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Waking Dream

Scorpius x Lily
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey, meine lieben Leser! Kaum ist die eine FF beendet, beginnt eine Neue, haha. Ich brenne schon sehr lange darauf, eine Scorpius x Lily Geschichte zu schreiben, sie sind mein Lieblingspairing, nicht zuletzt durch meine tollste Scorpius-RPGlerin, die ich jemals hatte. Daher ist diese Fanfic auch ein Stück weit dir gewidmet, meine liebe abgemeldet. Du bist hierfür meine Inspiration.

Ich hoffe, euch gefällt die FF und ich freue mich wie immer über jegliches Feedback. Viel Spaß beim Lesen!

Eure LucyCameronWeasley Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da wäre dann auch schon Kapitel 1 der neuen FF :) Wie euch vielleicht aufgefallen ist, fangen meine FFs immer mit dieser Gegenüberstellung an..ich hoffe, das ist nicht so schlimm ^^ Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Liebes Tagebuch

Liebes Tagebuch,

heute habe ich zufällig ein Fotoalbum in die Finger bekommen, das mich zum Nachdenken gebracht hat. Es stammt aus meiner Schulzeit. Aus einer Zeit, in der alles ihren Anfang fand.

Entscheidungen. Sie zu treffen, fällt nicht immer leicht und ich habe sie schon immer gehasst. Das Talent, das Falsche zu tun, liegt mir im Blut und auch heute frage ich mich noch: Was wäre wenn?

Was wäre geschehen, wenn ich an jenem Tag vor so vielen Jahren nach links gegangen wäre, statt nach rechts? Wären die Dinge trotzdem so gekommen oder ganz anders? Aber es bringt eigentlich nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, zu ändern ist es nun nicht mehr. Und die Vergangenheit und die Menschen darin, formen einen Charakter, ist es nicht so?

"Du musst immer stärker sein, als du es im Moment bist." Diese Worte haben mich immer begleitet, an jedem Tag, in jeder Nacht und in jeder Minute. Ich gab mein Bestes, es wirklich zu sein. Ich begab mich in Gefahren. Ich weinte nicht mehr oder kaum noch. Ich stand immer an vorderster Front, wenn es nötig war. Dann musste ich lernen, dass es wirklich stark war, seine Schwächen zuzulassen. Stark sein heißt nicht immer, etwas durchzuhalten. Manchmal heißt es auch, etwas loszulassen.
 

Stärke. Freundschaft. Liebe. Mut. Vertrauen. Trauer. Diese Dinge mildern das Höllenfeuer. Rückblickend kann ich sagen, dass jeder Einzelne von uns durchs Feuer gegangen ist und wie ein Phoenix aus Asche wiedergeboren wurde.

Entscheidungen. Ich mag sie auch jetzt nicht. Aber zwischen dem Früher und Jetzt betrachtet, hat mich jede davon glücklich gemacht.
 

Lily, 19.8.2033

Otherwise

Otherwise

Missmutig stand Lily vor dem Spiegel in ihrem Zimmer. Sie trug nicht mehr als einen Slip und begutachtete die Tattoos, die sich mittlerweile zahlreich auf ihrem Körper befanden. Aber die waren nicht das Problem. Sie piekste mit dem Finger in das weiche Fleisch, das sich in den letzten Wochen auf ihren Hüften gebildet hatte und das vorher definitiv noch nicht da gewesen war. Drehte sich zur Seite und verzog die Lippen noch etwas mehr. Dort, wo vorher nur der Ansatz von Brüsten zu sehen gewesen war, hatte sich nun mehr entwickelt. Nicht so viel wie bei ihren Cousinen, aber..sie hatte deutlich und unwiderlegbar Rundungen an ihrem Körper. Er warf das Kindliche ab und die Rothaarige war nicht sehr glücklich darüber. Sie hatte ihren knabenhaften Körper gemocht und dass sie so eine Spätzünderin war, hatte sie nie gestört. Innerhalb der Sommerferien hatte sich alles an ihr verändert; nur ihre Körpergröße nicht. Sie war immer noch winzige 1,54 klein. Seufzend ließ sie das lange Haar wieder runter und streifte sich schließlich ein Tshirt über und zog sich ihre kurzen Jeanshorts an. Es nützte nichts, sich darüber zu beschweren, sie konnte es ja nicht rückgängig machen. Leider.

