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Alle Jahre wieder...

von

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Rita ist 14 Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie in einem Vorort von Essen. Das liegt im Westen von Deutschland. Vorort von Essen kann man eigentlich nicht so richtig sagen, denn es könnte auch ein Vorort von Mühlheim an der Ruhr sein. Die Stadtgrenzen im Ruhrpott sind nicht immer ganz eindeutig. Rita geht in die 8. Klasse des Maria-Wächtler-Gymnasiums in der Rosastraße. Sie gehört weder zu den besten Schülern, noch hat sie einen besonders großen Freundeskreis. Eine typische Durchschnittsschülerin.

Seit einigen Monaten ist sie mit Lukas und Sophie befreundet. Lukas ist so alt wie Rita, Sophie ist ein Jahr älter und beide gehen am Helmholtz-Gymnasium zur Schule. Beide Schulen trennte nur ein Gehweg von etwa zwei Minuten, weshalb sich Rita nun oft mit ihren neuen Freunden in der Pause trifft. Ihre Klassenkameraden schauten sie anfangs immer schief an, aber mittlerweile scheinen sie sich daran gewöhnt zu haben, denn es kommen nicht mehr so viele blöde Kommentare wie im Sommer, als die Freundschaft noch ganz frisch war. Irgendwann haben sie dann angefangen, sich vermehrt zu Hause zu treffen, mal bei dem einen, mal bei dem anderen. Je nachdem, wie sie Lust und Laune hatten.
 

Rita hatte Sophie vor einigen Monaten in Düsseldorf kennen gelernt. Dort war sie zusammen mit ihrer Familie hingefahren, weil sie in der Zeitung etwas von einem Japantag Düsseldorf erfahren hatten. Und weil Familie Grünert schon länger keinen Ausflug mehr gemacht hatte, entschied man sich für den Sprung in eine andere Kultur. Wenn sie jetzt so daran dachte, war es für Rita wie ein Sprung in eine komplett andere Welt. Sie wusste ja schon vorher, dass Japaner spezielle Kleidung für solche Anlässe haben, so genannte Kimonos. Aber auf die vielen anderen bunten Gestalten war sie wirklich nicht vorbereitet worden.

Wie aus Computerspielen und Zeichentrickfilmen entsprungen sahen viele der Besucher aus. Sie trugen knallbunte Kleidung und Perücken in allen Farbvarianten. Rita hatte sich die ganze Zeit gefragt, wo man so etwas herbekam. Einige hatten sogar große, selbst gebastelte Waffen dabei und fotografierten sich gegenseitig. Familie Grünert stolperte von einem Stand zum anderen, wohl bedacht darauf, keinem der bunten Besucher zu nahe zu kommen und das Angebot und die Aktionen an den verschiedenen Tischen nur nebenher beachtend. Vater Grünert hatte irgendwann sein Smartphone gezückt und ebenfalls angefangen, das Treiben zu dokumentieren. Er schien davon völlig fasziniert zu sein.

Nachdem Rita ihren Papa einige Zeit beobachtet hatte, wie er zwischen den Besuchern umher hechtete, kurz einige Worte mit ihnen wechselte und dann ein Bild machte, fiel ihr auf, dass hauptsächlich junge Leute so bunt kostümiert herumliefen. Sie kannte natürlich den Fasching im Ruhrpott, vor allem in Köln und Düsseldorf, glaubte aber, dass es sich hier um etwas völlig anderes handelte. Einige Zeit später kam ihr Vater zurück und man entschied sich dazu, bei einem der Essensstände eine kleine Pause zu machen. Während Vater Grünert versuchte, sein Tempura mit den Stäbchen zu meistern, schauten sich Rita und ihre Mutter die Bilder an, die er gemacht hatte.

„Die Perücke sieht ja toll aus!“, meinte Mutter Grünert.

Sie hatte Recht, denn auf dem Kopf von dem Mädchen türmte sich eine schwarze Perücke mit einem seltsam aussehenden Hut auf, aber das Kostüm war im Vergleich zu den vielen anderen eher in langweiligem Weiß gehalten, wie Rita fand.

„Ich frage mich ja, in welchem Laden man solche Kleidung kaufen kann...“, meinte sie damals.

„Das kann man nicht kaufen...“, antwortete ein Mädchen, das mit ihnen am Biertisch saß, „Die nähen das alles selber.“

Rita und ihre Mutter sahen sich an und wandten sich dann dem Mädchen zu, das vor sich ein kleines Buch liegen hatte, in das sie etwas mit Bleistift zeichnete.

„Ich heiße Sophie“, sagte sie und reichte Rita die Hand.

Diese erwiderte die Geste etwas schüchtern.

„Ich bin Rita... ... Du scheinst dich ja da etwas besser auszukennen?“, fragte sie.

Sophie legte ihren Stift beiseite.

„Was die da machen, nennt sich Cosplay...“, erklärte sie, „Die Leute suchen sich Figuren aus Manga und schneidern deren Kostüme nach.“

„Manga, das sind doch diese japanischen Comics, oder?“, vergewisserte sich Rita.

Manga kannte sie natürlich, auch wenn sie selber noch keine besaß. Aber in Buchläden und Zeitungsgeschäften an Bahnhöfen fand man die Comics aus Fernost. Rita kannte nur ein paar japanische Zeichentrickfilme, die in letzter Zeit abends immer im Fernsehen gezeigt wurden. Und natürlich Pokémon.

