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Last Desire 2

L x BB
von

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Beyonds Konfrontation

Am nächsten Morgen wachte L viel später als sonst auf und dieses Mal war es Beyond, der als Erster aufgestanden war und sich an die Arbeit gemacht hatte. Doch gleich schon als er ihn grüßte, spürte er eine seltsame und fremde Distanz zwischen ihnen beiden. Irgendwie war er völlig verändert und L wusste nicht, wie er das einzuordnen hatte. Was war nur mit ihm los? Irgendwie wirkte er so abweisend und kühl und das war er nicht ein Mal gewesen, seit sie zusammen waren. „Beyond, alles in Ordnung bei dir?“

„Ja.“

Ein kühles und distanziertes Wort ohne Gefühl. Allein schon vom Gesicht ließ sich ablesen, dass die kalte, introvertierte und abweisende Seite von Rue Ryuzaki momentan die Oberhand über Beyond hatte. So sah er immer aus, wenn er unter Menschen war und genauso sprach er auch immer. Aber L hatte er niemals diese Seite gezeigt, seit sie sich zueinander bekannt hatten und in einer festen Beziehung waren. Irgendetwas war mit ihm, das sah selbst ein Blinder.

„Beschäftigt dich irgendetwas?“

Stumm holte er etwas hervor und legte es L hin. Es war eine weitere Bombe und so wie sie aussah, war es dieses Mal eine richtige.

„Als Watari sagte, dass du heute wegfahren willst, habe ich mir den Wagen näher angesehen und die Bombe gefunden. Wenn der Wagen gestartet worden wäre, dann wäre der Zünder ausgelöst worden und von euch wäre kaum noch etwas übrig geblieben.“

L musste sich erst einmal setzen und sich sammeln. Er hatte ein Statement vor den anderen Buchstaben abgelegt und klargestellt, dass er Beyond aus Sicherheitsgründen in seiner Obhut hatte und dass es kein tieferes Verhältnis zwischen ihnen gab. Und die anderen hatten ihm auch geglaubt oder zumindest hatten sie sich entschlossen, ruhig zu bleiben. Aber offenbar hatte es nicht gereicht, um den Bombenleger davon abzuhalten, in die nächste Runde zu gehen und dieses Mal ging er noch aggressiver vor. Allein schon vom Aufbau erkannte er, dass die Autobombe dieses Mal keine Amateurleistung war. Das war ein Profi. So wie es aussah, lagen hier deutliche Tötungsabsichten vor und dieses Mal richtete sich der Anschlag nicht gegen Beyond, sondern gegen L. Aber wieso ausgerechnet gegen ihn? Wäre es denn nicht logischer, wenn Beyond das Ziel wäre? Das alles wurde langsam merkwürdig.

„Und noch etwas: seit gestern werde ich auf Schritt und Tritt verfolgt, wenn ich das Haus verlasse und ich werde das Gefühl nicht los, dass der Stalker auch das Haus hier beobachtet. Für solche Sachen hatte ich schon immer ein gutes Gespür gehabt.“

L schüttelte den Kopf und fragte „Warum war die Bombe denn am Wagen angebracht?“

„Weil der Stalker dich aus dem Weg räumen will. Ich hab doch gesagt, dass er rasend eifersüchtig ist. Er scheint es nicht auf mich, sondern auf dich abgesehen zu haben. Wer auch immer dahinter steckt, er ist ganz schön auf mich fixiert oder zumindest auf das Monster. Warum auch sonst hätte er die Blutbombe geschickt? Ganz einfach: um mich aus der Fassung zu bringen und dafür zu sorgen, dass ich wieder die Kontrolle verliere.“

Sein Gesicht verhärtete sich und seine Augen wirkten so unmenschlich kalt, dass er auf einmal so fremd wirkte. L erkannte ihn beinahe nicht wieder, aber er verstand auch, wieso Beyond sich so verhielt. Wenn er sich unter Kontrolle halten wollte, musste er seine Gefühle verschließen und absolut eiskalt und gefühllos vorgehen.

