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Kyo Kara Maou Novel: Reise zum Beginn - Abenteuer in Dark Makoku

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Kapitel 9

KAPITEL 9
 

Ein leises Seufzen schallte durch den Raum. Das war knapp gewesen, dass wusste er. Aber er musste etwas tun. Ihre Situation war verfahren. Und dieser dämliche Fluch, der auf seinem Waschlappen lastete, machte es nicht einfacher. Er tauchte unter. Das Wasser war herrlich warm und den Badezusatz, den Yuuri gewählt hatte, roch herrlich nach Lilien. Seltsam. Ob Yuuri wusste, dass Lilien in Shin Makoku den Namen Yuri hatten, benannt nach dem siebten Monat im Kalender? Er fuhr sich mit beiden Händen durch das blonde Haar. Dieser verdammte Sand klebte überall! Er tauchte wieder auf und entschied sich für einen roten Flakon am Beckenrand. Vielleicht würde er mit mehr Shampoo Erfolg haben.

Es roch nach Kirschblüten. Also mit erlesenen Düften ihrer Badezusätze kannte sich diese Lady von Hundshaupten aus. Dennoch hatte er ein seltsames Gefühl bei ihr. Yuuri hatte sie eindeutig zu intensiv angestarrt. Ob er Interesse an ihr hatte? Das sähe ihm Recht! Dieses leichte Bürschchen war doch hinter allem her! Aber das würde er sich nicht länger bieten lassen! Sanft massierte er sich das Shampoo auf seine Kopfhaut und erneut seufzte er auf. Ach Yuuri! Es war wirklich knapp gewesen. Beinahe hätte er selbst diese Nähe zu Yuuri nicht ausgehalten und wäre bei seinem Plan schwach geworden. Aber er musste nun den Spieß herumdrehen. Lang genug hatte er darauf gewartet, dass Yuuri auf ihn zu kam. Lang genug hatte er all seine Gefühle unterdrückt und dieser Idiot hatte es noch nicht einmal für nötig befunden, auch nur einmal an ihn zu denken. Und zwar so an ihn zu denken, wie er es immer an ihn tat. Wieso musste dieser Waschlappen auch so verdammt gut aussehen? Und wie konnte es überhaupt dazu kommen, das er, Lord Wolfram Graf von Bielefeld, sich in ihn verliebt hatte? Nein, es war kein einfaches 'Verliebtsein' mehr. Er liebte Yuuri. Er liebte Yuuri so sehr, dass es auf schmerzvolle Art und Weise weh tat, ihm nicht so nahe sein zu können, wie er es sich sehnlichst wünschte! Dabei war er Yuuri immer nah gewesen. Wenn sein geliebter Maou in Shin Makoku war wich er ihm nie von der Seite. Und wenn es ihm nicht persönlich möglich war vertraute er seinen Männern bei der Beschattung seiner Majestät. Denn sein Yuuri brauchte Schutz. Vor allem Schutz vor sich selbst! Gerade in der Zeit, bevor dieser zur Erde wegen irgendwelcher Abschlussprüfungen verschwunden war, schien es Wolfram, dass Yuuri zu sehr am anderen Geschlecht interessiert war!

Zudem wurden die Schreiben in den Palast von irgendwelchen Prinzessinnen und Ladys häufiger, die um eine Einladung zum besseren Kennenlernen des Maous baten! Er hatte einen Großteil dieser Anfragen verschwinden lassen. Denn es war im ganzen Reich bekannt, dass er der Verlobte seiner Majestät war. Nur schienen das aufgrund der Dauer dieser Verlobung mittlerweile einige vergessen zu haben. Nein, schlimmer noch! Man machte sich über Wolfram in den Adelskreisen lustig, dass er nicht fähig war, Yuuri zur Hochzeit zu bewegen! Und dann, neben diesem Gerede in den Adelskreisen, kam noch die Schmach von Herkas hinzu. Das war einfach zu viel gewesen! Er hatte einfach keine Kraft mehr. Er brauchte Erfolgserlebnisse. Und dies eben war ein kleiner Erfolg. Er hatte gespürt, dass Yuuri Wolfram meinte und nicht diese eingebildete andere Seite von ihm! Und vielleicht war es ihm nun gelungen, dass Yuuri darüber nachdachte, wie es mit ihm selbst und ihm nach Aufhebung dieses Fluches weitergehen würde.

Wolfram grübelte. Was wären die Konsequenzen, wenn sich Yuuri gegen ihn entschied?

