nie in der Zukunft geschehen ist aus der wir kommen. Aber vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Vergangenheit doch um so vieles anders ist als die Zukunft. Vielleicht funktioniert der Dimensionale Schrei deswegen auch anders in der Vergangenheit als in der Zukunft. Und was dein zweites Anliegen angeht, Karnimani. Du warst der erste den Skampi gesehen hat und der sie in diese für sie unbekannte Welt eingeführt hat. Sie kannte nur dich und außerdem hatte sie einen Gedächtnisverlust. Beweist das nicht, wie groß ihr Vertrauen in dich bereits zu Beginn war?«

         Das war zumindest die einzige logische Erklärung, die Reptain abliefern konnte. Er erinnerte sich selbst, als Skampis Dimensionaler Schrei direkt zu ihrer ersten Begegnung begonnen hatte. Er wusste selbst nicht genau, was er getan hatte dass sie ihm gleich so sehr vertraute, aber vielleicht hatte sie ihn auch nach vielen Jahren bereits wieder erkannt. Die Nebelgestalt hatte ihm zumindest gesagt, dass sie ihr erstes Treffen nie vergessen hatte. Karnimani sah auf einmal nicht mehr misstrauisch aus, sondern vielmehr getroffen. Verlegen drehte er sich zu Skampi. »Ohje... Jetzt bin ich richtig platt. Da werde ich ja fast rot.«, murmelte er Skampi zu und schenkt ihr einen verlegenen Blick. Skampi lächelte und wedelte freudig mit ihrem buschigen Schweif.

         Reptain schmerzte es irgendwie immer mehr, dass Skampi und Karnimani zu einem so guten Gespann geworden waren, wie er selbst und sie es einmal gewesen waren. Doch diese besondere Freundschaft zwischen einem Mensch und einem Pokemon würde es wohl nicht mehr geben. Er seufzte schwer als er daran dachte, wie er alleine auf der Suche nach ihr in dieser Vergangenheit herumgeirrt war. Reptain war überzeugt davon, dass in Evoli noch ein kleiner Teil von Skampi steckte, der sich an ihn erinnern würde, wenn er es nur lang genug daran glaubte.

         »Was hast du jetzt als nächstes vor, Reptain?«, fragte sie etwas angespannt und riss Reptain damit aus seinen Gedanken.

         Er sah sie und auch Karnimani mehrere Herzschläge lang an. »Ich werde wieder die Zahnräder der Zeit sammeln. Die Lähmung des Planeten muss aufgehalten werden. Es ist ein Versprechen, das wir vielen Pokemon in der Zukunft gegeben haben.« Mit einem prüfenden Blick auf Skampi die den Kopf senkte wartete er ab.

         »Aber...!«, begann Karnimani doch Skampi schnippte mit dem Schweif. »Ich werde mitkommen.«, sagte sie mit fester Stimme und hob ihren Blick wieder. Vermutlich erinnert sie sich an das Versprechen, welches sie Apollo gegeben hatte.

         »Waaaaaaas?!«, fragte Karnimani fassungslos und sehr langgezogen. Sein Blick lag auf Skampi. Diese wand sich ihm zu und sah sie mit ihren braunen Augen an. »Wir müssen die Lähmung des Planeten verhindern, Karnimani. Diese furchtbare Welt ist schrecklich. Sie lässt keine Hoffnung, keine Träume und keine Wünsche zu. Außerdem habe ich es einem Apollo versprochen. Die Zeit darf nicht angehalten werden. Alles was wir kennen, würde sich verändern und zwar nicht zum Positiven.«

         »Aber was ist, wenn die Gebiete in denen der Grauschleier sich wegen der fehlenden Zahnräder der Zeit ausbreitet, nicht wieder normal werden, nachdem sie in den Zeitturm eingesetzt werden?«, fragte Karnimani aufgeregt.

         »Der Grauschleier wird nur von kurzer Dauer sein. Sobald die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm eingesetzt werden, wird die Zeit auch in diesen Gebieten wieder normal fließen.«, entgegnete Reptain. »Ich habe dafür zwar keine Garantie, aber so muss es sein, da die Zeit durch den Zeitturm reguliert wird und nicht - wie von jedem fälschlicherweise behauptet - durch die Zahnräder der Zeit.«

         Karnimani funkelte ihn zweifelnd an, sagte aber nichts mehr. Reptain erhob sich auf die Beine und streckte seine Halmblätter noch einmal durch, die sich spreizten. »Ich werde zuerst in das Schemengehölz aufbrechen. Dort habe ich mein erstes Zahnrad der Zeit gefunden. Außerdem ist dort keiner, der es bewacht. Es sollte einfach werden, es an sich zu nehmen.«

         Skampi sprang ebenfalls auf die Pfoten und peitschte aufgeregt mit dem Schweif. »Alles klar. Ich komme ebenfalls mit.«

         Karnimani seufzte leise. »Ich komme ebenfalls mit euch mit.«, sprach er langsam. Skampi stellte die Ohren auf und schenkte ihrem Freund einen dankbaren aber auch einen verwirrten Blick. Karnimani deutete ihre Verwirrung und erklärte: »In der Gilde habe ich in den letzten Tagen keine großen Aufträge machen können, weil ich einem Team bestehend aus einem Teammitglied angehöre. Nur den ein oder anderen Botengang habe ich erledigt, oder ich wurde ins Bett geschickt.« Skampi schenkte ihm einen traurigen Blick. »Ich wollte nicht auf Erkundung gehen wenn du nicht da bist Skampi, oder einem anderen Team angehören und Team Sternglanz aufgeben. Deswegen... Meine Traurigkeit hat meinen gesamten Körper gelähmt. Ich habe doch nur dich als meinen besten Freund.«, brachte er etwas gestockt heraus.

         »Ach Karnimani...«, seufzte Skampi und ihre Gesichtszüge wurden weich. Sie tappte mehrere Schritte auf ihn zu und leckte ihm über die Wange. »Ich werde für immer dein Freund sein. Ich danke dir für deine Loyalität, dass du Team Sternglanz nicht aufgegeben hast.«, munterte sie ihn auf und Karnimani sah auf und lächelte sie an.