„L, ich werde diesen Mistkerl finden, der dich umbringen wollte und dann werde ich ihm zeigen, dass man mich besser nicht zum Feind haben sollte. Der wird sich noch schön umgucken.“

„Beyond, wir sollten…“

„Du hältst dich da raus, L“, unterbrach er ihn forsch und packte sein Handgelenk. Sein Blick war warnend und eiskalt. Ein eiskalter Schauer fuhr dem Detektiv über den Rücken und für einen Moment erschien es ihm so, als würde da kein Mensch vor ihm stehen, sondern eine unheimliche und dämonische Präsenz.

„Soll ich mich etwa wiederholen? Ich werde mich darum kümmern und ich brauche deine Hilfe nicht.“

„Was ist denn mit dir los?“

„Was mit mir los ist? Ich bin stinksauer auf den Bastard, der dich töten wollte. Das ist los! Er wird vor nichts zurückschrecken und dass er überhaupt fähig war, eine Bombe unter dem Wagen anzubringen und dich damit fast zu töten, spricht für einen Profi. Und mit dem ist nicht zu spaßen. Er wird nicht eher Ruhe geben, bis er uns auseinander gebracht hat und das hat, was er will.“

Schließlich stand Beyond auf und ging zur Tür. Irgendwie fühlte sich L unwohl in dieser Situation und wusste nicht, was der Serienmörder jetzt eigentlich vorhatte.

„Und was hast du jetzt vor? Wie soll es für dich weitergehen?“

„Dass wir getrennte Wege gehen.“ Diese harten und kalten Worte versetzten L einen Stich ins Herz und er sah Beyond fassungslos an. Dann erhob auch er sich, ging zu ihm hin und hielt ihn am Arm zurück

„Was willst du damit sagen?“

„Dass es vorbei ist. Ich mach Schluss mit dir, L.“

Nun fiel der Detektiv endgültig aus allen Wolken und konnte nicht glauben, dass Beyond das tatsächlich gesagt hatte. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Wieso war denn plötzlich Schluss, wenn sie sich doch vorgenommen hatten, füreinander da zu sein und einander zu beschützen? „Das kann doch nicht dein Ernst sein, Beyond. Willst du einfach so den Aufforderungen des Stalkers nachgeben?“

„Ja, weil es nämlich der einfachste Weg ist, dich vor ihm zu beschützen. Hätte Watari mir das mit dem Wagen nicht gesagt, hätte ich die Bombe nicht entdeckt und du und der Alte wären jetzt tot. Er weiß über uns genauestens Bescheid und ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut. Also wirst du gefälligst die Füße stillhalten und mich das klären lassen.“

Damit riss er sich los und ging, doch L wollte ihn nicht gehen lassen. Denn er ahnte, dass das noch ein böses Ende nehmen könnte und Beyond wieder einen Menschen töten könnte. „Beyond, jetzt überstürz doch nicht gleich schon wieder alles. Ich glaube, du…“

Doch weiter kam L nicht, da sich der der BB-Mörder umdrehte und ihm mit der Faust ins Gesicht schlug. Der Schlag war so gewaltig, dass L für einen Moment schwarz vor Augen wurde. Er fiel rücklings zu Boden und da packte Beyond ihn auch schon am Kragen, schlug dieses Mal in seine Magengrube und stöhnend vor Schmerz krümmte sich der Detektiv zusammen.

„Manchmal bist du echt eine Nervensäge“, sagte der Serienmörder kalt und zerrte ihn hoch. „Du weißt echt nicht, wann du dich rauszuhalten hast. Ich mach das ja nicht gerne, aber du zwingst mich nun mal dazu.“

Immer noch durch die Schläge benommen versuchte L, Beyond zu fragen, was er denn jetzt vorhatte. Doch da wurde er schon hochgehoben und ins Zimmer getragen. Wortlos warf Beyond ihn aufs Bett und holte eine Spritze und ein kleines Fläschchen hervor. Er begann nun damit, die Spritze aufzuziehen und wollte offenbar eine Injektion vorbereiten. L wurde ganz anders zumute, als er realisierte, was Beyond da mit ihm vorhatte. Der macht wirklich ernst, schoss es dem Detektiv durch den Kopf und er versuchte zu fliehen, doch da bekam der Serienmörder ihn auch schon zu fassen und drückte ihn mit Gewalt aufs Bett. Während er ihn mit der einen Hand am Hals gepackt hielt und zudrückte, hielt er in der anderen die Spritze. „Ich hab langsam genug davon, dass du dich so stur stellst. Wer nicht hören will, der muss eben fühlen. Und bei dir helfen eben nur drastische Maßnahmen. Also wehr dich nicht und geh schlafen!“

Der Griff um seinen Hals wurde so fest, dass L keine Luft mehr bekam und er versuchte, sich zu befreien, um wenigstens wieder atmen zu können. Doch Beyond drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht nieder und stach ihm schließlich die Nadel unter die Haut und spritzte ihm das Schlafmittel.