Er war ein geborener Prinz. Seine Mutter, Cecilie von Spitzweg, war damals Dämonenkönigin gewesen, als er das Licht der Welt erblickte. Dieser Rang wurde ihm jedoch mit dem Abdanken seiner Mutter aberkannt. Dennoch war er 82 Jahre lang als Prinz erzogen worden. Er hatte auch seinen Stolz. Einen nicht zu verachtenden Stolz. Konnte er wirklich dann noch an Yuuris Seite bleiben? Er hatte militärische Verpflichtungen gegenüber seiner Majestät, aber Yuuri würde ihn nicht zwingen, nur deswegen zu bleiben. Oder? Wolfram tauchte erneut unter, um sich das Shampoo aus den Haaren zu spülen. Beim Auftauchen spürte er ein Stechen im rechten Oberschenkel. Der Mast hatte ihn heftig erwischt. Das würde noch einige Zeit schmerzen und ihn vielleicht auch im Kampf behindern, wenn es denn zu einem Kampf kommen sollte. Yuuri hatte Morgif am Bord des Roten Seesterns gelassen. Doch dadurch, dass Wolfram ein ausgebildeter Soldat war, trug er immer ein Schwert bei sich. Auch am Abend des Sturms. Und es war nicht in den Fluten abhanden gekommen. Das hieß für das Erste, dass Yuuri wehrlos war. Und als Soldat war es seine Aufgabe, seine Majestät zu schützen! Sollte sich Yuuri gegen ihn entscheiden, so würde er dennoch Yuuri sicher nach Shin Makoku zurück bringen und dann um seine Entlassung aus dem Militärdienst bitten. Auch wenn er Yuuri noch so sehr liebte, so war diese Liebe auch ebenso das Problem, wenn sie nicht erwidert wurde. Er hatte nun drei Jahre lang gelitten. Nun lag es ganz allein bei Yuuri. Wolfram hatte nicht länger vor zu warten. Er würde Yuuri endlich zu einer Entscheidung drängen müssen. Aber so leicht aufgeben wollte er dabei auch nicht!
 

Zwei hoch, eines fallenlassen... zwei hoch, eines fallenlassen...

„Oh, Majestäääät!“, unterbrach ihn ein lautes Aufschluchzen vom Bett neben ihm. Wie sollte er sich da konzentrieren? Gwendal legte entnervt die beiden Stricknadel in seinen Schoß und stöhnte auf: „Lord von Kleist, seiner Majestät geht es gut. Seine Exzellenz und Shinou haben es ihnen mehr als einmal bestätigt. Also bitte ich sie nun, solange wie sie sich mit mir eine Kabine teilen, sich zu beruhigen!“

In der Hoffnung, dass sich Günter seine Worte nun endlich zu Herzen nahm, widmete sich Gwendal von Voltaire wieder seiner liebsten Therapie: Dem Stricken kleiner Stofftierchen.

Diesmal wagte er sich an einen Hasen für Greta. Sie hatte sich von ihm einen kleinen Hasen gewünscht und es fiel Gwendal schwer, der jungen Prinzessin einen Wunsch abzuschlagen.

Es verwunderte ihn selbst, dass dieses kleine Menschenmädchen so viel Macht über ihn hatte, wenn sie ihn mit großen Augen ansah.

„Ich musste gerade daran denken, wie seine Majestät ohne Nahrung und ohne Wasser auf der See dahintreibt. Ganz auf sich allein gestellt und den gewaltsamen Mächten der See ausgeliefert!“

Erneut senkte Gwendal seine Nadeln: „Er ist nicht allein. Wolfram ist bei ihm!“

Das erneute Aufschluchzen durchfuhr Gwendal durch Mark und Bein.

„Das macht es ja noch schlimmer! Als wäre von Bielefeld für König Yuuri eine Hilfe!“

Gwendal spürte diese kleine Ader zwischen seinen Brauen pochen. Wieso hatte er es zu Beginn der Reise als Unproblematisch angesehen, mit dem königlichen Berater eine Kabine zu teilen? Er bereute diese Fehlentscheidung minütlich mehr!

„Wolfram und seine Majestät haben sich auch weiterentwickelt!“

„Es sind beides noch Kinder!“, seufzte Günter von Kleist und erhob sein Gesicht aus dem von Tränen durchtränkten Kissen des Einzelbettes, „Noch viel zu unüberlegtes Handeln prägt ihr Tun!“

„Yuuri hat sehr gute Arbeit in Herkas geleistet! Wolfram eben so, auch wenn dieser gegen meinen Befehl gehandelt hat!“

„Sehen sie, Voltaire, ich sagte doch, von Bielefeld kann keine Stütze für unsere Majestät sein. Er handelt viel zu impulsiv und wird auch seiner Majestät seine Flausen nicht ausreden, sondern sie mit Begeisterung unterstützen und ausführen! Es wurde viel zu lange in die falsche Richtung erzogen! Lord von Bielefeld ist und bleibt ein verzogenes Prinzchen! Und meine Sorge ist berechtigt, dass dies auch auf seine Majestät Yuuri abfärben könnte.“

Gwendals Blick verfinsterte sich. Wenn hier jemand versuchte, seine Majestät zu verziehen, dann war das eindeutig nicht Wolfram! Er mochte es nicht besonders, wenn schlecht über einen seiner Brüder gesprochen wurde. In gewisser Weise mochte Günter ja Recht haben, doch Wolfram war schon lange nicht mehr nur das verzogene Prinzchen. Und Yuuri war auch schon so eigenständig und vernünftig, sich Wolfram nicht als Vorbild zu nehmen. Dieser Gedanke war absurd.

Wolfram fehlte es lediglich an Widerstandskraft Yuuri gegenüber. Wenn Yuuri sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte dieser sicher sein, dass Wolfram ihm half. Zunächst widerwillig, doch dann mit ganzem Einsatz und Eifer. In gewisser Hinsicht war dies nicht gerade förderlich. Aber für die Liebe hat manch einer schon blind gehandelt und bisher war immer alles gut gegangen. Das würde es diesmal auch! Denn trotz seiner erst 85 Jahren und seines Handicaps der Gefühle für seine Majestät Yuuri, so war Wolfram ein hervorragender Soldat und militärischer Stratege. Diese Tatsache erfüllte Gwendal schon mit etwas Stolz. Wolfram würde nie so unüberlegt handeln, dass Yuuri in irgendeiner Form in Gefahr geriet oder es seiner Majestät schlecht gehen könnte!
 

