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KOMA

von

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Gegebenheiten im Tiefschlaf

Koma
 

1. Rezept

Gegebenheiten im Tiefschlaf
 


 

„Die Frage, die sich alle stellen: Wo ist Sasuke Uchiha? Seit einem halben Jahr scheint er wie vom Erdboden verschluckt! Wirklich bekannt geworden ist über den Verbleib des heißbegehrtesten Junggestellen und Erben des Uchiha – Imperium bisher noch nichts, aber wir werden nun mit Ihnen gemeinsam auf Spurensuche gehen und Ihnen nun in wunderschönen Momentaufnahmen den attraktivsten Mann der Neuzeit wieder ins Gedächtnis rufen!“
 

„Was für'n Scheiß!“, stöhnte der noch augenscheinlich recht junge Mann im vollbesetzten Pausenraum des Senyu – Privatklinikum - und – Reha – Institut Konoha und stierte, wie alle seine jetzt anwesenden Kollegen, auf den älteren Röhrenbildschirm.

Dieser stand auf einem recht wacklig wirkenden Tisch vor mehreren verschlissenen Sofas und Sesseln.

Diese hatten nicht diesen Zustand erreicht weil sie das Inventar einer veralteten Klinik waren, sondern eher, weil die Klinikleitung keinen weiteren Sinn mehr darin sah, eben diese Möbelstücke im regelmäßigen Rhythmen zu ersetzen.

Es war der Aufenthaltsraum der Pfleger, alle noch in jungen Jahren und weit über die normalen Pflegertätigkeiten ausgebildet. Jeder für sich auf ein Fachgebiet spezialisiert. Nur so war es der Klinik gelungen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu sein.

Die Pflegerinnen und Krankenschwestern hatten ihre eigenen Räumlichkeiten nur unweit von diesem Raum entfernt und so herrschte eine strikte Geschlechtertrennung, welche von der Klinikleitung auch streng überwacht wurde.

So streng, dass eben diese Klinikleitung sich gerade von ihrem Fensterplatz erhob und dem jungen Unruhestifter einen wirklich schiefen Blick schenkte.

„Für Sie scheint dies ein Scheiß zu sein, doch wir wissen alle, wie viele liebeskranke Verehrerinnen er hatte! Gehen Sie doch einfach einmal zwei Räume weiter zu unseren Schwestern, liebster Herr Inuzuka!“

Angesprochener rümpfte die Nase: „Nee, den Stress tu ich mir nicht an!“

„Kriegen ja schon immer mit, wie die Weiber versuchen wegen ihm unsere Pfleger zu bestechen!“, kam es vom kurz aufblickenden Diät – Facharzt und Berater Choji Akimichi.

„Das nervige Gekreische ist zudem schädlich für die Gehörgänge!“, fügte Kibas Sitznachbar, ebenfalls mit der gleichen Haarfarbe wie dieser selbst, nur einen Hauch dunkler und die Haare länger tragend zu einem erhöhten Pferdeschwanz zusammengebunden, hinzu und schloss mit in den Nacken gelegten Kopf die Augen.

„Shika hat Recht! Ist schon ganz gut so, dass die sich nicht um ihn kümmern dürfen!“, und damit wandte sich der Blick von Kiba Inuzuka wieder dem flackernden Bild des TV – Gerätes zu.
 

„Über Sasuke Uchihas Privatleben ist nicht viel bekannt. Letztmalig gesichtet wurde er beim Verlassen der angesagten Promi – Discothek 'Susanoo' in den frühen Morgenstunden seines 22. Geburtstages am 23. Juli letzten Jahres, welchen er dort recht ausgelassen gefeiert haben soll. Diese Aussage scheint doch recht makaber, da allgemein hin bekannt ist, dass sich die Uchiha – Brüder selten offen und integrativ in der Öffentlichkeit verhalten. Sie sehen hier Bilder des jungen Uchiha bei der Beerdigung seiner Eltern vor zwölf Jahren in Begleitung seines älteren Bruders Itachi Uchiha. Dieser war bislang zu keiner Stellungnahme bezüglich seines Bruders bereit!“, berichtete die rothaarige Moderatorin des Lifestyle – Magazins eines Privatsenders und rückte sich dabei eine schwarze Hornbrille auf ihrer Nase zurecht.
 

