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Pirates of the Caribbean: Black Tides

von

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Drei Captains, ein Schiff

8. Kapitel - Drei Captains, ein Schiff


 

Erste, wärmende Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch vereinzelte Wolken am himmelblauen Horizont, den dichten, morgendlichen Nebel und den neu angebrochenen Tag. Die Schiffbruch-Bay wurde in einen rötlichen Schimmer getaucht, der die riesenhafte Festung noch beeindruckender wirken ließ, und schien sie noch so friedlich zu diesen frühen Morgenstunden zu sein, war sie in ihrem Inneren mindestens genauso belebt wie die danebenliegende Handelsstadt Schiffbruch. Sie war nicht im geringsten zivilisierter als die doppelt so große Hafenstadt Tortuga, ein Paradies für Bukanier und Seeräuber aller möglichen Kontinente. Schiffbruch bot keinen besonders großen Unterschied zu anderen Städten, die einzigen Unterschiede lagen lediglich in der Bauweise der Gebäude und in der Tatsache, dass hier einzig und allein Piraten mit ihren Familien lebten. Sogar Kinder spielten lachend auf den Straßen, Hunde bellten die Nachbarschaft wach und jeder Händler ging seinem alltäglichen Handwerk nach - die Stadt wies eine friedliche, lebhafte Atmosphäre auf.

Und da man von dieser gottverlassenen Halbinsel Tortuga wusste, dass dort kein einziges verfluchtes Fleckchen existierte, an dem keine Schmuggler-Waren verkauft wurden, Betrunkene nicht bei den Schweinen landeten oder der Nächstbeste nicht grundlos in eine Schlägerei verwickelt wurde, waren auch die Piraten in ihrer 'Hauptstadt', wie man sie schon fast nennen konnte, heute Morgen mehr als nur aufgebracht. Das Thema des gestrigen Abends war nun in aller Munde, jeder einzelne Matrose wusste bereits über die Versammlung der Bruderschaft bescheid, bevor dessen Captain auch nur ansatzweise seiner Crew davon hätte erzählen können. Überall hörte man die wildesten Gerüchte und Spekulationen über Nyx, die griechische Göttin über Nacht und Finsternis - ein Engel der Hölle.
 

Die besonders überfüllte, finstere und verrauchte Taverne Bull's Head, die amüsanterweise sogar einen Stierkopf über dem Namensschild an den Außenwänden hängen hatte - passend zu ihrem Namen, war der perfekte Treffpunkt für Gespräche, die von keinem belauscht werden sollten. Das hörte sich im ersten Moment sehr widersinnig an, doch durch den grauenhaft lauten Lärm und das Geschrei war ein jeder mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, anstatt irgendwelchen unwichtig scheinenden Gruppen von Piraten dabei zuzuhören, wie sie noch weiteres Seemannsgarn um den dunklen Engel strickten, der eine nicht zu unterschätzende Gefahr für alle Seeleute darstellte - also nicht nur für die Bukanier.

So kam es, dass sich in einem unscheinbaren, dunklen Eck, einzig und allein beleuchtet von einer bereits sehr heruntergebrannten Kerze, drei Captains und gleichzeitig neugierige Angeheuerte der Galeone mit den schwarzen Segeln, die Black Pearl, versammelt hatten.

Die Schiffbrüchige Sarah Blackwood, Jim Truscott sowie Cotton, Scrum, Gibbs und die zwei unzertrennlichen Schwachköpfe Pintel und Ragetti hatten sich Plätze auf leeren Rumfässern oder in versteckten Winkeln gesucht, wobei der Jüngste unter ihnen seinen schwarzen Hut, verziert mit ein paar kunstvollen Fasanenfedern, tief ins Gesicht gezogen hatte, in der linken Hand einen Becher heißen, duftenden Grogs. Jim war wohl einer der einzigen Piraten in dieser Kneipe, die keinen Rum tranken; obwohl Grog eigentlich eher ein mit Wasser verdünnter Rum und ein paar Gewürzen war. Er war das starke Getränk noch nicht gewohnt und wollte es vermeiden, diesen Tag etwas zu angeheitert zu verbringen. Der noch unerfahrene Pirat wollte so wenig wie möglich das Gespräch der drei Captains verpassen und beharrte darauf, die wichtigsten Informationen zu erfahren.
 