Mir geht es so schlecht! Mir dreht sich alles! Ich bin verwirrt und hungrig und müde und schmutzig! Ach, verdammt, Wolfram! Zuerst das und nun bist du ewig im Bad! Hast du dich aufgelöst?

Ich hörte ein Seufzen hinter der verschlossenen Badezimmertür.

Na toll. Entweder er genießt das Bad oder seinen Erfolg über mich!

Ich setzte mich wieder auf das Bett und wartete. Warum war ich eigentlich so erschöpft? Ich hatte doch auf See die ganze Zeit geschlafen!

Ich ließ mich nach hinten in die Kissen fallen und starrte den Baldachin über mir an.

Wolfram! Was mach ich nur? Jetzt spukten mir zwei Wolframs im Kopf herum. Der weibliche Wolfram mit all seinen körperlichen Reizen und der männliche Wolfram, den ich ehrlich gesagt bis vor kurzem noch für meinen besten Freund gehalten hatte und nun mit Gewissheit sagen konnte, dass da vielleicht doch mehr war! Und ich hatte ganz gewiss nie vorgehabt, dass da mehr war!

Ich legte mich auf die Seite, legte meinen Kopf auf den angewinkelten Arm und zog meine Beine an mich heran. Irgendwie wollte ich mich klein machen. Klein vor der Verantwortung die nun auf mir lastete. Die Verantwortung war Wolfram gegenüber. Ich musste mich entscheiden. Genauso wie ich mich dafür entschieden hatte, den Job als Maou hier sehr gut zu machen. Genauso wie ich mich entschieden hatte, meinen Lebensmittelpunkt hier in dieser Welt zu haben. Genauso musste ich mich nun endlich für oder gegen eine Beziehung mit Wolfram entscheiden. Und damit dürfte ich jetzt nicht die freundschaftliche Bindung zu ihm mit einbeziehen. Sondern ausschließlich: zu Wolfram stehen, ihn lieben und als Partner anerkennen oder nicht. Dieses Nachdenken machte mich noch müder.

Was hatte mich bisher daran gehindert? Genau! War das wirklich Liebe? Ich war noch nie wirklich verliebt! Und dann war das ja hier nicht so, dass ich es erst mal über längere Zeit versuchen könnte. Es würde direkt geheiratet werden. Dann war ich auf ewig...na ja...zumindest mein Leben lang, mit einem Mann verheiratet! Ich war doch nur ein ganz normaler Junge von der Erde. Normalerweise gehen Jungs wie ich nun an eine Uni oder machen eine Ausbildung. Ich hätte mich vermutlich für Letzteres entschieden und wäre wie mein Vater in einer Bank gelandet. Früher war das zumindest mein Plan. Dann eine nette Frau finden, ein kleines Haus und vielleicht ein oder zwei Kinder. Halt das ganz normale 08/15-Leben! Irgendwie war aber in meinem Leben schon lange nichts mehr normal! Wieso dann auch nicht eine unnormale Beziehung führen? Ich schmunzelte. Ein bisschen Normalität wäre allerdings schön gewesen! Dazu noch der Gedanke, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen in Japan nicht gerne gesehen waren. Hier war das allerdings anders. Hier scherte es niemanden, wer mit wem. Und seit Kurzem wusste ich ja auch noch, dass der Familienplanung deswegen trotzdem nichts im Wege stand!

Ich öffnete meine Jacke und zog aus der linken Innentasche das in Folie eingewickelte Foto von Wolfram heraus.

Bin ich überhaupt fähig dich glücklich zu machen? Ich bin ein Idiot, ein Waschlappen und ein leichtes Bürschchen in deinen Augen, und dennoch willst du mich einfach nicht aufgeben!, ich schmunzelte und schloss die Augen.

Bitte gib mir noch etwas Zeit. Ich lass mir was einfallen, was dich glücklich macht. Aber erst mal will ich dich so wieder sehen, wie ich dich in Erinnerung habe. Das Frau-sein steht dir nicht! , dann schlief ich ein.
 

Conrad Weller rieb sich die schmerzende Schulter und betrachtete seine getane Arbeit. Er hatte mit Planken notdürftig das klaffende Loch, welches die heruntergefallene Bramsaling ins Deck gerissen hatte, notdürftig geflickt. Er war kein Zimmerer, doch so dürfte es wenigstens bis zur Ankunft in einem Hafen halten und dem nebenstehenden, sehr beschädigtem Fockmast etwas mehr Halt geben. Das Schlimmste, was nun passieren konnte, war, das der Fockmast komplett zusammenstürzte. Deshalb hatten die Männer um ihn herum vorsichtig damit begonnen, die anderen Segel abzulassen, um diesen zu entlasten. Solange sie noch über den Hauptmast verfügten, konnten sie mit halber Geschwindigkeit weiterreisen.

„Gute Arbeit, Hauptmann!“, Iossac Glie stand mit breitem Grinsen neben ihm. Auch er hatte die Reling wieder in Stand gesetzt, damit niemand mehr über Bord gehen konnte.