Von unten waren Stimmen zu hören, also waren Tante Hermine und Co angekommen. Erfreut schlüpfte sie in ihre ausgelatschten Chucks und stürmte dann die Treppen nach unten. Und da war er, ihr bester Freund seit sie denken konnte.

“Hugo!”, rief sie erfreut aus und riss den Rothaarigen in ihre Arme, der letzte Ferientag war gerettet! Ihr Cousin löste sich lachend aus aus ihrer Umarmung. Die Ferien in Ägypten hatten ihm Farbe beschert und seiner Schwester Rose offenbar auch. Diese stand weniger begeistert hinter ihren Eltern und Lily konnte nur vermuten, dass sie schlechte Laune hatte, weil sie erstmal nicht lesen sollte.

“Du hast mich ja ganz schön vermisst, wie es aussieht”, bemerkte Hugo selbstzufrieden und setzte sich auf die Treppe. Die Begrüßung der restlichen Familie überließ er vorerst lieber seinen Eltern.

“Klar, es war ja auch ziemlich langweilig ohne dich. James ist ständig im Ministerium mit Dad und Albus..naja, es ist momentan schwer, ihn für etwas zu begeistern, weil er für sein Abschlussjahr vorlernt”, erklärte sie und verdrehte die Augen. Das fand sie vollkommen übertrieben, das Schuljahr war schließlich dafür da, dass man lernte. Da musste man das nicht auch noch in den Ferien machen. Aber jedem das Seine, nicht wahr? So hatte ihr Bruder mehr Zeit für seine Frauengeschichten unterm Jahr, wahrscheinlich machte er das deshalb.

“Soso, dann musstest du dich ganz allein beschäftigen? Arme, kleine Lily”, stichelte der Weasley mit einem frechen Grinsen, “du siehst irgendwie anders aus. Gibst du dich auch endlich mal als Mädchen zu erkennen, was?”

Dafür gab sie ihm einen Klaps auf den Hinterkopf: “Halt die Klappe, Weeslebee. Du gehst jetzt mit mir zum Spielfeld und spielst mit mir Quidditch. Ich habe schon Entzugserscheinungen.”

Hugo hatte gar keine Möglichkeit zum Protest, denn Lily schleifte ihn schon mit sich. Das war so typisch, wenn sie etwas wollte, setzte sie es mit allen Mitteln um und die armen Opfer hatten gar keine Möglichkeit, sich zu wehren.

“Wieso hast du denn nicht mit Al gespielt, he? Oder hat er dich fertig gemacht und du wolltest nicht mehr, schlechte Verliererin die du bist?”, zog Hugo seine Cousine auf und befreite sich aus ihrem Griff, als sie am Geräteschuppen angekommen waren. In einer gespielt theatralischen Geste warf Lily ihr Haar über die Schulter und funkelte Hugo finster an: “Ganz bestimmt nicht. Ich bin besser als Al.”

Ihr Cousin lachte: “Ja, solange du nicht den Schnatz suchen musst, du Blindschleiche.” Eine Sekunde später traf ihn ein Quaffel am Hinterkopf und er ließ ein empörtes “Hey!” hören. Die Potter grinste triumphierend, sammelte den Ball ein und griff nach den Besen, einen drückte sie Hugo in die Hand und mit dem anderen stieß sie sich gleich in die Luft ab. Lily liebte es zu fliegen, dabei fühlte sie sich unglaublich frei und das war einfach das allerschönste Gefühl der Welt. Je schneller, desto besser und auch mit halsbrecherischen Aktionen sparte sie nicht. In Hogwarts war sie auf Grund dessen Stammbesucherin im Krankenflügel, manchmal mehrmals die Woche. Obwohl sie das total übertrieben fand, aber sie wurde halt immer hingeschickt, wegen jeder Schramme.

“Träumst du, Rotkäppchen?”, riss die Stimme ihres Cousins sie aus ihren Überlegungen und im nächsten Moment zischte der Quaffel an ihr vorbei in den provisorischen Torring. Verdammt!

“Na warte, das kriegst du zurück!”, rief Lily entschlossen aus und schnappte sich den Quaffel, mit dem sie schon losdüste.