Der kleine, hölzerne Tisch, auch nicht gerade einer der saubersten Möbelstücke in dieser Taverne, war für die drei besagten Captains bestimmt: Jack Sparrow (Verzeihung, natürlich CAPTAIN Jack Sparrow ...), Edward Teague und Hector Barbossa, allesamt mit einer Flasche Rum beglückt, klärten hier den weiteren Ablauf der Dinge.

Die gestrige Versammlung der Bruderschaft verlangte geplante und durchdachte Vorgänge, und ob der Captain der Black Pearl das besonders toll fand oder nicht: Auch er musste sich eingestehen, dass eine Unterhaltung mit seinem Vater und seinem langjährigen, verhassten Konkurrenten, der sich mehrmals sein Schiff unter den Nagel gerissen hatte, nicht ganz unnütz war.

Wie schon in der gestrigen Nacht spielte er mit der kleinen, silbernen Acht-Reales-Münze in seinen Händen. Unwillkürlich musste der Pirat daran denken, was er nach der Versammlung von der klugen Mistress Ching erfahren hatte: Die Münzen, die nun wieder die neun Piratenfürsten auszeichneten, waren keineswegs 'neue' Silberstücke, wie er anfangs gedacht hatte. Viele Gerüchte darüber blieben meist im Dunkeln verborgen, deshalb erfand man unter anderem wilde Vermutungen. Und so konnte Jack gestern Kenntnis darüber erhalten, dass der mächtige Piratenfürst Ammand mithilfe seiner Crew die Acht-Reales-Münzen zurück in seinen Besitz gebracht hatte, bevor er sie den anderen acht Mitgliedern der Bruderschaft und somit ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben hatte. Denn, wie sich nach einiger Zeit herausgestellt hatte, war der verstorbene Lord Cuttler Beckett im Besitz der Münzen gewesen und mit ihm die East India Trading Company. Also hatte sich Ammand nach Port Royal aufgemacht und dort auf die freundlichste Weise, die Piraten an den Tag legen konnten, die Silbermünzen aus den Händen der EITC entwendet.
 

Langsam hob Captain Teague den Kopf, bedachte seinen Sohn mit einem finsteren, nachdenklichen Blick, während das flammende Kerzenlicht seine sonst fast schwarzen Augen in ein helles, waches Braun verwandelten. Jack fühlte wieder diesen altbekannten, kalten Schauer und fragte sich von Neuem, ob sein Vater ihm jemals dieses Geheimnis des plötzlichen Verschwindens in Sekundenbruchteilen verraten würde. Das letzte Mal, als er dieses Phänomen in Tortuga erlebt hatte, war er sich fast sicher, dass so etwas nur mit irgendeiner verflixten Art von Zauber oder Magie möglich sein konnte. Der Captain hatte schon des Öfteren übernatürliche Dinge erlebt, es würde ihn kaum wundern, wenn dem tatsächlich so wäre ...

Die silberne Münze zwischen seinen Fingern stoppte abrupt ihr verwirrendes Spiel, als der Wächter des Piraten-Kodex mit tiefer Stimme zu sprechen begann:

"Was hast du vor, jetzt, nachdem der Entschluss der Bruderschaft feststeht, mein Sohn?"

Jack richtete seinen Blick starr auf die Flamme der Kerze, so lang, bis er unangenehme, weiße Lichter vor seinen Augen tanzen sah.

"Bei Sonnenuntergang nehmen wir Kurs auf Singapur." Er sprach die Worte scheinbar mit Widerwillen, und nicht ganz ohne Grund, denn seinem Vater war sehr wohl bewusst, dass Jack sich nicht sonderlich gut in den südostasiatischen Gewässern auskannte; ohne seinen Kompass wäre er dort so gut wie verloren. Wenn er so schnell wie möglich mehr Informationen über Nyx herausfinden wollte, dann musste er wohl oder übel mit seinem verhassten Erzfeind segeln und einmal mehr um des Friedens willen mit Hector Barbossa klarkommen.
 

"Jemand erzählte mir, dass du dich dort auf die Suche nach einem bestimmten Bibliothekar machen willst?"

"Aye, laut der guten Tia Dalma soll er über ein großes, allgemeines Wissen verfügen und ist spezialisiert auf alte Legenden, Sagen, Gerüchte ... Götter."