         »Können wir dann? Den Zahnrädern der Zeit werden schließlich keine Füße wachsen, sodass sie zu uns kommen können.«, sprach Reptain leicht gereizt und zerstörte wohl jegliche Atmosphäre.

         »Na klar!«, riefen Skampi und Karnimani zugleich und folgten Reptain die Treppe hinauf an die Oberfläche der Tohaido-Klippe. Oben begrüßte sie ein warmer Wind, der ihnen um die Ohren strich und das Fell von Evoli durch wuschelte.

         »Wir sollten gleich dort entlang gehen.«, wies Reptain an, als er sich orientiert hatte. Er deutete mit seiner Klaue nach Westen. »Wir können an Schatzstadt vorbei schleichen und direkt in dem angrenzenden Wald untertauchen.«

         »Gute Idee.«, stimmte Karnimani zu.

         Reptain war überrascht, dass Karnimani auch etwas anders konnte, als ihn ständig zu kritisieren oder seine Erzählungen anzuzweifeln. Doch er kümmerte sich nicht weiter darum und führte die Gruppe an Schatzstadt vorbei wo sie in den Wald eintauchten.

 

         »Legt mal einen Zahn zu. Ihr seid ja langsamer als Schneckmags.«, foppte Reptain die beiden, viel kleineren Pokemon die ihm hinterherlaufen mussten um mit ihm Schritt zu halten.

         »Hey!«, Karnimani sah zu Reptain auf, der auf einem Ast eines reifenden Apfelbaumes hockte und zu den beiden hinab spähte. »Wir sind viel kleiner als du! Im Gegensatz zu dir haben wir uns immer noch nicht weiterentwickelt und außerdem können wir nicht einfach von Baum zu Baum springen.«

         Reptain legte den Kopf schief während seine gelben, reptilienartien Augen auf ihm ruhten. »Das klingt nach einer Ausrede.«, meinte er matt und sprang kräftig vom Ast ab. Er krallte sich an einen weiteren, stämmigen Ast, auf den er sich dann hinauf schwang.

         Skampi und Karnimani blieb nichts anderes übrig, als ihm weiterhin zu folgen und zu hoffen Reptain im Auge zu behalten. Sie waren überhaupt nicht zu langsam. Erstaunlicherweise konnten sie recht gut mit Reptain mithalten. Allerdings war dies auch nicht sein gewöhnliches Tempo. Reptain hielt immer mal wieder an, um sich zu vergewissern, dass die Beiden ihn noch sehen konnten. Die drei Pokemon waren nun fast den halben Tag lang unterwegs und das Schemengehölz war nicht mehr weit entfernt. Allerdings, wenn sie sich nicht etwas beeilen würden, würden sie Schatzstadt vor Sonnenuntergang nicht wieder erreichen. Reptains Blick schweifte in die Ferne, als er die Schritte von Karnimani und Skampi wieder hörte. Dann sprang er weiter, seine Augen verengten sich kaum merklich und er sprang von dem Ast auf den Boden. Er federte sich ab und hob seinen Kopf um sich suchend umzusehen.

         Irgendetwas war anders als damals, wo er das Schemengehölz das erste Mal betreten hatte. Er wusste nur nicht was es war, aber es war keinesfalls bedrohlich. Aber etwas stimmte einfach nicht und war falsch. Skampi und Karnimani kamen hinter Reptain keuchend zum stehen. »Was ist los, Reptain?«, fragte Skampi nachdem sie einige Atemzüge lang verschnaufte.

         Reptain zuckten noch nicht einmal oder sah sich nach Skampi und Karnimani um. »Vermutlich nichts.«, antwortete er schlicht. »Hier entlang. Wir sind fast da.«

         Skampi und Karnimani tauschten einen Blick aus, ehe sie Reptain folgten, der nun im Schrittempo vorangeht.

         »Wie haben wir das Zahnrad der Zeit gefunden, Reptain? Dieser Ort scheint nichts mit einem See zu tun zu haben.«, fragte Skampi, wahrscheinlich um die Stille zu vertreiben.

         Reptain reagierte nicht sofort ehe er sprach: »In einem Teil des Waldes den wir hinter uns gelassen haben, habe ich lange Zeit gelebt in der Zukunft. Als ich mich entwickelte, habe ich mich hierhin zurückgezogen um meine Stärke zu messen. Die Lichtung auf der sich das Zahnrad der Zeit befand, hatte selbst in der Zukunft eine Art mysteriöse Präsenz und ein abgeschlagener Baumstumpf ähnelte einer Art Podest. Merkwürdigerweise hatte der Ort damals etwas in mir bewegt, ich wusste nur nicht genau was. Als ich dich hierher führte, hast du herausgefunden, dass ein Zahnrad der Zeit einst über dem Baumstamm schwebte. So haben wir den Aufenthaltsort hier ausfindig gemacht. Außerdem sind wir hier Celebi das erste Mal begegnet.«

         »Ich verstehe.«, murmelte Evoli begeistert, ließ aber dann ihren Kopf sinken. »Ich kann mich leider an nichts erinnern...«, murmelte sie etwas leiser und entschuldigend. Reptain nickte nur matt. »Du musst dir keine Vorwürfe machen.«

         Karnimani betrachtete die beiden von der Seite. »Wer ist denn Celebi jetzt schon wieder?«, fragte er genervt.

         »Celebi ist ein legendäres Zeitreisepokemon und eine sehr gute Freundin von Skampi und mir. Sie hat uns den Zeittunnel geöffnet, sodass wir in die Vergangenheit reisen können.«, erklärte Reptain, der sich seinerseits einen gereizten Unterton verkneifen musste.

         Skampi nickte. »Außerdem hat sie uns den Rücken frei gehalten, als wir wieder in die Vergangenheit zurückgereist sind.«, murmelt sie matt. Reptain stimmte ihr wortlos zu während sie weiter gingen. »Celebi scheint dich zu mögen, Reptain.«, sprach Skampi weiter und klang etwas heiter dabei.

         Reptain ließ keinen Gedanken zu während er die Pokemon weiter in das Dickicht des Waldes hineinführte. »Hm? Wie meinst du das?«, fragte er etwas abwesend.

