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Stille Nacht

14. Türchen, ItaKonan
von

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Stille Nacht...

Dicke, nasse Flocken schwebten überall um ihn herum zu Boden, schmolzen auf den Granitplatten des Gehweges und bildeten dort einen glitschig-nassen Schneematsch. Er musste höllisch aufpassen, damit seine schwarzen Schuhe mit den glatten Sohlen irgendeinen Halt auf der Straße fanden. Und das wiederum war gar nicht so einfach, mitten in der Fußgängerzone, eine halbe Stunde vor Ladenschluss und mit dem Ziel, das Kaufhaus drei Straßen weiter noch zu erreichen, weil er immer noch kein Geschenk für seine Freundin hatte.

Die unteren Ränder seiner dunkelgrauen Anzughose waren schon ganz durchweicht von dem bei jedem Schritt aufspritzenden Schneematsch und er befürchtete, dass ihm dieser eklig nasse Schnee in die Schuhe geraten könnte. Nein, er hatte wohl nicht die richtigen Schuhe an, aber das lag einfach daran, dass sein Chef im Verlag sehr genau auf korrekte Kleidung achtete und Stiefel nicht besonders gern sah. Der alte Sato hatte sich schon an den langen Haaren seines jüngsten Mitarbeiters ein wenig gestört, noch eine Ausnahme erlaubte er ihm sicherlich nicht.

Die weißen Flocken blieben überall hängen. An seinem knielangen, schwarzen Wollmantel, seinem grauen Schal und in Itachis langen, dunklen Haaren, die er zwar im Nacken zusammengebunden trug, vorn aber nur etwas über kinnlang waren und ihm vom Wind vors Gesicht geweht wurden, nass an den Gläsern seiner Brille kleben blieben und ihm so die Sicht nahmen.

Er verlangsamte seine Schritte ein wenig, schob den linken Mantelärmel ein Stück weit zurück und sah auf seine Uhr, ein simples goldenes Modell mit schwarzem Armband. Von irgendwoher drang ein Weihnachtslied an seine Ohren, er hörte Kinderlachen und den typischen Klang einer elektrischen Ladenglocke. Eine ältere Dame mit Gehwagen kam ihm entgegen und ihm fiel auf, dass er an einer ungünstigen Stelle Halt gemacht hatte, an der sie nicht an ihm vorbeikonnte. Er strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht, als die Dame ihn ansprach.

„Junger Mann, könnten Sie bitte ein wenig zur Seite gehen?“

„Aber natürlich.“ Trotz der Eile bemühte er sich um ein Lächeln, ging ein Stück zurück, damit die Dame vorbeigehen konnte und als ihr etwas aus dem Korb an ihrem Wagen fiel, hob er es auf.

„Hier, bitte. Das ist Ihnen gerade herunter gefallen.“

Die Dame strahlte ihn an, als sie die kleine Schachtel nahm. „Vielen Dank!“

Dann ging sie weiter, kämpfte sich auf zittrigen Beinen mit ihrem Gehwagen durch den Schneematsch und die Masse der Leute, die zu dieser Tages- und Jahreszeit die breiten Straßen der Innenstadt noch zahlreicher als sonst bevölkerten.

Jeden Tag eine gute Tat. Nach diesem Leitsatz lebte Itachi schon seit seinem sechsten Lebensjahr. Bisher war er gut damit gefahren, hatte sich in seiner Schulzeit recht beliebt gemacht, und galt auch jetzt mit zweiundzwanzig Jahren in seiner Arbeit in einem renommierten Verlag als freundlicher, zielstrebiger und äußerst fähiger Mitarbeiter. Seine Hochbegabung und die vornehme familiäre Herkunft hatte er sich nicht ausgesucht, aber sie waren nun einmal da und es war nicht allzu schwer, das Beste daraus zu machen. Vielleicht hätte er die Stelle im Verlag nicht bekommen, wäre er einfacher Herkunft gewesen, doch es war nun einmal so und er versuchte, trotzdem ein möglichst normales, bodenständiges Leben zu führen.

Zum Beispiel eben, dass er sich seine Freundin nicht in den verwöhnten Kreisen ausgesucht hatte, in denen sein Vater verkehrte, sondern ganz woanders: er hatte an einer Versammlung von Greenpeace teilgenommen und dort war sie ihm begegnet: Konan, die jüngere Schwester vom Anführer der örtlichen Umweltgruppe Nagahiko Amegawa. Sie hatte kinnlanges, lavendelblau gefärbtes Haar, trug Piercings und liebte Sonnenschein und Wärme über alles.

Konan war auch der Grund, warum Itachi jetzt noch nach der Arbeit durch die Innenstadt hetzte. Er wollte ihr einen Ring kaufen, einen ganz besonders schönen und recht teuren Ring, der ihnen beiden erst neulich bei einem gemeinsamen Stadtbummel im Schaufenster des Akutagawa-Kaufhauses aufgefallen war. Und dafür hatte er nur noch heute Abend. Denn morgen war der vierundzwanzigste Dezember und am fünfundzwanzigsten, bevor er sie zur obligatorischen Weihnachtsfeier im Verlag mitnahm, wollte er ihr den Ring unbedingt schenken.

Itachi lief über die Straße, erreichte das hell erleuchtete Kaufhaus und sah noch einmal auf die Uhr. Viertel vor acht. Er hatte eine Viertelstunde, um den Ring zu besorgen und musste dann so schnell wie möglich zum Bahnhof, um den Zug nach Hause, zur Residenz seiner Familie draußen vor der Stadt, zu kriegen.

Aus dem Kaufhaus schallte ihm ein Weihnachtslied entgegen, er war so konzentriert, dass er nicht erkannte, um welches Lied genau es sich handelte, und spürte beim Hineingehen den künstlich aufgeheizten Luftschwall der Warmluftschranke im Nacken. Mit dem Handrücken wischte er sich die Wassertropfen, die draußen noch Schneeflocken gewesen waren, aus dem Gesicht, rückte seine Brille zurecht und lief zielstrebig zu dem Verkaufstisch, an dem er den Ring vermutete.

„Sie wünschen?“, fragte die sorgfältig uniformierte junge Frau, die bis zum Ladenschluss dienstbereit hinter der Schmucktheke stand und jeden freundlich anlächelte. Sie hatte wohl schon einen langen Tag hinter sich, denn eine Strähne ihres glatten, pechschwarzen Haars hatte sich aus dem strengen Dutt an ihrem Hinterkopf gelöst und hing ihr ein wenig ins Gesicht.

Itachi suchte mit aufmerksamem Blick die glitzernde Auslage ab, nach dem blasslila Amethyst in Herzform, der seiner Meinung nach absolut perfekt zu Konan passte, so als wäre dieser Ring nur für sie gemacht.

