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Privet und cześć!

Russian Lullaby
von

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Nach einer kurzen Unterbrechung sind wir gleich wieder für Sie da!

So hatte ich am Ende doch noch meine Sardinen bekommen. Zugegeben, es war nur ein kleiner Trost im Vergleich zu meinen restlichen Angelegenheiten. Aber es war dennoch eine tolle Sache (Ich meine; Sardinen - Yey!)!

Ähem, wie dem auch sei. Nach dem Essen ging es dann weiter mit der Vorstellrunde. Beziehungsweise dem Selbsthilfestuhlkreis.

Ich nahm also wieder meinen Platz neben Grzegorz aka.....tut mir leid. Aber den Spitznamen 'Levi' kann ich nicht akzeptieren. Ich weigere mich ihn als seinen Rufnamen anzuerkennen, geschweige denn zu verwenden! Oder um es korrekter auszudrücken; ich bin nicht in der Lage, dies hinzunehmen! Ich weiss, das habe ich schon vorhin gesagt, aber wie...wie kommt man bitte von Grzegorz Brzęczyszczykiewicz auf Levi?? Wie?! Ich werde dieses Ungeschick nicht akzeptieren, ehe ich eine Antwort auf meine Frage erhalten habe! Aber meiner Erfahrung nach, vermute ich, dass mich selbst die Antwort nicht überzeugen wird. Aus diesem Grund werde ich die Verwendung dieses Spitznamens ganz grundsätzlich ablehnen.

...Ich weiss, viele Worte um nichts. Tut mir leid. Aber so seht ihr wenigstens, wie mein innerer Gefühlszustand gerade so steht. Okay, zurück im Text. Ich nahm also meinen Platz ein, welcher sich neben dem von Grzegorz befand und wartete, dass es wieder losging.

Wenig später dackelten auch schon die anderen rein, mit ihnen Stefan. Ach, Stefan. Er wird bestimmt nicht wieder so töricht handeln. Der hat seine Lektion gelernt.

Wie dem auch sei. Nachdem alle Platz genommen hatten und es wieder ruhig wurde, wollten wir fortfahren.

Doch dies sollte sich als schwieriger, als gedacht herausstellen...

„Gut, also dann machen wir mal weiter mit...", begann Stefan fortzufahren. Doch die kleine Pause am Ende seines Satzes wurde von Jemand bestimmten dazu genutzt, das Wort zu ergreifen. Ich denke, ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass es sich um Grzegorz handelte, welcher wiedereinmal zu reden anfing. Nichts desto trotz betone ich es erneut; Grzegorz hat ihn unterbrochen (Wow.).

„Äh, ich war eigentlich noch nicht fertig...", äußerte der blonde Quasselkopf, doch anscheinend war es schon zu spät für ihn. Denn Stefan wusste sich aus dieser Situation zu helfen! Tja, Stefan halt.

Blitzschnell, mit einem nervösen Blick in seinen Augen wandte er sich dem Jungen, welchen ich vorhin schon als Skaterboy benannt habe, zu.

„Äh, ja, also Du! Wie heißt Du noch gleich??" - Hey.

Ignorierte er jetzt etwa Grzegorz? Also, wirklich! Das war nun aber nicht pädagogisch! Okay, Gut. Ich kann ihn auch ein Stück weit verstehen. Grzegorz vergaß gerne Mal die Zeit, während er sprach. Dennoch hatte Stefan sich da selbst hineingeritten. Und eigentlich müsste er das jetzt auch ausbaden.

...Ich könnte ja Partei ergreifen und ihn darauf aufmerksam machen, dass eigentlich Grzegorz noch nicht fertig war. Könnte ich. Mach ich aber nicht. Ich bin kein schadenfreudiger Sadist. Auch wenn meine kleine Schwester das gerne mal behauptet, wenn sie sauer auf mich ist. Aber wir sagen ja alle mal Dinge, die wir nicht so meinen (Das heißt aber nicht, dass es deshalb weniger weh tut...).

