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KOMA

von

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Wer hat Angst vorm schwarzen Mann...


 

KOMA

Rezept 8

WER HAT ANGST VORM SCHWARZEN MANN…
 


 

Er hatte sich leise in das Zimmer hinein geschlichen. Darauf bedacht, die Türe geräuschlos zu schließen und um sich dann dem Bett anzunähern, in welchem der Schwarzhaarige schlief.

Sasukes Schlaf war unruhig. Auch wenn er sich weniger hin und her wälzte, so verzog sich seine Mimik im Schlaf immer wieder als hätte er Schmerzen.

Ein leichter Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn und Naruto war sich zunächst unsicher, ob er überprüfen sollte ob der Schwarzhaarige im Fieber lag.

Er wollte ihn nicht wecken durch eine Berührung, andererseits schien es ihm auch nicht so, als wäre dieser Schlaf erholsam.

Etwas unschlüssig stand er noch eine Weile vorm Bett und fühlte sich absolut überfordert. Eine Situation, die er bislang so und in diesem Ausmaß noch nicht kennengelernt hatte.

Nicht einmal in der Zeit, als man… nein, als Onoki ihm nahegelegt hatte, das Städtische Klinikum vorerst zu verlassen…bis Gras über alles gewachsen sei.

Nun war der alte Mann tot. Naruto hatte ihn gemocht. Onoki Tsuchikage war streng gewesen, hatte aber einen mitunter unvergleichlichen Humor bei der Arbeit an den Tag gelegt und es hatte dem Blonden wirklich Spaß gemacht unter diesem erfahrenen Mediziner zu arbeiten und zu lernen.

Und obwohl er den alten Klinikchef nie näher kennengelernt hatte als über ihre Arbeit hinaus fühlte er Trauer in sich aufkommen.

Wie mochte sich da nun Sasuke fühlen? Dieser war bislang ahnungslos gewesen und plötzlich schlugen diese ganzen Erinnerungen gnadenlos zu und er musste erkennen, dass all seine Mitstreiter ermordet oder verschwunden waren.

Naruto wusste, dass Sasuke nun eine starke Schulter bräuchte… konnte er sie ihm geben?

Er wollte nicht, dass der Uchiha vielleicht etwas falsches vermutete hinter Narutos Anteilnahme, aber… Sasuke brauchte ihn jetzt…oder nicht?!

Innerlich seufzte er, fuhr sich mit beiden Händen durch die wirren blonden Strähnen und setzte sich schließlich auf den kleinen Stuhl direkt neben das Bett.

Stierte nur auf den sich immer wieder hebenden Brustkorb des anderen. Sasukes Arme lagen ruhig parallel zum Körper. Nur ab und zu zuckten die Finger und es schien, als wollten sich die Hände zu Fäusten ballen.

Mehr aus Reflex umschloss Naruto die rechte Hand des Schwarzhaarigen mit seinen Händen und augenblicklich löste sich deren Anspannung.

Fasziniert starrte er auf ihre Hände. Sie passten so gut zusammen… und ineinander.

Seine waren noch leicht gebräunt vom letzten Sommer, während die vom Uchiha weiß wie der Schnee in seinen ruhte und dennoch ging von ihnen eine Wärme aus, die den Blonden schier durchflutete.

„Wie…?“

Naruto erschrak und zog daraufhin seine Hände zurück. Sasukes Hand fiel zurück auf das weiße Laken und wirkte plötzlich so verlassen…zerbrechlich, doch Naruto konzentrierte sich nun auf den Schwarzhaarigen selbst, der ihn mit halbgeschlossenen Lidern müde anblickte.

„Hu?“

„Wie…wie lange habe ich geschlafen?“, Sasuke Stimme klang heiser. Als habe er die ganze Zeit geschrien. Eigentlich hatte er das auch. Es war nicht einfach gewesen, ihn zu beruhigen und Naruto hatte noch nie so sehr mit einem Menschen mitgefühlt als mit Sasuke. Dabei hatte er wirklich schon viele schlimme Geschichten gehört, gerade durch sein Psychologiestudium und anschließender Praxis.

Er sah kurz auf die digitale Funkuhr über der Zimmertür und dann wieder direkt zu seinem Patienten: „Nicht lange! Gerade einmal zwei Stunden!“, er wusste noch nicht genau, wie er nun das Gespräch beginnen wollte.

Normalerweise ließ man einen Patienten mit seinen Problemen auf einen zukommen. Dieser sollte das Tempo bestimmen. Doch nun…

„Oi!“, er versuchte sich an einem Lächeln, „Hast du Hunger oder Durst? Iruka hat einen spitzenmäßigen Eintopf gemacht, echt jetzt, und du hattest ja noch…“, doch der Schwarzhaarige schüttelte bereits verneinend den Kopf, „…nichts zu Abend!“

Sasuke hingegen wandte nun den Blick ab und stierte hinauf zur Zimmerdecke. Das ganze Gesicht wirkte ausdruckslos, doch Naruto wusste, dass es im Kopf des Uchihas unaufhörlich ratterte.

„Suigetsu…also“, flüsterte er und schien eigentlich nur Gedanken ausgesprochen zu haben.

„Hm, ja!“, antwortete Naruto dennoch.

„Er war… nur mein bester Freund. Also, wir hatten nichts miteinander!“, unterbrach schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens erneut Sasuke die Stille, dabei wusste Naruto, dass höchstens fünf Minuten verstrichen sein müssten.

„Ich habe nichts dergleichen…“

Sasukes Lippen verließ ein Geräusch, dass einem unterdrückten Auflachen gleich kam: „Oh man… da muss man mich wirklich erst einmal ein halbes Jahr ins Koma schaffen und meinen besten… Freund töten, damit ich mal den Mut habe, jemanden zu sagen, dass ich schwul bin! Traurig“, er wandte Naruto nun sein Gesicht zu, blickte ihn an aus rotumrandeten Augen, „…oder?“

Naruto zuckte nur mit den Schultern: „Andere haben ihr ganzes Leben lang kein Coming out…“

„Ich war nach außen hin immer ein Arschloch. Niemand kannte den wahren Sasuke Uchiha. Ich wollte niemanden an mich heranlassen. Wollte der eiskalte und überhebliche CEO der Uchiha Corp. sein und nichts anderes. Denn wenn man Menschen an sich ran lässt, wird man nur verletzt. Sui und Juugo hat dies dennoch nie interessiert. Sie haben stets von klein auf all meine Launen ertragen und waren auch die einzigen, die stets alles von mir wussten! Und was hat ihnen das gebracht?“, Sasukes Augen schimmerten verdächtig.

Sein Gesicht wirkte angespannt. Auf Naruto machte es beinahe den Eindruck, als läge vor ihm ein trotziges Kind und dennoch war da nur ein Erwachsener, dessen Welt gerade Stück für Stück bröckelte. Dabei hatten seine Erinnerungen sie wieder aufbauen sollen!

„Sag, Naruto! WAS hat es ihnen gebracht, so verbissen an einer Freundschaft zu mir festzuhalten?!“, Tränen verließen die Augenwinkel, rannen hinunter. Tropften auf das weiße Laken und ließen Naruto schlucken.

Er kannte Sasuke aus all diesen Reportagen, die seine Schwester moderierte.

Der kühle Schönling. Der berechnende Teilhaber eines riesigen Unternehmens.

Er kannte den schnippischen Ton aus den Interviews. Das arrogante Augenrollen… und nun… vor ihm lag ein gebrochener Mann.

Verzweifelt. Traurig. Und sich an allem die Schuld gebend.

Vollkommen unbewusst ergriff er wieder die zittrige Hand des anderen und drückte sie. Schaffte es somit, dass der Uchiha seinen Kopf wieder leicht in seine Richtung drehte und ihn ansah mit diesen tiefschwarzen und traurigen Augen.

„Juugo und Suigetsu… wegen mir…. sind beide…“

„Juugo ist nicht tot!“, unterbrach ihn Naruto barsch und unterstrich diese Aussage, indem sein Druck auf die Hand des Schwarzhaarigen fast schmerzhafte Auszüge annahm.

Sasuke hob eine Braue, erwiderte aber nichts.

„Das… das mit Suigetsu ist wirklich tragisch“, Naruto holte tief Luft und seine Stimme klang deutlich ruhiger. Er wollte nicht aufbrausend auftreten. Sasuke brauchte nun einen ruhigen, einen verlässlichen Gesprächspartner und niemanden, der sich von Emotionen, ob die eigenen oder die deutlich spürbaren des Uchihas, verleiten ließ.

Sasukes Blick ruhte fragend auf ihm.

„Ich vermute sogar, dass Juugo in Sicherheit ist! Auf alle Fälle lebt er noch!“, auch wenn er versuchte ruhig und sachlich zu klingen, so gelang es ihm nicht, die Hoffnung und den eigenen festen Glauben an das Gesagte durchschimmern zu lassen.

„Wie…?“, Sasukes Augen weiteten sich etwas überrascht. Der Schwarzhaarige war sich nun nicht so sicher, ob Naruto dies alles nur sagte, um ihn ein wenig aufzumuntern.

Er konnte den Blonden noch nicht so wirklich einschätzen. Dafür kannte er ihn eindeutig noch nicht gut genug. Alles, was er bereits jetzt mit Bestimmtheit sagen konnte, war die Tatsache, dass er sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund in Narutos Gegenwart sehr wohl und ja… auch sicher fühlte, auch wenn der junge Psychologe sicherlich kein Paradebeispiel an körperlicher Stärke darstellte…. Zumindest war dies der Eindruck, den Naruto auf ihn in diesem Pullover und der weiten Hose vermittelte.

„Du fragst dich nun sicherlich, wie ich zu so einer Vermutung komme, nicht wahr?“, Naruto schien das leichte Nicken des Schwarzhaarigen dennoch zu bemerken und fuhr ungehindert fort, „Ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Bruder Itachi einmal erwähnt hat, dass sein Sekretär Kisame mit Juugo in Kontakt steht. Dieser hatte sich während deines Komas wohl häufiger nach deinem Zustand erkundigt! Ergo: Er ist irgendwo da draußen“, er deutete auf das Fenster, „und ihm geht es soweit gut, dass er Kisame anrufen konnte! Wir müssen ihn nur noch finden, echt jetzt!“

Mit jedem weiteren Wort schien sich Sasukes Miene etwas aufzuhellen und so hob sich auch Narutos Stimmung.

Es war offensichtlich, dass der Schwarzhaarige nun wirklich wieder Hoffnung schöpfte, wenigstens einen seiner Freunde nochmals wiedersehen zu können.