Der Ring war ganz hinten, fast hätte er ihn übersehen, da noch immer kleine Wassertropfen auf seinen Brillengläsern seine Sicht ein wenig behinderten. Er nahm die Brille ab, zog ein Taschentuch aus der Manteltasche und wischte die ehemaligen Schneeflocken ab, bevor er sie wieder aufsetzte.

„Dieser hier soll es sein, ja?“, fragte die Verkäuferin und zeigte auf den Ring. Sie machte ihren Job sehr gut, hatte ihren zugegeben recht attraktiven Kunden genau beobachtet und nahm den Ring sogleich von dem weiß schimmernden Seidenkissen.

„Ja, genau der“, antwortete Itachi.

„Soll ich es als Geschenk verpacken?“

Er nickte und dachte dabei an das Leuchten in Konans ockerfarbenen Augen, wenn sie die Verpackung öffnen und den Ring darin entdecken würde. Allein diese Vorstellung ließ Itachi lächeln und die Verkäuferin hinter der Theke erwiderte dieses Lächeln automatisch, auch wenn es nicht ihr galt.

Während sie den Ring in eine hübsche, rote Samtschachtel steckte und diese mit Glitzerpapier und aufwändigen Schleifen sorgfältig verpackte, wartete Itachi und beobachtete die Menschen um sich herum. Da war ein kleines Mädchen, das seine Mutter um eine rosafarbene Haarspange anbettelte. Und ein älteres Ehepaar, das gemeinsam auf etwas wartete, vielleicht die Reparatur eines wertvollen Familienschmuckstücks.

„So, folgen Sie mir bitte zur Kasse“, riss ihn die Verkäuferin aus seinen Gedanken und lächelte wieder.

Er hatte das Geld schon am Morgen in einen Umschlag gesteckt und überreichte diesen mit einer Diskretion, die ihm von Kind auf beigebracht worden war.

In den Kreisen, in denen er aufgewachsen war, ging es oft um größere Geldbeträge, ob beim Einkaufen von Lebensmitteln, Kleidung, Gebrauchswaren oder eben Luxusartikeln wie Schmuck. Er war es gewohnt, reich zu sein, doch gleichzeitig hatte ihm seine Mutter von Anfang an beigebracht, dass Überheblichkeit furchtbar und Angeberei anderen gegenüber gemein war. Er war also an das Privileg, wohlhabend zu sein, gewöhnt, und gleichzeitig dazu erzogen worden, es sehr wertzuschätzen.

Für ihn waren die dreihunderttausend Yen, die er für den Ring bezahlt hatte, kein riesiger Betrag, doch für jemanden wie Konan ganz sicher schon. Sie hatte keine Privilegien, kein riesiges Vermögen und keine große Familie. Stattdessen lebte sie mit Nagahiko zusammen in einer kleinen Wohnung, hatte weder Eltern noch Großeltern und arbeitete als Kellnerin in einem kleinen Café. Anfangs waren ihre Freunde skeptisch gewesen, warum ausgerechnet sie einen Freund hatte, dessen Gesicht sie aus dem Wirtschaftsteil der Zeitung kannten: Itachi Uchiha, Erbe des landesweit bekannten Uchiha-Clans und sozusagen Vorzeigemitarbeiter im edelsten Verlagshaus der Stadt.

Doch er hatte sich nicht abschrecken lassen und bald war allen klar geworden, dass in dem stets schlicht, aber teuer gekleideten jungen Mann mit den rückenlangen, schwarzen Haaren ein nachdenklicher, politisch kämpferischer und philosophischer Charakter steckte, der ihr studentisches Gedankengut und den Traum von einer besseren Welt ohne Kriege und Umweltzerstörung teilte. Es dauerte nicht lange und sie beachteten das rot-weiße Fächerwappen, das sich auf vielen seiner Kleidungsstücke oben am Rücken befand, nicht weiter. Stattdessen nannten sie ihn „Chi“, Blut, das zweite Schriftzeichen seines Vornamens und ein Wort, das gut zu einer kränklichen Neigung seines Körpers passte: Er wusste selbst nicht genau, woran es lag, dass es schnell und lange blutete, wenn er sich auch nur ein wenig verletzte (was zum Glück recht selten vorkam, ihn jedoch daran hinderte, Kendo zu lernen).

Als er das Kaufhaus wieder verlassen hatte und sich auf dem Weg zum Bahnhof befand, drehten sich seine Gedanken die ganze Zeit über um Konan. Darum, was für ein Kleid sie wohl übermorgen tragen würde und ob seine Kollegen im Verlag nett zu ihr sein würden. Wahrscheinlich, so vermutete er, hatte Konan sich ein Kleid ausgesucht, das ihren Rücken, sowie ihre Schultern und Oberarme verdeckte. Dort war ihre weiße Haut von einem nachtblauen Sternenhimmel und hell gefärbten Rosen geschmückt, die man auf so einer Feier wohl besser versteckte. Die Farbe des Kleides stand von vornherein fest: lavendelblau, wie ihre Haare. Konan trug kaum je eine andere Farbe, manchmal noch schwarz oder dunkelblau, aber alle anderen Sachen in ihrem Schrank hatten diesen wunderschönen Lilaton. Wenn nichts in dieser Farbe zu bekommen war, nähte sie auch selbst.

Der Schneematsch wurde immer gefährlicher, Itachi musste wirklich aufpassen und am Ende der Straße verfluchte er seine schwarzen Anzugschuhe. Die einzige Zeit im Jahr, in der ihm diese Schuhe einigermaßen sinnvoll erschienen, war der Frühling, wenn es nicht zu warm war und weder Herbstblätter, noch Schnee und Eis die glatten Sohlen ins Rutschen bringen konnten. Jetzt im Winter rutschte er mit ihnen aus und fror.

Er erreichte den Bahnhof nur Sekunden zu spät, sah den Zug noch davonfahren und ließ sich schwer seufzend auf eine der eiskalten Wartebänke sinken. Das schnelle Laufen hatte ihn nach dem vorausgegangenen harten Arbeitstag ganz außer Atem geraten lassen und so musste er sich erst einmal wieder fassen, bevor er einen Plan für die Wartezeit auf den nächsten Zug machen konnte.

Doch noch bevor er sich ganz erholt hatte, hörte er eine vertraute Stimme, die nach ihm rief. Er stand auf, drehte sich um und erblickte seinen jüngeren Bruder Sasuke, einen sportlichen, schwarzhaarigen Jungen von sechzehn Jahren, und dessen Freundin Hinata, ein recht kleines Mädchen mit langen, fast dunkelblauen Haaren.

„Itachi! Hast du auch den Zug verpasst?“, fragte Sasuke.

„Wir waren im Tierpark und irgendwie… haben wir da wohl die Zeit vergessen…“, fügte Hinata leise hinzu.

„Und was hast du noch in der Stadt gemacht? Vom Verlag aus nimmst du doch sonst einen ganz anderen Zug.“

„Ich hab noch ein Weihnachtsgeschenk gekauft, für Konan.“

„Was, jetzt erst? Nii-san, du willst mir jetzt nicht wirklich erzählen, dass du vergessen hattest, deiner Freundin ein Geschenk zu kaufen?“

„Sie hat es sich erst neulich ausgesucht“, antwortete Itachi.

