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Der Prinz mit den sturmgrauen Augen

Maedhros, Maglor, Elrond, Elros
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt die lange Wartezeit, wird nicht mehr vorkommen. Ich hoffe, das Kapitel entschädigt.
Warning:
Ab hier ist alles, was passiert, meine Fantasie. Tolkien hat nichts über Elronds und Elros' Zeit bei Maedhros und Maglor geschrieben, auch nicht wann und wie sie geendet ist.

Have Fun!!! Komplett anzeigen

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Regentage

Die nächsten Wochen ließen Elrond und Elros keinerlei Zeit zum Nachdenken.

Ab dem Tag ihrer Ankunft an wurden sie einem strengen Unterrichtsplan unterworfen, der eigens von Maedhros entworfen worden war. Maglors älterer Bruder brachte sie an ihre Grenzen.

Der Himmel war zartblau und durchzogen von feinen rosa-orangen Linien, wenn sie aufstanden und hatte dieselbe Farbe, wenn sie von ihrem Unterricht zurückkehrten, vorausgesetzt es regnete nicht.

Doch an diesem Morgen schien der Himmel seine Pforten geöffnet zu haben und es schüttete derart, dass im Hof der Festung das Wasser stand.

Dunkelgraue Wolkengebirge standen drohend am Himmel und der Wind heulte um die Gemäuer.

Elrond verabscheute Tage wie diese leidenschaftlich. Sie machten ihn traurig und erinnerten ihn an die Häfen, wo das Wetter zwar meist windig gewesen war, aber warm. Stürmische, regnerische Tage ließen die Festung, die sie nun ihre Heimat nannten, trostlos und kalt wirken.

Für eine letzte Minute verkroch sich Elrond noch einmal unter den Laken.

Es war Ende der Woche und am nächsten Morgen würden sie einen Tag frei haben. Fast acht Wochen waren seit ihrer Ankunft vergangen, der Monat des wechselhaften Wetters war schon fast um. Langsam aber sicher hatten sie sich an die Umstände unter denen sie hier waren gewöhnt, auch wenn es gegen ihren Willen geschehen war. Ab und zu warf ihnen, besonders Elros, das Gewissen noch vor, mit wem sie sich hier eigentlich arrangierten. Aber selbst Elronds Bruder entgegnete ihm nun, was sie denn für eine Wahl hätten.

Außerdem war in den letzten Wochen nichts passiert, wofür sie die beiden Söhne Feanors hätten hassen können. Man begegnete ihnen mit Freundlichkeit und Zuvorkommen.

Elrond seufzte und befreite sich von dem Laken, schwang die Beine aus dem Bett und lief ins Bad, dass Elros schon verlassen hatte.

Warme duftende Dampfschwaden umhüllten ihn.

Er entkleidete sich und ließ sich in die Wanne gleiten.

Gleich würde er sich in Strategie schulen müssen, das Fach das Maedhros höchstselbst unterrichtete. Sein Unterricht war anstrengend, aber überaus interessant.

Elros und Elrond hatten zwar in den Häfen schon Unterricht erhalten, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß, in dem sie ihn nun erhielten.

Er umfasste die Schulung sämtlicher überlebensnotwendiger Fähigkeiten von Kochen, was sein Bruder Elros zu seinem eigenen Erstaunen sehr liebte, bis hin zu den Heilkünsten, in denen Elrond brillierte.

Und schließlich einer allgemeinen Bildung, wozu die Geschichte der Elben, aber auch der Zweitgeborenen, Benehmen, Sprache und Musik gehörte, Maglors Fach. Aber Maglor war gegangen. Es trieben sich Orks in den Landen herum und so war er vor drei Wochen mit zwanzig seiner Krieger losgezogen und seitdem hatten sie nichts mehr von ihm gehört.

Elrond mochte es nicht so recht zugeben, aber er vermisste ihn, denn es fiel ihm schwer Maedhros zu vertrauen, der immer sehr distanziert auftrat.

Das Schlimmste aber war, dass er es nicht wagte, es Elros zu beichten. Elros würde ihm sicherlich vorwerfen kindisch zu sein.

Elrond rümpfte die Nase. Ja, eindeutig ein Regentag, er hatte nur traurige Gedanken an diesem Morgen. Ruckartig stieg er aus der Wanne und schüttelte sich, als wolle er die trüben Überlegungen mitsamt dem Wasser abwerfen.

Schnell trocknete er sich ab, schlüpfte in seine Sachen und kam aus dem Bad.

Er entdeckte sein Ebenbild an der Tür, wo es ungeduldig wartete, Bücher unter dem Arm. Elrond nickte ihm schuldbewusst zu, packte sich einen der fluffigen weißen Brotfladen, die es bei ihnen regelmäßig zum Frühstück gab, und schloss sich Elros an.
 

