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Schillern

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Soo, hier geht's auch mal weiter :3 Ich hoffe, ich erschlag euch mit diesem Kapitel nicht, aber es werden (hoffentlich) einige Fragen beantwortet XD

Oh, und ich hab seit Neustem die Möglichkeit euch mit ein paar Extra-Infos zur FF zu versorgen - schon entdeckt? ;3 Falls ihr noch was bestimmtes zum Hintergrund der Story wissen wollt, könnt ihr mir das gerne mitteilen; vielleicht findet das dann auch bald seinen Platz auf dieser Seite :3 Komplett anzeigen

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Familientreffen

Die Frau mit den rotblonden Locken lächelte zufrieden und beobachtete August, wie er über das eben auf dem Feuer vor der Hütte gegrillte Schaf geradezu herfiel.

„Vielen – vielen Dank, Frau – “, bekam er nur zwischen eiligen Bissen heraus, und sie musste lachen. An ihrem Lachen hörte man, dass sie eine Schillern war.

„Nenn mich einfach Nanette.“, sagte sie. „Und danken brauchst du mir auch nicht. Ich musste Vaters harschen Empfang für dich ja irgendwie wiedergutmachen. Das Schaf zu reißen war ein Leichtes, keine Sorge…“

August nickte und nahm noch einen Bissen, während Karl sich neben ihn und gegenüber seiner Tante auf die mit Fell bedeckte Truhe setzte.

„Zu trinken haben wir erstaunlicherweise alles hier.“, verkündete Friedrich Schiller und trat in die Runde. „Was darf ich dir anbieten, August?, Wein, Wasser, Bier?“

Bevor der junge Goethe schlucken konnte, um zu antworten, hob Schiller eine Hand. „Nein, halt – natürlich: Zu Schaf nur Wein für Goethe.“

Karl lachte, als sein Freund beeindruckt nickte.

Nachdem August seinen Schmaus beendet hatte, brach Nanette wieder auf, das dreckige Geschirr zu säubern, und Schiller nahm ihnen gegenüber Platz.

„Bevor ich euch mit meinen Fragen löchern werde“, fing er an, „bin ich euch wohl zunächst einige Antworten schuldig.“

„In der Tat.“, stimmte Karl zu. „Wieso hast du nur mir erzählt, dass du ein Vampir bist? – Es hat mir niemand geglaubt!“

Schiller lachte sofort auf. „Ach, Karl, du verfällst dem falschen Glauben der Menschen. Wir sind keine Vampire.“

„Ach, nein?!?“, fragte August verwirrt und fasste sich an den Hals, an dem er meinte, noch genau den Gegenbeweis zu spüren.

„Nein“, antwortete Schiller auch seinem erstaunten Sohn. „Den Namen »Vampir«, den haben uns nur die Menschen gegeben, weil sie es nicht besser wissen. Aber wir sind keine Vampire, wir sind Schiller.“

Karl und August blickten ihr Gegenüber skeptisch an.

„Ja, schaut nicht so, Schiller! Wir sind Schiller, weil wir das Schillern besitzen.“

„Das in den Augen!“, entwich es August sofort und Schiller musste schmunzeln.

„Genau“, sagte er. „Dies allein macht uns unsterblich – für den Preis, dass wir uns von Menschenblut ernähren müssen.“

„Also sind alle „Vampire“ auf dieser Welt Schiller?“, wollte Karl wissen.

Sein Vater nickte. „Ja, alle sind Schiller. Aber nur die alteingesessene Adelsfamilie hat das Privileg, auch in der Welt der Menschen den Nachnamen »Schiller« zu tragen.“

Karls Augen weiteten sich. „Das heißt…wir…?!?“

Schiller seufzte. „Ja, wir gehören dieser Adelsfamilie an. Leider.“

Karl und August tauschten untereinander fragende Blicke. „Wieso leider?“

„Nun“, begann Schiller, „Weil dies auch der Grund dafür war, dass ich euch verlassen musste.“

Er lachte verlegen, als ihn die anderen beiden nur unverständlich anblickten. „Ich sehe, ihr seid reichlich verwirrt; lasst mich erklären. – Noch einen Schluck Wein, August? Du, Karl?“

„Bitte.“

Nachdem er ihnen eingeschenkt hatte, war Schiller zum mit Tüchern verhängten Eingang der Hütte getreten. Er spähte kurz hinaus, als wenn er sich versichern wollte, dass sie nicht belauscht wurden, dann nahm er wieder auf seiner Seite des kleinen Tisches Platz.

