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Schillern

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, ihr musstet lange genug auf die Fortsetzung warten ;3 Komplett anzeigen

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… ob sich das Herz zum Herzen findet

Als Schiller aus seiner Betäubung erwachte, spürte er als erstes seine Hand. Sie wurde fest gedrückt. Cornelia.

Dann hörte er, wie die Stimme des Priesters wieder zu ihm vordrang.

Er öffnete die Augen und sah.

Und er musste lächeln.

Nur weil er es ganz einfach wusste.

„So antworte mit »Ja, ich will«.“

„Vater!“

Schiller drehte sich herum. Die ganzen Gäste drehten sich herum, um zu sehen, wer da so dreist die Zeremonie unterbrach.

Karl, immer noch oben unterm Maulbeerbaum, packte August am Arm, um nicht vor vollkommenem Erstaunen den Halt zu verlieren.

„Ernst!“, rief er, als er erkannte und innerlich spürte, wer da angerannt kam, „Oh mein Gott, August! Es ist mein Bruder! Ernst!“

Schiller sprang vom Podium und hechtete durch die Menge.

„Friedrich, was– ?!“, stieß Caspar Schiller entsetzt aus, aber er wurde nur zur Seite gestoßen.

„Ernst, mein Junge!“ Schiller schloss Karls jüngeren Bruder in die Arme. Er erdrückte ihn fast.

„V-Vater, wieso weinst du?! Ich bin doch hier, weil…! Ich bringe gute Nachrichten!“

„Ich weiß“, brachte Schiller unter Tränen hervor. „Ich spüre es. Deshalb bin ich doch so glücklich, so…!“

„Was soll das?!?“ Schiller Senior hatte sich einen Weg durch die Menge gebahnt und packte seinen Sohn am Arm.

„Du gehst jetzt sofort wieder da hoch und– “

„Aber, Vater, er – argh, du tust mir weh!“

„Komm mit, sag ich! Du schließt jetzt diese Ehe– “

„Das wird er nicht tun!“
 

Schiller lebte.

Er spürte wieder, dass er unsterblich war. Er spürte wieder, was es hieß, verstanden zu werden, was Fantasie war, was Liebe.

Mit einem Ruck riss er sich von seinem Vater los und rannte die Straße mit einer solchen Course hinab, wie er sie noch nie gemeistert hatte, um sich an ihrem Ende seiner wiedergefundenen Hälfte in die Arme zu werfen.

Johann Wolfgang von Goethe hatte kein bisschen seines Duftes und seiner Wärme verloren.

Sein Lachen war immer noch so unheimlich sanft.

„Aber Schiller, wieso schluchzen Sie denn so dramatisch?“

„Weil Sie Ihren finalen Auftritt nicht dramatischer hätten inszenieren können.“ Er verschluckte sich fast an seinem Lachen.

Goethe ließ ihm gewähren, dass er ihn noch immer in den Armen hielt, und streichelte ihm durch die blonden Haare.

Als Karl und August den Hügel hinunter kamen, war bei den Gästen Unruhe und Unverständnis ausgebrochen.

„Wer…? Ein Mensch?!?“

„Ist das nicht der Dichter Goethe?!“

„Was geschieht hier?“

„Sollte das nicht eine Hochzeit zwischen Herrn Schiller und Madame Cortes sein…?“

Cornelia konnte einem fast schon ein wenig Leid tun, wie sie da so verlassen und einsam auf dem Podium stand.

„Vater!“

Schiller ließ Goethe endlich los, um ihm zu ermöglichen, seinen Sohn in die Arme zu schließen.

„August, du…“

Karl konnte den Schmerz in Goethes Gesicht sehen, als dieser den Jungen an sich drückte.

„Du weißt, wieso ich hier bin.“, sagte er leise und ließ August wieder los.

Der sah zu seinem Vater auf, als wenn es ihm jetzt erst klar geworden wäre. „Mutter…“, war alles, was er herausbekam.

Goethe wich seinem Blick aus. Er war noch nie besonders gut, wenn es um solche Sachen ging. „Ja, du…du wirst Sie wohl nicht mehr wieder sehen. Nicht hier. Sie hat an dich gedacht, als sie…“

„Wann?“, fragte August.

„Am 6. Juno diesen Jahres. Ich habe mich gleich nach ihrer Beerdigung auf den Weg hierher gemacht.“

Goethe sah wieder zu Schiller auf. Er lächelte ihn an. „Es tut mir Leid, ich wollte Ihnen eigentlich den Freiraum geben, den Sie für die Weiterführung Ihrer Familie gebraucht hätten, aber, verzeihen Sie mir, ich konnte das Verlangen in mir nicht bekämpfen, Sie wieder sehen zu wollen.“

„Es sei Ihnen alles verziehen.“, entgegnete Schiller, und er ignorierte das zwischen Scham, Entsetzen und blanker Wut entstellte Gesicht seines Vaters, als er Goethes Gesicht sanft in die Hände nahm und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte.