Conrad nickte: „Hoffen wir, das bald Land in Sicht kommt!“

„Deine Gedanken sind beim jungen Herrn, nicht wahr? Keine Sorge“, er richtete sein Augenmerk auf den wolkenfreien, strahlenden Himmel, „ ihm geht es sicherlich gut!“

„Hm, ja!“, doch Conrad machte sich Sorgen. Es beruhigte ihn keinesfalls, dass seine Eminenz zugesichert hatte, es würde Yuuri gut gehen. Ihn beschlich das Gefühl des Versagens. Er hatte Yuuri bei seinem Leben geschworen, ihn zu beschützen. Damals hatte er das nur getan, weil die Seele seiner geliebten Susannah Julia in Yuuri wiedergeboren worden war. Doch nun wollte er diesen Schwur ausschließlich nur für Yuuri erfüllen.

Er liebte Yuuri. Nicht so wie es vermutlich Wolfram tat. Aber zwischen ihnen herrschte diese tiefe Verbundenheit, die in Zeiten, wo immer Krieg geherrscht hatte so selten geworden war. Er legte den Hammer beiseite und blickte sich um. Bis auf den Fockmast waren alle dringlichsten Arbeit zügig erledigt worden. Adalbert von Grantz trug noch eine Ladung riesiger Segeltücher zum Hauptmast, wo sie gegen die Beschädigten ausgetauscht werden sollten. Seine Eminenz hatte auch bewiesen, das er mit Nadel und Faden umgehen konnte und versucht zu retten, was zu retten war. Langsam glitt nun der Rote Seestern wieder über das Wasser.
 

„Yuuri, du kannst nun rein!“, Wolfram rubbelte sich mit einem weichen Frotteehandtuch die letzte Feuchtigkeit aus den Haaren und betrat das Schlafzimmer. Er trug eine der grauen Uniformen, die von dem Dienstmädchen für sie bereit gelegt worden waren. Sie gefiel ihm ganz und gar nicht, aber der Kleiderwechsel war dringend nötig geworden.

„Yuuri?“, er entdeckte seinen Verlobten auf dem Bett liegend. War er etwa eingeschlafen? So lange hatte er nun auch nicht gebraucht! Er trat näher an den Schwarzhaarigen heran, dessen Atem tief und gleichmäßig ging.

„Hm, nachdenken schaut eigentlich anders aus“, flüsterte der blonde Dämon schon etwas enttäuscht. Hatte es vielleicht doch nicht funktioniert? Er würde es dennoch weiterhin versuchen. Diese Reise hier, jetzt nun nur noch zu Zweit, war ihre letzte Möglichkeit, diese Sache endgültig zu klären. Er setzte sich behutsam auf die Bettkante. Er sah so friedlich aus wenn er schlief. Doch, was hatte er da in der Hand?

Vorsichtig beugte Wolfram sich über ihn, um einen besseren Blick darauf zu bekommen.

Es war das Bild, welches Miko von ihm gemacht hatte in der Nacht vor der großen Reise. Yuuri hatte es bei sich? Sein Herz sprang vor Freude! Er machte sich also doch Gedanken um ihn! Es klopfte leise an der Zimmertür.

„Herein!“

Das Dienstmädchen von vorhin betrat schüchtern das Zimmer: „Mylady lässt ausrichten, dass das Abendmahl für ihre Heiligkeit hergerichtet ist. Ich soll euch in den großen Speisesaal geleiten!“

Was nun? Yuuri schlief tief und fest. Anscheinend hatte er sich wirklich verausgabt. Aber Lady von Hundshaupten warten zu lassen wäre unhöflich! Er erhob sich und ging zum Schreibtisch. In einer Schublade fand er das wonach er suchte: eine Feder, Tusche sowie Papier. Schnell notierte er darauf eine Botschaft und legte sie neben den schlafenden Maou:

„Ich bin bald wieder bei dir! Schlaf ruhig weiter!“

Mit verschämter Röte um die Nasenspitze hauchte er ihm vorsichtig einen Kuss auf die Stirn, wandte sich um und folgte dem Dienstmädchen aus dem Zimmer.
 

Ich saß in einem dunklen Zimmer und starrte auf vier Punkte. Ich hatte in der letzten Zeit oft viel Seltsames geträumt, daher war dies eine willkommene Abwechslung. Keine Hexen, keine Flüche, keine Delfine. Sehr schön. Diese Punkte hatten jeweils eine andere Farbe. Der Erste war tiefblau wie der Ozean, der Nebenliegende hatte ein sehr helles Lichtgelb und der Darauffolgende war Moosgrün. Der letzte Punkt leuchtete Flammenrot.

All diese Punkte schienen zu schweben. Sie schwebten in unterschiedlicher Entfernung zu mir, wobei mir der Blaue am nächsten und der Rote am Entferntesten waren.

Ich streckte vorsichtig meinen Arm nach dem blauen Punkt aus und erschreckte fürchterlich, als dieser daraufhin auf mich zu schoss.

