Zum Inhalt der Seite

Amore und Veritas

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teuflische Tränke

- - - - - - -

Disclaimer: Slayers = nicht meins.

Warnung: X/F! (wenn auch kein Romance... nicht wirklich...)

Genre: Humor (bzw. totaler Blödsinn)
 

Was wäre, wenn sich die Slayers- Truppe dazu entscheiden würde, es Xellos heimzuzahlen? Was, wenn sie dabei "Hilfe von oben" erhielten? Und was, wenn einiges dabei schief liefe?

- - - - - - -
 

Die Wolf Pack Island ist wohl einer der eigenartigsten Orte dieser Welt. Man schätzt ihre Lage auf die westliche Demon Sea, doch kein Mensch hat es je gewagt, sie auf einer Karte einzuzeichnen - erstens, weil niemand, der im Forscherdrang einen Fuß auf die Insel setzte, jemals zurückgekehrt ist, und zweitens, weil die schreckensbleichen Seefahrer, die bezeugen, ihre nebelumwobenen Küsten von fern gesehen zu haben, jedes Mal völlig unterschiedliche Positionen angeben. So ist den Menschen ihre genaue Größe, Lage und Beschaffenheit völlig unklar - und trotzdem zweifelt nicht einer daran, dass diese Insel existiert. Ebenso wenig, wie an der Existenz ihrer Herrin gezweifelt wird.
 

Bei besagter Herrin handelt es sich um Beastmaster Xellas Metallium, ihres Zeichen Mazoku- Lord und Schöpferin der wandelnden Nervenplage, Juujinkan Xellos. Letzterer war auch der Grund, aus dem sie momentan damit beschäftigt war, wütend im Salon ihres Domizils auf und ab zu stampfen. Ihr Wolfsrudel stob erschrocken auseinander und wäre wohl vor Furcht erbleicht, wenn es dies gekonnt hätte.
 

"Ooooh nein. So kommt er mir nicht davon. Bester Diener hin oder her, diese Frechheit lasse ich mir auch von ihm NICHT bieten. Diese DEMÜTIGUNG!"
 

Wutschnaubend blieb sie vor dem Liegesofa stehen, auf dem sich ihre Erbfeindin und beste Freundin Luna Inverse ausgestreckt hatte und Xellas leicht amüsiert beobachtete.
 

"Häng da nicht rum und grins! Du hast ja keine Ahnung, was er getan hat!", fauchte Beastmaster Cephieds Ritter an.

"Du könntest es mir ja mal verraten..." Luna hob die Schultern.

"NEIN! Das ist zu peinlich!"
 

Luna seufzte - Xellas' berühmt- berüchtigte fünf Minuten. "Zweifelsohne hast du längst einen wahrhaft diabolischen Plan, mit dem du gedenkst, ihn zu strafen?"

"Worauf du dich verlassen kannst.", grollte Xellas. "Dieser Bengel wird sein blaues Wunder erleben!"
 

Wenn Xellas Xellos "Bengel" nannte, war es ernst...

Luna trank einen Schluck von dem Wein, den Xellas ihr angeboten hatte (den sie allerdings selbst jedes Mal aus ihrer Heimat Zephilia mitbrachte, da von dort bekanntlich der beste Wein des Kontinents kam. Was sicherlich nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte, dass Xellas und Luna überhaupt Freundinnen wurden).
 

Der arme Xellos - er tat ihr jetzt schon leid.
 

- - - - - - -
 

Mit ohrenbetäubenden Lärm schlugen die beiden Schwertklingen aufeinander, und eine flog in hohem Bogen davon. Die umstehenden Leute johlten und applaudierten laut.
 

Lina wandte sich genervt ab, während Gourry seinem (natürlich geschlagenen) Gegner auf die Füße half. Musste er denn so einen Aufruhr machen? Schön, sie waren Amelia zuliebe nach Seyruun gegangen... weil sie nach all der Zeit ihre in alle Teile der Welt verstreuten alten Reisegefährten wieder einmal sehen wollte. Und so waren alle gekommen: Filia (die ihr Geschäft unter Jiras und Grabos' Obhut gegeben hatte), Zelgadis (der natürlich behauptete, er sei lediglich wegen der Bibliotheken hier), und sie selbst und Gourry, die gerade nichts besseres zu tun gehabt hatten und die gegen ein Wiedersehen eigentlich auch nicht wirklich etwas einzuwenden hatten. Sylphiel würde wohl frühestens heute Abend oder erst morgen eintreffen, und Lina konnte nicht umhin, sich ein wenig über die Verspätung zu freuen - so wurde sie zumindest ein paar Stunden länger vor jeglichem "Gourry- sama" - Gesäusel verschont.
 

Das, wovon sie allerdings nicht verschont wurde, hörte auf den Namen Philionel El Di Seyruun. Und genau damit hatte Lina ein Problem. *Eine* verrückte Prinzessin reichte ihr, da musste man nicht unbedingt auch noch die erwachsene (männliche) Ausgabe dazu ertragen... Sie war froh, dass sie ihm heute morgen noch hatte entkommen können. Noch ein paar Tage länger in diesem Palast, und sie würde reif für den Nervenklempner sein.
 

Oh nein. Schon wieder wurde Gourry herausgefordert. Offenbar wollte sich niemand der Soldaten den Versuch nehmen lassen, derjenige zu sein, der diesen dahergelaufenen Söldner in seine Schranken verwies. Lina zog es vor zu gehen, bevor Philionel tatsächlich noch hier auftauchte. Sie würde jetzt... hm... ja... was tun? Amelia und Filia waren irgendwo in der Stadt, Gourry würde noch lange beschäftigt sein... also würde sie mal nachsehen, was Zel so anstellte. Lina hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo sie ihn finden würde.
 

- - - - - - -
 

"Trolle und ihr natürlicher Lebensraum ... Mazoku von A bis Z ... Gracias Thermalquellen- Reiseführer ... Do- it- yourself: Golems ... Elfen: Mythos oder Wahrheit? ... Krankheiten von Drachen ... Koppis für Dummies ... Alice im Wunderland ... ARGH!"
 

Frustriert fegte Zelgadis den Bücherstapel von seinem Lesepult. Sollte das ein Witz sein? War denn selbst in der königlichen Bibliothek von Seyruun kein Fünkchen Ordnung?

Düster starrte er aus dem Fenster. Von draußen lachte strahlender Sonnenschein herein, und von Fern drangen Geräusche zu ihm hoch: geschäftiges Räumen und Arbeiten im Palast, Stimmengewirr, Hufgeklapper.
 

Zelgadis war müde. Wieder einmal hatte er die ganze Nacht damit verbracht, in der Bibliothek und im alten Archiv nach Büchern zu suchen, von denen er sich Hinweise auf ein eventuelles Heilmittel erhoffte. Anfangs hatte er die unglaubliche Menge an Büchern für eine unerschöpfliche Informationsquelle gehalten, doch schon bald wurde ihm klar, dass es ein Glückstreffer wäre, tatsächlich ein Buch über Chimeras und ihre Entstehung aufzutreiben. Offenbar hatte man, nachdem Zanaffer in Sairaag aufgetaucht war, aus Furcht vor einer Wiederkehr des Monsters systematisch alle schriftlichen Quellen über solche Wesen vernichtet. Diese Vollidioten.
 

Er sollte es für heute aufgeben und sich schlafen legen. Er sollte wirklich. Trotzdem zog er wieder den Stuhl heran und ging den nächsten Bücherstapel durch. Es war doch selten genug, dass man Lina Inverse dazu bewegen konnte, einen Fuß nach Seyruun zu setzen, und wenn er schon einmal hier war, musste er die Chance, das Büchermaterial zu sichten, ausgiebig nutzen. Denn sobald Lina genug von Amelias Vater Philionel hatte, würde sie sofortige Abreise anordnen, und wie er die Meistermagierin kannte, würde dieser Moment eher früher als später eintreffen.

"Handbuch der Weißen Magie ... Verhalten gegenüber Mazoku ... Das A und O des Schwertkampfes ... Gifte und Gegengifte ..."
 

Wie viel Zeit vergangen war, bis sich die Tür öffnete, wusste er nicht. Es war ihm auch gleich. Halb abwesend frage er:

"Sag jetzt nicht, du willst schon wieder los, Lina."