         »Na...«, begann Skiampi und wedelte freudig mit dem buschigen Schweif. »Während wir zum Zeittunnel gegangen sind, hat sie dir ständig einen außerordentlich bezaubernden Blick zugeworfen. Sag nur dass dir das gar nicht aufgefallen ist?«

         »Häh?«, mischte sich nun auch Karnimani ein. "Den da mögen? Das kann doch gar nicht möglich sein bei dieser Kratzbürste. Außerdem redet ihr von einem legendären Pokemon, richtig? Was sollte ein legendäres Pokemon mit so einem Anfangen wollen?«

         Reptain schwieg, tat so als hätte er Karnimani nicht gehört, machte sich aber mentale Notizen wie er Karnimani am besten ignorieren konnte. »Sei nicht so gemein!«, tadelte Skampi und knuffte Karnimani in die Seite. »Ich glaube Celebi mag ihn wirklich.«

         »Sind legendäre Pokemon nicht eigentlich viel, viel größer als wir?«, fragte Karnimani zweifelnd und streckte seine Arme weit auseinander, als wollte er die Größe eines wirklichen legendären Pokemons nachbauen.

         »Celebi ist anders.«, erklärte Skampi und grinste dabei. »Sie ist ganz rosa und zierlich wie eine Fee. Sie ist sogar richtig niedlich. Ich dachte zuerst sie ist ein klein wenig verrückt.« Evoli kicherte leise.

         »Und ein niedliches Pokemon soll den da mögen? Das klingt ja fast noch unglaublicher...«, maulte Karnimani und Skampi warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Immerhin versucht sie es zumindest, sich Freunde zu machen.«, sagte sie barsch und tappte an ihm vorbei.

         Reptain rollte mit den Augen als er in den nächsten Pfad einbog, stoppte er allerdings abrupt. Er verengte die Augen als er durch das Unterholz spähte das von keinem Pokemon benutzt wurde. Es wehte kein Wind mehr und die Blätter machten keine Bewegungen und jeder einzelne Grashalm wirkte wie erstarrt. Skampi und Karnimani kamen hinter Reptain zum stehen. »Was ist denn hier los?«, fragte Skampi mit erschrockenen, geweiteten Augen.

         Karnimani stockte der Atmen. »Das-... Das kann aber doch gar nicht sein...«, begann er atemlos.

         »Hier ist die Zeit stehen geblieben.«, sagte Reptain und beide Pokemon sahen zu ihm auf während er einfach nur durch das Unterholz spähte. Es gab keinen Zweifel daran, dass die Zeit hier nicht mehr floss.

         »Aber wie ist das möglich?«, fragte Skampi laut und wand sich mit Verzweiflung in den Augen an Karnimani. »Selfe, Vesprit und Tobutz haben doch alle Zahnräder der Zeit wieder an ihre Plätze gebracht, oder?«

         Karnimani nickte eifrig. »Ja, sie haben gesagt, dass sie das tun werden. Ich kann mir nicht erklären, warum die Zeit hier noch immer still steht.«

         Reptain überschattete ein ungutes Gefühl und klebte sich an seinem Rücken wie ekliger, kalter Schlamm. »Weiter. Das Zahnrad der Zeit dürfte nicht mehr weit weg sein.« Mit einem schnelleren Tempo schritt er voran. Skampi und Karnimani folgten ihm auf den Fuß. Alle Müdigkeit von dem vorherigen Marsch war wie weggeblasen. Als sie die Lichtung erreichten überholte Skampi Reptain indem sie an ihm vorbei huschte und zu dem Baumstumpf aufsah indem sie sich mit ihren Vorderpfoten am Stumpf abstützte und mit Hinterbeinen auf dem Boden stand. »Da ist das Zahnrad der Zeit.«, sagte sie laut. »Kein Zweifel... Es ist wieder da wo es sein sollte...«

         »Aber warum steht die Zeit hier still?«, fragte Karnimani und ging an einen nahen Busch. »Die Blätter bewegen sich nicht. Hier sind Tropfen im Fall eingefangen und schweben in der Luft!«, rief er atemlos aus.

         Reptain ging auf das Zahnrad der Zeit zu. Er hatte einen grimmigen Gesichtsausdruck als er seine Klaue nach dem Zahnrad der Zeit ausstreckte, es umfasste und es an sich nahm. Skampi zuckte nervös mit den Ohren und Karnimani machte einen kleinen Hüpfer vor Schreck. »Du nimmst das Zahnrad der Zeit einfach so?«, fragte er entsetzt.

         »Schau dich doch nur mal um.«, sprach Reptain mürrisch und betrachtete Karnimani. »Die Zeit hat hier bereits angehalten. Das Zahnrad der Zeit hat keine Macht mehr über die Zeit in dieser Region. Es ist nutzlos geworden.«

         Skampi trat einige Schritte näher an Reptain heran. »Was... Was bedeutet das, Reptain? Du hast eine Vermutung, oder?«, fragte sie schüchtern und ängstlich.

         Reptain schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht mit einem ruhigen Gewissen sagen, denn er hatte zu wenig Informationen über diese Welt der Vergangenheit. »Ich habe nur eine Vermutung und die finde ich nicht gerade gut. Wir gehen auf dem schnellsten Weg zurück nach Schatzstadt.«, erklärte Reptain.

         »Wollen wir nicht auch die anderen Zahnräder der Zeit suchen?«, fragte Skampi und legte den Kopf schief.

         »Nicht jetzt, nein.«, erklärte Reptain bestimmend aber ruhig und sein Blick fiel auf Karnimani. Einige Herzschläge dachte er nach. »Karnimani, du musst etwas für mich erledigen.«, begann er. Karnimani musterte Reptain skeptisch, machte aber keine Anstalten ihn zu unterbrechen. »Du musst dich in Schatzstadt umhören. Du musst herausfinden was zurzeit in dieser Welt vor sich geht.«, erklärte Reptain. Karnimani sah Reptain missmutig an.

