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Die Wölfe 5 ~Das Blut des Paten~

Teil V
von

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~Aarons Erbe~

Sicher war alles nur ein Traum. Dieses -Ich liebe dich- aus seinem Mund, das habe ich mir bestimmt nur eingebildet. Sobald ich die Augen auf mache, ist er verschwunden. Er haut immer nach dem Sex ab.

Ich höre sein Herz schlagen, ganz ruhig und gleichmäßig. Die Luft ist angefühlt von seinem holzig wilden Duft. Sein Oberkörper hebt und senkt sich gleichmäßig unter mir. Unsere Finger sind noch immer ineinander verhakt. Ich wage es die Augen zu öffnen.

Es ist wirklich Tonis Hand, da unter meiner. Er ist noch hier? Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. So lange habe ich mir einen Moment, wie diesen gewünscht, dass es mir jetzt unwirklich vorkommt. Ich kann meinen Blick einfach nicht von unseren verhakten Fingern lassen. Wir gehören zusammen. Dieses Mal ist es nicht nur so ein unbestimmtes Gefühl in mir, dass ich bei Seite schieben muss. Dieses Mal ist es greifbar. Ich schmiege mich eng an ihn und genieße seinen warmen Körper, seinen Herzschlag, den Duft seiner Haare. Könnte die Welt doch nur aufhören sich zu drehen und in diesem Moment verharren. Mehr brauche ich nicht zum Glücklich sein.

Wie lange wir wohl schon hier liegen? Ist er einfach zu erschöpft gewesen, um zu verschwinden, oder ist er gern bei mir? Tonis Finger ziehen sich um meine zusammen, sein Herzschlag wird schneller. Ist er wach?
 

Geräusche auf dem Flur. Jemand kommen hier her. Oh, bitte nicht, nicht jetzt! Ich erkenne Raphael schon am Klang seiner Schritte. Verflucht, ich habe vergessen die Tür abzuschließen! Er bleibt stehen und drückt die Klinke. Jeder Muskel in Tonis Körper spannt sich an. In mir keimt eine dunkle Vorahnung.

Raphael öffnet die Tür, seine Haltung ist angespannt, als er sich im Zimmer umsieht. Er findet uns schließlich übereinander auf dem Bett liegend. In dieser Position dürften nicht mehr viele Fragen offen bleiben, aber es ist auch nicht das erste Mal, dass er uns so findet. Der Blick meines Bruders wird erst kritische, dann wütend.

"Sagt mal, habt ihr beide zu heiß geduscht?"

Tonis Finger lösen sich aus meine. Er dreht sich so ruckartig, dass er mich von seinem Rücken wirft. Sein gehetzter Blick geht an Raphael vorbei, er wagt nicht ihm ins Gesicht zu sehen.

"Raphael! Verschwinde!", fauche ich, in der Hoffnung meinen Bruder zum Schweigen zu bringen und fische nach meiner Unterhose, die neben dem Bett liegen geblieben ist. Als ich sie endlich gefunden habe, ziehe ich sie mir hastig über.

"Ich denk nicht daran! Ich habe lange genug weggesehen. Verflucht noch mal! Ihr beide seid keine Schwuchteln! Ihr habt Frau und Kinder. Denkt doch auch mal an die! Das was ihr hier tut ist krank und pervers!" Ich schlucke schwer, diesen Vorwurf höre ich nicht zum ersten Mal von ihm. Kann er uns damit nicht endlich in Ruhe lassen? Toni zieht sich eilig die Hose hoch und schließt den Knopf. Dann rutscht er an den Rand des Bettes.

"Toni, warte!", versuche ich ihn aufzuhalten, doch er hört mir nicht zu. Er wirft nicht einen Blick zurück, als er an Raphael vorbeirennt. Verdammt noch mal, dass macht alles kaputt. Ich könnte so kotzen!

"Konntest du nicht einfach deine Klappe halten?", schreie ich meinen Bruder an. Auch ich klettere aus dem Bett und laufe zur Tür. Ich muss ihm hinterher. Absichtlich stoße ich Raphael an der Schulter an, als ich an ihm vorbei stürme. Er soll mir ja aus dem Weg gehe!

"Du bleibst schön hier! Wir haben zu reden!" Seine Hand packt mein Armgelenk. Ich komme nicht los. Verdammt! Toni verschwindet im Wohnzimmer, gleich darauf knallt dir Haustür zu. Energisch zerre ich an Raphaels festem Griff.

"Lass mich los! Bitte!", flehe ich ihn an. Ich muss ihm nach! Er wird sich dafür hassen, dass er mich schon wieder so unsittlich berührt hat. Ich muss ihm sagen, dass es mir nichts ausmacht, dass ich jeden Moment genossen habe. Doch der Blick meines Bruders bleibt unverändert.

"Zieh dich gefälligst an!", knurrt er und zerrt mich in das Gästezimmer zurück. Er stößt mich hart zu meinen verstreuten Kleidungstücken und lässt meine Hand los. Ich falle rücklings auf den Boden und sehe entsetzt zu ihm auf. Was ist denn in ihn gefahren?

"Sieh dich doch mal an!" Ich verstehe überhaupt nicht, was er meint. "Deine Hände und Knie sind blutig, die Nähte an deinem Arm sind aufgeplatzt und du hast überall blaue Flecke! Der Kerl bringt dich noch mal um!" Ich sehe an mir hinab. Raphael hat Recht, meine Knie und Hände habe ich mir auf dem rauen Teppich aufgeschürft, mein Arm ist mit getrocknetem Blut verkrustet und ich habe tatsächlich überall blaue Flecke. Aber es stört mich nicht. Die Nummer mit ihm war geil. Die Spuren davon heilen wieder. Ich liebe es nun mal auf die harte Tour, was kann ich denn dafür? Ich ziehe die Beine eng an den Körper und sehe unter dem wütenden Blick meines Bruders hinweg. Er muss mir nicht immer wieder vor Augen führen wie 'unnormal' das ist.

"Enrico!" Raphael kommt zu mir, er geht vor mir auf die Knie. Der Zorn in seinen Augen weicht Sorge. "Ich habe schon immer etwas gegen eure Freundschaft gehabt, das ist kein Geheimnis. Seinetwegen wollen dich die Drachen töten, nur wegen ihm bist du zu einem Mörder geworden. Das ist schon schlimm genug. Aber ..." Seine Hand greift nach meinem Kinn. Er hebt es an und sieht mir in die Augen. "... es geht einfach zu weit, dass er dich auch noch vergewaltigt." Was? Ich schlage Raphaels Hand von meinem Gesicht weg.

"Erzähl nicht so einen Scheiß! Ich liebe den Sex mit ihm. Es gefällt mir, okay! Ich steh selbst auf den Schmerz, wenn er es ist, der ihn mir zufügt“, gebe ich das erste Mal ganz offen zu. Ich muss das einfach los werden, damit er endlich aufhört, Toni dafür verantwortlich zu machen, immerhin bin ich genau so schlimm wie er. Raphael sieht mich entsetzt an, seine Augen weiten sich, sein Mund verzieht sich vor Ekel.

"Das ist krank! Hat dieser Kerl dich jetzt auch noch mit dieser verfluchten Krankheit angesteckt? Muss ich dich erst einweisen lassen, damit das aufhört?" Ich will doch gar nicht das es aufhört! Das alles ist meine Sache, es geht ihn nichts an!

"Misch dich doch nicht ständig in meine Angelegenheiten ein!", schreie ich ihn an. Raphaels Blick bleibt unverändert. Er macht sich nichts aus meinen ernsten Worten. Bei diesem finsteren Ausdruck in seinen Augen muss ich unwillkürlich schlucken. Ich fühle mich wieder, wie in unserer Kindheit, als er für mich Vater, Mutter und Bruder zugleich war. Verdammt, nein! Ich bin jetzt erwachsen und ich weiß, was ich tue und was ich will!

"Toni kommt mir hier nicht mehr rein und du scherst dich in die Praxis und lässt dich versorgen!", fügt er streng an. Was? Spinnt er jetzt völlig?

"Wenn er hier nicht mehr rein darf, verschwinde auch ich!", entscheide ich ganz klar. Ich will aufstehen, gehen und sehen, ob ich Toni noch einholen kann. Was wenn er irgendwas Dummes anstellt? Er kommt noch viel weniger mit diesen Vorwürfen klar, als ich. Mit aller Kraft zwinge ich mich auf die Beine.
 

Ein heftiger Schlag trifft mich mitten im Gesicht und schickt mich zurück auf den Boden. Ich greife nach der getroffenen Wange und sehe Raphael erschüttert an. Es ist Jahrzehnte her, das er mich geschlagen hat. Wofür war das? Ich schaue fragend. In seinen Augen lese ich Wut und Sorge. Er packt meinen verletzten Arm und dreht meinen Kopf am Kinn so, dass ich ihn mir ansehen muss.

"Schau dich an, verflucht noch mal! Gestern wärst du uns fast verblutet und jetzt ist dein ganzer Arm entzündet, die Nähte sind auf und du willst diesem Mistkerl hinterher? Toni ist alt genug, er kommt auch ohne dich klar. Sie zu, dass du dich um dich selbst kümmerst!"

"Du verstehst das nicht", versuche ich vergeblich dagegen zu halten. Was kümmern mich all die Verletzungen? In mir schmerzt etwas ganz anderes.

"Ich verstehe sehr gut. Dieser Kerl hat unsere Freundlichkeit schon immer ausgenutzt und mit Füßen getreten. Als Kind hat er sich bei uns durchgefressen und jetzt benutzt er dich für seine abartigen Triebe. Merkst du gar nicht, dass er dich nur ausnutzt?"

"Gar nichts verstehst du. Du hast überhaupt keine Ahnung von unseren Gefühlen! Glaubst du wir können uns das aussuchen?" Wir haben beide seit Jahren dagegen angekämpft, aber es ist nun mal, wie es ist.

"Weißt du wie scheiß egal mir das ist? Du wirst diesen widerlichen Kerl nicht mehr wieder sehen und gut!" Wieso nur redet Raphael so abfällig über ihn? Ich habe sie für Freunde gehalten.

„Aber ich liebe ihn!“, halte ich vergebens dagegen.