Keine Antwort... und was dies bedeutete, fiel ihm erst wieder ein, als sich die kleine Magierin vor seinem Schreibtisch aufgebaut hatte, sein Buch zuklappte und ihn mit ihren rubinroten Augen durchdringend anstarrte.

"Schluss damit, Zelgadis." Ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch, doch der Chimera ließ sich nicht stören.

"Lass mich in Ruhe."

"Wie lange sitzt du hier schon? Zehn Stunden? Zwanzig? Dreißig?"

"Ich bin nicht müde."

"Ja, so siehst du aus.", schnaubte Lina abfällig. Selbst ein Chimera mit Dämonenanteil brauchte seinen Schlaf, und Zel stand genau dies ins Gesicht geschrieben. Doch sie kannte ihn ja....
 

Lina seufzte. Zel wollte also unbedingt weitersuchen, ja? Sie ließ sich auf einen Stuhl vor einem Pult neben ihm fallen und begann ebenfalls, einen Stoß Bücher zu durchstöbern.

Wie erwartet blicke Zelgadis irritiert auf. "Was machst du da?"

"Blöde Frage. Wonach sieht' s denn aus?"

"Hast du nichts Besseres zu tun?", fragte er kalt. Bei aller Freundschaft, er wollte lieber allein in seiner Depression bleiben.

Lina grinste schief. "Nein, eigentlich nicht. Amelia und Filia sind unterwegs. Und Gourry ist dabei, die Stadtgarde aufzumischen."

"Oh, schon klar." Zel wandte sich wieder seinem Buch zu. "Trotzdem, du musst nicht hier bleiben.", wiederholte er.

"Machst du Witze?", rief Lina. "Hier gibt es so viele wertvolle Bücher! Da finde ich bestimmt auch was Interessantes.".
 

"Oh, da bin ich sicher!", stimmte ihr jemand gut gelaunt zu. "Einen wunderschönen guten Tag, allerseits!"

"Nein.", stöhnte Zelgadis und bedachte den Mazoku, der plötzlich im Zimmer stand, mit bösen Blicken.. "Nicht ER!"

"Oh, Xellos! Hallo!", rief Lina freudig aus...
 

... und hatte den unglücklichen Mazoku im nächsten Moment in einem Würgegriff gefangen.
 

"Was. Willst. Du. Hier.", knurrte sie. "Wenn DU da bist, dann steht doch hundertprozentig wieder irgendein Armageddon kurz davor, über uns hereinzubrechen!"

"Mrks...", machte der Juujinkan und teleportierte außer Reichweite. "Aber Lina- san! Ist das eine Art, alte Freunde zu begrüßen?"

Lina knurrte nur als Antwort, und auch Zelgadis hatte keinerlei Sympathien für ihn übrig.

"He.", murrte er. "Würde es dir sehr viel ausmachen, mir aus dem Licht zu gehen?"

"Oho! So unfreundlich, Zelgadis- san? Und das an so einem schönen Tag. Was liest du denn da Interessantes?"

"Geh weg.", wiederholte Zelgadis aggressiv.

Xellos zog ein beleidigtes Gesicht. "Wieso bist du denn so wütend? Ich habe doch gar nichts getan! Ich habe lediglich mitbekommen, dass ihr hier ein kleines Treffen veranstaltet, und da dachte ich mir, ich dürfte nicht fehlen!"

Zelgadis beschloss, ihn einfach zu ignorieren. Das letzte, was er vorhatte, war, dem emotionsfressenden Mazoku seine schlechte Laune als Mittagessen zu servieren.
 

So ein Vorhaben ist allerdings nicht einfach, wenn das zu ignorierende Objekt alle Register zieht.

"Aber sag, Zel- kun... du suchst doch nicht etwa immer noch nach deinem Heilmittel?!", hauchte Xellos' Stimme ganz sanft und leise in sein Ohr, und Zel fuhr wie von der Tarantel gestochen auf.

"XELLOS! LASS DAS SEIN ODER DU FRISST EINEN RA TILT!"

"Oho!" Sowohl Xellos, der gegen ein Bücherregal zurückgetaumelt war, als auch Lina waren überrascht von dem Ausbruch. Letztere hatte jetzt zumindest ebenfalls genug.

"Du hast ihn gehört! Lass ihn endlich zufrieden, oder du kriegst zusätzlich noch ein Ragna Blade ab!"

"Yare yare...", seufzte Xellos. "Was seid ihr heute empfindlich!"

Und damit teleportierte er wieder davon.
 

Zel ließ sich wieder schnaufend auf seinen Stuhl nieder. "Dieser..."

Lina musste gegen ihren Willen grinsen. Sie biss sich auf die Lippen und wandte sich wieder dem Buch zu.

"Ich wünschte, ich könnte es diesem Kerl heimzahlen.", murmelte der Chimera. "Jede peinliche Situation. Jede dumme, oberschlaue Bemerkung, jede Provokation, jede Geheimniskrämerei... ah, das wäre schön..."

Just in diesem Moment wurde Lina auf den Titel eines der Bücher aufmerksam, das ganz zuoberst auf ihrem Stapel lag. "Veritas - Das Elixier der Wahrheit von Meta Lium." Sie lachte auf. "So könnte man so ziemlich jede Info aus unserem ach- so- geheimnisvollen Mazoku herauspressen, was?"

Lina hatte das eigentlich scherzhaft gemeint. Worauf sie nicht vorbereitet war, war das böse Funkeln in Zelgadis' Augen...
 

- - - - - - -
 

"Meine Güte." Irgendwo zwischen den Dimensionen tauchte die Gestalt des Mazoku- Priesters wieder auf. "Ist das langweilig."

Bisher hatte er es noch immer geschafft, die Slayers- Bande, oder zumindest Mitglieder selbiger, in einige sehr unterhaltsame Situationen zu manövrieren, und Xellos sah nicht ein, aus welchem Grund er heute auf diesen Spaß verzichten sollte. Immerhin hatte Xellas- sama im Moment nichts für ihn zu tun... genauer gesagt, er hatte wenig Lust, jetzt in ihrer Nähe zu sein, angesichts dessen, dass sie wegen irgend etwas ganz furchtbar schlecht gelaunt war. Kurz überlegte Xellos, ob er sich vielleicht etwas hatte zu Schulden kommen lassen, verwarf den Gedanken aber wieder, als ihm keine Schandtat (zumindest nicht gegenüber Xellas) einfiel.
 

Na ja... wenn alles nichts half, dann war jetzt mal wieder sein Lieblingsopfer dran, das sich in diesem Moment wohl in den Straßen Seyruuns aufhalten dürfte. Mit einem zischenden Geräusch entmaterialisierte Xellos auf der Suche nach seinem Spielzeugdrachen.
 

- - - - - - -
 

"Seyruun ist wirklich eine sehr schöne Stadt!" Filia reckte sich im Schatten des Baumes, unter dem sie eine Rast eingelegt hatten. Amelia und sie waren den ganzen Morgen damit beschäftigt gewesen, sämtliche Geschäfte und Sehenswürdigkeiten abzuklappern, und nun hatten sie mit je einer Portion des berühmten seyruunianischen Eis eine verdiente Pause eingelegt.
 

"Soll das heißen, dass du noch nie hier warst?", fragte Amelia erstaunt. "Aber damals war Seyruun doch noch ein viel bekannteres und einflussreicheres Königreich!"

"Na ja, ich bin selten aus dem Tempel herausgekommen." Filia wurde etwas rot. "Außerdem lag Seyruun doch innerhalb der Barriere, die kein Drache betreten konnte. Saichuro sah es ohnehin nicht gerne, wenn wir uns in den Städten der Menschen herumtrieben."

"Oh. Na dann..." Amelias Gesicht hatte einen betroffenen Ausdruck angenommen, als Filia Saichuro erwähnte. "Ist es eigentlich sehr hart für dich, ganz allein zu leben... jetzt, wo die anderen aus deinem Clan..." Sie hielt inne, unsicher, ob Filia jetzt darüber reden wollte.

"Schon in Ordnung.", beeilte sich die Ryuzoku zu sagen. "Es ist... Ich habe fast 500 Jahre mit Saichuro und den anderen im Tempel gelebt, und ich vermisse sie oft. Aber andererseits... jetzt ist alles so neu und anders! Ich bin viel freier und kann mir meine eigene Meinung über die Dinge bilden. Was passiert ist, ist schrecklich... aber..."
 