„Die nähen das wirklich alle selbst?“, fragte Mutter Grünert nun erstaunt.

„Ja, na ja die meisten.“, meinte Sophie mit einem Schulterzucken., „Einige kaufen ihre Kostüme auch im Internet, aber die sind meist nicht so toll.“

„Und wie lernen die das?“, fragte Rita, nun etwas mutiger.

„Üblicherweise bringen sie sich das selber bei. Es gibt zum Beispiel Zeitschriften, in denen Muster enthalten sind und mit deren Hilfe und einer genauen Erklärung kann man dann selbst etwas nähen. Vieles ist aber auch einfach Ausprobieren.“

„Aha.“, meinte Rita nur, „Ich könnte sowas nie.“

„Ich hab mich anfangs auch schwer getan, aber mittlerweile kann ich einfache Sachen nähen.“

„Oh...“

Rita und ihre Mutter sahen Sophie von oben bis unten an, soweit ihnen das möglich war. Erst jetzt sahen sie, dass das Mädchen mit den blonden Zöpfen einen Rock anhatte, dessen Muster man wohl auch nicht in jedem alltäglichen Bekleidungsgeschäft zu sehen bekam. Sophie erriet sofort die Gedanken der beiden.

„Ja, der ist selbst genäht.“

„Wahnsinn... Wär sowas nichts für dich? Dann würdest du nicht ständig in deinem Zimmer hocken und Bücher lesen.“, sagte Mutter Grünert zu ihrer Tochter.

Rita erwiderte den Blick mit leicht geneigtem Kopf.

„Wir haben nicht mal eine Nähmaschine...“, antwortete sie.

Sophie kicherte.

„Na ja, dann wird das mit dem Cosplay schwierig. Aber vielleicht magst du ja einfach mal im Internet schauen, es gibt da so eine Homepage, wo sich die Cosplayer untereinander austauschen können. Aber nicht nur die, man kann sich da mit Leuten unterhalten, die dieselben Interessen haben, wie man selbst. ... Ich lade da zum Beispiel die Bilder hoch, die ich zeichne.“

„Ah, wirklich? Wie heißt die?“

Rita zog ihr iPhone aus der Hosentasche und öffnete das Notizenmenü.

„Animexx.de“, erzählte Sophie, „Du kannst dich ja mal da umschauen und dich dann anmelden, wenn es dir gefällt. Ich heiße dort M-Hatsune.“

„Ist das kostenlos?“, schaltete sich Vater Grünert nun in das Gespräch ein.

„Ja, die Anmeldung auf der Seite ist kostenlos, ist aber hilfreich, da viele Mitglieder ihre Informationen nur für andere Mitglieder sichtbar machen.“

„Ist das dann wie Facebook?“, hakte Rita nach.

„Um Himmels willen, nein!“, lachte Sophie, „Auf Animexx sind hauptsächlich nur Leute, die sich eben für Anime und Manga interessieren, aber es gibt dort zum Teil auch andere Dinge, für die sich eben auch sehr viele begeistern. Du kennst ja bestimmt Harry Potter, über das kann man sich da zum Beispiel auch unterhalten.“

Jetzt war bei Rita das Eis gebrochen. Die Welt des Zauberlehrlings war eines ihrer Lieblingsthemen. Sie hatte die Bücher verschlungen, sobald diese im Handel erhältlich waren und war mit ihrer Familie natürlich auch ins Kino gegangen. Rita drehte sich zu ihrem Vater.

„Können wir da heute Abend mal schauen?“, fragte sie mit einer tänzelnden Stimme, die an eine Katze erinnerte, die einem um die Beine schleicht.

Ritas Eltern prusteten los und Sophie ihrerseits grinste.

„Dann setzen wir uns heute Abend eben mal vor den Computer.“, hatte ihr Vater geantwortet.

„Wundert euch aber nicht. Die Seite ist am Anfang ziemlich unübersichtlich. Du musst immer rechts oben schauen, da kann man zu den verschiedenen Bereichen gelangen. Am besten schaust du einfach einmal in der Rubrik FanArts. Dort kannst du nach verschiedenen Themen suchen und findest bestimmt auch schnell die Harry Potter Bilder.“

„Können wir Handynummern austauschen?“, fragte Rita mutig.

Rita tippte die Nummer des Mädchens in ihr Gerät, während Sophie einfach auf ihr Blatt kritzelte. Die vier unterhielten sich noch eine Weile, bis Sophie von ihren Bekannten abgeholt wurde und Familie Grünert ebenfalls weiter zog, um die restlichen Stände des Japantages zu besuchen.
 

Das ist jetzt gut ein halbes Jahr her und Rita kannte sich inzwischen recht gut auf der Internetseite aus, die Sophie ihr damals gegeben hatte. Sophie hatte Lucas irgendwann einmal mitgebracht, als die Mädchen anfingen, sich in den Unterrichtspausen zu treffen. Rita war vom Cosplay nach wie vor fasziniert, da hatte ihre Freundin Lucas ins Spiel gebracht, der selber ebenfalls einige der Kostümierungen besaß. Probeweise hatte Rita mal einen so genannten Akatsuki-Mantel anprobiert, als sie bei dem Jungen zu Besuch war, aber damit auf die Straße zu gehen, hatte sie sich nicht getraut. So hatten sie nur ein Foto in Lucas‘ Zimmer gemacht, welches sie abends ihren Eltern gezeigt hatte. Die Eltern Grünert hatten sich schnell an die neuen Interessen ihrer Tochter gewöhnt. Vermutlich hoffte Mutter Grünert, dass Rita irgendwann selbst den Wunsch haben würde, nähen zu wollen.