„Nen Teufel wird der tun euch das zu stecken!“, lachte Kiba auf, „Schließlich zahlt der eine schweine Kohle...“

„Kiba!“, zischte es vom Sessel links neben seiner von ihm und Shikamaru besetzten Zweisitzer – Couch, „Wenn du draußen genauso redest, dann haben wir bald die Paparazzi hier!“

„Oh! Keine Sorge, Herr Assistenzarzt Hyuuga! Ich habe viel zu wenig Kontakt mit dem Patienten und seiner hochwohlgeborenen Verwandtschaft“, dabei holte er ausschweifend mit seinem Arm aus, „um der Presse irgendwelche genaueren und rentablen Infos geben zu können! Zudem brauch ich nicht noch mehr Stress! Der mit Hina reicht mir!“

Der Andere rollte schnaubend mit den Augen. Erst recht bei der Bemerkung über seine Cousine Hinata Hyuuga, mit welcher der vor ihm sitzende Inuzuka zu seinem Leidwesen schon seit geraumer Zeit anbandelte.

„Was machst du eigentlich hier, Neji?“, fügte nun der Inuzuka noch hinzu und der langhaarige Sesselinhaber schielte wieder zu ihm herüber.

„Das Gleiche wie du! Die Nachtschicht ist vorbei und die Ablöse noch nicht da. Also Bereitschaft!“

„Herr Hatake und Herr Uzumaki fahren soeben in die Einfahrt!“, kam es erneut vom Fenster und alle Anwesenden des kleinen Raumes sahen zu der blonden Person, welche sich nun so weit aus dem Fenster beugte, dass ihre monströse Oberweite drohte sie schier aus dem Gleichgewicht zu bringen um sie drei Stockwerke in die Tiefe zu reißen.

Die Klinikleitung war streng, was die Geschlechtertrennung anging. Alle hielten sich daran. Nur nicht die Klinikleitung selbst.

„Kakashi! Naruto! Ihr seit zu spät!“, donnerte ihre Stimme über den Innenhof der Klinikanlage wo sich die Mitarbeiterparkplätze befanden und die beiden Angesprochenen blieben ertappt in ihrer derzeitigen Position stehen und starrten zu ihrer Vorgesetzten nach oben.

Der Ältere der Beiden, Kakashi Hatake, stets mit einem Mundschutz bekleidet und gräulicher Sturmfrisur versehen, schien nur verlegen zu lächeln, während sein jugendlich wirkender Nebenmann die Arme hinter seinem Kopf verschränkte und ein sichtbar breites Grinsen an den Tag legte.

„Sag ihr bloß nichts vom Puff...!“, grummelte Kakashi Hatake leise, „Sie weiß, dass wir mit Jiraija unterwegs waren!“

„Ihr ward im Puff, ich war nur in der Bar!“, brummte der Blonde zurück ohne sein nach oben gerichtetes Grinsen auch nur minder abzuschwächen, „Oi, Oma Tsunade! Wir haben uns auf dem Weg des Lebens...!“

„Halt den Mund, Naruto! Und nenn mich nicht Oma! Und Kakashi! Was bildest du dir ein, dem Jungen solche Ausreden beizubringen?“, kam es nun doch recht hysterisch aus dem dritten Stock und die beiden Männer schluckten hörbar. Tsunade – sama hatte heute schlechte Laune. Das war nur allzu offensichtlich!

„Bist du heute wieder auf der Spezialstation?“, nachdem sie sich aus ihrer Starre gelöst hatten liefen sie auf den Personaleingang der Klinik zu und Kakashi zückte seinen Identitätsnachweis und zog diesen durch den Scanner direkt neben der Klingelanlage.

„Professor Doktor Kakashi Hatake – Dienstantritt acht Uhr zweiunddreißig!“, dröhnte es metallisch aus der kleinen Box unter dem Scanner und der Grauhaarige trat zur Seite, damit der Andere seine Karte durch den Sensor ziehen konnte.

„Studentische Pflegekraft Naruto Uzumaki – Dienstantritt acht Uhr dreiunddreißig!“

„Hm, ja, bin ich! Und heute darf ich zu 'ihm' rein!“, er betonte dieses kleine Wörtchen extrem und selbst wenn es Kakashi nicht für möglich gehalten hätte; das Grinsen fand noch Steigerungsform!