Jetzt stockte sie ihrerseits. Angesichts eines getöteten Golddrachenclans wollte sie nicht sagen, dass es für sie persönlich nun besser war.
 

Amelia verstand und schwieg. Jemand anders war nicht so gnädig.
 

"Oh, sag es nur, Filia- san. Du bist froh darüber, dass dieser alte Knacker endlich abgekratzt ist und dir nicht mehr vorschreiben kann, was du zu tun und zu glauben hast!"

Filia fuhr hoch, sowohl Keule als auch Drachenschwanz gezückt. "NAMAGOMI!"

"Xellos- san!" Auch Amelia war entrüstet aufgesprungen. "Wie kannst du so etwas zu jemandem sagen, der seine ganze Familie und all seine Bekannten verloren hat?"

"Aber es stimmt doch, oder, Filia?", löcherte der Mazoku weiter. "Ach ja, als ich diesen Saichuro sah, dachte ich gleich, nein, dieser verklemmte Opa ist nicht der richtige Umgang für jemanden wie dich! Es wäre doch zu schade gewesen, wenn du da versauert wärst... Wie gut, dass er abgetreten ist, nicht wahr? Oh, ich vergaß: abgetreten wurde!"
 

Erwartungsvoll öffnete er die Augen, fest mit einer heranfliegenden Keule, einer Drachenfaust oder einem "Laser Breath" rechnend. Doch das vorherrschende Gefühl, das er von Filia ausgehen spürte, war nicht Ärger oder Hass auf ihn, sondern vor allem Bestürzung und Trauer. Außerdem standen ihr Tränen in den Augen.

Na toll. Was sollte er mit Trauer? Er wollte Wut! Schmeckte viel besser...
 

"XELLOS- SAN! WIE KANNST DU SO MIT FILIA- SAN REDEN???", trompetete dann auch noch der jüngste Spross des seyruunianischen Königshauses. "DAS IST UNRECHT! DAFÜR WIRD DER HIMMEL DICH RICHTEN!"

Bereit, Xellos einen Ra- Tilt, eine ausschweifende Gerechtigkeitsrede, "Schön ist es auf der Welt zu sein" oder alles zusammen an den Kopf zu werfen, wurde Amelia von Filia aufgehalten.
 

"Lass gut sein. Wir gehen."

Sprach' s und machte auf dem Absatz kehrt, Amelia hinter sich herziehend. Xellos folgte nicht.
 

//Ah, das Messer in den Wunden drehen, was? Wie kann ausgerechnet *er* es wagen, über die Toten zu lästern? ER!!! Dieser Mazoku, dieser elende Mazoku!... Oh nein, den Gefallen werde ich ihm nicht tun, jetzt auszurasten und alles kurz und klein zu schlagen... nicht hier in Seyruun... ruhig bleiben, Filia, ruhig bleibenruhigbleibenruhig...//
 

Was konnte sie auch gegen ihn ausrichten? Selbst wenn sie ihn irgendwann mal mit dieser Keule treffen sollte, würde ihn das herzlich wenig kratzen. Sie hatte nicht die geringste Chance gegen ihn!... Oh Cephied, wie sie diese Mazoku hasste! Herzlose, gefühllose, grausame Monster!
 

RUMS!
 

Aufgewühlt wie sie war, war Filia in vollem Lauf mit einer jungen Händlerin kollidiert, die mit einem Bauchladen voller Kleinkram unterwegs gewesen war. Der Bauchladen kippte und die zahllose Ketten, Amulette, Phiolen und Heftchen ergossen sich über das Pflaster.
 

"Oh nein, das tut mir so leid!", rief Filia aus, in einem Augenblick vom "Ich bring diesen Mistkerl um!!!"- Modus in den "wohlerzogene junge Dame"- Modus wechselnd.

"Oh, macht nichts, macht nichts, nichts passiert!", versicherte die Händlerin. Sie war eine von der leicht ausgeflippten Sorte, wie Filia schnell feststellte. "Es war meine Schuld. Nichts kaputt!"

"Moment, wir helfen Ihnen.", sagte Amelia und alle drei begannen, den Inhalt des Bauchladens aufzusammeln. Dabei fiel der Blick der Händlerin auf Filia.

"Geht es Ihnen nicht gut?", erkundigte sie sich bei ihr. "Sie sind schneeweiß im Gesicht... oooooh, sagen Sie nichts, ich weiß es schon! Sie müssen Liebeskummer haben! Jaja, die Männer... so ist das... Moment, hier ist es..."
 

Filia wusste kaum, wie ihr geschah. Die sprunghafte Händlerin wühlte mit atemberaubender Geschwindigkeit in ihrem Ramsch herum, förderte eine kleine Flasche zutage und drückte es ihr in die Hand.

"Da ist es schon. Hepp! "Amore, das Elixier der Liebe", spezielle Eigenanfertigung. Gratis für Sie, weil Sie' s sind!"

"Oh, vielen Dank, aber...", versuchte Filia einzuwenden, doch die junge Frau war schon aufgesprungen.

"Schönen Tag noch! Ich muss jetzt weiter!" Und damit verschwand sie, ihre Waren anpreisend, in der Menge.
 

Während Filia ihr noch perplex hinterher starrte, betrachtete Amelia das Fläschchen, das ihnen die Händlerin geschenkt hatte. Daran hing ein kleines Anleitungsheftchen, das sofortigen Erfolg des Trankes versprach.

"Pah, ein Liebestrank." Amelia rümpfte die Nase. "Wenn man jemanden mit so etwas zwingt, jemanden zu lieben, ist das UNRECHT! Du solltest es wegtun, Filia- san. Der einzige, der hier so was nötig hätte, wäre Xellos- san, vielleicht entwickelt er dann mal etwas mehr Herz und Taktgefühl!"
 

In jeder anderen Situation hätte Filia bei dieser Idee aufgelacht.

Heute allerdings...
 

- - - - - - -
 

"Zel! Ze- eeel! He! Hör mir zu! ZE- LUUU!" Vergeblich versuchte Lina, die Aufmerksamkeit des Chimeras auf sich zu ziehen, der vor ihr herging und hier und da einige Zutaten bei den Marktständen der Stadt einkaufte.

Doch scheinbar hatte Xellos Zels Nerven einmal zu oft überstrapaziert, denn die nahezu sadistisch grinsende Miene des Chimeras blieb unverändert. Lina seufzte. Das konnte nicht gut gehen. Zel hatte doch nicht wirklich vor, Xellos ein Wahrheitsserum zu verabreichen?
 

"Hör mal, Zel, Xellos ist ein Ma- zo- ku!!", versuchte sie es wieder. "Nichts, was du mit seiner körperlichen Erscheinung anstellst, hat irgendeinen Effekt, und schon gar nicht so ein alberner Trank, das weißt du doch! Und außerdem, höchstwahrscheinlich beobachtet er uns gerade und lacht sich halb tot über uns!"
 

Letzteres Argument schien Zelgadis sogar einzuleuchten.

"Das muss ich riskieren.", erwiderte er dann jedoch. "Lies dir das lieber mal durch."
 

Lina fing das Buch auf, das er ihr zuwarf. Die Seiten waren alt, vergilbt und brüchig, und die Schrift war mehr als gewöhnungsbedürftig - im Grunde war es das verkörperte Klischee einer Schatzkarte. Umso erstaunter war Lina, als sie beim Überfliegen des Textes nicht mit alter, hochgestochenem Sprachstil konfrontiert wurde, sondern mit gängiger, stellenweise sogar ziemlich lässig klingender Alltagssprache, die sehr detailliert zuerst die Herstellung, dann die Dosierung des Elixiers beschrieb. Besonders aufmerksam wurde Lina beim Lesen des letzten Abschnittes: "... zudem ist dieser Trank ist nicht nur auf Menschen anwendbar, sondern hat sich sowohl bei Drachen und Mazoku als wirksam bewiesen. Bei letzterer Spezies muss dem Trank zuvor allerdings eine kleine Prise zerstoßenes Orihalcon zugefügt werden. Die magische Wirkung des Trankes befällt dann über die Projektion des Mazoku die wahre Form auf der Astral Plane."
 