„Nein Beyond, tu das nicht. Bitte hör auf und komm zu dir!“

„Tut mir Leid, L. Aber genug ist genug. Also sei so gut und schlaf endlich ein.“

L spürte, wie sich sein Körper langsam komisch anzufühlen begann. Irgendwie fühlte er sich so schwerelos an und er fühlte in seinen Fingerspitzen nichts mehr. Er schaffte es nicht, seine Kraft beisammen zu halten und spürte, wie seine Muskulatur erschlaffte. Es kostete ihn immer mehr Willenskraft und Anstrengung, sich gegen Beyonds Griff zu wehren und er schaffte es kaum noch, die Augen offen zu halten. Aber er durfte jetzt nicht einschlafen. Er musste Beyond aufhalten und verhindern, dass er irgendeine Dummheit machte und sich selbst in Gefahr brachte. Doch es brachte nichts, sich dagegen zu wehren. Seine Augenlider fielen zu und er sank in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
 

Nachdem Beyond sichergestellt hatte, dass L wirklich weggetreten war, löste er seinen Würgegriff wieder und steckte das Fläschchen mit dem Schlafmittel wieder ein, die Spritze entsorgte er. Schließlich deckte er den Bewusstlosen zu und verließ das Zimmer. Er ging in Richtung Haustür, da traf er auf Watari, der sich natürlich sofort erkundigte, wohin er gehen wollte.

„Ich habe noch ein paar wichtige Dinge zu regeln und komme wahrscheinlich etwas später zurück. L ist übrigens in seinem Zimmer und schläft. Er fühlte sich ein wenig erschöpft und ich dachte, er könnte etwas Ruhe gebrauchen. Vielleicht sehen Sie ja mal nachher bei ihm vorbei. Und händigen Sie ihm den Zettel hier aus.“

Damit drückte er ihm eine zusammengefaltete Notiz in die Hand und ging. Watari brauchte er glücklicherweise nicht zu betäuben. Der alte Mann kümmerte sich in erster Linie sowieso erst um L und da er von der Beziehung wusste, würde er auch nicht so viele Fragen stellen. Natürlich hatte Beyond nicht gerade Spaß daran gehabt, L zu verprügeln und ihn dann mit einem Narkosemittel schlafen zu schicken. Aber er hatte leider keine andere Wahl gehabt. Dieser Dickkopf hätte sich von rein gar nichts abschrecken lassen, also musste er mit Gewalt daran gehindert werden, irgendetwas zu unternehmen. Somit hatte er wenigstens genug Vorsprung gewonnen, um den Bombenleger zu finden und ihm das Handwerk zu legen, bevor L ihm zuvorkommen konnte. Der dürfte sowieso erst einmal eine ganze Weile schlafen. Und selbst wenn, er würde sowieso nicht so schnell herausfinden, wer dahinter steckte. Dazu fehlte ihm nämlich das Wissen um die genauen Charakterzüge der anderen Buchstaben und er würde erst einmal recherchieren müssen, wer sich auf Bomben spezialisiert hatte. Und selbst dann würde er noch nicht wissen, wer da wirklich seine Finger im Spiel hatte. Für Beyond stand fest, dass er dieses Mal kurzen Prozess machte. Keine Gnade, kein Mitleid… dieses Monster würde endgültig bezahlen und wenn es das Letzte war, was er in seinem Leben tun würde.