*~*~*~*

Gut fünfhundert Kilometer entfernt lag ein blonder junger Mann auf seinem Bett, ein Buch in der Hand, ohne jedoch wirklich zu lesen, was der Inhalt war. Das Buch handelte von Drachen, neben Quidditch das größte Interesse des Malfoys. Das Buchregal an der linken Wand war voll von Büchern über Quidditch und Drachen, dazwischen befanden sich noch diverse Zaubertrankführer. Letzteres hatte er seinem Vater zu verdanken. Scorpius war nicht schlecht in Zaubertränke, gehörte eigentlich zu den Besten in seinem Jahrgang - stets auf Augenhöhe mit seiner größten Konkurrentin Rose Weasley. Er hielt den gesamten Weasley/Potter Clan für unter seiner Würde und hatte somit nicht sonderlich viel mit ihnen zu tun. Sie trafen im Unterricht aufeinander und in Quidditchspielen. Lediglich mit Albus Potter verstand er sich ganz gut. Vor zwei Jahren waren sie beste Freunde gewesen, aber das hatte sich recht schnell wieder geändert. Wieso wusste keiner von ihnen, es war eben einfach so.

Doch all das ging jetzt nicht durch den Kopf des Malfoyerben. Etwas ganz anderes nahm seine Gedanken in Beschlag. Die morgige Abreise nach Hogwarts nämlich. Er trat sein letztes Schuljahr an und irgendwie erfüllte ihn das mit Melancholie. Er liebte die Schule - nun,  nicht gerade den Unterricht, aber alles andere - und die Vorstellung, nach diesem Jahr nie wieder dorthin zurück zu kehren, war nicht erfreulich. Nicht zuletzt deshalb, weil er einem langweiligen Leben entgegenblickte, das nach der Schule auf ihn wartete. Alles war vorher geplant. Er würde nach seinem Abschluss entweder ins Geschäft seines Vaters eintreten oder ins Ministerium. Heiraten, welche Frau ihm seine Eltern aussuchten und mit seiner Zukünftigen in ein ebenso großes Anwesen ziehen. An sich keine unangenehme Vorstellung und eine, die er eigentlich früh kennengelernt hatte. Aber nicht das, was er wollte. Nein, Scorpius wollte Abenteuer erleben, Action haben und Freiheit genießen! Das waren Dinge, die ihn wirklich interessierte. Quidditchspieler oder Drachenzähmer werden und irgendwann, wenn er sich ausgetobt hatte und älter war, vielleicht heiraten. Aber nur vielleicht. Denn die Vorstellung, irgendeinem Menschen nahe zu sein, behagte ihm nicht sonderlich, weder auf körperlicher noch emotionaler Ebene.

Das bombenlärmähnliche Klingeln der Türglocke riss ihn jäh und unsanft aus seinen Überlegungen. Grummelnd drehte er sich zur Seite, ganz und gar unbegeistert von dem Krawall. Man konnte glauben, seine Eltern wären taub, wenn sie so ein Monstrum an der Tür anbrachten. Vor kurzem erst war es mitten in der Nacht losgegangen, weil einer der Hauselfen sich ausgesperrt hatte und seine Mutter legte um 22 Uhr immer einen Zauber über das Anwesen, der nicht nur unerwünschte Gäste fernhielt, sondern auch Magiewirkung der Hauselfen lahm legte. Scorpius hätte dem Bediensteten am liebsten den Kopf von den Schultern gerissen, war er gerade erst nach einer sehr flüssigen Festlichkeit in Schlaf gefallen.

Schritte von hohen Schuhen klangen von der marmornen Eingangshalle bis hoch in sein Zimmer. Vielleicht hatte er Glück und er blieb verschont. Als könnte er das damit unterstützen, lenkte der Malfoy seine volle Aufmerksamkeit auf das Buch.

“Mister Scorpius, Sir”, kam eine piepsige Stimme von links und er seufzte genervt auf. Soviel dazu, dass er verschont bleiben würde.

“Was ist, Siri?”, brummelte er und sah die Hauselfe über den Rand seines Buches an. Diese stand nervös an ihrem Geschirrtuch zupfend keine zwei Meter von seinem Bett entfernt und sah ihn aus ihren tennisballähnlichen Augen beunruhigt an.

