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[Honigwelten] (Arbeitstitel)

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[Auf dem Marktplatz] (Arbeitstitel)

Seide! Kauft Seide, feinste Seide aus den Landen Ostwärts! Nur die edelsten Gnurl ließen hierfür ihre Wolle."

"Dies sind nur die besten Gemüse, gute Frau. Seht wie straff sie sind! Keine einzige matschige Stelle. Das kommt vom hochwertigen Dünger, müsst ihr wissen. Sie kommen den ganzen Weg aus den Grolland-Bergen."

"Geschmeide! Teppiche! Matten! Gewebe! Teure Gewebe! Dieser Wandvorhang stammt aus dem Staatsschatz von König Gareck und seinen Sieben. Man schätzt sein Alter auf mindestens..."

Es war ein herrlicher Tag auf dem Mitt-Tal-Markt. Wie nicht anders zu erwarten schrien sich so manche Händler die Seele aus dem Hals. Und wie immer herrschte neben dem regen Treiben auch ein unüberschaubares Chaos. Gemüsehändler hatten ihre Stände neben Juwelieren und Werkzeugschmiede neben Stoffhändlern. Es roch nach tausend und einem Geruch gleichzeitig: Gewürzen, Blumen, Tierdung, Rost, verschmorten Kleidern und allerlei undefinierbarem. Und die Luft war angefüllt mit einem ohrenbetäubenden Durcheinander an verschiedensten Klängen, aus denen allerdings die Marktschreie dominierend hervorstachen.

Gut gelaunt schlenderte der junge Letem Ravanur über das Kopfsteinpflaster des großen Platzes und ließ seinen Blick umherwandern. Ein paar Schee-Kinder tollten lachend umher und versteckten sich zwischen Ständen und Karren und nutzten auch gerne mal die Beine derer Besitzer als Deckung aus, was zumeist ein erschrockenes Fluchen und dann eine Tirade verärgerter Verwünschungen nach sich zog.

"He, passt auf, großer Flügelmann!" flötete es plötzlich von unten und im nächsten Moment krachte etwas gegen Ravanurs Beine, sodass er Mühe hatte sein Gleichgewicht zu halten. "Flügelmann?" verdutzt hielt Ravanur nach der weiblichen Stimme ausschau. Eine Dreiergruppe Synx baute sich spielerisch vor ihm auf. Die drei fuchsartigen Frauen waren fellbewährt und hatten große spitze Ohren, die am oberen Ende in einem eleganten Fellbüschel ausfransten. Zwei hatten rotblonde Haare, eine satt braune. Aufgrund ihrer geringen Größe mussten sie noch recht jung sein. In jedem Fall aber mangelte es ihnen nicht an Selbstvertrauen. Über und über mit Ketten behangen und mit einem breiten Grinsen standen sie da und fixierten Ravanur mit auffordernden Blicken. Die Hände hatten sie übertrieben symbolisch in die Seiten gestemmt und ihr buschiger Schweif spielte aufreizend um ihre Schultern.

"Natürlich Flügelmann! Was sonst? Immerhin habt ihr Flügel, oder nicht!?"

Unwillkürlich lüftete Ravanur seine zwei großen Schwingen aus dunkelgrauen Federn, indem er sie ein kleines bisschen entfaltete und dann damit flatterte. "Nun, sicherlich habe ich Flügel. Aber Flügelmann!? Üblicherweise heißt es 'Letem'."

Die Anführerin der aufmüpfigen Synx-Truppe begann scheinbar abwesend mit ihren vielen Perlenketten zu spielen. "Ich finde ihr seid ein Flügelmann. Und ein äußerst hübscher noch dazu..." Unerwartet griff die Synx in Ravanurs Mantel und ließ ihre Finger auf seiner dünnen Toga über die straffen Bauchpartien gleiten. "... Und stark!" Den letzten Teil sprach sie ganz genüsslich aus, als würde es ihr auf der Zunge zergehen. Und tatsächlich konnte Ravanur durch ihre kleinen spitzen Zähnchen beobachten, wie sich ihr Maul mit Speichel füllte. Etwas überrumpelt versteifte er und drehte sich weg. "Also nun ist aber gut. Ich habe kein Interesse! Und überhaupt, was treibt euch eigentlich in diese Gegend? Ich meine, der Dschungel ist zwei Morgenreisen weg von hier."

