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Und dein Herz wird weiterschlagen

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Wie man zu den Lebenden zurückkehrt…

Kapitel2: ~ Wie man zu den Lebenden zurückkehrt… ~
 

Als Kind hatte Nami immer wieder von der Sekunde geträumt: Der Moment, in dem ein todgeglaubter Mensch wieder zum Leben erwacht. Der Moment, in dem sie Bellemere gegenübersteht und sie würde lachen: „Das war alles nur ein Traum.“
 

Nun war der Moment da, nur die Hauptfigur war eine andere und Nami hatte Angst. Es war so unwirklich. So grotesk. Es war wie ein Schleier, der sich langsam über alles legte. Zum dritten Mal an einem Tag schien ein Moment nicht vergehen zu wollen. Erst als Ace zu sprechen begann glaubte sie ihren Augen.
 

„Nami, nicht wahr? Und Lorenor Zorro. Anscheinend habe ich meinem kleinen Bruder einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Er grinste. Wie konnte er in so einer Situation nur grinsen, dachte die Navigatorin. Sie fröstelte, plötzlich verstand sie, was ihrem Kapitän diese unglaubliche Angst gemacht hat, wieso sein Gesicht so von Schmerz und Elend belegt war: Er glaubte wahnsinnig zu werden.
 

Hätte Nami hier und jetzt Bellemere gesehen, sie hätte genauso reagiert. Sie hätte sich zusammengerollt und wäre wahrscheinlich nie wieder aufgestanden. Sie hätte geglaubt, den Verstand zu verlieren. Ruffy tat ihr auf einmal unglaublich Leid, obwohl sie sich doch hätte freuen müssen für ihn. Sie hätte sich in diesem Moment freuen sollen, dass Ace wohlauf war, wenn auch nicht wissend, wie das eigentlich funktionieren kann.
 

„Ace?“

Er grinste eine Spur breiter.

„Na, habt ihr dann bald eure ganze Crew durch den Wald gejagt oder kümmert sich auch jemand um meinen kleinen Bruder?“

„W-Wa…“

Nami starrte zu den anderen, die zwar auch noch leichenblass waren, jedoch die Situation schon einigermaßen verdaut hatten. Sanji schien sogar ziemlich entspannt zu sein und puffte an seiner Zigarette, während er erklärte: „Wir haben nach Essbarem gesucht, als Ruffy plötzlich wie aus dem Nichts und von der Tarantel gestochen auf den Strand hier zulief. Als würde er jemanden spüren.“

„Wir sind ihm gefolgt“, setzte Nico Robin fort, „Und trafen auf ihn. Ruffy stand wie angewurzelt da, es verging eine Minute bis er kehrt machte und durch den Wald jagte wie ein wildes Tier.“

„Kurz darauf hat uns die Marine entdeckt, ich habe mich fast zu Tode erschreckt. Dabei bin ich ja schon tot, yohohoho. Und nun seid ihr hier.“, endete das Skelett.
 

Sie konnte ihre Augen nicht von Ace nehmen. Er ist hier, er lebt. All die Tränen, all die Trauer und Verzweiflung… Die Hölle durch die Ruffy gegangen ist… Es hat ihm das Herz zerquetscht, wieder und wieder. Nami hatte ihn beobachtet, hatte diese Momente wahrgenommen, in denen er nicht so unbekümmert war wie sonst. In denen er einfach nur in die Leere starrte. Sie konnten in wenigen Sekunden vorbei sein und sie konnten stundenlang dauern, diese Momente in dem etwas in seinen Augen erlosch und er sich in sich zurückzog. In diesen Momenten, das wusste Nami, brach ihm das Herz, weil sein tatsächlich größter Schatz ihm genommen wurde – sein Bruder. Und jetzt sollte er einfach wieder da sein? Einfach von den Toten auferstanden?
 

Nami wusste, die Frage des ‚Warum’ war noch nicht geklärt, aber vorrangig war es nun, den Kapitän wieder aufzupäppeln, der momentan ein zweites Mal durch die Hölle ging.

