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Schnee aus der Dose

Fanfiction-Adventskalender 2013
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander

Hier folgt mein Joker-Beitrag zum Adventskalender 2013 aus dem Fanfiction-Forum mit Tür 14 - Schnee aus der Dose.

Da es sich bei Kurai (BloodwingedAngels Charakter) und Law (meiner) um Charaktere zweier eigentlich nie aufeinandertreffender Universen und Originalhandlungen handelt, ist dieser OS ein Crossover zwischen den beiden, wenn sie auf einem gemeinsamen Planeten existiert hätten, Kurai jedoch vor Law und auch während ihrer Kindheit schon verstarb.
Darum handelt es sich hier ganz bewusst um ein Alternatives Universum.

Wer gerne mehr über Kurai erfahren möchte, dem sei die Geschichte Dunkellicht ans Herz gelegt. Sie behandelt die Originalhandlung zwischen Cole und Kurai, den Charakteren von BloodwingedAngel.


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Schnee aus der Dose

Langsam glitt Law zurück auf die Bank. Seine Beine baumelten dabei in der Luft. Vor und zurück, vor und zurück.

Der Blick hinaus aus dem Fenster, in den prächtigen Garten mit den ungewöhnlich exotischen Blumen, die es nur in dieser Gegend gab und dem monströsen Zierbrunnen – von dem er sich noch niemals hat beeindrucken lassen – hatte nichts an der derzeitigen Situation geändert.

Noch immer trugen die Bäume Blätter und Früchte. Immer noch blühten die späten Herbstblumen und das Wild näherte sich erstaunlich oft dem imposanten Anwesen. Graste auf den großzügigen Wiesenflächen.

Auch die Wildhasen und Kaninchen zeigten sich noch immer. Manchmal auch mit dem jungen Wurf aus dem diesjährigen Sommer.
 

Und trotzdem.

Es war eigentlich Winter.

Schnee müsste liegen, viele Meter hoch. Kälte vorherrschen und nahezu jedes tierische Lebewesen hielte eigentlich seinen Winterschlaf. Oder wäre zumindest vorübergehend gen Norden gezogen, wo es niemals Winter wurde.
 

So wie bereits im Vorjahr, ließ auch dieses Jahr der Winter wieder auf sich warten. Und Law wusste warum. Obwohl er die Stimmen hatte ausblenden wollen, dies auch einige Zeit lang hatte schaffen können, waren sie doch wieder lauter geworden.

Was an dem Umstand liegen mochte, dass die tratschende Fünfergruppe, bestehend aus Frauen und Männern, sich scheinbar absichtlich immer etwas mehr in seine Richtung bewegten.
 

„Eine Ungeheuerlichkeit. Wie kann seine Majestät nur wieder diese Familie und ihren Unheilsboten einladen?“

Die Dame mit dem roten Fächer warf einen abfälligen Blick zur Seite. Ihre hellen Augen waren zu engen Schlitzen zusammengezogen. Ihr Schönheitsfleck schien dadurch doppelt so groß unter ihrem rechten Augenlid zu sein.

„Wenn Ihr mich fragt verehrte Dame, so gibt es für eine Familie keine größere Schande, als daran erinnert zu werden, was dieser Bengel angerichtet hat.“, schaltete sich ein schlaksiger, nicht unbedingt ansehnlicher junger Mann ein, der von seiner weiblichen Begleitung ein zustimmendes Nicken erhielt.

„Außerdem sind seine Majestät und der Kaiser seit Jahrhunderten bereits Verbündete. Und wie ich erst kürzlich vernommen habe, soll der Sohn des Kaisers nicht Schuld an diesem Unfall gewesen sein.“

Empört und schockiert zugleich, schreckte die Dame zurück, fächelte sich aufgeregt Luft mit ihrem Fächer zu.

„Was Ihr nicht sagt! Dies glaubt Ihr?“
 

Die weiteren Gespräche um sich ignorierte Law.

Blendete sie wieder aus. Konzentrierte sich stattdessen auf das kleine Gefäß in seinen Händen. So fest wie er es schon die ganze Zeit über hielt, mochte man meinen, seine Hände seien daran festgeklebt worden.

Doch jemand der genauer hinsah erkannte, dass dem Jungen dieser Gegenstand unglaublich wichtig war und eine enorme Bedeutung für ihn hatte.

Außer seinen Eltern hatte bislang niemand diese Bindung verstanden – würde sie wohl auch niemals verstehen, erkennen.
 

Lautlos glitt Law von seinem Sitzplatz herab. Seine hellen Stiefel verschmolzen beinahe mit dem ebenso hellen Boden zu seinen Füßen.