„Und? Was ist es?“

Itachi hob die Hand und schnippte seinem Bruder mit Zeige- und Mittelfinger auf die Stirn, eine Geste, die zwischen ihnen beiden eine besondere, wichtige Bedeutung hatte. „Das verrate ich dir doch nicht!“

Bis der nächste Zug kam, saßen sie zu dritt auf der Bank. Sasuke und Hinata erzählten von ihrem Schultag, von Lehrern, die sie mochten oder auch nicht mochten, und zu vielem konnte Itachi bestätigend nicken, denn er hatte dieselbe teure Privatschule besucht wie sein Bruder und dessen Freundin jetzt.

Sie trugen beide noch die Schuluniform: Hinatas war klassisch blau mit weißen Zierstreifen, Matrosenkragen, knielangem Faltenrock und schwarzer Strumpfhose zu braunen Schuhen und einem mädchenhaften Mantel. Sasuke trug Blazer, Krawatte, Hemd und Anzughose unter dem Mantel, dazu schwarze Schuhe.

„Wieso studierst du jetzt eigentlich nicht, Itachi?“, fragte Sasuke, als schon die Ansage für den Zug ertönte. „Das hätte ich von dir erwartet.“

„Ich würde ja gern, aber ich konnte mich noch nicht entscheiden. Außerdem wollte Vater doch, dass ich erst einmal Erfahrungen mit der Arbeit mache. Studieren kann ich immer noch, sagt er…“, antwortete Itachi und dachte daran, wie sehr er sich nach seinem Oberschulabschluss mit dieser wichtigen Entscheidung herumgeplagt hatte. Es gab so vieles, was er gern ausgiebig studiert hätte, doch alles konnte man nicht lernen und so hatte er die Entscheidung aufgeschoben, so lange, bis sein Vater ihm die Arbeit im Verlag besorgt und ihm so etwas mehr Zeit verschafft hatte.

„Wenn du dich dann mal zwischen Medizin, Sprachgeschichte, Sozialpolitik und was-weiß-ich-noch-alles entschieden hast…“ Sasuke seufzte leise. Er wusste längst, was er werden wollte: Trainieren, Sport studieren und Berufssportler werden. Er war in allen Sport-AGs seiner Schule, trainierte Karate und Kendo und galt als vielversprechendes Nachwuchstalent.

Oft kam es Itachi so vor, als wäre diese hohe Ansammlung von Talent und Lernbegierde eine Art Erbe (und in vielerlei Hinsicht auch Belastung) seiner Familie, denn er und Sasuke waren bei weitem nicht die einzigen Uchiha, die sich so hervortaten.

Im Zug sah Itachi aus dem Fenster, während Hinata sich an Sasuke schmiegte und dieser sich mit seinem Smartphone beschäftigte.

„Naruto ist so ein Vollidiot, er hat die Bio-Hausaufgabe komplett in den Sand gesetzt…“, murmelte er. „Und jetzt jammert er mir auf What‘s-App vor, dass er’s nicht kapiert hat!“

„Vielleicht sollte ich ihm Nachhilfe geben?“, fragte Itachi nachdenklich und wandte seinen Blick von den vorbeifliegenden Lichtern ab, seinem Bruder zu.

„Und du denkst, dann kapiert er’s? Nee, der versteht doch kein Wort von deinem Fachchinesisch… der einzige Lehrer, bei dem er irgendwas checkt, ist Gamasan-sensei“, erwiderte Sasuke.

Itachi kannte diesen Lehrer, er kannte Naruto und konnte sich sehr gut vorstellen, dass die beiden ein hervorragendes Team abgaben. Jiraiya Gamasan war ein offenherziger, praktisch veranlagter Lehrer, der sich das Leben am liebsten einfach machte, und Naruto Uzumaki ein ebenso lebhafter Junge, der sich komplizierte Dinge nicht merken konnte.

Als der Zug in den Bahnhof ihres Heimatvorortes einfuhr, stieg Hinata aus und ging in Richtung ihres Zuhauses davon, während Itachi und Sasuke den bei diesem Wetter lang erscheinenden Weg zur Residenz ihrer Familie einschlugen.

Die Uchiha-Familie bewohnte ein großes, im japanischen Stil gebautes Anwesen, das von einer hohen, weißen Mauer umgeben war und schon von weitem das Ansehen seiner Bewohner nach außen spiegelte.

Neben Itachi, Sasuke und ihren Eltern lebten noch zwei Generationen Großeltern hier, sowie die Familie von Mikotos Bruder Yoshiharu, dessen Frau und dem einzigen Sohn Shisui, der in etwa so alt war wie Itachi.

„Ihr seid spät dran“, empfing Fugaku Uchiha seine Söhne an der Haustür. „Was habt ihr denn noch so lange gemacht?“

„Ich hab ein Weihnachtsgeschenk gekauft, für Konan“, antwortete Itachi.

Fugaku nickte nur. Er stand Konan (und den Kreisen, in denen sie lebte) noch ein wenig misstrauisch gegenüber, wenngleich er sie inzwischen als Itachis feste Freundin akzeptiert hatte.

„Und ich war nach der Schule noch mit Hinata im Tierpark“, berichtete Sasuke.

„Hinata Hyuuga?“, fragte Fugaku, merklich interessierter.

„Ja. Sie geht in meine Klasse und… ich glaube, das wird was…“

Fugaku war ein dynastisch denkender Mensch und dass sein Sohn eine mögliche Verbindung zur ältesten Tochter von Hiashi Hyuuga einging, gefiel ihm sichtlich. Schließlich waren die Hyuuga ebenso hoch angesehen und wohlhabend wie die Uchiha, und eine solche Verbindung zwischen den Hauptfamilien war in Fugakus Augen eine mehr als glückliche Fügung.

„Hat Mama schon gekocht?“, fragte Sasuke. „Ich hab Hunger.“

Der Abend verlief ruhig, Itachi zog sich nach dem Essen in sein Zimmer zurück, schrieb und las, während Sasuke sein abendliches Trainingsprogramm in der geräumigen Übungshalle auf der anderen Seite des Innenhofes absolvierte.
 

Am nächsten Tag fand die formelle Familien-Weihnachtsfeier statt, zu der Konan zwar eingeladen war, jedoch zuvor entschuldigend abgesagt hatte, weil sie diesen Tag gern mit Nagahiko verbringen wollte. Obwohl sich die beiden nicht immer gut verstanden, bestand doch eine gewisse geschwisterliche Verbindung zwischen ihnen, die sie immer dann pflegten, wenn es nicht gerade Streit gab. Itachi hatte dafür Verständnis, er kannte Nagahiko und wusste, wie kompliziert Konans Bruder sein konnte.