"Erzähl nicht so einen Mist. Du bist verheiratet und hast Kinder. Du hast schon die halbe Frauenwelt dieser Stadt flach gelegt! Was willst du da von einem Kerl?“ Das ist doch was völlig anderes. Mir eine Frau zu unterwerfen ist doch nicht das Selbe.

„Du hast Verantwortung. Du bist Anführer eines Clans und wenn es nach Aaron geht, bald Pate der Locos. Was glaubst du machen diese Kerle mit dir, wenn sie herausfinden, dass es ihr Chef mit Männern treibt?" Ich schlucke schwer. Das alles will ich nicht hören. Er soll endlich aufhören damit! Ich kann ja jetzt schon kaum noch die Tränen zurück halten.

"Sei einfach still!", knurre ich und ziehe die Beine noch enger an den Körper.

"Nein, ich war lange genug still." Raphael kniet sich vor mich. "Ich werde dich nicht noch einmal beerdigen, da lieber lege ich ihn um." Er meint das ernst, das sehe ich in seinen Augen. Verdammt, wann hat er nur angefangen Toni so zu hassen? Das hat er nicht verdient. Ja, er ist schwierig und unberechenbar und ein verdammter Idiot, aber er würde sein Leben für Meines geben. Zählt das denn gar nicht?

"Was schreit ihr hier so herum?" Susen steht in der Tür. Sie schaut durch das verwüstete Zimmer. Ihr Blick sagt alles. Sie hasst es, meinetwegen aufräumen zu müssen.

"Hör auf zu heulen! Er vergießt für dich auch keine Tränen. Und jetzt steh auf!", fordert Raphael mich auf. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich mich gegen die Tränen nicht mehr wehren konnte. In mir tobt das Chaos, ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Als ich nicht sofort seiner Aufforderung nachkomme, zieht er mich auf die Beine, grob stößt er mich von sich.

„Zieh dich an!“, fordert er streng. Ich schniefe und blinzle die Tränen weg, dann sehe ich mich nach meiner Hose um. Wie ferngesteuert hebe ich sie auf und siehe sie an. Raphael wartet nicht ab, bis ich auch mein Hemd gefunden habe. Grob packt er mich am Arm und schiebt mich in Susens Richtung.

"Nimm ihn mit und schau dir seine Verletzungen an, bevor ich ganz meine Geduld mit ihm verliere", knurrt er und sieht verächtlich auf mich herab. Ich wage nicht mehr aufzusehen, oder gar zu protestieren.

Susen legt ihre Hand auf meine Schulter und schiebt mich in den Flur. Ich gebe ihr kampflos nach. Als sie mich überholt und voraus geht, folge ich ihr, ohne einmal aufzusehen. Ich weiß das mein Bruder mit allem Recht hat, aber warum ist mir das so scheiß egal? Selbst wenn meine eigenen Leute mich dafür umlegen würden, ich würde das Risiko in Kauf nehmen, nur um bei Toni sein zu können. Vielleicht bin ich ja wirklich krank!

Susen führt mich in die Praxis und deutet auf den Stuhl neben der Pritsche. Schon wieder diese Folterkammer. War ich ihr nicht eben erst entkommen? Es lässt sich nicht mal leugnen, dass Toni schuld daran ist, dass ich jetzt wieder hier bin. Ich setze mich und betrachte meinen zerschundenen Körper. Wir haben es wirklich ganz schön übertrieben, aber ich bereue es nicht.

Susen setzt sich mit einem zweiten Stuhl vor mich. Sie behandelt Wortlos meine Wunden, ich ertrage es ebenso stumm. Das erste Mal überhaupt liefern wir uns keinen Kampf dabei. Der Sturm in meinem Inneren ist hundert Mal schmerzhafter, als ihr Desinfektionsmittel. Ich zucke noch nicht einmal zusammen, als sie meine Schulter näht.

"Raphael meint es nicht so. Er macht sich nur Sorgen", sagt sie mit ungewohnt sanfter Stimme. Ich sehe sie irritiert an. Sie setzt ein freundliches Lächeln auf, dann wendet sie sich wieder meiner Schulter zu.

"Man konnte euch bis ins Wohnzimmer hören." Ich schlucke. Waren wir wirklich so laut?

"Ich habe ja schon immer gewusst, dass da was zwischen euch läuft. Ein Blinder hätte das gesehen, aber das es so ernst ist ..." Ich schaue unter ihrem Blick hinweg. Meine Wangen werden ganz warm, sicher bin ich jetzt rot angelaufen.

„Eigentlich müsste ich dich dafür einweisen lassen, das ist dir schon klar, oder?“ Ich seufze nur und glaube an dem fetten Kloß zu ersticken, der sich mir in die Kehle zwingt.

„Weißt du eigentlich, was du meiner Schwester damit antust? Du kannst heil froh sein, das Vater davon nichts weiß! Er würde dich ohne mit der Wimper zu zucken abknallen!“ Furchtsam sehe ich zu ihr auf. Sie wird es ihm doch nicht etwa erzählen, oder? Susen sieht mich nicht an, konzentriert näht sie meine Wunde.

"Liebst du meine Schwester überhaupt?", will sie schließlich wissen. Ich atme erschwert durch. Mit dem Gedanken habe ich mich lange nicht mehr befasst. Judy habe ich bisher nur einmal kurz im Hof unserer Fabrik gesehen. Doch auch dieser flüchtige Moment hat gereicht, mein Verlangen nach ihr zu wecken. Ich kann mich gut an die ersten Wochen unserer Beziehung erinnern. Wir sind kaum aus dem Bett gekommen. Sie war die Erste, der ich über ein Jahr lang treu geblieben bin. Das ist mir davor nie passiert. Ich liebe sie, aber es ist anders als mit Toni. Das mein bester Freund eine Freundin hat, kümmert mich wenig, ich weiß, dass sie nur sein Alibi ist. Bei Judy hingegen macht mich schon der Gedanke krank, dass sie in zwischen wieder mit ihrem Ex-Freund zusammen ist. Ein Umstand, den ich in naher Zukunft zu ändern gedenke. Sie soll nur mir allein gehören. Ich will sie besitzen, von Toni hingegen, bin ich besessen. Ach, verdammt! Warum muss das alles so kompliziert sein? Ich raufe mir die Haare.

„Ich weiß es nicht“, gestehe ich kleinlaut.

Susen berührt mich an der Schulter. Ihre Finger legen sich vorsichtig über den Verband, den sie gerade angelegt hat.

"Du kannst nicht ewig so weiter machen. Irgendwann, wirst du dich entscheiden müssen." Ich sehe sie erschrocken an. Mir wird klar, dass sie recht hat, aber ich weigere mich seit Jahren, diese Entscheidung zu fällen. Es ging bisher auch so, irgendwie.

Susen steht auf, sie packt das restliche Verbandszeug zusammen und wirft die blutigen Tupfer in den Müll, dann geht sie. Ich seufze schwer und fühle mich ganz plötzlich von aller Welt verlassen.
 

Ich sitze noch lange völlig geistesabwesend auf dem hölzernen Stuhl. Wenn es wirklich darauf ankäme, für wen von beiden würde ich mich entscheiden? Mit Judy habe ich eine Zukunft, sie ist die Mutter meiner Kinder. Mit Toni hingegen ist das Leben ein einziger Kampf. Höchstwahrscheinlich werden wir unsere Gefühle nie gefahrlos ausleben können. Trotzdem, ich kann einfach nicht ohne ihn. Wenn es nach mir ginge, würde ich jeden Nacht so verbringen, wie eben. Ach scheiß drauf! Vielleicht bin ich morgen schon tot! Ich habe doch nichts zu verlieren! Mir sitzen hier so viel Feinde im Nacken, das es nicht mehr darauf ankommt, weswegen man mich verfolgt.

Ich schaue in einen kleinen Spiegel, der an der Wand über der Pritsche hängt. Meine Augen sind heute eisblau, das sind sie schon lange nicht mehr gewesen. Wenn ich mich nicht wohl fühle, sind sie graublau. Toni tut mir einfach gut, ganz gleich, wie der Rest meines Körpers aussieht. Verbände sind sowieso ein gewohntes Bild für mich. Das gehört zu mir, genauso wie meine Gefühle für ihn. Meine Aufmerksamkeit wandert zur Kette um meinen Hals. An ihr ist ein Stein in Form eines Wassertropfens befestigt. In seiner Mitte ist eine Wolfspfote eingraviert. An meinem zwanzigsten Geburtstag, habe ich sie von Toni geschenkt bekommen. Seit dem habe ich sie nicht mehr abgenommen. Selbst beim Angriff der Drachen, später im Krankenhaus und auch in Italien, sie war immer bei mir. Ich greife nach dem Stein und befühle seine glatte Oberfläche, während ich mir im Spiegel dabei zusehe. Es muss aufhören! Ich habe es satt mir Vorschreiben zu lassen, was gut für mich ist oder wer ich sein soll. Ich bin ich, wie alle Welt damit klarkommt, ist nicht mein Problem. Das Versteckspiel hat lange genug gedauert. Sollen ruhig alle sehen, dass ich wieder da bin! Ich habe lange genug Angst gehabt. Angst mit Toni erwischt zu werden, Angst von den Drachen erschossen zu werden, Angst Michael zu begegnen. Genug! Ich erhebe mich vom Stuhl und setze mich in Bewegung. Entschlossen verlasse ich Susens Praxis und folge dem Flur bis ins Wohnzimmer. Raphael und seine Frau sitzen auf dem Sofa. Mein Bruder liest gerade die Tageszeitung. Er schaut auf, als er mich kommen hört und betrachtet mich noch immer wütend. Ich wende mich demonstrativ von ihm ab. Auch Susen, die an einer Tasse Kaffee nippt, lasse ich links liegen. Vor ihnen werde ich mich nicht mehr erklären, das ist vorbei.
 

Ich laufe die Treppe hinauf, gehe ins Bad und werfe die Tür geräuschvoll hinter mir zu. Wird Zeit das ich diese ganze Maskerade loswerde!