„Ich bin der Geist des Elementes Wasser!“, rauschte eine Stimme, „Wir schlossen vor einiger Zeit unseren Pakt stillschweigend. Ich bin hier, um diesen Pakt zu erneuern. Ihr seit der Maou. Erwählt und ausgestattet mit der von ihm erschaffenen Seele des großen Shinou, unserem ersten Verbündeten.“

Ich war sprachlos. Der Punkt sprach! Nun flog der Hellgelbe zu mir herüber und blieb neben dem Blauen schwebend stehen: „Ich bin der Geist des Element des Windes!“, flüsterte es, „wir schlossen schon flüchtig einen Pakt. Dennoch gewährte ich euch, dem großen Maou, bisher nicht, mich voll und ganz zu kontrollieren. Ich bin hier, um mit euch das Bündnis einzugehen, den Wind zu befehligen!“

Schon strahlte der Grüne daneben auf: „Ich bin der Geist des Elementes Erde und Stein. Ihr habt die von mir übergebene Macht noch nicht zu voller Gänze erkannt“, seine Stimme klang dunkel und kräftig, nicht so rauschend wie das Wasser oder so leicht wie der Wind,

„ Ich bin nun hier um unseren Pakt zu bestärken!“

Während alle drei bisherigen Punkte es sehr eilig hatten zu mir zu kommen, um mir ihre Absicht kundzutun, schlich der rote Punkt mehr langsam auf mich zu, als ob er sich noch nicht so sicher sei, was er von mir zu halten habe: „Ich bin der Geist des Elementes Feuer“, zischte er. Es war kein unangenehmes Zischen, eher warm und weich, „Ihr habt bisher noch keinen Pakt mit mir geschlossen!“

Schmollte er deswegen? Können Elementgeister schmollen? Irgendwie erinnerte mich dieser Punkt an Wolfram!

Oh je...jetzt denk ich schon an Wolf während ich Pakte abschließe!

„Ich bin hier um euch die Herrschaft über das Feuer anzubieten und mit mir das Bündnis zu besiegeln!“

Ich nickte und hielt meinen Arm weiterhin vor mich ausgestreckt. Ein Punkt nach dem Anderen flog nun auf meine Hand zu und verschwand in deren Handfläche. Eine unbeschreibliche Wärme und Energie durchströmte mich und der dunkle Raum, in dem ich zu vor stand wurde schlagartig hell. Und da stand sie.

Wunderschön und mit strahlendem Lächeln: „Nun ist es an der Zeit, dass wir Beide Abschied voneinander nehmen, Yuuri!“

Ihre Stimme klang nicht mehr so traurig wie sie es oft tat, wenn wir uns in meinen Gedanken trafen.

„Aber warum, Julia?“, fragte ich sie da schon bedrückter.

Ihr Lächeln konnte Herzen erwärmen: „Weil du mich nicht mehr brauchst, Yuuri! Du bist nun soweit!“

„Ich bin was? Ich bin sicherlich noch nicht bereit!“, ich machte einen Schritt auf sie zu.

Sie strich sich eine Strähne ihres langen, hellblauen Haares hinter das Ohr: „Glaube an das Innerste deiner Selbst! Du bist nun ein vollwertiger Dämon, Yuuri. Du hast schon sehr oft bewiesen, dass du ein großartiger Maou bist. Shinou hatte Recht, als er mir damals sagte, das mit dir der größte Maou aller Zeiten über mein geliebtes Shin Makoku herrschen wird. Du bist nun erwachsen, mein kleiner Yuuri.“

„Was geschieht nun mit dir?“, ich wollte sie berühren, doch es gelang mir nicht.

Doch sie streckte ihre Hand aus und obwohl sie blind war, schaute sie mir direkt ins Gesicht und direkt in mein Herz: „Mach dir keine Sorgen um mich! Die Erinnerungen meiner Seele, welche in dir erweckt wurden, bleiben dir erhalten. Und somit bleibe ich immer in deinem Herzen, so wie du in meinem.“

„Aber... was ist mit Conrad?“

„Yuuri, ich bin vor langer Zeit gestorben und Conrad weiß das. Er hat damit gelernt umzugehen und auch meine Entscheidung akzeptiert, warum ich damals gehen musste. Er hat nun dich. Du bist wie unser Kind. So wie ich vom Jenseits über dich wachen werde, wird er es weiterhin vom Diesseits tun.

Du wirst dich nun nicht mehr in deine zweite Persönlichkeit verwandeln müssen. Das ist nicht länger nötig. Du hast den Pakt der Elemente geschlossen. Du bist nun weitaus mächtiger als es Shinou zu Lebzeiten war und dennoch wissen wir, dass du diese Macht stets weise einsetzen wirst, auch ohne mein Zutun. Ich bin sehr stolz auf dich!“

Unsere Finger berührten sich. Sie war mein altes Ich. Mein Leben vor diesem Leben. Und sie wollte mich verlassen. Lady Susannah Julia, die große Weiße, von Winscott, wollte mich verlassen und ins Jenseits übertreten! Mir liefen die Tränen die Wangen herunter. Dennoch versuchte ich zu lächeln. Sie hatte Recht. Sie konnte nicht ewig auf mich achten.

Sie schritt nun auf mich zu, blieb vor mir stehen und nahm den blauen Stein an meiner Brust, ihren Talisman, in ihre Hand: „Mein Yuuri, erfülle diesen Stein mit deiner ganz eigenen Art von Magie. Lass die Hoffnung und die Liebe, die du in dir trägst auf unsere geliebte Welt strahlen. Lass dich nie verführen von der Dunkelheit. Sei du selbst!“

„Susannah Julia“, ich schluchzte.