Maedhros schien mit seiner Stiefelspitze ein Loch in den steinernen Boden bohren zu wollen.

Maglors Bruder hatte seine langen roten Haare zu einem kunstvollen Zopf geflochten und die Kriegsrüstung gegen eine elegant geschnittene waldgrüne Tunika und braune Hosen ausgetauscht. Die Stiefel, die er gerade strapazierte, waren aus feinem Leder und mit Goldfäden bestickt. Auf seinem Haupt trug er einen schlichten goldenen Reif, der durch die beständige Neigung seines Kopfes gefährlich nach vorne rutschte.

Elros räusperte sich: „Guten Morgen, Herr Maedhros.“

Maedhros betrachtete weiterhin seine Stiefelspitze als wäre sie der vierte Silmaril.

„Und verzeiht die Verspätung, hoher Herr, es tut uns leid“, ergänzte Elros hastig, wobei er es jedoch nicht versäumte Elrond mit einem vorwurfsvollen Blick zu strafen. Normalerweise drückte sich Elros weniger formell aus, da die beiden Brüder es als überflüssig empfanden, sich von Kindern beständig mit „Hoher Herr“ ansprechen zu lassen, aber er wusste inzwischen, wann eine solche Anrede angebracht war und wann er sie weglassen durfte.

Endlich hob der ältere Elb den Kopf, sein edles Gesicht trug einen strengen Ausdruck, aber seine Augen funkelten amüsiert. Er führte eine lässige, elegante Handbewegung aus und bedeutete den beiden kleinen Elben, die im Türrahmen von einem Fuß auf den anderen traten, einzutreten und ließ gleichzeitig damit die Entschuldigung gelten.

Maedhros stieß sich von der Wand ab und ging zu einem der hölzernen Regale, während Elrond und Elros Platz nahmen und erwartungsvoll auf den üblichen Vortrag warteten.

Doch der Elb nahm ein quadratförmiges Holzkästchen vom Regal und legte es vor den beiden Elbenjungen auf den Tisch. Er zog einen weiteren Stuhl für sich heran und ließ sich darauf nieder.

"Was ist das?", fragte Maedhros neugierig, als ob er es selbst noch nie gesehen hätte.

Elros nahm das Kästchen genauer unter die Lupe. Sein erster Gedanke war, dass es ein Schmuckkästchen sein könnte. Es hatte ein Scharnier, war also eindeutig zu öffnen und der Deckel war kariert. Schwarz-weiß.

"Darf ich es öffnen?", kam ihm sein Bruder Elrond zuvor.

Maedhros nickte.

Vorsichtig öffnete Elrond das Kistchen und zum Vorschein kamen jede Menge Figuren, lustig geformt, große und kleine, einige schienen eine Krone zu tragen.

"Das ist Schach!", rief Elros aus.

Maedhros lächelte, etwas, was seltener geschah und ihm mehr einem jungen übermütigen Elben ähneln ließ, denn einem edlen ernsten Königssohn.

"Richtig. Heute spielen wir Schach. Kaum etwas fördert strategisches Denken so wie Schach und es ist tatsächlich vergleichbar mit einer Schlacht. Schach ist ein sehr komplexes Spiel und erfordert viel Übung, deshalb werdet ihr beide erst einmal zusammen gegen mich spielen", kurz schaute er ihnen in die Gesichter und Elrond und Elros nickten schnell.

"Gut, Ziel ist es den König", er zog die größte Figuren heraus und setzte sie mittig auf das Spielfeld,"matt zu setzten. Also handlungsunfähig zu machen. Dann ist das Spiel gewonnen."

Mit schnellen geschickten Handbewegungen setzte er jeweils sechzehn weiße und schwarze Spielfiguren in ihre Position. Er zeigte auf die vordere Linie, wo in Reih und Glied kleine Spieler mit runden Köpfen standen: "Das sind die Bauern. Sie dürfen einen Schritt ausschließlich nach vorne gehen, wenn das Spielfeld vor ihnen frei ist, auch zwei. Beim Schach ist es verboten, eine Figur zu überspringen, also wohin ihr auch geht, das Spielfeld muss frei sein. Wenn der Bauer zwei Schritte gegangen ist, kann er jedoch auch von einem anderen Bauern so geschlagen werden, als ob er nur einen Schritt gegangen wäre."

Maedhros setzte einen der Bauern zwei Felder vor und dann mit einem anderen Bauern ein Feld nach. Er tippte gegen den ersten Bauern, sodass dieser umfiel.

"Damit wäre er aus dem Spiel."