Wo bewahrt mein Bruder wohl sein Rasierzeug auf? Ich schaue mich im Badezimmer um und werde schließlich im Spiegelschrank fündig. Raphaels Rasiermesser, ein dicker Pinsel und ein Fläschchen Rasierschaum. Ich schäume mir das Gesicht ein und beginne mit der Rasur. Nach einigen säuberlichen Zügen, sind alle Haare von Kinn, Wange und Oberlippe verschwunden. So ganz langsam erkenne ich mich wieder. Zufrieden wasche ich mir die Reste des Schaumes vom Gesicht und trockne es mit einem Handtuch. So ist es schon viel besser!

Ob Raphael auch noch etwas zum Färben da hat? Er selbst färbt sich seine schwarzen Haare blond. Meine natürliche Haarfarbe ist zwar etwas dunkler, aber ich habe nicht die Geduld darauf zu warten, dass die schwarze Farbe von allein heraus wächst. Zwischen einigen Flaschen auf dem Wannenrand finde ich tatsächlich etwas. Ein Glück ist mein Bruder so eitel und färbt sich jeden beginnenden Haaransatz sofort nach. Daran hat nicht mal ihre finanzielle Krise etwas geändert. Ich schmunzle und trage das Mittel auf. Es muss einige Zeit einwirken, also entscheide ich mich in der Zwischenzeit ein Bad zu nehmen. Die Spuren der Nacht mit Toni, kleben noch immer an mir. Kein angenehmes Gefühl. Während das warme Wasser in die Wanne läuft, nehme ich die Verbände von meiner Schulter und dem Oberarm ab und ziehe mir die Hose und Unterhose aus, dann schaue ich mir im Spiegel meine Verletzungen an. Die Schulter ist knallrot und geschwollen, der Streifschuss hingegen ist nur leicht gerötet. Von ihm wird nur eine kleine Narbe übrig bleiben. Alles halb so schlimm. Auch meine Unterlippe ist nicht mehr geschwollen. Die eingerissene Stelle heilt bereits. Was macht Raphael nur für einen Aufstand? Ich sah schon wesentlich schlimmer aus.
 

Nach dem heißen Bad fühle ich mich gleich wie neu geboren. Auch meine Haare sind inzwischen wieder blond und ich kann das Mittel auswaschen. Geföhnt und durcheinander gewuschelt, sind sie endlich wieder so, wie ich sie immer getragen habe. Ich lege den Verband an und erledige die restliche Körperhygiene im Eiltempo, dann kehre ich mit einem Handtuch um die Hüften ins Wohnzimmer zurück. Wieder ziehe ich die Aufmerksamkeit von Susen und Raphael auf mich, doch noch bevor ihren fragenden Blicken Worte folgen können, ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Meine Klamotten sind bereits vom Boden verschwunden. Auch das Bett ist gerichtet, nur meine Pistole mit ihrem Halfter liegt noch dort. Nichts deutet mehr darauf hin, dass Toni und ich hier geschlafen haben. Susen hat wirklich einen Reinlichkeitstick. Aber davon mal abgesehen ist alles noch so, wie ich es in Erinnerung habe. Ein Bett, Nachttisch und ein großer Kleiderschrank. Mehr Möbel gibt es nicht. Ob im Kleiderschrank noch meine Klamotten hängen? Neugierig halte ich auf ihn zu und öffne die Türen. Tatsächlich. Es ist alles noch da. Meine Hemden, die Hosen, einige Jacketts, sogar meine weiße Lederjacke und der weiße Mantel sind noch da. Ich freu mich wie ein kleines Kind und krame Unterwäsche, Socken, ein schwarzes Hemd und eine weiße Hose heraus. Beim Anziehen fällt mir allerdings auf, das die Hose viel zu groß ist, sie rutscht mir im Stehen von den Hüften. Auch in dem Hemd hänge ich, wie in einem weiten Jutesack. Unvorstellbar, dass ich diese Sachen einmal ausgefüllt habe. Nicht nur mein Körperfett ist unter dem langen Hungern verschwunden, auch ein Großteil meiner Muskelmasse. Ich werde nicht drum herum kommen, mich völlig neu einzukleiden. Doch jetzt habe ich nichts anderes. Ich suche im Schrank nach einem geeigneten Gürtel. Das letzte Loch ist gerade eng genug, um die Hose nicht beim Laufen zu verlieren. Erschreckend! Ich muss unbedingt wieder mehr trainieren und regelmäßig essen. Wie auf ein geheimes Stichwort beginnt mein Magen zu knurren. Meine letzte Mahlzeit bei Erik ist schon wieder eine halbe Ewigkeit her. Ob Raphael was Leckeres gekocht hat? Ich werde gleich mal in der Küche nachsehen.

Zuvor greife ich noch einmal in den Kleiderschrank. Ob mir auch meine Lederjacke zu groß ist? Ich ziehe sie heraus und betrachte den Wolfskopf auf ihrer Rückseite. Es ist derselbe, den ich als Tattoo auch auf meinem Oberarm trage. Ihm und dem weißen Mantel, verdanke ich meinen Spitznamen. Während Toni stets in Schwarz gekleidet ist, mag ich den weißen Kontrast zu ihm. Die Jacke muss einfach noch passen. Ich ziehe sie über. Meine Arme gehen in den Ärmeln unter. Muss ich die jetzt etwa auch neu anfertigen lassen? Wie ärgerlich!

"Enrico! Telefon für dich!" Susens Stimme schrillt aus dem Flur bis hier her. Ein Anruf? Für mich? Wer will den bitte mit mir reden? Für Toni ist es noch zu früh, sich nach all dem zu melden. Oder? Ich lasse die Jacke an und nehme meine Pistole vom Bett. Erst als ich sie mir wieder um den Oberschenkel geschnallt habe, verlasse ich das Zimmer. Susen steht im Flur vor einem kleinen Schuhschrank. Auf ihm steht ein Telefonapparat. Den Hörer hält sie in der Hand und streckt ihn mir entgegen.

"Wer ist das?", will ich von ihr wissen. Susen antwortet nicht. Sie sieht mich irritiert an. Meine äußeren Veränderungen sind nicht zu übersehen.

"Willst du wirklich so ..."

"Ja!", entgegne ich ihr kurz und nehme ihr den Höher aus der Hand. Ich will nicht diskutieren.

"Ja?", sage ich in die Sprechmuschel und ignoriere Susens besorgten Blick.

"Enrico! Wir müssen reden!" Aaron? Hat Susen ihn angerufen? Sie wird ihm doch nicht etwa von mir und Toni erzählt haben. Kritisch betrachte ich sie, doch Susen lächelt freundlich.

"Ja, das müssen wir", pflichte ich Aaron zu und versuche mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

"In einer halben Stunde bist du bei mir!" Wie ich diesen Befehlston hasse. Ich lass mich nur ungern hetzten.

"In zwei Stunden! Ich hab noch nicht mal was gegessen."

"Du hast 30 Minuten! Ich sage Jester Bescheid, dass er dir was fertig machen soll ..." Aufgelegt! Mit Aaron kann man einfach nicht diskutieren. Wie soll ich denn bitte in einer halben Stunde in Manhattan sein? Selbst mit dem Taxi ist es unmöglich, sich um diese Zeit durch den Berufsverkehr zu quetschen. Ich bräuchte schon ein Motorrad, um rechtzeitig da zu sein. Warum muss bei Aaron immer alles sofort sein? Ist er etwa so sauer, dass er nicht warten will, um mich über den Haufen zu schießen?

"Was wollte er?", will Susen wissen. Weiß sie das nicht? Hat sie ihm nichts gesagt? Dann war es wohl Aaron, der angerufen hat und nicht sie ihn. Sie und Raphael machen sich scheinbar wirklich nur Sorgen um mich und würden mir niemals in den Rücken fallen. Ich bin erleichtert und antworte mit deutlich festerer Stimme: "Ich soll in einer halben Stunde bei ihm sein." Ihre Augen weiten sich. Auch ihr ist klar, dass das unmöglich zu schaffen ist.

"Sag mal bist du jetzt völlig übergeschnappt? Wenn du dich unbedingt erschießen lassen will, dann male dir doch gleich ein Zielscheibe auf den Rücken." Raphael kommt zu uns. Er sieht mich schon wieder mit diesem herablassenden Blick an. Das nervt!

"Das mit der neuen Identität, war die Idee von dir und Toni, nicht meine. Es ist sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis die Drachen von meiner Rückkehr Wind bekommen, dann muss ich auch irgendwie damit klar kommen." Raphael schweigt. Habe ich ihn wirklich so leicht überzeugen können?

"Na, zumindest siehst du jetzt wieder, wie mein kleiner Bruder aus." Wieso schaut er jetzt so stolz. Ich werde aus dem Kerl einfach nicht schlau.

"Musst du nicht los?", erinnert Susen mich. Ich habe fast vergessen, dass ich ja schon in einer halben Stunde bei Aaron sein soll.

"Wo will er denn hin?" Raphael sieht seine Frau fragend an. Von dem Telefonat hat er scheinbar nichts mitbekommen.

"Mein Vater will ihn schon in einer halben Stunde sehen."

"Kann ich dein Auto haben?" Ich werde damit zwar niemals pünktlich sein, aber immer noch schneller als zu Fuß. Raphael lächelt mich verschwörerisch an. Was hat das jetzt wieder zu bedeuten? Heißt das nun ja oder nein? Er geht zurück ins Wohnzimmer und kommt mit einem Schlüsselbund zurück.

"Mein Auto bekommst du nicht, aber du kannst das hier haben." Neben fünf silbernen Schlüssel, baumelt ein Anhänger in Form einer goldenen Pistolenkugel an einem Ring. Ich kenne diesen Schlüsselbund, aber ist er es wirklich? Toni hat doch behauptet, sie hätten alle Fahrzeuge verkaufen müssen. Vor lauter Erstaunen bekomme ich den Mund nicht mehr zu.

"Fang!" Raphael wirft mir den Schlüsselbund zu. Er ist es tatsächlich. Der Schlüssel für mein Motorrad. Unbändige Freude ergreift von mir Besitz.

"Er hat es nicht übers Herz gebracht, es zu verkaufen", berichtet Susen mit einem Lächeln im Gesicht.

"Es war das letzte Fahrzeug, an dem wir zusammen geschraubt haben", fügt er hinzu. Ich kann einfach nicht anders. Ich laufe zu ihm und falle ihm um den Hals.

