Zum Inhalt der Seite

Auf den zweiten Blick

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rebeckas erste Eins in Mathe

Als Rebecka das Zimmer betrat, befand sich Luca immer noch in Nicholas' Armen. Doch als er ihre Schritte hörte, löste er sich von dem Schwarzhaarigen.

Rebecka tat, als hätte sie nichts bemerkt. „Guten Morgen, Schatz", grüßte sie René mit einem Kuss und setzte sich auf ihren Platz. Auch Nicholas hatte sich inzwischen gesetzt.

„Dir auch einen Guten Morgen", meinte René gut gelaunt. Jetzt küsste er sie.

Die Beiden schienen sich wirklich gern zu haben, so wie sie sich immer verhielten. Luca fragte sich, ob sie schon lange ein Paar waren, traute sich aber nicht es auszusprechen. Früher oder später würde er es auch so erfahren, hoffte er.

Die anderen Schüler, die wenig später ins Zimmer kamen, stellten nichts Ungewöhnliches fest, außer, dass Luca nicht auf seinem Platz saß.

Erst als es klingelte, ging Luca auf seinen Platz. Schnell packte er seine Sachen aus. Herr Wagner, ihr Geschichtslehrer, betrat das Zimmer. Der Mann hatte die Tür gerade hinter sich geschlossen, als sie wieder aufgerissen wurde und Thomas, Leonie, Jan und Martin ins Zimmer traten.

„Entschuldigen Sie bitte", sagte Leonie mit einem zuckersüßen Lächeln, „Wir haben uns verquatscht und die Zeit vergessen."

„Das macht nichts", antwortete Wagner.

Die Vier setzten sich auf ihre Plätze. Allerdings grinsten sie sich dabei an, was Luca nicht gefiel. Sicher hatten sie wieder etwas ausgeheckt.

Er sollte Recht behalten. Kaum hatte Wagner mit dem Unterricht begonnen und sich zur Tafel gewandt, um etwas anzuschreiben, da bekam Luca schon ein Geschoss an den Kopf. Erschrocken zuckte er zusammen. Das hatte weh getan. Dem einen Geschoss folgten weitere. Nach dem Vierten erkannte der Blonde, womit er beworfen wurde: kleine Steine. Diese hatten die vier sicher vor dem Unterricht eingesammelt.

Zuerst waren die Steine, mit denen sie ihn bewarfen noch sehr klein, doch nach und nach wurden sie größer und es schmerzte mehr, wenn sie ihn trafen.

Luca kauerte sich auf seinem Platz zusammen, schützte das Gesicht mit den Händen und wartete darauf, dass Wagner endlich etwas unternahm. Doch der Mann tat, als bemerke er es nicht. Am liebsten hätte Luca losgeheult, so blind konnte doch kein Mensch sein, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er hatte heute schon genug geweint. Trotzdem stiegen ihn die Tränen in die Augen, die Luca schnell wegwischte.

„Gleich fängt er an zu heulen", flüsterte Leonie und die drei Jungs lachten leise.

„Geschieht ihm recht", meinte Martin.

Noch immer unternahm Wagner nichts. Inzwischen hatte Luca verstanden, dass der Mann nicht eingreifen würde. Sie könnten ihn vor Wagners Nase verprügeln und er würde noch immer so tun, als bemerke er nichts.

„Jetzt ist aber genug!", erklang plötzlich Nicholas' wütende Stimme von der anderen Seite des Klassenzimmers. Erschrocken zuckte Luca zusammen.

Der Klasse erging es ähnlich und sogar Wagner fuhr zusammen. „Was ist denn in Sie gefahren?", wollte er von dem Schwarzhaarigen wissen.

„Das sollte wohl eher ich Sie fragen", erwiderte Nicholas ruhig. Er erhob sich und schritt auf Luca zu. Vor dem Blonden blieb er stehen. Er packte den inzwischen etwas verwirrten Luca vorsichtig an den Schultern, drückte ihm seine Schulsachen in die Hände, die Tasche warf er sich über die Schulter. Nicholas zog Luca aus seinem Stuhl, schob ihn durch das Klassenzimmer und drückte ihn schließlich auf den freien Platz neben Nicholas. Dann warf Nicholas die Tasche auf den Boden, nahm ihm die Schulsachen wieder ab, und legte die Bücher auf den Tisch.

Wagner starrte Nicholas fassungslos mit aufgeklapptem Mund an. „Was soll das?", wollte er aufgebracht wissen. Auch die Schüler schienen verwundert.

Thomas und dessen Gang schauten den Schwarzhaarigen aufgebracht an, wagten aber nicht, etwas zu sagen.

Nicholas schnaubte. „Ich tue, was eigentlich Ihre Aufgabe ist, wozu Sie sich aber zu fein sind!"