Schon während er die Straße entlangging, spürte er, wie er beobachtet wurde. Natürlich wurde er beobachtet. Beyond hatte sowieso damit gerechnet, dass der Stalker hartnäckig blieb und ihn dann schließlich in einem passenden Moment abfangen würde. Er war auf alles vorbereitet und rechnete mit allem. Dass sich der Stalker ihm direkt stellte, dass er in eine Falle tappte oder hinterrücks überfallen wurde. Aber dieses Risiko war er bereit einzugehen. Warum auch sonst hätte er L seine harte und grausame Seite spüren lassen, obwohl er dies niemals tun wollte? Er musste sich in die Höhle des Löwen begeben und dann dafür sorgen, dass dieser verdammte Stalker L in Ruhe ließ und mit den Anschlägen aufhörte. Da er schon so eine Ahnung hatte, wo er hingehen könnte, machte er sich auf den Weg in Richtung Hafen. Dort gab es einige Lagerhallen, die zum Teil leer standen und hin und wieder als Treffpunkte für kriminelle Gruppierungen genutzt wurden.

Da heute ein kalter Wind wehte, hatte sich Beyond seinen Mantel angezogen und trug sein Messer bei sich. Zwar glaubte er nicht, dass er damit sonderlich viel ausrichten konnte, aber zumindest war er nicht unbewaffnet und das war doch schon mal etwas. Aufmerksam ließ er seinen Blick umherschweifen und musste zugeben, dass sein Verfolger seine Arbeit verstand. Er konnte sich sehr gut verbergen, aber trotzdem wusste er bereits, wer ihm da seit Tagen hinterher lief und ihn beobachtete. Und allein der Gedanke daran, dass dieses widerwärtige Subjekt wieder aufgetaucht war, ließ ihm die Galle hochkommen. Wenn der Bastard es auch nur wagen sollte, L etwas anzutun, würde er ihm die Finger einzeln abtrennen und sie ihm in den Mund stopfen, dass er daran erstickt. L… für einen Moment kehrte Beyonds menschlichere Seite zurück und er spürte, wie sich seine Brust schmerzhaft zusammenschnürte und sich Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten.

„L, es tut mir so Leid…“

Er kam sich mit einem Male so hilflos und allein gelassen vor. Genauso wie damals, als seine Eltern sterben mussten. Und genauso wie damals, als A vor seinen Augen in den Tod sprang und er es nicht verhindern konnte. Ganz einfach, weil er es nicht ändern konnte, dass seine Lebenszeit abgelaufen war. Er wusste, dass jeder Mensch irgendwann mal sterben musste. Doch da er das Augenlicht der Shinigami besaß, konnte er sehen, wann das passieren würde und genau das war das Schlimme! Das war der Grund, warum er anders war und wieso die anderen sich vor ihm fürchteten. Und eben weil er sehen konnte, wann Menschen starben, konnte er einen gewissen Einfluss ausüben. Durch seine Recherchen und durch den Fall Kira hatte er herausfinden können, dass man in der Lage war, die verbleibende Lebenszeit zu beeinflussen, indem man Menschen früher sterben lassen konnte. Und dies war nur mit den Werkzeugen der Shinigami möglich. Beyond selbst hatte erkannt gehabt, dass er Menschen viel früher sterben lassen konnte, als eigentlich für seine Opfer vorgesehen war. Er hatte quasi die Macht über ihre Lebenszeit. Aber trotzdem war es ihm bis jetzt niemals gelungen, einen Menschen vor dem ihm vorbestimmten Tod zu retten. Als er acht Jahre alt war, hatte er seine Eltern sterben sehen und konnte sie nicht retten. Und er hatte A’s Tod nicht verhindern können. Wenigstens ein Mal wollte er versuchen, den Menschen zu beschützen, der ihm wichtig war. Er würde kämpfen und alles in seiner Macht stehende tun, um zu verhindern, dass er noch einen Menschen verlor, der ihm wichtig war. Selbst wenn der Preis dafür sein Leben war. Aber trotzdem fühlte er sich furchtbar. Er hatte L geschlagen und ihn mit Schlafmitteln außer Gefecht gesetzt, um ihn loszuwerden. Und er hatte die Beziehung beendet. Doch es hätte sonst nicht geklappt, wenn er von Anfang an mit offenen Karten gespielt hätte. Er wusste, dass im Haus Abhörwanzen angebracht worden waren und deshalb hatte er keine andere Wahl gehabt, als L dermaßen vor den Kopf zu stoßen. Trotzdem konnte er diesen fassungslosen und zutiefst bestürzten Blick nicht vergessen, als er gesagt hatte, er würde die Beziehung beenden. Zum Glück hatte er da die kaltherzige Seite von Rue Ryuzaki angenommen, sonst hätte es ihm noch das Herz gebrochen. Ich muss grausam sein, um gute Absichten zu bewahren. Oh Mann, dass er sich in solchen Situationen immer an irgendwelche Literaturzitate erinnern musste, die A ihm früher immer zitiert hatte. Er hatte immer so leidenschaftlich aus Hamlet, Othello oder MacBeth vorgelesen und hatte es stets so überzeugend und fesselnd vortragen können. Und er konnte Klavier spielen, wie kein anderer Mensch sonst auf der Welt. Auch wenn zwischen ihnen einiges schief gelaufen war und eine unglaublich tragische Wendung nehmen musste, er hatte A wirklich viel zu verdanken und sie beide waren wirklich sehr enge Freunde gewesen. Aber er hatte auch L einiges zu verdanken, nämlich sein Leben. Deshalb würde er alles tun, um ihn zu beschützen.
 