"Danke, danke, dank!"

"Übertreibe nicht so, du erwürgst mich noch." Da muss er jetzt durch. Ich drücke ihn noch einmal besonders fest, dann will ich aufgeregt wissen: "Wo ist es? Hast du es gut gepflegt? Ist der Tank voll?" Meine Worte überschlagen sich. Endlich, endlich kann ich wieder Motorrad fahren. Die zwei können sich nicht vorstellen, wie sehr mir das die letzten Jahre gefehlt hat.

"Es steht in der Garage. Ich hab's ein bisschen aufgemotzt. Der Motor hat jetzt doppelt so viel PS und hey ..." Noch während Raphael redet, laufe ich ins Wohnzimmer. Gleich rechts neben der Haustür ist eine weitere Tür. Sie führt in die Garage. Was Raphael verändert hat, will ich nicht hören, sondern mit eigenen Augen sehen. Mein geliebtes Motorrad, ich will es streicheln, es fahren, ihm ein Kleid kaufen! Ich muss über meine eigenen Gedanken schmunzeln und reiße die Tür auf. In der Garage wütet das übliche Chaos. Überall liegt Werkzeug und alte Farbeimer verstreut. An der Wand links von mir hängen zwei Fahrräder. Raphaels Wagen scheint draußen geparkt zu sein, denn neben einer großen grünen Plane, kann ich nichts weiter ausmachen. Es muss also unter dieser Plane versteckt sein? Zielstrebig halte ich darauf zu. Raphael folgt mir. Als ich die Plane erreiche, hat er mich eingeholt. Gemeinsam packen wir an und heben sie ab. Tatsächlich, da steht es. Auf Hochglanz poliert. Die Reifen sind neu, das Profil ist noch tief und der Gummi schwarz. Die haben sich noch nie auf einer Straße gedreht. Die Felgen sind verchromt und selbst der schwarze Lack ist eindeutig neu aufgetragen. Ich kann keinen einzigen Kratzer erkennen. Bei meiner Fahrweise ein Unding.

"Ich dachte ihr habt kein Geld?" Die ganzen Schönheitskorrekturen müssen eine ganze Stange gekostet haben und wenn Raphael sogar den Motor überholt hat, möchte ich nicht wissen, was für ein Wert inzwischen in dieser Maschine steckt.

"Das waren alles Teile, die bei mir in der Werkstatt über waren. Und Farbe und Reifen habe ich auf Vorrat, wie du weißt."

"Du meinst du hast einen Haufen Schrott in meiner Maschine verbaut?" Ich sehe Raphael kritisch an.

"Für dich nur den besten Schrott", lacht er.

"Er hat die letzten zwei Wochen an nichts anderem mehr herum geschraubt. Ich hatte mich schon gewundert. Vorher hat er die Plane ganze fünf Jahre lang nicht runter genommen und dann so einen Aufwand." Susen tritt zu uns und betrachtet das Motorrad kritisch. "Du brauchst nicht denken, dass ich ihn in der Zeit mal zu Gesicht bekommen habe. Essen und Trinken durfte ich ihm hier her bringen." Ja, so kenne ich meinen Bruder. Wenn er sich an einem Fahrzeug fest gebissen hat, findet er kein Ende mehr. Selbst wenn Susen ihm nackt vor der Nase herum springen würde, Raphael würde sie nicht einmal bemerken. Aber ich bin auch nicht viel besser. An diesem Motorrad ist kein einziges Teil von einem Fließband gekommen. Wir haben es von Grund auf gemeinsam geplant und gebaut. Wenn Raphael nun auch noch die Leistung verdoppelt hat, dürfte kein Motorrad in ganz New York mit diesem hier mithalten können. Damit schüttle ich jeden Verfolger mit Leichtigkeit ab. Doch grau ist alle Theorie. Ich will es testen und sehen, zu was der zusammen gebastelte Schrotthaufen wirklich in der Lage ist. Während Raphael die Garage für mich öffnet, setze ich mich auf das Motorrad. Der Ledersitz ist viel weicher, als ich ihn in Erinnerung habe. Ob er auch ausgetauscht wurde? Ich greife in eine Tasche meiner Lederjacke und finde darin meine Schutzbrille. Gut das sie noch da ist, sie wird meine Augen vor Insekten und dem schneiden Fahrtwind schützen. Nachdem ich sie aufgesetzt haben, ziehe ich die Kupplung und starte den Motor. Erfahrungsgemäß erwarte ich ein lautes Geräusch, doch der neue Motor schnurrt nur leise. Das ist ungewohnt aber auf seltsame Art faszinierend. Bei Gelegenheit muss Raphael mir ganz genau erklären, was er verändert hat.

"Wenn ich wieder zurück bin, bügeln wir die neuen Macken zusammen aus", schlage ich vor und trete den Ständer zurück.

"Du glaubst ernsthaft, dass die Maschine noch Mängel hat?" Aber sicher. Wenn Raphael allein daran herum geschraubt hat, übersieht er immer etwas.

"Ohne mich hast du noch nie ne Karre zusammen gebaut, die einwandfrei funktioniert hat." Ich kann es einfach nicht lassen ihn zu necken, auch wenn ich weiß, dass er ein ausgezeichneter Mechaniker ist. Sein grimmiger Blick ist es einfach wert.

"Los verschwinde Kleiner!", brummt er und deutet nach draußen. Nichts lieber als das. Ich trete das Fußpedal in den ersten Gang und lasse die Kupplung kommen. Das Motorrad rollt los.

"Warte!" Seufzend ziehe ich die Kupplung wieder an, bis das Motorrad steht. Was will Susen denn noch? Ich will endlich auf die Straße und Gas geben.

"Kannst du denn meinem Vater geben? Da ist das Geld drin, was wir ihm noch schulden." Sie reicht mir einen dicken Umschlag.

"Meinst du nicht, wir sollten den persönlich hinbringen?"

"Wenn er doch eh schon mal dort ist."

"Ich mach schon", erkläre ich mich bereit und stecke den Umschlag ein, "Sonst noch was?"

"Ja, es wäre nett wenn du ihn wegen Robins Verschwinden aufklären könntest. Er macht sich wirklich Sorgen um sie."

"Mach ich!" Auffordernd sehe ich Susen an. Mir juckt es in den Fingern, ich will endlich los. Sie nickt schließlich und auch Raphael tritt einen Schritt zur Seite, um mir Platz zu machen. Ich gebe die Kupplung wieder frei und ziehe am Gas. Das Motorrad prescht nach vorn. Die neue Beschleunigung überrascht mich. Ich bekomme den Lenker gerade noch so in eine gerade Haltung, um meinen Bruder nicht umzufahren. Das ist echt mehr als erstaunlich. Auf dem Highway werde ich sie erst einmal richtig ausfahren müssen, um mich an den neuen Fahrstil zu gewöhnen.

"Sie zu dass du es nicht bei der ersten Fahrt schon zu Schrott fährst!", ruft Raphael mir nach, als ich an ihm vorbei rausche.

"Das ist mein Motorrad, ohne Kratzer erkennt das doch gar keiner!", entgegne ich und halte auf die Straße zu. Ich fädele mich in den Verkehr ein und bin froh, dass die Lücken groß genug sind, um gleich zwei Gänge hoch zu schalten. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch pünktlich zu sein. Damit wird Aaron sicher nicht rechnen.
 

Gut zwanzig Minuten später habe ich das Anwesen erreicht. Der neue Motor hat die Maschine auf 100 km/h beschleunigt. Das sind zwanzig mehr als die üblichen Modele und wäre der Verkehr nicht so dicht gewesen, wäre sicher noch mehr drin.

Noch immer jagt mir das Adrenalin vom Geschwindigkeitsrausch durch die Adern. Meine Haut kribbelt, die Haare an meinem Unterarm haben sich aufgestellt. Als ich vom Motorrad steige und die Brille abnehme, zittern meine Beine. Ich bin echt nichts mehr gewöhnt!
 

Lautes Gebell und Pfoten, die über den Boden traben. Scotch und Brandy kündigen sich schon von weitem an. Heute sind sie also nicht im Zwinger, dann erwartet Aaron scheinbar nur mich allein.

Ihre Ruten pendeln wild hin und her, als sie aus dem Schatten der Tannen auftauchen. Sie springen gegen den Zaun und versuchen ihre Köpfe zwischen die Streben hindurch zu quetschen. Immer wieder stoßen sie sich gegenseitig weg, um mir so nah wie möglich zu sein. Die beiden sind einfach die besten Hunde der Welt. Ich ziehe den Schlüssel vom Motorrad ab und laufe zum Tor. Die Dobermänner folgen mir mit lautem Gebell. Ich freue mich schon darauf ihnen das glatte Fell zu raufen. Wenn ich mit ihnen fertig bin, werden sie aussehen wie Plüschhunde.

Vor dem großen Tor bleibe ich stehen. Die Dobermänner verstummen. Scotch setzt sich rechts Brandy links vom Tor. Nur ihre wehenden Ruten verraten noch ihre Aufregung. Sie wissen also noch, was ich ihnen mit viel Mühe beibringen musste. Als Kind habe ich Aarons Hund immer heimlich mit Hotdogs bestochen, wenn sie im Zwinger waren und wir ihn besucht haben. Irgendwann konnte ich sie streicheln und sie verloren ihren Willen mich in Stücke zu reißen. Dafür gingen sie in meinen Taschen auf Futtersuche. Ich hatte nichts dagegen, dass ihre Begrüßung darin bestand, mich zu Boden zu reißen und neben meinem Gesicht und den Händen, auch noch all meine Taschen abzulecken. Aber Aaron fand, dass es für ein Mitglied der Locos unschicklich sei, sich mit den Wachhunden am Boden zu wälzen und so verbrachte ich etliche Nachmittage damit, die Hunde dazu zu bringen, mich ohne diese Begrüßung ins Haus zu lassen. Jetzt wissen sie, was sich gehört.

Ich schaue meinen Schlüsselbund durch und finde tatsächlich den Langen für das Tor. Wie praktisch, dass ich ihn wieder habe. So brauche ich nicht mal klingeln. Ich öffne das Tor und schließe es nach mir wieder. Scotch und Brandy sitzen noch immer brav an Ort und Stelle. Doch sie treten von einer auf die andere Pfote. Eigentlich wollen sie mich umrennen, aber sie wagen es nicht, bis ich ihnen die Erlaubnis erteile.

