Zum Inhalt der Seite

Tendency

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

012

Die Abreibung.

"Würdest du also bitte deinen hübschen Hintern hierher bewegen", Tyler redete seit fünf Minuten am Telefon auf Cathlyn ein.

"Mann, Tyler!", sie klang wenig begeistert, "Soll ich meinen Job riskieren, nur weil du es nicht auf die Reihe bekommst, auf deinen Schützling aufzupassen?!"

"Du wirst deinen Job nicht verlieren, das können die sich gar nicht leisten", er schmierte ihr weiter großzügig Honig um den Mund, "Also komm her, wir brauchen dich."

Ein tiefes Seufzen am anderen Ende der Leitung: "Okay... Ich bin in 15 Minuten bei euch." Sie legte auf.

"Und? Kommt sie?", Aaron sah seinen Kumpel fragend an.

Er nickte und steckte das Handy ein. "Wahrscheinlich wird sie sich wieder irgendeine Gemeinheit ausdenken, die ich ihr dafür schuldig bin", Tyler seufzte leise und ließ sich auf der Treppe vor Aarons Hauseingang nieder.

Noch immer fühlte er sich leicht gerädert, auch wenn rein körperlich sonst nichts mehr zu spüren war, nachdem er sich vor einer halben Stunde mit Schwindel und Magenschmerzen auf den Weg zu Aaron gemacht hatte.

Sein Freund setzte sich neben ihn: "Sonst alles klar bei dir?"

Tyler spürte Aarons prüfende Blicke über sich hinwegwandern. "Ja, alles bestens", gab er zur Antwort, "Ich habe nur große Lust, jemandem den Hals umzudrehen."

"Kann ich verstehen", Aaron war im Bezug auf Scott ganz ähnlicher Ansicht wie Tyler. Dieser Typ war einfach das Letzte und wenn Tyler ihm nicht schon das Maul hätte stopfen wollen, dann hätte Aaron das getan. Nicht wegen June, aber wegen Veronica, seiner Schwester.

"Ich frage mich, was das soll", sprach Tyler weiter, während die beiden auf Cathlyns Ankunft warteten, "Die ganzen letzten zehn Jahre war er ruhig und hat sich nur um seinen eigenen Scheiß gekümmert. Wieso mischt er sich jetzt ein?"

"Kann ich dir sagen: Weil er ein armseliger Hund ist und du wieder angreifbar bist", erklärte Aaron ganz sachlich.

Tyler schnaubte abfällig: "Von wegen angreifbar. June ist angreifbar."

"Ja, und damit auch du", Aaron klopfte ihm auf die Schulter, "Akzeptier es lieber. Solange bis wir ihren wahren Meister gefunden haben, ist sie ein Teil deines Lebens."

"Traumhaft...", er seufzte und erhob sich von den kühlen Stufen, "Wir könnten sie auch einfach bei Scott lassen, dann kann der sich mit ihr rumärgern."

Aaron lachte: "Na dazu möchte ich doch mal Alexanders Meinung hören."

Richtig, Alexander. Er würde sich vermutlich eine saftige Strafe für die Missachtung seiner Anweisung ausdenken und ihn dann trotzdem zu Scott schicken, um June zurückzuholen. Keine Option also.

"Da hast du wohl Recht", musste Tyler zugeben und verwarf diesen Gedanken, "Wäre wohl auch zu schön gewesen, um wahr zu sein."

"Apropos 'zu schön, um wahr zu sein'", Aaron, der inzwischen ebenfalls den Hintern von der steinernen Treppe gehoben hatte, zeigte die Straße entlang. Ein Taxi war vorgefahren und unter dem Klackern ihrer Absätze, das durch die Straße hallte, bequemte sich nun endlich auch Cathlyn zu ihren beiden Jungs.

Mit einer Mischung aus Skepsis und Bewunderung musterten die beiden die Erscheinung ihrer Freundin.

"Cat... wie willst du dich mit diesem Outfit gegen Maya behaupten?", fragte Aaron, als das Taxi weggefahren war.

"Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte!", erklärte sie ihren Auftritt, "Außerdem wäre es wohl aufgefallen, wenn ich mich erst umgezogen und dann Magenkrämpfe vorgetäuscht hätte."

"Wo sie Recht hat...", Tyler hatte Mühe sich das Grinsen zu verkneifen.

Da stand sie, in ihrer üppig verzierten, roten Korsage, mit Glitter im Gesicht und Federn im hochgesteckten Haar. "Du solltest dich umziehen", erklärte Aaron ganz nüchtern und beobachtete recht unberührt, wie Cathlyns schlanke Finger die Häkchen ihrer Korsage lösten.

Elegant öffnete sie die oberen paar Verschlüsse und musterte die Gesichter ihrer beiden Beobachter, deren Augen längst eine Etage tiefer gewandert waren.

"Ey!", Cathlyn schnippte mit den Fingern ihrer freien Hand, sodass die Jungs wieder nach oben sahen und grinste, "Für alles Weitere erwarte ich ein stattliches Trinkgeld."

Sie tätschelte Aarons Brust, nahm ihm den Schlüssel zu seiner Wohnung ab und eilte mit ihrer großen Tasche die Treppen hinauf.

"Wir sollten sie öfter von der Arbeit fernhalten", gab Aaron mit einem Schmunzeln zu, nachdem Cathlyn verschwunden war.

"Ich wusste gar nicht, dass sie immer noch strippt", auch Tyler war die leichte Faszination noch anzusehen, "Dachte sie würde nur noch tanzen."

"Burlesque, mein Lieber."

"War das nicht vor ihrer Zeit?", Tyler sah seinen Kumpel fragend an, "20er, oder?"

"Da war sie 16", Aaron musste bei dieser Vorstellung unweigerlich lächeln, "Und seit einiger Zeit ist das wohl auch wieder total angesagt."

Tyler schnaubte: "Fand ich früher ja nicht so spannend", er winkte ab, "Aber vielleicht ist es inzwischen interessanter geworden. Muss ich mir wohl mal ansehen."

 "Das solltest du definitiv!", Cathlyn kam mit kurzer Hose und schwarzem Tanktop zurück auf die Straße, "Können wir dann jetzt los?", sie sah die beiden fragend an und bekam ein Nicken zur Antwort, "Gut, dann gehen wir mal ein paar Ärsche versohlen."
 

"Nein, wie niedlich", Scott lachte, "Ist das alles? Hurensohn?"

June sah ihn finster an. Sie wusste keine Antworten mehr auf seine Fragen, also musste sie das Thema wechseln, um etwas Zeit zu schinden. Ganz offensichtlich amüsierte es ihn, dass June über ihren 'Meister' herzog. Tyler würde sie hoffentlich bald holen kommen und dann wäre dieser Drahtseilakt zwischen Wahrheit und Verschweigen auch endlich vorbei.

"Er ist ein Idiot", bestätigte June noch einmal die Aussage.

"Da sagst du mir nichts Neues", Scott hatte sich mittlerweile zu ihr aufs Sofa gesetzt, "Aber du hast mir jetzt noch immer nicht erzählt, wie ihr euch kennengelernt habt."

"Darüber gibt es auch nicht viel zu sagen. Wir haben uns im Park getroffen und das war's", erklärte sie ruhig, "Und jetzt müsste ich wirklich dringend mal zur Toilette."

Er nickte und zeigte in Richtung Badezimmer. June erhob sich ohne zu zögern und machte sich auf den Weg zum Bad. Die beiden Frauen auf dem Sofa wirkten müde und gelangweilt. Wahrscheinlich fanden sie Junes Unterhaltung mit Scott nicht mal ansatzweise so unterhaltsam wie ihr Freund. Ideal eigentlich. June überflog eilig die Räumlichkeiten. Sie wusste nicht, wie lange es noch dauerte, bis endlich jemand kommen würde, um sie zu befreien, also musste sie es selbst in die Hand nehmen. Bis Scott oder seine Freundinnen aufgestanden wären, hätte sie längst die Wohnung verlassen und wäre entkommen. Vermutlich. Sie musste es versuchen. Noch einen weiteren Schritt Richtung Badezimmer und im nächsten Augenblick änderte sie die Richtung und eilte zur Wohnungstüre. Ein flinker Griff zur Klinke und die Tür flog auf. Sie erstarrte. Scheiße...

