Zum Inhalt der Seite

Auf den zweiten Blick

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wiedersehen mit Julian und Benni

„Schau mal“, meinte René munter und hielt Luca sein Handy vors Gesicht.

Als der Blondhaarige es ansah, entdeckte er den Vertretungsplan. „Wir haben morgen zwei Stunden eher aus“, stellte er fest.

„Nicht ganz.“ René schüttelte den Kopf, „Schau noch mal genau hin. Hinter der fünften und der sechsten Stunde steht, dass wir es eigenständig zu Hause erarbeiten sollen. Also können wir nach der vierten schon gehen.“

Luca sah sich den Vertretungsplan noch einmal genauer an. Tatsächlich. Es war, wie René es sagte.

„Hast du morgen schon etwas vor?“, fragte Nicholas‘ bester Freund weiter.

Verwundert blickte Luca ihn an. Was wollte er von ihm? Sonst war er doch auch nicht so erpicht darauf, Zeit mit ihm zu verbringen. Hatte er etwas verpasst. Trotzdem nickte der Blondhaarige.

Rene grinste. „Gut, dann treffen wir uns morgen nach der Schule auf dem Schülerparkplatz. Ich will dir etwas zeigen.“

Wieder nickte Luca nur. Er war verwirrt, und das nicht nur ein kleinwenig.

Auch als er mit dem Bus nach Hause fuhr, ließ seine Verwirrung nicht nach. Was wollte René nur von ihm? Hatte es etwas mit Nicholas zu tun? Wohl eher nicht, dann hätte sein Klassenkamerad es wohl gesagt. Aber was sollte es sonst sein?

Zu Hause angekommen, ließ ihn seine Mutter ein, bevor sie wieder verschwand, um die Wäsche zu aufzuhängen. Wie Luca dem Signalton der Waschmaschine und den schnellen Schritten seiner Mutter in den Keller entnahm. Schnell nahm er sich eines der Brötchen und zwei Scheiben Schinken aus der Küche und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden.

Sein Blick fiel auf den Tisch, wo viele geöffnete Briefe lagen. Das meiste von ihnen waren Rechnungen. Aber ein Schriftstück fiel ihm besonders ins Auge: Der Kontoauszug.

Luca horchte kurz, wo seine Mutter war, und um sich zu versichern, dass sie nicht gleich hereinplatzen würde. Da er sie im Keller fröhlich pfeifend hörte, würde sie so schnell nicht wiederkommen. Dann sah er aus dem Fenster. Jochens Auto war nicht da.

Schnell nahm er sich den Kontoauszug und überflog ihn. Er sah Jochens Lohn, der monatlich einging. Das Konto schien gut gefüllt zu sein, denn neben dem Lohn gab es noch eine viel größere Einzahlung, ebenfalls jeden Monat. 3000€. Als der Sechzehnjährige jedoch den Betreff dieser Zahlungen las, hätte er den Kontoauszug beinahe fallen gelassen. Dort stand in großen Druckbuchstaben der Name eines Mannes, Peter Mertens, und darunter: Unterhalt Luca.

Noch bevor er wusste, was genau er tat, hatte er schon sein Handy genommen und den Kontoauszug abfotografiert. Dann legte er ihn fein säuberlich wieder zurück auf den Tisch und verschwand leise in sein Zimmer.

Sein Herz schlug bis zum Hals. Peter Mertens, er hatte den Namen bereits einige Male gehört. Dem Mann gehörten viele Boutiquen, in denen nur hochwertige, aber auch sehr teure, Klamotten verkauft wurden. einmal war Luca in einem dieser Modegeschäfte gewesen. Doch als er die Preisschilder gesehen hatte, hatte er sie schnell wieder verlassen. Normalsterbliche konnten sich diesen Luxus nicht leisten.

Erst letztens hatte wieder etwas über ihn in der Zeitung gestanden: Peter Mertens hatte die gesamten Geschäfte eines Konkurrenten aufgekauft. Wie viele Milliarden er dafür bezahlt hatte, wusste der Sechzehnjährige nicht mehr. Aber es war auf jeden Fall eine Menge Geld gewesen, mehr als ein Großteil der Menschen jemals besitzen würde.