Da es ein wenig zu lange dauern würde, den ganzen Weg zu Fuß zu gehen, nahm er den Bus und erreichte schließlich die Lagerhallen am Hafen. Wie erwartet war dort nicht sonderlich viel los und so musste sich sein Verfolger wohl oder übel bald zeigen. Dass er da war, das spürte Beyond deutlich. Er sah sich um, erkannte aber niemanden. Dann aber atmete er tief durch und sammelte sich. Nun musste er sich konzentrieren und nur an sein Vorhaben denken und an nichts anderes sonst. Er verschloss seine Gefühle vollständig und blendete alles andere aus. L… seine Schuldgefühle… seine Angst um ihn… all das schwand, als er wieder die absolut kaltherzige und menschenverachtende Seite annahm, die er die ganze Menschheit sehen ließ, damit sie ihm nicht zu nahe kamen.

„Wie lange willst du mir noch hinterher schleichen? Sieh dich doch um, wir sind ganz alleine. Findest du nicht langsam auch, dass wir das Versteckspiel endlich beenden können?“

Keine Antwort, aber er hörte schließlich langsame Schritte und aus einem Versteck kam ein junger Mann hervor, der ungefähr das gleiche Alter hatte wie Beyond. Sein aschblondes Haar war perfekt frisiert und er trug einen maßgeschneiderten Anzug. Er war sehr elegant gekleidet, bewegte sich genauso elegant und wirkte schon fast vornehm. Sein Gesicht zeugte von keinerlei Emotionen, es war starr und ausdruckslos und seine graublauen Augen wirkten matt und leer. Eine etwas fremdartige Ausstrahlung ging von ihm aus. Es war wie ein kühler Luftzug, als würde sich etwas Lebloses vor Beyond befinden, das weder Körperwärme, noch einen Geruch ausstrahlte. Als wäre diese Person vor ihm gar nicht vorhanden, sondern lediglich eine Art geisterhafte Erscheinung. Der BB-Mörder verzog verächtlich die Mundwinkel, als er den jungen Mann sah, der eine Pistole in der Hand hielt.

„Hat ja echt lange gedauert, bis du wieder auf der Matte stehst. Und ich hatte schon die leise Hoffnung, dass ich dich getötet hätte.“

Sam, der namenlose Alptraum von Amerika, sagte nichts und auch sein Gesichtsausdruck blieb starr. Er war noch nie der Mann der Worte gewesen. Denn sein Gehirn funktionierte anders als das von anderen Menschen. Durch einen Defekt im Limbischen System seines Gehirns war er von Geburt an unfähig, Emotionen zu empfinden. Er war leer und verstand die menschlichen Emotionen nicht. Für ihn waren Begriffe wie Mitgefühl, Hass, Liebe, Glaube, Hoffnung und Furcht unverständlich, genauso wie Moral, Gott, Engel oder andere Dinge, die keine greifbaren irdischen Gegenstände beschrieben. Sam lebte nicht, er funktionierte bloß und das auf rein logischer Basis. Deshalb bediente er sich der menschlichen Sprache nur äußerst ungern, weil die Menschen viele Begriffe benutzten, die er nicht verstand und es dann so kam, dass er sie falsch verwendete. In Beyonds Augen war Sam Leens kein Mensch, denn von Menschen konnte er wenigstens die Namen erkennen, wenn schon nicht die Lebenszeit. Aber bei ihm war es genau anders herum. Die Lebenszeit konnte er erkennen, aber nicht den Namen. Bisher war ihm niemals ein solcher Mensch begegnet und das ließ nur einen Schluss zu: Sam Leens hatte keinen Namen, keine Identität und keine Vergangenheit. Er war das wahre Phantom des 21. Jahrhunderts. Ein gefährlicheres Phantom, als L es jemals sein konnte.