Zuerst schien es, als wolle Wagner noch etwas erwidern, doch dann wandte er sich von Nicholas ab und fuhr mit seinem Unterricht fort.

Luca sah zu Nicholas, bevor er leise flüsterte „Danke."

Sein neuer Banknachbar lächelte nur und nickte.

Auch wenn Luca die ständige Nähe Nicholas' etwas unangenehm war, er war es nicht gewohnt, dass jemand so dicht neben ihm saß, fühlte er sich hier wohler als auf seinem alten Platz. Nicholas achtete darauf, keine unerwarteten Bewegungen zu machen, mit denen er ihn erschrecken konnte, wofür Luca wirklich dankbar war.

Der Rest der Stunde verlief ohne weitere Zwischenfälle, wenn man mal von den dummen Kommentaren der Zwillinge absah. Die Beiden schienen es sich zum Ziel gesetzt zu haben, immer dümmere Kommentare zum Unterricht beizusteuern.

Luca fand das lustig und lächelte sogar ein wenig. In der darauf folgenden Pause wurde er in die Gespräche mit einbezogen. Auch wenn es nur um belanglose Dinge wie das Wetter oder die Hausaufgaben ging, tat es gut, dass er nicht ignoriert wurde.

Florian und Fabian verschwanden auf die Toilette und kamen wenig später in den Klamotten des jeweils anderen wieder. Sie mallten mal wieder die Rollen getauscht. Er erwähnte das allerdings nicht, als sie sich setzten, da es den anderen nicht aufzufallen schien.

Florian grinste ihn an und bedeutet ihm mit einer kleinen Geste, dass er sie nicht verraten sollte.

Später, als sie in Mathe, Neumann hatte Lucas neues Sitzplatz schweigend zur Kenntnis genommen, ihre Aufgaben präsentierten, staunten einige nicht schlecht. Neumann war so überrascht von der guten Leistung, dass er der ganzen Gruppe eine Eins eintrug.

Er hatte es kaum erwähnt, da fiel Rebecka Luca schon vor der ganzen Klasse mit einem lauten Jubelruf um den Hals. „Du bist der Beste! Ich liebe dich!", freute sie sich. Sie küsste ihn sogar auf die Wange, ließ von ihm ab und umarmte ihn erneut.

Luca, der zu einer Salzsäule erstarrt war, ließ es über sich ergehen, schließlich meine Rebecka es nicht böse.

„René, deine Freundin geht gerade fremd", scherzte Florian, der sich gerade als sein Bruder ausgab.

Der Angesprochene lachte nur. „Ich glaube nicht, dass das so gemeint ist."

Rebecka löste sich von Luca und blickte Florian übertrieben schmollend an. „Ich hatte noch nie eine Eins in Mathe, da werde ich mich wohl ein kleinwenig freuen dürfen!"

„Ein kleinwenig?" Fabian betrachtete sie skeptisch.

„Darf ich mir das mal kurz ausleihen?", fragte Rebecka eine ihrer Mitschülerinnen und deutete auf ihr Mathebuch. Das Mädchen nickte, wenn auch etwas verwirrt. Rebecka nahm das Buch und schlug zuerst Florian, danach Fabian damit auf den Kopf. „Ihr hirnlosen Vollidioten! Müsst ihr mir jedes Mal meine Freude verderben."

„Rebecka, wenn sie sich mit den Beiden prügeln wollen, können Sie das gern tun. Aber gehen Sie dafür bitte vor die Tür, damit ich es nicht sehen kann", kommentierte Neumann das ganze trocken, „Ansonsten bin ich gezwungen, einzugreifen."

Rebecka lachte, ehe sie mit der Hand Lucas blondes, gelocktes Haar zerzauste. „Dich behalte ich." Die Zwillinge ließ sie links liegen.

„Siehst du, sie geht wirklich fremd", rief Florian und ruderte wild mit den Armen, wie als wollte er damit die Dringlichkeit seiner Aussage verdeutlichen.

Luca war das ganze mehr als unangenehm, er mochte es nicht, von Fremden angefasst zu werden, doch er bemühte sich, ruhig zu bleiben. Die gesamte Klasse starrte ihn und Rebecka an, auch Thomas. Allerdings schien dieser wütend zu sein. Seine Gruppe hatte nur eine mittelmäßige Arbeit präsentiert, die Neumann auch an einigen Stellen hatte korrigieren müssen.