Was sie vorfand war nicht das erhoffte Treppenhaus. Sie hörte Schritte hinter sich und als sie sich wieder umdrehte, versperrte ihr ein starker Männerarm den Weg, dessen Hand geräuschvoll gegen den Türrahmen geschlagen worden war.

"Sag doch gleich, dass du es eilig hast", Scott funkelte sie finster an. Er wirkte nun gar nicht mehr so amüsiert und gelöst.

"Eh... ich dachte hier", June geriet ins Stottern, "Das Bad. Ich wollte nur schnell..."

Er schüttelte den Kopf: "Du sollst doch nicht lügen."

Sie sah ihn mit großen Augen an. Das hätte sie sich wirklich sparen können.

"Aber wenn du schon mal hier bist", er warf einen kurzen Blick in sein Schlafzimmer, "Mein Bett ist ziemlich bequem."

"Nein danke, ich brauche noch kein Bett. Ich bin nicht müde", versicherte June und wollte sich unter seinem Arm hindurch, wieder raus ins Wohnzimmer begeben.

"Blieb doch hier", Scott packte sie am Hals und es schnürte ihr die Luft ab, "Das war kein Angebot."

Noch ehe June ihre Finger in seinen Arm krallen konnte, hatte Scott sie mit Schwung rückwärts in sein Zimmer geschickt. Er zog die Türe hinter sich zu und für einen Moment herrschte Stille.

"Komm mir bloß nicht zu nahe", June drohte ihm.

Sie hatte ihre Augen fest auf Scotts Gesicht gerichtet und gab sich Mühe, so bedrohlich wie möglich zu wirken.

"Nimms nicht persönlich. Das gilt allein deinem Meister, nicht dir", er zeigte keine Reaktion auf ihre Blicke.

"Ich nehm's aber persönlich!", sie erschrak selbst über das ungewohnte Knurren in ihrer Stimme.

"Tja, schade. Das hätte eigentlich auch ganz schön werden können", erwiderte Scott nur recht unbeeindruckt und stand den Bruchteil einer Sekunde später direkt vor ihr. June holte zum Schlag aus. Sie legte all ihre Kraft hinein und zielte auf sein Gesicht. Leere. Dort wo seine Visage hätte sein sollen, war einen Wimpernschlag später nur noch Luft und June spürte, wie kühle Hände sich noch in ihrer Bewegung um ihren gestreckten Arm und ihre Taille wanden und sie unsanft von den Füßen geholt wurde. Eine harte Erschütterung ging durch ihren Körper, als sie auf den Boden prallte. Sie fuhr sofort herum, um ihren Gegner im Auge behalten zu können, doch er stand schon längst nicht mehr dort, wo sie ihn vermutet hatte.

Was? Aber... Die selben schaurigen Hände von eben packten ihre Arme und verschränkten sie ihr auf dem Rücken.

"Jacobs hat dir wohl noch nicht viel beigebracht, was?", sein Atem brannte beinahe auf ihrer Haut, als er sich so dicht zu ihrem Ohr heruntergebeugt hatte. Er roch nach Patschuli und Sandelholz... June kannte den Geruch.

"Was hast du jetzt vor?", ihre Stimme klang fest und unerschrocken, auch wenn Scotts Nähe unaufhörlich ihre Nervosität befeuerte.

Es kam keine Antwort. Stattdessen bemerkte sie Finger, die von hinten über ihre Schultern wanderten. Sie erschauderte und Scott ließ seine Fingerspitzen weiter um ihren Brustkorb wandern. Nein, das war genug. June entriss ihre Arme seinem festen Griff auf ihrem Rücken, drehte sich zu ihm um und verpasste seinem überraschten Gesicht einen tiefroten Handabdruck. Der Schlag hatte gesessen, doch Scott lachte nur.