Natürlich wusste Naruto auch, dass diese Hoffnung ein zweischneidiges Schwert war. Schließlich rannte da noch ein Killer durch die Stadt, der es wirklich auf alle Personen abgesehen hatte, die etwas mit dem Uchiha zu tun gehabt hatten. Zwar wusste er noch nicht so ganz genau, warum deswegen der Klinikleiter Onoki so grausam hatte sterben müssen, aber so lange dieser Killer nicht gefasst war, konnten sie auch nicht auf die Suche nach Sasukes Freund gehen. Nun hieß es abwarten. Vielleicht setzte sich dieser Juugo ja zwischenzeitlich wieder mit Itachis Sekretär in Verbindung… es wäre Sasuke zu wünschen!

Sasuke räusperte sich kurz und gewann damit wieder Narutos volle Aufmerksamkeit, die kurzfristig etwas in Gedanken versunken war: „Das letzte Telefonat…“, er seufzte und Naruto dachte, Sasuke würde nun fortfahren, doch es kam nichts mehr.

Irgendwie schien der Patient gerade selbst in Gedanken versunken. Es war offensichtlich, dass er sich gerade versuchte an Einzelheiten zu erinnern, denn Naruto sah, dass Sasuke die Stirn leicht kraus zog und sich eine niedliche kleine Falte auf dem Nasenrücken zwischen den feingeschwungenen Brauen bildete.

Sasuke Uchiha war wirklich atemberaubend schön… selbst wenn er geistig verwirrt und tief nachdenklich war. Nichts konnte diesen Mann entstellen und Naruto spürte den sich steigernden Herzschlag in seiner Brust allein bei den Gedanken an ihren Kuss nur wenige Stunden zuvor und den sie bislang noch nicht zur Sprache gebracht hatten.

„Juugo war am Hafen. Zumindest von den Hintergrundgeräuschen her. Ich hörte das Meer. Die Möwen. Aber auch das Scheppern von Containern bei der Verladung“, Sasukes Stimme wurde nach und nach leiser. Langsamer. Er schien über jedes Wort nachzudenken. In sich zu gehen. Sich die Bilder vor sein inneres Auge zurückholend und diese mit Dingen zu verknüpfen, die bislang nur er wusste, da sie noch nicht ausgesprochen worden waren.

„Die Uchiha Corp. besitzt mehrere Lagerhallen im Hafengebiet. Ich glaube… nein, ich weiß, dass Juugo dort…“, seine Hand fuhr fahrig über die Stirn in das schwarze Haar, „…also, ich habe ihm gesagt, er solle dort… irgendetwas beobachten! Ach verdammt!“, die Hand im Haar krallte sich kurzzeitig in die Mähne, ehe sie ruckartig zurückfuhr und zur Faust geballt auf die Matratze aufschlug.

Naruto rührte sich nicht. Sprach nicht. Er wusste, dass Sasuke nun seine Ruhe und seine Zeit brauchte um all das, was nun durch seinen Kopf ging, zu sortieren und in die richtige Reihenfolge zu bringen.

Die Stille im Zimmer war irgendwie seltsam. Nicht einmal die Geräusche der anderem im Esszimmer aus dem Erdgeschoß waren mehr zu hören. Daher erschrak der Blonde auch leicht, als Sasuke plötzlich tief Luft holte: „Am Hafen gibt es einen alten Güterbahnhof. Er wird nicht mehr wirklich genutzt, aber… aber dort gibt es noch alle Schließfächer. Eines davon hat die Bezeichnung meines Geburtsdatums. 2307“, irgendwie schien sich der durchdringliche Blick, der nun auf Naruto lag, zu verstärken, „Die Zahlenkombination an diesem Schließfach ist die 7876. Das hatte Juugo gesagt. 7876. Dort muss etwas drin sein, was das hier alles… aufklären könnte und…“

„Ich werde es kontrollieren!“, entfuhr es Naruto und dabei sprang er auf, „Verlass dich darauf! Egal, was in diesem Schließfach ist! Ich werde es finden und herbringen!“

„Aber ich weiß nicht…“, Sasuke drehte sich wieder leicht weg von ihm. Zögerte.

„Naruto! Es ist gefährlich! Vielleicht lauert man dir auf! Ich könnte nicht verantworten…“

„Quatsch! Mach dir keine Gedanken, Teme! Ich krieg das hin!“, Naruto setzte sich auf die Bettkante und beugte seinen Oberkörper leicht über den abgewandten Körper des Uchihas, „Was ist denn schon dabei, in den Hafen zu fahren und nachzusehen, was in dem Schließfach ist, hm?“

Der Kopf des Schwarzhaarigen fuhr herum: „Ja, genau! Was ist denn schon dabei, wenn der Killer da noch rumläuft und darauf wartet, dass irgend so ein blonder Idiot da aufkreuzt und ihn genau zu diesem Schließfach führt?“

Naruto zuckte zusammen. Sasukes Tonlage hatte sich deutlich verändert. Sie war schneidend scharf geworden. So hatte er sie bislang nur aus den vielen Interviews, die der Schwarzhaarige mit seiner Schwester für das Fernsehen geführt hatte, gekannt.

„Ich werde schnell wieder fit und besorge das Zeug selbst! Du hälst dich raus!“, ein Befehl. Eindeutig!

„Vergiss es, Teme!“, Naruto verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte den Schwarzhaarigen von oben herab finster an, welcher ihm wiederrum einen schiefen Blick über seine Schulter hinweg zu warf.

„Nein, du vergisst es, Dobe!“, Sasuke setzte sich unerwartet schnell auf, was Naruto schon etwas verwunderte. Schließlich hatte er kaum damit gerechnet, dass Deidaras Therapie so schnell Früchte trug bei dem jungen CEO.

„Das ist alles allein mein Problem und niemand, auch nicht du, wird sich da nun weiter darin verstricken lassen! Ihr seid dafür da, mich wieder fit zu kriegen und der Rest ist meine Angelegenheit, verstanden?!“

Auch den Blick kannte Naruto bereits aus den Medien. Kalt. Abwehrend. Distanziert.

Aber es brauchte mehr als nur einen frostigen Blick um einen Naruto einzuschüchtern. Nur konnte dies der Uchiha noch nicht wissen!

Behutsam legte er seine rechte Hand auf die leicht erhitzte Wange des Schwarzhaarigen, beugte sich ihm noch etwas mehr entgegen, so dass nur noch wenige Zentimeter zwischen ihren Gesichtern lagen.

Seine Augen spiegelten ein sanftes Licht wieder, welches den Uchiha nichts gegen diese intime Geste erwidern ließ.

Es schien fast so, als wäre es dem Blonden gelungen, mit nur einer einzigen Handlung und mit nur einem einzigen Augenaufschlag dem sonst so kühlen Geschäftsmann jeglichen Wind aus den Segeln genommen zu haben.

„Du bist nicht allein, Sasuke!“, Narutos Stimme klang mit einem mal so viel tiefer. Drang in jede Pore und hinterließ einen wohligen Schauer.

Sasukes Augen weiteten sich und auch wenn ihn unzählige Wörter auf der Zunge lagen, so gelang es ihm nicht, auch nur ein einziges davon über die Lippen zu bringen.

Ja, er war auf Abwehr gegangen.

Er hatte in den letzten Tagen wirklich so etwas wie Sympathie für diesen Irrenhaufen hier entwickelt. Das Wort Freundschaft wollte er da bewusst noch nicht verwenden. Vielleicht würde dies später möglich sein.

Besonders Naruto war ihm wichtig… warum auch immer.

Er wollte nicht, dass sie sich in Gefahr brachten und das waren sie in seiner Nähe zweifelsohne!

Das nun Naruto auch noch verkündet hatte, sich um dieses Schließfach zu kümmern… das war einfach ein Risiko, was er nicht eingehen wollte!

Er hatte Naruto gerade erst kennengelernt und… er wollte noch viel mehr über den Blonden wissen!

Wenn diesem nun auch etwas geschehen würde… so wie es Suigetsu passiert war, dann… dann… würde er sich das niemals verzeihen können!

Der Blonde dürfte einfach nicht gehen!

Aber irgendwie schaffte er es gerade nicht, es Naruto noch einmal eindringlich mitzuteilen.

Er saß nur da. Regungslos. Spürte diese wunderbar warme Hand auf seiner Wange und wie der fremde Daumen sachte über die dünne Haut unterhalb seines Auges strich.

So vertraut. So zärtlich.

Sasuke spürte etwas in sich aufkommen, was nun nicht aufkommen sollte. Dürfte.

Die Situation war nun einfach nicht dafür geschaffen, sich hier Hals über Kopf zu… ja, was eigentlich?!

Ein Blick in diese tiefblauen Augen, die ihn teils besorgt aber auch so gütig anblickten gab ihm das Gefühl, dass sich tief in ihm drin, so auf Magenhöhe, etwas zusammen zog.

Was war das für ein Gefühl?

Hatte er sich etwa bereits in diesen Chaoten verliebt?! Das dürfte nicht sein!

Er war sich doch gerade erst im Klaren darüber, dass er homosexuell war und nun direkt so etwas?!

War sein Leben bisher auch so rasant verlaufen und wenn ja, warum erinnerte er sich dann nicht daran?

Er hatte eigentlich gedacht, er wäre mehr der überlegte und vorsichtige Typ gewesen. Zumindest beruflich.

Privat… privat fiel ihm gerade irgendwie nichts ein. Es kam ihm so vor, als habe er gar kein wirkliches Privatleben mehr in den letzten Jahren gehabt.

Jegliche Erinnerung, die gerade nach und nach von diesem dunklen Schleier des Vergessens befreit wurde handelte ausschließlich nur von seiner Arbeit innerhalb der Firma und der raren Freizeit, die er mit seinen beiden Freunden Suigetsu und Juugo verbracht hatte.

Erneut bemerkte er, dass seine Gedanken abgeschweift waren und konzentrierte sich nun wieder ruckartig auf die Person vor sich.

Naruto hatte sich keinen Deut bewegt. Verharrte immer noch in der gleichen Position und schien einfach nur Sasukes Reaktion abwarten zu wollen.

Vermutlich war sich der Blonde trotz seines angeblichen Bildungsabschlusses gerade überhaupt nicht sicher, was Sasuke nun tun würde.

Und das was Sasuke tat, damit hatte der Schwarzhaarige wohl selbst am allerwenigsten mit gerechnet.

Er drückte sich selbst in seiner sitzenden Position etwas vor, näherte sich dadurch Naruto und es verging kein Wimpernschlag, da lagen bereits seine Lippen auf denen des eindeutig überraschten Mediziners.