"Bitte? Wer soll denn diesen Blödsinn glauben? Das kann doch nicht ernsthaft klappen, oder?", fragte Lina zweifelnd, aber schon interessierter. Bei der Vorstellung allerdings, wie Zelgadis einen der mächtigsten Mazoku dieser Welt niederrang und ihm eine Flasche mit Wahrheitsserum an den Mund setzte, musste sie fast losprusten. "Nein, also wirklich... selbst wenn es funktionieren könnte, glaubst du, Xellos lässt sich das bieten? Der wartet doch nicht ab, bis du deine Experimente an ihm ausgetestet hast!"
 

"Wahrscheinlich nicht.", sagte Zelgadis und drehte sich zu ihr um. "Aber ich weiß nur eins. WENN es funktioniert, dann bin ich meinem Heilmittel näher als zuvor. Hast du nicht gehört, wie er sich in der Bibliothek über mich lustig gemacht hat? Dieser elende Großkotz weiß oder ahnt doch hundertprozentig irgend etwas, was man mit meinem Chimera- Fluch tun muss. Immerhin lebt er schon über 1000 Jahre! Er muss nur ausspucken, was er uns all die Jahre verschwiegen hat!"
 

Lina riss erstaunt die Augen auf. Die treibende Kraft hinter Zelgadis' plötzlicher Geschäftigkeit war also nicht einfach nur Rache, sondern mehr?! Und... wenn sie weiter nachdachte.. was mochte Xellos außer Zels Heilmittel sonst noch für Dinge wissen? Schätze... magische Artefakte... geheimstes Mazoku- Insiderwissen, Erkenntnisse über die Welt.. alles, bei dem er im Normalfall auf entsprechende Fragen mit seinem "Sore wa himitsu desu" antworten würde. Ja... wenn sie ehrlich war, die Idee gefiel ihr immer besser!
 

"Zelu...", murmelte sie, ihre Augen funkelnd. "Ich helfe dir."
 

- - - - - - -
 

"Filia- san... FILIA- SAAN!!!" Andernorts bot sich eine ähnliche Szene. Die blonde Ex- Priesterin hastete zielstrebig durch die Straßen, eine protestierende Prinzessin im Schlepptau. "Das hab ich doch nicht ernst gemeint! Liebestränke sind gegen die Gerechtigkeit, und überhaupt, in wen soll er sich denn verlieben? Das ist doch..."
 

Filia blieb abrupt stehen. So ging das nicht. Solange sie Amelia nicht überzeugen konnte, würde ihr Plan nicht aufgehen. Sie drehte sich herum, packte die Prinzessin an den Schultern und sah sie durchdringend an.

"Schau, Amelia... du meinst doch auch, dass Mazoku grausame, herzlose und ganz und gar abscheuliche Monster sind, nicht wahr?"

"J- ja! Aber..."

"Und du hast selbst gesagt, dass dieser Trank möglicherweise etwas Mitgefühl in seinen Schädel hämmern würde!?"

"Na ja..."

"Na also! Hör zu. Dieser Trank ist nur für eine kurze Zeit vorgesehen, aber hier steht, dass er garantiert für alle Wesen dieser Welt wirksam ist, auch für Mazoku. Es muss klappen, und selbst wenn nicht, was sollte schon groß passieren?"
 

Irgendwo in Filias Hinterkopf sagte eine Stimme, dass dies genau DIE Sätze waren, die man nicht aussprechen sollte, wenn Zufall und/oder Schicksal zuhörten. Filia schob die Stimme beiseite.
 

"Aber in WEN soll er sich denn nun verlieben?", wiederholte Amelia derweil.

Filia holte tief Luft. Jetzt kam es darauf an.

"Gesetzt den Fall... du würdest dich bereit erklären... dann könntest du..."

"WAAAAASSS???" Was immer Filias Plan war, er ging in einem Aufschrei der Prinzessin unter.

"Warte! Wäre das nicht endlich ein Weg, es ihm heimzuzahlen? Stell dir vor, er ist dir völlig ergeben... dann kannst du ihm endlich die höheren Werte der Gerechtigkeit nahe bringen! Wie schrecklich muss das für einen Mazoku sein? Und stell dir vor, was für eine Demütigung es für ihn sein wird, wenn er erst einmal wieder bei Sinnen ist!"
 

Beim letzten Satz hatte Filias Stimme eindeutig einen sadistischen Unterton angenommen. Amelia war dagegen etwas erblasst. In Filias Plan hatten die Wörter "Demütigung" und "quälen" ihrer Meinung nach mehr Gewicht, als es mit ihren Vorstellungen von Gerechtigkeit zu vereinbaren war. Außerdem klangen ihre Ausführungen nicht gerade sonderlich gut durchdacht...
 

Doch die Ryuzoku ließ ihr keine Zeit zum protestieren. "Komm mit! Der soll sein blaues Wunder erleben!"
 

- - - - - - -
 

Derweil standen Lina und Zelgadis vor einem ganz anderen Problem. Sie hatten sich in eine Ecke der großen Palastküche zurückgezogen, um dort über einem kleinen Feuer die Zutaten nach Anleitung zu dem Veritas- Elixier zu verarbeiten. Während Lina die Gunst der Stunde nutzte und den leidgeplagten Köchen immer wieder Essen von den Platten stahl, war Zelgadis mit wahrem Feuereifer bei der Sache. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis in dem Topf ein recht unspektakulärer, orangefarbener Sirup entstand. Er war fast fertig - bis auf ein einziges Bestandteil.
 

"Wasch ischt mit dem Orihalcon?", nuschelte Lina, Zel über die Schulter schauend und an einem halben Hähnchen nagend.

"Tja..." Zelgadis kratzte sich am Kopf. "Das kriegt man doch bestimmt in irgendeinem Magieladen oder der hiesigen Magiergilde, oder?"

"Und, welche Bank willst du vorher ausrauben?", erkundigte sich Lina. "Hast du eine Ahnung, wie teuer Orihalcon zur Zeit ist? Dafür müssten wir mindestens 10 Räuberbanden ausheben, und so viel Zeit haben wir nicht. Davon abgesehen gibt es in Seyruun kaum Räuber." Was bei diesem Königshaus völlig verständlich ist, fügte sie in Gedanken hinzu.

"Aber wir brauchen doch nur einen kleinen Löffel Orihalconstaub!"

"Vergiss es, Zel. Wir könnten höchstens Philionel fragen, ob er irgendwo in der Schatzkammer noch ein winziges Eckchen Orihalcon hat..."
 

Pause.
 

"DU fragst.", kaum es dann von beiden gleichzeitig.
 

- - - - - - -
 

Gourry summte zufrieden vor sich hin, als er die Treppe zu den Quartieren hinaufging, in denen Amelia ihre Freunde untergebracht hatte. Den ganzen Tag hatte er mit den Wachleuten zugebracht, jetzt wollte er nach Lina und den anderen sehen.
 

"Lina?", Gourry klopfte an ihre Zimmertür (er hatte gelernt, dass sofortiges Eintreten tödliche Folgen haben konnte). Als ein "Herein" als Antwort erklang, trat er ein.
 

Doch Lina war gar nicht im Zimmer. Statt dessen stand eine recht große Frau am Fenster. Sie hatte schulterlange, dunkle Haare und trug die Uniform einer Kellnerin. Was das an sich normale Bild etwas störte, war das wuchtige Schwert, das sie trug, und die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihn durch ihre langen Ponysträhnen ansah, als habe sie nur auf ihn gewartet.
 

Das alles jedoch ging an Gourry vorbei. Er wusste nur, dass ihn diese Frau irgendwie an diesen freundlichen Priester erinnerte, der manchmal mit ihnen reiste... Xellos, oder wie hieß er...?
 

"Hallo, Gourry." Auch dass die Frau seinen Namen kannte, machte ihn nicht stutzig. "Du bist also Linas Freund."

"Ich bin ihr Leibwächter.", korrigierte Gourry gewissenhaft. "Wo ist Lina?"

"Ich weiß nicht.", log die Frau. "Ich warte hier auch nur auf sie, aber ich habe es eilig. Würdest du ihr das hier geben, wenn du sie siehst?" Sie zog ein kleines Päckchen hervor und hielt es Gourry hin. "Ihre Tante ist kürzlich verstorben und hat ihr einen Teil ihrer Erbschaft hinterlassen."