„Es ist so“, fing er an. „Als ich aus der Karlsschule in Stuttgart geflohen bin, weg von Vater, weg von diesem unsäglichen militärischen Drill, da wusste ich noch nicht, wer ich war. Ich wusste, dass ich Schriftsteller werden wollte, aber ich wusste nicht, was bald mit mir geschehen würde. Auf meiner Flucht aus Württemberg wurde es mir schließlich klar, ich veränderte mich, aber nicht nur auf die Art, wie sich alle anderen Jungen in diesem Alter verändern, wenn sie zu Männern werden, sondern auch auf mir ganz unheimliche Weise: Ich wurde stärker, schneller und lechzte plötzlich nach Blut. Ich hatte Angst davor, was ich mit meinem besten Freund Streicher machen würde, wenn das so weiterging, weshalb ich ihn zurückließ und meine Reise nach Weimar alleine fortsetzte. Da hatte aber Iffland, mein Konkurrent am Mannheimer Theater-“

„Iffland ist uns gefolgt!“, rief Karl da plötzlich und sprang entsetzt auf. Wie hatten sie das vergessen können?!

„Er ist euch - ?!?“

„Bis Venedig.“, versuchte August die Ruhe zu bewahren. „Bis Venedig ist er uns gefolgt, dann…“ Er senkte kurz den Blick und wusste nicht recht, wie er sich ausdrücken sollte.

„Wir haben einen Hinweis bekommen“, sprach Karl ein wenig nervös weiter, „dass ein Bündnis…ein Bündnis uns vor ihm schützen könnte. I-ich weiß nicht, ob wir es richtig gemacht haben, aber-“

„Habt ihr.“, unterbrach ihn sein Vater mit einem sanften Lächeln. „Ich habe es schon gespürt, als ihr angekommen seid. Vater auch, nur deshalb war er so missgelaunt. Und macht euch wegen Iffland keine Sorgen.“, fuhr er fort, „Ein sogenannter Vampirjäger spürt nur ungefähr, wo sich seine Beute befindet, aber er spürt auch, dass sich hier in diesem Dorf unzählige Vampire befinden. Iffland weiß, dass es seinen Tod bedeuten würde, hier aufzukreuzen.“

August nickte und Karl ließ sich erleichtert zurück auf die Truhe sinken.

„Iffland“, nahm der junge Goethe den Faden wieder auf. „Er hat Sie bis nach Weimar verfolgt?“

„Genau.“, antwortete Schiller, „Bis nach Weimar, wo…“ Mit einem leichten Lächeln sah er hinab auf seine Hände. „Dank Goethe konnte er bald nichts mehr ausrichten. Ich…ich dachte nun endlich begriffen zu haben, wer ich bin, wo ich hingehöre, da…da kam dein Großvater vorbei, Karl, unerwartet, unangekündigt. An meinem vierzigsten Geburtstag nahm er erstmals seit meiner Flucht wieder Kontakt zu mir auf, da, wie ihr wissen müsst, das heiratsfähige Alter bei uns Schillern bei eben genau jenen vierzig Lebensjahren liegt. Vermählungen der Adelsfamilie, erklärte er mir, fänden nur alle fünf Jahre hier zu Korinth statt und ich, als sein einziger Sohn, sei verantwortlich dafür, die alteingesessene Familie der Schiller unter den Schillern weiterzuführen.“

August und Karl sahen den Älteren aus großen Augen an.

„Natürlich war ich nicht bereit dazu.“, sprach dieser weiter, „Vater wollte das aber nicht verstehen, kam in den nächsten Jahren immer wieder auf mich zu. Er…er versprach mir, ich könnte meine lieben Schwestern wiedersehen und deine Mutter, Karl, würde von nichts erfahren und unverschont bleiben, wenn ich mit ihm käme…“ Der Blonde musste traurig lächeln. „Ich gab schließlich nach, und in der Nacht meines vorgetäuschten Todes war es soweit: Vater kam mich holen, damit ich hier, in Korinth, meine Blutsbraut heiraten würde.“

„Aber…!“ Karl sah seinen Vater entsetzt an. „Du…du hast doch schon Kinder und du bist verheiratet! Was ist mit Mutter?!“

Schiller legte seinem Sohn eine Hand an die Wange. „Junge, kein Grund dich zu grämen, ich liebe deine Mutter aufrichtig und von Herzen. Und ja, wir sind nach Menschengesetzen verheiratet. Aber das zählt für einen Schiller nicht, wenn sie ein Mensch ist. Auch du und Ernst… Mein Vater hat bis heute nicht geglaubt, dass auch nur einer von euch ein Schiller ist. Normalerweise benötigt es dazu zwei Elternteile, die beide Schiller sind.“

„Und…“ Karl versuchte nicht zu aufgewühlt zu klingen. „Wieso…kannst du Mutter nicht zu einem Schiller machen? Geht das denn nicht? In den Legenden, die sich die Menschen über Vampire erzählen, da…da funktioniert es doch auch…“

Schiller nickte. „Ja, mein Sohn, das funktioniert. Ich hätte sie zu einem Schiller machen können, ich hätte nur mit ihr den Bund eingehen und sie dann mein Blut trinken lassen müssen.“

„Aber…?“

Schiller sah seinen Sohn sanft lächelnd an.