Nicholas beobachtete das Ganze, ohne sich einzumischen. Aber dazu hatte er auch keinen Grund. Allerdings haftete sein Blick relativ lange an Thomas und Leonie, fast als warte er darauf, dass sie etwas taten. Aber das trauten sie sich wohl nicht, dafür hatten sie zu viel Angst vor dem Schwarzhaarigen. Solange Nicholas in seiner Nähe war, würden sie ihn in Ruhe lassen, das wusste Luca. Doch was, wenn er allein war und ihnen begegnete? Hatten sie dann immer noch genug Angst vor Nicholas, um außer ein paar dummen Sprüchen nichts zu tun, oder ging es dann dort weiter, wo sie aufgehört hatten, bevor Nicholas eingegriffen hatte.

Luca wusste es nicht und diese Ungewissheit machte ihm Angst.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MaiRaike
2013-12-20T07:44:25+00:00 20.12.2013 08:44
Steine? Ach du verdammte ...
Von Lehrern hast du keine gute Meinung, oder? Von allen die du beschreibst nur einer der sich seiner Aufgabe gewachsen zeigt... Neumann schlägt aber wirklich alle.
Ich finde es toll, dass Luca in der Gruppe langsam ankommt. Ich denke nur, dass die tyranneien dadurch nur noch schlimmer werden, wenn sie ihn alleine erwischen. Und natürlich der Ärger zu Hause...
Bis zum Nächsten!
Antwort von:  Seira-sempai
20.12.2013 14:25
Keine Sorge. Einige der anderen Lehrer sind auch noch ganz ok, hatten bis jetzt nur noch keinen Auftritt. Außrdem müsste die liebe, gute Frau Schiller, nach der Abreibung, die Nicholas ihr verpasst hat, auch gemerkt haben, dass es so nicht funktioniert.
Aber ja: Es ist Realität, dass ein Großteil der Lehrer es ignorieren, wenn Schüler einen anderen Schüler mobben, solange sie nicht zu weit gehen. Von der Sache in der Toilette und der Dusche wissen sie ja nichts. Bis auf Schiller. Und ich glaube nicht, dass sie darüber spricht, was da wirklich passiert ist. Die Lehrer denken also alle noch, es ist nicht menr als ein paar dumme Sprüche und ab und zu Papierkugeln werfen ist.
Keine Sorge, mit Thomas' Gang kann Nicholas (und seine Freunde natürlich auch) umgehen. Die werden schon bald einen großen Bogen um Luca machen. Das heißt alledeings nicht, dass es mit Lucas Leben bergauf geht. Schließlich gibt es noch seine Mutter und Jochen. Und auch von seinem Vater weiß er noch nichts.
Außerdem ist es nicht gut, wenn sich Luca zu sehr an Nicholas klammert. Das könnte Folgen haben, die keiner der beiden abschätzen kann, zumindest noch nicht...
So, jetzt habe ich genug gespoilert. Bis zum nächsten Kapi
Von:  chrono87
2013-12-18T21:34:25+00:00 18.12.2013 22:34
Wirklich ein tolles Kapitel.
Stein? Wirklich? Warum haben sie nicht gleich einen Mauerstein genommen? Das hätte ihnen viel Arbeit erspart und wahrscheinlich Luca aus ihrem Leben gerissen.
Junge, die Gruppe wiederspricht sich wirklich! Erst wollen sie, dass er stirbt, aber wenn es darauf ankommt, dann quälen sie Luca nur, so als wollen sie ihr Spielzeug nicht verlieren. Können die sich nicht mal für eines entscheiden?
Nicholas Reaktion war die Beste. Einfach aufstehen und Luca umsetzen. Das Neumann nichts sagt war klar. Der weiß ja was ab geht. Ich verstehe nur nicht, dass es im Lehrerzimmer keine Gespräche darüber gibt. Meistens unterhalten sich doch auch die Lehrer untereinander. Da müsste dem Mann doch auffallen, dass er der Einzige ist, der seinen Pflichten wirklich nachkommt. Normalerweise müsste er das von Rechts wegen sogar der Schulbehörde melden.
Ich bin gespannt, was Thomas nun wieder ausheckt. Sicher nichts Gutes, wenn man seinen Blick richtig interpretiert, den er Luca zugeworfen hat.
Antwort von:  Seira-sempai
20.12.2013 14:14
Ein Mauerstein hätte sich schlecht in die Schule schmuggeln lassen, meinst du nicht auch? Außerdem wollen sie ihn ja nicht wirklich umbringen. Zumindest würden sie sich das nicht trauen.
Neumann ist eigentlich Sportlehrer. Er hat einenAufenthaltsraum in der Turnhalle, wo er gewöhnlich sitzt. Deswegen hat er mit den anderen Lehrern nicht so viel zu tun. Außerdem: Meinst du wirklich, dass Leute, wie der ach so nette Geschichtslehrer, die tun, als bekämen sie nichts mit, darüber reden. Dann würden sie ja zugeben, dass sie es doch wissen. Wäre nicht so gut für sie...


Zurück