„Yuuri, erst die Summe der Erinnerungen, die Schönen aber auch die Traurigen, machen uns zu dem was wir sind! Vergiss mich nicht. Ich trage dich stets im Herzen. Leb wohl!“

Sie küsste mich auf die Stirn und lächelte ein letztes Mal.

Und so verschwamm langsam ihre Gestalt vor meinen Augen. Ihre freundlichen, gütigen Augen. Ihr Lächeln. Ihre weisen Ratschläge und auch oft ihr unterstützendes Eingreifen. All das würde es nicht mehr geben. Ich sank auf die Knie. Meine Tränen tropften auf den Boden. Wenn sich so erwachsen werden anfühlte, dann hätte ich ruhig noch länger Kind bleiben wollen!
 

Es ist vollbracht! Der Pakt ist beschlossen und er ist eins mit sich! Nun ist er so wie ich ihn gesehen habe!

Ken Murata lehnte sich mit dem Rücken an die Reling und blickte in Fahrtrichtung über den Ozean: „Hat er es verkraftet?“, fragte er Shinou mit melancholischem Blick.

Ich denke schon, kam nur zögerlich zur Antwort.

„Sie hat sich oft in seine Belange eingemischt, ihn aber auch oft vor Schlimmeren bewahrt und vergiss nicht, dass sie einen großen Beitrag dazu beigetragen hat, dass du noch hier bist!“, Murata seufzte.

Sie war eine von mir erschaffene Seele. Sie war fast perfekt. Und das was von ihr geblieben ist, ist perfekt! Aber es wurde Zeit!

„Ja. Du lobst dich schon wieder selbst in den Himmel!“, er lachte auf, „Und, ja. Ich weiß. Er hat sich noch zu sehr auf sie verlassen! Es wurde wirklich Zeit!“

Er löste sich von der Reling und beschloss, zu den Unterkünften zurück zu kehren: „Es war zudem sein Wunsch endlich alleine Verantwortung zu übernehmen. Und er war schon lange bereit dazu. Vielleicht sieht er das nun endlich selber ein!“

Er erreichte die Türe, die zum Unterdeck führte, als die Schiffsglocke mehrfach ertönte. Er hielt kurz inne und blicke nach oben auf den Hauptmast. Dort saß ein Matrose mit Fernrohr und schlug die Glocke: „LAND IN SICHT! LAND IN SICHT!“

„Das wurde Zeit!“, flüsterte Murata, wandte sich um und ging langsam die Treppen hinunter.
 

„Ich befürchte, es ist nicht das, was ihr sonst gewöhnt seid, eure Heiligkeit!“, Erika von Hundshaupten hatte die Tafel reichlich eindecken lassen. Normalerweise hätten all diese Speisen gewöhnlicherweise für ein Bankett mit mehreren Gästen gereicht. Wolfram war beeindruckt. Selbst zu Zeiten, wo man ihn mit königlicher Hoheit angesprochen hatte, hatte er noch nie so eine Auswahl und Fülle an exquisiten Gerichten vorsetzt bekommen.

Er legte sich eine Wachtel neben die Rosmarinkartoffeln auf den Teller und lächelte seine Gastgeberin an: „Es ist alles zu meiner vollsten Zufriedenheit! Ich weiß gar nicht, wie ich ihnen ihre Gastfreundschaft vergelten könnte!“

Erika lachte gekünstelt, wie es sich für Damen am Hofe gehörte, auf: „Aber, aber! Ihre erleuchtete Anwesenheit ist Dank genug! Was ist denn mit ihrer reizenden Begleitung?“

Ein Bediensteter zeigte Wolfram das Etikett einer wohl erlesenen Weinflasche. Er kannte weder das Weingut, noch sagte ihm etwas die Bezeichnung, daher nickte er nur zustimmend und wandte sich wieder an Erika: „Er war sehr erschöpft. Ihr müsst wissen, dass wir wirklich in einen Sturm gerieten und er hat mich aus einer brenzligen Situation heraus gerettet. Leider hat ihn das wohl mehr zu schaffen gemacht, als es bei unserer Ankunft den Anschein machte“.

Erika nickte, zögerte dann aber: „Wie konntet ihr denn bei euren Fähigkeiten in solch eine Notlage geraten?“

Beinahe verschluckte er sich an der Rosmarinkartoffel, welche er sich aus der Zunge zergehen lassen wollte. Diese Speisen waren wirklich vorzüglich! Nichts gegen das Essen auf dem Schloss des Blutigen Eides, aber hier stimmte alles auf den Punkt genau!

„Ich weiß es selbst nicht so genau!“, was sollte er nun sagen, damit er nicht aufflog, dass er nicht Shinou, sondern Wolfram von Bielefeld war?

Er biss sich überlegend auf die Unterlippe: „Vielleicht, weil ich zur Zeit wirklich nicht ich selbst bin. Sie sagten mir doch, dass sie mir und meiner Familie seit Generationen treu ergeben sind, nicht wahr? Ich kann ihnen doch vertrauen, oder?“ Wolfram versuchte eine geheimnisvolle Miene aufzusetzen.

Erikas Augen weiteten sich und sie beugte sich neugierig zu ihm herüber: „Aber natürlich! Ich würde alles tun, wenn ich dadurch euer Majestät helfen kann!“

Wolfram grinste innerlich. Es funktionierte. Vielleicht könnte er Informationen erlangen, die ihn und Yuuri weiterbrachten.