"Ich hab gesagt, du sollst mir nicht zu nahe kommen!", sie fuhr in wütend an.

Er musterte sie ausgiebig und auf irgendeine kranke Art und Weise schien ihre Ohrfeige sein Interesse noch verstärkt zu haben.

"Ja, sag das nochmal", Scott sah sie auffordernd an.

Sie musste hier weg. Nur wie? Durchs Fenster? Nein, sie wusste nicht wie hoch das war. Andererseits: Sie war ein Vampir, was sollte also schon passieren? Schlimmer als das, was sie in diesem Raum erwarten würde, konnte es nicht sein. June trat einen Schritt zurück. Scott hatte seine gierigen Augen noch immer auf sie gerichtet, doch er bewegte sich nicht. Ein weiterer Schritt. Er blieb ruhig und beobachtete sie. June konnte sehen, wie er seine Augenbraue skeptisch nach oben zog, als sie einen weiteren Schritt nach hinten ging. Keine Zeit für lange Überlegungen also. Sie zog augenblicklich das Tempo an und drehte sich in Richtung Fenster. Sie würde durch die Scheiben springen müssen, doch das würde sie nicht aufhalten.

Scotts Hand an ihrem Arm dagegen schon eher. Oh Gott, nein! Ein schmerzhafter Ruck ging durch ihren Körper, als ihre Richtung so schlagartig geändert wurde und sie mit Wucht zwischen Scotts Kissen landete. Ihre Schulter schmerzte höllisch, als hätte man ihr den Arm abgerissen. Scott schien das nicht zu interessieren. Er hatte sie sich zurecht gelegt und auf ihren Hüften Platz genommen.

"Och, tut dir der Arm weh?", fragte er auf eine widerlich herablassende Art und lehnte sich zufrieden schmunzelnd auf ihre ausgekugelte Schulter.

Junes schmerzerfüllter Schrei wurde jäh unterbrochen, als ihr Peiniger seine Hand um ihren Kiefer schloss und seine Lippen nachdrücklich auf ihre presste. Sie wollte um sich schlagen, doch ihr rechter Arm ließ sich kaum mehr bewegen und den linken hielt Scott eisern fest. Angst machte sich in ihr breit, als er die Hand von ihrem Kiefer löste und seine Finger sich in ihren Haaren vergruben. Es war so erniedrigend und obwohl sie nun so viel stärker war, als vor einigen Tagen, konnte sie nichts ausrichten. So war das also. Auch als Vampir war man nicht unbesiegbar. Es gab immer jemanden, der stärker war als man selbst und in diesem Fall führte Scott ihr das bildhaft vor Augen.

Ein leichtes Brennen auf ihrer Haut ließ June zusammenzucken und holte sie augenblicklich aus ihrer zeitweiligen Abwesenheit zurück. Blut rann aus ihrer Halsschlagader. Sie konnte deutlich spüren, wie es ihren Körper verließ und von Scott begierig aufgenommen wurde. Wieder spannten sich die Muskeln in ihren Gliedern und versuchten mit aller Kraft etwas gegen diese Abartigkeit zu unternehmen. Sie hob ihre Hüften und wollte ihn von sich werfen, doch außer einem müden Lächeln war ihm nichts zu entlocken.

"Vergiss das lieber", raunte er ihr lüstern entgegen und beugte sich wieder zu ihr hinunter. June wollte sich zur Seite drehen, doch verharrte sie schlagartig in der Bewegung. Ebenso wie Scott.

"Shit!", er zischte wütend und keine Sekunde später klopfte es bereits heftig gegen die Türe.

"Scott!", es war Maya, "Scott, wir bekommen Besuch!" Er sprang kommentarlos vom Bett und verließ das Zimmer. June blieb zurück. Aufgewühlt aber erleichtert.

"Okay, was ist hier los?", er sah fragend zu Maya, dann zu Megan, die bereits direkt hinter der Eingangstüre wartete.