Während Stefan gezielt die Aufmerksamkeit umlenkte und Skaterboy damit beschäftigt war, einfach mal kurz verwirrt zu sein, ließ ich meinen Blick zu Grzegorz hinüber schweifen. Und ganz ehrlich; irgendwie fing er an mir leid zu tun. Er sah traurig aus, weil er nicht zu Ende erzählen durfte. Das war schon nahezu herzzerreißend. Wie der gestiefelte Kater aus Shrek. Nur...schlimmer. Ernsthaft, der gestiefelte Kater ist nichts gegen Grzegorz!

Ich hätte meine Meinung ja eventuell noch geändert. Immerhin, wenn ich es für Grzegorz tat, war das Partei ergreifen ja nicht mehr als schadenfreudige Geste sadistischen Ursprungs zu verstehen. Aber gleichzeitig hatte ich auch Mitleid mit Stefan. Er schaute ja noch nicht einmal mehr auf seine Liste, sondern bestimmte wahllos irgendwelche anderen Leute, welche sich als nächstes vorstellen sollten. Das musste ja auch was heißen!

Hm, ich glaube, ich komme nicht drum herum Grzegorz später aufzuheitern. Dann würde ich ihm heute Abend vielleicht doch noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Vielleicht. Wenn mir eine einfällt. Und sie denn auch gut ist. Sonst wäre es ja keine Gute-Nacht-Geschichte. Ich weiß, meine Witze sind der Brüller.

Also hielt ich den Mund und schaute wieder in Richtung Stuhlkreis. Grzegorz musste sich noch bis heute Abend gedulden!

„Bin ich schon dran?", fragte Skaterboy erstaunt. Vielleicht verstand er das System nicht so ganz. Zum einen hätte man ja denken können, dass Stefan nach der Liste ging, welche er in der Hand hielt. Da er jenes aber offensichtlich nicht tat, sondern sie vielmehr als Antistressball zwecksentfremdete, konnte man annehmen, dass die Reihenfolge im Uhrzeigersinn verlief. Was sie allerdings auch nicht tat. Denn direkt neben Grzegorz saß ein asiatischer Junge. Gegen den Uhrzeigersinn war auch keine Option, denn wie ihr ja wisst, hatte ich das Vorrecht, neben Grzegorz sitzen zu dürfen. Rechts von mir saß dann Grumpy-Girl (welche übrigens immer noch nicht gerade glücklich aussah), neben ihr dann Struwi und erst dann kam Skaterboy. Nun, ich hätte es auch nicht verstanden, wenn ich nicht längst wüsste, dass es gar kein System mehr gab.

Aber wisst ihr, welche traurige Tatsache mir erst jetzt aufgefallen war? Mit der Vorstellrunde würden sich alle vorstellen! Ja, ich weiß, dass ist total klar, aber worauf ich hinaus wollte; sie würden ihre Namen nennen! Ja, gut das ist auch offensichtlich, aber mit der Offenbarung ihrer wahren Namen würden auch gleichzeitig ihre von mir verliehenen Spitznamen rechtskräftig werden! ...Das stimmte mich nun wirklich etwas traurig. Ich war doch so kreativ gewesen und nun war alles für die Katz! Ob sie mir vielleicht auch insgeheim irgendwelche Spitznamen gaben? Was das wohl für welche waren...

Nachdem ich einige Zeit darüber gerätselt hatte, was mir die anderen wohl für Spitznamen geben könnten, war ich doch ganz froh darüber, dass wir uns jetzt doch endlich vorstellen durften.

Stefan gab Skaterboy währenddessen zu verstehen, dass er nun anfangen sollte. Sogleich befolgte dieser die Anweisung:

„Äh, ja...Also, ich heiße Tobi...as. Äh, ja Tobias Schmidt mein Name und ich komme aus Deutschland. Ich bin 16 und hier weil ich mich unter anderem im Tanzen verbessern möchte. Also ich mache Breakdance. Und dann, öhm, ja also ich singe auch, wie Levi, und spiele Bassgitarre. Und ansonsten zeichne ich auch gern, also Graffiti und Cartoons, so in die Richtung. Ist aber mehr hobbymäßig, als Talent."

Tobias stellte sich recht locker und ungezwungen vor und zugegebenermaßen auch nicht so überdreht, wie ich es anfangs vermutet hätte.

„Ah, schön. Und woher genau aus Deutschland kommst Du?", versuchte Stefan locker zu erfragen, jedoch merkte man, wenn man denn genauer hinsah, dass er leicht angstvoll hoffte, dass es nicht so ausarten möge wie beim ersten Mal.