Sasuke konnte dies jedoch nicht so genau sagen, denn instinktiv hatte er seine Augen geschlossen und konzentrierte sich nun auf diese wundervolle Wärme, die die weichen Lippen des Blonden auf seine abstrahlten, wortwörtlich in ihn eindrang und in ihm dieses beklemmende Gefühl, welches sich über ihn gelegt hatte seitdem er das mit Suigetsu erfahren hatte, verdrängte.

Noch Narutos Befangenheit schien nicht lange von Dauer zu sein.

Zur inneren Freude Sasukes, die er nach außen hin sicherlich nicht so zeigen würde, verstärkte der Blonde den Druck und sein ganzer Körper schien ihm entgegen zu kommen.

Dadurch wurde dieser anfänglich doch recht schüchterne Kuss um einiges leidenschaftlicher. Unbeherrschter. Eindringlicher.

Eine Hand fuhr in Sasukes Nacken. Finger krallten sich in seine feineren Nackenhärchen und fuhren dann hoch. Fanden Halt im dichten Schwarz des Hinterkopfes. Zogen seinen Kopf in den Nacken und ließen ihn auf keuchen.

Sein geöffneter Mund schien die Einladung für eine vorwitzige Zunge zu sein, die zunächst zärtlich über seine Unterlippe strich und dann in seinen Mund fuhr.

Erneut seufzte er in den Kuss. Spürte, wie sich seine Hände verselbständigten und sich seine Finger mehr in den Pullover des Blonden gruben. Diesem verdeutlichten, dass er dies hier um nichts auf der Welt unterbrechen wollte.

In Narutos Kopf hingegen herrschte ein unglaubliches Chaos.

Suchte Sasuke gerade nur Trost? Oder konnte er hier nun reges Interesse des Schwarzhaarigen an seiner Person spüren?

Die Frage schien wie von selbst beantwortet zu werden, als sich Sasuke eigentlich nur kurz von ihm löste und eigentlich nur einen geringen Spalt zwischen ihren Lippen gelassen hatte um vermutlich tief Luft zu holen, doch Narutos Mund dachte da wohl anders: „Was… was ist das eigentlich zwischen uns?“

Sasuke stockte. Die Augen zunächst noch geschlossen, öffneten sie sich langsam und er blinzelte einige Male: „Ist das wichtig?“

„Ich denke schon, Sasuke! Aus medizinischer Sicht wäre es vielleicht nicht ganz so günstig für deine…öhm…psychologische Rehabilitation, wenn du dich…öhm… nun ja… mit so was ablenkst und so?“, Naruto schaffte, eigentlich widerwillig, einen größeren Abstand zwischen sie, auch wenn dieser weiterhin nicht viel Spielraum für anderes ließ.

„Tz!“, der Schwarzhaarige rollte die Augen und schien einen Punkt irgendwo hinter Naruto anzublicken. Zumindest hatte Naruto gerade das Gefühl, dass der Uchiha gerade versuchte, den direkten Blickkontakt zu vermeiden.

Naruto kam es so vor, als wäre Sasuke gerade sein eigenes Handeln unangenehm, aber er wollte es partout nicht nach außen hin zeigen.

Dennoch bemerkte der Uzumaki die leicht rötliche Färbung der Ohren des Patienten.

„Ich bin zwar Psychologe und auch dafür da, dir zu helfen, aber…“

„Dann halt einfach die Klappe und küss mich, Usuratonkachi!“, brummte dieser sofort zurück und überwand den geringen Abstand ebenso schnell wie zuvor und verstärkte zudem noch den ruckartigen Griff der in seinen Pullover gekrallten Finger, so dass Naruto die akkurat geschnittenen Fingernägel hindurch über seine Brust kratzen spüren konnte.

Das erneute aufeinander krachen ihrer Lippen zeigte Naruto deutlich, dass Sasuke nun nicht länger reden wollte.

Sasuke wollte vergessen.

Irgendwo verständlich, auch wenn Naruto beruflich gesehen immer noch an dieser Methode zweifelte… aber Hey! Er war auch nur ein Mann und gerade schien ihm sein persönlicher Traumkerl das Hirn herausknutschen zu wollen, denn dieser legte eine unglaubliche Intensivität und Leidenschaft in den Kuss, dass es ihm schier den Atem nahm.

„WUUUAAAAAAH!“

Naruto fuhr zurück.

Sasuke ebenso. Aber das bekam der Blonde gar nicht mehr so genau mit.

Denn dieser Schrei… der hatte eindeutig seinem Herzen einen Stillstand verpasst.

In ihrer derzeitigen Lage hätte das vermutlich jeder Schrei in diesem Ausmaß und in dieser Lautstärke, doch dieser Schrei war anderes als das er einen Schrei innerhalb seines Hauses erwartet hätte!

Denn dieser Schrei kam eindeutig von einer Frau!

Und soweit er wusste war in diesem Haus nicht einmal eine weibliche Putzhilfe – auch wenn die sicherlich bei diesem reinen Männerhaushalt von Nöten wäre, allerdings schien Iruka bisher einen ganz guten Job machen.

Und Naruto kannte diese Stimmlage.

Er hatte in seinem Leben schon oft genug einen solchen Schrei vernehmen dürfen und noch nie, auch jetzt nicht, war er über die Verursacherin wirklich freudig überrascht gewesen….

Doch WAS machte SIE hier?

„Was… oder eher wer war das?“, Sasuke wirkte etwas… nein, er wirkte vollkommen verwirrt.

Nicht wirklich verwunderlich. Wusste der Uchiha doch auch, dass es derzeit keine weiblichen Wesen hier gab und auch wenn Deidara mitunter einen anderen Eindruck machte, so war dieser sicherlich nicht in der Lage, solche Töne zu erzeugen.

Wobei sich selbst da Naruto auch nicht so sicher war… schließlich wusste er ja nichts Genaueres über das Intimleben des Ergotherapeuten.

„Ich hab da einen ganz miesen Verdacht!“, seufzte der Blonde und erhob sich.

Irgendwie hatte er nun gar keine Lust ins Erdgeschoß zu gehen und eben diesen Verdacht bestätigt zu bekommen, doch würde er das nun nicht tun, dann würde sie sicherlich bald hier aufkreuzen – schließlich war das hier sein eigentliches Zimmer – und dann würde er sich ganz bestimmt mit einem noch viel größeren Problem auseinandersetzen müssen!

„Teme! Verhalt dich ruhig und verlass nicht dieses Zimmer!“

Dieser schnaubte nur abfällig und anhand seines Gesichtsausdruckes war nichts mehr davon zu erahnen, was sich nur wenige Augenblicke zuvor hier in diesem Zimmer abgespielt hatte: „Ich kann ja auch so toll aus dem Bett springen, Dobe!“

Naruto musste dennoch schmunzeln. Das hatte er gerade irgendwie ziemlich gut verdrängt gehabt. Irgendwo war es ihm in dieser ganzen Knutscherei gar nicht aufgefallen, dass Sasuke noch gar nicht so gut seine Beine bewegen konnte und somit ein eigenständiges Verlassen dieses Zimmers unmöglich war.

„Schon klar!“, er entfernte sich weiter vom Schwarzhaarigen und hatte bereits seine Hand auf der Klinke, als er sich noch einmal herumdrehte und dem jungen Uchiha ein für diesen atemberaubendes Lächeln schenkte, „Ich regle das schnell da unten und dann können wir ja da weitermachen, wo wir gerade unterbrochen worden sind!“

Augenblicklich verfärbten sich Sasukes Wangen rot. Am liebsten hätte dieser nun nach einem harten Gegenstand gegriffen und diesen dem vorlauten Möchte-gern-Psychologen an den Kopf gepfeffert, doch dann würde er diese Frau – wer immer sie auch war, aber sicherlich niemand, über den sich Naruto freute – bald hier in diesem Zimmer aufkreuzen und Sasuke stand irgendwie überhaupt nicht der Sinn nach einer Frau.

Zwar verzog sich nun langsam die leichte Erregung in seiner Körpermitte sowie dieses flattrige Gefühl in der Magengegend, aber bei einer Frau wüsste er nun wirklich nicht, wie er reagieren sollte.

„Hn!“, war das einzige, was seine Lippen durchließen, doch schien dies den Blonden nicht mehr zu erreichen, denn dieser war schon aus dem Zimmer getreten und die Tür fiel leise ins Schloss.
 


 

„Wer seid ihr? Und was macht ihr hier?“

Naruto hörte bereits das Gezeter aus dem Esszimmer, da befand er sich noch auf der obersten Treppenstufe.

Er atmete tief durch. Das würde nun nicht einfach werden, das wusste er.

Warum musste sie denn ausgerechnet JETZT hier auftauchen.

„DAS soll ich euch glauben?! Ich rufe jetzt den Sicherheitsdienst!“

Er sollte sich wahrlich beeilen, bevor seine Arbeitskollegen noch in echte Probleme kamen. Irgendwie nervte ihn das. Er hätte sich nun zu gerne mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Der Kuss… Die Informationen zum Schließfach… der wirklich gute Kuss…

Er schlug sich selbst die Hand an die Stirn in der Hoffnung, wieder auf einen klaren Gedanken zu kommen und nicht noch von der Treppe zu stürzen.

Die letzte Stufe hinter sich lassend trat er durch den Türbogen in den kleineren Vorraum des Esszimmers, wo ihn bereits die beidseitig geöffnete Flügeltüre erwartete und ihm einen Blick auf das dort statt findende Schauspiel gab.

Kakashi, Neji und Iruka saßen stocksteif an der einen Längsseite der Tafel mit den Gesichtern zu ihm gewandt. Ihnen gegenüber und somit mit dem Rücken zu ihm saß Deidara, auf dessen Schulter eine Hand Sasoris ruhte.

Der Blick des Leiters des Pflegepersonals lag allerdings genau auf Naruto, was vermutlich daran lag, dass dieser nun genau hinter der Person stand, die nun mit beiden Armen in den Hüften gestemmt vor sich hin schimpfte.

„KARIN!“, Narutos Stimme klang für alle Anwesenden ungewohnt tief und grollend.

Die Rothaarige fuhr erschrocken herum. Sie hatte ihren Bruder nicht kommen hören, was sicherlich an ihrer eigenen Lautstärke gelegen haben könnte und augenblicklich unterbrach sie ihre Schimpftriaden.

Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden ruhte nun auf den Hausherren und niemand wagte sich auch nur zu räuspern, denn der Blick Narutos schien förmlich Bände zu sprechen und war sicherlich nicht als freudig überrascht darüber seine Schwester zu sehen einzustufen.

„Was machst du hier, Karin?“, Naruto hatte seine Lautstärke heruntergefahren und schien seine Kollegen alle auszublenden.