„Lasst uns nach ihm sehen.“

Ace blickte zu Nami und ihr wurde unwohl zumute. Ihre Augen sahen ihn als Mensch, doch ihr Verstand konnte ihn noch immer nur als Geist betrachten. Nervös wandte sie sich ab. Sie zog Vergleiche mit Bellemere, fragte sich, wie um alles in der Welt es nur möglich war. Sie ging voran, spürte seinen Blick im Rücken. Ihre Reaktion war ihm nicht verborgen geblieben.
 

Bei der Sunny angekommen schockierte die Nachricht die zwei übrigen Mitglieder der Crew ebenso. Keiner konnte sich einen Reim aus Aces Auftauchen machen, es gab wohl niemanden, der eine Sekunde nicht an seinem gesunden Menschenverstand zweifelte. Jedoch hielt Ace die Antwort auf alles im Verborgenen. Er will es wohl erst nach Ruffys Genesung preisgeben, so der Gedankengang der jungen Frau, entweder das oder er ist sich selber nicht ganz sicher.
 

Ruffy wurde in Choppers Behandlungszimmer gebracht. „Er ist stabil, er schwebt in keinerlei Gefahr. Sein Kreislauf ist nur total aus dem Gleichgewicht. Aber nach den Neuigkeiten wundert mich seine Reaktion überhaupt nicht.“ Der kleine Arzt schielte zu Ace und beäugte ihn ungläubig. Er schien anhand Aces Wunde wohl eine Diagnose zu stellen, wie lächerlich klein wohl seine Überlebenschancen zur Zeit der Schlacht gestanden hatten. Es gab theoretisch überhaupt keine Chance. Wichtige Organe wurden einfach verbrannt, herausgerissen, zerstört.
 

Der Elch schüttelte resignierend den Kopf, trat von Ruffys Körper zurück und ließ Ace herankommen. Dieser grinste breit und schüttelte dann lachend den Kopf. Nami verstand seine Reaktion nicht und verließ das Zimmer.
 

Sie trat an Deck, um das Wetter zu checken. Der Wind wurde rauer, fast hätte Nami die Sache mit der Marine vergessen. Falls sie Verstärkung angefordert hatte musste die Truppe schleunigst von hier weg. Sie warf einen Blick auf den Log-Port. Eine Nadel zeigte vibrierend in eine Richtung, die anderen beiden hielten ganz still. Sie würde sich wohl oder übel für eine Richtung entscheiden müssen, nun, da ihr Kapitän handlungsunfähig war.
 

„Du würdest gerne wissen was passiert ist, nicht wahr?“

Sofort versteifte sich etwas in ihr. Die kühle Abendluft verwandelte sich und schien nun elektrisch aufgeladen zu sein. Er stand neben ihr, lässig mit dem Rücken an die Reling gelehnt und den Kopf ihr zugewandt. Unbehaglichkeit stieg in ihr auf und sie wollte nicht hier sein, nicht mit ihm, alleine. „Du bist mir unheimlich.“, platzte sie unvorbereitet heraus, ließ Aces Augenbraue hochschnellen. Dann lachte er kurz, hielt es für einen Scherz, doch er bemerkte gleich, dass Nami keinerlei scherzhaften Ton angeschlagen hatte und verstummte wieder, ein nervöses Grinsen auf den Lippen.
 

„Dachte ich mir.“, gestand er und seufzte, „Ich habe es gleich bemerkt. Ist nicht gerade das, was ich mir wünsche. Ich will niemandem Angst einjagen, schon gar nicht Ruffy oder seiner Crew. Und dennoch habe ich es geschafft.“

Er stand da, beide Hände demonstrativ in der Höhe, als würde er sich präsentieren.

„Tut ganz schön weh, so was zu hören.“, fügte er hinzu und drehte sich von Nami weg, beobachtete einen unbekannten Punkt in der Ferne.