Die Weihnachtsfeier im Hause Uchiha hatte kaum etwas von den christlichen Feiern im Westen, auch wenn den meisten von ihnen die Geschichte hinter dem Fest irgendwo bekannt war. Stattdessen gab es einen Besuch im Schrein, ein großes Mittagessen, viele Gespräche und anschließend ein ebenso umfangreiches Abendessen, das vom vierköpfigen Küchenpersonal unter Mikotos Anleitung zubereitet worden war.

Itachi sprach mit seinen Eltern, seinen Großeltern (sowohl denen, die mit im Haus wohnten, als auch denen, die für die Feier angereist waren) und führte mit Shisui ein angeregtes Gespräch über Dinge, die in der Welt gerade passierten. Shisui war um einiges lebhafter und extrovertierter als Itachi, konnte jedoch auch sehr philosophisch werden. Beide waren seit frühester Kindheit gute Freunde, vielleicht die besten, zumindest aus Itachis Sicht. Shisui war jedenfalls der erste gewesen, dem Itachi Konan als seine Freundin vorgestellt hatte.

„Und? Hast du vor, sie irgendwann zu heiraten?“, fragte Shisui, als sie das Thema streiften.

Itachi antwortete nicht, sah auf die blassgrüne Teeschale vor sich auf dem Tisch und dachte an Konans leuchtend ockerbraune Augen. Für seinen Cousin, der ihn schon sein Leben lang kannte, war diese Reaktion ein eindeutiges Zeichen. Er grinste Itachi an.

„Wenn’s soweit ist, bin ich dann dein Trauzeuge?“, fragte er.

Itachi nickte und Shisui wusste, dass er sich die Frage nach genaueren Hochzeitsplänen sparen konnte. Wenn Itachi nichts sagen wollte, war aus ihm auch nichts herauszukriegen.
 

Am Tag darauf ließ Itachi es verhältnismäßig ruhig angehen. Er schlief lange, etwa bis acht Uhr, stand dann langsam auf, um sich anzuziehen, zurecht zu machen und bis Mittag in seinem Zimmer zu bleiben, um noch ein wenig zu lesen und kleine Hausarbeiten für den Verlag zu erledigen.

Beim Mittagessen bemerkte Mikoto, dass ihren Sohn irgendetwas sehr beschäftigte, sie sah jedoch auch, dass es ihm sehr gut ging und sagte nichts weiter dazu. Es gab wohl kaum jemanden, der Itachi so gut kannte wie sie (vielleicht mit Ausnahme von Konan) und sie konnte, selbst wenn er sich so verschlossen und auffallend ruhig gab, ziemlich genau erkennen, was in ihm vorging. Schon sein ganzes Leben lang beobachtete sie ihren ältesten Sohn ganz genau und hatte perfekt gelernt, in seiner Haltung und den wenigen Worten, auf die er sich manchmal beschränkte, seine innere Verfassung herauszulesen.

Am Nachmittag zog Itachi seinen Anzug für die Firmenfeier und den kurzen Mantel an, nahm den Zug zum Viertel, in dem Konans Wohnung lag und lief mit klopfendem Herzen durch den Schnee die Straße entlang, bis er das fünfstöckige Mietshaus erreichte, in dem Konan und Nagahiko wohnten.

Er hetzte die Treppen hoch, musste vor Konans Wohnungstür erst einmal nach Luft schnappen und drückte dann einmal, nicht zu lange, auf den schmutzig weißen Klingelknopf. Noch während er Konans Schritte von drinnen hörte, klopfte er sich den Schnee vom Mantel, strich sich die dunklen Haare aus dem Gesicht und befreite seine Brillengläser vom nebligen Beschlag und den lästigen Tautropfen.

Konan öffnete die Tür. Sie trug ein etwas über knielanges, hochgeschlossenes Cocktailkleid mit langen Ärmeln, die mit goldenen Ringen an ihren Fingern befestigt waren und so sehr elegant ihre Tätowierungen verbargen.

„Fröhliche Weihnachten, Süße!“ Itachi strahlte sie an, sein Herz klopfte aufgeregt und eine Wolke aus rauschendem Glück breitete sich in seinem Kopf aus. Ein Gedanke an den Ring in seiner Manteltasche reichte dafür schon aus.

Konan quietschte begeistert, fiel ihm um den Hals und küsste ihn, noch mitten im Treppenhaus.

„Na, na…“, rief eine ältere Dame von der Treppe weiter oben. „Kein Benehmen mehr, die jungen Leute…“

Konan hob den Kopf und rief frech zurück: „Nee, ist doch Weihnachten! Da kann mich das Benehmen mal!“

Die Dame kannte Konan schon und wusste, dass mit ihr nicht zu verhandeln war. Konan tat immer grundsätzlich nicht mehr und nicht weniger als das, was sie selbst wollte. Und genau das war einer der Gründe, warum Itachi sich in sie verliebt hatte.

„Müssen wir denn unbedingt zu dieser Feier?“, fragte sie, als sie beide in der Küche der kleinen Wohnung standen. Nagahiko war scheinbar nicht zu Hause und irgendwie war Itachi froh darüber, denn obgleich er mit Konans Freunden in der Umweltgruppe gut zurecht kam, verstand er sich mit Konans Bruder weniger gut. Dieser, auffallend durch sein leuchtend orange gefärbtes Haar und eine Unzahl an Piercings im Gesicht, schien ein wenig eifersüchtig zu sein und bewachte seine Schwester wie einen Goldschatz.

„Ja, schließlich ist es eine Firmenfeier“, antwortete Itachi auf Konans Frage.

„Aber danach…“ Sie kicherte leise und legte ihre Hand an seinen Hals.

Itachi lächelte. Ja, nach der Firma würde er mit ihr hierher in ihre Wohnung gehen und nur mit ihr zusammen Weihnachten feiern, ganz ohne den unbequemen Anzug und das Kleid, das Konans wunderschönen, bemalten Rücken verdeckte.

„Vorher muss ich dir aber noch etwas schenken.“ Er zog die Schachtel aus der Tasche und reichte sie ihr. Sein Herz klopfte und er beobachtete jede Regung auf ihrem blassen Gesicht, während sie die Schachtel auspackte und öffnete.

„Woooow, der ist ja toll!“, rief sie aus, zog den Ring aus der Schachtel und hielt ihn ins Licht der Deckenlampe.

Itachi ergriff ihre Hand, nahm den Ring und atmete tief durch. Dieser Ring sollte nicht nur ein Weihnachtsgeschenk sein, sondern sehr viel mehr. Ein Symbol dafür, dass Konan wirklich zu ihm gehörte. Was dazu noch fehlte, war die Frage, die diese Verbindung festigen und besiegeln sollte. Itachi war nicht der Typ, der so etwas großartig mit Rosen oder Kerzen inszenierte, er wollte Konan einfach diesen Ring schenken und sie fragen, ob sie seine Frau werden wollte.