         »Ich weiß was hier vor sich geht.«, protestierte er, doch diesmal war es Skampi die den Kopf langsam schüttelte. »Nein, Karnimani. Während ich weg war, hast du getrauert und die Welt um dich herum kaum wahrgenommen.«, sie seufzte schwer. »Du hast alles ausgeblendet. Ich kenne dich, Karnimani. Ich kann mir vorstellen, dass du es nicht mitbekommen hast, wenn etwas merkwürdiges geschehen ist. Oder die Bewohner von Schatzstadt oder die Mitglieder der Knuddeluff-Gilde haben es vor dir geheim gehalten, weil sie dich nicht unnötig aufregen wollten...« Skampi legte die Ohren traurig nach hinten als sie ihren Freund betrachtete.

         Karnimani seufzt leise. »Ja, ich habe nicht mitbekommen was um mich herum geschieht...«, gestand er nach einigen Sekunden. »In Ordnung. Ich werde mich umhören.« Er sah wieder zu Reptain auf.

         Skampi ging auf Karnimani zu und berührte ihn mit der Nase an der Wange. »Du musst mir etwas versprechen, Karnimani. Du darfst dich nie wieder gehen lassen. Das würde ich niemals wollen, egal was mit mir geschieht.«, murmelte sie ihm leise zu. Karnimani nickte nur langsam. »Wir sollten nun zurückgehen.«, sprach er. »Ansonsten ist es bereits Nacht.«

         Reptain nickte zustimmend. Er sah auf das Zahnrad der Zeit in seiner Klaue, dann löste er den Anhänger von Skampi an seiner Klaue. Er fädelte das Zahnrad der Zeit darauf auf, zumindest vorübergehend würde es halten. »Steigt auf meine Schultern. Ich bringe euch so schnell wie möglich zurück zur Tohaido-Klippe.«

         Karnimani runzelte beträchtlich die Stirn während Skampi hingegen nickte. »Sehr gerne.«, sagte sie und sprang Reptain entgegen, der sie mit seinen Klauen auffing und sie auf seiner rechten Schulter absetzte. Evoli legte sogleich die Pfoten um seinen Hals und blinzelte auf Karnimani hinab der immer noch unentschlossen drein sah. »Na komm schon du Angsthase.«, foppte sie gelassen.

         Karnimani verzog das Gesicht. »Na gut...«, grummelte er und ließ sich von Reptain helfen auf seine noch freie Schulter zu klettern. »Haltet euch gut fest.«, mahnte Reptain und sprang daraufhin bereits los. Er legte ein schnelles Tempo zurück indem er über die Lichtung raste und dann in die Baumwipfel sprang um sich dort von Ast zu Ast springend weiter fortzubewegen.

 

         Nach ein paar Stunden erreichten sie wieder die Tohaido-Klippe. Die Sonne stand noch weit über dem Meer und würde aber schon bald darin versinken. Karnimani und Evoli sprangen von seinen Schultern ab, als Reptain wieder auf den Boden war. »Gut, ich gehe dann mal Informationen sammeln.«, sagte Karnimani und eilte davon in Richtung Schatzstadt. Skampi schnurrte belustigt. »Er hat auch seine guten Seiten, Reptain. Nur kann er sie nicht sofort offen zeigen.«, murmelte sie leise während ihr Blick auf Karnimani geheftet war, der bereits aus ihren Augen verschwand.

         Reptain zuckte abweisend mit den Schultern. »Es geht mich nichts an, Skampi. Aber wenn du ihm vertraust, werde ich das auch tun. Auf dein Urteilsvermögen konnte ich mich immer verlassen.« Skampi legte die Ohren kurz an, als sie zu ihm hoch sah. Er lächelte ihr entgegen.

         »Nun gut.«, murmelte Skampi. »Wir sollten zur Tohaido-Klippe gehen, damit er uns finden wird, wenn er die Informationen hat, die du brauchst.«, sagte sie. Reptain stimmte nickend zu und sie gingen zusammen zurück zu der Tohaido-Klippe. Reptain zog den blätterreichen Ast von der Treppe fort und stieg nach Skampi ebenfalls die Treppen hinunter. Er fädelte das Zahnrad der Zeit von der Kette und wickelte sie wieder um seine Klaue, sodass er sie nicht verlieren konnte.

         Reptain sah sich an der Wandseite der Höhle um und ging an eine Truhe heran die dort stand. Skampi legte den Kopf schief als Reptain die Truhe öffnete, sagte aber kein Wort. Reptain wusste, dass er nicht schnüffeln sollte, aber das hatte er auch gar nicht vor. Er griff in die geöffnete Truhe und wühlte durch ein paar Papierrollen, bis er ein Stück Stoff ertastete und es herauszog. Es war ein einfacher Stoffbeutel, klein und einfach mit sich zu führen. Reptain schloss die Truhe wieder und ließ das Zahnrad der Zeit in der Öffnung des Beutels gleiten.

         Als er Skampis zweifelnden Blick auffing der auf ihm ruhte, seufzte er. »Ich werde ihm die den Beutel wieder zurückgeben, wenn ich ihn nicht mehr brauche.«, sagte er mit einem genervten Unterton, den er nicht verhindern konnte.

         Skampi schüttelte verwundert den Kopf. »Das meine ich nicht Reptain. Du und Karnimani werdet miteinander auskommen, da bin ich überzeugt.«, sprach sie leise doch Reptain sah sie nun sehr zweifelnd an. »Aber etwas anderes beschäftigt mich.«, murmelte sie leise.

         »Und das wäre?«, fragte Reptain und wand sich ihr zu. Er setzte sich vor sie und betrachtete sie mit seinen gelben, reptilienartigen Augen. »Du kannst mich alles fragen was dir auf dem Herzen liegt. Ich werde versuchen dir so gut es mir möglich ist zu antworten, Skampi.«

         Skampi seufzte und setzte sich ebenfalls hin. »Wie kann ein Mensch mit einem Pokemon sprechen? Wie sind wir uns begegnet? Ich verstehe das nicht.«, fragte sie leise und sah Reptain in die Augen. Etwas verwirrendes spiegelte sich darin.

         »Weißt du Skampi, manchmal werden einem Dinge in die Wiege gelegt, die wir uns nicht erklären können. Ebenso wie die Lasten die wir mal tragen werden. Es ist wohl vorherbestimmt.«, versuchte er Skampi ruhig zu erklären. »Aber um deine Fragen zu beantworten, ich weiß nicht warum du mit Pokemon sprechen kannst.« Ein grinsen huschte über seine Lippen. »Ich habe mich damals ganz schön erschrocken, als du irgendwann angefangen hast auf das, was ich gesagt habe zu antworten. Ich musste mir eingestehen dass du mich tatsächlich verstehen kannst.«

         Skampi klopfte mit dem Schweif auf den Boden. »Also habe ich dir nie erzählt warum ich mit Pokemon sprechen kann?«, fragte sie und klang etwas frustriert.