Die Tür öffnete sich mit einem Summton und Naruto zog sie kraftvoll auf, ließ allerdings seinem Freund den Vortritt.

„Ich versteh dich nicht“, meinte dieser als sie nebeneinander her zu den Fahrstühlen schritten, „Du gammelst hier deine Zeit ab indem du die Ärsche von Komapatienten sauber machst, dabei hast du das Wissen und Können um selbst mich in die Tasche zu stecken! Wieso schließt du nicht endlich dein Studium ab, Naruto?“

Der Blonde lachte auf: „Kakashi, ich möchte nur nicht so ein arroganter Gott im Kittel werden wie du es bist! Ich will alle Bereiche der Medizin kennenlernen und dazu gehört nun mal auch die Pflege und Rehabilitation! Zudem bin ich jung und habe Zeit!“

„Hmpf!“, entgegnete sein Gesprächspartner trocken und betätigte den Rufknopf des Fahrstuhls.

Der junge Uzumaki war erst 22 Jahre alt, doch als Wunderkind verschrien. Abitur mit 15. Abgeschlossenes Psychologiestudium mit nicht mal 18. Studium der Neurochirurgie abgeschlossen als Bester landesweit. Er müsste nur noch die Jahre als Assistenzarzt absitzen. So wie sein Kumpel Neji Hyuuga dies tat. Doch was machte der Uzumaki?

Er begnügte sich hier seit einigen Wochen als Pfleger auf der Intensivstation herum und nannte dies Praxiserfahrung. Ein seltsamer Junge. Seltsam, aber absolut beachtenswert.

„Warum freut dich das so?“, unterbrach er schließlich die Stille und erkannte das plötzlich ertappt wirkende Zusammenzucken des Blonden.

„Ich war dabei!“, antwortete dieser nur knapp und Kakashi hob fragend seine Braue.

„In der Nacht des Unfalls war ich im Städtischen Klinikum in der Frühschicht Assistenzarzt in der Chirurgie, als er rein kam!“

„Du meinst unseren Stargast? Aber dieser Unfall ist doch bereits über sechs Monate her und du bist jetzt...“, Kakashi schien die Daten grob im Kopf zu überfliegen, „knapp fünf Monate hier. Er kam erst vor vier Monaten! Und nah an ihn ran gekommen bist du bisher auch nicht. Tsunade – sama hat ihn im Blick!“

„Ich habe damals seinem Bruder diese Klinik hier empfohlen und mich dann an Oma Tsunade gehängt! Sie kennt die Geschichte.“

Mit dieser Antwort hatte der Hatake nicht gerechnet. Er kannte Naruto schon sehr lange. Der Vater des blonden Beinahe – Arztes war bis zu seinem Unfalltod vor 20 Jahren Chefarzt dieser Klinik gewesen und zudem der Neffe der Klinikleitung, Professor Doktor Doktor Tsunade Senyu.

Naruto Uzumaki war der Sohn aus der innigen Liaison mit Kushina Uzumaki, einer angesehenen Neurochirurgin, welche ebenfalls bei diesem Unfall ums Leben kam. Naruto hatte überlebt weil er zu klein war um auf Geschäftsreisen zu gehen und war dann bei seinem Paten Jiraija, einem landesweit hoch angesehenem Facharzt der Gynäkologie, aufgewachsen. Dieser wiederum lebte in einer andauernden On – Off – Beziehung mit besagter Tsunade. Alles in allem also eine Familie und ein Umfeld mit hervorragenden Ärzten. Und Naruto würde sie bald alle in den Schatten stellen! Das wusste der Hatake und er verstand es immer weniger, warum der Blonde seine Zeit an dieser Klinik verbrachte, wenn er als Assistenzarzt durch die Welt reisen sollte um sein Können und sein Wissen zu erweitern! Nur die Wenigsten hier wussten um das wahre Talent und auch die wahre Identität des Jungen.

„Was ist genau in dieser Nacht passiert?“

Der Aufzug hielt und mit einem leisen Klingeln schoben sich die Türen auf und ließen einen Blick auf einen äußerst steril wirkenden Gang zu. Ihre Schritte hallten an den Wänden wieder und stoppten vor einer stabilen Glastür, an der ein erneuter Scanner dazu aufforderte, ihre Karten zu lesen.