Sie schien sein Vorhaben zumindest teilweise zu erraten, denn ihre großen, braunen Augen leuchteten auf und eine leichte Röte stieg in ihre Wangen.

„Konan… ich möchte dich gern etwas fragen…“, begann er und spürte sein Herz bis zum Hals klopfen, doch ganz typisch Konan unterbrach sie ihn, machte aus seinem schlichten, bedeutungsschweren Antrag ein unkonventionelles, wirbelndes Spiel.

„Ob ich dich heiraten will?“, fragte sie und strahlte ihn an. „Ja. Ja! Ja, natürlich will ich das!“ Sie fiel ihm um den Hals, sodass er fast das Gleichgewicht verlor und gerade noch so hinter sich einen Küchenstuhl zu fassen bekam, auf den er sich fallen ließ. Konan setzte sich auf seinen Schoß, ließ ihm gerade so viel Zeit, ihr den Ring an den Finger zu stecken, und begann dann einen wilden, heißen Kuss, der Itachis Innenwelt für einen Moment in einen irren, überglücklichen, hell strahlenden Taifun verwandelte. Es war Konans lebendige Art, ihre überschäumende Emotionalität, die Itachi so faszinierte und ihm regelmäßig die Sinne raubte.

Konan unterbrach den Kuss, lächelte ihn strahlend an und betrachtete dann den Ring an ihrem Finger.

„Das ist das schönste Weihnachten, das ich je hatte…“, hauchte sie. „Oh Gott, Itachi, ich liebe dich!“

„Ich lieb dich auch“, erwiderte er, konnte jedoch nicht halb so viel Gefühl in seine Worte legen, wie er tatsächlich für Konan empfand. Es gelang ihm einfach nicht immer und er wusste nicht einmal, warum.

Oft genug beneidete er sie darum, dass sie ihre Gefühle so frei und offen ausleben konnte, während es ihm selbst immer so vorkam, als wäre all das, was er im Grunde genauso intensiv fühlte, in ihm festgeschlossen und er nicht in der Lage, es ganz zu zeigen. Es gab durchaus Situationen, in denen er das konnte, doch die waren selten und auf einige wenige Menschen beschränkt: Konan, Sasuke und seine Mutter Mikoto.

Später, als sie zusammen das Restaurant betraten, in dem die Feier stattfand, drehten sich einige von Itachis Kollegen verwundert um, als Konan an ihnen vorbeiging. Er hatte niemandem erzählt, dass er überhaupt eine Freundin hatte und natürlich erst recht nicht, dass sie so aussah, mit bunt gefärbten Haaren und einer kleinen Silberperle an der Unterlippe.

„Uchiha-san, ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hast“, bemerkte sein Kollege Kishiyama, dem er jeden Tag gegenüber saß und mit dem er sich ein wenig angefreundet hatte. „Und dann noch so eine hübsche!“

„Verlobte“, verbesserte Konan ihn mit einem strahlenden Lächeln. „Wir sind seit heute verlobt.“

„Also wirklich, du bist echt viel zu verschlossen, Uchiha!“ Kishiyama grinste. „Erzählst uns nicht mal, dass du ‘ne richtig feste Freundin hast!“

Itachi sah verlegen zu Boden. Er wusste ja, dass er zu wenig sprach und es ihm schwer fiel, sich zu öffnen. Er konnte anderen helfen, in Bezug auf Arbeit war Kommunikation kein Problem für ihn, aber sobald es um private Dinge ging, fiel es ihm unerklärlich schwer, etwas preis zu geben. Während die anderen sich morgens über Dinge unterhielten, die bei ihnen zu Hause passiert waren, saß er schon über irgendwelchen Büchern und verspürte oft nicht einmal den Wunsch, mit den anderen darüber zu reden, dass seine Großmutter zu Besuch war oder eben, dass er eine feste Freundin hatte.

Konan ergriff dieses Mal für ihn das Wort. Sie kannte ihn manchmal besser als er sich selbst und wusste, wenn er um Worte verlegen war.

„Na, jetzt kennt ihr mich ja!“, erwiderte sie, vielleicht ein wenig zu laut. „Also, ich bin Konan Amegawa, bin noch nie in so einem schicken Laden gewesen und heirate bald diesen Schatz hier.“ Sie gab Itachi einen kurzen Kuss auf die Wange und lächelte alle, die sich verwundert nach ihr umsahen, offenherzig an.

„Wow. Was für ‘ne Frau!“, bemerkte Kishiyama beeindruckt. „Wo hast du die nur her?“

„Sie ist auch in der Umweltorganisation, wo ich hingehe“, antwortete Itachi, gewohnt ruhig und leise.

In dem Moment kam der alte Sato zwischen den Tischen entlang. Er musterte Konan mit einem skeptischen Blick auf ihre lavendelblauen Haare und das Piercing, doch als er sah, dass sie eindeutig zu Itachi gehörte, setzte er ein freundliches Lächeln auf.

„Ihre Freundin, Uchiha-san?“, fragte er ein wenig reserviert.

Itachi nickte und hoffte, dass sein Chef sich schnell anderen Konversationen zuwandte. Konan war eben nicht nur offen, sondern leider auch ziemlich unberechenbar. Doch sie benahm sich überraschend höflich.

„Sie sind sicher Sato-san, nehme ich an. Freut mich, Sie kennen zu lernen“, sagte sie und verbeugte sich absolut vorschriftsmäßig. „Mein Name ist Konan Amegawa, ich bin Uchiha-sans Verlobte.“

Der Rest des Abends verlief ähnlich. Konan sprach offen und überraschend angemessen mit jedem, dem Itachi sie vorstellte, und erwähnte Nagahiko, der für seine anarchischen Aktionen stadtbekannt war, mit keinem Wort, genauso wenig wie sie irgendeine Kritik an Dingen wie der Firmenmoral äußerte, über die sie sich in ihrer Wohnung oder auf den Treffen der Aktivistengruppe stundenlang aufregen konnte. Es war eine für Firmenfeierverhältnisse recht entspannte Veranstaltung und bald hatten die meisten so viel getrunken, dass ohnehin eine lockere Atmosphäre entstand.

Doch irgendwann hatte Itachi genug. Er vertrug große Veranstaltungen nur bedingt, war einfach zu still und verschlossen, um wirklich mitzumachen, und sehnte sich danach, mit Konan in ihre Wohnung zu gehen und zu zweit Weihnachten zu feiern. Wenn er mit ihr allein war, fiel die ganze Anspannung von ihm ab und er war wie ausgewechselt. Wüssten Kollegen wie Kishiyama davon, dass Itachi auch eine andere, sehr viel offenere Seite hatte, würden sie das sicher zuerst nicht glauben und ihn dann ermutigen, doch in der Öffentlichkeit ein wenig mehr davon zu zeigen. Aber das konnte er ganz einfach nicht. So hochbegabt er auch sonst war: sich an einem öffentlichen Ort und gegenüber Menschen, die er nicht zu seinen absoluten Vertrauten zählte, so zu öffnen wie zu Hause, das überstieg ganz einfach seine Fähigkeiten. Zumal er kaum auch nur einen Tropfen Alkohol anrührte und deshalb auch nichts hatte, um seine Stimmung auf Feiern wie dieser ein wenig zu lockern.