         Reptain schüttelte den Kopf. »Du konntest es schon als du noch ein kleines Mädchen warst. Du bist vor den Erwachsenen Menschen weggelaufen und hast dich in dem Wald versteckt in dem ich lebte. Dann hast du in einer Astgabel übernachtet und wir haben geredet. Aber der Wald ist nicht die richtige Umgebung für ein kleines, heranwachsendes Mädchen wie du es damals warst. Du hast Angst gehabt, dass du wirklich verrückt wirst, weil die Erwachsenen dir gesagt haben, dass du aufhören sollst so zu tun als könntest du mit Pokemon sprechen.«

         »Ich verstehe...«, murmelte Skampi matt und anscheinend enttäuscht.

         Reptain legte den Kopf wage schief. »Wie kommst du auf eine solche Frage?«

         »Nun, ähm...«, überlegte sie und ihr Blick haftete wieder auf Reptain. »Kurz nachdem ich am Strand erwachte war ich nicht erschrocken darüber, dass ich Karnimani verstehen konnte. Vielmehr war ich verwirrt, dass ich ein Evoli bin, da ich überzeugt war, dass ich ein Mensch sein sollte.«

         Reptain nickte. »Ich weiß nicht wie alt du damals warst, aber du warst noch recht jung als wir uns das erste Mal begegnet sind. Und ich war auch noch nicht der, den du nun siehst, ich war noch in meiner Vorentwicklung.«

         Skampi legte den Kopf schief. »Also ein... Geckarbor?«, fragt sie zaghaft nach.

         »Richtig.« Reptain nickte erneut. »Es gab eine Auseinandersetzung mit den Zobiris. Dank dir war es mir möglich, mich zu entwickeln obwohl es in der Zeit der Dunkelheit nahezu unmöglich ist, sich weiterzuentwickeln.«

         Die Ohren von Skampi spitzen sich angestrengt während sie nachdenkt. »In der Zukunft kann man sich nicht weiterentwickeln? Warum?«

         »In einer Welt, in der die Zeit schon so lange still steht, ist es für die Pokemon nicht mehr möglich sich von selbst zu entwickeln. Man braucht ein starkes Band oder eine Emotionale Verbindung zu jemanden, damit es noch funktioniert. Aber selbst das ist nur noch sehr selten zu finden, da die meisten Herzen der Pokemon schon so lange der Dunkelheit ausgesetzt sind, dass viele von ihnen verrückt wurden.«

         Evoli nickte langsam und sieht fröhlicher aus. »Ich bin froh, dass ich dir dabei helfen konnte, Reptain.«, sprach sie leise. »Auch wenn ich mich leider nicht mehr daran erinnern kann.«

         Reptain ließ die Worte in sich sacken und nickte nur langsam. »Es ist in Ordnung, Skampi. Du kannst nichts dafür dass du dich nicht Erinnern kannst.« Auch wenn er die Worte genauso meinte, wie er sie ausgesprochen hatte, traf es ihn doch sehr dass sich Skampi an nichts mehr erinnern konnte was sie gemeinsam durchgestanden hatten. Hatte die Skampi in seinen Träumen nicht gesagt, dass sie ihr erstes Treffen nie vergessen würde?

         Beide Pokemon hörten wie der große Blätterzweig weggeschoben wurde und die Treppe leise knarrte. Karnimani kam die Treppe hinunter gestiegen, er blickte zu Boden und seine Augen waren nachdenklich getrübt.

         »Hallo Karnimani. Gut dass du zurück bist.«, begrüßte Skampi ihn und wedelte mit dem buschigen Schweif.

         »Ja.«, murmelte er lediglich matt. Skampi klopfte beunruhigt mit dem Schweif auf dem Boden und zuckte nervös mit den Ohren. Ihr entging nicht dass Karnimani niedergeschlagen wirkte.

         »Was hast du herausgefunden?«, fragte Reptain. Das ungute Gefühl, dass ihn begleitete als er das Schemengehölz verlassen hatte, kroch abermals über seinen Rücken.

         Karnimani ließ den Kopf hängen, ehe er zuerst zu Skampi sah und dann zu Reptain hinauf. »Nun...«, begann Karnimani. Er scheint die passenden Worte nicht zu finden. »Nichts wirklich gutes.«

         »Was meinst du damit, Karnimani?«, fragte Skampi besorgt und legte die Ohren flach zurück.

         Karnimani ließ einige Momente verstreichen, ehe er tief Luft holte. »Die Zahnräder der Zeit sind alle wieder an ihren ursprünglichen Orten positioniert. Aber nachdem Vesprit, Selfe und Tobutz die Zahnräder der Zeit wieder an die Orte gebracht hatten, wo sie hingehören, ist die Zeit in den Regionen nach wie vor stillgestanden.«

         Karnimani begann nervös auf und abzulaufen, während er nachdenklich den Kopf nach unten gesenkt hielt. Skampi sah entsetzt drein als er fortfuhr: »Stattdessen hat sich der Grauschleier in den Gebieten noch weiter ausgebreitet, sodass nun der Großteil der Insel von dem Stillstand der Zeit betroffen ist.«

         Reptain senkte den Kopf. Jede Zelle seines Körpers wollte sich sofort wieder auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit machen. »Was ist los, Reptain?«, riss Skampi ihn aus seinen Gedanken. »Es sieht so aus, als wüsstest du was hier vor sich geht.«

         »Es sieht ganz danach aus, dass sich der Zeitturm inmitten der Phase des Einsturzes befindet.«, murmelte Reptain unheilvorhersagend. Karnimani und Evoli wechselten einen Blick. »Können wir es denn noch aufhalten?«, fragte Karnimani entschlossen.

         »Ja, aber wir müssen uns beeilen und wir sollten uns aufteilen.«, entgegnete Reptain während er ebenfalls nun statt Karnimani anfing im Kreis zu gehen. Er musste seine Gedanken zusammenfassen und das konnte er am besten wenn er sich bewegte.