Unauffällig warf er einen Blick in Richtung Jim und Gibbs, die einzigen beiden, die von seinem Vorhaben gewusst hatten - Hector mehr oder weniger eingeschlossen. Wenn sein Vater bereits davon wusste, konnte nur einer der drei Personen, die darin eingeweiht waren, ihm von dem Bibliothekar in Singapur erzählt haben.

"Zufällig", meldete sich nun plötzlich und unerwartet eine Frauenstimme - die Blicke der Männer richteten sich auf die Schiffbrüchige, "habe ich gestern noch ein bisschen mehr über den alten Herrn und seine Bibliothek herausfinden können."

Sie erhob sich aus ihrer entspannten Position in einer Nische hinter den leeren Rumfässern, zuvor die Beine angewinkelt und den Kopf gegen die Schiffsplanken gelehnt, die fast jedes Gebäude der Schiffbruch-Insel bildeten und diese so einen großen Unterschied zu normalen Häusern darstellten. Der beeindruckend schwarze Mantel hüllte sich nun wieder um die schlanke Gestalt, die sich mit ein paar Schritten dem alten Holztisch näherte. Mit einer vielsagenden Geste stützte sie beide Hände auf das morsche Holz und fixierte ihren Gesprächspartner.

"Die Bibliothek befindet sich in einem unterirdischen Tempel und den Mann, den wir suchen, wird Tao Feng genannt."

"Feng?!" Jack klang überrascht. "Er ist doch nicht etwa mit dem leider nicht mehr unter uns weilenden Sao Feng verwandt?"

"Gut geraten, Captain", erwiderte Sarah, "es war viel zu schnell herauszufinden, zu wem er gehört. Chinesen haben wirklich unglaublich einfallslose Namen."
 

Captain Teague unterdrückte ein amüsiertes Lachen, bedachte die junge Frau jedoch mit einem freundlichen Funkeln in den Augen. Anscheinend hatte er sich unwillkürlich an etwas erinnert; ein wissender Ausdruck spiegelte sich in seinen Gesichtszügen.

"Ich kenne Tao Feng. Wenn mich nichts täuscht, müsste er der Bruder von Sao Fengs wertem Vater sein."

"Sein Onkel?", hakte Jim nach, und Teague nickte bestätigend.

"Er war vor langer Zeit auch im Besitz ein paar alter nordischer Karten, die ihm, wie ich hörte, allerdings von einem gewissen William Turner entwendet wurden." Er richtete seine Aufmerksamkeit nun auf den Captain der Queen Anne's Revenge, der bisher kein Wort von sich gegeben hatte, nun aber ein ahnungsvoller Schatten über dessen Gesicht huschte.

"Ich erinnere mich", begann dieser, "es ist schon fast zwölf Jahre her, als ich zusammen mit der gutmütigen Miss Swann Sao Feng bat, uns ein Schiff und eine Crew zur Verfügung zu stellen, um Euren Sohn wieder zurück in die Welt der Lebenden zu holen." Seine Augen verengten sich feindselig, als er besagten Piraten mit einem giftigen Blick strafte.

"Er präsentierte uns einen Gefangenen, ein Dieb, der sich in den Tempel seines Onkels geschlichen hatte, um tatsächlich ein paar nordische Karten zu stehlen. Eine ziemliche Dummheit von diesem Welpen - aber wenigstens hatten wir so die Route und den Kurs zum entferntesten Tor ... und zum Jungbrunnen. Bis sie von einem gewissen Narren verbrannt wurde", knurrte er in Richtung Gibbs. Dieser hielt seinem grimmigen Blick erstaunlich lange stand.
 

"Ich habe Euch auch ohne Karte zum Jungbrunnen geführt, Captain Barbossa, vergesst das nicht", erwiderte er trotzig.

Sarah wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Piratenfürst des Kaspischen Meeres nun sein Wort an sie wendete.

"Aber sagt mir, Missy, woher wollt Ihr Euch so sicher sein, das Tao Feng der Mann ist, den wir brauchen? Die Rede war von einem Bibliothekar, mehr hat Calypso uns nicht verraten. Es gibt zahlreiche Bibliothekare in Singapur."