Karin Uzumaki legte den Kopf etwas seitlich und es machte den Eindruck, als wollte sie gerade ihre nächsten Worte genau abschätzen: „Na, was mache ich hier wohl? Das ist das Haus unserer Eltern! Und ich bin dienstlich in Konoha! Was soll ich also in ein Hotel gehen?“

Das war… eindeutig logisch… irgendwo. Auch wenn es gerade absolut unpassend war, aber Naruto konnte schlecht etwas dagegen sagen, da Karin ein ebensolches Anwesenheitsrecht in dieser Villa hatte, wie er auch.

Er schluckte das aufkommende Seufzen hinunter und versuchte sich stattdessen an einem Lächeln: „Schön, dass du wieder da bist, Karin!“

Langsam schritt er an ihr vorbei und auf den Tisch zu, wo er auf einem Stuhl Platz nahm und ihr somit den Rücken zeigte.

Er konnte ihr nun nicht mehr ins Gesicht sehen bei dem, was er nun vorhatte, ihr zu sagen.

Karin hatte nicht nur als Journalistin eine wahnsinnig gute Menschenkenntnis und würde direkt merken, wenn er ihr nicht die Wahrheit sagte, sondern sie war auch seine Schwester und kannte ihn schließlich von Geburt an, auch wenn es die letzten acht Jahre nicht sehr intensiv war.

„Ich stehe kurz vor meinen Prüfungen. Du weißt ja…ich studiere Medizin…und das sind Kollegen aus dem Krankenhaus, die mir beim Lernen helfen und wir wollten uns nun einen netten Abend bei…“

„…einem Pokerspiel machen!“, unterbrach ihn Deidara und grinste schräg zu ihm herüber.

Dankbar für seinen Kommentar nickte Naruto ihm zu.

„Und bleiben die hier alle über Nacht oder wie?“, schnaubte die Rothaarige hinter ihm. Anscheinend schien sie ihm seine fragwürdige Geschichte zu glauben. Hätte sie sich in den letzten Jahren mehr für ihren Bruder als für ihre Karriere und all die Prominenten interessiert, dann hätte sie gewusst, dass Naruto seine Studien schon lange abgeschlossen hatte und sicherlich keine Nachhilfe bräuchte.

„Hm, ja!“, nun drehte er sich doch auf seinem Sitzplatz zu ihr herum und grinste von einem Ohr zum anderen, „Aber keine Sorge. Dein Zimmer ist – wie in all den Jahren zuvor schon – unbewohnt.“

Dass seine Stimme ein wenig vorwurfsvoll klang war nun absolut beabsichtigt.

Karin löste ihre starre Haltung und ließ die Arme sinken. Anscheinend hatte sie den Vorwurf genau herausgehört, wollte nun aber auch nicht darauf eingehen vor all diesen Leuten hier und versuchte sich nun auch an einem versöhnlichen Lächeln: „Dann ist gut! Und wer seid ihr alle? Iruka-san kenn ich ja, aber ansonsten… es kommt schließlich nicht allzu oft vor, dass Naruto so viele hübsche Männer mit nach Hause bringt!“

Und nun wusste Naruto, dass dieses Lächeln seiner Schwester nicht versöhnlicher Natur war… es war eindeutig das, welches sie auflegte, wenn sie flirtete. Er kannte es aus dem Fernsehen. Aus den Interviews.

Aus den Interviews mit seinem Sasuke!

„Ich bin schwul!“, brummte Sasori und betrachtete Karin missbilligend.

Anscheinend hatte der rothaarige Pfleger absolut keine Lust auf irgendwelche Avancen der einzigen Frau hier im Haus und sein seit Jahren sonst wohlgehütetes Geheimnis nun direkt herausgehauen, was selbst Deidara dazu brachte, in eine seltsame Art von Schnappatmung zu verfallen, brachte ihm einige erstaunte Blicke ein.

Naruto musste sich ein Auflachen verkneifen als er dazu Karins verwirrten Gesichtsausdruck erblickte.

Sollte er seiner Schwester vielleicht direkt sagen, dass es für sie hier nichts zu holen gab?

„O…kay“, ihr Blick huschte direkt zu seinem Nebenmann, „Der da ist dann wohl…“

„Bingo!“, Deidara fasste sich schnell und wies in einer galanten Bewegung wieder auf Sasori, „Sasori ist meine charmantere Hälfte. Ich bin Deidara Iwa! Hi!“

„Kakashi Hatake. Und eindeutig zu alt für dich!“, der grauhaarige Arzt grinste offensichtlich hinter vorgehaltener Hand.

„Aber gerade ältere Männer sind doch extrem begehrenswert!“, Karin klimperte offensiv mit den Wimpern und war noch näher an den Tisch herangetreten. Sie stand nun genau zwischen Naruto und Deidara. In ihren Augen glitzerte es leicht und Naruto wusste, was es zu bedeuten hatte, wenn seine Schwester anfing eine ihrer Haarsträhnen um den Finger zu wickeln.

„Vergiss es, Schwesterchen! Kakashi ist der beste Freund von Onkel Jiraija und du weißt doch, was das heißt!“, flötete der Blonde und amüsierte sich über den sich plötzlich veränderten Gesichtsausdruck der Älteren und das hastige Loslösen der Haare um ihren Finger.

„Urgs! Okay! Und wer bist du?“, und sie fixierte augenblicklich Neji, der offensichtlich über die plötzliche Aufmerksamkeit zusammenzuckte.

„Wenn ich nun behaupte, auch schwul zu sein, würde das nicht wirklich glaubhaft rüberkommen…oder?“, fragte er mit kühlem Blick in die Runde und erntete einige Lacher, die nur durch den plötzlichen Knall einiger abgestellter Bierflaschen auf der Tischplatte unterbrochen wurden.

Asuma positionierte noch einige nichtalkoholische Getränke aus einer Kiste unter seinem Arm daneben und Naruto erkannte, dass der Allgemeinmediziner wohl im Keller gewesen sein musste.

„Schaut mich nicht so an!“, er hob seine Hand und ein Ring blitzte kurz auf, „Ich bin seit fünf Jahren äußerst glücklich verheiratet!“

Karin verschränkte seufzend die Arme vor der Brust: „Na super! Das Haus voll gutaussehender Männer und dann sind alle entweder mit mir verwandt, schwul, nicht bei Verstand“, Kakashi brummte leicht empört klingend, „oder vergeben! Das ist wirklich frustrierend!“

Sie beugte sich nach vorne und nahm sich eine der Bierflaschen und das von Asuma wohl auf dem Tisch abgelegte Feuerzeug, mit welchem sie die Flasche in einer schnellen Hebelbewegung öffnete: „Und da wundert man sich, dass eine Frau von Klasse nach Tokyo abwandert!“, und nahm dann einen langen Schluck.

Naruto zuckte nur kurz mit den Schultern: „Wie lange wirst du diesmal in Konoha bleiben, Karin?“

Sie setzte die Flasche von ihren Lippen ab und schielte zu ihrem Bruder hinunter: „Vermutlich bis sie diesen Irren geschnappt haben!“

„Diesen Irren?“, Deidara stützte seinen Kopf auf beiden Händen auf der Tischplatte ab.

Asuma stellte in der Zwischenzeit die Kiste in eine der Zimmerecken und setzte sich dann neben Naruto.

„Ja, dieser Mörder! Kanntet ihr den Klinikchef? Ihr seid doch alle Ärzte oder so!“

Selbst Karin bemerkte augenblicklich, dass sich die Stimmung im Raum um einige Grad kälter anfühlte und blickte reihum in betretene Gesichter.

„Kennen taten wir ihn alle irgendwie“, war Asuma derjenige, der zuerst wieder seine Sprache gefunden hatte, „Er war schließlich lange Zeit im Klinikum tätig und auch wenn wir nun alle im Senyu-Klinikum arbeiten, so haben die meisten von uns entweder ihre Assistenzzeit oder ein Praktikum im Städtischen verbracht!“

„Kannte einer von euch ihn näher?“, Karins Augen verengten sich zu Schlitzen und sie stierte förmlich die Anwesenden an.

„Karin!“, Naruto hingegen funkelte sie direkt böse an, „Das hier soll ein netter Abend werden und kein Interview für deine Klatschpressensendung!“

Doch Karin ließ sich von ihren jüngeren Bruder nicht beirren. Sie hatte soeben erfahren, dass ein jeder hier wohl den alten Onoki Tsuchikage gekannt hatte und von daher ließ sich doch hier bestimmt einiges an Informationen für sie herausholen!

„Hatte er Feinde? Irgendeinen Patienten, der wegen einer Fehlbehandlung angepisst war oder vielleicht dessen Angehörigen oder hatte er vielleicht eine Affäre… obwohl seine Frau schon länger tot sein soll und man es nicht mehr Affäre nennen kann…oder hatte er…“

„KARIN!“, Naruto war aufgesprungen und hatte beide Hände knallend auf die Tischplatte abgestützt, „Es reicht!“

Die Rothaarige hingegen lächelte nur etwas mitleidig wirkend: „Ach, möchte denn mein liebstes Brüderchen nicht, dass man diesen gemeingefährlichen Killer so schnell wie möglich schnappt und deswegen jede noch so kleine Information von außerordentlicher…“

„HALLO? JEMAND DA?“

Alle Köpfe fuhren augenblicklich herum und blickten durch die immer noch offenstehende Flügeltür in den dunklen Teil des Hauses.

Jemand hatte soeben die Haustür geschlossen und es näherten sich Schritte.

Naruto schluckte den plötzlich dicken Kloß in seinem Hals hastig hinunter.

Dieses Timing war absolut… beschissen! ABSOLUT!

Er löste sich von der Tischplatte und wollte gerade losstürmen in die Diele, als ihn eine sonst recht zierlich wirkende Hand mit ungeahnter Kraft festhielt.

Ein Blick zurück und in Karins Gesicht bestätigte leider seine Angst.

Sie hatte diese Stimme ebenso erkannt wie er selbst und nun hoffte er, dass dieser nichts sagen würde bis zu seinem Eintreffen in diesem Zimmer, was die Situation hier noch um einiges verschlimmern könnte.

Naruto schaffte es nicht, sich aus dem wirklich fiesen Krallengriff, gespickt mit manikürten Nägeln, seiner Schwester zu lösen und fluchte innerlich, doch erkannte er aus dem Augenwinkel, dass jemand anderes aufgesprungen war… Sasori hastete an ihnen vorbei und war dann auch schon um die Ecke in der Diele verschwunden.

„Ist das der, der ich denke, der es ist?“, säuselte Karin und schielte mit einem wirklich beängstigenden Grinsen zu ihrem Bruder, der diesmal das offensichtliche Schlucken des nächsten Kloßes in seinem Hals nicht unterdrücken konnte.