Man hatte das Gefühl eines Hochsicherheitstraktes. In gewisser Weise war es das auch. Diese Abteilung hatte nicht viele Patienten. Hier hielten sich sogenannte Berühmtheiten nach medizinischen Eingriffen auf. Meist nach Schönheitskorrekturen bei Professor Doktor Orochimaru Hebi, dem selbsternannten Gott der Unsterblichkeit. Nun ja, er schaffte es wirklich, einem Menschen das Aussehen eines Zwanzigjährigen zu schenken wenn er mit neunzig auf dem Sterbebett lag.

Nach erfolgreicher Identifikation öffnete sich diese Türe voll automatisch und die Beiden traten schweigend hindurch.

„Ich habe ihn operiert!“

Kakashi stoppte sofort seinen Gang. Blieb mit deutlich erstauntem Gesichtsausdruck stehen: „Du hast was? Aber du hättest...!“

„Ich weiß! Aber sonst wäre er tot“, er pausierte und strich sich eine seiner wirren blonden Strähnen nach hinten, „Der zuständige Chirurg weigerte sich diesen Eingriff zu machen und wartete nur noch darauf, dass die Herzfrequenzüberwachung ihm die Möglichkeit gab, den Zeitpunkt des Todes zu erklären. Wohl nach der Devise lieber ein toter Star durch Alkohol am Steuer statt ein toter Star durch Ärzteversagen!“

Kakashi schwieg. Er kannte das Personalproblem des Städtischen Klinikums nur zu gut. Kaum qualifizierte Fachkräfte, überarbeitetes Personal, fehlende Gelder... aber nicht jeder konnte sich einen Aufenthalt in einem Privatklinikum leisten und zudem wurden Unfallopfer zunächst immer in dieses Klinikum verbracht und kamen dann, wenn ein Transport möglich war und die Deckung der Kosten gesichert, in das Senyu - Hospital.

„Und nun willst du seine Genesung überwachen?“, schlussfolgerte Kakashi schließlich und sie kamen vor der Tür des Aufenthaltsraumes zum Stehen.

Naruto Uzumaki lächelte und strahlte, als würde die Sonne in diesem Gang höchstpersönlich aufgehen: „Klar! Es war mein schwierigster Eingriff und den lass ich nicht aus den Augen, echt jetzt!“
 

„Wir zeigen Ihnen nun eine Aufzeichnung eines Interviews zwischen Sasuke Uchiha und mir, Karin Uzumaki, anlässlich des Firmenjubiläums der Uchiha – Cooperation im Mai letzten Jahres und werden uns dann mit möglichen Theorien über den Verbleib des Prinzen unzähliger Frauenträume beschäftigen!“

„Ich glaub ich kotz gleich! Die ist ja dauerfeucht!“, Kiba Inuzuka drehte angewidert sein Gesicht vom Bildschirm weg, als die Kameraeinstellung näher an das doch offensichtlich schweißnasse Gesicht der Rothaarigen heranzoomte und sie auf einer cremefarbenen Couch präsentierte.

Dadurch entging ihm nicht, dass die Tür des Aufenthaltsraumes nun geöffnet wurde und seine lang erwartete Ablöse breit grinsend in Begleitung des grauhaarigen Lieblingsarztes aller Pflegekräfte eintrat: „Naru! Wo hast du gesteckt?“

„Sorry, Kiba! War Fahrer und die Beiden wollten unbedingt in den Puff...“

Ein Klatschgeräusch folgte sofort und Naruto spürte, wie ihm seine Hinterkopfbehaarung an die Ohren wehte. Ein Seitenblick genügte, um zum Einen festzustellen, dass ihm der Hatake soeben einen deftigen Schlag versetzt hatte, denn zum Zweiten sah er auch den plötzlich hochroten Kopf einer gewissen Blondine immer noch am Fenster stehend und ihn böse musternd.

„Puff?“, fragte diese nochmals, mit seltsamen, doch beängstigendem Unterton in der Stimme, nach.

Kakashi Hatake hob beschwichtigend die Hände: „Ach was! Der Kleine hat diese nette Bar gemeint und wurde da übelst angegraben und...“

„Puff?“, wiederholte stattdessen die Blonde ihre Frage mit eindeutig mehr Druck.