“Madame Astoria wünscht ihre Anwesenheit beim Essen, Sir. Und sie sagt, Siri darf nicht ohne euch nach unten kommen”, erklärte sie ihm und fing an, unruhig auf und ab zu laufen. Die Elfe konnte einem wirklich leid tun und im Moment tat sie ihm das auch. Astoria war keine allzu strenge Frau und die Hauselfen liebten sie eigentlich. Aber wenn Scorpius ihren Anweisungen nicht nachkam, dann bekamen sie den Ärger ab.

Schließlich schwang er sich aus dem Bett und strich sein Hemd glatt, nachdem er es zugeknöpft hatte: “Ist in Ordnung. Ich komme mit runter.” Er fuhr sich durch die Haare, um ein wenig Ordnung reinzubringen und war sogar so sozial, dass er sich eine Krawatte umband. Nicht, dass seine Mutter noch einen Herzinfarkt bekam, weil er nicht angemessen gekleidet war. Er folgte Siri die Treppen nach unten und linste zunächst prüfend in den Speisesaal. Na hervorragend, es handelte sich um die Familie Flint. Er war begeistert. Nicht. Dennoch setzte er sein kühles und doch charmantes Lächeln auf, als er in den Saal trat und die Gäste förmlich begrüßte, ehe er sich rechts neben seinen Vater setzte. Die Flints hatten ihre Tochter Mnemosyne dabei, welche im selben Alter war wie Scorpius und seit ihrer Kindheit mit ihm befreundet war. Wobei man hier anfügen musste, dass sie in den letzten drei Jahren nicht mehr viel miteinander zu tun gehabt hatten, weshalb Scorpius es auch nicht für nötig befand, sich großartig mit ihr zu unterhalten. Stattdessen lauschte er dem Gespräch seines Vaters und Mr. Flints. Es war zwar langweilig, weil es geschäftlich war, aber manchmal musste man Opfer bringen.

“Scorpius, freust du dich denn schon auf dein Abschlussjahr?”, fragte Mrs. Flint in dem Augenblick, als er einen Löffel Suppe an seine Lippen führte und er ließ die Hand wieder sinken. Also doch nicht schnell essen und dann wieder verschwinden. Ärgerlich, aber was hatte er auch erwartet?

“Natürlich, Mrs. Flint. Aber ich muss zugeben, dass ich dem auch mit ein wenig Melancholie entgegenblicke”, antwortete er ihr lächelnd, “schließlich kehre ich nach diesem Jahr nicht mehr zurück.”

Mrs. Flint nickte verständnisvoll und blickte zu ihrer Tochter: “Ja, das selbe beklagte auch Mnemosyne bereits. Ihr werdet euch doch gewiss zusammen beim Winterball blicken lassen, oder nicht?”

Bevor Scorpius dazu etwas sagen konnte - denn begeistert war er überhaupt nicht - ergriff Mnemosyne selbst das Wort: “Weißt du Mutter, es ist noch gar nicht sicher, ob ich überhaupt dort hin gehen will. Es ist immer so voll und chaotisch.”

Der Malfoy war erleichtert. Also erwartete seine Sandkastenfreundin nicht von ihm, dass er sie dorthin schleppte. Er ging zwar ab und zu gern zu den Schulveranstaltungen, aber eher mit seinem Freundeskreis als mit irgendwelchen Mädchen. Die glaubten dann immer gleich sonst was. Das Gespräch schritt voran, ohne dass diese Thematik noch einmal aufgegriffen wurde und endete damit, dass man sich dafür verabredete, die nächste Veranstaltung der High Society zusammen zu besuchen.
 

Know your enemy

​Der Himmel war mit schwarzen Wolken verhangen, bis zum Gewitter würde es nicht mehr lange dauern. Die Luft war trotzdem drückend schwül und machte es einem schwer zu atmen. Lautes Stimmengewirr, das Schreien von Eulen und Katzen erfüllten den Bahnhof, Mahnungen von strengen Müttern an ihre Kinder, Bekundungen der Einhaltung seitens der Sprösslinge. Wie jedes Jahr an diesem Tag war das Gleis 9 ¾ am King’s Cross Bahnhof so voll, dass man kaum über die ganzen Köpfe blicken konnte.