Heute trafen sich die Mädchen bei Sophie. Lucas war eher selten mit von der Partie. Rita hatte die Spagetti mit Tomatensoße gierig hinunter geschlungen, schnell ihre Hausaufgaben gemacht und sich dann in die öffentlichen Verkehrsmittel gesetzt. Mittlerweile kannte sie die Strecke auswendig. Jetzt saßen die beiden in Sophies Zimmer.

„Schau mal, was hältst du davon?“, fragte Sophie und hielt ihrer Freundin ein Blatt mit einer Bleistiftskizze entgegen.

„Oh, wann hast du denn das gemacht?“

„Letztes Wochenende. Ich habe dir doch von diesem Wichteln für Zeichner erzählt, das übers Animexx-Forum läuft. Das ist die Skizze für mein Wichtelkind.“

„Aha. Ich würde auch gerne so gut zeichnen können, wie du.“, meinte Rita niedergeschlagen, „Aus welcher Serie ist das denn?“

„Puella Magi Madoka Magica.“

Sophie stand auf und holte einen Manga von ihrem Schreibtisch.

„Das ist der letzte Band, den habe ich mir von meinem Taschengeld gekauft.“

„Ach ja, das ist doch diese bekannte Serie, oder? Davon lese ich fast an allen Ecken.“

„Ja, mich hat es auch gepackt. ... Aber ich fürchte, an die Kostüme sollte ich mich erst später wagen.“

Rita blätterte kurz durch den Manga.

„Die sehen auch schwer aus, mit den ganzen Rüschen und allem.“, meinte sie dann.

„Ja. Na ja, ich hab meine Ma gefragt, ob sie mir hilft. ... Magst du dir den Manga vielleicht ausleihen? Dann kannst du in Zukunft auch mitreden.“

Sophies Gesprächspartnerin grinste.

„Wär tatsächlich nicht schlecht. Wo wir gerade beim Thema Wichteln sind, ich mache ja auch bei so einer Aktion mit, allerdings geht es da um FanFictions.“

„Oh.“, meinte Sophie nur, „Das ist aber auch ganz schön anspruchsvoll.“

„Da hast du Recht. Ich hab anfangs hin und her überlegt, ob ich mitmachen soll oder nicht. Die anderen, die da angemeldet sind, kennen so viele verschiedene Sachen, da bin in mit meiner kleinen Liste von drei Sachen doch etwas arm dran.“

„Welche Themen hast du denn?“

„Natürlich Harry Potter.“, antwortete Rita, „Und dann noch Pokémon und eigene Serie. Weil bei Pokémon habe ich wenigstens zwei der Spiele und eigene Serie muss man laut den Regeln haben. Ich bin jetzt nur froh, dass sie mir jemanden zugelost haben, der auch Harry Potter in seiner Wunschliste hat, da tu ich mich einfacher.“

„Oha. Hast du denn schon eine Idee?“, hakte Sophie nach.

„So ein bisschen. Es kommt ja nicht nur auf die Serie an, sondern man muss sich ja noch nach den Wünschen der anderen Person richten. Gut, ich kann da zum Glück zu Harry und Hermine schreiben, die ich selber auch mag, aber ich weiß noch nicht, wie ich das Thema ‚Vorfreude‘ umsetzen soll.“, jammerte Rita.

„Hm. Aber an sich ist das Thema ja doch ziemlich dankbar, weil du dir da nur einen Zeitpunkt raussuchen musst, zu dem sich eine der Figuren besonders gefreut hat.“

„Ja, das auf jeden Fall. Da habe ich mich nach der Zuteilung super darüber gefreut, obwohl ich anfangs bei der Anmeldung doch ein bisschen gehadert habe mit dem Thema. Ich hab ja auch die Wünsche von anderen Teilnehmern gelesen und viele waren dabei, die mit meinem bei Harry Potter so gar nicht überein stimmen wollten. Wie gesagt, eine Grundidee habe ich schon, aber ich muss mir darüber noch mal ausgiebig Gedanken machen. ... Da geht es dir mit deiner Zeichnung bedeutend einfacher.“

„Ich übe ja auch schon seit Jahren. Wirst sehen, du wirst auch irgendwann mal eine super Schreiberin sein.“

Rita kicherte kurz, wurde dann aber wieder ernst.

„Die anderen, die bei der Aktion mitmachen, machen das scheinbar schon seit Jahren. Ich hab nur mal bei meinem eigenen Wichtelkind in einer Harry Potter-Geschichte rein gelesen, das war richtig gut. Ich hoffe, ich kriege es wenigstens halbwegs so hin wie sie.“

„Bestimmt. ... Du musst nur rechtzeitig anfangen.“ meinte Sophie.

„Warum?“

„Damit du hinterher nicht Zeitprobleme bekommst. Das hatte ich damals auch, als ich das erste Mal bei der FanArt-Wichtelei mitgemacht habe. Dadurch war mein Bild dann mehr schlecht als recht.“

„Oh. Danke für den Tipp. ... Ich bin auch schon gespannt, welche Geschichte ich bekomme. Hatte ja nun auch nicht so viele Dinge angegeben. Habe zusätzlich noch Dragonball angegeben, weil ich das teilweise auf RTL2 am Sonntag immer gesehen habe, aber auch nicht alle Folgen. Deshalb würde ich da nie dazu schreiben.“

Sophie kicherte.