„Na kommt her, ihr Kuschelhunde!“ Das lassen sich die beiden nicht zwei mal sagen. Freudig bellend umrunden sie mich und versuchen mir das Gesicht zu lecken.

Ich kann einfach nicht anders, ich geh vor ihnen auf die Knie und packe mir jeden einzeln. Fest umarme ich sie am Hals und knete ihren Kopf durch. Es dauert nicht lange, bis ihre Haar in alle Himmelsrichtungen abstehen. Ich muss über ihren Anblick lachen und wuschle noch kräftiger durch ihr Fell. Den Hunden scheint es zu gefallen, denn sie bellen fröhlich. Während sich Brandy raufen lässt, durchwühlt die Schnauze von Scotch die Taschen meiner Lederjacke. Als er dort nicht fündig wird, durchsucht er meine Hose. Er ist eindeutig der Verfressenere von beiden.

"Ich hab heute nichts für euch", versuche ich ihm begreiflich zu machen, aber er scheint anderer Meinung zu sein. Um ihm von meiner Hose loszubekommen, nehme ich seine Schnauze in beide Hände und wuschle über seinen Kopf. Er lässt es sich gefallen und versucht meine Hände ab zu lecken.

Brandy Schnauze schiebt sich unter meinen Arm. Eifersüchtig sucht sie ebenfalls meine Aufmerksamkeit. Wenn man die beiden so sieht, kann man sich gar nicht vorstellen, dass sie eigentlich scharfe Wachhunde sind, die ausgebildet wurden, jeden Fremden zu zerreißen.

"Ihr seid viel zu liebe Kuschelhunde, ja das seid ihr." Ich kraule beide ein letztes Mal, dann erhebe ich mich. Während ich dem Kiesweg zum Anwesen folge, laufen die Hunde mir nach. Brandy hat sich mittlerweile beruhigt, sie läuft friedlich neben mir her. Scotch hingegen ist weiterhin auf Futter aus und springt immer wieder bellend neben mir in die Luft, um auf sich aufmerksam zu machen. Als er nicht aufhört, bleibe ich stehen. Ich sehe den Hund ernst an, strecke den Arm weit aus und sage streng: "Ab!" Augenblicklich bleibt Scotch stehen. Er sieht mich an, als wenn er fragen wollte, ob das mein ernst ist. Als ich meine Haltung nicht verändere, zieht er den Schwanz ein und entfernt sich einige Schritte von uns. Es funktioniert also noch. Ich bin begeistert. Als ich meinen Weg wieder fortsetze, wagt Scotch es nicht den Abstand zu mir zu verringern. Obwohl ich so viel Jahre weg war, haben die Hunde nichts von dem vergessen, was ich ihn ihnen beigebracht habe. Sie sind wirklich erstaunlich. Ich weiß gar nicht, warum Aaron immer so unzufrieden mit ihnen ist.

Als ich die Treppe zum Anwesen besteige, bleiben beide Hunde vor der letzten Stufe sitzen. Ich schaue sie irritiert an. Dieses Verhalten ist mir neu. Dürfen sie etwa nicht mehr ins Haus? Das wäre wirklich schade, die beiden sind im Winter tolle Fußwärmer. Ich laufe bis zur Tür und sehe noch einmal zurück. Tatsächlich, die Hunde wagen es nicht mir zu folgen. Seltsam! Ich zucke mit den Schultern und öffne die Haustür mit einem anderen Schlüssel. Mir kommt es so vor, als wenn ich endlich wieder nach Hause kämme. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich der einzige im Clan, der einen Schlüssel zum Haus des Paten besitzt. Aaron hatte wirklich großes mit mir vor. Warum ist mir das damals nicht bewusst geworden? Ich hätte ahnen müssen, dass er mich als Nachfolger wollte.
 

Der Flur ist leer, dafür liegt der Duft von Tee und Rührei in der Luft. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ob das für mich ist? Ich hänge meine Jacke an die Garderobe und werfe die Haustür nach mir zu, dann folge ich dem Duft, zwei Türen weiter, in die Küche.

Auf einem unscheinbaren Holztisch steht ein silbernes Tablett. Auf ihm ist bereits eine Tasse Tee, Besteck und ein Teller mit Speck und Rührei angerichtet. Jester steht in der rechten Hälfte des Raums, vor der Küchenzeile und schneidet mühsam eine Scheibe Brot vom Ganzen ab. Seine Hand zittert unter der Anstrengung, während das Messer kaum vorankommt. Wäre es nicht langsam mal an der Zeit für ihn, in Rente zu gehen? Das kann man sich ja nicht mit ansehen. Ich schüttle mit dem Kopf und gehe zu ihm.

"Lass mich das machen!" Ich greife nach seiner Hand, die das Messer hält und nehme es ihm ab. Bevor er die Scheibe geschnitten hat, bin ich längst verhungert. Jester sieht mich erstaunt an. Er überlässt mir bereitwillig das Messer, während er wissen will: "Enrico? Wie bist du hier rein gekommen?" Ich halte ihm den Schlüssel hin und grinse breit.

"Hiermit!" Er nickt verstehend.

"Du solltest erst mal zum Master hoch gehen. Er wartet schon, ich bring das in der Zwischenzeit ins Esszimmer." Jetzt macht er mir auch noch Stress. Ich schüttle mit dem Kopf.

"Der kann warten, ich bin am Verhungern. Außerdem, bis du die Treppen hoch bist, ist alles kalt." Ich stelle mir Jester mit dem Tablett in der Hand vor, wie er quälend langsam die Stufen erklimmt. Nein, ich tu uns beiden einen Gefallen damit, gleich hier zu essen.

"Du willst wirklich hier an diesem schäbigen Tisch essen?"

"Warum denn nicht? Machst du doch auch." Ich nehme die beiden Brotscheiben, die ich abgeschnitten habe und setzte mich an den Tisch. Das Tablett ziehe ich zu mir. Ungläubig beobachtet Jester mich dabei. Aaron würde sich nie dazu herablassen hier zu essen. Da lieber sitzt er allein an seinem riesigen Esstisch. Dort kämme ich mir verloren vor.

"Setzt dich doch!", fordere ich Jester auf. Er steht so verloren in der Küche, dass es mir schon fast Leid tut.

"Das steht mir nicht zu." Immer diese Förmlichkeiten.

"Jetzt setz dich! Du machst mich nervös, wenn du so verloren dort rum stehst." Der alte Butler wäscht sich die Hände und trocknet sie mit einem Tuch, dann kommt er zu mir. Seine Knie knacken, als er sich setzt und den Stuhl zurecht rückt.

"Wo hast du denn deinen Leibwächter gelassen?" Jester sieht mir beim Essen zu. Will er denn nicht selbst ein paar Bissen zu sich nehmen. Ich reiche ihm die zweite Scheibe Brot, doch er hebt abwehrend die Hand. Es scheint ihn schon genug Überwindung zu kosten, bei mir zu sitzen. Ich lasse ihm seinen Willen.

"Keine Ahnung, wo der sich rum treibt. Wir hatten Stress mit meinem Bruder. Ich denke so schnell sehe ich ihn nicht wieder."

"Du solltest in dieser Gegend nicht ohne Begleitschutz unterwegs sein."

"Ich kann schon auf mich aufpassen."

"Das sehe ich." Jester greift nach meinem Hemdkrangen. Seine zitternden Finger schieben ihn ein Stück nach unten, bis er einen Teil des Verbandes freilegt. Sicher hat er bemerkt, dass ich meinen Arm schone und mit links esse. Er verzieht das Gesicht mahnend. Ich rolle mit den Augen und widme mich wieder dem Essen. Jester schweigt von nun an. Ein offener Tadel steht ihm nicht zu. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Es wird bedrückend still, nur die Standuhr im Flur macht Geräusche. Das ist ungewohnt. Sonst wuselt hier immer jemand im Haus umher und macht etwas sauber.

"Wo ist eigentlich der Rest vom Dienstpersonal?" Auch beim letzten Besuch hier, habe ich weder ein Zimmermädchen noch einen Gärtner oder sonst jemanden gesehen, der sich um die Pflege des Anwesens kümmert.

"Wir haben alle entlassen müssen." Ich sehe Jester ungläubig an.

"Das heißt du bewirtschaftest dieses riesige Anwesen ganz allein?" Er nickt. Ich bin sprachlos. Das ist selbst als junger Mensch nicht zu schaffen.

"Das ist doch kein Zustand!", empöre ich mich.

"Es geht schon irgendwie." Das glaube ich ihm nicht. Seine Augen haben tiefe Ringe. Jester wirkt kraftlos und überarbeitet. In der Küche stapelt sich das Geschirr. Auf den Schränken liegt eine dicke Staubschicht. In dem Tempo, in dem er das Brot scheidet, wird er sicher auch abwaschen und Staub wischen. Mal von den restlichen Arbeit, die im Haus anfallen, ganz zu schweigen.

"Ich rede mal mit Aaron. Du brauchst wenigstens ein Zimmermädchen oder ne Küchenhilfe, die dir zur Hand geht. Dann muss er eben mal ne teure Zigarre weniger rauchen." Jester schmunzelt sagt aber nichts. Er würde es niemals wagen, sich zu beschweren oder ein schlechtes Wort über seinen Herrn verlieren. Ich hingegen werde bestimmt kein Blatt vor den Mund nehmen.
 

"Ist Aaron in seinem Büro?" Jester nickt. Ich trinke den Rest des Tees aus und erhebe mich. Jetzt wo ich gesättigt bin, beginnt die Frage in mir zu brennen, warum Aaron mich her bestellt hat. Es gibt so vieles, was wir miteinander besprechen müssen. Hoffentlich lässt er mich wenigstens dieses Mal zu Wort kommen.

Den Flur entlang, die Treppen hinauf. Ich bin mit den Gedanken schon mitten im Gespräch. Als ich die Tür zum Büro öffne, stößt mir der Qualm von etlichen Zigarren entgegen. Ich rümpfe die Nase. Das er immer so viel qualmen muss, wenn er wartet. Mit der Hand wedle ich den unmittelbaren Rauch vor meiner Nase weg, dann trete ich ein.