„Deine Mutter ist ein Engel, Karl.“, flüsterte er. „Sie ist so gut, so christlich. Ich habe mir vom ersten Augenblick an, in dem ich sie sah, geschworen, dieses schöne Geschöpf nicht zu einem blutsaugenden Monster zu machen.“

„Sie hätte…sie hätte bestimmt nichts dagegen gehabt…“, meinte Karl, nun doch mit ein paar Tränen in den Augen.

Sein Vater nahm seine Hand und drückte sie sanft. „Nein, Karl, sie wäre in Ohnmacht gefallen und nie wieder aufgewacht.“

Betreten sah Karl zu Boden, Schiller schwieg ihn an.

„Warum haben Sie…“

Beide sahen sie zu August auf, der mit verbitterter Miene neben ihnen saß und sich nun nicht mehr zurückhalten konnte.

„Warum haben Sie meinen Vater ohne ein Wort des Abschieds verlassen?“, brachte er heraus, da er nicht fand, dass dieser so etwas verdient hatte.

Schiller ließ seinen Sohn los und fuhr sich verzweifelt übers Gesicht.

„Ich…ich habe so vieles falsch gemacht, ich weiß, aber…mein Vater hat mir keine andere Wahl gelassen. August, du musst verstehen: Hätte ich mich von Goethe verabschiedet, ich wäre niemals gegangen.“

August kräuselte die Stirn voll Unverständnis.

„Das Bündnis…“, fing Schiller an, versuchte mit seinen Händen nach Worten zu suchen. „Die Verbindung zwischen uns…täglich durfte ich von ihm…Goethe…er war mir soviel wert, dass…verflucht!“

Schiller sprang auf.

Goethe wäre meine Blutsbraut geworden, ginge es nach mir! Müsste ich nicht eine Familie weiterführen, hätte er ein Schiller werden wollen, dann…!“

August sah nur entwaffnet zu Schiller auf, aber Karl war mit einem Satz bei ihm.

„Vater!“, rief er. „Hier bin ich doch! Ein Schiller, dein Nachkomme – du musst nicht mehr irgendeine Frau heiraten! Ist es nicht so?!?“

Schiller lächelte matt. „Doch, so ist es. Was die fünfzig Verwandten und dreißig Bekannten wohl dazu sagen werden, dass sie umsonst angereist sind? Ob sie unserer Familie verzeihen werden?“

Er senkte den Blick.

„Ob Goethe mir verzeihen wird? Ich habe ihm zwar einmal von den Wünschen meines Vaters erzählt, sodass er wohl weiß, was mit mir ist, wo ich bin, aber…eigentlich habe ich ihn doch nur im Stich gelassen. Nein, niemals mehr wird er mir verzeihen.“

„D-doch, das wird er.“, versicherte August.

Schiller hatte dafür nur ein müdes Lächeln übrig. „Das ist nett von dir, August, das zu-“

„Nein, Herr Schiller, wahrhaftig! Er wird Ihnen verzeihen, da bin ich mir sicher.“

Da zögerte der Blonde. „Meinst du?“

Nun nickte auch Karl. „Geh zu ihm, um es herauszufinden, geh zurück nach Weimar.“

„Karl, ich kann hier nicht weg…“

Der Dunkelhaarige nahm seinen Vater an den Armen und sah zuversichtlich zu ihm auf. „Es wäre nicht das erste Mal, dass du aus Großvaters Fängen flüchtest.“

Schiller blickte abwägend erst seinen Sohn an, dann dessen Freund.

„Ich soll es also wagen?“, fragte er unsicher.

„Ja!“, stimmten sie beide zu.

„Ich soll aufbrechen gen Weimar, zurück zu Goethe?“

„Ja!“

„Nun, denn!“, rief Schiller schließlich, und sein Mut war zurückgekehrt. „Dann werde ich mich heute Nacht noch davonstehlen.“, verkündete er enthusiastisch. „Wie glücklich ich jetzt schon bin, ihm in die Arme fallen zu können. Ich hoffe, ich werde formulieren können, wie sehr ich ihn all die Zeit seit meiner Abreise vermisst habe.“

Schon wollte er aus der Hütte stürmen, Karl und August sahen sich glücklich an, da drehte er sich noch einmal herum.

„August, er…“, begann er, als wenn ihm noch etwas Wichtiges eingefallen wäre. „Goethe und deine Mutter sind doch immer noch – Er hat doch nicht…geheiratet, oder?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DasIch
2014-02-16T16:51:41+00:00 16.02.2014 17:51
Ich find es total schön! Man spürt die liebe und die Verzweiflung Schillers, das er Goethe und seine Familie so liebt das er ihn um jeden Preis schützen will! Da geht einem das Herz auf ;-)


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