Selbst seine Schritte waren von einer Lautlosigkeit gezeichnet, die der einer schleichenden Katze ähnelte. Doch ganz gleich wie lautlos er sich auch bewegte, den Blicken der Erwachsenen Elfen entging er nicht.

Und so viel weniger der Dame, die bereits zuvor eine abfällige Bemerkung über ihn erlassen hatte.

Jetzt ließ sie es sich nicht nehmen, mit ihrem ausschweifenden Kleid dem jungen Knaben den Weg zu versperren.

Ihren Fächer – den sie inzwischen zusammengeklappt hatte – schlug sie sich leicht in die offene Handfläche. Das Kinn vorgereckt, bedachte sie des großen Höhenunterschied geschuldet, den Jungen herablassend.
 

„Wen willst du nun dieses Jahr holen kommen?“

Trotz des unerträglichen Wildrosengeruchs, hielt Law dicht vor der Frau inne. Betrachtete einen Moment das bestickte Kleid. Dann legte er den Kopf weit in den Nacken und sah auf.

Schwieg.
 

„Auf wen hast du es abgesehen? Vielleicht auf Prinz Ray?“

Das Lächeln gekünstelt, wurde in Sekunden zu einer boshaften Grimasse. Falls sie sich damit erhofft hatte, den Jungen verängstigen zu können, so zeigte dies keinerlei Wirkung. Zeigte dies auch der feste Griff um ihren Fächer zu deutlich.
 

„Eure Worte sind unangemessen, Herzogin Ilyech. Dies hier ist eine jährliche Gedenkfeier für meinen Freund Prinz Kurai, bitte verhaltet Euch auch dementsprechend. Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt, so könnt Ihr dies nach der Andacht tun. Entschuldigt mich nun bitte.“

Ohne noch ein weiteres Wort oder gar einen längeren Blick an die Herzogin zu vergeuden, wandte sich Law von ihr ab. Folgte einigen anderen geladenen Gästen in den riesigen Saal zur rechten, wo er weit vorne bei seinen Eltern Platz nahm.
 

Erzürnt über die Art und Weise wie der Junge mit ihr gesprochen hatte, zerbrach Herzogin Ilyechs Fächer in ihren Händen. Ihre langen, lackierten Nägel bohrten sich in die Handflächen. Hinterließen tiefe, rötliche Kerben, aus denen jedoch kein Blut trat.

„Was erlaubt sich dieser Bengel eigentlich?“, spie sie aus, raffte ihr Kleid und stampfte auf ihren hochhackigen Schuhen ebenfalls in den Saal.
 

Mit langsamen, vorsichtigen Schritten, beschritt Law den von braunem Laub bedeckten Waldweg. Die Andacht war vor kurzem beendet worden.

Die Erwachsenen gingen Themen und Gesprächen nach, für die Law sich noch nicht interessierte. Gleich aber er sich damit auskennen mochte.

Trotzdem bevorzugte er die Abgeschiedenheit. Den Spaziergang durch den angrenzenden Wald. Hier konnte er seinen Erinnerungen und Gedanken nachhängen. Frei sein.

Hier musste er nicht stark sein und sich seinem Rang entsprechend verhalten.
 

Einmal mehr atmete Law tief aus. Zog im gleichen Zuge die kalte, klare Herbstluft ein. Ließ seine Lungen damit füllen.

Ein tiefes einatmen durch die Nase folgte ebenso. Ein schärferes ausatmen durch den Mund.

Die Luft roch angenehm. Hatte etwas von einer Räucherung an sich.
 

Schritt für Schritt ging er über den Laubteppich.

Immer weiter auf das golden schimmernde Licht am Ende der weitläufigen Allee zu.
 

Noch nicht gänzlich hatte Law die Lichtung erreicht, da sah er noch einen großen Hirsch zwischen den Bäumen verschwinden.

Scheinbar hatte dieser hier unter dem ganzen Blätterwall nach Gras gesucht.
 

Das Sonnenlicht fiel durch die hiesigen Bäume herein.

Tauchte die Umgebung in ein warmes Herbstgold.
 

Laws Füße trugen ihn weiter. Bis zur Mitte der Lichtung, an der ein Baum stand und um einen seiner dicksten Äste eine Schaukel hing.

Unweigerlich musste Law lächeln.
 

Viel Zeit hatte er hier gemeinsam mit seinem Freund Kurai einst verbracht. Jeder von ihnen saß unzählige Male auf dieser Schaukel.