„Klar, Oma Tsunade!“, Naruto erkannte, dass es nun brenzlig wurde, „Kakashi hat Recht! Ich meinte eine Bar! Eine nette, kleine Bar! Was machst du überhaupt im 'Männerraum'?“

Diese besagte Oma stampfte nun etwas zu extrem auf um den beiden Neuankömmlingen in diesem Raum das Gefühl geben zu können, dass sie das glaubte, was ihr Blutsverwandter dort von sich gegeben hatte und kam nun vor eben diesem zum stehen. Naruto war etwa einen Kopf größer als die energische Klinikleitung, dennoch fühlte er sich gerade in ihrer Gegenwart immer noch wie ein kleines Kindergartenkind.

„Oma, hm?“, wenn Blicke töten könnten, dann wäre dies so ein Blick gewesen. Naruto war sich dessen ganz bewusst. Verschämt fuhr seine Hand kratzend über den Hinterkopf und er ließ ein entschuldigendes Lachen hören.

Doch irgendwie hatten alle Anwesenden dieses seltsamen Szenarios mit der Folgereaktion der Klinikleitung gerechnet.

Sie legte behutsam die Hand auf die Schulter des Blonden und lächelte gütig, wandte dann aber ihren ganzen Kopf zum Grauhaarigen herum und musterte diesen wiederum reichlich finster: „In mein Büro, Hatake! Sofort!“, dann marschierte sie an ihrem Großneffen vorbei auf den Gang und nur noch das Klackern ihrer Absätze war zu hören.

„Na klasse!“, seufzte unterdes der Arzt und vergrub beide Hände in den weiten Taschen seines Kittels, als wolle er da ein Wundermittel finden, welches ihn aus dieser nun unangenehmen Lage befreien würde, doch es fand sich nichts.

„Wir sehen uns später, Kleiner!“, und schon war auch er verschwunden und einigen kam es so vor, als hätten sie ihn in einer Rauchwolke verschwinden sehen.
 

„Darf ich... he he... fragen, ob Sie derzeit liiert... he he... sind?“, unterbrach nun das knisternde Geräusch aus den Lautsprechern des Fernsehgerätes die neu angebrochene Stille und zog nun auch Narutos Aufmerksamkeit auf sich, nachdem er alle mit einem kurzen Wink und breitem Grinsen begrüßt hatte.

Naruto kannte die Sendung. Nicht, weil er sie gerne sah. Dazu hatte er zudem auch nie wirklich Zeit, sondern weil die gerade sehr nervös wirkende Moderatorin eine der wenigen Verwandten war, die er noch hatte.

Sie war seine Schwester. Einerseits fand er es schön, dass seine Eltern ihn nicht gänzlich allein zurückgelassen hatten, andererseits war Karin kein einfacher Charakter.

In regelmäßigen Abständen rief sie ihn an um sich darüber zu informieren, ob er auch regelmäßig ihre Sendungen sah. Wie er ihre Outfits fand. Ihr Make up. Ihre gestellten Fragen. Ihre Körperhaltung. Ihr... er stöhnte auf.

In all ihren Gesprächen war stets Karin das Thema gewesen. Nie er.

Ob Karin überhaupt wusste, was er gerade tat oder wie es ihm überhaupt ging, konnte er nicht beantworten. Karin war eben Karin.

Aber eines wusste er mit Sicherheit. Wenn sie erfahren würde, dass es ihm schlecht gehen würde, dann wäre sie da. Sie würde alles stehen und liegen lassen. Vermutlich sogar ihre doch recht gut laufende TV – Karriere hinschmeißen, nur um an seiner Seite sein zu können und das allein zählte doch.

Aber ihm ging es nicht schlecht. Er hatte seinen Weg gemacht und seine drei Jahre ältere Schwester schien dies doch irgendwo zu wissen.

Doch sehr zu seinem Erstaunen wirkte eben diese in dieser Aufzeichnung sehr angespannt. Naruto wusste sofort, dass es sich um eine ältere Aufzeichnung handeln musste, denn ihr Gesprächspartner lag derzeit nur wenige Meter von ihm entfernt auf einem der Zimmer.