"Oh.", machte Gourry betroffen. "Ich wusste nicht, dass sie eine Tante hat."

"Das macht nichts. Lina auch nicht."
 

In diesem Moment erklangen Stimmen auf dem Flur.
 

"Bist du irre? Ich diskutiere sicher nicht mit diesem... Prinzen!", krakeelte die eine.

"Dann kannst du den Plan vergessen!", gab eine ruhigere, wenn auch deutlich verärgerte Stimme zurück.

"Das ist mir egal! Ist doch sowieso nur ein Schuss ins Blaue! Für etwas, auf das Xellos eh nicht reinfällt..."
 

"Da kommt sie ja!" Gourry öffnete die Tür und winkte dem schlecht gelaunten Rotschopf zu. "Hey, Lina! Post für dich!"

"Gourry?" Lina hielt in ihrem Disput mit Zelgadis inne und nahm das Päckchen entgegen, den der Schwertkämpfer ihr hinhielt. "Was machst du in meinem Zimmer?"

"Nichts, aber da wartet eine Frau auf dich, die dir die Erbschaft von deiner Tante überbringen wollte..."

"Heh? Ich habe doch gar keine... Tan-..." In diesem Moment erkannte Lina die Schrift auf dem Umschlag. Schlagartig verlor sie alle Farbe aus dem Gesicht.
 

"AAAAAAAAAAAAHHHHHHHH!!!!!"
 

"Um Gottes willen, was ist!?", rief Zelgadis aufgeregt, während Gourry die taumelnde Meistermagierin geistesgegenwärtig auffing.

"Lu- lu- lu- lu... n- n- n- na...", bibberte Lina mit aufgerissenen Augen.

"Was?" Mit einem Satz stieß Zelgadis die Tür zu ihrem Zimmer auf.
 

Das Luna Inverse natürlich längst verlassen hatte.
 

- - - - - - -
 

"Ich kann nicht glauben, dass ich dir bei dieser Sache wirklich helfe! Dabei weiß ich immer noch nicht einmal, was Xellos dir eigentlich getan hat."

"Oh, das ist unwichtig. Schau dir lieber dieses Szenario an! Den heutigen Tag wird Xelly- boy nicht so schnell vergessen!"
 

Luna seufzte. Und sah dann weiter zu, wie das Drama seinen Lauf nahm.
 

- - - - - - -
 

Lina, Gourry und Zelgadis standen unschlüssig vor dem Kessel mit dem Wahrheitselixier. Lina hielt ein kleines Tütchen mit Orihalconstaub darüber, das sie in langwieriger Arbeit aus einem Splitter der kleinen Orihalcontafel gewonnen hatten, die in dem Umschlag gewesen war.
 

"Wirklich, mir ist nicht wohl dabei.", erklärte Lina, immer noch leicht zitternd. "Ausgerechnet JETZT kommt Luna hierher... nicht, um mich umzubringen, sondern um mir Orihalcon zu geben? Das ist doch irre! Und außerdem kann das doch kein Zufall sein?!"

"Wahrscheinlich göttliche Fügung.", murmelte Zelgadis ironisch. "Wir wollten Orihalcon, jetzt haben wir es. Deine Schwester konnte doch gar nicht wissen, was wir vorhaben, und selbst wenn, warum sollte sie uns helfen?"
 

Lina blieb stumm - Zelgadis' Argument leuchtete ein. Und trotzdem...
 

"Was soll's...", seufzte sie und kippte den Inhalt des Tütchens in den Trank. Es zischte leise, und die Flüssigkeit wurde klar wie Wasser.

"Sieht gut aus.", kommentierte Zelgadis. "Für gewöhnlich lässt Xellos sich zu den Mahlzeiten blicken... es sollte nicht schwer sein, ihm das Zeug vorher in seine Teetasse zu kippen."

"Trinkt er nicht immer seinen eigenen Tee?" Lina zog eine Augenbraue hoch.

"Nicht hier in Seyruun.", lächelte Zelgadis böse. "Er mag die Mischung gerne, die sie hier im Palast servieren, das hat er Amelia letztens noch erzählt. Wie es aussieht, haben sogar Mazoku vorhersehbare Angewohnheiten."

"Oh, wenn das mal alles gut geht...", murmelte Lina. Seit Lunas Auftauchen stand sie der Angelegenheit nicht mehr sonderlich optimistisch gegenüber.
 

"Du, Lina...", schaltete sich Gourry ein.

"Ja."

"Was tut ihr hier eigentlich?"
 

- - - - - - -
 

Amethystfarbene Augen beobachteten die Szene von einer anderen Dimension aus.

"Interessant. Höchst interessant.", murmelte Xellos. Ein diebisches Grinsen schlich über sein Gesicht. "Ich hätte Lina- chan für schlauer gehalten..."

Diese Chaotentruppe meinten also, sie können IHN überlisten? Mit einem TRANK? Er bezweifelte ohnehin, dass so etwas funktionierte... irgendein Mensch musste sich den Unsinn irgendwann zusammengeschrieben haben. Dass sowohl Lina als auch Zelgadis auf so etwas hereinfielen...
 

Na gut, ihre Schuld. Jetzt galt es nur noch herausfinden, wie er aus dieser Situation möglichst viel Chaos entstehen lassen konnte. Kurz überlegte er, den Trank tatsächlich zu trinken, sich dann zu verstellen und Linas Truppe allen möglichen Irrsinn zu erzählen - aber man konnte nie wissen, ob der Trank nicht etwa tatsächlich wirkte (und außerdem verstieß es gegen seinen eigenen Grundsatz, seine Opfer niemals anzulügen).

Aber mal angenommen, er wirkte tatsächlich... wem konnte er das Gebräu am Besten unterjubeln? Wer in der Gruppe trank ebenfalls oft und gerne Tee?
 

Xellos lächelte boshaft, als ihm bewusst wurde, wer als einzigste in Frage kam. Die Sache gefiel ihm immer besser... entweder, das Zeug wirkte nicht, und es geschah nichts, oder es wirkte, und er würde wieder mal einen Riesenspaß an der Sache haben. Was konnte schon schief gehen?
 

Unglücklicherweise galt die Weisheit, dass man diese Frage niemals aussprechen sollte ohne Schicksal und Zufall zur Höchstform auflaufen zu lassen, auch für Mazoku...
 

- - - - - - -
 

Vor dem Abendessen herrschte in der Palastküche immer rege Geschäftigkeit - vor allen Dingen, da seit zwei Tagen auch Lina und Anhang zu versorgen war. Das allein machte schon doppelt so viel Arbeit. Und so fiel es niemandem auf, wie sich an dem Tablett mit den Getränken für den Prinzen und seine Gäste, das bereits am Ausgang auf einem Rollwagen bereitstand, einige Änderungen vollzogen.
 

Zunächst betrat unbemerkt Zelgadis die Szene - mit einer schnellen und unauffälligen Bewegung goss er den Inhalt eines kleinen Fläschchens in die Tasse, die für Xellos vorgesehen war. Mit einem Stoßgebet, dass die Sache gut ging und der Mazoku von der Aktion nichts mitbekommen hatte, verschwand er wieder.
 

Ersterer Wunsch stand noch aus, der zweite erfüllte sich nicht. Kaum war der Chimera gegangen, glühte das Tablett plötzlich in einem seltsamen Licht - als besagter Mazoku seine Kräfte einsetzte, um den Inhalt seiner Teetasse mit dem einer anderen, zierlichen und rosa lackierten Tasse auszutauschen.

Bis an beide Ohren grinsend teleportierte Xellos nach erledigter Arbeit in den Speisesaal wo die meisten anderen Mitglieder der Slayers- Truppe und der Hofstaat schon saßen, schwatzten und auf das Essen warteten.
 

Womit Xellos nicht gerechnet hatte, war Amelia. Flink huschte die Prinzessin ihrerseits zu dem Tablett und goss den Inhalt der Phiole der Händlerin nach kurzem Zögern in Xellos' Tasse. Ihr gefiel die Rolle zwar nicht, die sie dabei spielen musste, aber um Xellos endlich die höheren Werte der Gerechtigkeit einzutrichtern, musste sie eben Opfer bringen.
 

Seufzend eilte Amelia zu den anderen zurück.
 