"Ja, was wird wohl los sein?", gab Megan knurrend zurück, "Jacobs hat seine Freunde zusammengetrommelt und wird sich seinen Schützling zurückholen wollen."

"Jetzt schon?", er streckte sich, "Na schön, dann sollen sie mal kommen."

Als wäre das das Stichwort gewesen, wurde Scotts Türe mit einem lauten Knall aus den Angeln gebrochen und fiel krachend zu Boden.

"Schönen guten Abend, die Herrschaften", begrüßte Scott die Eindringlinge.

Für einen kurzen Moment sah es aus, als hätte jemand die Zeit angehalten. Keiner rührte sich. Erst als Aaron den Raum betrat und im gleichen Moment mit Megans Tritt in seine Magengegend empfangen wurde, ging ein Ruck durch alle Anwesenden. Aaron hatte sich Megans Bein gegriffen und zog sie um seine eigene Achse, bis sie hart gegen die Backsteinwand prallte. Sie schnappte sich einen der alten, dicken Bilderrahmen und schleuderte ihn Aaron entgegen, bevor der sich ihr wieder nähern konnte.

Auch Cathlyn war über Maya hergefallen und hatte sie regelrecht zum Boxsack umfunktioniert, nachdem sie sich flink unter Mayas ersten Schlägen hinweggeduckt hatte. Die kleine Asiatin war kein wirklich starker Gegner, auch für Cathlyn nicht. Mayas einziger Vorteil war ihre Schnelligkeit. Ja, schnell war sie und Cathlyns schwungvoller Tritt ging ins Leere, wodurch sie unsanft an den Haaren zur Seite gezogen wurde, bis ein spitzer Ellenbogen ihre Bewegung bremste und sie zu Boden gehen ließ. Sie konnte Tyler sehen, der ein paar Meter weiter ins Taumeln geraten war, doch sie konnte hier nicht liegenbleiben. Maya gönnte ihr keine Verschnaufpause und forderte ihre gesamte Aufmerksamkeit.

Tyler hatte sich einen festen Tritt abgeholt, als er wohl zugegebenermaßen recht leichtsinnig direkt auf Scott losgestürmt war. Er fing sich wieder, blockte die Faust seines Gegners, die auf ihn zugeflogen kam und schlug ihm stattdessen seine eigene ins Gesicht. Scott spuckte.

"Hast dich ja schnell wieder erholt, Jacobs", knurrte Scott, während er sich das Blut vom Kinn wischte.

"War nicht schwer bei deinen lahmen Schlägen", gab Tyler schnippisch zurück, "Wenn man's nicht richtig macht, dann kann man es auch gleich lassen."

Scott musterte ihn skeptisch: "Und du willst mir zeigen, wie es richtig geht, ja?"

"Blitzmerker", Tyler nickte knapp.

Augenblicklich flog ein Geschoss mit beispielloser Geschwindigkeit zwischen ihnen hindurch und blieb reglos am anderen Ende des Raumes liegen. Megan. Aaron war fertig und Tyler nutzte Scotts kurze Verwunderung, um ihn von den Beinen zu holen. Krachend landete er im Gestänge seines Wohnzimmertisches, nachdem er die gläserne Tischplatte durchbrochen hatte. Tyler bedachte ihn mit einer wohltuenden Tracht Prügel. Einige feste Hiebe waren von Nöten, um Scotts Verteidigung zu umgehen. Tyler schlug ihm die Scherben aus den Händen, mit denen er sich wehrte, bevor er ihm in einem günstigen Moment beide Hände an den Kopf legte und mit einem Ruck sein Genick brach.

Seufzend erhob er sich aus dem Scherbenhaufen und sah sich nach Cathlyn um, die noch immer mit Maya beschäftigt war. Er beobachtete die zwei kämpfenden Frauen eine Weile, schmunzelte leicht über dieses Handgemenge und erlöste seine Freundin schließlich mit einer gut beschleunigten Glasscherbe von ihrer Konkurrentin.