„Also, ich wohne in Düsseldorf, aber gebürtig komme ich aus München.", antwortete Tobias freundlich. Doch neben ihm ertönte schon ein leises, unterdrücktes Kichern.

„Was gibt's da zu lachen, hm?", fragte er Struwi, denn, wie man sich wohl denken kann, war er es, der so vergnügt kicherte.

„Sorry, Mann aber das kann ich nicht ernst nehmen! Ich mein, was is'n das für ein Name?? Düsseldorf, ich bitte Dich!"

„Das ist kein Name, sondern eine Stadt und außerdem können wir ihn alle nicht ernst nehmen, trotzdem lachen wir uns keinen Ast ab." - Oh, harter Diss. Nun, an Tobias Gesichtsausdruck wurde schließlich dann aber doch kenntlich, dass diese Äußerung nicht böse gemeint war.

Kurz darauf ging es auch schon weiter; Stefan wählte sogleich den nächsten aus:

„Okay, da Du Dich ja anscheinend so gerne mitteilst, sollst Du nicht länger warten müssen, also los!", verwies er auf Struwi, locker flockig von der Kante. Was diese komische Formulierung sollte? Nun, ich wollte witzig sein. Ist mir nicht gelungen? Egal. Lauschen wir Struwi!

Dieser räusperte sich kurz und richtete sich etwas auf, denn zuvor hat er etwas sehr lässig auf seinem Stuhl rumgehangen (Anscheinend wollte er jetzt richtig loslegen!).

„Yo, also ich heiße Robert Jackson, bin 16 und komme aus New South Wales in Australien.", nachdem er das gesagt hatte, wandte er seinen Blick zu mir und schaute übers ganze Gesicht ernst drein. Ja! Gut! Ich hab's verstanden! Du kommst aus Australien und nicht aus England, Amerika oder sonst einem englischsprachigen Land! Können wir jetzt weitermachen?!

Tatsächlich fuhr er alsbald fort.

„Also ich wohne in einem kleinen Ort Nähe Sydney. Ist ziemlich witzig, weil unsere Nachbarn 'n paar Meilen weiter entfernt wohnen. Joa und hier bin ich, weil ich mich im Schlagzeug spielen upgraden will."

„Upgraden?", hakte Stefan noch einmal nach.

„Jaa, upgraden. Das sagt man so.", bestätigte Robert ihm, während er sich leicht am Hals kratzte.

Stefan erwiderte nur: „Alles klar, coole Sache."

„Find ich auch.", entgegnete der sich Upgradende.

„Du hast doch sicherlich noch andere Interessen?", erkundigte sich Stefan weiter.

„Oh, ja.", versicherte Robert, minder enthusiastisch.

„Na dann, hau raus!", schlug Stefan vor, worauf Robert auch kurzerhand einging:

„Ja, also ich rappe auch und...ja, spraye gern. So, Graffitis und so. Wie der Düsseldorfer neben mir." - Wow, der hat gesessen.

„Ha, ha. Okay, gut dann machen wir mal mit einem Mädchen weiter. Magst Du Dich vorstellen?", fragte der Gruppenleiter während er auf Grumpy-Girl verwies.

„Von mir aus.", antwortete sie nur trocken. Ernsthaft. Welcher Name passt bitte besser zu ihr, als Grumpy-Girl? Hm?! Also, den Namen will ich erstmal hören!

„Mein Name ist Juni Falk, ich bin 16 und ich komme aus Schweden."

„Woher genau?", fragte Stefan nochmal genauer nach, diesmal deutlich sicherer. Anscheinend merkte er, dass von Juni keine Gefahr ausging, länger als zur vorgegebenen Zeit zu reden.

„Uppsala.", antwortete sie kurz und knapp und wenig begeistert. In dem Moment wussten wir alle, dass Robert all seine Selbstbeherrschung zusammen nehmen musste, um nicht laut loszulachen. Denn er wusste genau, dass er sich bei Juni nicht dasselbe leisten konnte, wie es bei Tobias der Fall war. Allein schon diese bedrohliche Aura, welche sie umgab. Regelrecht einschüchternd. Oder vielleicht hatte sie auch einfach nicht genügend geschlafen. In diesem Fall kann ich ihre schlechte Laune vollstens nachempfinden. Kennt man ja.