- - - - - - -
 

"Na toll, Xellas. Ich habe dir ja gesagt, dass er es merken würde... das kann ja nicht gut gehen."

"Du bist viel zu pessimistisch, Luna- chan! Siehst du nicht, was für ein Potential diese Situation hat? Amore zumindest dürfte bestens wirken!"

"Oh Cephied..."
 

- - - - - - -
 

"LINA- SAN! ERZÄHL UNS DOCH VON DEINEN ABENTEUERN IN DER LETZTEN ZEIT!", lärmte Prinz Philionel El Di Seyruun über den Tisch. Lina hatte versucht, sich so weit wie möglich von ihm weg zu setzen (was schwierig war, da der Prinz darauf bestanden hatte, die Freunde seiner Tochter in nächster Nähe zu sich zu platzieren). So saßen Amelia und Filia direkt neben ihm, gegenüber Gourry, Zelgadis, Xellos und schließlich Lina.

"Oh, nichts besonderes...", Lina winkte ab. "Wir sind nur so... rumgereist und... haben uns für die Gerechtigkeit stark gemacht. Oder so was in der Art."

Amelia warf ihr einen schrägen Blick zu. Mittlerweile war zumindest sie von so einer absurden Vorstellung geheilt.

Nicht so ihr Vater. "RECHT SO, RECHT SO! GERECHTIGKEIT IST DAS HÖCHSTE ZIEL UNSERER LEHREN!"
 

Der Hofstaat applaudierte. Lina brach innerlich zusammen... und wäre bald auch äußerlich so weit gewesen, wenn nicht in diesem Moment die ersten Diener mit dem Essen erschienen wären. Für so ein Bankett ließ sie sogar Phil über sich ergehen...
 

Als der Diener mit den Getränken zu ihnen kam, verdichtete sich die Spannung an diesem Abschnitt des Tisches dermaßen, dass nicht nur der Emotionsdetektor Xellos es spürte. Die ganze Slayers- Truppe (außer Gourry) starrte möglichst unauffällig, jedoch gebannt auf die Teetasse, die der Diener vor dem Mazoku abstellte.
 

Aber dieser ließ sich Zeit. Grinsend lehnte er sich zurück. ER war derjenige, der das Schauspiel dirigierte.
 

"SO, Leute!", versuchte Lina die auffällige Stille der Truppe zu unterbrechen. "Dann mal guten Appetit! HE, GOURRY! Das Stück wollte ICH haben!"

"Aber es ist nicht mal das Größte...", entgegnete der Söldner weinerlich. "Du willst ja bloß immer genau das haben, was ich nehme..."

"QUATSCH!!!"

"Yare yare.", lächelte Xellos Filia über den Tisch hinweg an. "Menschen sind immer so hektisch..."

"Hmpf!", machte die Ryuzoku, drehte den Kopf in einer Ich- rede- nicht- mit- Mazoku- Geste zur Seite, hob ihre Tasse und trank. Der Mazoku öffnete erwartungsvoll die Augen. Er wartete noch eine halbe Minute ab, bis er fragte:

"Um noch einmal auf das Gespräch heute Nachmittag zurückzukommen... was denkst du wirklich über die Sache mit Saichuro? Bist du nicht froh, dass er dich nicht mehr reglementieren kann?"

Filia riss die Augen auf und wollte etwas Scharfes erwidern. Doch zu ihrem Schrecken musste sie feststellen, wie ganz andere Worte aus ihrem Mund kamen.

"Naja... im Grunde hast du recht. Es tut mir sehr leid, es zu sagen, aber ich bin froh, ihn los zu sein.... Was... was rede ich da?", kreischte sie entsetzt.

Xellos grinste noch breiter. "Neh, Filia- san... nicht, dass ich es nicht wüsste... aber welche Farbe hat deine Unterwäsche?"

"Rosa... AAAH!!!"
 

Mittlerweile waren auch die anderen auf das Drama aufmerksam geworden, das sich da entwickelte. Filia war aufgesprungen und starrte Xellos terrorisiert an.

"WAS HAST DU GETAN, NAMAGOMI MAZOKU???"

"Die Frage ist, was habt IHR getan..."

"Oh nein.", murmelte Lina. "Xellos hat Filia unseren Trank untergejubelt. Wir müssen etwas tun!"
 

Filia unterdessen lief grünlich an. Das Orihalcon, dass nur für die Anwendung auf Mazoku gedacht gewesen war, verstärkte die Wirkung des Trankes dermaßen, dass sie sie nur mit äußerster Mühe unterdrücken konnte.

"Oh, und was ich noch wissen wollte...", hob Xellos erneut an, doch Filia hielt sich die Ohren zu und sang vor sich hin.

//Oh, das hat doch keinen Zweck, Filia- chan.// Telepatisch erklang seine Stimme in ihrem Kopf, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. //Was mich schon immer interessiert hat... warum reagierst du eigentlich immer so extrem, wenn ich dich ganz höflich anspreche?//

"Weil du ein Mazoku bist!", antwortete Filia wütend und hilflos.

//Ach, Unsinn. Das ist nicht alles... ich kann es spüren, wie du weißt. Also sag... warum noch?//

"Weil ich... weil du..." Verzweifelt versuchte Filia die Worte aufzuhalten, und Lina, die zwar Xellos' Fragen nicht hören konnte, bemerkte ihre Panik sehr wohl.
 

"Komm, Filia, wir gehen!" Die Magierin sprang auf und zerrte an Filias Arm. Xellos lachte auf, nicht weiter auf eine Antwort wartend.

"Das ist euch hoffentlich eine Lehre!"

"DUUU..." Entgegen aller Vernunft zog Filia ihre Keule hervor und stürzte auf den Mazoku zu - - - welcher gerade ungerührt seine eigene Tasse hob und sie mit Seelenruhe an die Lippen setzte.
 

Filia riss die Augen auf und hielt mitten im Schlag inne. Er wusste nichts DAVON?
 

"Aaah, nein, warte... Amelia!", rief sie hektisch, doch es war zu spät. Die Person, die Xellos in dem Moment, in dem er verwirrt die Augen öffnete, direkt gegenüber stand, war sie selbst.

"Was ist...", hob Xellos an, ging dann aber dazu über, Filia anzustarren, als sähe er sie zum ersten Mal. Diese trat langsam zurück, mit dämmernder Erkenntnis, dass etwas fürchterlich schief gelaufen war.
 

Tödliche Stille breitete sich aus. Die ganze Slayers- Truppe starrte von Filia zu Xellos und zurück, ebenso wie Philionel und der ganze Hofstaat, die sich den Aufruhr überhaupt nicht erklären konnten. Andererseits waren sie an Chaos ausgehend von dieser Gruppe nur zu gut gewöhnt.
 

Xellos stand auf und starrte Filia so verstört an, dass es ihr fast Angst einjagte.

"Ich... es tut mir leid, ich wollte dich nicht bloßstellen, Filia... ich... was ist passiert..." Im selben Moment krampfte er sich wie unter immensen Schmerzen zusammen.

"Heh... heh... HEH???" Wild schüttelte Lina den Kopf, in einem verzweifelten Versuch, die Situation zu erfassen. "Was ist denn jetzt los? Alles klar mit dir, Xellos?"

"Filia und ich... haben ihm einen... Liebestrank gebraut...", erklärte Amelia kleinlaut. "Wir wollten ihn so eigentlich strafen, aber..."

"Seid ihr wahnsinnig?!", kreischte der Rotschopf, wurde aber von Filia abgelenkt, die sich hinter ihr versteckte und Lina panisch anflehte, etwas zu tun.
 

"Xellos! Lass den Blödsinn!" Entschlossen stellte Lina sich zwischen den Mazoku und Filia, die mittlerweile diesen ganzen Tag verfluchte. "Du bluffst doch! So was kann doch gar nicht wirken!"

"Verlass dich nicht darauf.", warf Zelgadis ein. "Wir sind hier in Seyruun. Die weißmagischen Schutzzauber dürfte sogar er spüren... und ein Trank, der positive Emotionen hervorruft, wird einen größeren Effekt haben."

Tatsächlich schien der Liebestrank, entgegen aller Vernunft, zu wirken - was zur Folge hatte, dass der ganz aus negativen Gefühlen bestehende Mazoku in arge Bedrängnis geriet. Er taumelte und seine Form begann, undeutlich und verschwommen zu werden. Was Xellos nicht davon abhielt, Lina einfach aus dem Weg zu schubsen.
 