"... aber sie sagte Euch, dass er über ein großes Wissen bezüglich alter Götter und deren Legenden verfügt, oder?", versuchte Sarah, seine Frage zu klären. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort:

"Und laut meines Wissens, das ich gestern erlangt habe, gibt es nur einen Mann in Singapur, der sich so intensiv mit Götter aus alter Zeit beschäftigt."

"Dann hoffen wir, dass Eure Vermutung der Wahrheit entspricht." Barbossa rückte seinen breitkrempigen, schwarzen Hut zurecht, der auch schon bessere Tage gesehen hatte und nur noch von ein paar halblangen, gestutzten Federn geschmückt wurde.

"Sagtest du nicht eben, du kennst diesen Tao Feng, Dad? Könnte uns das vielleicht in irgendeiner Weise behilflich sein?", informierte sich Jack beim ehemaligen Piratenfürsten von Madagaskar.

"Ich habe früher oft Rat in seiner Bibliothek gesucht", antwortete Teague, "nur ohne Sao Feng wird es ziemlich schwer werden, dort hineinzukommen. Der Tempel liegt etwas weiter südlich von Sao Fengs ehemaliger Unterkunft. Nur wenige kennen den Eingang und seinen genauen Lagepunkt - ich und der Captain der Flying Dutchman sind wohl so ziemlich die Einzigen. Wie er allerdings herausfinden konnte, wo der Eingang zu diesem Tempel ist, ist mir ein Rätsel."
 

"Also könnten wir den guten Will fragen", warf Ragetti ein.

"William Turner hat mehr als genug mit seiner Aufgabe, die Seelen der Toten in die andere Welt zu begleiten, zu tun", bemerkte Jack. "Ich glaube nicht, dass er sonderlich viel Zeit für uns haben wird. Außerdem wird es schwer, ohne meinen Kompass sein Schiff aufzuspüren. Es könnte überall sein - und damit meine ich nicht nur unsere Welt."

Der Captain schauderte beim Gedanken an Davy Jones' Locker.

"Wie steht es mit dir?", wendete er sich wieder an seinen Vater. "Du kennst den Eingang ebenfalls. Wärst du noch einmal bereit für ein kleines Abenteuer auf hoher See?"

Teague schmunzelte angesichts dieser Bemerkung über sein Alter. Vielleicht war er alt - aber immer noch ein Mann, der das Meer liebte. Und Piraten ließen sich nicht so schnell von den sieben Weltmeeren und ihren Schiffen abbringen.

"Ich hätte nichts dagegen einzuwenden. Allerdings gibt es da ein winziges Problem", bemerkte er.

"Wenn ich mit meiner Crew und der Troubadour hinter euch segle, haben wir bald eine ganze Flotte von Piratenschiffen - was erstens, mir ein wenig überflüssig erscheint und zweitens, könnte das leicht in ein großes Chaos ausbrechen."

"Da hat er nicht ganz unrecht", sagte Pintel.
 

Jack strich sich mit Zeigefinger und Daumen über den geflochtenen Kinnbart, der in zwei hölzernen Perlen endete - eine für ihn typische Geste, wenn er über etwas nachdachte oder einen Plan entwickelte. Dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf.

"Wie wäre es, wenn wir uns zu dritt auf einem Schiff auf den Weg nach Singapur machen - selbstverständlich auf der Black Pearl - mit meiner Crew und allen Angehörigen, die in dieser verzwickten Lage mitspielen?"

"Warum sin' wir da nich' früher drauf gekommen?", knurrte Ragetti.

Barbossa schien ganz und gar nicht zufrieden mit dem Vorschlag des Bukaniers.

"Ich werde nur als Captain segeln und als nichts anderes!"

"Tja, dann haben wir ein kleines Problem, Hector, mein Freund." Jack grinste nun über das ganze Gesicht.

"Du kannst auch gern das ganze Deck allein schrubben, wenn du willst ..."

Sein Gegenüber war bereits zu einem Gegenangriff bereit und holte schon Luft, um zurückzugiften - Teague erkannte jedoch die übliche Situation und unterbrach das Wortgefecht.

"Ihr zwei könntet allerdings auch beweisen, dass ihr keine kleinen, nörgelnden Kinder mehr seid, die sich ständig in die Haare kriegen, euch auf einen Captain einigen und es dabei belassen."

"So, wie es aussieht, haben wir noch eine stundenlange Diskussion vor uns", flüsterte Jim in Sarahs Richtung, was diese mit einem belustigten Schmunzeln quittierte.