„Es gibt doch sicher einen Grund, weshalb Du hier bist!", versuchte Stefan sie, freundlich wie immer, zum weiterreden zu animieren. Das war schon lustig. Grzegorz musste er zum Schweigen bringen, aber Juni musste er praktisch jedes Wort aus der Nase ziehen. Wie unterschiedlich die Charaktere hier doch waren.

„Ja, ich...fotografiere gern. Und rappe auch. Und...Ich spiele auch Geige, beziehungsweise E-Geige. Eiskunstlauf praktiziere ich auch.", antwortete Juni so lustlos, dass ich mich fragte, weshalb sie denn so viele Hobbys fördern wollte, wenn ihr anscheinend ohnehin nichts Spaß machte. Na ja...vielleicht war sie auch einfach nur schüchtern? Oder so...

Dazu muss ich auch sagen, das ihr Kleidungsstil sehr...interessant war. Nein, ehrlich. Das sollte jetzt auch nicht abwertend klingen oder so. Ich meine dies im wahrsten Sinne des Wortes. Neben ihrer gräulichblassblauen Skimütze trug sie ein grünliches Oberteil, welches etwas an Mosaik oder besser gesagt an abstrakte Kunst erinnerte. Dann noch Stulpen, welche ich persönlich mit Waldo von „Wo ist Waldo?" assoziierte. Darüber hinaus trug sie noch einen Rock, welcher etwas von einem Tütü hatte, wohl aber keines war. Dazu eine Strumpfhose, welche an jeweils beiden Beinen eine andere Musterung hatte und Sneakers. Wie gesagt, sehr innovativ, hab ich noch nie gesehen, aber das muss ja nicht unbedingt heißen, dass es schlecht war.

Stefan schien die Sache aufzugeben, für's erste zumindest. So richtete er seinen Blick auf mich.

Ich zögerte nicht lang und begann auch schon damit, mich vorzustellen: „Ähm, ja...Also ich heiße Sergej---", sofort, wie hätte es auch anders sein können, wurde ich unterbrochen. Und zwar von, wer hätte es anders sein können, dem Trick-Trio:

„Hallo Sergej!", grüßten sie mich munter im Chor, als sei dies tatsächlich eine Selbsthilfegruppe. ...Was zum Geier sollte das? Waren sie die ganze Zeit ruhig, bezogen auf die Selbsthilfenummer zumindest, und zogen dieses Ding dann nur bei mir ab, oder wie? Nun, aber ein Blick meinerseits gereichte, um sie zum Schweigen zu bringen. He, he! Wobei...eigentlich habe ich gar nicht so böse geguckt.

....Sollte das etwa bedeuten, dass ich schon von vorne rein so einschüchternd wirke...? War ich denn...wirklich so gruselig...??

...Ich beschloss, schnell mit der Vorstellung weiterzumachen, bevor ich mir noch mehr über diese Frage den Kopf zerbrach...

„....Braginski....", fuhr ich dann langsam fort, mit einer gewissen Skepsis in der Stimme. Wurde aber dennoch erneut gehindert fortzufahren, da ich merkte, wie sich direkt neben mir jemand aufs Äußerste einen abgrinste. Ich denke, es ist offensichtlich, dass dieser Jemand nicht Juni war.

Wie auch immer. Ich versuchte diese Tatsache zu ignorieren und weiterzumachen:

„Ähm...Ich bin 17 Jahre alt und komme aus Sankt Petersburg, Russland. Ich tanze auch Breakdance und zeichne ebenfalls, allerdings mehr im naturalistischen Stil. Und sonst spiele ich noch Klavier."

„Ah, gut also mehr die klassischen Sachen?", fragte Stefan interessiert.

„Äh...ja.", äußerte ich so selbstsicher wie man dies in einem Selbsthilfestuhlkreis nun mal sein konnte. Deutlich zu erkennen an dem 'Äh...'. Nun und klassisch orientiert waren meine Interessen wohl tatsächlich. Wenn man denn von Breakdance absah...