„Mir geht es beim FanArt-Wichteln immer so, dass es für mich weniger relevant ist, was ich selber bekomme. ich bin da mehr auf die Reaktion meines Wichtelkindes gespannt und ob es ihm gefällt.“

„Das wird mir bestimmt genauso gehen... Weiß man denn beim FanArt-Wichteln dann sofort, wer für einen gemalt hat?“, fragte Rita nach.

„Ja. Wir laden die Bilder immer alle vorher schon hoch und von der Person, die die Aktion leitet, werden die einzelnen FanArts dann am 24. Dezember freigeschaltet. Ist das bei euch nicht so?“

„Nein. Bei den FanFics läuft das glaub ich so ab, dass man von den Organisatoren die Geschichte erst einmal zugeschickt bekommt und man dann raten darf, wer das möglicherweise geschrieben hat. Davor habe ich ja auch schon Bammel. Aber ich glaube, am aufgeregtesten bin ich dann, wenn mein Wichtelkind etwas zur Geschichte schreibt.“

„Das glaub ich gern.“

Es klopfte kurz an der Tür und Sophies Mutter steckte den Kopf herein.

„Hallo Rita, ich wusste gar nicht dass du hier bist...!“

„Hallo Frau Ahrent!“, begrüßte Rita Sophies Mutter höflich.

„Sophie, vergiss nicht, dass du in einer dreiviertel Stunde zum Zahnarzt musst.“

Sophie riss die Augen auf vor Schreck.

„Zahnarzt, den hab ich ganz vergessen! ... Tut mir leid, Rita, aber da muss ich leider auch dringend mal wieder hin.“

Rita lachte nur, kannte sie das Thema ja schließlich gut genug von sich selbst.

„Ist schon gut. Wir können uns ja am Wochenende wieder treffen.“, meinte sie nur, „Vielleicht möchte Lucas ja auch mal wieder kommen.“

Sophie nickte und die beiden Mädchen standen auf. Mutter Ahrent war wieder in der Küche verschwunden, als Sophie Rita zur Tür brachte.

„Das mit der Geschichte bekommst du schon hin. Wenn du unsicher bist, kannst du sie mir ja zum Lesen schicken. Ich kenne mich zwar nicht so mit Harry Potter aus, es ist aber sicher nicht verkehrt, wenn noch jemand Zweites darüber liest.“, bot Sophie an.

Rita zog Straßenschuhe und Jacke an und umarmte ihre Freundin kurz.

„Werde ich auf jeden Fall machen. Und du zeigst mir davor das FanArt!“

Sophie kicherte und winkte dann, als Rita schon halb die Treppe runter war.
 

„Rita, wo bleibst du denn?“, rief Mutter Grünert.

Es war der 24. Dezember, Nachmittag. Und wie jedes Jahr wollte die Familie sich nun zum gemeinsamen Aufbauen des Weihnachtsbaumes treffen.

„Komme gleich...!“, rief die Tochter aus dem Zimmer.

Sie saß momentan am Computer ihres Vaters und tippte an der Geschichte für das FanFic-Wichteln. Ihr Vater stöhnte in letzter Zeit recht oft darüber, dass Rita so häufig sein Arbeitsgerät zum Schreiben besetzte und er dann nicht nach Infos zu seinem Lieblingsfußballclub, Borussia Dortmund, suchen konnte. Das lag daran, dass sich die FanFic-Wichtelaktion langsam dem Ende näherte und sie zusehen musste, rechtzeitig fertig zu werden. Abgabe war am 31. Dezember.

Sie klickte schnell auf Speichern, machte das Word-Dokument dann zu und schaltete den PC aus. Als sie ins Wohnzimmer ging, hatten ihre Eltern schon den Weihnachtsschmuck samt Lichterkerzen aus dem Keller geholt. Vater Grünert überprüfte gerade die Lichterkette auf ihre Funktionstüchtigkeit und fluchte dann, als die Kerzen nicht brannten.

„Da müssten noch irgendwo Ersatzbirnen sein.“, meinte seine Gattin, während sie die Kugeln nach Farbe und Muster sortierte.

„Was kann ich machen?“, fragte das Mädchen.

„Schau doch mal, ob der Baum gerade steht.“, bat Mutter Grünert.

Von ihrem Vater war nur ein leiser Fluch zu hören, sonst nichts. Ritas Eltern hatten die Nordmanntanne vor zwei Wochen gekauft und seitdem in der Garage eingelagert. Jetzt spreizte das Gewächs alle Äste nach oben, sah aber ansonsten tadellos aus. Rita zupfte etwas Heu aus dem Baum und schüttelte ihn dann kurzerhand einmal, damit er alles abwerfen konnte, was er nicht brauchte.

„Ich hole am besten den Staubsauger...“, jammerte das Mädchen dann kleinlaut.

Als sie mit dem Gerät zurück kam, hatte Vater Grünert die Lichterkette zum Brennen gebracht und versuchte gerade, sie so hinzulegen, wie er dann gleich die Kerzen am Baum anbringen würde. Mutter Grünert war mittlerweile auch fertig mit Sortieren.

„Da hast du ja eine schöne Sauerei angerichtet!“, tadelte der Vater, als er den Dreck auf dem Teppichboden sah.