Aber war dieser Peter Mertens auch derselbe Peter Mertens, der seiner Mutter und Jochen monatlich 3000€ zahlte, beschrieben als Unterhalt für Luca? Eines wusste der Sechzehnjährige jetzt allerdings. Sein Vater hieß Peter Mertens. Allerdings gab es wohl mehr Personen mit diesem Namen, aber jetzt hatte er zumindest einen Anhaltspunkt.

Luca stockte. Seine Mutter hatte vor zehn Jahren neu geheiratet. Hieß das nicht eigentlich, dass sein Vater keinen Unterhalt mehr zahlen musste? Er war sich nicht sicher, glaubte aber etwas darüber gelesen zu haben. Außerdem war der Betrag viel zu hoch für eine Unterhaltszahlung. Aber was war es dann? Seine Mutter konnte er nicht fragen. Erstens würde er von ihr keine Antwort bekommen und zweitens würde sie es Jochen sagen. auf die Prügel konnte Luca getrost verzichten. Er beschloss, erst einmal allein zu recherchieren. Vielleicht fand er ja etwas, was ihn weiterbrachte.

Dann erledigte er seine Hausaufgaben, auch die, die sie laut Vertretungsplan erst morgen erledigen sollten, damit er sich nach der Schule mit René treffen konnte. Wieder wünschte er sich, jemanden zu haben, dem er vertrauen konnte, dem er von seiner Entdeckung berichten konnte. Doch diesen Menschen gab es nicht.

Klar, er kam mit seinen neuen Freunden in der Schule gut aus, aber er vertraute ihnen nicht, oder noch nicht. Zu groß war die Angst, wieder sitzen gelassen zu werden und noch viel schlimmer: Was, wenn sie es nicht für sich behielten. Sie wussten schon viel zu viel über ihn, vor allem Nicholas und René.
 

Am nächsten Tag ging er wie gewohnt zur Schule, nur holte er sich zwei Brötchen vom Bäcker, da er nicht wusste, wann er wieder zu Hause sein würde. Das hatte er auch seiner Mutter gesagt. Allerdings hatte er gelogen und behauptet, mit einigen Mitschülern eine Präsentation vorbereiten zu müssen und da e keinen Computer besaß, gingen sie zu einem anderen nach Hause, wo dummerweise keine regelmäßigen Busse fuhren. Er würde also erst spät wiederkommen.

Sonja hatte das hingenommen und gemeint, sie richte es Jochen aus, wie immer eigentlich.

In der Schule wurde er von René, Rebecka und den Zwillingen begrüßt, die überraschenderweise schon auf ihren Plätzen saßen. Doch wieder war nichts von Nicholas zu sehen.

Bemüht, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, setzte er sich auf seinen Platz.
 

Es hatte nach der vierten Stunde kaum geklingelt, da stopfte René schon seine Sachen in die Schultasche. Er schnappte sich Lucas Sachen und tat mit ihm das gleiche. „Beeil dich!“, rief er. Dann zerrte er den Blondhaarigen aus dem Zimmer durch den Flur bis auf den Schülerparkplatz. Dort sah er sich kurz um, dann zog er Luca weiter. Vor einem roten Passat mit getönten Scheiben bei den Rücksitzen blieb er stehen.

Das Fenster auf der Fahrerseite wurde heruntergelassen und Benni grinste sie an. „Rein mit euch“, meinte er.

Zögernd stieg Luca in das Auto. Dabei musste er an den Satz denken, den viele Eltern ihren Kindern erzählten, wenn sie noch jünger waren: „Steig niemals zu einem Fremden ins Auto!“ Innerlich musste der Sechzehnjährige grinsen, denn das war das, was er gerade tat. Er kannte zwar ihre Namen, aber trotzdem waren Benni und Julian, der ihm vom Beifahrersitz aus zuwinkte, Fremde für ihn. Nur René kannte er.

Sein Klassenkamerad war ebenfalls eingestiegen. Sie schnallten sich noch an, dann drückte Benni aufs Gas und fuhr, schneller als erlaubt, vom Parkplatz. Beinahe hätte er Wagner überfahren. Der Mann war in letzter Sekunde aus dem Weg gesprungen. Wütend schimpfend und mit der Faust drohend schaute er dem Auto hinterher.