         »Wir können uns aufteilen um die Zahnräder der Zeit einzusammeln.«, schlug Skampi vor und nickte. »Karnimani und ich könnten...«

         »Nein, Skampi. Wir haben nicht genügend Zeit.«, beharrte Reptain. »Jede Sekunde die verstreicht ist wertvoll. Ihr beiden seid ein gutes Team und ich zweifle nicht daran, dass ihr es schaffen würdet die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Aber sie liegen wie zu weit voneinander entfernt und was längere Strecken angeht seid ihr nicht schnell genug. Nein... Es ist besser wenn ich sie sammle. Außerdem kenne ich den Weg.«

         Karnimani ging einige Schritte vor und stelle sich Reptain in den Weg der gezwungen war stehen zu bleiben und ihn anzusehen, anstatt weiterhin im Kreis zu laufen. »Dann sag uns, was wir tun sollen. Wir können nicht einfach herumsitzen und darauf warten dass du wieder mit den Zahnrädern der Zeit hier bist.«

         Reptains gelbe, reptilienartigen Augen sahen auf Karnimani hinab und fing den misstrauischen Blick auf den er zu ihm hochsandte. Er hätte nun grinsen wollen, aber ihm war nicht danach. »Egal ob du mir traust oder nicht, Karnimani. Diese Situation ist wirklich ernst und du solltest dem was ich dir - was ich euch sagen werde Glauben schenken.« Reptain spürte, dass Karnimani mit sich selbst kämpfte, aber ohne dass Skampi etwas sagte nickte er schließlich und sah Reptain fest in die Augen.

         »Gut.«, entgegnete Reptain und winkte Skampi ebenfalls zu sich. »Der Zeitturm steht an einem Ort, der sich Verborgenes Land nennt.«

         »Das Verborgene Land?«, fragte Skampi und späht zu Karnimani, doch dieser schüttelte nur den Kopf. »Ich habe noch nie von einem solchen Ort gehört.«, gab dieser von sich.

         Reptain verkniff sich ein bitteres seufzen. »Ich habe so etwas schon geahnt... Das Verborgene Land, ich kann euch leider nicht mehr darüber sagen, weil in der Zukunft der Zeitturm und das Verborgene Land mit der Insel zusammengeschmolzen sind. Aber es muss irgendwo sein.«

         Skampi spitzte die Ohren, beugte ihren Oberkörper etwas nach vorne und peitschte mit dem Schweif in der Luft. »Alles klar. Also werden Karnimani und ich nach dem Verborgenen Land suchen.«

         Karnimani stimmte kopfnickend zu. »Ja. Skampi und ich sind gut darin, wenn es heißt verschlüsselte Geheimnisse zu lüften.«, pflichtete Karnimani eifrig bei.

         »Gut, dann ist ja alles klar.«, sagte Reptain ernst und wand sich der Treppe zu. »Wir sollten sofort aufbrechen.«

         »Warte Reptain.«, klang Skampis Stimme ruhig. Reptain drehte sich um und auch Karnimani sah zu Skampi. »Sieh mal nach draußen.«, entgegnete Evoli leise. Reptain erkannte nun was sie meinte, als er seinen Kopf zu der offenen Seite der Höhle hob.

         Die offene Seite der Höhle welche die Sicht auf das offene Meer bot, verriet ihm die aktuelle Tageszeit. Es war bereits Nacht, der Mond war aufgegangen und einige Sterne funkelten über dem Meer die es zum glitzern brachten. Reptain ließ die Schultern hängen. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen dass die Sonne bereits untergegangen war. Durch die neuen Erkenntnisse und die Bestätigung seiner Vermutungen war es so nebensächlich geworden.

         »Es ist nicht schlimm Reptain. Wir sind nur zu sehr an einen festen Schlafrhythmus gebunden. Und ich glaube es wäre auch besser für dich wenn wir uns heute noch einmal alle ausruhen und ordentlich schlafen ehe wir aufbrechen.«, erklärte Skampi ruhig die ihm wohl angesehen hatte, dass er die aufgezogene Nacht nicht mitbekommen hatte.

         Karnimani nickte und sah von Skampi zu Reptain. »Ja, Skampi hat Recht. Außerdem macht sich die Gilde bestimmt schon Sorgen um mich, weil ich wieder erst so spät zurückkomme. Nicht, dass sie noch misstrauisch werden und mir folgen.«, erklärte Karnimani und ging zur Treppe an Reptain vorbei. »Ich habe heute eine Bitte um Beurlaubung bei Plaudagei eingereicht. Damit es nicht weiter auffällt, wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin. Ab morgen bin ich von meinen Rekrutenpflichten fürs erste freigestellt. Dann können wir uns auf die Suche nach dem Verborgenen Land konzentrieren. Ich treffe dich morgen, Skampi.«, sagte er über die Schulter und grinste ihr frech zu. Als er seinen Blick über Reptain schweifen ließ, verdüsterte sich dieser jedoch etwas. «... Vielleicht bis morgen...«, brachte er langsam und zögernd heraus, ehe er sich ohne ein weiteres Wort abwand und die Treppe hinaufstieg.

         Reptain sah noch immer Karnimani vor sich, obwohl er nicht mehr vor ihm stand. '...Vielleicht bis morgen...', hallte es in seinem Kopf noch einmal. Was ging nur in Karnimanis Kopf vor sich? Er konnte ihn so schlecht einschätzen. Aber dass er irgendeine Wut gegen Reptain verspürte und diese auch offen zeigte ging ihm gewaltig auf die Nerven. Karnimani musste doch auch einsehen, dass nicht er es ist, der die Lähmung des Planeten anstrebt.

         Ohne ein weiteres Wort an Skampi zu verlieren wand er sich ebenfalls der Treppe zu und eilte diese hinauf. Skampi blieb zurück, legte den Kopf nachdenklich auf die Seite und wand sich nachdenklich zur offenen Höhlenseite zu. Sie klopfte taktvoll mit dem Schweif auf den Boden, was leise, dumpfe Laute von sich gab, während ihr Blick über die Sterne schweifte.