„Ich mach es ja schon weg.“

Gesagt, getan. Nachdem Rita die abgefallenen Nadeln und die einzelnen Heustreifen vom Boden aufgesaugt und den Staubsauger weggeräumt hatte, sah man sich die Menge an Kugeln an, die Familie Grünert besaß.

„Hey, die hatten wir letztes Jahr noch nicht!“, rief der Herr des Hauses entrüstet.

Ritas Mutter blickte verschmitzt zur Seite, denn sie kaufte jedes Jahr wieder neue Sachen für Weihnachten. Jetzt waren da in der Verpackung so kleine cremefarbene Vögel, die man auf die Äste zwicken konnte.

„Na ja, wenigstens ist es etwas, was wir vorher noch nicht hatten.“, meinte Vater Grünert dann.

„Was machen wir denn zuerst ran? Kugeln oder Kette?“, fragte Rita.

„Die Kette, wie jedes Jahr.“

Rita wurde zum Zuschauen auf der Couch verdonnert und beobachtete ihre Eltern dabei, wie sie die vielen Kerzen möglichst gleichmäßig am Baum verteilten. Das war oft eine Herausforderung, denn Vater und Mutter waren sich nicht immer über die Position einig. Aber nach etwa einer halben Stunde hatten es die beiden ohne größere Streitigkeiten geschafft, die Kerzen an der Tanne anzubringen.

„Rita, bringst du mir bitte die Kugeln mit den braunen Glitzerstreifen drauf?“, bat Mutter Grünert.

Das Mädchen wusste sofort, was gemeint war und brachte ihr die zwei Packungen mit den Kugeln, die letztes Jahr neu dazugekommen waren. Den Baum zu schmücken war die Aufgabe der Dame des Hauses und sie ließ sich da nur selten reinreden. Deshalb verschwand ihr Gatte heimlich nach draußen, als er etwa zehn Minuten beim Behängen zugeschaut hatte. Mutter und Tochter bemerkten es gar nicht.

„So, was jetzt?“

„Wie wär es mit den Vögeln?“, fragte Rita.

„Nein. Lass uns die lieber am Schluss in die Äste zwicken, damit wir eventuelle Lücken noch halbwegs schließen können.“

Mutter Grünert hatte ein genaues System davon, wie sie den Baum zu schmücken hatte. Zuerst kamen immer die schön verzierten Kugeln dran, also Kugeln mit Glitzer drauf und dergleichen. Wenn diese alle gleichmäßig verteilt waren, folgten die normalen, einfarbigen Kugeln. Erst da¬nach kamen die Vögel an die Reihe. Rita reichte ihrer Mutter unaufhörlich die einzelnen Kugeln, damit diese sie in den Baum hängen konnte und langsam aber sicher füllten sich die Löcher.

„Hast du vorhin wieder an deiner Geschichte geschrieben?“, fragte Ritas Mutter, während sie gerade eine Glitzerkugel von unten ganz nach oben hin hängte.

„Ja. Langsam nähert es sich dem Ende, aber ich wollte es vorher noch einmal Sophie zeigen.“

Mutter Grünert war recht neugierig gewesen, als Rita angefangen hatte, ihre Geschichte auf einen Block zu schreiben. Für sie wirkte es am Anfang seltsam, dass ein Mädchen von 14 Jahren lieber Geschichten schrieb, statt sich mit Freundinnen zu treffen und über Jungs zu reden. Aber ihr war es Recht. Das Thema Jungs würde ihr Kind noch früh genug interessieren.

„Du setzt dich nachher aber schon an den Tisch, wenn Oma und Opa da sind, oder?“, mahnte die Erwachsene jetzt.

„Ich sitze jedes Jahr an Weihnachten mit am Tisch.“, brummte Rita.

Sie konnte schließlich nichts dafür, dass ihre Großeltern weiter weg wohnten und sie deshalb eher selten zu Besuch kamen.

„Wann kommen sie denn?“, fragte das Mädchen dann.

„Sie wollten eigentlich bis um spätestens fünf Uhr da sein, also haben wir noch etwa zwei Stunden, um alles herzurichten.“

Damit meinte Ritas Mutter die Kochorgie, die sie nachher noch veranstalten würde. Und Rita war dafür zuständig, das Gästezimmer herzurichten. Die Großeltern würden über die Weihnachtsfeiertage bei ihnen bleiben, das war seit Jahren so. Eigentlich freute sich Rita auch immer über die Besuche, denn ihre Großeltern schenkten ihr immer besonders viel Aufmerksamkeit. Aber gerade heute und mit dieser Schreibaufgabe, die sie noch unbedingt diese Woche fertig bekommen wollte, war sie von dem Besuch seltsamerweise nicht so begeistert.

„So, jetzt die Vögel...“, sagte Mutter Grünert.

Rita wurde aus ihren Gedanken gerissen und fingerte dann nach der Verpackung mit den drei gefiederten Vögeln.

„Die sind richtig hübsch!“, lobte sie.

„Ah, ist es schon so weit?“, fragte Ritas Vater.

„Da bist du ja wieder!“, meinte seine Ehefrau vorwurfsvoll, „Wo warst du denn?“

„Nur kurz die Vögel füttern...“, log er.

