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Charlie und ich

Eine Kindergeschichte über Katzen
von

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Charlie und ich
 


 

Als ich noch klein war, bekam ich Charlie geschenkt.

Charlie war ein echter Tiger, wild und tapfer, er stellte sich jeder Gefahr und besiegte sogar einmal meine Angst vor dem Monster unterm Bett, denn er ist einfach drunter geklettert und hat es besiegt.
 

Er war nun mal ein echter Held, manchmal war er aber auch mein Schmusekater, dann kam er abends in mein Bett und kuschelte sich an mich und wir hielten uns die ganze Nacht im Arm und uns gegenseitig warm.

Wenn es beim Essen Sachen gab, die ich nicht wollte, schubste ich sie unbemerkt zu Charlie und er danke es mir, in dem er seinen Kopf an mein Bein schmiegte und die ekligen Sachen auffraß.
 

Doch eines Tages sagte Mama:

„Charlie ist nun schon sehr alt, er hat eine schlimme Krankheit, die man Krebs nennt.

Du kannst dich von ihm verabschieden.“
 

Was sollte denn ein Krebs sein? Das war doch eigentlich ein komisches Tier, das seitlich läuft, oder? Und was sollte so ein hässliches Tier meinem Charliehelden schon antun können? Und selbst wenn, dann würde ich das doofe Tier einfach tothauen!
 

Aber… Als ich ihn da sah, glaubte ich ihr nicht, dass das Charlie war.
 

MEIN Charlie, mein tapferer Held… er war zusammengekauert und ganz klein, er sah traurig und müde aus. Wann war er so geworden?
 

„Papa bringt ihn nun zum Tierarzt“
 

Zum Tierarzt? Dann geht es ihm danach vielleicht wieder gut?

Ich umarmte ihn und sagte ihm, dass er tapfer sein soll und Papa nicht wieder so dolle kratzen soll. Ich mochte ja selbst keine Spritzen, aber Mama sagte, dass die Spritzen helfen würden. Ich versprach Charlie, dass er bei seiner Rückkehr mit mir nach den Glühwürmchen schauen durfte.

Aber Charlie kam nicht wieder. An diesem Abend nicht, nicht am nächsten Tag und auch in der ganzen Woche nicht, egal wie oft ich wieder einschlief und aufwachte, Charlie lag nicht mehr neben mir, er biss mir morgens auch nicht mehr in die Nase um mich zu wecken und er kratzte auch nicht an meiner Tür, weil er raus wollte…
 

Charlie war weg. „Die Krankheit war zu groß, er musste für immer einschlafen, verstehst du? Charlie ist über die Regenbogenbrücke in den Katzenhimmel gegangen!“,

sagte Mama nur und versuchte mich zu trösten.

Doch ich wollte mich gar nicht trösten lassen. Ich war sauer. Ich war sauer und traurig. Auch auf Charlie, weil er mich alleine gelassen hatte.

Ohne ihn hatte ich nachts wieder Angst, denn das Monster ließ sich nur von ihm verscheuchen. Mir war morgens kalt, weil seine warme Brust mich nicht mehr wärmte und den Fisch musste ich nun auch alleine essen ...
 

Seit Charlie weg war, war es wirklich sehr blöd geworden…

„Du bist ja nur noch mies gelaunt“ sagte Mama und seufzte.

Ich schenkte ihr aber nur einen wütenden Blick und verschränkte die Arme.

„Ist mir egal, seit Charlie weg ist, ist ja auch alles blöd. Blöd und mies!“

„Vielleicht findest du bald einen neuen Freund!“ sagte sie.
 

WAS? Einen neuen Freund? Charlie war einzigartig, wie konnte sie so etwas sagen?

Ich verschwand auf mein Zimmer und beschloss ein Bild von Charlie zu malen, ein Foto hatte ich ja schon, aber ich wollte ein ganz großen, also klebte ich zwei große Blätter aus dem Block zusammen und malte ein riesiges Portrait von Charlie. Toll sah es aus. Später wollte ich Mama um einen Rahmen bitten, aber da klopfte es an meinem Zimmer.

„Ja?“ fragte ich ganz erstaunt.

„Darf ich hereinkommen?“ „Ja doch, Papa!“

Aber Papa kam gar nicht, stattdessen sah ich einen kleinen Schatten.
 

Charlie?? War das wirklich mein Charlie??

Doch als der kleine Schatten näher kam, sah ich, dass es eine andere Katze war.

Sie war kein Tiger, sie war nur weiß und hatte schwarze Füße, sonst sah sie total langweilig aus.