„So habe ich das nicht gemeint… Ich meine, diese Situation ist einfach… Und Ruffy…“

Nami schaffte keinen halbwegs anständigen Satz fertig zu stellen, also schwieg sie einfach nur in Demut. Dann stellte sie sich neben ihn an die Reling und blickte ebenfalls in die Ferne.
 

„Ich weiß, es hört sich jetzt vielleicht falsch an, aber ich denke nur nach, wieso… Es so ungerecht ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass du aufgrund deiner Teufelskräfte noch hier bist, sie müssen dich irgendwie gerettet haben. Und ich halte es für unfair.“, sie blickte auf ihr Armband und wusste, wie egoistisch sich das anhörte, „Wieso dürft ihr das? Wieso ist es euch gegönnt? Warum werden ‚normale‘ Menschen getötet und kommen nie wieder zurück und ihr dürft das?“
 

Sie lächelte ihn traurig an. „Tut mir leid, ich fasse es nur einfach noch nicht und bin verwirrt. Mehr als verwirrt.“

„Ich verstehe dich.“
 

Nami blickte skeptisch drein. Sie hatte ihm gerade vorgeworfen am Leben zu sein und er verstand sie? Sie sah ihn lächeln. Er und Ruffy glichen sich in vielen Dingen. Doch die auffälligste, liebenswerteste Ähnlichkeit war diese unvoreingenommene Fröhlichkeit. Sie lachte ebenfalls und fühlte sich plötzlich nicht mehr so unwohl in seiner Nähe, ganz im Gegenteil. Sie hatte auf einmal das Gefühl, ihm ganz nahe zu sein. Als wäre es ihr Kapitän selber, mit dem sie gerade hier draußen stand.
 

Sie bemerkte, von ihm beobachtet zu werden und sah ihn fragen an, doch er lächelte nur.

„Nami also… Du siehst noch hübscher aus.“

Mit diesen Worten, die er ganz beiläufig und ungeniert äußerte, ging er und hinterließ eine verdatterte Navigatorin. Nun ja, sie waren sich eben nur beinahe gleich…
 

Es war schon spät und Nami war alleine, als sie bei ihrem Captain saß und stumm über ihn wachte. Seine Gesichtszüge hatten sich ein wenig entspannt und vor einigen Minuten hatte er die Augen aufgeschlagen, jedoch kein Wort gesagt. Nami sah ihn an, wie verwirrt er noch immer war. Sie kannte diese leeren Augen nur zu gut. Keiner von den beiden sprach etwas. Auf die Idee die anderen zu verständigen war sie noch gar nicht gekommen, sie wollte ihn sich erstmals erholen lassen.
 

„Nami.“

Endlich, nach langen Minuten des Schweigens sprach er. Nami machte auf ihrem Stuhl einen kleinen Sprung nach vorne und lauschte. Seine Augen blickten nicht gänzlich starr gen Decke, sondern vibrierten vielmehr in ihren Höhlen. Als würden sie einfach keinen Frieden finden.

„Nami, ist es wahr? Oder bin ich verrückt.“, fragte der junge Kapitän letztendlich.

Sie lächelte sanft, um ihr Mitleid zu verschleiern.

„Nun ja, ich hoffe mal es ist wahr. Ansonsten bin ich auch verrückt.“

Die Muskeln seiner Stirn zuckten, wollten damit gar nicht mehr aufhören. Nun erst hatte er es begriffen. Ace war wieder da. Er setzte sich im Bett auf. Das Stirnrunzeln, so stellte sich heraus, war ein Kampf, seine Mimik nicht völlig entgleisen zu lassen. Doch den Kampf verlor er. Dicke Tränen sammelten sich in seinen Augen. Seine Nasenflügel plusterten sich auf und er atmete einmal unkontrolliert ein, hielt die Luft an.
 

Nami wusste nicht, was sie tun sollte, also nahm sie ihn behutsam in den Arm. Er schien die Luft wieder langsam aus seinen Lungen entweichen zu lassen und drückte sich an sie, weinte sich an ihrer Schulter aus. Sein Körper bebte, als würde ein Vulkan in ihm toben, der zu lange verschlossen gewesen war. Er hatte es nun begriffen, die Realität hatte ihn eingeholt. Sein Bruder lebte.
 