​Lily hüpfte mit wehenden Haaren den Weg entlang, den Gepäckswagen vor sich hinschiebend, der fast ständig irgendwelche Leute anfuhr. Das brachte sie aber nicht dazu, normal zu gehen. Sie war viel zu aufgeregt. Auch wenn sie ihr sechstes Schuljahr antrat, die Vorfreude war immer noch da. Hauptsächlich wegen ihrer Freunde, die sie wiedersehen würde und wegen Quidditch!

​“Lily, entweder du läufst jetzt wie ein normaler Mensch oder Harry trägt dich zur Tür”, drohte Ginny genervt, als ihre Tochter versehentlich in einen anderen Gepäckwagen fuhr. Neben ihr grinste Albus amüsiert vor sich hin, ehe er seine Mutter imitierte: “Ja, Lily, lauf wie ein normaler Mensch, du bist doch kein Alien.”

​Die Hufflepuff lachte und bremste ihren Schritt etwas, ehe sie sich zu ihrer Familie umwandte: “Wer sagt denn, dass ich keiner bin? Soviel Coolness ist doch schon übermenschlich!”

​“Wo hat sie diese Selbstüberschätzung nur her?”, fragte James, der mitgekommen war, um seine Geschwister zu verabschieden. Wobei Lily sich sicher war, dass es nicht nur darum ging, sondern auch um ihre Cousine Molly. Im letzten Jahr hatte sich ganz offenbar etwas angebahnt, aber es war eine On/Off Sache und so wie James sich umsah, befanden sie sich momentan im Off und er wollte das ändern. Was machten die sich alle für einen Stress? Als ob es das Wichtigste der Welt wäre, sich zu verlieben und gleich Kinder zu zeugen. Liebe..das war doch eh nicht mehr als die romantische Umschreibung für den Fortpflanzungstrieb, jawohl.

​“Ich hatte einen guten Lehrer, Jamsie”, gab die Rothaarige zuckersüß zurück und duckte sich weg, als er ihr einen Klaps auf den Hinterkopf geben wollte, “ha, du bist zu langsam.”

​“Reißt euch zusammen”, mischte sich nun auch Harry ein, der versuchte, streng zu klingen, doch seinen Kindern entging das unterdrückte Lächeln nicht. Deshalb streckte Lily ihnen auch die Zunge raus und setzte ihren Weg wieder so fort wie zuvor.

​Ginny schüttelte den Kopf, beschwerte sich aber nicht noch einmal. Das war bei dem Dickkopf ihrer Tochter sowieso vergebene Liebesmüh’. Stattdessen wandte sie sich an ihren Sohn Albus: “Hab bitte ein Auge auf sie. Ich traue ihr zu, dieses Jahr in noch größere Schwierigkeiten zu kommen als sonst.”

​“Mach ich. Aber was ist dieses Jahr denn so anders als sonst? Noch mehr als im letzten Jahr kann doch gar nicht passieren. Sie war einhundertneunundachtzig Mal im Krankenflügel”, entgegnete der Schwarzhaarige und zuckte zusammen, als lautes Gekreische in naher Umgebung zu hören war. Also hatten die Dreisten Drei zusammengefunden. Seine Schwester, Hugo und Louis waren seit Jahren unzertrennlich in der Schule und hatten nur Blödsinn im Kopf. Wobei man Louis zu Gute halten musste, dass er meistens noch versuchte, vernünftig zu sein.

​“Wir haben dir so viel zu erzählen, Louis”, erklärte Lily aufgeregt, nachdem sie ihren blonden Cousin losgelassen hatte, “aber wir warten besser, bis wir im Zug sind. Wo ist der Rest von deiner Familie?”

​“Da bin ich ja gespannt”, gab der Ravenclaw mit einem leichten Lächeln zurück, aber dennoch eher Böses ahnend, “Vic ist schon in Hogwarts, Mom und Dad müssen arbeiten und Dome ist schon im Zug. Ich wollte erst aber noch euch suchen.”

​“Es ist rührend, wie du an uns denkst, liebster Louis”, sagte Hugo dramatisch und stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite, “pass nur auf, dass du nicht noch die Prinzessin in unserer Gruppe wirst.”