 

         Karnimani wollte gerade in Richtung Schatzstadt gehen, wahrscheinlich hatte er noch kurz inne gehalten und nachgedacht ehe er sich auf den Weg machte. »Warte, Karnimani.«, rief Reptain leise und Karnimani blieb sofort stehen. Er drehte sich zu Reptain um und sah ihm trotzig in die Augen. »Was ist?«, war seine patzige Frage.

         Reptain versuchte seine Wut zu unterdrücken. »Ich bin nicht dein Feind. Du solltest dir deine Wut für jemand anderen aufheben.«, knurrte Reptain gereizt. Karnimani sagte nichts, er starrte Reptain einfach nur an. »Ich weiß, dass ich dich nicht gerade freundlich behandle. Aber warum sollte ich?«, war seine blaffende Gegenfrage. »Zwirrfinst hat uns über dich so viel erzählt und das soll alles falsch sein?«

         Reptain ging einige Schritte auf Karnimani zu und verengte seine Augen. »Nicht gerade freundlich? Eine maßlose Untertreibung wenn du mich fragst. Ich bin also nach wie vor also der Bösewicht und Zwirrfinst soll der Gut sein? Nachdem wir wieder in der Zukunft waren, wurde ich mit Schlaf- und Flairsamen betäubt und mit Skampi in eine Hinrichtungskammer gebracht.«, erzählte er grimmig. »Ich bin es nicht, der hier irgendjemanden schaden möchte. Zwirrfinst hatte den Befehl gegeben Skampi und mich hinrichten zu lassen. Selbst du musst dir eingestehen, dass keine Strafe einen Tod rechtfertigen kann.« Reptain betrachtete einige Herzschläge Karnimani, dessen Gesichtszüge ihm zu entgleiten schienen. »Außerdem musst du dir eingestehen, dass Zwirrfinst auf dem Hauptplatz von Schatzstadt sehr überzogen reagiert hat, als Skampi den Knebel nicht im Mund hatte und sprechen konnte. Er hat sie einfach mitgenommen, ohne dass sie einen Verhör bekommen hat. Bist du so Blind oder willst du es einfach nicht akzeptieren? Zwirrfinst war nie derjenige für den er sich ausgegeben hat.«, blaffte Reptain und zitterte vor unterdrückter Wut.

         Zu Reptains Überraschung seufzte Karnimani und sah zu Boden. »Es ist nicht so, dass ich dir immer noch nicht glaube und dich angeschwindelt habe, Reptain. Das was du erzählt hast und einfach alles klingt so plausibel und logisch... Außerdem war Skampi ebenfalls in der Zukunft und hat alles mit eigenen Augen gesehen. Es selbst miterlebt. Das mit dem Zeittunnel habe ich zwar immer noch nicht ganz verstanden und den Unfall, aber es scheint wirklich so als wäre Skampi früher dein Partner gewesen und dass ihr beide die Lähmung des Planeten verhindern wolltet.«

         Karnimani stoppte kurz und suchte nach den passenden Worten während Reptain schweigend wartete. »Ich habe Zwirrfinst wirklich geglaubt, ich habe ihn bewundert. Umso größer war der Schock damals als er Skampi ohne sie aussprechen zu lassen in das Dimensionale Loch mitgerissen hat. So wie ihr beide nun alles erklärt habt macht es Sinn.« Er schluckte und begann zu zittern. »Nie im Traum hätte ich auch nur daran gedacht, dass der Skampi hinrichten lassen würde. Ich dachte noch nicht einmal, dass er dich hinrichten lässt, Reptain.« Karnimani sah zu ihm auf. Sein Blick war getrübt. »Man sollte keinem Pokemon etwas böses Wünschen, egal was es für schreckliche Dinge getan hat. Unser Gildenleiter hat uns immer gesagt, dass die Ganoven die wir fangen nicht böse sind...« Karnimani schüttelt den Kopf als wolle er eine Fliege loswerden. »Ich bin nicht wütend auf dich, Reptain. Ich bin viel mehr wütend auf mich, dass ich mich von Zwirrfinst so sehr beeinflussen und um die Nase herumführen habe lassen. Es tut mir leid, dass ich es an dir auslasse.«, murmelte Karnimani deprimiert.

         Reptains Wut verrauchte auf der Stelle. Er konnte sich sehr gut vorstellen wie es sein musste, von einer Person sehr lange belogen zu werden und dann schließlich enttäuscht und verraten zu werden. Es war wie ein Faustschlag mitten auf die Nase. Reptain senkte den Kopf. »Angenommen.«, sagte er ohne jeglichen, gereizten Unterton. Karnimani sah ihn fragend an. »Deine Entschuldigung.«, schmunzelte Reptain. »Ich nehme deine Entschuldigung an, Karnimani. Und weißt du, manchmal hilft es einem, wenn man sich selbst als erstes eingesteht einen Fehler gemacht zu haben.«

         Karnimani seufzte und sah auf den Boden. »Aber...«, begann Reptain erneut. »Niemand ist perfekt. Wir haben alle schon einmal Fehler gemacht - die einen mehr, die anderen weniger - über die man sich im Nachhinein sehr aufregt. Aber es ist geschehen.«, er zwinkerte dem kleinen Pokemon zu. »Man muss nur wieder aufstehen und weiter laufen.«

         Die Miene von Karnimani hellte sich etwas auf, als er über das gesprochene von Reptain nachdachte. »Man muss nur wieder aufstehen? Ich glaube du hast Recht, Reptain. Man muss das hinter sich lassen können, da man es nicht mehr ändern kann.«

         »Richtig.« Reptain musste grinsen. »Du kannst nur dafür sorgen, dass du nicht mehr denselben Fehler begehst.«

         Karnimani nickte und grinst Reptain ebenfalls an. »Danke Reptain.«, nach einigen Herzschlägen in denen Reptain Zufriedenheit in sich verspürte, dass er die Konfrontation mit Karnimani gesucht hatte, redete Karnimani weiter. »Ich muss jetzt wirklich zurück zur Gilde.«

         Reptain nickte ihm zu. »Sichere Träume, Karnimani. Bis morgen.«

         »Bis morgen Reptain.«, rief Karnimani über die Schulter und rannte den Weg entlang der nach Schatzstadt führte.