Das scharfe Glas bohrte sich butterweich durch Mayas Hals und ließ sie erstarren. Auch Cathlyn wirkte überrascht, als ihr plötzlich Mayas Blut ins Gesicht spritze, nur schien sie davon weit mehr angetan zu sein, als Maya selbst. Sie leckte sich die Spritzer von den Lippen und zog sich unter Mayas zusammengefallenem Körper hervor.

"Danke", sagte sie und lächelte Tyler zufrieden an.

Er deutete eine kurze Verbeugung an: "Keine Ursache."

"Okay, das wäre erledigt. Und wo ist June?", Aaron sah sich fragend um. Auch Tyler und Cathlyn ließen ihre Blicke nun prüfend über das Schlachtfeld wandern. Es war nichts zu hören.

"Vielleicht ist sie gar nicht hier", überlegte Cathlyn, während sie zu den anderen beider herüber kam, "Scott könnte sie auch irgendwo anders untergebracht haben."

"Und wo? Bei Maya oder Megan zu Hause? In der Garage?", Tyler sah sie skeptisch an.

Cathlyn zuckte mit den Schultern.

"Er könnte sie auch ausgeschaltet haben und wir hören sie deswegen nicht", gab Aaron zu bedenken, "Wir sollten uns umsehen."

"Du hast Recht", stimmte Cathlyn zu und machte sich daran, die Wohnung genauer unter die Lupe zu nehmen.

"Ich werde mich zuallererst mal an Rivers Minibar vergreifen", erklärte Tyler, "Will noch jemand was?"

Aaron musste unweigerlich lachen: "Fällt dir jetzt nichts Besseres ein?"

"Nein", war Tylers Antwort und er verschwand Richtung Küche. Eine kleine Erfrischung würde nach dieser Auseinandersetzung sicher gut tun. Scott und seine Gefährtinnen waren jetzt sowieso erstmal eine Weile außer Gefecht, also konnte er sich Zeit lassen.

"Ich denke, ich weiß wo sie ist", verkündete Cathlyn, als sie die Türe zu Scotts Schlafzimmer geöffnet hatte.

Tyler befüllte sich noch sein Glas und kam anschließend zurück ins Wohnzimmer. "Und zwar wo?", fragte er.

"Sieht so aus, als wäre sie aus dem Fenster gesprungen", antwortete sie ganz ruhig, kam zu ihm herüber und nahm ihm das Glas aus der Hand, "Nochmal danke."

Sie fing sich einen leicht genervten Blick ein, leerte das Glas aber trotzdem ganz alleine und gab es ihm zurück.

"Tja, dann hoffen wir mal, dass sie zu dir nach Hause gelaufen ist", meinte Aaron und machte sich auf den Weg, Richtung Ausgang, "Kommt ihr? Ich habe genug von dieser Bruchbude."

Die beiden schlossen sich ohne weiteres Zögern an und verließen das verwüstete Wohnzimmer.

"Seid ihr beiden eigentlich noch komplett?", fragte Aaron, als sie wieder unten auf der Straße waren.

"Geht so", gab Cathlyn zur Antwort, "Ein paar blaue Flecken, ein paar geprellte Rippen, aber das wird schon. Maya geht es schlechter."

"Aber hallo", fügte Tyler noch leicht belustigt hinzu, "Die nächsten paar Tage sollten wir unsere Ruhe haben."

Seine Freunde nickten.

"Ich werde mich dann mal auf den Heimweg machen. Dieses kleine, blonde Monster hat mir fast den Kiefer gebrochen", Aaron fuhr sich mit den Fingern prüfend übers Gesicht, "Ich werd mich hinlegen."

"Da mach ich mit!", platzte Cathlyn heraus, "Ein ausgiebiges Nickerchen könnte ich jetzt gut vertragen!"

Tyler warf den beiden müde Blicke zu: "Ja, macht ihr mal. Ich werde mich dann erstmal um mein Kind kümmern", er hob seine zerschnittenen Arme, die Scott nach seiner Landung im Glastisch noch massakriert hatte, bevor er sich unfreiwillig verabschieden musste, "Mir geht's ja noch wunderbar."