"Klopf gefälligst an!", raunt mich Aaron mit tiefer Stimme an. Ich belächle seinen Versuch mich zu erziehen. Langsam müsste er doch wissen, dass bei mir Hopfen und Malz verloren ist.

"Wozu? Ich klingle ja nicht mal, wenn ich deine Villa betrete."

"Raus! Klopf an!"

"Lass den Mist! Warum wolltest du mich sprechen?" Können wir die Höflichkeitsfloskeln nicht einfach überspringen? Aaron macht eine abfällige Handbewegung, dann deutet er auf den Sessel vor seinem Schreibtisch. Ich komme seiner Aufforderung nach und nehme vor ihm Platz.

"Du bist zu spät!" Ich schaue auf die Uhr. Ja, ganze fünf Minuten. Wie schlimm! Will er mich testen, oder warum legt er so viel Wert auf diese ganzen Kleinigkeiten?

"Ich konnte nicht an der Küche vorbei gehen. Es roch einfach zu lecker."

"Dann hast du dir erst mal den Bauch vollgeschlagen?"

"Ich habe dir gesagt ich hab noch nichts gegessen und dafür, dass ich in zwanzig Minuten von Raphael bis hier her gebraucht habe, kann ich mir das ja wohl erlauben." Aaron sieht mich kritisch an, sagt aber nichts mehr. Er kramt aus seinem Schubfach etwas heraus und wirft es auf meine Seite des Schreibtisches.

"Unterschreibe das!" Über den Stapel Papiere legt er einen Füllfederhalter. Jetzt bin ich es, der ihn kritisch ansieht. Erwartet er wirklich, dass ich irgendetwas ungelesen unterschreibe, was er mir gibt? Ich werfe einen flüchtigen Blick über die erste Seite des Dokumentes. In Druckbuchstaben ist ganz oben Adoptionsurkunde zu lesen. Ein finsteres Lächeln legt sich auf mein Gesicht, das ich mir nicht verkneifen kann. Ist das sein ernst? Sein Gesichts ist regungslos, während er an seiner Zigarre pafft. Er beobachtet mich, studiert meiner Reaktion. Ich lehne mich im Sessel zurück.

"Vergiss es!" Aaron schläft das Gesicht ein. Er öffnet den Mund leicht, während ihm der Qualm der Zigarre über die Lippe rollt.

"Das war keine Bitte!" Das war mir schon klar, aber meine Antwort bleibt die gleiche. Irgendetwas ist faul an der Sache und ich traue meiner Intuition mehr als ihm. Es geht gar nicht um die Adoption. Hinter seinem Drängen steht etwas anderes und ich ahne auch schon was.

"Wer ist hinter dir her? Irgendjemand hat es auf dein Leben abgesehen, oder?" Aaron zieht sich in seinen Sessel zurück. Er beginnt zu husten. Vor Schreck hat er den Qualm eingeatmet anstatt ihn nur zu paffen. Ich sehe ihn unverändert fragend an und warte darauf, dass er sich davon erholt.

"Ich habe nichts dergleichen angedeutet." Das braucht er auch nicht.

"Ach komm schon. Wenn du selbst Toni in Betracht ziehst, obwohl ihm wahrscheinlich bei seiner Vergangenheit keiner folgen wird, musst du schon sehr verzweifelt sein." Aaron sieht zur Seite weg. Er knirscht mit den Zähnen. Dass ich Recht habe, gibt er nur ungern zu.

"Na schön, du Klugscheißer! Es stimmt, meine Zeit läuft ab. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, sind gleich mehrere Anschläge auf mich geplant, um die Locos endgültig handlungsunfähig zu machen. Ich habe meine Fühler zwar ausgestreckt, aber du weißt selbst gut genug, dass man sich nicht vor allem schützen kann. Ich brauche einen fähigen Nachfolger, für alle Fälle." Ich atme schwer durch und versuche das Gehörte einzuordnen. Aaron hat schon einige Anschläge frühzeitig abgewandt. Er hatte einflussreiche Verbündete, in Wirtschaft und Politik, selbst unter der Polizei. Doch dieser ganze Schutzmantel scheint inzwischen gebröckelt zu sein. Ich verstehe seine Sorge, aber ...

"Aaron, bei allem Respekt, aber für mich ist es noch zu früh." Nicht das ich den Gedanken nicht reizvoll finde, der Chef der Locos zu werden, aber nicht jetzt.

"Was willst du damit sagen?" Aarons Stimme zittert. Er versucht vergeblich sie unter Kontrolle zu halten. Ist die Gefahr wirklich so allgegenwärtig? Trotzdem, so wie die Dinge jetzt stehen, kann ich ihm nicht helfen.

"Ich bin fünf Jahre weg gewesen. Ich kann nicht einfach wieder auftauchen und so tun, als wenn nichts gewesen wäre. Mein Clan ist zerschlagen, ich weiß noch nicht mal, wer noch am Leben ist. Welchen Clan soll ich dir zur Seite stellen, wenn da gar keiner mehr ist? Außerdem muss ich mir meinen Respekt erst mal wieder verdienen und vor den anderen drei Clanchefs bestehen, bevor ich auch nur daran denken kann, das hier zu unterzeichnen. Ich habe auch keinen Bock ins Gras zu beißen, nur weil die anderen drei sich für fähiger halten deinen Platz einzunehmen. Mal ganz davon zu schweigen, dass du mit meinem Erzfeind zusammen arbeitest. Ich kann nicht mit dem Menschen verhandeln, der mich umlegen wollte." Aaron schweigt, er sieht mich mit einer Mischung aus stiller Begeisterung und Erstaunen an. Ich stoppe meine Ausführungen und frage verwirrt: "Was ist denn?"

"Du bist erstaunlich." Ich schaue fragen. Was will er damit sagen? "Du widersprichst mir völlig ungeniert und weißt mich dabei auch noch zu überzeugen." Ach ja, tue ich das? Ich habe doch nur meine Gedanken dazu ausgesprochen. Ich kann doch nichts dafür, dass sich das sonst keiner in seiner Gegenwart traut.

"Das heißt also, wenn ich den Pakt mit den Drachen breche und du deinen Clan und Einfluss wieder aufgebaut hast, nimmst du mein Angebot an?" Er kann es nicht lassen, darauf herum zu reiten. Na schön, wenn er es nicht anders will, stell ich halt meine Bedingungen: "Wenn ich deine erste und einzige Wahl bin, dann ja."

"Überheblich bis zum Schluss." Aaron schüttelt mit dem Kopf. Ich bin mir nicht sicher, ob er das aus Anerkennung oder Widerwillen tut. Er steckt sich eine neue Zigarre an. Seine Haltung entspannt sich. Er wirkt wieder so souverän, wie ich es von ihm gewohnt bin.

"Ich war schon nah daran zu vergessen, warum ich dich gewählt habe." Ach ja? Mich würde brennend interessieren, was seine Gründe waren. "Aus dir wird mal was Großes", sagt er mehr zu sich. Ob das sein ernst ist? Im Moment fühle ich mich noch nicht so.

"Ich habe für nächste Woche am Samstag ein Clantreffen einberufen. Auf dem wirst du deine Rückkehr bekanntgeben." Habe ich da auch noch ein Mitspracherecht?

"Wie schön, dass du mich vorher gefragt hast." Aaron sieht mich finster von unten herauf an. Sein Blick ist warnend.

"Übertreibe es nicht! Noch hab ich hier das Sagen! Außerdem ..." Er pafft übertrieben lange an seiner Zigarre und mustert mich. "... du scheinst dich ja schon selbst dazu entschieden zu haben, auf die alberne Maskerade zu verzichten. Warum also noch länger warten?" Seine Beobachtungsgabe steht meiner in nichts nach. Trotzdem gönne ich ihm den Triumph nur ungern.

"Na schön, von mir aus. Und als was gedenkst du mich einzusetzen?"

"Am liebsten würde ich ja Vincent absetzen. Der Scheißer muckt mir zu sehr auf, aber ich ahne dass du deinen eigenen Clan haben willst." Sehr richtig! Ich nicke. Meine Wölfe gebe ich nicht auf. Aaron verzieht das Gesicht. Ihm schmeckt meine Antwort nicht.

"Du bleibst der Chef der Wölfe, aber legst bei Gelegenheit Vincent um." Ich schaue erschrocken. Ist das sein ernst? Ich soll einen der großen Vier töten?

"Jetzt schau nicht so! Ich weiß genau, dass du längst dein Unwesen treibst. Das Feuer am Pier sechs, geht doch auf dein Konto, oder?" Ich muss schmunzeln. Aaron hat seine Augen und Ohren wirklich überall.

"Ich weiß nicht wovon du redest", lüge ich mit gespielter Ernsthaftigkeit. Bei der Gelegenheit fällt mir etwas ein. Ich habe ja noch den Umschlag von Susen.

"Dachte ich mir schon. Ich überlasse dir, wie du bei Vincent vorgehst. Hauptsache keiner bringt dich damit in Verbindung. Lass dir von Antonio helfen, er kennt die Gewohnheiten dieses Kerls und arbeitet sauber und diskret. Vor dem Clantreffen, sollte die Sache erledigt sein." Nur eine Woche? Ich schaue zur Seite weg und seufze leise. Wer weiß ob ich Toni bis dahin überhaupt zu Gesicht bekomme.

"Gibt es ein Problem?"

"Hast du dich noch nicht gefragt, warum ich heute allein zu dir gekommen bin?" Aaron rollt genervt mit den Augen.

"Hört auf mit dem Kindergarten. Bring die Sache so schnell wie möglich in Ordnung. Ich brauch euch jetzt als Team! Ich habe keine Lust abzutreten ohne mein Lebenswerk in guten Händen zu wissen." Einfacher gesagt als getan. Ich weiß ja noch nicht mal, wo er abgeblieben ist.

"Weißt du, wo er inzwischen wohnt?" Aaron sieht mich ungläubig an. Es hört sich sicher seltsam an, dass ich nicht mal weiß, wo mein bester Freund wohnt, obwohl ich sonst Tag und Nacht mit ihm unterwegs bin. Bisher gab es noch keine Notwendigkeit, ihn danach zu fragen.