"Filia! Ich liebe dich!", erklärte er mit voller Überzeugung, was ihn kaum, nachdem er dieses ausgesprochen hatte, nicht nur mit einem ernsthaften Übelkeitsanfall konfrontierte, sondern auch mit einem Keulenschlag einer terrorisierten Ryuzoku.

"AAAAHHH!!! GEH WEG!!!"

Lina, Amelia und Zelgadis standen hilflos daneben, während sich Gourry seelenruhig dem Abendessen widmete. Xellos rappelte sich wieder auf und schien kurz bei Sinnen zu sein. Ernsthafte Panik stand nun auch seinerseits in seinen (geöffneten!) Augen.

"Was habt ihr getan?" Wild irrte sein Blick in die Runde. "Was ist das für ein grauenhaftes Gefühl? Ich kann so etwas nicht fühlen! Ich DARF so etwas nicht fühlen! Filia, mein Liebling!"

"AAAAAARRRGHGGH!!!", kreischte Filia wie am Spieß, als der Mazoku übergangslos zu ihr teleportierte und sie in die Arme schloss. Wütend schlug sie um sich. "Lina, hilf mir doch! Lass mich los, Xellos! Du bist nicht bei Sinnen!!!"
 

"Und wessen Schuld ist das?" Lina hatte mittlerweile beschlossen, dass sie sich aus diesem Wahnsinn raushalten würde. Niemand schien ernsthaft in Gefahr zu sein (höchstens Xellos, dem es sichtlich schlecht ging, und der es nicht besser verdiente), und länger würde die Wirkung nicht anhalten. "Regelt eure Beziehungsprobleme alleine."

"WAS?!", rief die Ryuzoku so fassungslos, dass sie kaum bemerkte, wie Xellos begann, an ihrem Ohr zu knabbern. "Du kannst mich doch nicht so hängen lassen!"
 

"Oh doch. Mit diesem Quatsch habe ich nichts zu tun. Vor allem nicht beim Essen. Viel Spaß, ihr zwei... HEY, GOURRY! Iss nicht alles alleine!"

"Das ist nicht fair, Lina.", warf Zelgadis ein, in dem Versuch, Filias Verzweifelungsschrei zu übertönen. "Das Wahrheitsserum wirkt noch... das könnte Probleme geben."

"Dann löse es.", mampfte die Meistermagierin. "Veritas war deine Idee."

"Naarrggghh...", machte Zelgadis aufgebracht.

"Du bist so verantwortungslos, Lina- san!", warf auch Amelia entrüstet ein.
 

"Filia, koibito...", wisperte Xellos mittlerweile, während seine Mazoku- Natur vor Ekel zitterte. Da war er nicht der einzige - auch Filias Teint nahm einen grünlichen Ton an. Allerdings reagierte die Ryuzoku anders, nämlich so, wie sie es so oft und gerne tat - sie brach in Tränen aus.

"Shhhh, alles in Ordnung... ich tue nichts, was du nicht willst...", beruhigte er sie, was allerdings nur Öl ins Feuer goss.

"DANN HÖR AUF, SO EINEN SCHWACHSINN ZU REDEN, NAMAGOMI, UND LASS MICH LOOOOOOOSSSS!!!!", heulte Filia auf. Ihre Umrisse begannen zu glühen, als sie versuchte, in ihre Drachenform zu wechseln.

"Gib mir eine Chance!", flehte der Mazoku, während seine menschliche Erscheinung ebenfalls kurz vor der Auflösung stand, wenn auch aus anderen Gründen als Filias. "Magst du mich denn nicht wenigstens ein kleines bisschen?"
 

Filia erstarrte. Eine Frage. Das Wahrheitsserum begann wieder zu wirken.

"Ich... ich... mmnnngg...." Verzweifelt versuchte Filia die Worte zurückzuhalten. Was sollte das? Was wollte sie da sagen? Sie hasste Xellos doch *wirklich*! Wieso...
 

"Was ist mit ihr?", fragte Amelia erstaunt. "Filia- san brüllt doch sonst so gerne herum, dass sie ihn hasst. Soll das heißen, dass jetzt mit dem Wahrheitsserum..."

"Du meinst...." Der Chimera riss die Augen auf. Oh, das könnte wirklich Probleme geben...
 

Zelgadis handelte, ohne zu denken. Mit einer Bewegung war er an die beiden unfreiwilligen Turteltäubchen herangetreten und hatte Filia, bevor irgendjemand etwas tun konnte, einen Schlag auf den Kopf versetzt - genauso gut hätte er mit ihrer Keule zuschlagen können, so hart war seine Steinfaust. Die Ryuzoku sackte zusammen und wurde nur noch von Xellos gehalten.
 

Der sich von Zelgadis' Aktion wenig begeistert zeigte.
 

"Du. Hast. Filia- Liebling. Verletzt." Eine dunkle Aura baute sich um ihn auf.

"*Filia- Liebling*? Du wirst mir noch dankbar sein.", sagte Zelgadis völlig unbeeindruckt. "Wach auf, du Spinner! Du machst dich NOCH lächerlicher als sonst."
 

"Iiiich töööööteeeee diiiich..." Und Xellos sah nicht aus, als würde er spaßen.
 

Zelgadis seufzte ergeben. Griff in die Tasche. Und zog Ohrenstöpsel hervor. "Amelia..."

"Sofort, Zelgadis- san!" Die Prinzessin drehte sich zu ihrem Vater um, der das ganze Schauspiel etwas konsterniert verfolgt hatte. "Papa! Angriff Nummer 27! Anti- Mazoku- Audio- Attacke!"

"JAWOHL, TOCHTER!" Philionel warf sich in Pose, Amelia stellte sich neben ihn, und beide begannen-... zu singen.
 

"SCHÖÖÖÖÖN IST ES AUF DER WELT ZU SEIN, SAGT DER CEPHIED ZU DEM SHABBY- LEIN! DU UND ICH, WIR STIMMEN EIN, SCHÖÖÖÖN IST ES AUF DER WELT ZU SEIN!!!"
 

Nach den positiven Emotionen, die der Liebestrank in Xellos ausgelöst hatte, war dies der berühmte letzte Tropfen. Mit einem seltsamen Wimmern brach er zusammen und blieb liegen.
 

"Sauber, Zel- kun, Ame- chan, Prinz Phil! Gute Arbeit!" Lina schluckte ihren letzten Bissen hinunter und applaudierte. Sie war's zufrieden: es war selten genug, dass sie sich aus dem schlimmsten Tumult heraushalten konnte - der Wahnsinn war für gewöhnlich immer hinter IHR ganz speziell her.

Der Chimera warf ihr einen Blick zu, der schwächere Menschen getötet hätte. "Da die Großmeisterin mittlerweile zu Ende getafelt hast, kannst sie uns auch verraten, was wir jetzt mit den beiden tun sollen?"
 

In diesem Moment öffneten sich die Flügeltüren zum Saal, und eine weißgekleidete, platinblonde Schönheit trat herein. Mit jedem Schritt klirrten und klingelten zahllose goldene Armreifen und Kettchen. Die makellose, dunkel getönte Haut wurde nur von vier Narben an den Seiten ihres Gesichtes unterbrochen. Zielstrebig, aber gemessenen Ganges schritt sie an der langen Tafel vorbei auf die Slayers- Truppe zu.
 

Zum dritten Mal an diesem Abend machte sich Totenstille breit. Fast jeder im Saal, ausgenommen der vor sich hin dösende Gourry, starrte die exotische Lady gebannt an, instinktiv spürend, dass eine falsche Bewegung den Tod bedeuten könnte.
 

Vor dem bewusstlosen Xellos blieb sie stehen. Hockte sich hin (was spontanes Nasenbluten bei Zelgadis zur Folge hatte, da sie ihm einen detaillierten Blick in ihr Dekolleté bot). Seufzte. Zog Xellos' Gesicht an einer Haarsträhne zu sich heran. Studierte es. Ließ ihn fallen. Seufzte wieder. Hob den um einiges größeren Juujinkan auf ihre zierlichen Schultern und schritt wieder gemächlich aus dem Raum. Die Flügeltüren schlossen sich hinter ihr.
 