In der Kombüse wurde geredet, gekocht und vor allem getrunken. Das Schiff war schon seit mehreren Stunden wieder auf Kurs und trieb sachte am Wasser dahin. Nami wusste, dass sich dies jeden Moment ändern konnte und blieb, trotz jüngster Geschehnisse, aufmerksam, beobachtete den Wind und das Meer. Doch nun galt es, Ruffy zu unterstützen. Die beiden standen vor der Tür zur Küche und Ruffy lauschte der Stimme seines Bruders, grinste dabei verträumt.
 

„Bereit?“, fragte Nami, nervöser als er. Ruffy nickte zur Bestätigung und die junge Frau stieß die Türe auf. Alle Augen waren auf sie gerichtet, die Unterhaltungen endeten abrupt. Sie ging durch die Tür und warf Ace eine Blick zu, trat beiseite, sodass Ruffy ihn sehe konnte.
 

Sie starrten sich an. Sie starrten sich lange, lange Zeit einfach nur an. Keiner sagte etwas, keiner tat etwas, nur ein emotionsloser Blick vom einen zum anderen. „Wieso?“, fragte Ruffy und seine Stimme war benetzt von Wut und tiefer Kränkung. Doch dann grinste Ace.

„Wieso denn nicht?“

Ruffy schien, entgegen jeder Vernunft, zufrieden mit dieser Antwort. Ace stand auf, ging auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Sein jüngerer Bruder schlug ein, ergriff sie gleichzeitig und sie sahen sich tief in die Augen. Es war eine Art Bündnis, ein Abkommen, stumm und doch so voller Worte.
 

Namis Magen überschlug sich und sie war bewegt.

„Yohohoho, die Brüder haben sich wiedergefunden, yohoho.“

„Ja, lasst uns darauf anstoßen!“, feierte Sanji und Brook stimmte ein Lied an, während sich die beiden immer noch anstarrten. Was keiner wusste war, dass sie niemand hören konnte. Denn sie waren zwar hier, aber nicht da. Sie hatten sich wiedergefunden und diese wenigen Sekunden gehörten nur ihnen. Niemand sonst durfte in diese vertraute Blase, nur Ace und Ruffy. Nur die zwei Brüder. Zwar nicht im Blute, aber im Herzen.
 

Nami war früh gegangen und suchte ihr Zimmer noch vor allen andere auf. Das war auch ok, der Tag war anstrengend und lange gewesen. Schon nach wenigen Krügen Bier bemerkte sie, wie ihr Körper vom Alkohol kribbelte und sie sich entspannte. Schlaf war genau das, was sie nun brauchte. Sie band ihre lange Mähne zu einem Zopf und zog sich um. Sie würde im Nu einschlafen, davon war sie überzeugt. Und damit hatte sie nicht Unrecht, nur wenige Minuten nachdem sie es sich unter ihrer Decke gemütlich gemacht hatte driftete sie ab. Sie sah ein wankendes Schiff, einen dichten Wald, der unzählige Wege besaß. Und dann war da ein toter Bruder neben einer älteren Frau. Sie saßen im Sand vor dem Wald, lachten und spielten Karten. Nami rief nach ihnen, sie drehten sich um und es war Bellemere.
 

Nami schrak auf, als sie jemanden gegen Robins Bett krachen hörte. Das konnte nicht ihre anmutige Freundin sein, sie hatte einfach ein seltsames Gefühl. Schnell setzte sie sich im Bett aufrecht hin und betätigte die Lampe, die neben ihr auf einer Kommode stand. Der Raum wurde schwach beleuchtet, dennoch konnte sie den Übeltäter erkennen.
 