„Mir wurde etwas gestohlen und wir waren auf der Suche danach!“

„Nein! Wie schrecklich! Wer wagt es denn euch zu bestehlen?“

„Das konnten wir auch noch nicht herausfinden, doch die Spur führte uns vor ihre Küste!“

„Ich kann ihnen versichern, oh großer Nanatsu, dass meine Mannen und ich es nicht wagen würden...“

„Gewiss, gewiss! Das habe ich auch nie bezweifelt, meine Teuerste! Aber vielleicht habt ihr es gesehen!“, Wolfram legte verführerisch den Finger über die Lippen.

„Um was handelt es sich denn?“, Erikas Neugier war kaum zu bremsen und genau das war es, was Wolfram erreichen wollte.

„Es ist ein Zepter. Es schaut ganz herkömmlich aus, nur birgt es große Kräfte, die nur ich allein entfesseln kann.“

Erika schien nachzudenken: „Ein Zepter, sagt ihr?“

„Hm, ja!“

„Leider ist mir von keinem Zepter, welches in der jüngsten Vergangenheit hier gesichtet wurde, bekannt. Aber die Hauptstadt ist auch nur eine halbe Tagesreise entfernt. Vielleicht versuchen es die Diebe dort auf dem Markt zu verkaufen!“

„Das ist gut möglich!“, Wolfram ließ sich die Wachtel schmecken.

Erika sprang auf: „Wenn ihr es wünscht, lasse ich sofort eure Pferde satteln für eure Reise nach Kumo. Man sollte diesen Dieben keinen allzu großen Vorsprung lassen!“

„Da habt ihr vermutlich auch wieder Recht!“, flüsterte er, „Es ist schön, an einer Tafel mit einer bezaubernden Lady zu sitzen, welche noch so engagiert mitdenkt!“

Erikas Gesicht schimmerte rötlich: „Aber eure Heiligkeit! Beschämt mich doch nicht so! Ich werde umgehend alles in die Wege leiten! Vielleicht sollten sie sich unter das Volk mischen um eher an Hinweise zu kommen. Mein jüngerer Bruder hat eine Bürgerliche geheiratet. An sich eine Schmach, aber in unserem Falle ganz nützlich. Ihre Familie führt eine Pension. Ich werde dort ebenfalls euer Erscheinen ankündigen und um Mithilfe bitten!“

Wolfram nickte mit zuckersüßem Lächeln. Er hatte es geschafft. Sie würden dieses Schloss schnellstmöglich verlassen können und somit hatte er Yuuri wieder aus den Fängen einer potenziellen Konkurrentin gerettet. Zudem hatten sie nun die Zusicherung von Pferden und Proviant für die Reise in diese Hauptstadt namens Kumo, wo sie auch eine Unterkunft erwarten dürften. Wenn die Anderen ebenfalls gut aus dem Sturm herausgekommen waren, dann bestand durchaus die Möglichkeit, sie dort wiederzufinden.
 

Ich schrak auf und spürte das durch meine im Schlaf vergossenen Tränen klamme Kissen unter meinem Gesicht.

Sie war tatsächlich verschwunden. Ich war allein. Allein in meinem Körper und allein in diesem Zimmer. Denn mir fiel direkt die offene Badezimmertür sowie Wolframs Abwesenheit auf. Wo steckte er nur? Meine Hand ging nochmals über das Gesicht, um die letzten Tränen zu verwischen. Dann ließ ich sie neben mich auf die Matratze fallen. Unter meiner Hand knisterte es und mein Blick richtete sich auf ein kleines Stück Papier, welches zusammengefaltet direkt neben dem Foto lag.

Hatte er etwa das Bild gesehen? Was mochte er wohl gedacht haben, als er gesehen hatte, dass ich ein Bild von ihm mit mir trug? Dabei hatte ich es ja eigentlich nicht gewollt. Doch jetzt war ich meiner Mutter dankbar dafür gewesen, dass sie es mir eingesteckt hatte. Nun steckte ich das Bild wieder in meine Brusttasche. Wie hatte Murata gesagt: Das was einem Wichtig ist am Herzen tragen. Er hatte Recht behalten. Wie so oft.

Ich nahm das Blatt und entfaltete es. Es war eindeutig Wolframs wunderschöne Handschrift, doch was nützte mir die schönste Schrift, wenn ich nicht fähig war, sie zu lesen.

Moment! Julia hatte gesagt, dass die Fähigkeiten ihrer Seele in mir, die bereits erweckt worden waren, bleiben würden! Julia war von Geburt an blind gewesen. Sie hatte das Schreiben und Lesen daher nicht mithilfe ihrer Augen erlernt, sondern über ihre Sinne. Ich legte meinen Finger auf die schwungvoll notierten Buchstaben, schloss die Augen und ließ diesen über die einzelnen Reihen fahren. Es funktionierte tatsächlich noch! Ich konnte die Wörter vor meinem inneren Auge erkennen!
 

Yuuri

Ich wollte dich nicht wecken

Hoffentlich hast du gut schlafen können

Ich kehre bald zurück und bringe dir etwas zum Essen mit

Wolfram
 

Er war also zum Essen geholt worden. Dann würde er bestimmt bald wieder hier sein. Ich hatte auch großen Hunger, aber jetzt aufstehen und durch dieses fremde Schloss irren, dazu fehlte mir die Kraft. Ich ließ mich wieder rückwärts auf das feuchte Kissen fallen und verschränkte die Arme über meinem Gesicht.