"Jester hat die Adresse, frage ihn, wenn du gehst." Ich nicke verlegen.

"Gut, dann verbleiben wir so." War es das schon? Aaron stützt sich mit den Armen auf die Lehne seines Sessels. Will er aufstehen und gehen?

"Warte!" Aaron setzt sich wieder. Ich hole den Umschlag aus meiner Hosentasche und lege sie auf Aarons Seite des Tisches. "Das soll ich dir von Susen geben." Der Pate betrachtet den Inhalt. Er zählt die Scheine geübt durch.

"War ja klar, dass dein Bruder sich hier nicht persönlich herwagt." Geht das wieder los.

"Er wollte kommen, aber Susen wollte, dass ich es dir bringe."

"Ja, weil sie genau weiß, dass ich diesen Bittsteller hochkant wieder raus werfe." Muss das sein? Immer wieder hackt er auf Raphael herum, nur weil er mit seinen dunklen Geschäften nichts mehr zu tun haben will.

"Schau nicht so kritisch!", mahnt er mich, als ich ihn dafür finster ansehe, "Er hat bisher nichts auf die Beine gestellt. Ohne mich würden sie auf der Straße sitzen. Ehrlich, Susen hat was Besseres verdient."

"Einen Mann, der sie schlägt und schlecht behandelt, dafür aber Geld hat?", frage ich gerade heraus.

"Tzzzee!" Mehr weiß er wohl nicht dazu zu sagen? Er kann doch froh sein, dass die beiden glücklich sind.

"Wie viel hast du denen Typen abgenommen?", wechselt Aaron das Thema. Welchen Typen? Ich brauche einen Moment, bis ich begreife, dass er die Aktion am Pier meint.

"3.000 Dollar." Aaron nickt anerkennend, schließlich verfinstert sich sein Blick wieder.

"Und wie viel hast du davon behalten?" Er spielt sicher wieder auf Raphael an. Ich schweige zu diesem Thema. "So viel also, sieh an." Verdammt, dabei habe ich extra nichts gesagt, doch Aaron ist mein Schweigen Antwort genug. Besser ich wechsle ebenfalls das Thema: "Wo wir gerade bei den Finanzen sind, deine Hütte sieht schäbig aus. Das macht keinen guten Eindruck, wenn du planst das Clantreffen hier abzuhalten, findest du nicht auch? Du hast nicht mal die Tapeten auswechseln lassen, nachdem du die Bilder abgehangen hast. Jester schafft es niemals hier allein für Ordnung zu sorgen. Kein Wunder, dass die anderen den Respekt vor dir verlieren."

"Worauf willst du hinaus?" Aaron pafft genervt am Rest seiner Zigarre. Er weiß schon längst, was ich zu sagen versuche, er will nur sehen, ob ich den Mut habe es auszusprechen.

"Stell wenigstens ne Küchenhilfe und zwei Putzfrauen ein. So viel Geld musst du doch noch über haben."

"Sieh zu, dass du Vincent aus dem Weg räumst, dann sehe ich wenigstens das Geld wieder, das mir der Dreckskerl unterschlägt." Daher weht also der Wind. Vincent bescheißt ihn.

"Na, von mir aus. Ich konnte den Kerl eh noch nie leiden." Er hat die Angewohnheit sich kleine Jungen für sein sexuelles Vergnügen beschaffen zu lassen. Auch bei mir und Toni hat er es versucht, als wir noch Kinder waren. Seit dem fehlt dem Scheißkerl sein linker Hoden. Ist sicher keine schlechte Idee ihm seine Freundlichkeit von einst zurückzuzahlen.

"Gut, jetzt wo das geklärt ist, muss ich dich um noch etwas bitten." Noch etwas? Reicht das nicht langsam. Ich schaue fragend.

"Deine Frau sitzt im Wohnzimmer und wartet auf dich. Sie hat die Wahrheit verdient, findest du nicht auch?" Ich schlucke heftig. Judy ist hier? Augenblicklich schlägt mir das Herz bis zum Hals. Ich bin überhaupt nicht darauf vorbereitet, ihr über den Weg zu laufen. Aaron erhebt sich. Er kommt um den Schreibtisch herum und legt mir seine Hand auf die Schulter. Er hat mein Unwohlsein bemerkt.

"Ich habe ihr noch nichts gesagt. Ich hielt es für das Beste, wenn du das selbst tust." Das ist ja noch viel schlimmer. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie sie reagieren wird. Ihr Temperament ist schon unter gewöhnlichen Umständen nicht zu beherrschen. Am liebsten möchte ich auf der Stelle im Erdboden versinken. Mir ist, als wenn ich im Sessel immer kleiner werde.

"Soll ich mitkommen?", fragt Aaron amüsiert. Ich schaffe es nicht ihm zu antworten.

"Na komm!", fordert er mich auf und gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. Ich atme tief durch und erhebe mich. Je schneller ich es hinter mich bringe, umso besser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  noamuth
2014-09-14T17:38:46+00:00 14.09.2014 19:38
So weiter im Text:

"Ich verstehe sehr gut! Dieser Kerl hat unsere Freundlichkeit schon immer ausgenutzt und mit Füßen getreten. Als Kind hat er sich bei uns durchgefressen und jetzt benutzt er dich für seine finsteren Machenschaften. Merkst du gar nicht, dass er dich nur ausnutzt!"
-->Der Mann hat Recht. Sicher, ohne Toni wüsste Raphael nicht, dass Enrico noch lebt, aber ein Leben in Sicherheit und Frieden ist immer noch besser, als wieder im Urwald des Verbrechens zu sein, wo Enrico sterben könnte.
Susens Reaktion ist in meinen Augen etwas zu wenig. Immerhin wird am Ende angedeutet, dass es wohl mal einen Mann in ihrem Leben gab, der sie geschlagen hat. Sie sollte also eine Ader gegen Gewalt unter "Liebenden" haben.

"Sie soll nur mir allein gehören."
-->Aus dem Grund ist mir Enrico unsympathisch <_< Ich für meinen Teil will die Frau, die ich liebe, nicht zu Eigentum oder einer Trophäe machen. Man steht auf einer Stufe gemeinsam. Man ist König und Königin. Nicht König und Dienerin^^
Er ist allgemein etwas Egomane, aber das muss man wohl sein, wenn man eine Gang anführen will.
Raphael dagegen ist genau so, wie man sich einen großen Bruder wohl vorstellt. Hart, wenn er sein muss, aber auch liebend. Finde den Kontrast gut zwischen der Szene um Toni und dem Motorrad.

Und endlich sind die Anspielungen an die Vergangenheiten der Charaktere da. Solangsam kann ich mir das Bild zusammen puzzeln.
Btw Jester ist mein insgeheimer Held. Drängt sich nicht vor und ackert bis zum Tode, für denjenigen, dem er die Treue geschworen hat. In solch turbulenten Zeiten so zurückzustecken ist außerordentlich. Gönn ihm etwas Glück. Zum Beispiel mit einer netten Haushälterin ;)
Der Mann ist weiser und gütiger als Jesus :P

Das Ende finde ich auch interessant. Judy ahnt etwas. Das ist gut. Wenn eine Frau Enrico solange fängt, muss sie besonders sein. Bin mal gespannt, was sie dazu sagt.

Apropos: Brille beim Motorradfahren ist ein muss! Selbst mit nur 60 Klamotten kann ein Insekt im Gesicht gefährlich sein :)
Antwort von:  Enrico
14.09.2014 19:50
Du bist ja heute richtig gut in fahrt^^. Und da bei meinen langen Kapiteln.

Immerhin wird am Ende angedeutet, dass es wohl mal einen Mann in ihrem Leben gab, der sie geschlagen hat. Sie sollte also eine Ader gegen Gewalt unter "Liebenden" haben.
Ehrlich, das habe ich mal irgendwo angedeutet O.o? Jetzt weist du mehr als ich.

Besonders interessant finde ich die unterschiedlichen Reaktionen zu Raphaels Wutausbruch. Da bilden sich richtige Lager bei den Lesern. So pro und kontra Raphael.

Ich versuche immer mal wieder etwas zur Vergangenheit einfließen zu lassen. Im 11 Kapitel gehe ich dann auch etwas genauer auf das Warum ein, weswegen Enrico und Toni überhaupt bei der Mafia gelandet sind.

Und Jester mag ich selbst voll. Er passt so gar nicht in diese Welt wo es nur um Geld und Macht geht. Ich fand es ungemein spannend auch so einen Charakter mit im Geschehen zu haben.

Was das mit der Brille angeht, habe ich auch schon überlegt, dass es einfach zu schnell ist und zu gefährlich. Vielleicht werde ich ihn eine in der Jacke einstecken lassen haben ... was für ein Satzbau -.-, immerhin ist es seine Motorradjacke, als könnte er da logischer weiße eine drin haben. Bau ich noch ein.

Dank dir für den Hinweis, mach mal muss ich doch mit der Nase in etwas hineingestoßen werden.
Antwort von:  noamuth
14.09.2014 19:53
Ja du hast da etwas angedeutet und zwar an der Stelle:
""Schau nicht so kritisch!", mahnt er mich, als ich ihn dafür finster ansehe, "Er hat bisher nichts auf die Beine gestellt! Ohne mich würden sie auf der Straße sitzen. Ehrlich, Susen hat was Besseres verdient."
"Einen Mann, der sie schlägt und schlecht behandelt, dafür aber Geld hat?", frage ich gerade heraus.
"Tzzzee!" Mehr weiß er wohl nicht dazu zu sagen. Er kann doch froh sein, dass die beiden glücklich sind."
-->Dass Aaron so abwehrt ist für mich in Hinweis, dass Enrico Recht hat.
Antwort von:  Enrico
14.09.2014 19:57
Ach so, gut das war anders gemeint als es rüber kommt. Es ging mehr um eine hypotetische Vorstellung, das es wichtiger ist sie wird gut behandelt als das man sie mit Geld überhäuft. Aaron hatte abgewehrt, weil es ihm natürlich wichtig ist das es seiner Tochter gut geht er aber auch darauf wehrt legt das sie finanziell versorgt ist, aber ich kann gut verstehen, dass das an der Stelle anders rüber kommen kann.