Konan bemerkte bald, dass Itachi genug von der Feier hatte, verabschiedete sich und ging dann einfach mit ihm zusammen hinaus.

„Puh, das war ja ‘ne Sause!“, seufzte sie draußen und winkte ein Taxi heran.

Itachi war so müde, dass er während der ganzen Fahrt kein Wort sprach, während Konan ununterbrochen von ihren neuen Bekanntschaften erzählte und abschließend bemerkte, dass Itachi einen wirklich tollen Arbeitsplatz hatte. Ihm genügte es, ihr zuzuhören und sich im Stillen auf all das zu freuen, was ihn gleich in ihrer Wohnung erwartete.

Er bezahlte ganz selbstverständlich die Fahrt, fast schon automatisch.

„So, jetzt gehen wir hoch zu mir und machen uns einen richtig schönen Abend. Nagahiko ist bei Sasori, dessen Oma hat ihn eingeladen, also haben wir die Wohnung bis morgen für uns allein. Ist das nicht toll?“ Konan lächelte. Sie sah in Itachis Augen wie ein wunderschöner Weihnachtsengel aus, wie sie da in ihrem eleganten Kleid im gelben Licht der Straßenlaterne stand und um sie herum winzige, glitzernde Schneeflocken langsam durch die kalte Winterluft schwebten. Das waren ganz andere Flocken als diejenigen, die auf den Straßen rutschigen Schneematsch bildeten, schmolzen und alles nass und klamm machten. Diese hier erinnerten Itachi an Sterne, Diamanten, sogar fast ein wenig an Glühwürmchen.

Hand in Hand stiegen er und Konan die Treppen hinauf, er spürte den Ring an ihrem Finger und fühlte sich ihr so nah, dass er es kaum erwarten konnte, bis sie endlich die Wohnungstür hinter sich zugemacht und Schuhe und Mäntel ausgezogen hatten. Dann schließlich fiel alle Müdigkeit und Fassade von ihm ab, er genoss das Gefühl, sich wieder frei bewegen zu können und atmete den Duft der kleinen Wohnung ein, die eine Art zweites Zuhause für ihn geworden war. Eine Mischung aus Grüntee, Lavendel und ein wenig Vanille.

„Ich hab auch noch ein Geschenk für dich“, sagte Konan, lief ins Wohnzimmer und kam mit einem rechteckigen Päckchen zurück. Itachi öffnete vorsichtig die hübsche Verpackung, die das Geschenk schon im Voraus als Buch aus seinem Lieblings-Buchladen auswies und hielt schließlich Haruki Murakamis „1Q84 Buch 3“ in Händen.

„Das wolltest du doch so unbedingt lesen und ich hab es so im Schaufenster liegen sehen“, erklärte Konan. „Das erste Buch mit den zwei Teilen hattest du so schnell durch, das hat dich richtig begeistert, oder?“

Itachi nickte und lächelte Konan an. Er liebte Bücher, besonders solche kompliziert verwickelten Romane wie diesen, der voll von überraschenden Wendungen und Geheimnissen war. Irgendwann, das war einer seiner großen Träume, wollte er selbst einmal so ein Buch schreiben.

„So, wie ich dich kenne, fängst du gleich morgen an zu lesen, oder?“, fragte Konan dann.

„Ja, morgen bestimmt. Aber heute nicht mehr…“ Itachi zog seine Jacke aus, löste die Krawatte und nahm seine Brille ab. Er konnte auch ohne ganz gut sehen, nur lesen nicht.

„Nein… jetzt feiern wir beide Weihnachten.“ Konans Stimme war ganz sanft, sie drehte Itachi den Rücken zu und er begann, ihr Kleid zu öffnen. Je weiter er den Reißverschluss herunterzog, umso mehr kam von dem Gemälde auf ihrem Rücken zum Vorschein. Er liebte dieses Bild, den Sternenhimmel und die weißen Rosen, denn er wusste, was sie für Konan bedeuteten: klare Nächte ohne Wolken (so, wie sie Tage voller Sonnenschein liebte) und weiße Rosen, ihre Lieblingsblumen. Langsam beugte Itachi sich herunter, berührte eine der Rosen mit den Lippen, dann eine andere, strich über den Sternenhimmel, bis das Kleid raschelnd zu Boden fiel.

Konan drehte sich um, begann, ihm das weiße Hemd auszuziehen und führte ihn schließlich in ihr Schlafzimmer. Sie hatte es sorgfältig dekoriert, rote Tücher über die Lampen gelegt, Federn auf dem Nachtschrank ausgestreut und auf ihrem großen, runden Bett Kissen und Decken einladend zurechtgerückt.

„Schau mal in die Schublade da…“, flüsterte sie geheimnisvoll und zeigte auf den Nachtschrank.

Itachi öffnete besagte Schublade. Darin lag einiges vom dem, was Konan seit Beginn ihrer Beziehung an gewissen Dingen eingekauft hatte. Verkleidet mit einem bodenlangen Kleid, einem Schal, einer großen Sonnenbrille und einer schwarzen Perücke war sie regelmäßig spät abends in einen Drogeriemarkt gegangen und hatte einiges gekauft, das man unverkleidet nur äußerst verschämt auf ein öffentliches Kassenband legte. Itachi hatte jedes Mal vor der Tür auf sie gewartet und diese Einkäufe gemeinsam mit ihr in die Wohnung gebracht, um dort gleich vieles davon auszupacken und zu versuchen.

„Gut, ne?“, fragte Konan und lächelte. Dieser kurze Satz war typisch für sie und zeigte, zumindest nach Itachis Meinung, ziemlich genau, wie Konan die Dinge sah. Wie selbstsicher und positiv sie war.

„Sehr gut.“ Er erwiderte ihr Lächeln, ließ sich rücklings aufs Bett sinken und zog sie mit sich herunter.

Draußen schwebten weiter unzählige Schneeflocken zur Erde, der Schnee verschluckte jedes Geräusch und bedeutete jedem, der diese Stille hörte, aufs Neue, warum es in diesem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht…“ hieß.

Itachi und Konan hörten jene besondere Stille nicht, zu sehr waren sie in sich selbst und einander versunken, doch beide kannten den Zauber einer stillen Winternacht, wenn die Kinder Glocken zu hören glaubten.

Und sie, die längst keine Kinder mehr waren, füllten diese heilige Nacht für sich mit ihrem eigenen Zauber, der aus Wärme, vollkommener Nähe und glücklichen, schweren Atemzügen entstand.