Warum ausgerechnet jetzt? Warum musste Susannah Julia ausgerechnet jetzt verschwinden? Sie hatte mir irgendwie ein Gefühl der Sicherheit gegeben. Wenn ich nicht mehr Herr über meine Sinne oder eher über meine magischen Fähigkeiten war, hatte sie mich geführt.

Ich war also nun eins mit mir selbst. Bisher fühlte ich mich genauso wie vorher. Was sollte sich geändert haben? Auch Äußerlich war ich dem Maou schon ähnlicher geworden. Das war aber eher dem natürlichen Lauf der Dinge zu zu schreiben als der Tatsache, dass ich der Maou war. Ich hörte im Hintergrund das Öffnen einer Türe und das jemand etwas hereinrollte. Ich sah nicht auf. Ich blieb in meiner Position liegen. Die Türe wurde wieder geschlossen. Ich hatte nun den Pakt mit den Elementen richtig geschlossen. Ich verfügte nun über noch mehr magische Fähigkeiten. Ob ich sie jemals einsetzen würde müssen? Ich hoffte nicht. Wir hatten doch friedliche Zeiten. Groß-Simaron verhielt sich ruhig. Klein-Simaron und das Reich des Heiligen Sandes hatten mit ihren innerpolitischen Problemen genug zu kämpfen. Irgendwann würde es vermutlich wieder Annäherungsversuche zwischen uns geben. Wolfram würde aufpassen wie ein Luchs, dass diese Gespräche mit Sara nicht zu lange dauern und ohne seine Aufsicht ablaufen würden. Die Matratze unter mir schwankte etwas. Ich öffnete die Augen und sah direkt in ein Paar smaragdgrüne.

„Geht es dir nicht gut, Yuuri?“, Wolfram hatte sich besorgt über mich gebeugt. Von dem, was wenige Stunden zuvor vorgefallen war, wollte keiner von uns beiden anfangen.

„Sie ist weg!“, flüsterte ich leise und mein Blick glitt traurig an ihn vorüber um am Baldachin zu verharren.

„Wer?“, fauchte er, „Hast du dich hier etwa in der Zwischenzeit über ein Dienstmädchen hergemacht, du Lüstling?“

„Was?“, fuhr ich erschrocken zusammen, doch mir fehlte jetzt auch irgendwie die Lust zum Streiten, daher verdrehte ich nur die Augen und blickte zur gegenüberliegenden Wand.

Wolfram zögerte. Anscheinend weil er es gewöhnt war, dass ich alles abstritt was er mir zum Vorwurf machte. Seine plötzlich aufgetauchte Zornesröte verschwand ebenso schnell wieder wie sie aufgetaucht war. Mit ernster Miene setzte er sich neben mich auf die Matratze: „Nun sag schon!“

„Susannah Julia. Sie hat sich verabschiedet nachdem ich die Bündnisse mit den vier Elementen erneuert und abgeschlossen habe!“

„Du hast was?“, Wolfram sprang erstaunt auf, setzte sich aber direkt wieder.

„Ja, der Trank aus dem Tempel des Shinous hat wohl Wirkung gezeigt. Murata sagte ja, das es etwas dauern könnte“, diese Erklärung war wohl mehr an mich selbst gerichtet.

Wolfram wandte sich mir nun komplett zu: „Du weißt, was das heißt? Die Elemente haben dich vollends akzeptiert und als Maou anerkannt. Alle vier Elemente. Das kam seit Shinou selbst nicht mehr vor! Du bist nun... perfekt!“

„Ähm... Danke!“, doch ich schien mich nicht begeistert genug darüber für Wolfram anzuhören.

„Es war doch nur eine Frage der Zeit wann es soweit ist, Yuuri. Sie ist seit über 20 Jahren tot. Sie gehörte nicht mehr in unsere Welt!“, versuchte er mich zu trösten.

„Ja“, murmelte ich, „dennoch... dennoch fühle ich mich nun so allein!“

„Das bist du aber nicht!“, er lächelte mich voller Zutrauen an, „Du hast Conrad und Gwendal und Günter. Und unsere Greta! Und all die anderen!“

„Dich auch?“

Er lachte leise auf: „Natürlich, du Waschlappen! Als könnte ich jemals von deiner Seite weichen! Du bist mein Verlobter!“

„Stimmt, der bin ich!“,schmunzelte ich und bemerkte Wolframs erstaunten Gesichtsausdruck. Ich hatte ihm zum ersten Male weder widersprochen noch anders darüber gedacht.

Er sprang plötzlich auf: „Ich habe dir dein Abendessen mitgebracht!“, und er wies auf einen riesigen Servierwagen, der unter der reichlichen Auswahl an mitgebrachten Speisen zu zerbrechen drohte.

Und ich muss sagen, ich hatte einen Mordshunger!

„Aber vielleicht solltest du vorher doch baden! Du stinkst erbärmlich!“, mein blonder Lieblingsdämon rümpfte die Nase und ich lachte auf.

„Dann lässt du mich in Zukunft am Besten doch zuerst!“, ich schnappte mir eine Geflügelkeule und hüpfte ins Bad.



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