Mit einer weiteren Handbewegung deutete Maedhros auf die hinterste Reihe: "Turm, Springer, Läufer, Dame, König, Läufer, Springer und Turm. Der König ist die wichtigste Figur, er kann nur auf das unmittelbar angrenzende freie Feld gehen, aber dafür in alle möglichen Richtungen. Zwei Könige dürfen niemals nebeneinander stehen, sie würden sich gegenseitig Schach setzten. Die Dame ist die stärkste Figur im Spiel, sie kann gerade, seitlich und diagonal so weit gerückt werden, wie der Spieler will. Es gilt aber auch für sie die Regel, dass sie keine andere Figur dabei überspringen darf. Der Turm ist die zweitstärkste Figur, er darf auf das freie Spielfeld gerade und seitlich beliebig weit gezogen werden. Der Läufer darf ebenfalls beliebig weit gerückt werden, allerdings nur in diagonaler Richtung und nur über seine eigene Feldfarbe."

Maedhros nahm den schwarzen Läufer und zog ihn diagonal über die schwarzen Felder, dann nahm er den weißen Läufer und rückte ihn diagonal über die jeweils weißen Felder.

Elros begann sich Sorgen zu machen, überhaupt all das behalten zu können und dann auch noch korrekt zu spielen.

"Zuletzt", führte Maedhros seinen Vortrag fort, "der Springer. Er darf nur auf Felder zu seinem nächsten ziehen, aber sie dürfen nicht auf gleicher Reihe, Linie oder Diagonale liegen und müssen eine andere Farbe haben, als das Feld auf dem er steht."

Er sah Elrond und Elros an, die mit verwirrten und angestrengten Mienen auf das Schachbrett starrten.

Maedhros lachte einen leises, beinahe freches Lachen und lehnte sich zurück. Selten hatten sie ihn so gelockert und fröhlich gesehen. Elros war sich sicher, dass das Schachspiel eines seiner liebsten Beschäftigungen sein musste und verspürte mit einem Mal das tiefe Verlangen, es mit ihm ebenbürtig spielen zu können.
 

Der Elb mit den Haaren aus Kupfer strich sich über die Nase, dann lächelte er wieder: "Lasst uns einfach beginnen. Man lernt am besten beim Spielen. So ist es mit allem im Leben. Man nennt es Erfahrung."

Daraus hast du aber nicht viel Lehre gezogen, schoss es Maedhros im selben Moment durch den Kopf. Seltsamerweise hatte er dabei Maglors Stimme im Ohr. Wenn Maedhros sich in den letzten Wochen wirklich um etwas Sorgen machte, war es Maglor. Sein Bruder erschien ihm antriebslos und zutiefst unglücklich, obwohl die beiden Elbenkinder sich so prächtig entwickelten. Sie waren gelehrig und aufmerksam, dann und wann noch ein wenig distanziert, aber wer konnte es ihnen verdenken?

Seufzend schüttelte er den Kopf.

"So lasst uns beginnen", sprach Maedhros, "Weiß zieht zuerst."

Er blickte Elros auffordernd an.

Der junge Elb hob die Hand und die Tür zu dem kleinen improvisierten Lehrzimmer flog donnernd auf. Die kleine Hand erstarrte in der Luft.

Maedhros wandte sich um. Einer der Krieger, die Maglor begleitet hatten, stand im Türrahmen. Seine braunen Haare waren blutig und seine Wade war schlecht verbunden. Obwohl Maedhros Schlimmes ahnte, stand er ruhig und langsam auf.

"Was gibt es, Lariel?"

Es war ein Wunder, dass er sich all die Namen merken konnte.

Mit langen Schritten ging er um den Tisch herum und legte den beiden jungen Elben beruhigend die Hände, beziehungsweise seinen Armstumpf, der ihn dann und wann und besonders jetzt immer noch störte, auf die Schultern.

Lariel brauchte ein paar Sekunden um Luft zu holen, die sich anfühlten wie Ewigkeiten.

"Mein Herr, wir haben die Orkbande entdeckt und, obwohl zahlenmäßig unterlegen, vernichtend geschlagen, aber Euer Bruder fiel während des Angriffs von seinem Pferd und wurde schwer verletzt, sowohl durch den Sturz als auch durch Tritte und eine Axt. Wir haben ihn nach oben, in den Flügel der Heilung gebracht."

Maedhros Mund war zu einem schmalen Strich geworden. Er nickte Lariel kurz dankend zu und wandte sich dann an Elros und Elrond: "Mein Unterricht fällt für heute aus. Sagt Alinael Bescheid, sie wird ihren Geschichtsunterricht sicherlich vorziehen können."