Der nächste im Bunde war dann wohl der asiatische Junge, welcher ebenfalls neben Grzegorz Platz genommen hatte. Er wirkte von allen am normalsten, wenn ich das mal so sagen darf. Nicht aufgekratzt, auch nicht sonderlich schlecht gelaunt, vielleicht etwas müde, aber das waren wir, schätze ich, alle.

„Ja, ich bin Kagawa Shinji---", weiter ist der arme Junge auch nicht mehr gekommen, denn natürlich musste er unterbrochen werden. Tobias, welcher eigentlich recht sympathisch wirkte, konnte sich anscheinend nicht länger damit zurückhalten und fiel dem Schwarzhaarigen ins Wort:

„Beim BVB gibt's auch einen Shinji Kagawa!"

Shinji schaute Tobias nur etwas perplex an.

„Hä...?", stammelte er.

Tobias klärte ihn freundlicherweise alsbald auf: „Das ist ein Spieler in einem deutschen Fussballverein!"

Shinji schien noch immer etwas bedröppelt. Offenbar war das alles etwas zu viel für ihn.

„Aha...", fing er dann an, als er sich wieder etwas gefangen hatte. „Der bin ich aber nicht.", sprach er weiter.

„Bist Du sicher...?", fragte Tobias locker flockig von der Kante runter (Sorry, aber ich weiß nicht, wie ich das sonst beschreiben soll!). Ein Scherzkeks war er also auch.

„Ziemlich...", erwiderte Shinji. Oh, schlagfertiger als gedacht!

„Kannst Du überhaupt Fussball spielen?", wollte Tobias daraufhin wissen. Shinji erwiderte nur ein kleines, aber leicht lang gezogenes „Nee...".

„Schäme Dich.", entgegnete der Blonde ihm, an seiner Art jedoch deutlich erkennbar, dass es nur ein Scherz gewesen war. Shinji selbst schien etwas irritiert zu sein.

„Äh...okay...Darf ich jetzt weitermachen?"

„Mach einfach weiter...", beantwortete Stefan nun seine Frage. Anscheinend hatte er sich schon an diese ganze Alles-und-jeder-wird-hier-unterbrochen-Nummer gewöhnt. Ich frage mich ehrlich, warum er nichts dagegen tat. Vielleicht wollte er selbst nicht in dieses Schema hineinrutschen.

„Okay...Also, ich bin 17 Jahre alt und komme aus Japan. Aus Tokyo. Ja...und ähm, ich schreib gern Texte. So Poetry Slam mäßig und so..."

Natürlich durfte an dieser Stelle nicht einfach geschwiegen werden. Diesmal fiel Robert ihm ins Wort:

„Poetry Slam...? Was 'n das?"

Tobias erklärte sich bereit, diese Frage zu beantworten:

„Das ist wie ein Rap Battle nur im Monolog!", Verwunderung zeichnete des Australiers Gesicht.

„...Ernsthaft? Das heißt...Du mobbst Dich selber...?", fragte er noch einmal genauer nach, denn richtig verstanden hatte er es nicht.

„Nee, nee, Du hast so ein Thema und dann diskutierst Du darüber. Quasi mit Dir selbst und vor Publikum.", erläuterte Tobias es näher. Beide schauten daraufhin zu Shinji, damit dieser die Aussage bestätigte oder entsprechend widerlegte.

„Äähh...ja, kann man unter Umständen auch so erklären.", sagte er schließlich. Robert schien aber nicht zu 100% überzeugt zu sein.

„Klingt ja ziemlich schizophren...", sagte er dann. Dieser Junge überraschte mich echt immer wieder.

„...Jedenfalls...", versuchte Shinji daraufhin unberührt fortzufahren, „...interessiere ich mich sehr für Musik. Also ich erstelle häufig Remixes am PC oder mache meine eigene. Und Bildbearbeitung mache ich auch gern, also ich benutze häufig meinen PC für sowas. Und...ja, ich spiele auch Keyboard."

„Oh, klingt ja sehr interessant. Dann bist Du wohl mehr so im modernen Bereich unterwegs?", erwiderte Stefan.