Lina starrte. Zelgadis starrte. Amelia starrte. Gourry schlief.
 

"Das war...", hob Lina an.

"Nein.", sagte Zelgadis. "Das war nicht Xellas Metallium."

"Oh. Ja. Gut. Hey, Diener! Gibt's noch Nachtisch?"
 

- - - - - - -
 

Filia schlug die Augen auf. Und sah in das Gesicht einer dunkelhaarigen Priesterin.

"Wie fühlt ihr Euch, Filia- san? Ich bin Sylphiel Nels Rahda."

Die Ryuzoku blinzelte. Neben dem Gesicht der Priesterin tauchte nun auch Linas Feuermähne auf. "Lina... was ist passiert? Ich hatte einen ganz grauenhaften Traum."
 

"Ich muss dich enttäuschen, das war kein Traum. Und wenn Sylphiel den Trank gerade nicht neutralisiert hätte, würdest du uns jetzt immer noch deine privatesten Geheimnisse erzählen.", erklärte Lina mit hochgezogenen Augenbrauen. "Und ich frage besser NICHT, was zum Teufel Amelia und du euch überhaupt bei diesem dämlichen Liebestrank gedacht hat. Am Besten, wir vergessen das Ganze..."
 

"Kein... Traum...." Filias Sichtfeld verschwamm wieder und ihr Kopf knallte zurück auf den Steinboden.
 

"...und zwar so schnell wie möglich." Und damit stapfte Lina Inverse davon, um mit Hilfe ein paar Snacks dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
 

- - - - - - -
 

Juujinkan Xellos, Mazoku infernale, erwachte aus seiner ersten und einzigen Ohnmacht überhaupt. Und er wusste sofort, dass dies kein Zustand war, den er öfters zu durchleben gedachte.

"Xellas- sama...", murmelte er, als er sich seiner Umgebung bewusster wurde und sowohl seine Meisterin als auch deren beste Freundin in seiner Nähe spürte. "Was ist passiert?"

"Meine Güte, Xelly-boy!", schnaubte Xellas. "Reiß dich zusammen. Du tust glatt so, als hätte dich Garv mal wieder vermöbelt! Ich hoffe, das war dir eine Lehre!"

"Ihr... habt das alles eingefädelt, Herrin?" Mühsam öffnete Xellos die Augen. Ihm war immer noch speiübel von den positiven Emotionen des Liebestrankes. "Warum... was..."
 

Den Dienern eines Mazoku- Lords war immer besser damit geraten, die Entscheidungen ihrer Meister nicht in Frage zu stellen. Und obwohl Xellos wohl das beste Verhältnis zu seiner Herrin hatte, das man, an Mazoku- Maßstäben gemessen, haben konnte, war seine Frage nach dem "Warum" wirklich nicht die beste, die er in diesem Moment stellen konnte.
 

"DA FRAGST DU NOCH???", kreischte Juu- ou. "Bei Shabranighdo! Da rette ich dich extra aus diesem durchgedrehten Palast, weil ich dachte, das genügt als Strafe, und du hast nicht mal verstanden, was du getan hast?!"

"Verzeiht..." Verzweifelt kramte Xellos in seinem Gedächtnis nach etwas, das Xellas beleidigt haben könnte, doch er kam auf nichts... oder?
 

Moment... konnte es sein, dass sie meinte...
 

"Jetzt brüll ihn doch nicht so an.", nahm Luna Xellos in Schutz. "Sag's ihm doch einfach! Dann erfahre ich vielleicht auch endlich mal, worum es hier eigentlich geht."

"Also gut." Xellas Metallium packte ihren Priester am Kragen und zog ihn grob nach oben. Xellos zog vorsorglich den Kopf ein: langsam dämmerte es ihm, woher der Wind wehte.
 

Und in einer tödlichen, drohenden, leisen Stimme knurrte Juu- ou Xellas Metallium:

"Nie mehr, Xellos. Erzähle Dynast Grausherra NIE MEHR, dass ich Plüschwölfe sammele!"
 

Stille. Luna Inverse starrte die beiden High Level- Mazoku an. Und hob dann grüßend zwei Finger.
 

"Okay, alte Freundin. Ich werde nicht weiter stören. Macht das mal ganz unter euch aus."
 

Und damit ging Cephieds Ritter nach Hause.
 

- - - - - - -

~ Fin

- - - - - - -
 

Author's Notes: Ich weiß, dass Mazoku nicht ohnmächtig werden können und auch keine Plüschwolfe sammeln. Ich weiß, dass magische Tränke auch mit Orihalcon nicht bei ihnen wirken würden. Ich weiß, dass Xellas sicher nicht in den Saal marschiert wäre und Xel weggeschleppt hätte wie einen Sack Kartoffeln... usw. usf.

Lasst einem wahnsinnigen Otaku ihre pseudo- humoristischen Freiheiten und entschuldigt damit bitte jegliche Unstimmigkeit in dieser Story :-)
 

Domo arigatou, Sorako, 15.06.03



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (19)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  DragonQueen
2015-11-11T20:09:28+00:00 11.11.2015 21:09
Echt geiles Konzept. Aber die Story hätte länger sein können.
Stell dir mal vor wie viele unangenehme Situationen du hättest einbauen können. Und wie viel Herzschmerz. ^^
Aber du hast Xellos toll getroffen ^^

Von:  Juditha
2007-01-07T19:59:36+00:00 07.01.2007 20:59
Die Geschichte ist genial, aber was sollte sie sonst sein? *gg*

Aber die Auflösung... zum schrein! *lol*
Judy
Von:  Juditha
2007-01-07T19:59:33+00:00 07.01.2007 20:59
Die Geschichte ist genial, aber was sollte sie sonst sein? *gg*

Aber die Auflösung... zum schrein! *lol*
Judy
Von:  DarkTengu
2006-06-25T16:34:04+00:00 25.06.2006 18:34
Ist dir super gelungen!!!!!! =D
Bring doch bitte noch mehr solche Fanfics raus, damit man sich wieder darüber kaputt lachen kann XD
"Xel kann einem Leid tun >.<"
Von:  Jahna
2005-05-25T23:52:43+00:00 26.05.2005 01:52
Wahrheitstrank - Liebestrank - Plüschwölfe... Gott hab ich mich schiefgelacht!!! *kicher*
Das ist Slayers wies mir gefällt!!! Zum kaputt lachen und Xellos am Boden wegen positiven Gefühlen... (Ich liebe diesen Kerl..) Du bist riesig!!! *ggg*

Jahna
Von: abgemeldet
2005-03-01T11:46:57+00:00 01.03.2005 12:46
Also diese Story fand'ich echt voll krass! *vom Stuhl kipp*
Würde mich seeeeeeehr für eine Fortsezung interressieren...
dein val
Von:  Ina_Kiserhagi
2005-01-05T12:54:41+00:00 05.01.2005 13:54
Ich muss dir sagen das ich mich sehr über deine Fanfiction amüsiert habe, das war echt klasse. Du kannst wirkilch gut Fanfiction schreiben das muss ich dir lassen. Mein Fanfiction hingegen ich nicht ganz so toll wie deine.
Von: abgemeldet
2004-10-25T15:44:27+00:00 25.10.2004 17:44
*sichvorlachenambodenkugel*
*tieflufthol* *weiterlach*
Kann mir mal jemand helfen? *sichweitertotlach*
*sichetwasberuhig* diese ff war sowas genial!!
ich hab mich solang kaputtgelacht bis ich ne sauerstoffmaske benötigt hab mensch!! das war so cool!!
Der arme xellos hat mir ja so leid getan... besonders fi-chan und ihrer unterwäschefarbe *biggrin*
Also echt schreib weiter so tolle ff's genial echt *sichweitertotlachundambodenkugel*
BYE
DarkAngel-Zellas
Von: abgemeldet
2004-07-05T14:32:40+00:00 05.07.2004 16:32
Super Idee, hab mich schlapp gelacht! Mein kleiner Xellos....
Von:  Carmine
2004-05-13T15:41:30+00:00 13.05.2004 17:41
GENIAAAAAL!
Man, hab ich gelacht! Am besten war der Grund von Xellas, weshalb sie ihren Untertan so leiden lässt. *lach* Hoffe, du schreibst noch mehr solche FFs!


Zurück