Als sie am Morgen zusammen aufwachten und in die Bettdeckte gehüllt aus dem Fenster sahen, war die Stadt von einer glitzernden, weißen Schicht Puderschnee überzogen und strahlte noch etwas von der nächtlichen Stille aus.

Der Mond stand noch am Himmel und als Itachi ihn anblickte, kam es ihm ein wenig so vor, als wäre selbst dieser geheimnisvolle Himmelskörper von einer dünnen Schicht Glitzerschnee überzogen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sandra-Lavi-Bookman
2013-12-22T14:56:17+00:00 22.12.2013 15:56
Wie immer bin ich total fanziniert von deinem Schreibstil *_*
Das OS ist dir einfach super gelungen! Und ich mag dein Pairing ItaKonan inzwischen auch total. Die beiden passen wirklich gut zusammen.
Aww und ich liebe einfach, wie du dir immer wieder so schöne Sachen ausdenkst und beschreibst. Man merkt wirklich total, wie viel Mühe und Liebe du in deine Fanfics invenstierst!
Antwort von: Harulein
23.12.2013 07:53
Arigatou, Süße *-*
ItaKonan ist nach NaruSaku und SasuHina eins meiner Lieblingspairs ^^ Ich finde, die beiden ergänzen sich total süß *-*
lg
Haru
Von:  L-San
2013-12-16T15:43:28+00:00 16.12.2013 16:43


Hallo!


Weil Sas-_- neulich zu mir meinte, dass du dich verbessert hast, aber auch weil ich mir vorgenommen habe, alle OS in dem Advents-Special zu lesen, dachte ich mir, ich lese diesen hier zuerst, bevor ich mit den restlichen drei/vier Geschichten anfange.


Inhalt:
Man konnte zwischen den Zeilen viel lesen, was ich sehr mag.
Dein OS gleicht einem Jugendroman, nur eben als Kurzgeschichte halt.
Mir persönlich gefällt das.
Was mich positiv überrascht hat, waren deine detaillierten Beschreibungen, schön farbig an so manchen Stellen, dass ich mir alles gut vorstellen konnte.
Du hast immer wieder Parallelen zum Manga aufgezeigt, was ich interessant fand.
Weiter so! ;D
An den Sinneseindrücken könnte man vielleicht verstärkt eingehen, ansonsten fand ich dieses 'Glitzern in den Augen' schön.^^
Besonders, weil Augen ja die Spiegeln der Seelen sind oder so, und man ja praktisch damit kommunizieren kann, was du ja gemacht hast.
Die Dialoge waren lockerflockig und amüsant.
Die Familienumstände hast du auch gut auf den Punkt gebracht.
Es ist interessant, dass Fugaku Sasuke bisschen mehr Aufmerksamkeit zollt als Itachi, was du ja mit Hinatas Herkunft erklärt hast. ;D


Charaktere:
Itachi und Konan, ich mag das Pairing, weshalb ich diesen OS auch gerne gelesen habe.
Nun, einerseits hast du sie schön detailliert charakterisiert, was mir wirklich besonders gut gefällt, weil man sich so ein richtiges Bild von den beiden machen kann, andererseits sind die Worte meiner Meinung nach etwas grenzwertig - wirken leicht OOC, aber da das AU ist, lässt sich das noch verkraften.
Einfach nur aufpassen, dass du Itachi nicht zu 'weich' und OOC darstellst, aber ansonsten kannst du ihn so stehen lassen.
Überhaupt hoffe ich, dass du diese schöne Charakterisierung in deinen nächsten Werken weiterhin beibehältst, weil sie - ich wiederhole mich - wirklich gut gefallen haben.
Und das sage ich nicht bloß, weil Weihnachten ist, sondern weil das so ist.^^


Rechtschreibung/Grammatik:
Du verfügst über sehr gute Rechtschreibe- und Grammatikkenntnisse.
Dir sind so gut wie fast keine Fehler unterlaufen, an manchen Stellen fehlen Kommas, wollte es nur mal pro forma erwähnen.
Im Folgenden will ich dir einen typischen Fehler zeigen.

Fehler:
„Wir waren im Tierpark und irgendwie… haben wir da wohl die Zeit vergessen…“, fügte Hinata leise hinzu.
-> die Auslassungspunkte (...) sind falsch ausgelegt, da sie eben wie als ein Wort betrachtet werden, weshalb sie also getrennt von den Wörtern stehen müssen, also sowohl links als auch rechts
-> Ausnahme nur, wenn ein Wort nicht vollständig ausgesprochen wird, Beispiel: "Du Arschl... Du!"


Schreibstil:
Mir gefällt dein Schreibstil.
In deinen letzten FF kam er mir etwas erzwungen und bisschen künstlich vor, aber diesmal war er richtig lockerflockig und auf einem guten Niveau gehalten.
Auch versuchst du, das Vokabular abwechslungsreich zu gestalten, was ich gut finde.
Man merkt wirklich, du gibst dir Mühe.^^
Kritikpunkte habe ich nicht wirklich.
Mein einziger Rat wäre, dass du einfach so weitermachen kannst, das Level aufrechterhalten, und, wenn möglich, eben eine Steigerung.


Fazit:
So, ich bin am Ende angelangt.
Was habe ich noch zu sagen?
Um ehrlich zu sein, von allen OS, die ich in dem diesjährigen Advents-Special gelesen habe, gefällt mir deiner bis jetzt am besten - qualitativ hebt er sich auch deutlich von so manchen FFs, die jeden Tag erscheinen, hervor.
Wie gesagt, mach weiter so!^^


LG
L-San


Antwort von: Harulein
16.12.2013 20:30
Erstmal: Danke fürs Comment ^^ Ich find's toll, wenn sich jemand solche Mühe macht, mir ein ausführliches, auch noch formatiertes Review zu schreiben.

Und jetzt kommt wie üblich der Teil "Haru erklärt ihr Werk" ^_-

1. Ich hab ja endlich, endlich das mit der Wörtlichen Rede auf die Reihe bekommen, und das mit den Pünktchen ist dann wohl als nächstes dran.

2. Die Charaktere: Es ist halt AU und deshalb haben die Charas vieles, was sie im Canon geprägt hat, gar nicht erlebt. Darum sind sie eben ein wenig anders und in diesem Fall etwas "weicher gezeichnet".
Itachi, zum Beispiel, ist in diesem OS ein ziemliches "Mamakind", ein sensibler Typ, der sich am liebsten hinter Büchern versteckt und schnell mal genug von der Welt hat. Dieses Bild hat sich ergeben, als ich die "harten" Faktoren, die ihn im Manga auszeichnen, wegen der veränderten Umstände weggenommen habe.
Freut mich übrigens, dass es tatsächlich noch mehr Befürworter von ItaKonan gibt ^^

3. Ich hab das letzte Jahr über ziemlich viele fette Kreatiefs gehabt, alles aus der Zeit ist teilweise, wenn ich's mir jetzt so ansehe, schon recht krampfhaft und, wie du sagst, künstlich geschrieben. Ich versuche, meine Schreib-Hochs zu halten und mich weiterhin ständig zu verbessern, was aber eben nicht ganz einfach ist...