"Das wird nicht funktionieren", weigerte sich Jack und verschränkte stur die Arme.

"Dann muss ich wohl davon ausgehen, dass du immer noch der kleine, wegen eines verlorenen Teddybären in Tränen ausbrechende Junge bist, der meine ganze Crew mitten in der Nacht in helle Aufregung versetzt hat, weil er feststellte, dass der böse Hector seinen kleinen Plüschfreund geklaut hat?", erwiderte Teague mit einem breiten Grinsen.

Etwa drei Sekunden herrschte absolute Stille, dann brach lautes, heiteres und teils spöttisches Gelächter aus: Pintel und Ragetti kringelten sich vor Lachen, Jim prustete in seinen Becher und Sarah versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Cotton's Papagei krächzte so etwas Ähnliches wie "Arrgh! Heulsuse, Heulsuse!" und Scrum konnte über dieses Kommentar einfach nur den Kopf schütteln.
 

"Dad ... bitte!", zischte Jack, sichtlich peinlich berührt. Sein Antlitz machte einer Tomate aller Ehre. Auch Hector schien diese Erzählung mehr als nur unangenehm - er hatte das Gesicht in den Händen verborgen und wagte es nicht, einen von ihnen anzusehen.

Als die Anwesenden sich langsam wieder beruhigt hatten (obwohl Jack befürchtete, dass dieses unerträgliche Grinsen in Gibbs' Gesicht den ganzen Tag nicht verschwinden würde), wurde der Piratenfürst der Karibik plötzlich ganz ernst.

"Also gut!", knurrte er, "dann einigen wir uns -"

"- auf meinen Vorschlag", unterbrach Captain Teague ihn völlig unerwartet. Die Flamme der Kerze in ihrer Mitte flackerte gefährlich auf - man hätte in diesem Augenblick eine Stecknadel fallen hören können. Jack wusste nicht, warum - aber er wagte es nicht, unter diesem beängstigten Glimmen in den Augen seines Vaters zu widersprechen. Er legte fragend den Kopf schief, wobei ihm ein paar lästige Dreadlocks in die Augen fielen.

"Jack wird der Captain der Black Pearl sein - zu Recht, Hector, du hast dein eigenes Schiff! - und sollte jemand auf unserer Reise der Meinung sein, dass es für eine kurze Zeit klüger wäre, Barbossa zum Captain zu ernennen - aufgrund welcher Tatsachen auch immer - dann wird er das Kommando über das Schiff haben."

Beinahe wollte Jack seinem Erzfeind schon ein breites, triumphierendes Grinsen schenken - Teague war jedoch noch nicht fertig.

"Sollten die beiden Streithähne sich allerdings wieder um das Steuerrad fetzen, übernehme ich das Kommando, bis sie sich wieder beruhigt haben, klar soweit?"

Gibbs lächelte in sich hinein. Jack war seinem Vater doch tatsächlich ähnlicher, als er gedacht hätte ...
 

Die beiden anderen Captains schienen ganz und gar nicht zufrieden mit diesem Vorschlag, von der Crew und den Angehörigen war widersprüchlich derer Meinungen trotzdem zustimmendes Gemurmel zu hören.

"Wir haben wohl keine andere Wahl", knurrte Hector feindselig in Jacks Richtung. Er wagte es nicht, die Autorität von Captain Teague infrage zu stellen, also hatte er sich so oder so seinem Schicksal zu fügen.

"Dann ist also alles geklärt?", schnaufte der Piratenfürst der Karibik etwas unzufrieden. Wenigstens war er (vorübergehend?) der Captain, und der Vorschlag seines Vaters war mehr als nur fair.

"Die Sonne geht schon unter", bemerkte Gibbs plötzlich, "wir sollten uns langsam fertig zum Ablegen machen."

Jack war einen Moment erstaunt über den schnellen Zeitverlust - sie mussten mehrere Stunden ihre Reise geplant haben. Ein Blick aus dem verschmierten Fenster der Taverne bestätigte die Aussage seines Freundes.
 