„Schön, dass du es einrichten konntest, zu unserem Pokerabend zu kommen, Itachi!“, hörten sie alle auch sogleich Sasoris seltsam freudig klingende Stimme zu ihnen ins Esszimmer schallen und bei Nennung des Namens wurde Karins Grinsen irgendwie noch diabolischer.

„Poker?“

„Ja…Haha… Bist wohl so überarbeitet! Klar! Heute ist Poker und nächste Woche Backgammon!“

„Ah…ja! Ja, du hast Recht!“

Anscheinend hatte Sasori Itachi in der Zwischenzeit leise oder per Handzeichen mitgeteilt, dass er nicht offen sprechen konnte und Naruto entspannte sich etwas, auch wenn er sich bewusst war, dass nun Karin weitere unangenehme Fragen stellen würde.

In diesem Augenblick betrat Itachi Uchiha auch schon gefolgt von Sasori Akasuna das Esszimmer und nickte allen mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Bei Karin verharrte er schließlich: „Oh, welch Überraschung, sie hier zu sehen, Uzumaki-san!“, er reichte ihr die Hand, „Neben dem Pokerabend habe ich aber nicht ein Interview mit ihnen vergessen, oder?“

Karin zögerte etwas die Hand entgegen zu nehmen, was vermutlich am absoluten Charme des älteren Uchiha-Bruders lag und Naruto musste gar etwas schmunzeln. In diesem Augenblick wusste er, dass er sich keine weiteren Sorgen bezüglich seiner doch recht neugierigen Schwester machen müsste, da Itachi sie eindeutig bereits jetzt schon um den Finger gewickelt hatte mit diesem Augenaufschlag, den er ihr gerade mit einem unbeschreiblichen Lächeln schenkte.

Aber das hätte er auch vorher wissen können. Schließlich war Itachi der tägliche Umgang mit dieser Reportermeute gewöhnt und wusste sich da schon zu helfen.

Solange Karin nun nicht auf die Idee kam, dem Uchiha hier eine Hausführung zu geben, welche auch sein Zimmer beinhaltete, würde nun nichts mehr schief gehen können.

„Uchiha-san?“, hauchte die Rothaarige nun doch etwas verlegen und legte ihre Hand in die seine, „Sie verkehren mit meinem Bruder?“

Verkehren?! Wie sich das wieder anhörte!

Naruto schluckte erneut kräftig. Diesmal waren es die Wörter, die ihm auf der Zunge lagen. Wenn seine Schwester wüsste, dass er nebenbei noch was anderes tat mit dem allgemein hin bekannten Schwarm seiner Schwester nur eine Etage über dieser hier, dann wäre er jetzt…öhm…tot.

Itachi lachte auf und es klang keinen falls künstlich, obwohl es das sicherlich war: „Sicherlich! Er ist ein hervorragender Pokerspieler!“

Naruto hatte bisher noch nie Poker gespielt und er hoffte gerade inständig, dass seine Schwester nicht die Lust verspürte, an ihrer ‚Spielrunde‘ teilzuhaben.

Kakashi – in diesem Augenblick in Narutos Augen ein mieser Verräter – lachte erneut hinter seiner Hand auf: „Das spricht nun nicht für dich, Itachi-kun! Jeder hier in diesem Zimmer ist besser im Poker als Naruto!“ Wie wahr!

„Oi! So schlimm ist es bei mir nun auch wieder nicht!“ – nein, es war schlimmer!

„Wir können aber auch eine Runde Mau-Mau spielen, damit Naruto und Itachi mal eine Chance haben, hm!“, lachte Deidara auf und dieser erntete nun von Naruto und benannten Uchiha einen bösen Seitenblick.

„Einigt euch!“, Asuma erhob sich, „Ich geh solange eine rauchen!“, und schon verließ er das Zimmer über die Küche um dort zum Hinterausgang zu gelangen.

Naruto hatte schnell verstanden, dass dieses Gespräch hier zur allgemeinen Auflockerung aller Beteiligten diente. Denn die angespannte Situation war förmlich greifbar gewesen und sicherlich hätte Karin dann doch schnell den Braten gerochen.

Itachi setzte sich nun auf den Platz, auf dem zuvor Asuma gesessen hatte und schien sich nicht weiter an der Anwesenheit der Schwester zu stören.

„Nun ja, Jungs! Ich möchte euren Spieleabend nicht weiter stören, auch wenn es traurig ist bei so charmanter“, sie sah zu Itachi, „Gesellschaft, aber ich habe noch ein Treffen mit einem Kollegen heute Abend. Von daher“, sie wandte sich ab, „wartet nicht auf mich und viel Spaß!“

Als sie durch die Tür hindurchgeschritten war und eindeutig ihr Zimmer, welches sich – Gott sei Dank – im Erdgeschoss befand, ansteuerte, hörte man deutlich das erleichternde Ausatmen am Tisch.

„SIE?“, Sasori beugte sich über den blonden Psychologen, „SIE ist deine Schwester?“

Naruto nickte nur. Klar… er liebte seine Schwester irgendwo. Schließlich war sie seine letzte lebende Blutsverwandte, aber manchmal…

„Du hast es wirklich nicht leicht, Junge!“, flötete Kakashi und nahm sich nun ein Bier, „Vor allen Dingen heißt das nun für uns, dass wir noch mehr aufpassen müssen, solange sie hier ist!“

„Beziehst du das nun nur auf unseren Patienten oder auch auf unsere körperliche Unversehrtheit?“, Neji schien der lüsterne Blick der Rothaarigen wohl nicht aus dem Kopf zu gehen.

Kakashi lachte auf: „In deinem Fall wohl beides! Wir wissen alle, dass du alles, aber nicht schwul bist!“

Asuma betrat wieder das Zimmer und stellte diesmal eine größere Schüssel mit Chips in die Tischmitte.

„Eigentlich macht ihr mich hier so ziemlich arbeitslos!“, Iruka, der bislang alles still beobachtet hatte, seufzte auf.

„Irrtum! Du kannst mir einen Gefallen tun!“, flüsterte Naruto an ihn gewandt und der Braunhaarige nickte.

„Geh bitte hoch in mein Zimmer und setze ihn“, er deutete Gänsefüßchen in der Luft an, „ von der neuen Situation in Kenntnis. Als Hauswart wird Karin wohl weniger Verdacht bei dir schöpfen, wenn du hier durch die Gänge läufst. Zudem hat er noch nichts zu Abend gegessen. Sobald sie weg ist werde ich wieder nach ihm sehen!“

Iruka nickte erneut verstehend und erhob sich.

„Wie geht es ihm?“, wandte sich nun Itachi flüsternd an seinen Nebenmann und Naruto drehte sich dem älteren Uchiha zu.

„Er kann sich größtenteils an sehr viele Dinge erinnern und steht daher noch etwas unter Schock. Wir mussten ihm Beruhigungsmittel verabreichen und er sollte sich heute keinen unnötig stressigen Situationen aussetzen. Aber ihm geht es ansonsten ganz gut… und seine Frage“, er zwinkerte Itachi verschwörerisch wirkend zu, „konnten wir auch beantworten. Aber das sagt er dir am besten selber!“

Schließlich wollte Naruto hier nicht etwas verkünden, was eigentlich nur Sasuke etwas anging.

Itachi senkte den Blick: „Dann wäre es wohl besser, wenn ich ihn heute Abend noch etwas Zeit für sich gebe, oder?“

„Normalerweise würde ich in einem solchen Fall zustimmen, aber bei Sasuke sehe ich das ein wenig anders. Suigetsu…“

„Ich habe es aus den Nachrichten erfahren!“, seufzte Itachi, „Als ihr mich über Kisame kontaktiert habt, habe ich mir schon gedacht, dass es etwas damit zu tun haben könnte. Er war Sasukes bester Freund. Er ging bei uns ein und aus und von daher hat es selbst mich zutiefst geschockt.“

„Was ist mit Juugo?“, warf Naruto ein.

Itachi hob seine linke Augenbraue. Eine Eigenart, die beide Uchiha-Brüder wohl teilten.

„Was soll mit Juugo sein?“

„Sasuke erinnert sich an ein Telefonat mit ihm und denkt nun, dass diesem was zugestoßen ist!“

„Hm!“, nachdenklich fuhr sich Itachi mit dem Zeigefinger über die Lippen, „Kisame hat mir vor drei Tagen erst berichtet, dass Juugo wieder bei uns angerufen hätte und sich nach Sasuke erkundigt habe. Er hat diesem aber noch nicht mitgeteilt, dass Sasuke aus seinem Koma erwacht ist und…“

„Dann sollte er dies auch nicht tun!“, warf Naruto überraschend ein.

„Warum? Er ist ein Freund von Sasuke und offensichtlich ziemlich besorgt um meinen Bruder. Er ruft alle paar Tage an!“, Itachi verstand Narutos Einwand absolut nicht.

„Eben. Nur er ruft an. Ihr habt sicherlich keinerlei Kontaktdaten, nicht wahr?“

Itachi fühlte sich plötzlich ertappt und zuckte gar etwas zurück.

Erschrocken hatte er soeben feststellen müssen, dass Naruto Recht hatte.

Gewiss rief alle paar Tage ein Juugo bei ihnen im Büro an und erkundigte sich nach seinem Bruder, doch er selbst war nie auf die Idee gekommen, auch zu kontrollieren, ob dies überhaupt Juugo war, der da anrief.

Und nun, wo er wusste, dass es jemand auf das Leben seines Bruders abgesehen hatte und gerade nach dem heutigen Tag, wo bekannt wurde, dass Suigetsu und der Leiter der Klinik, in der Sasuke nach dem Unfall behandelt worden war und der geholfen hatte, dies vor der Presse zu verschleiern, ermordet worden waren, kam er sich selten dämlich und naiv vor.

Er würde Kisame sofort darüber in Kenntnis setzen, keinerlei Informationen mehr an Juugo herauszugeben wenn dieser nicht damit einverstanden war, sich persönlich mit ihm zu treffen.

Dies sagte er natürlich nun nicht Naruto. Denn das sein Plan ein gewisses Risiko beinhaltete war ihm klar.

Wenn Juugo nicht Juugo war, sondern der Killer, dann würde er sich selbst in wirkliche Gefahr bringen.

Aber er würde nicht ganz unvorbereitet zu diesem Treffen gehen und vielleicht käme man ja so den Tätern auf die Schliche.

„Wenn meine Schwester gleich zu ihrem Date verschwunden ist kannst du gerne Iruka auf mein Zimmer begleiten und nach ihm sehen. Ich habe dann selbst noch etwas zu erledigen!“

„Hey! Du hast Nachtschicht!“, brummte es da von der anderen Seite zu Naruto herüber und er drehte hastig seinen Kopf herum.