„Was machst du denn hier, hast du dich verlaufen?“

Der Angesprochene winkte ab und rieb sich das Schienbein. „Scheint so, tut mir leid, ich kenne euer neues Schiff leider noch nicht gut genug. Ich dachte hier wäre die Männerkajüte.“

Nami schüttelte noch immer leicht erschrocken den Kopf, vergaß sie doch glatt, den vor Erstaunen geöffneten Mund wieder zu schließen.

„Was ist, hast du einen Geist gesehen.“, scherzte der junge Mann und zwinkerte ihr verschwörerisch zu, als hätte er gerade einen besonders originellen Witz gerissen.
 

Sie sah ihn skeptisch an. „Nein, Ace, aber du bist immer noch da und das zerstreut mich.“

Ungeduld klang in ihrer Stimme mit. Ein Attribut von vielen, das Nami ausmachte.

„Mein kleiner Bruder hält sehr viel von dir. Er sagt du bist unheimlich klug.“

„Tja, aus Ruffys Sicht muss das wohl so sein.“

„Und auch talentiert.“

„Nicht nur Talent, das war auch jahrelange, harte Arbeit.“

„Und schön.“

„Bei den vielen Männern die er täglich um sich hat ist das kein großes Kompliment.“

Ace war nicht aus der Fassung zu bringen. „Du hörst nicht gerne Gutes über dich, stimmt‘s?“

Mit nur halbernster Stimme sagte sie noch: „Mach dass du hier rauskommst.“, und lachte dabei. Sie wusste auch nicht wieso, sein ständiges Schmunzeln war ansteckend wie eine schöne Krankheit. Langsam machte er kehrt und murmelte dabei noch gespielt beleidigt: „Andere wären von meiner Anwesenheit hellauf begeistert!“

Bevor er aber die Türe schloss kehrte er sich der Navigatorin ein letztes Mal zu und deutete mit dem Kinn auf sie.

„Süßer Pyjama.“
 

Erst nachdem die Tür für einige Sekunden geschlossen war, wagte die Navigatorin einen Blick an sich herab zu werfen. Ihr knappes Top war nur noch eine Idee von ihren Brustwarzen entfernt. An und für sich war das Bild ja nicht zu verachten, würde es sich auch dem richtigen Mann darbieten. Seufzend deckte sie sich zu. Doch der Schlaf kam nicht mehr. Sie war nun hellwach, konzentriert. Sie leckte mit der Zunge über ihre Lippen und erinnerte sich an den Vorfall mit Zorro.
 

Von Gedanken verunsichert und gequält rappelte sie sich auf und wurde von ihrem Körper sofort wieder dran erinnert, dass sie doch noch leicht angetrunken war. Sie hüllte sich in einen geschmeidigen Pullover und trat nach draußen, bis sie vor dem Masten steht, wo sich heute Vormittag eine Tragödie in drei Akten zugetragen hatte. Die junge Navigatorin blickte auf und bemerkte, dass im Ausguck noch schwaches Licht glomm. Es konnte sich nur um Zorro handeln, niemand sonst benutzte den Trainingsraum.
 

Sie kletterte mühevoll hoch und betrat das kleine Zimmer. Im Inneren schien das Licht sogar noch düsterer, als es von unten den Anschein hatte. Zorro saß, mit einem Krug Bier, in der Ecke und starrte sie an. Er sah sie an mit einem Blick, den sie nicht einzuschätzen vermochte. Etwas Durchdringendes lag darin, etwas Zerschneidendes, seine Pupille war riesig und sein Blick getrübt vom Alkohol. Seine Wangen glommen und er schien plötzlich flacher zu atmen.
 

Warum, nochmal, war sie heraufgekommen? Sie hatte es komplett vergessen. Ihr Hirn war leer, ihre Augen ebenso fahl wie die seine. Was zum Teufel suchte sie hier nur und warum – diese Frage erschien ihr in der Sekunde noch viel essenzieller – konnte sie nicht einfach wieder gehen? Sein Blick hielt sie da, zurrte sie nieder und machte sie hilflos. Während sie nur dastand und ihn ansah, stand der Schwertkämpfer auf, stellte den Krug beiseite und ließ seinen Kimono von seinen Schultern rutschen, als er langsame Schritte auf sie zumachte. Seine Brust war enthüllt, sein perfekter Körper bewegte sich auf sie zu.
 