„Eines muss ich dir lassen, Sam. Dass du ein echt harter Brocken bist, war mir ja schon immer klar gewesen. Du bist der unmenschlichste Mensch, der mir jemals untergekommen ist und ehrlich gesagt jagst du mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken, wenn ich dich sehe. Ich dachte, ich hätte dich schon längst durchschaut, aber dass du bei deinem Rachefeldzug einen Komplizen hattest, das erstaunt selbst mich. Das sieht dir eigentlich überhaupt nicht ähnlich, weil du die Menschen ja allerhöchstens als intelligentere Affen für deine perversen Verhaltensforschungen siehst. Aber andererseits… dass du die Gefühle der anderen für deine Zwecke nutzt, passt ja wieder zu jemandem wie dir.“

„Und du bist trotzdem hierher gekommen.“

„Weil ich mir nun mal nicht gerne von jemandem wie dir auf der Nase herumtanzen lasse, damit das mal klar ist. Du bist mir schon lange genug auf den Senkel gegangen. Und überhaupt: steck das Schießeisen wieder weg, du wirst mich doch eh nicht abknallen. Immerhin sollst du mich doch lebendig ausliefern, oder etwa nicht?“

Doch Sam sagte nichts, sondern feuerte einen Schuss ab. Dieser traf Beyond direkt in den Hals und alles, was der BB-Mörder spürte, war ein schmerzhafter Stich. Instinktiv berührte er die Stelle mit seiner Hand und zog etwas heraus, das verdächtig nach einer Art Betäubungspfeil aussah.

„Du mieser Arsch…“

„Ich werde dich nicht töten, weil ich es mit eigenen Augen sehen will: dieses Monster in dir, das sogar für dich lebensgefährlich ist. Du gehörst zu meinen interessanteren Studienobjekten und deshalb will ich sehen, wie es wieder erwacht und womöglich sogar L tötet, den du so sehr beschützen willst.“

„Den Teufel werde ich tun!“

Beyond stürmte los, zog das Messer und griff Sam an, doch dieser feuerte zwei weitere Schüsse ab und der Serienmörder verlor daraufhin die Kontrolle über seinen Körper, woraufhin er zu Boden stürzte. Sam trat näher an ihn heran und beobachtete ihn, während das Mittel langsam seine Wirkung tat.

„Es wäre eine Verschwendung, ein Forschungsobjekt zu töten, ohne es vorher genügend studiert zu haben.“

Das war das Letzte, was Beyond vernahm, bevor er ohnmächtig wurde.
 

Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis er Sams Komplizen, dem mysteriösen Bombenleger gegenüberstand. Und dann würde sich zeigen, ob er gegen die beiden ankommen würde. Wenn nicht, dann würde er wohl oder übel sterben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon wieder sehen wir eine andere Seite von Beyond Birthday und ehrlich gesagt gefällt mir diese fast genauso gut wie seine, wenn er L ordentlich rannimmt xD
Zuerst hatte ich einen anderen als Stalker eingeplant, aber dann habe ich mich für Sam Leens entschieden. Ich fand ihn schon während meiner Death Note Triologie total interessant, weil er (wie Beyond schon gesagt hat) der unmenschlichste Mensch ist. Er ist auch der einzige jemals von mir entwickelte Charakter, über den ich noch niemals Informationen über seine Vergangenheit preisgegeben habe. Außer natürlich der Tatsache, dass seine Mutter ihn gewaltsam abtreiben wollte und er deshalb diesen Hirndefekt davongetragen hat. Streng genommen ist er ein noch größeres Monster als Beyond, wenn er in seine manische Seite verfällt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-08-05T23:32:22+00:00 06.08.2014 01:32
Ein hammer geiles Kapitel *_*


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