„Wie ich Ihrer Assistentin bereits vor dem Interview mitgeteilt habe, dürfen Sie mich das nicht fragen. Halten Sie sich bitte an den vorgegebenen Fragenkatalog!“, entgegnete der Schwarzhaarige sehr kühl, welcher ziemlich gelangweilt wirkend neben seiner Schwester auf einer selten hässlichen Designercouch in Creme saß.

Zumindest würde sich Naruto solch ein Möbelstück sicherlich nicht in sein Wohnzimmer setzen!

Karin kicherte seltsam verschämt. Naruto war sich sicher, dass er ein solches Kichern zuletzt an der Oberschule von ihr gehört hatte, als sie für kurze Zeit die gleiche Klasse besucht hatten, bevor beschlossen worden war, dass er auch diesen Jahrgang überspringen sollte.

Aber irgendwo konnte er seine Schwester auch verstehen.

Da saß er. Im Klassizismus der griechischen Antike war er das Vorbild des Apoll. Eindeutig. An ihm stimmte alles und Orochimaru selbst würde nichts perfekteres als ihn kreieren können.

Perfekte Haut. Perfektes Haar. Perfekt symmetrische Gesichtszüge. Perfekt gehässiges Lächeln, welches er gerade präsentierte. Perfekter Augenaufschlag...

Nicht nur Frauenherzen flogen diesem Mann entgegen. Auch Naruto wurde schwach.

Aber... und dies war ein großes Aber, Naruto war nicht so realitätsfremd wie die ganzen Fangirlies dieses doch offensichtlichen Machos.

Gewiss fiel dieser Sasuke Uchiha in sein Beuteschema, denn er war zu 100% absolut homosexuell, doch auch ein Naruto Uzumaki wusste, wann man keine Chance hatte.

Und das er gerade so fasziniert auf den Bildschirm starrte und sich in Gedanken etwas ausmalte lag eindeutig daran, dass er schlichtweg 'untervögelt' war.

Diesen Begriff hatte er von seiner letzten Beziehung, Sai Anbune, gelernt.

Das wurde ihm nämlich an den Kopf geworfen, als dieser Schwarzhaarige von heut auf morgen seine Sachen in ihrer Wohnung gepackt hatte und auszog. Er fühle sich in dieser Beziehung mit Naruto einfach untervögelt.

Naruto hatte nun mal etwas anderes im Kopf gehabt zu dem Zeitpunkt und viel um die Ohren.

Es war in den frühen Morgenstunden des 23. Juli gewesen, als er gerade dem Assistenzarzt der Chirurgie aus der Nachtschicht ablöste und die einzelnen Datenblätter der Patienten für die anstehende Visite überflog, als ein recht müde erscheinender Professor Ebisu an ihm vorbei hechtete in die Notaufnahme.

Ein schwieriger und komplizierter Neueingang. Überlebenschance unter 5%, hatte er die Schwestern tuscheln hören und somit war seine Neugier geweckt gewesen.

Er wusste, dass dann eine Not – OP anstehen würde und warf direkt einen Blick auf die Ärztezuteilung in solchen Fällen.

An diesem Tage wäre der Assistenzarzt im dritten Jahr, Genma, mit Ebisu im OP eingeteilt gewesen.

Naruto wusste nicht, was ihn da geritten hatte, als er in einem unbeobachteten Moment den Schwamm nahm und Genmas Namen von der Tafel wischte und seinen niederschrieb.

Es dauerte auch nicht lange, als eine panische Schwester zu ihm lief und ihm keuchend mitteilte, dass der schwerverletzte Patient 'er' sei und Naruto sofort in den bereitstehenden OP – Saal 4 kommen sollte.

Noch während er sich der Reinigungsprozedur unterzog war Ebisu schnaubend aus dem OP getreten.

„Hat keinen Sinn. Da ist alles hinüber!“, mehr hatte Naruto nicht vernommen und dennoch war er in den OP getreten und tat etwas, was er zuvor auch noch nie getan hatte in solchen Fällen: Er blickte in das Gesicht des Patienten.

Und in dieser Sekunde, in diesem Augenblick, wusste er, er musste ihn retten!

Die Angaben, die er vom Anästhesisten und den anwesenden OP – Schwestern auf die Schnelle erhalten hatte waren ernüchternd gewesen, doch er war von jeher nie jemand gewesen, der so leicht aufgab.