Aaron grinste ihn breit an: "Tja mein Lieber, wir wünschen dir noch viel Spaß dabei."

Cathlyn lachte nur und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Gute Nacht", sagte sie höchst amüsiert und hob zum Abschied die Hand, bevor sie sich abwandte und davonging.

Auch Aaron nickte seinem Freund nur nochmal kurz zu und ließ ihn dann ebenfalls alleine.

Klasse... Tyler sah seinen Freunden einen Moment hinterher, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren und setzte sich dann selbst in Bewegung. Er konnte nur hoffen, dass June wirklich schon in seiner Wohnung war und sich nicht völlig geistesabwesend irgendwo in der Stadt herumtrieb.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe ich konnte die Kampfszene einigermaßen zufriedenstellend beschreiben o.o
Was Action-Scenes angeht bin ich manchmal leicht überfordert^^'
Also Sorry, falls sich jemand mehr erwartet hatte xD Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  noamuth
2014-08-16T20:46:01+00:00 16.08.2014 22:46
Huhu,

gut endlich wird die Sache etwas Handgreiflicher >:3
Zu dem formalen Dingen gibt es eigentlich nichts groß zu sagen.

Was den Inhalt betrifft, auch eher weniger. Sie schlagen sich halt alle die Köpfe ein xD
Interessant ist aber, dass man zumindest bei Cat jetzt einen groben zeitlichen Rahmen kennt.
Eins muss man Vampirfrauen aber lassen: Sie reagieren sicherlich nicht so gereizt auf die Frage nach ihrem Alter, wie Menschenfrauen xD

Doofe Idee am Rande, die mir schon eine Weile im Kopf rumspukt, wenn ich die Geschichte lese: Was wäre, wenn die Vampire, auf die eine oder andere Art die Geschichte beinflusst haben?
Wenn man solange lebt, hat man sicher seine Spuren hinterlassen. Man könnte so Alltagsmythen und ungelöste Rätsel neuaufrollen und damit mehr Inhalt und Tiefe erzeugen. Wie bei einer guten Lüge gilt ja auch bei einer Geschichte, was im Grunde eine Lüge ja auch ist: Die stimmigen Details lassen sie echt wirken :)
Vielleicht war ja Jack the Ripper ein Vampir, mit etwas anderen Vorlieben? Oder einer der Vampire im Umfeld der Gruppe, hat mal "aus Versehen" eine wichtige Person umgebracht, was wiederrum größere Ereignisse ausgelöst hat.
Dieses "Nichts ist so wie es scheint", hat irgendwie was.
Natürlich kommt es drauf an, wie weit man das Treiben möchte. Das stelle ich mir lustig vor, wenn jemand June über "die wahre Geschichte" hinter den Kulissen aufklärt und dann so ein Gespräch stattfindet wie:
"Person A hat damals nicht Person B getötet, das war ich" xD
Einfluss scheinen die Vampire ja zu haben, wäre nicht undenkbar

Gruß noa
Antwort von:  DieJESSYcA
16.08.2014 22:55
Danke mal wieder für deinen lieben Kommentar :D

Die Idee mit der Geschichte find ich super! Das mit Jack the Ripper geht aber nicht, weil das zu sehr VampireDiaries wäre xD Grundsätzlich ist das aber wirklich eine sehr gute Idee! :D
Da muss ich mir jetzt nur mal überlegen wer wen früher mal umgebracht hat o.o
Im nächsten Kapitel erfährt man übrigens auch wie alt Tyler ist ;D
Das nurmal so am Rande^^

Liebe Grüße^^
Von: abgemeldet
2014-08-09T23:32:33+00:00 10.08.2014 01:32
Tolles Kapitel!
Antwort von:  DieJESSYcA
10.08.2014 14:26
Dankeschön^^
Und danke, dass du meine Geschichte verfolgst :)
Das freut mich sehr ♥
Von:  -Veni-
2014-08-09T14:49:37+00:00 09.08.2014 16:49
Megan das Geschoss :D ♥
Antwort von:  DieJESSYcA
09.08.2014 17:41
Aber hallo xD


Zurück