Rita kicherte. Das war die derzeit die übliche Aussage ihres Vaters, sich mit Borussia Dortmund zu beschäftigen. Wenigstens praktizierte er sein Fan sein nicht so übertrieben, wie das manch einer aus seinem Bekanntenkreis tat. Bei der entsprechenden Bettwäsche hat seine Frau angekündigt, diese nicht der Reinigung zuzuführen und so hatte er sie schweren Herzens wieder in das Ladenregal zurück gestellt.

„Wollen wir die Kerzen mal anmachen?“, fragte Rita, nachdem der letzte Vogel befestigt war.

Ihr Vater schob sich am Baum vorbei und steckte den Stromstecker in die Steckdose.

„Wunderschön!“, befand Mutter Grünert.

Rita zwinkerte ihrem Vater zu und machte sich dann unaufgefordert daran, die einzelnen Verpackungen einzusammeln und in die große Kiste zu räumen.

„Jetzt müsste er nur noch weiter in die Ecke...“

Vater Grünert ergab sich und schob den Baum in besagte Richtung, während Rita bereits die Kiste hinaus schleppte. Danach ging sie hinauf, um das Gästezimmer herzurichten.
 

„Ich finde, hier solltest du das noch mal neu formulieren. Hermine klingt da echt etwas kitschig.“

Sophie saß bei Rita im Zimmer. Es war der 31. Dezember 2013, ein Dienstag. Ritas Freundin hatte es leider nicht eher geschafft, bei der Geschichte zu helfen, da sie pünktlich zu den Ferien krank geworden ist. Jetzt saß sie mit Rita zusammen am PC von deren Vater und schniefte vernehmlich.

„Hm...“, machte Rita, „Aber ich habe noch nicht so viele Stellen, wo man die Vorfreude von Hermine richtig merkt. Sie fährt ja jetzt das erste Mal nach Hogwarts und man soll ihre Aufregung schon spüren.“

„Aber meinst du wirklich, dass sie auf und ab springen würde, nur weil endlich der Zug am Gleis 9¾ einfährt?“

„Hm. ... Vielleicht hast du sogar Recht. Ich glaub, es ist besser, wenn ich schreibe, dass sie den Träger ihrer Tasche vor Freude ganz fest an die Brust drückt.“

„Ja, das klingt gut!“, fand Sophie.

Die beiden Mädchen waren gerade dabei, Ritas Geschichte für das FanFic-Wichteln auf Animexx Korrektur zu lesen. Es war etwa halb vier und Rita wollte endlich fertig werden, da die meisten anderen Teilnehmer ihre Werke schon abgegeben hatten.

„Und? Schon aufgeregt?“

„Und wie! Ich hoffe ja, dass die nachher noch die Verteilung machen können. Finlass, die Organisatorin, hatte Ende letzter Woche nach Leuten gefragt, die vielleicht einspringen könnten.“, meinte Rita.

„Ach so ja, das kommt bei uns auch häufig vor. Dass entweder Leute sich nicht mehr zurück melden oder nur schlechte FanArts abgeben. Das ist dann immer besonders ärgerlich, weil man einfach davon ausgeht, in zwei Monaten kriegt man so etwas fertig.“

„Das ist aber auch scheiße!“, rief Rita aus.

Sophie brummte nur.

„Man kann es leider nicht ändern. Passiert jedes Jahr. Aber dafür gibt es auch jedes Jahr Leute, die sich schon vorab freiwillig melden, falls jemand abspringt und die dann noch einmal in Rekord¬zeit etwas auf Papier bringen. Das ist immer super, weil dann doch noch die meisten ihre Bilder relativ schnell bekommen.“

„Das geht dann ja. Aber ich fürchte, Schreiben dauert doch etwas länger als Zeichnen.“

„Das stimmt. Aber wir haben das Problem zum Glück ja nicht... Lass uns mal lieber weiter machen.“

Sophie wandte sich wieder dem Bildschirm zu und las die nächsten paar Absätze. Hin und wieder tippte sie auf der Tastatur herum, wenn sie einen Fehler fand. Rita kam mit der Geschwindigkeit, in der Sophie Buchstaben ersetzte, gar nicht mit.

„Wo hast du eigentlich gelernt, so schnell mit einer Tastatur umzugehen?“, fragte sie erstaunt, „Ich brauche dafür immer ewig, wenn ich etwas auf Animexx schreibe und meist ist es dann noch voller Fehler.“

„Das ist reine Übungssache. Wirst sehen, in einem halben Jahr kannst du das genauso gut.“

Langsam waren die beiden am Ende der Geschichte angekommen. Rita klickte noch einmal auf Speichern und lehnte sich dann zurück.

„So, jetzt muss ich nur noch was für das Wichtelkind schreiben...“, murmelte sie vor sich hin, „Ich glaub, ich schreibe was zu Hermine und warum ich gerade diesen Ausschnitt ihres Lebens beleuchtet habe.“

„Tu das, ich verschwinde mal kurz.“

Sophie stand auf und ging aus dem Zimmer, während Rita in dem Word-Dokument auf die erste Seite sprang und anfing, eine kurze Nachricht für ihr Wichtelkind zu schreiben. Als ihre Freundin zurück kam, hatte sie das Dokument schon geschlossen und war ins Internet gewechselt.

„Du schickst sie schon ab?“, wunderte sich Sophie.

„Ja klar. Die sollen ruhig sehen, dass ich als Neuling auch pünktlich fertig werde.“

Sophie kicherte. Rita ihrerseits musste ihr E-Mail-Passwort zweimal eingeben, aber dann hatte sie es endlich geschafft, sich einzuloggen.