„J..ja genau.", bestätigte Shinji noch einmal, bevor nun der Nächste dran kam. Dieser entpuppte sich als dritter Konponent des Trick-Trios. Mir fiel auf, dass er der einzige Brünette in der Jugendgruppe war. Und auch sein Stil hob sich, wie auch der Junis, von dem der anderen ab; er kleidete sich eher im klassischen Stil, wenn ich das jetzt mal so sagen darf. Also Hemd, Weste und Krawatte. Dennoch wirkte er in seiner Aufmachung nicht wie ein Geschäftsmann fortgeschrittenen Alters. Er schien auch eher zu den größer gewachsenen zu gehören. Das heißt, er war wohl der Größte nach mir. Mann, ich bin ja ein echter Riese. Aber gut, bei 1,91m ist es auch schwer, das Gegenteil zu erreichen.

„Alles klar, ich heiße Vincent Petitaud Ughetto...", die Pause, welche Vincent eigentlich nutze, um für seinen nächsten Satz Luft zu holen, wurde von Tobias gebraucht, um ihm ins Wort zu fallen:

„Petitaud, das klingt wie Patato nur auf französisch ausgesprochen!"

Robert allerdings sträubte sich sogleich gegen diese Bemerkung:

„Alter, ist das echt das erste, was Dir auffällt?! Ich meine Ughetto! Streich das 'u' und Du hast Ghetto!!"

Erfreut erwiderte Tobias: „Krahahaaass!" - Wow.

„Hey, seid mal ruhig, ihr Ghettos, ich will weitermachen!", unterbrach der Brünette die beiden Ghettos dabei, ihn zu unterbrechen, nonchalant mit einem Grinsen auf seinen Lippen. Wow, also da haben sich drei gefunden. Die werden bestimmt zu Best Friends. Wie gut, dass ich sie bereits in ein Trio eingeteilt habe!

Nach einem kurzen Räuspern, fuhr Vincent mit seiner Vorstellung fort:

„Ich bin 18 und komme aus Marseille im Süden Frankreichs. Ich möchte meine Fähigkeiten im Schauspielern, sowie im Tanzen und Singen vertiefen. Gegebenenfalls praktiziere ich auch Rap, aber das mache ich mehr aus Jux."

„Und in welche Richtung geht Dein Tanzstil so?", fragte Stefan wieder einmal noch etwas genauer nach.

„Ich lerne eher so die klassischen Stile.", antwortete Vincent unbefangen.

„Gut, also ich denke damit wären wir dann...Oh! Nein, wartet wir haben noch jemanden!", wollte Stefan die Runde erst schließen, korrigierte sich nach genauerem Hinsehen aber schnell. Kurz darauf blickte er zu...ihr...

....Wie konnte er sie nur vergessen?! Das war ja sowas von, nein. Nein, ich sollte mich nicht aufregen. Das ist ungesund. Nichts desto trotz war das echt daneben!

„Entschuldige bitte. Stellst Du Dich dann noch vor?", also ehrlich! Dieser nette Unterton machte die Sache auch nicht wieder wett! Nun...aber ich sollte lieber zuhören, damit ich endlich ihren Namen mitbekam. So beschloss ich noch einmal über Stefans Fehler, welche ja eigentlich auch menschlich waren, hinwegzusehen.

„A-also ich heiße...", fing sie an, wurde aber von Stefan noch einmal angesprochen:

„Entschuldige, aber kannst Du vielleicht ein klein wenig lauter sprechen?", fragte er mit einem freundlichen Lächeln, so wie Stefan eben war. Einerseits ärgerte es mich, dass wieder einmal jemand unterbrochen wurde! Andererseits war ich tatsächlich dankbar dafür, dass er darum gebeten hatte, denn ich saß so weit weg von ihr, dass ich bei ihrer eher leisen Stimme, wahrscheinlich nicht viel mitbekommen hätte.

„J-ja, natürlich!", versicherte sie etwas unsicher und bemühte sich darauf, lauter zu sprechen.

„Also, ich...Ich heiße Neelie Timmermans und ich...ich komme aus Amsterdam, in den Niederlanden. Ich...Ich bin 17 Jahre alt und ich bin hier, weil...weil...", sie gab sich wirklich größte Mühe, laut und deutlich zu sprechen. Und mir fiel jetzt erst auf, was für eine schöne Stimme sie doch hatte. Ich glaube...ich hätte ihr stundenlang zuhören können...JEDOCH, ähem, schien sie gerade etwas nervös zu werden! Aber...man merkte wirklich, dass sie sich sehr darum bemühte, ihre kleine Rede zu vollenden. Nicht viel später schaffte sie es anscheinend auch, sich zu überwinden.