Sasori sah nicht gerade glücklich darüber aus über das, was er soeben mit angehört hatte.

„Ich bin schnell wieder zurück, aber es ist wichtig und hat was mit seinen Erinnerungen zu tun! Solange könnte doch bitte“, er wandte den Blick vom Rothaarigen ab und dem langhaarigen Brünetten zu, „Neji auf Bereitschaft stehen!“

Dieser sah auf: „Kein Problem, solange du nicht die ganze Nacht wegbleibst!“

„Nein!“, Naruto winkte hastig ab, „Ich nehm die Ducati und beeile mich. Maximal zwei Stunden!“

„Mit seinen Erinnerungen? Um was genau geht es?“, Itachi wirkte nicht nur neugierig, sondern auch eindeutig besorgt.

„Um ein Schließfach am Güterbahnhof im Hafengebiet. Wenn Sasuke sich recht erinnert liegen darin Informationen, die uns zum Täter oder eher den Tätern führen könnten und warum das alles passieren musste!“

„Bist du dir sicher, dass du da allein hinfahren solltest?“, Asuma strich sich nachdenklich durch seine kurzen Haare.

„Alleine ist es unauffälliger und mit dem Motorrad bin ich schneller und zudem erkennt man mich nicht mit dem Helm auf dem Kopf. Ich denke also schon, dass ich das gefahrlos erledigt kriege. Nur sagt Sasuke bitte nichts. Er denkt gerade so wieso, dass er uns alle in Gefahr bringt!“, noch ehe Naruto den Satz ganz beendet hatte hörte er vom Gang her wieder Schritte und wurde leiser.

Wie er bereits vermutet hatte erschien seine Schwester wieder in der Tür. Diesmal trug sie ein aufreizendes Outfit in Form einer knappen Leder-Hotpants sowie eines Tops mit wirklich tiefem Ausschnitt.

Ein ganz normales Treffen mit einem Kollegen würde dies sicherlich nicht werden!

„Also dann! Benehmt euch, Jungs! Ich bin dann mal weg und checke nebenbei mal, ob es in Konoha noch ein paar normale Männer gibt!“, sie lachte künstlich auf.

Fast alle Anwesenden, bis auf Naruto selbst, hoben die Hand zum Abschied und niemand schien wirklich zu einer Aussage fähig – vermutlich aufgrund diesem fast schon provokativen Äußeren. Karin zuckte nur kurz mit den Schultern und wandte sich dann auf ihren eindeutig viel zu hohen High Heels zum Gehen.

Kurz darauf fiel laut eine Haustür ins Schloss und das Starten eines Motors war zu vernehmen.

„Das heißt dann wohl ebenfalls für mich, dass es Zeit wird!“, der Blonde erhob sich und blickte in die Runde, „Wenn etwas sein sollte, so habe ich mein Handy dabei!“

Naruto wusste, dass er sich nun wirklich beeilen sollte. Sasuke hatte nicht gewollt, dass er sich alleine auf den Weg zu eben diesem Schließfach machte und auch die anderen schienen von seinem Plan nicht ganz so begeistert zu sein. Doch solange sie den Schwarzhaarigen ablenkten würde dieser sicherlich auch nichts mehr vorzuwerfen haben, wenn er denn dann mit eben diesen Inhalt aus dem Schließfach zurückkehren würde.

Es waren nur wenige Handgriffe an der Garderobe, und schon hatte er seine schwarzen Stiefel, seinen Nierengurt und die schwere Lederjacke sowie seinen Helm angezogen, schnappte sich den Schlüssel und machte sich auf den Weg in die neben dem Haus befindliche Großraumgarage, in der seine Ducati stand.

Er war lange nicht mehr mit ihr gefahren und war sich daher sicher, dass wenn gerade irgendwo neugierige Reporter oder blutrünstige Killer auf der Suche nach ihm waren, sie ihn niemals als schwarzgekleideten Biker erkennen würden. Dennoch nahm er sich in der Garage das Jagdmesser aus dem obersten Fach des Werkstattwagens und steckte es sich an seinem Rücken in den Gürtel.

Er hatte keine Angst. Zumindest redete er sich immer wieder ein, dass er keine Angst zu haben bräuchte. Bisher konnte niemand ihn mit Sasuke Uchiha in Verbindung bringen. Oder?

Natürlich kannte er das Risiko… Onoki war tot und wenn dieser vorher gefoltert worden war oder ähnliches – so etwas sah man schließlich oft genug in diesen ganzen Mafiosi-Streifen aus Hollywood – dann dürfte vielleicht auch sein Name mal gefallen sein… Er schwang sein Bein über die Maschine und klappte das dunkle Visier herunter. Tief atmete er noch einmal ein ehe er die Maschine aufheulend startete… er musste einfach schneller sein als die Killer. Und schlauer. Und gerissener.

Aber Hey! Er war ein Uzumaki-Namikaze! Er kriegte das hier irgendwie schon hin und er würde Sasuke beschützen! Und das konnte er nun mal nur am besten wenn er wusste vor was oder wem genau er seinen Teme beschützen musste.

Und schon bretterte seine Maschine über den Kiesweg in Richtung Tor des riesigen Senyu-Privatgrundstücks.
 


 

Er hatte eindeutig länger als zwei Stunden gebraucht.

Dies lag weder am Verkehr auf der Straße, denn dieser war ausgesprochen ruhig gewesen und er hatte schnell den Güterbahnhof im Hafen gefunden.

Dort war ihm ziemlich unwohl gewesen. Nur wenige Straßenlaternen hatten ihm dort Licht gespendet und jeder Schatten, jedes Geräusch, hatten ihn nervös werden lassen und dennoch hatte ihn nichts davon abgebracht in das alte Backsteingebäude zu gehen und dort die Schließfächer ausfindig zu machen.

Es waren verdammt viele Fächer gewesen, aber er wusste ja die Nummern.

Schließfach 2307. Zahlenkombination 7876.

Mit zittrigen Fingern hatte er an dem Zahlenschloss herumgefummelt und war ungemein erleichtert gewesen, als ein leises Klicken ihm zu verstehen gegeben hatte, dass Sasuke sich in seinen Erinnerungen nicht geirrt hatte.

Die kleine Türe war sofort aufgesprungen und hatte ihn den Blick auf einen schwarzen Rucksack freigegeben.

Dafür war er echt dankbar, denn schon auf dem Weg zum Bahnhof hatte er sich gefragt, wie er das, was sich in diesem Fach wohl befand, transportieren sollte.

Schnell hatte er den Rucksack herausgezerrt und die Türe wieder verschlossen und eigentlich hatte er sich direkt auf den Rückweg machen wollen.

Auf halber Strecke fiel ihm dann seine Tankanzeige ins Auge, die wohl schon eine ganze Weile mit einem blinkenden roten Licht versucht hatte auf sich aufmerksam zu machen.

Daran hatte er ebenso wenig gedacht. Er war eindeutig schon zu lange nicht mehr mit seiner Maschine gefahren um sich daran zurück erinnern zu können, dass der Tank so gut wie leer gewesen war.

So blieb ihm nichts anderes übrig als einen Umweg zu nehmen.

Er verließ die Hauptstraße und steuerte dort eine der wenigen Tankstellen Konohas an, die auch noch nachts geöffnet hatten.

Nachdem er vollgetankt hatte rief er Kakashi an. Dieser teilte ihm mit, dass er nun Neji abgelöst hätte, da der Assistenzarzt wohl ziemlich müde gewesen war nach mehreren Runden Poker und Naruto sich nicht zu sehr zu beeilen bräuchte, da es zudem auch noch angefangen hatte wie aus Kübeln zu regnen.

Sasuke wäre in der Zwischenzeit wieder eingeschlafen und Itachi sei wieder zum Uchiha-Anwesen zurückgekehrt, da dieser wohl eine längere Konferenz am Morgen haben würde.

So hatte Naruto beschlossen, sich in dieser Tankstelle einen Kaffee zu bestellen und setzte sich dort in eine ruhige Ecke im Bistrobereich.

Schließlich brachte es wirklich nichts, wenn er diesen Rucksack bei dem Regen total aufweichen ließ.

Zunächst hatte er eine Weile dort gesessen und den doch recht regen Betrieb beobachtet. Es war erstaunlich, wie viele Menschen nachts noch eine Tankstelle aufsuchten.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es mittlerweile schon nach Mitternacht war und er fing an sich zu langweilen. Zudem quälte ihn seine Neugier.

Die ganze Zeit hatte dieser Rucksack unscheinbar neben ihm auf der Bank gelegen und auch wenn er wusste, dass er vielleicht Dinge enthielt, die ihn ganz bestimmt nichts angingen, so konnte er sich doch nicht zurückhalten.

Schließlich warf er ihn auf den Tisch und öffnete hastig den leicht hakenden Reißverschluss.

Sofort fiel ihm ein Diktiergerät ins Auge und auch wenn es ihn gerade brennend interessierte, was auf diesem wohl drauf war, ließ er es erst einmal in seinem Seitenfach stecken. Es in einer Tankstelle abzuspielen wäre sicherlich eine nicht so glorreiche Idee. Stattdessen löste er nun das Jagdmesser aus seinem Gürtel und verstaute es zum Diktiergerät ins Fach. Denn seitdem er sich gesetzt und seine Lederjacke ausgezogen hatte war er sich nicht sicher, ob dieses für die anderen Kunden dieser Tankstelle ersichtlich war und auf sich aufmerksam machen wollte er natürlich nicht.

Er öffnete das innenliegende Hauptfach. Darin befand sich ein dickerer Ordner. Dieser war weitaus unverfänglicher als das Tonband und daher zog er ihn heraus.

Doch der Inhalt war für ihn mehr enttäuschend, da er mehr als die Hälfte schlichtweg nicht verstand.

Es waren hauptsächlich Statistiken, Zahlen, Berechnungen und Daten.

Er hatte Medizin studiert. Hiermit würde sich vermutlich eher einer aus dem Studiengang BWL oder VWL auskennen, aber er weniger.

Dann tauchten hier und da Schreiben auf, die in einer anderen Sprache verfasst waren.

Die englischen Texte verstand er. Sie waren von einer amerikanischen Firma mit dem japanischen Namen ‚Akatsuki‘ in New York.

Dann waren einige Briefe und Mailausdrucke in… er vermutete Spanisch. Es könnte aber auch Portugiesisch sein, sicher war er sich da nicht. Und auch deren Inhalt blieb ihm aufgrund der fehlenden Kenntnisse ein Rätsel.

Anders verhielt es sich da mit einigen Blättern die eindeutig aussahen wie medizinische Berichte.