Er lachte kurz auf. „Spüren Sie, wie…“

„Ich sehe es“, meinte Goethe leise. „Sie zittern. Aber wir sollten…“ Er schob Schiller leicht von sich und sah in die Runde.

„Meine Damen und Herren“, fing er schließlich mit lauter Stimme an. „Ich kann es an Ihren Gesichtern ablesen, dass Sie sich diese Nacht so nicht vorgestellt hatten. Aber ich möchte Sie beruhigen, Sie werden nicht leer ausgehen. Ganz besonders Sie nicht, Herr Schiller.“, wandte er sich Schiller Senior zu, der vor Wut zitterte. Karl wunderte sich, dass er noch nicht auf Goethe losgegangen war und ihn zerfleischt hatte.

„Schauen Sie, hier“ Goethe nahm Ernst an den Schultern und schob ihn ein wenig nach vorne.

„Das ist Ihr Enkelsohn, Karls jüngerer Bruder. Sie spüren alle sicherlich, dass er kein Mensch ist.“

Caspar Schillers Augen weiteten sich. „Was?!? Er auch?! Das…das ist mein Enkelsohn und er ist ein Schiller…?“

„Ja, das…das bin ich, Herr Großvater.“, bestätigte Ernst, wenn auch etwas schüchtern.

Langsam kam Schiller auf sie zu. „Wie alt ist er?“

„Fünfzehn“, antwortete Ernst. „Ich bin im Jahre Ihres…Verschwindens geboren.“

Der Alte musterte den Jungen mit scharfem Blick. „Seit wann weißt du, dass du ein Schiller bist?“

„Seit…seit letztem Jahr erst. Ich hab…wir waren an Ostern Eier suchen im Garten des Herrn von Goethe und da hab ich…“ Er stockte und versuchte mit geröteten Wangen dem Blick seines Großvaters auszuweichen.

„Ein Mädchen ist hingefallen und hat sich das Knie und die Hände aufgeschürft.“, sprach Goethe für ihn weiter. „Sie hat geblutet. Ich konnte Ernst gerade noch davon abhalten, über sie herzufallen.“

Als Goethe den erstaunten, aber anerkennenden Blick in Caspar Schillers Augen sah, musste er schmunzeln. „Und ich verspreche Ihnen, ich habe nur diesen einen Sohn, der schon vergeben ist, um Ihnen Ihren Enkel »verderben« zu können. Also brauchen Sie sich keine Sorgen mehr um einen Nachfolger zu machen, der Ihre Familie weiterführen kann.“

Caspar Schiller nickte. Etwas abwesend, aber er nickte.

Er schien kräftig zu überlegen, warf seinem Sohn einen skeptischen Blick zu.

„Ich werde Cornelia nicht heiraten“, stellte der gleich klar. „Nicht unter diesen Umständen. Hier hast du deinen Nachfolger. Also lass Karl mit August und mich und Goethe in Frieden.“

Caspar Schiller nickte noch einmal.

Er sah wieder zu Ernst.

Ganz langsam legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

Plötzlich nahm er Ernst an der Hand und riss diese nach oben.

„Habt ihr das gehört?! Hier ist er, mein Enkelsohn! Mein Stammhalter!“

Die Gäste klatschten Beifall, einige Frauen lachten herzhaft und erleichtert.

„Wenn ihr noch fünf Jahre Geduld habt, dann wird Ernst…?“

„Ernst Friedrich Wilhelm“, merkte der Junge mit einem schüchternen Lächeln an.

„Dann wird Ernst Friedrich Wilhelm Schiller hier auf dem Forum seine Blutsbraut heiraten!“

Ernst wurde wieder rot, als er bemerkte, wie ein paar der anwesenden Mädchen kichernd zu ihm schauten oder ihre Mütter am Rock zupften, um sie zu fragen, ob sie denn eine Chance hätten.

„Aber wir…“

Wieder wandten sich alle Blicke Goethe zu.

Dieser sah zu Schiller auf. Er wirkte leicht unsicher.

„Wenn wir schon einmal diese Nacht hier versammelt sind, und der Mond noch so wundervoll leuchtet…“

Er lachte.

„Ich weiß nicht, wie das bei Schillern üblich ist, aber ich folge einfach mal dem mir bekanntem Ritual und…“ Damit nahm er Schillers Hand und machte mit ihm einen Schritt auf dessen Vater zu. „…und halte um die Hand Ihres Sohnes an.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DasIch
2014-04-14T12:46:23+00:00 14.04.2014 14:46
Bravo, Applaus und huchheisasa endlich kommt Herr Goethe in die puschen XD und ich hoffe es geht so toll weiter


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