Was Enrico und Judy angeht. Muss ich sagen war es auch noch eine andere Zeit. Und Enrico will sie tatsächlich mehr besitzen als lieben. Was ihm übrigends mit allen Frauen so geht. Ich finds gut das ihn das an der Stelle auch unsympathisch macht dafür aber seine dominante Art unterstreicht.
Von:  Wernes23
2014-09-12T19:22:44+00:00 12.09.2014 21:22
So habe es jetzt auch mal wieder geschafft weiter zu lesen^^

Ich kann die Sorge von Raphael schon verstehen, würde nicht anders handeln. Enrico sollte sich wirklich entscheiden wie susann schon meinte, sonst zerreißt es ihn früher oder später.
Toni? Hoffentlich stellt der nichts dramatisches auf die Beine was Ihn slbst schaden könnte

Na wenigstens hat er noch sein Motorrad, was er ja anscheinend vergöttert^^

Ouh ha, da wird Enrico ja mal richtig ins kalte Wasser geworfen. Bin gespannt wie das Wiedersehen zwischen den beiden abläuft.

Der Butler tut mir auch irgendwie leid...

Kriegst ja auch noch ein [+] ^^
Antwort von:  Enrico
12.09.2014 21:29
Freu mich, dass du weiter gelesen hast und mir deine Eindrücke dazu dagelassen hast.
Von: abgemeldet
2014-09-05T21:06:25+00:00 05.09.2014 23:06
JAAA! Neues Kapitel!

Da ich jetzt keine weiteren Kapitel zu lesen habe, wird dieses Kommi etwas länger^^ heißt aber nicht, dass bedeutend mehr Inhalt übermittelt wird (halte mich für sowas eh nicht besonders begabt...)
Nun gut.

Erstmal Raphaels Frage am Anfang! Hab ihr zu heiß geduscht? Richtig episch. Und dann auch noch die Anspielung auf die Pubertät. Wie alt waren die Beiden bitteschön, als sie das erste Mal die Nacht miteinander verbracht haben, huh?
Dann schneidest du die Vergangenheit weiter an, wirfst neue Fragen auf. Das finde ich sehr gut, Toni wird plötzlich anders beleuchtet und man merkt wie facettenreich die Charaktere sind.
Trotzdem ist Enrico absolut besessen von Toni. Das merkt man richtig gut, da ihm die Schmerzen und Verletzungen egal sind und sein Verhalten vor seinem Bruder rechtfertigt.

Er hat wechselnde Augenfarben? Also, habe zwar schonmal davon gehört, dass sich die Augen trüben oder strahlen je nach Befinden, aber bei mir selbst hab ich das noch nicht gesehen... Ich finds trotzdem toll :D

Ein wenig lächerlich finde ich, dass Enrico die ganze Zeit nackt rum rennt (dann stell ich mir das bildlich vor, dann find ichs irgendwie cool). Ihm scheint das ja ziemlich egal zu sein... aber er wirkt auch nicht wie jemand, der sich oft schämt.

Ich finde sehr gut, dass Enrico sich verändert hat. Seine Sehnsucht , dass alles wieder so wie früher wird, wird gut beschrieben. Ich glaub er kann es nicht ganz wahrhaben, dass das nicht geht. Aber diese verzweifelte Hoffnung ist wohl menschlich.

Er hat richtig krass abgenommen, armer Kerl. Ich weiß von mir selber, dass das schnell geht, wenn man nicht essen will/kann. Und es dauert wesentlich länger, um das alles wieder draufzubekommen. (Um die Nachwirkungen zu zeigen, könntest du ihn ein paar Kreislaufzusammenbrüche erleiden lassen, das ist normal, wenn man sich körperlich zu sehr anstrengt und ein dürrer Körper hält noch weniger aus).

Ich mag sein Motorrad. Hab schon vorher bemerkt, dass er es wirklich gern hat (aber ein Kleid kaufen?!! zu geil, musste eine kurze Lachpause einlegen XD)
Nur der beste Schrott! Ein Paradoxon, und so passend! Nice!

Raphael ist zwar ein bisschen undurchschaubar und er reagiert ganz anders, als man erwartet, aber man merkt, dass er sich sehr um seinen Bruder sorgt und ihn von ganzen Herzen liebt.

Und die Hunde! Das kann ich mir richtig gut vorstellen, dass Enrico die Beiden gebändigt hat :D
Nur eine Sache irritiert mich. Dobermänner haben recht kurzes Fell, und dann völlig zerflauscht? Hm, muss unglaublich putzig aussehen, aber kann mir das in der Realität nicht richtig vorstellen... Das nennt man dann wohl künstlerische Freiheit :D Ist ja auch nicht weiter störend.

Zwei winzige Fehler sind mir noch aufgefallen:
"Raphaels Blick wird erst kritische, dann wütend", kritische ohne "e"
"Sie behandelt Wortlos meine Wunden", wortlos klein

Wieder mal ein tolles Kapitel, kann das nächste kaum erwarten.
...
...
...
Hab ich wirklich grad ein so langes Kommi geschrieben? Wuuuh~
Aber diese Geschichte hat das echt verdient!!
Sieh es als Liste, die ich eigentlich zum Prolog schreiben wollte^^.
Freue mich schon total auf das nächste Kapitel. Will endlich wissen, wie Judy so ist.
*wippt vor Vorfreude aufm Stuhl rum*
Antwort von:  Enrico
06.09.2014 11:56
Hey^^,

das war wirklich mal ein echt langes Kommi und du hast mir damit eine große Freude gemacht. Es ist immer wieder schön zu lesen, wie die einzelnen Szene auf den Leser wirken. Als Autor hat man ja eine ganz andere Sicht auf die Dinge.

Erstmal Raphaels Frage am Anfang! Hab ihr zu heiß geduscht? Richtig episch.
Als ich das 7. Kapitel geplant habe, war diese Aussage von Raphael der Ausschlag für die Bennenung des Kapitels. Es war das erst was ich dazu im Kopf hatte und ich musste auch richtig lachen^^. Irgendwie mag ich es solche lustigen Wortspiel immer mal wieder in den Text einfließen zu lassen. Schön wenn du mit mir lachen konntest.

Wie alt waren die Beiden bitteschön, als sie das erste Mal die Nacht miteinander verbracht haben, huh?
Toni 13 Enrico 14. Sie sind beide auf der Flucht vor den Drachen im Winter in den Fluss gesprungen und in der Fabrik gab es noch keine Heizung. Sie mussten sich wärmen und naja und dann führte Eins zum Anderen ... *hust*

Trotzdem ist Enrico absolut besessen von Toni.
Schön dass das rüber kommt^^. Darauf kam es mir sehr an.

Er hat wechselnde Augenfarben? Also, habe zwar schonmal davon gehört, dass sich die Augen trüben oder strahlen je nach Befinden, aber bei mir selbst hab ich das noch nicht gesehen... Ich finds trotzdem toll
Ja gibt es, das habe ich mir von mir abgeschaut. Wenns mir gut geht eisblau, wenn nicht graublau^^.

Ein wenig lächerlich finde ich, dass Enrico die ganze Zeit nackt rum rennt (dann stell ich mir das bildlich vor, dann find ichs irgendwie cool). Ihm scheint das ja ziemlich egal zu sein... aber er wirkt auch nicht wie jemand, der sich oft schämt
Der Gedanke an lächerlich kam mir beim Schreiben gar nicht^^ aber interessant es so vor Augen geführt zu bekommen. Und nein er schämt sich nur selten, bzw. so lange er sich irgendwo wohl fühlt ist er eben auch so wie er ist. Und bei Raphael benimmt er sich eh oft daneben.

Ich finde sehr gut, dass Enrico sich verändert hat. Seine Sehnsucht , dass alles wieder so wie früher wird, wird gut beschrieben. Ich glaub er kann es nicht ganz wahrhaben, dass das nicht geht. Aber diese verzweifelte Hoffnung ist wohl menschlich.
Auch das fällt mir erst jetzt auf, als dus erwähnst o.O. Mhm ....

(Um die Nachwirkungen zu zeigen, könntest du ihn ein paar Kreislaufzusammenbrüche erleiden lassen, das ist normal, wenn man sich körperlich zu sehr anstrengt und ein dürrer Körper hält noch weniger aus).
Da hast du sicher recht, ich müsste ihn etwas schwächlicher darstellen. Ich werde sehen, ob es eine Möglichkeit gibt das einzubauen, ohne ihn all zu sehr in Gefahr zu bringen.

Ich mag sein Motorrad. Hab schon vorher bemerkt, dass er es wirklich gern hat (aber ein KLEID kaufen?!! zu geil, musste eine kurze Lachpause einlegen XD)
Nur der beste Schrott! Ein Paradoxon, und so passend! Nice!

Wieder so ein gutes Beispiel wo ich mich selbst beim Schreiben zum Lachen gebracht habe, wobei der Spruch mit dem Kleid zu meiner Schade geklaut ist, aber den fand ich bei dem Film "Das beste kommt zum Schluss" einfach so toll, dass ich ihn einbauen musste.

Dobermänner haben recht kurzes Fell, und dann völlig zerflauscht? Hm, muss unglaublich putzig aussehen, aber kann mir das in der Realität nicht richtig vorstellen... Das nennt man dann wohl künstlerische Freiheit :D Ist ja auch nicht weiter störend.
Der Gedanke kam mir beim Schreiben auch. Wirklich zerflauscht werden kann so ein Dobermann nicht. Aber ich fand das so toll lächerlich für einen Wachhund, das ichs mir nicht verkneifen konnte. Es ergab ein zu lustiges Bild in meinem Kopf. Gefährlicher, scharfer Wachhund und durchgeflauscht.

Die Fehler, die du gefunden hast, werde ich bei der nächsten Überarbeitung beseitigen. Danke das du dir die Mühe gemacht hast, sie heraus zu suchen.
Antwort von: abgemeldet
06.09.2014 17:08
Freut mich, dass ich dich erfreuen (gibts das Wort?) konnte ^^
Wenn du möchtest schreibe ich zu den kommenden Kapiteln auch so lange Kommis XD
Antwort von:  Enrico
06.09.2014 17:12
Das würde mich wirklich sehr freuen^^.


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