​“Oder die gute Fee”, wandte Lily kichernd ein, denn das passte ziemlich gut zu ihm. Louis war ziemlich hübsch, eher sanftmütig und vernünftig und sehr zuvorkommend. Sozusagen der Ruhepol ihrer kleinen Gruppe. Trotzdem war er für Unsinn zu haben, sonst hätte er wohl kaum dazugepasst. Die Unterhaltung wurde von den ankommenden Eltern unterbrochen, die es sich nun auch zur Aufgabe machten, ihnen allerhand Mahnungen auszusprechen.
 

​*~*~*~*
 

​Nicht weit entfernt davon ging Scorpius zwischen seinen Eltern zielstrebig zu einer der Türen des Zugs. Zwei Hauselfen schoben seinen Gepäckswagen, sodass er sich die Hände nicht schmutzig machen musste. Zwischen der kleinen Familie herrschte Schweigen und das war dem Blonden recht. Er hatte höchstens drei Stunden Schlaf gehabt, zum Einen weil die Flints bis nach Mitternacht geblieben waren und zum Anderen, weil er sich noch einige Zeit mit Lesen beschäftigt hatte. Das bereute er jetzt, obwohl es eigentlich sowieso egal war. Die Zugfahrt und die anschließende Anfangsfeier waren nicht gerade etwas, das viel Konzentration erforderte. Das Gekreische zu seiner Linken ließ ihn die Augen verdrehen und er war umso genervter, als er die Weasleybälger erblickte, die es veranstalteten. Wer auch sonst. Dieses Pack hatte keine Manieren und daran würde sich wohl nie etwas ändern. Und doch empfand er fast sowas wie Neid ob der Lockerheit, die sich ihm dort zeigte. Was das für ein Stuss war, zeigte sich schnell in seinem Gedankengang. Was hatte man davon, sich aufzuführen wie Neandertaler? Meine Fresse, sie waren eine Schande für die Zaubererwelt. Grimmig wandte er seinen Blick ab und sah zu, wie die beiden Hauselfen den Koffer ins Innere des Zugs beförderten. Dass sie ihm auch nichts kaputt machten!

​“Streng dich auch dieses Jahr wieder an, Sohn”, lenkte Draco seine Aufmerksamkeit auf sich, “es ist dein letztes Jahr.”

​Scorpius nickte: “Ich weiß. Es liegt nicht in meinem Interesse, es in den Sand zu setzen.” So weit kams noch. Da konnte er sich gleich sein eigenes Grab schaufeln, ging schneller. Verpflichtungen waren Verpflichtungen.

​“Pass auf dich auf, Scorpius”, mischte sich Astoria ein und richtete den Kragen des Hemdes, das ihr Sohn trug. Er trug bereits die Schuluniform, den Mantel hatte er in seinem Koffer ganz oben sorgsam gefaltet abgelegt, damit er ihn schnell erreichen konnte. Es war jetzt ruhiger um ihn herum und als er sich umsah, bemerkte er, dass die nervigen Kinder weg waren. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm allerdings auch, dass es Zeit war, in den Zug einzusteigen.

​Mit einer etwas steifen Umarmung verabschiedete er sich von seiner Mutter, seinem Vater schüttelte er die Hand: “Macht’s gut. Bis dann.”

​Dann stieg er die wenigen Stufen hoch und kaum, dass er eingestiegen war, schlossen sich die Türen und der Hogwarts Express setzte sich in Bewegung.
 

​*~*~*~*
 

​Hast du keine Feinde, dann hast du keinen Charakter.
 

​Lily quetschte sich fast mühelos zwischen ein paar Schülern durch, nur der große Koffer bereitete ihr ein wenig Schwierigkeiten, wie sie ihn hinter sich herzog. Nachdem sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatten, waren sie, Hugo und Loius von verschiedenen Türen im Zug eingestiegen, um sich ein gemeinsames Abteil zu sichern. Da sie recht spät dran gewesen waren, zweifelte die Rothaarige allerdings daran, dass sie wirklich eins finden würden. Für gewöhnlich fuhren größere Freundesgruppen meistens zusammen, abgesehen von den Erstklässlern, diese hatten einen Waggon für sich und die nächsten waren gemischt. Verdammt, sie konnte ihre besten Freunde nicht finden! Als sie an einem sehr stillen Abteil vorbeikam, blieb sie kurz stehen. Das konnten nur Rose und Molly sein; die Beiden lasen meistens schon fast um die Wette und wechselten nur wenige Worte. Und Bingo, sie hatte recht. Ohne zu zögern schob sie die Tür zum Abteil auf: “Rose? Hast du Hugo oder Louis vorbeikommen sehen? Ich finde die Beiden einfach nicht und langsam zweifle ich dran, einen Sitzplatz zu kriegen.”