Mit eiligen Schritten folgte er Lariel. Dumpf fiel die Tür ins Schloss und entzog Elrond so jegliche Chance auch nur noch irgendeine Frage stellen zu können.
 

Verzweifelt und aufgerüttelt saßen die beiden Brüder am Tisch. Schließlich erhob sich Elros und murmelte etwas davon nun Herrin Alinael holen zu wollen. Er verschwand aus der Tür.

Mit mechanischen Bewegungen räumte Elrond das Schachspiel auf und ließ sich schließlich wieder auf seinen Stuhl plumpsen.

Maedhros sollte Recht behalten, was Alinael anging. Sie zog ihren Unterricht vor, doch keiner von ihnen war recht bei der Sache.

So zuckte auch niemand zusammen, als die Tür abermals aufging, erwartungsvolle Blicke auf sich ziehend.

In der Tür stand Enoriel, ihr Lehrer in den Heilkünsten und der beste Mediziner auf der Festung.

Er spähte um die Tür herum und wie immer erschien er völlig ruhig und gelassen.

"Elrond, möchtest du bitte mit mir kommen?"

Und ob Elrond mochte! Er stand so schnell auf, dass beinahe sein Stuhl umfiel, streifte seinen Bruder mit einem Blick und lief Enoriel nach, der die Tür hinter ihm leise wieder schloss und dann in einen schnellen Laufschritt verfiel, sodass Elrond rennen musste.

Über der ganzen Festung schien ein Schleier der Bedrückung zu liegen und wo sonst Geschäftigkeit herrschte, war nun vorrangig Stille.

Elrond wartete bis Enoriel von selber zu Sprechen begann.

"Wenn wir Glück haben, wird er es Überleben.", nahm er dem Elbenjungen ein wenig Angst, "Er ist gar bei Bewusstsein, wie auch immer er es anstellt. Es wäre besser für ihn, würde er schlafen. Hör zu, Elrond, ich habe dich geholt, weil ich denke, dass aus dir einmal ein hervorragender Heiler werden kann. Du musst jetzt neutral bleiben und darfst dich nicht von Gefühlen leiten lassen. Bis jetzt haben wir unsere schlimmen Fälle gespielt, aber nun geht es um etwas Ernstes. Es ist deine Feuerprüfung, aber hab keine Angst", er betrat den Flügel der Heilung und blieb vor einer Tür stehen. Enoriel nahm Elrond bei den Schultern. "Ich weiß, dass du es kannst." Dann öffnete er die Tür und wieder blieb Elrond keine Zeit für Fragen, wo er doch gerne gewusst hätte, wieso man ihn wirklich geholt hatte, wo er doch eigentlich gar nicht benötigt wurde.

Er stolperte hinter Enoriel über die Schwelle und nahm die Situation kurz in sich auf.

Maedhros saß am Bett seines Bruders und schien ihn gar nicht zu bemerken. Er hielt Maglors Hand und auf seinen Wangen glitzerte etwas, was wie Tränenspuren aussah. Sein Zopf war im Auflösen begriffen. Elrond wandte schnell den Blick ab. Im Raum standen noch zwei weitere Heiler, die Wunden säuberten und Kräutersude kochten. In der Mitte des Raumes stand das Bett auf dem Maglor selbst lag. Er war vollständig entkleidet bis auf ein Tuch was seine Lenden bedeckte. Seine Haut war weiß wie die eines Geistes, als wäre all das Blut aus seinem Körper gewichen. Gleichzeitig breiteten sich an seinen Beinen große schwarzblaue Flecken aus und an seiner Schulter klaffte eine riesige ausgefranste Wunde, die eindeutig von einer Axt stammte. Elrond erkannte, dass sie knapp die lebenswichtigen Blutgefäße am Hals verfehlt hatte.

Maglor blickte mit aufgerissenen sturmgrauen Augen an die Decke, seine Haare durcheinander und sein Atem stockend.

Als die Tür leise wieder ins Schloss fiel, wandte er unter großer Anstrengung den Kopf.

"Elrond", seine Stimme war nur noch ein Hauchen.

Oh, wie Elrond Regentage hasste.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe einige Zeit lang Schach gespielt, deshalb ist teils einiges aus meiner Erinnerung, anderes bei Wikipedia, der allwissenden Seite entnommen worden. Credits to Wikipedia.
Ich hab's nur grob erklärt, es gibt noch viel mehr Züge und dergleichen. Schande über mein Haupt, ich weiß, ich weiß, aber hier soll es um Elben gehen und nicht um die Regeln des Schachspiels.

Miep. Miep.
Frohe Ostern, schon einmal! ^-^ Komplett anzeigen

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