Der Blick in dieses nun mit Schläuchen versehene Gesicht hatte ihm all sein Wissen wach gerufen und er hatte gespürt, dass die Nächte des eisernen Lernens, die Überstunden in der Pathologie und die mehr als das doppelte als abverlangten Stunden im OP während seiner Ausbildung sich nun bezahlt machen würden.

Diese OP hatte über 17 Stunden gedauert. Und auch wenn in der Zwischenzeit herausgekommen war, dass ein Assistenzarzt im ersten Jahr alleine und das auch noch unberechtigterweise im OP stand und um das Leben des prominentesten Junggesellen des Landes kämpfte, so hatte niemand es gewagt, ihn zu unterbrechen oder aber gar zu unterstützen.

Im Nachhinein erfuhr er, dass Sasuke Uchiha stark alkoholisiert nach seiner Geburtstagsfeier mit Tempo 180 in einen Sattelschlepper gerast war.

Die Presse hatte nie etwas erfahren können, da nur wenige Autos hinter ihm sein Bruder Itachi Uchiha gesessen hatte, welcher Polizei und Notarzt verständigt hatte.

In den nächsten Tagen war nur von einem herkömmlichen Unfall auf der Landstraße zu lesen.

Der Uchiha – Abkömmling hatte den Eingriff überlebt und fiel ins Koma.

Nur die Tatsache, dass er noch am Leben war hätte es dem Umstand zu verdanken, dass er nicht augenblicklich von Klinik sowie Itachi Uchiha verklagt worden wäre. So hatte es ihm zumindest Onoki Tsuchikage, der Leiter des Städtischen Klinikums, mitgeteilt, ehe Naruto seine Papiere nehmen dürfte.

Als er an diesem Tag Itachi Uchiha vor der Zimmertür des jüngeren Uchihas traf, um noch einmal einen letzten Blick auf seinen Patienten werfen zu können, so hatte ihm dieser unter Tränen gedankt.

Naruto konnte diesen Dank nicht annehmen. Denn wirklich über den Berg war der Bruder nicht und der Ältere bat ihn um medizinischen Rat.

Der Blonde hatte ihm nur berichtet, dass er nun im Privatklinikum seiner Großtante tätig werden würde. Nicht einmal als was. Er hatte sich selber zum Pfleger degradiert. Brauchte eine Auszeit um wieder klare Gedanken fassen zu können.

Noch am Antrittstag hatte ihm Oma Tsunade gesagt, dass sie einen interessanten Anruf erhalten habe. Der berühmte Sasuke Uchiha sollte in ihr Klinikum unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen und absoluter Geheimhaltungsstufe untergebracht werden.

Naruto hatte sich bei dieser Neuigkeit wirklich gefreut. So war es ihm doch irgendwie möglich, Sasuke im Auge behalten zu können.

Wesentlich mehr zunächst nicht, denn auch Tsunade kannte die Umstände, warum ihr Großneffe sie plötzlich ersucht hatte in ihrem Klinikum weit unter Qualifikation tätig werden zu wollen und sie hatte dies dann an einige Voraussetzungen geknüpft.

Naruto sollte zunächst einige Wochen als normaler Pfleger im sogenannten offenen Spezialbereich tätig sein.

Er sollte sich dort beweisen und die Patienten von Orochimaru und Kakashi betreuen.

Niemand, außer Kakashi, ahnte dort, wer genau dieser neue blonde, stets aufgeweckte Pfleger war.

Oft begegnete er Itachi Uchiha bei dessen wenigen Besuchen und die Beiden unterhielten sich jedes mal über die Fortschritte, die Sasuke wohl machte.

Nur aus diesen Informationen heraus hatte er sich ein Bild machen können, denn das Personal des geschlossenen Spezialbereiches stand unter absoluter Schweigepflicht.

Auch Tsunade äußerte sich in Narutos Gegenwart gar nicht zum Zustand des Uchihas.

Dies sollte aber mit dem heutigen Tage enden. Denn er hatte alle Pflichten, welche ihm Tsunade auferlegt hatte, erfüllt.

Zudem hatte sich Itachi vor Tsunade für ihn ausgesprochen.

Ab heute war er im wechselnden Schichtdienst mit Kiba Inuzuka, Shikamaru Nara und Sasori Akasuna als privater Pfleger für Zimmer 631 zuständig.

Patient: Sasuke Uchiha.



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