4. Danke für das Lob ^___^ Wenn's so von dir kommt, muss es ja gut sein, so anspruchsvoll, wie du bist ^_-

So, Harus Erklärstunde ist mal wieder fertig ^^

lg

Haru 春
Von:  Sas-_-
2013-12-15T18:06:47+00:00 15.12.2013 19:06
Liebes Haru-chan :DD Ich bin ein bisschen spät dran mit lesen >.<
Anfangs dachte ich, dass dein OS für mich zurzeit zu lang ist, um ihn am Stück zu lesen, meine Ausdauer liegt ein bisschen im Argen -.- Aber ich komme später noch einmal darauf zurück, denn ich hab deinen OS in einem Ruck gelesen :]
Ich will dir ein übliches Kommi schreiben, sagen wir, so wie du es kennst :D
Dazu gehört normalerweise, dass ich am Anfang meine Kritik loswerde, das schöne ist nur, ich hab gar keine Kritik :] Wirklich nicht :D
Alles, was ich gefunden habe, sind ein paar Fehler, das ist wirklich alles :]

Und dafür hatte er nur noch heute Abend.
Hier könntest du das Wort "Zeit" am Ende einfügen, es geht auch ohne, aber ich bin drüber gestolpert, ist nur ein Tipp :]

drehten sich seine Gedanken die ganze Zeit über um Konan.
Du könntest das "über" streichen, dann passt der Satz.

Okay, so viel zu meiner Kritik, die irgendwie keine ist :DDD Aber ich bin ganz ehrlich, da gibt es für mich nichts zu meckern, jetzt komme ich dazu, zu erklären warum :]

Zuerst einmal: Das Beschreiben, du bescheibst alles wirklich top, die Umgebung vor allem, die ist für mich immer da, ich muss mich nie fragen "wo ist der Chara jetzt eig.?" außerdem hast du es wirklich sehr schön beschrieben, malerisch möchte ich jetzt sagen :] Es sind sehr viele und sehr schöne Vergleiche dabei, dabei denke ich besonders an den Schnee, den du am Anfang der FF so beschrieben hast und am Ende ganz anders, weil sich Itachis Empfinden geändert hat, das war sehr gut.
Die Charaktere, du hast sie sehr gut ausgebaut und du hast es schön in die Geschichte einfließen lassen, nicht alles plump hintereinander, sondern alles nach und nach, sehr gut! Natürlich, Itachi ist der Hauptcharakter und gerade das viele Beschreiben, Erklären und Charakterisieren hat die Wortzahl von 5.000 Wörtern ausgemacht, vor der ich mich anfangs gefürchtet habe, aber du hast so schön fließend und leicht geschrieben, dass ich beim Lesen voll dabei war und ruckzuck durchgekommen bin und das bei einem Genre, dass ich freiwillig nicht anfassen würde :DDD
Doch, ich hätte nie gedacht, dass mir eine FF, die gar nicht meinem Geschmack entspricht, so gut gefallen kann und mir hat diese FF gut gefallen :]
Itachi ist der Hauptchara, dennoch hast du es dir nicht nehmen lassen, auch Nebencharaktere zumindest kurz zu charakterisieren, zum Beispiel Konans Bruder, der wohl Pain ist, diese Mischung aus Yahiko und Nagato :D Ich geb zu, ich bin langsam und hab ein bisschen gebraucht, um da dahinter zu kommen :D
Worauf ich hinaus wollte, gerade, weil du alle Charaktere vorgestellt hast, war die Geschichte für mich so lebendig, ich mag es nicht, wenn Randerscheinung wirklich auch nur als Randerscheinungen rüberkommen. Auch wieder ein Punkt für dich :]

Ein paar Gedanken, dir mir noch beim Lesen kamen :D Als Itachi in den Laden kam und nach dem Ring gesucht hat, dachte ich wirklich am Anfang: "Yes, jetzt ist der Ring weg!" :DDD
Weiß nicht, hätte ich echt gedacht :DD Aber gut für ihn, dass das nicht der Fall war :]

Facebook & Co Kg? :DD Da sind wir jetzt beide dabei, diese modernen Mittel der Kommunikation einzubauen, was? :DD Ich musste lachen, als ich das gelesen habe, aber es hat auch sehr gut gepasst, ein netter Einfall :]

Ich hab mir noch ein paar Texstellen rausgesucht, zu denen ich etwas sagen möchte.

Ein Symbol dafür, dass Konan wirklich zu ihm gehörte.

Und genau so ist es, wir schenken Frauen Schmuck oder anderes, das anderen zeigen soll, dass sie mir gehört, diesen Gedanken kann ich nur voll und ganz unterstützen und ich finde es klasse, dass du das eingebaut und angesprochen hast!

ihm genügte es, ihr zuzuhören und sich im Stillen auf all das zu freuen, was ihn gleich in ihrer Wohnung erwartete.

Da musste ich wieder lachen, irgendwo war es Itachi-untypisch, auf der anderen Seite einfach nur menschlich und warum auch nicht :D Diese Stelle hatte etwas ernstes, gleichzeitig so eindeutiges, sie hat mir einfach gefallen :D

Ich meine, alles gesagt zu haben, dass ich sagen wollte zu deiner FF, mich hast du damit wirklich überzeugen können und ich bin der festen Meinung, dass du dich weiterentwickelst und immer besser wirst. Dein Schreibstil ist toll, ich für meinen Teil lese ihn sehr gern und ich bin immer noch baff, dass mir diese FF, die mir von Handlung und Genre sonst nicht zusagt, so gut gefallen hat :DD Doch, hast du toll gemacht :]
Hoffentlich hab ich jetzt alles gesagt, was ich sagen wollte! :D Mach weiter so :]

LG Sas-_- :D
Antwort von: Harulein
15.12.2013 20:55
Wow, so ein langes, liebes Comment! *-*
Tja, viel zu erklären hab ich diesmal nicht, du scheinst meine Absicht mit der FF ja wieder gut verstanden zu haben und das ist es, was mich von meinen Lesern immer am meisten zu hören freut.

Nya, vielleicht kann ich erklären, warum ich Nagato und Yahiko zu einer Person gemacht habe: ich kenne beide recht wenig, mag aber Yahikos Aussehen und hab ne ungefähre Vorstellung von Nagatos Charakter.

Ich wollte halt mal was schreiben, wo meine geliebten Naruto-Charas im modernen Japan leben und hab dazu auch recht viel recherchiert.

Hm, mehr hab ich nicht zu sagen, außer:

Danke für das positive Review und dass du die FF gelesen hast, obwohl Romantik eigentlich nicht deins ist. Ich freu mich, dass ich dir hin und wieder Ausnahmen anbieten kann ^^

lg
Haru


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