Verdammt, er hasste es, wenn irgendjemand auch nur ansatzweise seine Crew und sein geliebtes Schiff für sich beanspruchte! Barbossa hatte es geschafft, sich die Black Pearl mehr als nur einmal unter den Nagel zu reißen und seine gesamte Besatzung zu verfluchen. Außerdem hatte er bereits mehrmals versucht, ihn umzubringen - was damals in der Schatzhöhle der Isla de Muerta auch gelungen wäre, wenn Jack seinen Erzfeind nicht raffiniert überlistet hätte, indem er sich selbst unter den Fluch von Cortéz stellte. Schon der vorübergehende Frieden, damals, als sie gegen die EITC in den Krieg ziehen mussten, hatte ihn einiges an Überwindung gekostet. Konnte er noch einmal mit Hector Barbossa segeln und das Kriegsbeil begraben? Endgültigen Waffenstillstand würde wohl niemals zwischen den beiden zustande kommen, aber wenigstens schafften sie es, sich nicht gegenseitig wie Raubtiere regelrecht zu zerfetzen. ... Meistens jedenfalls.

Jack wandte den Blick von der inzwischen heiter plappernden Menge seiner Crew ab, die sich langsam auf den Weg zum Dock machte, an dem die Black Pearl angelegt hatte. Unter dem Tisch ließ er das kleine, schwarze Kästchen aufklappen und starrte auf die nach wie vor im Kreis rotierende Nadel.

Schon fast bedrückt und merkwürdig melancholisch machte ihn dieser Anblick. Es konnte einen wirklich in den Wahnsinn treiben, nicht zu wissen, was der eigene, größte Herzenswunsch ist! Er konnte sich einfach nicht darauf konzentrieren - vielleicht versuchte er auch, seine plötzliche Vermutung zu unterdrücken und -

Unsinn!

Jack stoppte diesen Gedanken sofort.
 

Nun, da die Strahlen der untergehenden Sonne seinem Kompass einen mystischen Glanz verliehen, wurde er sich dessen bewusst, woran kein Weg vorbeiführen würde: Er musste Angelica finden, koste es, was es wolle. Früher oder später würde er die Wutausbrüche und Mordversuche der heißblütigen Spanierin über sich ergehen lassen müssen, aber so konnte er sich wenigstens sicher sein, dass sie in Sicherheit war.
 

Wenn sie überhaupt noch lebt ...
 

Jack schluckte seine aufkommenden Schuldgefühle hinunter, genauso wie diese furchtbare Vorstellung, klappte den Kompass wieder zu und schloss sich seiner Crew an, um sich erneut in ein vollkommen wahnwitziges Abenteuer zu stürzen ...


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ihr Lieben, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. ;)
Ich konnte einfach nicht anders, als so etwas in der Richtung einzubauen - Klingt das nicht niedlich, ein Jack, dem sein allerliebster Teddybär vom bösen Hector geklaut wurde? *lach* ... :D
Ich kann euch nicht versprechen, wie lang das nächste Chap wird, da es möglicherweise wieder nur ein Übergangskapitel wird.

Jetzt bald, da die Grundlage für meine Story schon mal geschaffen ist, geht die Spannung erst richtig los! ;)
Macht euch keine Sorgen - selbstverständlich baue ich auch epische Seeschlachten und Kämpfe ein, und auch die Royal Navy bzw. die EITC bekommt noch einen Platz in meiner Geschichte, denn ohne die altbekannten Feinde wäre es ja langweilig, oder? ;)

Dieses Kapitel widme ich meinen beiden ungeduldigsten Lesern, woman in black auf fanfiktion.de und dir, Vanessa, weil du mich auf WhatsApp immer zu Tode fragst, wann zur Hölle denn endlich das neue Kapitel kommt *lach* ;)
Danke an euch zwei, ihr habt mich ein wenig angetrieben, sonst hätte das 8. Kapitel wahrscheinlich noch länger auf sich warten lassen ... das ich ja ohnehin schon zweimal neu schreiben musste, aufgrund extremer Unzufriedenheit meines Beta-Lesers (xD) und eines ziemlich dummen Datenverlusts meines PCs ...

Reviewt bitte fleißig (aber lasst die Finger ganz! :D), freue mich schon auf eure Rückmeldungen ... dann gibt's beim nächsten Mal auch ne extra rieeeeesengroße Packung Schoko-Kekse für ALLE! *Squeeeee XD* :P :3

Bis zum nächsten Kapitel,
eure Sharyne :)
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