Was genau dort untersucht worden war, war ihm schleierhaft. Vielleicht sollte er dies Shino mal geben. Der Pathologe im Senyu-Klinikum schien ihm vertrauenswürdig. Jedoch konnte er mit Bestimmtheit sagen, dass die Personen, die hier wohl untersucht worden waren, mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr lebten. Denn die toxischen Werte, die hier in vereinzelten Blutentnahmen nachgewiesen worden waren, waren absolut tödlich!

Dann gab es aber auch Schreiben in einer Sprache die er verstand: Japanisch.

Und nachdem er diese überflogen hatte, zog sich in ihm alles zusammen und in seinem Kopf bildeten sich Fragen, die er im Zusammenhang mit Sasukes Geschichte bislang nicht in Verbindung gebracht hatte.

Ihm wurde schlecht, als sich auf mehreren Seiten immer und immer wieder Namen wiederholten, die für ihn und sein gesamtes Weltbild darin überhaupt nichts zu suchen hatten.

Nach der zehnten Seite in Folge wusste er, dass er einigen Menschen würde Fragen stellen müssen. Mitunter auch unangenehme Fragen.

Und dabei dachte er nicht nur an die Uchiha-Brüder, sondern auch an Tsunade, Jiraija, Orochimaru und…. Und das wunderte ihn am Allermeisten: Kakashi.

Ebenfalls tauchten Namen auf, die Naruto aus Sasukes Erzählungen schon einmal gehört hatte. Mehrmals wurde ein Obito Uchiha erwähnt. Hatte nicht auch Kakashi über einen Obito berichtet, der nun bei der Polizei tätig sei?

Schnell hatte zudem Naruto begriffen, wer die Drahtzieher des Ganzen hier waren.

So schien dieser Madara Uchiha, den er bislang nur als den Polizeipräsidenten von Konoha im Kopf hatte, eine nicht ganz saubere Weste zu haben.

Oftmals erkannte er dessen Unterschrift unter einigen fragwürdigen Dokumenten. Ebenso dieser Pain von dieser seltsamen Firma Akatsuki.

Dessen Unterschrift war häufiger unter seltsamen Listen zu finden, wo es vermutlich um Warenlieferung an Itachis und Sasukes Uchiha Corp. ging.

Nur was mochten das für Waren sein, die man mit Maria 1, Maria 2 oder Paulo 1 und 2 betitelte?

Waren dies neumodische Bezeichnungen für Elektroteile? Aber wieso sollte die Uchiha Corp. Bauteile aus Mexiko, Chile, Panama und so weiter her schiffen lassen wenn sie doch China direkt vor der Haustüre hatten?

Er verstand zwar nicht wirklich viel von Wirtschaft, aber das war irgendwie doch….seltsam!

Er legte den Ordner zur Seite und widmete sich einem dickeren braunen Briefumschlag. Dieser war nicht zugeklebt und so konnte er den Inhalt direkt herausholen.

Es handelte sich um einen Stapel Fotografien. Vermutlich wurden diese alle von Juugo gemacht, denn Naruto fand auch noch eine SD-Karte im Umschlag.

Auf den meisten Bildern war ein älterer Mann mit längeren schwarzen Haaren abgebildet. Oftmals trug dieser Anzüge. Auf zwei Bildern jedoch eine Uniform weswegen Naruto dann darauf schloss, dass es sich bei diesem Mann um Madara handeln musste.

Ab und zu war dieser mit einem jüngeren Schwarzhaarigen abgelichtet worden, dessen eine Gesichtshälfte durch einige Narben gekennzeichnet waren, an denen Orochimaru bestimmt seine helle Freude gefunden hätte.

Ein weiterer Packen zeigte diesen Madara in Begleitung eines orangehaarigen Mannes sowie einer recht hübschen jungen Frau mit leicht fliederfarbigen Haar. Deren Kleidungsstil war ziemlich westlich und daher tat sich ihm der Verdacht auf, dass diese Leute von dieser ‚Akatsuki‘-Firma sein müssten.

Irritierenderweise tauchten dann einige private Bilder auf, die Naruto zeigten, dass es sich bei den Fotografen wirklich um Juugo gehandelt haben musste.

Die Bilder zeigten Sasuke. Einen Sasuke, den Naruto bislang noch nicht kennengelernt hatte.

Schließlich kannte er den Schwarzhaarigen nur von diesen ganzen Interviews und Fernsehberichten, wo er doch reichlich unterkühlt und arrogant rüber kam.

Oder aber schlafend. Oder verwirrt… so wie jetzt. Oder an seinen Lippen hängend… Naruto verspürte eine plötzliche Hitze auf seinen Wangen.

Der Sasuke auf den Bildern war einfach der junge Mann, der er sein sollte. Nicht dieser berechnende Geschäftsmann. Die Bilder waren wohl am Strand aufgenommen worden, denn oftmals sah man den jungen Uchiha und einen weißhaarigen Kerl neben ihm auf ihren Surfbrettern.

Naruto wusste aus den aktuellen Fernsehberichten, dass es sich um Suigetsu handelte.

Anhand dieser Bilder wurde ihm wieder etwas flau im Magen. Nicht, weil er eifersüchtig war, wenn dieser Suigetsu Sasuke einen Arm über die Schulter gelegt hatte und beide ausgelassen in die Kamera grinsten… sondern eher, dass Sasuke wohl genau an solche Momente gerade dachte.

Er hatte zwei Leben führen müssen. Das des kühlen CEO und dann sein normales Leben, welches unter all dem Druck, der als Teilhaber eines so riesigen Unternehmens und CEO über diverse Abteilungen eindeutig zu kurz gekommen war.

Suigetsu und Juugo waren wohl Sasukes personifizierte ‚Freiheit‘ gewesen.

Anhand der Bilder konnte Naruto mit Sicherheit sagen, dass sich Sasuke nur diesen beiden jungen Männern so offen gezeigt hatte.

Neben all diesen Dokumenten hatte Juugo nur mit diesen paar Bildern, die sicherlich nur hier hineingeraten waren weil sie noch auf der Kamera waren, Sasuke etwas wirklich Wichtiges hinterlassen.

Naruto musste sich wahrlich die Tränen verdrücken. Selbst wenn Sasuke niemals wieder seine kompletten Erinnerungen an jede Einzelheit in seinem Leben zurück erlangen sollte… hier hatte der Schwarzhaarige den Beleg dafür, dass er auch ein ‚normales‘ Leben bei all dieser Scheiße um ihn herum hatte und Naruto würde sein Bestes geben, dass er dies auch weiterhin würde haben können!

Gerade, als er alles zurück in den Rucksack stopfen wollte, entdeckte er noch einen weiteren Briefumschlag in eben diesen.

Dieser war recht dünn und beinhaltete die losen Blätter eines Vertrages.

Als Naruto den Sinn dieses Vertrages erkannte – zudem war er sich sicher, dass es sich um einen Originalvertrag handelte, da neben den Unterschriften auch noch Siegel prangten, stieß er beinahe vor Schreck seinen mittlerweile kalten Kaffee um.

Es war die Überschreibung der kompletten Uchiha Corp. an Madara Uchiha sowie deren Verkauf an die Akatsuki Ltd in New York.

Unterzeichnet wurde dieser Vertrag am 22. Juli des vergangenen Jahres. Der Tag, wo in den Abendstunden im ‚Susanoo‘ in den Geburtstag von Sasuke Uchiha hineingefeiert worden war.

Vermutlich nur wenige Stunden bevor Sasuke in den Sattelschlepper raste.

Aber hatte Juugo Sasuke nicht schon Tage zuvor angerufen und ihm berichtet, dass er alles ins Schließfach tat? War Juugo mit diesem Vertrag nochmals zum Schließfach zurückgekommen?

Doch viel wichtiger war die Frage: Was hatte ihn dazu gebracht, die Firma ohne jedwede finanzielle Abfindung für sich und seinen Bruder zu überschreiben?

Warum hatte Itachi Uchiha das getan?!

Naruto stopfte hastig auch diesen Umschlag zurück in den Rucksack. Diese und all die anderen Fragen schienen seinen Kopf nun förmlich zum Platzen bringen zu wollen! Er brauchte Antworten! Und zwar wirklich schnell!

Nun zu Itachi auf das Uchiha-Anwesen zu fahren wäre selten dämlich. Sein Haus wurde rund um die Uhr von Paparazzi bewacht. Nicht umsonst hielten sie an ihrem Doppelgänger-Konzept mit Orochimaru fest.

Aber mit Orochimaru würde er sicherlich auch noch sprechen müssen wenn ihm Tsunade oder Jiraija nicht Rede und Antwort standen so wie er sich das vorstellte.

Zunächst würde ihm also nichts anderes übrig bleiben als zur Namikaze-Villa zurück zu fahren.

Vielleicht wusste Sasuke ja auch schon einiges oder vielleicht halfen ihm diese ganzen Unterlagen auf die Sprünge ohne dass sie für die Auswertung einen Shino brauchten oder jemand weiteren involvieren mussten.

Er schulterte den Rucksack, zog seine Lederjacke darüber in der Hoffnung, dass diese den wichtigen Inhalt auf seinen Rücken ein wenig vor der Sintflut draußen schützen würde und schnappte sich seinen Helm.

Und auch wenn er normalerweise ein sehr vorsichtiger und dem Wetter angepasster Fahrer war, so merkte er deutlich, dass seine ganze Fahrweise viel rasanter war als üblich.

Es war halb drei in der Nacht, als er seine Maschine leise zurück in die Garage schob und sich ins Haus schlich.

Kakashi saß im Fernsehzimmer und schien beim Teleshopping eingeschlafen zu sein.

Auch wenn Naruto sich gerade nach einer heißen Dusche und trockenen Klamotten am Leib sehnte, tapste er leise zum Grauhaarigen und entnahm vorsichtig die Fernbedienung aus seinen Händen.

Nachdem er das Gerät ausgeschaltet hatte deckte er den Allgemeinmediziner zu und dimmte das Licht über den Hauscomputer etwas herunter.

Anschließend ging er immer noch tropfnass in sein Zimmer. Auch hier brannte noch Licht. Allerdings nur die kleine Leselampe auf dem Nachttisch.

Sasuke schien tief und fest zu schlafen und vor allen Dingen wesentlich ruhiger als noch am frühen Abend.

Nachdem er den Rucksack an den Schreibtisch abgestellt und sich einige Kleidungsstücke aus dem Schrank genommen hatte ging er ins nebenliegende Bad und gönnte sich eine kurze aber sehr angenehme Dusche.

Mit einem Handtuch über den Schultern trat er schließlich kurz darauf zurück ins Zimmer.