„Ich vertippe mich immer. Vater hat gesagt, ich soll mir ein schwieriges Passwort ausdenken mit Zahlen und Groß- und Kleinschreibung und so.“

Bei Animexx hatte sie ein vergleichsweise einfaches Passwort. Auch auf ihrer neuen Lieblingsinternetseite loggte sie sich ein, um die E-Mail-Adresse der Organisatorin rauszusuchen.

„Stimmt ja, ihr bekommt das vorher per E-Mail zugeschickt...“

Rita kopierte die E-Mail-Adresse einfach rüber und schrieb dann einen kurzen Text.

„So, wo kann ich die Geschichte jetzt anhängen?“, dachte sie laut.

Sophie deutete auf eine Stelle des Bildschirms.

„Versuch es mal da. ‚Datei auswählen‘ klingt danach.“

Rita klickte auf das entsprechende Feld und sie landete bei den Ordnern auf der Festplatte.

„So, jetzt nur noch wissen, wo ich es abgespeichert habe...“, grinste sie verschmitzt.

Aber ihr Vater hatte ihr geraten, die Datei direkt auf dem Desktop zu speichern und dort hatte sie sie immer schnell gefunden. Als die Wichtelgeschichte angehängt war, drückte Rita feierlich auf das ‚Senden‘-Feld.

„Und weg isses...“, meinte Sophie lobend.

„Jetzt heißt es warten.“

Ihre Freundin schloss das E-Mail-Programm.

„Ich würde gerne das FanArt sehen, das gemalt hast. Ist das denn schon freigeschaltet worden?“, fragte Rita.

„Klar, du musst einfach auf meinen Steckbrief gehen und dann auf FanArts. Da findest du ja alles, was ich hochgeladen habe.“

Die zwei Mädchen saßen noch etwa eine viertel Stunde vor dem Computer, bis Sophie entsetzt feststellte, dass es schon viertel nach fünf sei und sie jetzt gehen müsse, weil Freunde ihrer Eltern zum Silvesterabend eingeladen waren. Rita verabschiedete sich herzlich von ihrer Freundin, wünschte ihr und ihrer Familie einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014 und umarmte sie zum Abschied noch einmal.
 

Rita saß ganz aufgeregt am Computer. Es war Neujahr und sie hatte die Wichtelaktion komplett vergessen. Als es ihr einfiel, hatte sie zuerst im Forum von Animexx geschaut, über das die Aktion organisiert wurde und dort gesehen, dass die anderen Teilnehmer schon fleißig am raten und Kommentieren waren. Daraufhin hatte sie sofort ihr E-Mail-Postfach überprüft und eine sieben Seiten lange Geschichte über Harry Potter gefunden. Rita musste schmunzeln bei dem Gedanken, dass sie nun ebenfalls zu der Zauberlehrlingsreihe etwas bekommen hatte.

Voller Vorfreude hatte sie das Dokument heruntergeladen und geöffnet und war nun dabei, sie zu lesen. In ihrer Geschichte ging es darum, wie Harry die Geburt seines ersten Sohnes mitterlebt, was Rita schon richtig interessant fand. Sie wusste ja selber, dass die Hauptfiguren der Serie selbst auch Kinder bekommen haben in der Zukunft, aber sie hätte sich nie getraut, etwas darüber zu schreiben. Da war Hermine schon einfacher.

„Das ist richtig süß...“, murmelte sie, als sie zum Schluss kam.

Rita wechselte wieder in den Browser und wollte nun endlich mal gucken, ob jemand sie schon im Forum erwähnt hat. Dem war nicht so. Vermutlich würden die alteingesessenen Teilnehmer eh erst mal die Autoren raten, die sie schon besser kannten. Stattdessen konnte Rita sich darauf konzentrieren, einen Kommentar zu ihrer Wichtelgeschichte zu schreiben. Denn auch das war Pflicht. Ihre Freundin Sophie hatte Recht gehabt. Die Spannung darüber, ob ihr Wichtelkind sie erraten würde, war noch viel größer im Vergleich zu der Spannung darüber, welche Geschichte sie selbst bekommen würde. Wenn es gut ausging, würde sie nächstes Mal bestimmt wieder an solch einer Aktion teilnehmen. Es war wie ein nachträgliches Weihnachten, bei dem die Vorfreude ebenfalls besonders hoch war.
 