Die Luft schien zu brennen, es war furchtbar heiß. Bis er endlich vor ihr stand fühlte sie sich unbehaglich, beobachtet, da er seinen Blick nicht von ihr abwand. Sein tiefes, gleichzeitig stechendes Auge, das von einem Schleier belegt war. Als er vor ihr stand hob sie eine Hand, strich vorsichtig mit den Fingerkuppen über sein geschlossenes Auge. Er tat es ihr gleich, hob die Hand, legte sie aber wie heute im Wald auf ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre kleine Wunde an der Lippe.
 

So, als ob er plötzlich wach geworden war betrachtete er sie voll ehrlichem Bedauern und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Wie konnte ich nur, dachte er und der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Wie, wie, wie, wie, WIE? Nami war inzwischen in der Hitze, die sein Körper ausstrahlte, versunken. Ob er das dem Alkohol zu verdanken hatte, der sein Blut in Wallung brachte und diese Wärme verursachte? Sie war völlig in Trance, gedachte nicht mehr, von alleine aus jener aufzuwachen. Sie fühlte sich so geborgen, behütet und zuhause.
 

„Verzeih mir.“

Seine Worte, nicht mehr als ein Wispern, holten Nami aus ihrem Taumel und mit einem mal war der Zauber für sie zu Ende. Sie schlug die Augen auf und nickte, doch dieser Augenblick, in dem sie eins waren – er war vorübergezogen. Auch Zorro blieb diese Tatsache nicht verborgen und er zog seine Hand unschlüssig zurück. Wenn er diese Frau, die ihm eigentlich am Arsch vorbei ging, jemals küssen wollte – dies war der Augenblick. Niemals sonst würde sich die Gelegenheit bieten, um eine eventuelle, tiefere Beziehung der beiden festzustellen. Niemals wieder könnte er erforschen, ob sich unter der zankenden und streitenden Oberfläche doch etwas viel innigeres verbarg. Doch anstatt die Gunst der viel zu späten Stunde zu nutzen, ließ er von ihr ab. Nami nahm die Gelegenheit und ergriff auf der Stelle die Flucht, zurück in ihr Zimmer, zurück in ihr Bett. Sie träumte weiter von toten Brüdern und Müttern, die miteinander Karten spielten und ihr den Rücken zudrehten. Sie selbst stand nicht weit von den beiden, doch dachte sie nicht daran, einen Schritt zu wagen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Namisa
2014-12-14T03:00:52+00:00 14.12.2014 04:00
Super Story ;)
Von:  onepiecefan21701
2014-08-16T16:54:32+00:00 16.08.2014 18:54
Kommt vielleicht ein bisschen spät von mir
aber super kapi ; )
Ich hoffe doch stark,dass das nächste Kapitel
bald nachkommt und es genauso spannend und cool
wie die andern beiden wird .

LG onepiecefan21701
Von:  DasHasi
2014-05-26T17:20:49+00:00 26.05.2014 19:20
Juhu! Endlich gehts weiter! *_*
Von: abgemeldet
2014-05-26T14:54:47+00:00 26.05.2014 16:54
Das lässt sich wirklich schön lesen :)
Und Namis Gefühle sind interessant, das kann sich noch spannend entwickeln^^
Von:  Sunnyfun
2014-05-26T12:01:15+00:00 26.05.2014 14:01
sehr schön geschrieben, ich hoffe es geht bald weiter :)
Von:  BloodyVampir
2014-05-26T07:23:28+00:00 26.05.2014 09:23
Sehr schön geschrieben :) bitte mach ne zoxna draus :)
Lg bloody
Von:  MiezMiez
2014-05-25T20:27:37+00:00 25.05.2014 22:27
Hallo,
das Kapitel hast du wirklich gut geschrieben. Bin sehr gespannt wie es weiter geht.
lG MiezMiez


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