Julian lachte. „Immer drauf. Selbst schuld, wenn er auf der Fahrbahn läuft.“

Auch Luca lächelte. Er mochte seinen Lehrer nicht besonders, was auch Gegenseitigkeit zu beruhen schien, also störte ihn Bennis Verhalten auch nicht weiter. Im Gegenteil, er fand es sogar amüsant.

„Wo geht es eigentlich hin?“, fragte Luca nach einer Weile, als sie an einer roten Ampel standen.

„Wohin wohl?“, scherzte Julian, der sehr gute Laune zu haben schien, „Wir gehen deinen Liebsten besuchen.“

„Bitte was?!“, rief Luca, woraufhin alle außer ihm lachten.

Als es wieder ruhiger wurde, erklärte René: „Ich hab euch doch gesagt, dass die zwei nicht zusammen sind!“

„Noch nicht!“, erwiderte Benni, „Alles nur noch eine Frage der Zeit.“

René seufzte. „So einfach ist das nicht! Ihr könnt doch nicht einfach zwei Menschen zwingen, sich ineinander zu verlieben!“

Luca wurde immer verwirrter. Was wurde hier gespielt? Wenn das nur ein dummer Streich war, dann könnten die zwei Idioten vor ihm was erleben!

René, der scheinbar Mitleid mit ihm bekommen hatte, sagte genervt: „Die zwei wollen dich mit Nicholas verkuppeln, weil sie meinen, das ihr „ach so gut“ zusammen aussehen würdet. Völliger Schwachsinn, wenn du mich fragst. Als ob es in einer Beziehung darum geht.“

Der Blondhaarige blickte aus dem Fenster. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Klar, er mochte Nicholas. Der Schwarzhaarige war in letzter Zeit immer nett zu ihm gewesen. Er sah gut aus. Aber er war nur sein Freund. Außerdem würde Nicholas sich nie im Leben für Luca interessieren. Was hatte der Blondhaarige denn auch zu bieten? Nichts. Und dazu noch sein verkorkstes Leben.

Nein, es war besser, wenn Nicholas sich von ihm fernhielt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  chrono87
2014-01-09T11:43:09+00:00 09.01.2014 12:43
Ein tolles Kapitel. Ich muss zugeben, dass ich genauso überrascht bin wie Luca. Rene schien mir nie der Typ, der auf Luca zuging. Bisher war das immer Nicholas. Nun ja, der ist eh nicht da und so wie es aussieht musste einer hinhalten, sonst hätte Benni und Julian Luca noch selbst gekidnappt. XD
Ich muss zugeben, dass es mir um Wagner nicht wirklich leidtun würde, wenn der drauf geht. Allerdings wäre Benni dafür im Knaszt gelandet und das hat er nicht verdient.
Die Idee der beiden ist wirklich interessant. Möchte mal wissen wann sie das ausgeheckt haben und ob Nicholas dabei überhaupt Mitspracherecht hat. Luca hat anscheinend keines.
Trotzdem weiß ich noch immer nicht was mit Nicholas ist! Und dann noch die Informatioen über Luca's Vater. Was macht er nun mit dem Namen? Durch den Kontoauszug müsste er sogar ne Kontonummer haben, also dürfte sich schnell herausfinden lassen, ob dieser Peter derselbe ist, der all diese Läden besitzt.
Antwort von:  Seira-sempai
09.01.2014 13:54
Meinst du nicht, gekidnappt ist ein bisschen hart? Schließlich ist Luca ja freiwillig ins Auto gestiegen...
Mir würde Wagner auch nicht leid tun, nur leider brauche ich ihn noch, deshalb musste er die Sache unverletzt überstehen.
Von:  tenshi_90
2014-01-08T15:43:25+00:00 08.01.2014 16:43
Huhu :)

Das ist ein sehr schönes Kapitel und ich finde die Idee von Benny und Julian gar nich mal so schlecht ^^

Bin gespannt, wer dieser mysteriöse Mann ist, der Unterhalt zahlt :)
Antwort von:  Seira-sempai
08.01.2014 17:47
Benni und Julian haben nur gute Ideen (ihre Freunde sind da anderer Meinung, aber das wollen sie nicht hören)
Bis du den Mann kennenlernst, dauert es allerdings noch ein bisschen. Luca muss ihn erst finden.


Zurück