"Jetzt habt euch doch nicht so! Immerhin - ihr seid jung, wir sind jung... Wir würden euch gerne einmal unsere Hütte zeigen, oder auch gerne eines dieser langweiligen Zimmer, die man hier mieten kann, nicht wahr Mädchen!?" Dabei sah sie auffordernd ihre beiden Begleiterinnen an, die daraufhin auch ihre Hände nach ihm ausstreckten. Ravanur wich weiter zurück und wurde immer verlegener. Synx waren schwierige Kreaturen. Intimsphäre war vielen von ihnen ein reines Fremdwort und sie wurden von einem schier unendlichen Interesse an allem angetrieben was sie nicht kannten. Und darunter fielen neben Wissensdurst und Neugier an fremden Gegenständen leider auch solche Dinge, die Erwachsene normalerweise hinter verschlossenen Türen taten.

"Jung... Ja... Genau... Wie alt seid ihr gleich? Sieben?"

Empört stemmte sich die Synx erneut die Hände in ihre Seiten. "Ich bin schon acht Alter und neun Monde alt!" Unter den Synx - die nur dreißig Jahre alt wurden - galt diese Zeitspanne tatsächlich schon als erwachsen. Nichts desto trotz ließ sich Ravanur davon nicht beirren und griff nach einem alten Trick. "Acht! Nahezu neun! Unfassbar! Dann bin ich mit meinen hundertundzwölf Erdenaltern mehr als zwölfmal so alt wie ihr... Ihr habt recht, das geht in Ordnung. Gebt mir einen Kuss!" Mit einem übertriebenen Kussmund lehnte er sich zu den Synx vor und miemte einen Versuch sie zu küssen. Erschrocken wichen die Fuchsmädchen zurück. "Ihhhh, was so alt!? Das ist ja... Wäääh...". Ravanur grinste in sich hinein. Mit hundertzwölf Erdenaltern war er vermutlich etwa eben so alt wie die Synxmädchen, wenn man ihre Lebensspannen verglich. Letem wurden sehr alt. Allein Ravanurs Großvater zählte nach eigenen Aussagen achthundertundsieben Erdenalter.

Ravanur leckte sich möglichst feucht über die Lippen um unkontrollierten Speichelfluss zu simulieren. "Was ist denn, meine Küken? Lasst dem alten Letem doch seine Freuden. Die steifen Knochen und der Unterleibsausschlag sind einschränkend. Schenkt dem Alter eure Wärme, so lange es sie noch spüren kann... Kommt her!" Glücklicherweise waren Synx - auch die alten - wie Kinder und waren sehr leichtgläubig. So unwahrscheinlich Ravanurs plötzliches Schauspiel auch war, die Fuchsfrauen wichen panisch zurück.

Ravanur konnte sein spöttisches Grinsen nicht mehr zurückhalten, als er sah, dass sich jemand von hinten an die fliehende Synx-Gruppe anschlich und ihm zuzwinkerte. Erschrocken prallten die drei jungen Frauen gegen eine harte, große Gestalt. Silvar - ein Schee - legte einer von ihnen die verkrustete Hand auf die Schulter und brummte tief und grummelnd. "Na sieh... Was haben wir denn hier zartes? Frühstück!"

Die Synx kreischten auf - voller Entsetzen dem hässlichen Schee so nahe gekommen zu sein - und rannten Hals über Kopf davon. Schee waren Felsleute. Sie stammten aus den Tiefen der Berge und von jenseits des Erdenlichtes und waren raue Geschöpfe. Ihre Haut war hart und rau wie Sandpapier und über und über mit Krusten, Mineralien und Hornhaut übersät. Sie gingen - ohne eigenes Zutun - eine Symbiose mit dem Untergrund ein und zu einem Teil mineralischem Lebens. Ihre Knochen waren steinern und ihr Fleisch war grau. Der Eisenanteil in ihrem Blut war so hoch, dass ihr Blut tatsächlich bläulich schimmerte. Und ihre Organe benötigten ein kleines Maß an reinem Silberpartikeln, um ihrer Arbeit gerecht zu werden. Shee waren zumeist herzensgut, jedoch für die rein im Dschungel lebenden Synx ein grotesker Anblick.

Silvar brach in einem rumpelnden Gelächter aus und auch Ravanur vermochte sich nicht mehr zurückzuhalten.

"Silvar mein Freund! Schön dir zu begegnen. Was verschlägt dich zu dieser ungewöhnlichen Jahreszeit auf den Markt?"



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