​Molly blickte von ihrem Buch auf, musterte ihre jüngste Cousine kurz von oben bis unten, ehe sie sich dazu entschied, ihren Kommentar nicht für sich zu behalten: “Du bist so klein, du passt in jede Gepäcksablage. Darüber musst du dir also keine Sorgen machen.”

​“Sei nicht so fies, Molly-Bolly!”, grummelte Lils und sah zu Rose, abwartend, was diese sagen würde. Doch auch ihre andere Cousine schüttelte nur den Kopf: “Hab sie nicht gesehen. Aber du kannst dich auch zu uns setzen, wenn du möchtest.”

​“Ja..nein, ich hab nicht vor, vorzeitig im Club der alten Damen einzutreten, danke”, lehnte die Potter ab und machte einen Schritt zurück, um das Abteil zu verlassen. Blöderweise stolperte sie dabei über den Koffer, den sie dort abgestellt und vergessen hatte. Sie konnte schon das Klonken hören, wenn sie gegen die Wand fiel, stattdessen rempelte sie etwas Warmes und Weiches an, etwas definitiv Menschliches also.

​Sie öffnete gerade den Mund, um sich zu entschuldigen, da spürte sie einen festen Griff um ihren Oberarm und im nächsten Moment eine schneidende Stimme an ihrem Ohr: “Kannst du nicht aufpassen, Giftzwerg?!”

​Es brauchte nicht lange, bis sie die Stimme zuordnen konnte, wenn sie auch kaum mit ihm zu schaffen hatte: “Malfoy. Was stehst du auch so blöd im Weg herum? Ich hab im Hinterkopf keine Augen, du aber vorne schon, sollte man meinen.”

​Scorpius schnaubte verächtlich: “Du solltest nicht so große Töne spucken, Potter.”

"Hinter meinen ​ großen Tönen steckt wenigstens mehr dahinter, während du nichts anderes kannst als sie zu spucken”, gab sie bissig zurück. Was ging ihr dieser Typ auf die Nerven! Lily war wirklich kein Mensch, der Vorurteile gegen andere hatte, oh, ganz gewiss nicht. Aber Malfoy hatte seine üble Art mehrmals gezeigt; nicht zuletzt dadurch, dass er ihre Cousine Rose im letzten Jahr ausgenutzt hatte. Man konnte fast sagen, dass sie ihn hasste.
 

Dass Hass ebenfalls wie Liebe ein Gefühl der Leidenschaft war, entzog sich ihres Verstandes.
 

​“Du solltest aufpassen, was du sagst, Wiesel”, grollte Scorpius, nicht sonderlich getroffen von ihren Worten, aber leicht zu reizen war er schon immer gewesen. Und diese rothaarigen Biester schafften es noch schneller, als irgendjemand anderes sonst.

​“Wie lange willst du das Wiesel noch anfassen oder geht dir einer ab, Frettchen?”, gab Lily gehässig zurück und spürte im nächsten Moment, wie er ihren Arm losließ, so schnell, als hätte er sich verbrannt, wie sie mit Genugtuung merkte. Sein Gesicht war eine kalte Maske, nur seine Augen, die wie ein Sturm auf hoher See wirkten, zeugten von der ungezügelten Wut, die seinem Inneren inne wohnte, als er die Rothaarige ansah: “Wie kannst du es wagen-”

​Noch während er sprach, tauchte die mehr als zwanzig Zentimeter kleinere Hufflepuff einfach unter seinem Arm hinweg und griff sich wieder ihren Koffer, um ihren Weg fortzusetzen.

​“Danke, dass du mich vor einem Sturz bewahrt hast, Malfoy”, frohlockte sie in aller Scheinheiligkeit und ließ ihn eiskalt stehen, trat durch den Übergang zum nächsten Waggon und die Türen schlossen sich automatisch hinter ihr. Vor lauter Aufregung schlug ihr Herz schneller als normalerweise und sie trug ein erheitertes Grinsen auf den Lippen. Ja, sie hasste Scorpius. Aber sie liebte es, ihn zu provozieren. Und er stieg auch noch so klasse darauf ein, ohne zu merken, dass genau das ihre Absicht war. Arroganz machte so dermaßen blind.