Morgens, Mittags, selbst einmal am späten Abend, als sie sich beide einmal heimlich hierher geschlichen hatten.

Laws kleine Finger berührten sachte das hölzerne Brett.

Es war eiskalt, hart. Und voller Erinnerungen an Zeiten, die nie mehr sein würden.
 

Sich wegdrehend und in die Hocke gehend, stellte Law das kleine Gefäß auf den Boden ab. Drückte es dabei behutsam etwas ins Erdreich.

Dann öffnete er den Deckel, legte diesen neben das Gefäß und erhob sich wieder.
 

Nur einen großen Schritt tat er nach hinten.

Dann wartete Law.

Lange.

Ganz still.

Ohne jegliche Regung.
 

Erst als sein Gesicht zu jucken begann, seine Finger zuckten, feucht wurden und es sich anfühlte, als würden kleine Käfer auf seinem Kopfe herumlaufen, schien etwas mit dem Gefäß zu geschehen.

Erst nur begann es leicht zu wackeln. Dann wackelte es heftiger, schwang von links nach rechts, vor und zurück. Und obwohl es eigentlich schon längst hätte umfallen müssen, so blieb es doch noch immer aufrecht stehen.

Auch dann noch, als ein milchiger, eiskalter Strahl heraus geschossen kam und gen Himmel flog.
 

Diesem schenkte Law keinerlei Beachtung. Dafür jedoch dem heftigen Wirbel, der nun um das Gefäß herum in der Luft entstand.

Nicht sonderlich groß, dafür aber von einer unbändigen Kraft.

Und mit diesem Wirbel zogen sich plötzlich am Himmel die Wolken zusammen, verfärbten ihn hellgrau.

Ein eisiger Wind folgte aus dem Nichts, blies Law dessen Haar nach vorne und erschwerte ihm das atmen. Seine Augen tränten bereits und dennoch rührte er sich kein Stück.

Dann fielen sämtliche Blätter von den Bäumen, die noch nicht von selbst herabgefallen waren. Und mit ihnen begannen, dicke, weiße Flocken vom Himmel zu rieseln.

Sachte.

Ganz langsam.

Einem Tanz gleich, schwebten sie durch die kalte Luft.
 

Als Law ausatmete, fiel das Gefäß um und mit ihm erschienen langsam ganz blasse, humanoide Umrisse.

Erst formte sich nur ein schemenhaftes Gesicht.

Doch es folgten zwei Arme und Beine, Hals und Körper, langes Haar.
 

Law trat lächelnd einen Schritt vor. Seine Augen waren groß geworden – vor Freude.

Nur leicht senkte er seinen Kopf ein wenig – ein Zeichen der Begrüßung seiner Rasse.

„Wie schön dich zu sehen, Kurai.“, flüsterte Law, nahm dann Blickkontakt auf.
 

Trotz des durchsichtigen Körpers, hatte der Geist seines Freundes noch Farbe. Auch wenn diese sehr viel blasser ausfiel, als zu dessen Lebzeiten.
 

„Auch ich bin froh, dich endlich wieder zu sehen. Sag, wie lange bleibt ihr dieses Jahr?“, fragte Kurai aufgeregt, einen Sprung auf Law zumachend.

„Drei Tage und Nächte. Nicht solange wie im letzten Jahr, aber ich werde dich dafür wieder in der Nacht besuchen kommen.“
 

Auf Kurais schmalen Lippen zeichnete sich ein noch breiteres, erfreutes Lächeln ab. Heftig nickte er mit dem Kopf, schritt dann herüber zur Schaukel.
 

Wortlos folgte ihm Law.

Richtete den Blick ebenfalls darauf.
 

„Es ist schade, dass wir nicht mehr gemeinsam schaukeln können.“, bedauerte Kurai und auch wenn er nicht mehr dieser Welt angehörte, so bildete sich Law doch das tiefe Seufzen ein.

Ähnlich dem im Vorjahr.
 

„Aber dafür können wir uns heute sehen. Und die nächsten Tage. Und wenn ich groß bin, dann werde ich immer meine Zeit mit dir verbringen! Immer!“

Law stampfte mit seinem Fuß auf. Überzeugt davon, dass er dieses Versprechen einhalten würde.
 

Kurai schwieg.

Lächelte nur.
 

Wenn Law älter war und irgendwann über sein Land regierte, dann würde er gewiss nicht mehr die Zeit haben, einen alten, toten Freund zu besuchen.
 

Doch Kurai äußerte diesen Gedanken nicht.

Um nicht das zu zerstören, was sie noch hatten. Wenn auch von kurzer Dauer.



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