„Das hier, Lino, ist Misses Coco von Schwarzfuß, wir haben sie heute aus dem Tierheim geholt.“

„Was ist denn das für ein doofer Name!“, fiel mir nur ein.
 

„Willst du sie nicht mal anschauen oder hochnehmen?“, fragte Mama, da ich mich auf meinem Stuhl weggedreht hatte.

„Nein! Ich will nur Charlie!“, sagte ich.

„Misses Coco (von Schwarzfuß) war sehr lange alleine im Tierheim. Sie war ganz traurig und einsam. Vielleicht kannst du sie etwas trösten!“

Mama und Papa tuschelten und machten einfach die Tür hinter der Katze zu. Was sollte das?
 

Zuerst wollte ich sie gar nicht anschauen, warum auch? Sie war weder ein Tiger noch Held,

sie war kein Charlie!

Sie war nicht mein Freund.

Und schon gar nicht würde sie jemals Charlie ersetzen können!

Als ich das Foto von Charlie sah, musste ich wieder daran denken, dass er niemals mehr zurückkommt, weil er nun im Himmel ist ich musste das erste mal anfangen zu weinen, ich hatte erst nun verstanden, dass er nie niemals mehr zurück kommen wird.

Plötzlich fühlte ich etwas auf mich hüpfen und eine warme, aber kratzige Zunge in meinem Gesicht. Misses Coco leckte mich ab, sie hatte meinen Tränen aufgeschleckt.
 

Ich sah sie verwirrt an. Charlie, der tröstete mich anders. Der wollte immer kämpfen und biss mir in die Finger, wenn ich weinte und lenkte mich ab, aber Misses Coco tröstete mich.

Sie drückte ihren Kopf an meine Brust.

Sie war ganz flauschig und weich. Anders als Charlie.
 

„Vielleicht….“, sagte ich zu ihr. „Willst du Charlie gar nicht ersetzen? Das kannst du nämlich eh nicht. Er war nämlich mutig, weißt du? Mutig und ein echter, wilder Tigerkater.

Aber du siehst nicht mutig aus. Du bist so weich und klein und flauschig.. und du hast Stiefelchen an… das sieht lustig aus.

Charlie hat immer den Fisch gegessen und das Monster unterm Bett verjagt. Draußen hat er mit mir Glühwürmchen gefangen und… das darfst du keinem verraten, er hat sie auch ab und zu gefressen... Und Charlie hat….

Charlie war….“

Dann erzählte ich Misses Coco die ganze Geschichte und sie hörte mir dabei die ganze Zeit zu, ohne von meinem Schoß zu springen, sie ließ sich ganz viel streicheln, Charlie mochte das nicht so, er war ja auch ein mutiger Junge.

„Und du..? Bist du überhaupt ein Junge?“

In dem Moment kam Mama in mein Zimmer.

„Hey… ist das kleine Flauschmonster hier eigentlich ein Junge oder ein…“

„Misses Coco ist ein Mädchen.“

„Achso…“, nuschelte ich, deshalb war sie vielleicht so klein und wollte so viel schmusen?
 

“Wieso war sie denn in einem Heim?“

„Die Leute vom Tierheim haben sie und ihre 4 Katzengeschwisterchen ganz alleine an einem Waldrand gefunden. Sie war die einzige, die noch keine neuen Besitzer gefunden hat. Sie war lange Zeit im Tierheim. Du solltest lieb zu ihr sein.“

„Mhh“… „Du Mama, ich brauche einen Bilderrahmen, kannst du das Charlie Bild da rein machen? Ich gehe mit Coco ein bisschen raus!“

“In Ordnung. Sei aber vorsichtig, damit sie dir nicht wegrennt. Sie kennt dich ja noch nicht.“

“Jaaa!“ rief ich nur und war schon am Rauslaufen.
 

Misses Coco rannte aber nicht weg, sie blieb direkt an meiner Seite.

Sie schaute mir zu und sie kuschelte viel mit mir.

Sie fraß zwar auch gerne den Fisch und verjagte manchmal das Monster unter dem Bett, aber sie war kein Held oder wilder Tiger.

Sie war ja aber auch sehr lange alleine gewesen. Sicher war sie so traurig wie ich. Trotzdem hat sie mich immer getröstet. Sie war ein schönes weißes Mädchen mit vier schwarzen Stiefelchen an, sie war eine Schmuserin und meine Trösterin.

Misses Coco von Schwarzfuß blieb für immer an meiner Seite.
 

Misses Coco ist nicht wie Charlie, aber ich habe sie trotzdem lieb.

Charlie habe ich auch sehr lieb.



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