​Es war noch nie anders zwischen ihnen gewesen. Seit sie sich erinnern konnte, hackten sie aufeinander rum, wenn sie sich über den Weg liefen. Ob es etwas mit ihrer Herkunft zu tun hatte oder einfach ihre Persönlichkeiten daran schuld waren, vermochte sie nicht zu sagen. Und es war ihr auch herzlich egal. Sie waren beide das Feuer und Feuer konnte man bekanntlich nicht mit diesem bekämpfen. Endlich fand sie ihre beiden Cousins, die sich in einem Abteil breit gemacht hatten. Erleichtert ließ sie sich auf einen der Sitze fallen: “Da seid ihr ja. Ich habe euch schon überall gesucht.” Lily streifte sich die Schuhe von den Füßen und legte sie auf den Sitz ihr gegenüber. Eines musste sie zugeben: Malfoy hatte verdammt viel Kraft. Ihr Oberarm schmerzte immer noch von der Umklammerung. Das würde sie ihm auf jeden Fall noch zurückzahlen, keine Frage.

​“Kommt’s nur mir so vor oder wird Malfoy von Jahr zu Jahr schlimmer?”, fragte sie an Hugo und Louis gewandt, die sich - wie sie jetzt sah - über ein Zauberschachbrett gebeugt hatten und gegeneinander spielten.

​“Bist du jetzt schon an ihn geraten? Bevor das Jahr überhaupt angefangen hat?”, stellte Hugo eine Gegenfrage und wies seinen Springer an, sich zu bewegen. Louis ließ ein triumphierendes “HA!” hören und im nächsten Moment schleppte sein Läufer den Springer vom Feld.

​“Wie kannst du so eine Niete in Zauberschach sein, wenn du Ron als Vater hast?”, fragte der blonde Weasley leicht lachend und steckte die Galleone ein, die als Wetteinsatz gegolten hatte.

​“Nur weil mein Dad einer der besten Spieler ist, muss ich das nicht auch sein”, stellte der Rotschopf klar und klappte das Spiel zu, ehe alle Beide abwartend zu Lily blickten.

​“Eh..also ja. Gerade eben”, antwortete sie auf die zuvor gestellte Frage, “der Vollidiot ist in mich reingelaufen. Mehr oder weniger.” Das reichte schon als Erklärung, wie sie fand. Die restliche Fahrt verbrachten sie damit zu rätseln, wer wohl die neuen Schulsprecher waren, wie die Quidditchsaison der Schule laufen würde und natürlich, was sie mit der Freizeit anstellen würden, die sie jetzt hatten, nachdem sie ein paar Fächer weniger hatten.
 

​Fassungslos stand Scorpius auf der Stelle. Dieses verdammte Kleinkind hatte ihn einfach stehen lassen?! Keiner, wirklich keiner, ließ Scorpius Hyperion Malfoy ​einfach mitten im Gang stehen! Zum Teufel noch eins, das würde der kleine Mistkäfer büßen! Sie konnte sich auf etwas gefasst machen. Während er seine Rachepläne schmiedete, bewegte er sich auf sein Abteil zu, das er abgesehen von zwei anderen Slytherins aus seiner Stufe für sich hatte. Sein Blick verharrte auf der vorbeifliegenden Landschaft. Bei Merlin, das Jahr hatte noch nicht einmal angefangen und er war schon genervt von dem roten Monster. Das war ein neuer Rekord.
 

​Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2014-06-15T16:38:47+00:00 15.06.2014 18:38
Haaw das ist ja so süß, danke, ich bin echt gerührt x´D <3 <3
Nie würde ich mit einer anderen Lily-Spielerin in einem RPG schreiben, denn du bist ebenso meine No. 1 <3

Ich freue mich total auf die FF und werde sie fleißig mitverfolgen :3
Der Tagebucheintrag gefällt mir schonmal sehr gut und es ist einfach so typisch Lily <3

Lg,
Luna (dein Caramellbonbon :* )


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