„Ich...ich schreibe sehr gerne, vor allem Geschichten! Und außerdem tanze ich auch liebend gern..., wobei ich mich da auf Ballett spezialisiert habe...Und...Und außerdem...ähm, also der Hauptgrund, weshalb ich hier bin ist, dass ich versuchen möchte mich im schauspielerischen Bereich weiterzubilden. Also..."

Stefan lächelte Neelie warm an, als wolle er sagen: „Gut gemacht!"

Und ich muss ihm zustimmen! Dafür, dass sie offenbar so schüchtern war, hatte sie das alles gut hinter sich bringen können. Ich schaute noch kurz zu ihr hinüber, wobei ich darauf achtete, sie nicht anzustarren, immerhin wollte ich sie nicht verunsichern.

....Ähm, also, ich musste sie ja jetzt wenigstens ein bisschen ansehen, damit ich mir merken konnte, mit wem ich es denn zu tun hatte! Ja, ich wollte mich ja nachher noch bei ihr entschuldigen! Ganz genau, ich habe noch nicht aufgegeben! Und außerdem, außerdem, habe ich doch gerade auch meterlang das Aussehen der anderen beschrieben! Da durfte ich sie doch wohl eben kurz mal ansehen, ohne das wilde Schlussfolgerungen geschlossen wurden! Oder etwa nicht??

Egal, ich seh sie jetzt einfach an. Nur kurz, okay?

Wie mir nun auffiel, war Neelie mit Abstand die kleinste im Bunde, also von der Körpergröße her. Und trotz der Tatsache, dass sie eigentlich schon fast zierlich war, trug sie dennoch ein Sweatshirt, welches deutlich über ihre eigentliche Kleidergröße hinaus zu gehen schien. Aber trotzdem sah es nicht weniger gut aus. Man könnte sogar schon so weit gehen, zu behaupten, dass es irgendwie niedlich aussah.

...Ähm, ja...Ich hör dann mal auf sie anzusehen. Bin ja schon fertig...

Irgendwie fiel mir gerade auch etwas auf, worauf ich vorhin nicht aufmerksam geworden war. Ich spürte einen stechenden Blick auf meiner Haut. Man sollte meinen, das sollte man gar nicht spüren können, aber wusstet ihr, dass man aus seinem Schlaf aufwachen kann, nur weil man sich gerade angestarrt fühlt?

Jedenfalls bewegte ich meinen Blick langsam in die Richtung, aus welcher ich die Quelle vermutete. Nichtsahnend. Und ganz ehrlich; als ich die Quelle erblickte, hätte ich vor Schreck fast einen Herzstillstand erlitten.

Ernsthaft! Wer denn jetzt eigentlich diese Quelle war? Nichts leichter zu beantworten, als das! Wer hatte denn schon die ganze Zeit über so genervt drein geschaut, als wolle sie Grumpy Cat höchstpersönlich herausfordern? Ganz genau! Meine über alles charmante Sitznachbarin Juni Falk!

Ich konfrontierte mich todesmutig damit, indem ich meinen Blick ebenfalls auf ihr Verharren ließ. Doch sie starrte einfach munter weiter! Als sei sie sauer auf mich, als hätte ich etwas schlimmes verbrochen! Aber ich hatte doch gar nichts getan?!

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ sie endlich von mir ab. Was zum Geier, sollte das bitte??



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-07-04T13:16:23+00:00 04.07.2016 15:16
Was Juni wohl für Probleme hat????

Ich freue mich darauf zu erfahren, wie es denn weiter geht. *freu* (^_-)V
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:38
Sie selbst ist ihr Problem. *teathralisch die Beine überschlägt* Vielleicht auch nicht. Wir werden sehen. c:

Captain Obvious hat wieder zugeschlagen! O0O

Ich setz heute das nächste Kapi in die Warteschleife, dürfte nicht allzu lange dauern. c;

An dieser Stelle nochmal ein riesengroßes Dankeschön, dass Du jedes Kapi durchkommentiert hast! Das macht mich so glücklich!! /Q//^//Q/


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