~ FIN ~
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kiryava
2014-02-11T18:06:31+00:00 11.02.2014 19:06
Sooo, hier nun also mein Kommentar :) Zunächst einmal natürlich vielen Dank für die schöne Geschichte, ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut, vor allem weil ich Rita bei meinem ersten Wichteln wirklich sehr ähnlich war (viel älter war ich tatsächlich auch gar nicht :D ). Ich hatte nur leider keine erfahrene Animexxlerin, die mir ein bisschen weitergeholfen hat, deshalb habe ich ganz alleine vor dem Computer gepanicked ... hach ja, Erinnerungen. Insgesamt machte den Charme der Geschichte definitiv der hohe Wiedererkennungswert aus, weil man sich einfach in den Protagonisten und natürlich auch den dargestellten Szenen wiedergefunden hat.
Die Idee, das Winterwichteln zu portraitieren, fand ich auch sehr interessant und ungewöhnlich (ich hab noch nie etwas in der Art gelesen), vor allem weil du dadurch das Thema Vorfreude natürlich perfekt umgesetzt hast (ich hab das in meiner Geschichte komplett vergessen ...). Hier passte es aber ausgezeichnet rein.
Dein Stil liest sich gut und ich hab trotz fortgesetzter Pingeligkeit was sowas angeht, keine Rechtschreibfehler gefunden. Dein Stil ist insgesamt sehr flüssig und ohne diese riesigen Monstersätze, zu denen ich selber neige, und durch die man sich immer durchkämpfen muss. Außerdem passte er durch seine Leichtigkeit auch zu der lockeren Atmosphäre.
So, jetzt aber mal konkret zur Geschichte. Rita fand ich sehr gut dargestellt. Sie kam einem ziemlich plastisch vor und sehr realistisch. Mir gefielen auch ihre Eltern sehr gut, besonders der fotografierende Vater auf dem Japantag hat es mir irgendwie angetan :D Insgesamt wirken die drei wie eine richtige Familie, bei der auch nicht alles glatt läuft, die sich aber trotzdem gut versteht. Dass du so viele Details eingebaut hast, macht das ganze sehr anschaulich (z.B. dass der Vater Fußballfand ist oder dass die Mutter jedes Jahr etwas neues für den Weihnachtsbaumschmuck kauft (was meine Mutter übrigens auch tut. Machen das alle Mütter?)). Dadurch, dass einem viele der Situationen bekannt vorkamen, konnte man sich gut in die Geschichte einfinden, ohne dass es langweilig wurde, da die Charaktere ziemlich gut ausgearbeitet waren.
Sophie fand ich ebenfalls ziemlich interessant und als „große Schwester“ für Rita nicht schlecht. Die beiden haben sich gut ergänzt, nicht nur was Fanfiction/Fanart angeht, sondern auch in Charakterzügen und Wissen. Was ich allerdings nicht so ganz verstanden habe, ist, warum due Lukas mit eingebaut hast, weil der irgendwie gar keine Rolle gespielt hat und auch nie selber aufgetreten ist. (Und er schreibt sich einmal mit c und dann mit k ... ist mir gerade aufgefallen ;) ) Zuerst dachte ich, dass es deswegen vielleicht noch Streit oder Unstimmigkeiten zwischen Rita und Sophie geben könnte, aber das war nicht der Fall.
Der Verlauf der Geschichte war zwar relativ vorhersehbar (jaa, man kennt das Wichteln halt), aber trotzdem interessant zu lesen. Besonders schön war natürlich der Nostalgie-Faktor, da man das alles ja selber schon ein paar Mal mitgemacht hat, auch wenn ich inzwischen das Glück habe, mich nicht mehr mit meinem Vater um den Computer streiten zu müssen ;) Harry Potter hast du auch noch eingeflochten, was mich sehr gefreut hat.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist, weil man es selten findet, sind die gut umgesetzten Zeitsprünge. Obwohl du ja immer nur kleine Ausschnitte des Geschehens beleuchtest, kommt man immer gut zurecht und weiß genau, wo man sich befindet. Auch die Rückblende ist super in den Textverlauf eingebettet, sodass man nicht aus dem Lesefluss gerissen wird. Sowas ist nicht einfach, aber du hast es gut umgesetzt. Die Mischung der Erzählungen aus dem Familienleben und dem Verlauf des Wichtelns ist dir auch sehr gut gelungen.
Ich hab zwar das Gefühl, dass ich noch einiges mehr sagen wollte, aber es fällt mir jetzt gerade nicht ein >_< Darum verabschiede ich mich einfach mal mit einem Vielen Dank und hoffe, dass die Geschichte noch viele weitere Leser findet ;)
Antwort von: Calafinwe
17.02.2014 12:28
Ich weiß noch, wie ich das erste Mal mitgemacht hab. Keinen Plan von nix, ein anspruchsvolles Wichtel zugeteilt bekommen (wobei glaub ich alle anspruchsvoll sind) und keine Idee, was ich hätte schreiben können. War für mich so ein kleines Desaster und hat bei mir dazu geführt, eine Abneigung gegen Originale zu entwickeln. Aber ich glaub, jetzt bin ich drüber hinweg ;-)

Ich hab zum Teil auch meine eigene Family als Vorlage genommen, z. B. das mit dem Fußball, wobei mein Dad eher FCB-Fan ist. Aber im Ruhrpott ist man wohl eher Dortmund- oder Schalke-Fan ;-) Und ja, Mütter sind so. Und das erschreckende ist, ich bin mittlerweile auch so mit Weihnachtsbaumschmuck. 2013 haben meine Ma und ich unabhängig voneinander Kugeln gekauft, das war schon strange xD

Hach ja, Lukas ^^; Das schwere Baby der Geschichte. Ich hatte ihn anfangs auch komplett anders eingeplant und wollte ihn noch mehr in der Geschichte vorkommen lassen, aber irgendwie ist mir zu ihm nix passendes eingefallen, außer eben das mit Cosplay :/ Da hab ich mit ein bisschen schwer getan, ihn noch weiter einzubauen.

Ansonsten freue ich mich, dass dir die Geschichte insgesamt gefallen hat. Ich bin eigentlich eher so der Typ, der gerne Anhaltspunkte für eine Geschichte nutzt und deshalb bisher meist zu Serien geschrieben hat. Aber mittlerweile trau ich mir zu, auch mal bei einem Originale-Wichteln mitzumachen ;-)


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