         Ein frischer, angenehmer Wind wehte um Reptains Schultern und er sah in den Himmel über sich. Er hatte sich die vielen, wunderschönen Sterne noch nie so genau angesehen. Sie funkelten wie winzige Glitzersteine, die in den Himmel festgeklebt worden waren. Auf einmal löste sich einer der funkelnden Steine, schoss über den Himmel und zog einen Lichtschweif hinter sich her. Reptain wusste nicht, was das bedeutete, aber es sah unglaublich schön aus. Ein seufzen drang aus seinem Mund während er seinen Blick wieder senkte und zur Treppe ging. Wenn er sich doch auch die Worte, mit denen er Karnimani aufheitern konnte, selbst zu Herzen nehmen konnte.

 

         Als er in der Höhle nach Skampi Ausschau hielt, fand er sie sehr schnell. Skampi saß am Rand der offenen Klippe und starrte über das Meer, welche kleine Wellen schlug. Reptain setzte sich leise neben sie und sah ebenfalls nach draußen, doch seine Augen lagen auf den Sternen, die wundervoll den Nachtschwarzen Himmel zierten.

         »Als ich am Strand aufgewacht bin...«, begann Skampi langsam und Reptain sah zu ihr hinab. »... Ich wäre wirklich verloren gewesen, wenn Karnimani mich nicht gefunden hätte. Er wollte schon immer mal ein Erkunder werden, der beste Erkunder aller Zeiten.«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. »Nach einem kleinen Abenteuer überredete er mich dazu ein Team zu gründen. Die Gildenmitglieder der Knuddeluff-Gilde sind alle so etwas wie eine Familie für mich geworden. Wenn ich mir nur vorstelle bei ihnen ganz in der Nähe zu sein, wärmt sich mein Herz auf. Natürlich habe ich versucht etwas über meine Vergangenheit herauszufinden. Wer ich bin und warum ich nun ein Pokemon bin und warum ich mein Gedächtnis verloren habe. Aber bei einer solchen Gegenwart habe ich es auch das ein oder andere Mal außer Acht gelassen und habe einfach nur gelebt.«

         »Hmm...«, grübelte Reptain über Skampis Erzählung nach. Sie hatte sich nach ihrem Erwachen an nichts außer ihrem Namen erinnern können und daran, dass sie einmal ein Mensch gewesen war. »Konntest du dich mit der Zeit an einige Dinger wieder erinnern?«, fragte er leise und hoffnungsvoll nach.

         Skampi schüttelte den Kopf. »Mir sind mal hier, mal da einige Orte sehr bekannt vorgekommen, als wäre ich schon einmal dort gewesen. Es war aber nur ein Gefühl, nichts weiter. Alles was ich über mich von damals weiß, ist das was du mir erzählt hast.« Skampi hob den Kopf und sah Reptain an. »Hast du dir Sorgen gemacht, als ich nach der Zeitreise nicht da war?«, fragte sie traurig und mitfühlend.

         Reptain ließ den Kopf sinken und sah wieder auf das Meer hinaus. »Ja, ich habe mir die ganze Zeit über Sorgen um dich gemacht. Anfangs dachte ich, du seist ertrunken und hättest den starken Sturm nicht überlebt. Ich habe den kompletten Rand der Insel abgesucht um dich ausfindig zu machen. Nicht weit von dem Strand hier habe ich meine Suche dann aufgegeben. Ich habe mir eingeredet, dass du dich schon auf den Weg gemacht hast, um die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Sehr lange habe ich mich an diese Hoffnung festgehalten, doch mit jedem Zahnrad der Zeit das ich einsammelte, wurde auch diese Hoffnung geringer...«, murmelte Reptain immer leiser werdend. Dann plötzlich Lächelte er. »Zum Schluss sagte ich mir, dass du bestimmt zuerst nach dem Verborgenen Land gesucht hast und wenn ich alle Zahnräder der Zeit eingesammelt habe, würdest du auf mich warten und mich fragen was denn so lange gedauert hat... Als ich - wir - dann gefangen genommen wurden und in der Zukunft waren, da hatte ich mich bereits aufgegeben.« Reptain hob seinen Kopf schwer und atmete die salzige Meeresluft ein. »Aber dann habe ich an dich gedacht. Ich musste weiter kämpfen. Vermutlich würdest du auf mich warten. Es hat mir geholfen dem Alptraum ein weiteres Mal zu entkommen, immer und immer wieder unermüdlich weiter zu machen.«

         Skampi lauschte Reptain mit Bewunderung in den Augen. Reptain sah wieder mit seinen gelben, reptilienartigen Augen zu ihr herab. »Es war ein großer Schock für mich, dass du Skampi sein sollst. Ich wollte nicht wahr haben was Zwirrfinst gesagt hat.«

         Skampi nickte verstehend. »Ich kann es verstehen. In einer solchen Situation hätte ich das vermutlich auch nur schwer akzeptieren können... Zwirrfinst hat den Plan ziemlich komplex ausgetüftelt. Ich hätte ihm nicht zugetraut, dass er so weitsichtig ist.«

         Reptain musste zustimmen. Skampi ließ ein mehr oder weniger lautes Gähnen von sich hören und rieb sich mit einer Pfote über das Gesicht. »Wir sollten schlafen gehen.«, meinte sie. »Morgen werden wir früh aufstehen müssen um aufzubrechen. Du, um die Zahnräder der Zeit zu sammeln und ich mit Karnimani um das Verborgene Land zu suchen.«

         Reptain nickte und stand auf. Er sah noch ein letztes Mal über die funkelnden Sterne, die zahlreich den Nachtschwarzen Himmel übersäten, ehe er sich mit Skampi in das Innere der Höhle zurückzog.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DevilsDaughter
2013-08-25T18:02:46+00:00 25.08.2013 20:02
Also grade kommt mir Skampi ziemlich unsensibel vor Dx hat sie denn keine Ahnung wie sich Reptain fühlen muss wenn er seine beste Freundin verliert ;_;
Naja wieder mal ein super Kapite und wie es scheint bin ich nun auf dem aktuellen Stand ^-^
Antwort von:  Skampi835
26.08.2013 00:29
Ja, sie ist ziemlich kaltschnäuzig... ^^


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