Leise rubbelte er sich die letzte Feuchtigkeit aus seiner blonden Mähne während er seinen Blick nicht von Sasuke nahm.

Das ruhige Heben und Senken der Brust ließ Naruto für einen Augenblick all die Fragen in seinem Kopf vergessen. Ebenso die Geschehnisse der letzten Tage.

„Vielleicht war es mehr als Schicksal, dass wir uns begegnet sind, Teme!“, flüsterte er leise in die Stille des Raumes und seufzte. Langsam strich er behutsam einige Strähnen des Schlafenden zurück und betrachtete eingehend das makellose Gesicht.

„Dein Leben war nicht beneidenswert, echt jetzt!“

Er setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und versuchte jede einzelne Pore des Uchihas mit seinem Blick zu erfassen. Irgendwie kam er sich schon leicht gestört vor, doch konnte er seinen Blick einfach nicht abwenden. Wer wusste denn schon genau, wie lange er dem Uchiha so nahe sein konnte?

Und dabei ging er nicht einmal vom Schlimmsten aus. Natürlich nicht!

Aber Sasuke würde in seine Welt zurückkehren müssen und ob da ein Chaot wie er es nun mal manchmal war einen Platz finden konnte… er wusste es nicht. Irgendwie wünschte er es sich dennoch. Nicht nur für sich, sondern auch für seinen Teme. Dieser brauchte diese ‚Freiheit‘, die er auf den Bildern gesehen hatte. Und Suigetsu war nicht mehr da… und was genau nun mit Juugo war…

Könnte Naruto diese ‚Freiheit‘ für Sasuke sein? Oder waren sie mit ihrer Knutscherei vielleicht schon zu weit gegangen, so dass sich Sasuke dies nicht mehr vorstellen konnte, in Naruto nur einen Freund zu sehen?

Wenn Naruto ehrlich war fiel es ihm gerade selbst ein wenig schwer sich vorzustellen, nur noch mit Sasuke befreundet zu sein.

Er mochte diesen Bastard hier wirklich! Nein, es war ja bereits viel mehr als das! Aber er konnte hier nur für sich sprechen und er wollte Sasuke nun sicherlich auch nichts aufzwingen!

Der Schwarzhaarige hatte in der letzten Zeit einfach viel zu viel mitmachen müssen und war nun sicherlich nicht dazu in der Lage sich auch noch mit einem möglichen Liebesgeständnis eines übergeschnappten Psychologen zu befassen.

Der Blonde erhob sich wieder. Irgendwie wühlte ihn das alles hier viel zu sehr auf und dadurch war jegliche Müdigkeit aus seinem Körper verschwunden.

Nun ja… er hätte eh die Nachtschicht gehabt und da Kakashi ebenfalls selig schlief konnte er nun auch weiterhin durchmachen.

Die Digitaluhr über seiner Zimmertür zeigte fast 4 Uhr an und er verspürte einen leichten Hunger.

Das Handtuch von der Schulter streifend und auf den Stuhl direkt neben der Tür ablegend verließ er wieder leise das Zimmer und machte sich auf den Weg in die Küche.

Vielleicht hatte Iruka ja noch irgendwelche Reste in den Kühlschrank getan.

Es dauerte auch nicht lange und er wurde tatsächlich fündig. Eine große Schüssel Reis sowie ein Topf mit Curry schrien ihm förmlich entgegen von ihm in die Mikrowelle geschoben zu werden und daher suchte er sich das passende Geschirr zurecht.

Erneut wurde ihm bewusst, wie lange er wohl nicht mehr in seinem eigenen Haus gewesen war, da er in seiner eigenen Küche auf Anhieb nicht das fand, was er suchte.

Nachdem er endlich im dritten Hochschrank eine passende Abdeckung für seine Mahlzeit in der Mikrowelle gefunden hatte hielt er plötzlich inne.

Aus dem Flur hörte er leise Stimmen. Eine davon war eindeutig seiner Schwester zu zu schreiben.

War sie etwa bis jetzt noch unterwegs gewesen? Warum war sie dann nicht gleich dort geblieben wo sie gewesen war?

Er seufzte.

Doch mit wem unterhielt sie sich da so angeregt?

Naruto wäre am liebsten in den Flur gegangen um nachzusehen, doch das schien ihm nun doch ein bisschen zu unhöflich.

Zudem nervte es ihn gerade, dass er nicht auf die Idee gekommen war, dass Karin ja nun auch Besuch mit nach Hause bringen könnte und dies die ganze Situation hier noch um einiges verschärfte… auch wenn er nicht davon ausging, dass seine Schwester den Uchiha an die Presse verpfeifen würde wenn er ihr dann die Situation genauer erklärte.

Er widmete sich also wieder seinem Essen und stellte die Mikrowelle auf eine Zeit ein. Summend begann sie ihre Tätigkeit und Naruto betrachtete durch die von innen heraus beleuchtete Scheibe seinen nun langsam rotierenden Teller.

„Oh! Du bist noch wach?“, hörte er plötzlich die Singsang-Stimme seiner Schwester hinter sich und er musste gar nicht genau hinhören um zu wissen, dass sie wohl schon einiges getrunken hatte.

Daher war es umso erstaunlicher, dass sie rücksichtsvoll leise sprach.

Naruto drehte sich zu ihr herum. Sie lehnte im Türrahmen mit verschränkten Armen vor der Brust und einem milden Lächeln.

Sie musste wirklich einiges getrunken haben, denn seine Schwester lehnte normalerweise nie irgendwo gegen!

„Hm, ja! Irgendwie hatte ich noch Hunger!“, antwortete ihr der Blonde und begann nun damit, die Schüsseln mit dem restlichen Inhalt wieder in den Kühlschrank zu setzen.

„Oh! Ist das Irukas Spezial-Curry?“, fragte ihn die Rothaarige hoffnungsvoll und obwohl Naruto die Antwort darauf wusste blickte er nochmals überprüfend in die Schüssel.

„Hm, ja! Ist es!“

„Dann will ich auch was! Irukas Curry ist wirklich das Beste!“

„Stimmt nicht! Das Beste ist immer noch….“

„…ja ja…Irukas Ramen!“

Die beiden Geschwister lachten gleichzeitig auf. Das war die Karin, die Naruto wirklich von Herzen liebte. Ein nettes Mädchen. Freundlich, offen, direkt und genauso verfressen wie er wenn es um Ramen oder Curry ging.

„Reicht es denn noch für zwei Portionen?“, unterbrach Karin seine Gedanken und er sah sie verwundert an.

„Hast du so einen großen Hunger?“

Erneut kicherte sie leise: „Nein, nein! Ich habe nur Besuch mitgebracht!“

Naruto schluckte. Irgendwo hatte er ja nun doch gehofft, dass diese zweite Stimme, die er zuvor vernommen hatte bereits wieder gegangen war, aber anscheinend schien dieser hier übernachten zu wollen.

„Er ist wirklich ein sehr netter Kollege von mir“, diese Aussage gefiel Naruto noch weniger….ein weiterer Reporter im Haus war schließlich nie gut, „Und er hat mich nach Hause gefahren! Ich habe ein bisschen zu viel getrunken, Brüderchen!“

„Das ist nett von ihm gewesen!“, - dann kann er ja jetzt gehen!-

Die Mikrowelle piepste und Naruto begab sich wieder zum Gerät um seine aufgewärmte Mahlzeit daraus zu entnehmen.

„Hm, hier riecht es aber gut!“, hörte er hinter seinem Rücken die fremde Männerstimme von zuvor nun wesentlich lauter und deutlicher.

„Ja, das ist das hausgemachte Curry von unserem Hauswart! Magst du auch was?“

„Aber gerne!“

„Ach, übrigens, das ist mein kleiner Bruder Naruto!“

Naruto schob gerade eine größere Portion für ihre Schwester und deren Gast in die Mikrowelle und stellte die Zeit neu ein.

„Oh, gesehen habe ich ihn schon einmal“, Naruto drehte sich auf diesen Kommentar hin langsam herum, „im Senyu-Klinikum. Ich hätte aber nicht gedacht, dass er dein Bruder ist! Ihr seht euch gar nicht so ähnlich!“

Naruto zuckte zusammen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Mann nur noch eine knappe Armlänge von ihm entfernt stand und ihm nun ein Grinsen schenkte, welches das beste Model in einer Zahnpasta Werbung vor Neid erblassen lassen würde.

Dieser reichte ihm die Hand und aus diesen seltsam dunkelvioletten Augen schien es zu blitzen: „Schön, dich kennen zu lernen, Naruto Namikaze. Und da ich noch ein paar Stündchen hier bleibe sollte ich mich vorstellen. Mein Name ist Hidan!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Klein_Ryu
2018-11-02T17:16:08+00:00 02.11.2018 18:16
hey finde deine ff wirklich toll! geht es denn noch weiter? würde mich sehr freuen <3
Von:  Onlyknow3
2016-09-26T13:15:02+00:00 26.09.2016 15:15
Jetzt ist die Kake am dampfen, Karin hat den Killer angeschleppt ist die denn des Wahnsinns? Weiß was sie ihrem Bruder damit antut? Au Backe, das ist heftig. Nun heißt es doppelt auf der Hut zu sein.
Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Scorbion1984
2016-03-08T09:04:36+00:00 08.03.2016 10:04
Du schreibst wirklich tolle Geschichten ,aber leider schreibst Du sie selten zu Ende!!!!!😕 Ich freu mich immer wenn etwas von Dir dabei ist ,bin dann aber ziemlich sauer wenn nichts mehr kommt ,das finde blöd ! Wäre schön wenn Du wenigstens ,wenn Du eine Pause machst Deine Leser informiert ! Waere nur fair uns gegenüber !
Von:  Scorbion1984
2015-09-21T07:48:50+00:00 21.09.2015 09:48
Nun haben sie den Feind im Haus ! Hidan in persona ,das kann ja heiter werden!!!
Von:  ultraFlowerbeard
2015-09-20T21:16:13+00:00 20.09.2015 23:16
Ohwe. Hidan ist im Haus. Das kann ja mal heiter werden
Von:  naruhinaxXx
2015-09-20T15:26:43+00:00 20.09.2015 17:26
Juhu es geht weiter

Oh oh ich hab das Gefühl im nächsten Kapitel wird es richtig gefährlich für Naru

Hoffe es geht bald weiter, die Spannung hält man ja kaum aus

LG naruhinaxXx
Von:  Kaori-mori_08
2015-09-20T12:00:57+00:00 20.09.2015 14:00
Juhu es geht weiter. ^^
Ich freu mich schon total auf das nächste Kapitel, dass wird ja immer spannender. :)
Schreib bitte schnell weiter.
LG


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