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Gestaltenwandler

DoflamingoxCrocodile (AU)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser! :)
Tut mir leid, dass ihr dieses Mal satte 3 Tage auf ein neues Kappi warten musstet. Ich habe es pünktlich hochgeladen, doch leider hat Mexx so lange gebraucht, um es freizuschalten. :/ Hoffentlich läuft es nächstes Mal glatter ab!
Viel Spaß beim Lesen!

bye
sb Komplett anzeigen

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Part II: Angst und Hoffnung

Crocodile bekam in dieser Nacht kein Auge zu. Er wusste zwar nicht genau, ob er noch immer so deutlich nach Mensch und Stadt stank wie am ersten Tag (sein Geruchssinn war furchtbar schlecht ausgebildet), doch es war besser auf der sicheren Seite zu bleiben und Wache zu halten. Immerhin lebten im Herzen des Waldes viele Tiere und Gestaltenwandler, die ihm schnell gefährlich werden könnten: Wildschweine, Wölfe, schlimmstenfalls sogar Braunbären.

Unweigerlich fragte Crocodile sich, ob es in diesem Wald auch Gestaltenwandler mit dem Tiergeist von Wildkatzen gab. Sie waren zwar deutlich kräftiger und robuster als Hauskatzen, doch noch immer viel kleiner und ihren domestizierten Verwandten ähnlicher als Großkatzen. Womöglich würde es ihm gelingen, sich einer Gruppe solcher Katzen anzuschließen, dachte er. Falls Wildkatzen überhaupt in Gruppen lebten und keine Einzelgänger waren. Crocodile seufzte leise auf.

Wie auch immer: Doflamingo hatte ihm viele Fertigkeiten vermittelt, die ihm dabei helfen würden, auch allein in der freien Natur zurechtzukommen. Immerhin wusste er inzwischen wie man einem Rebhuhn die Federn ausrupfte und einem Säugetier das Fell abzog. Außerdem war Crocodile zuversichtlich, dass er im Ernstfall auch das Entnehmen der inneren Organe selbst hinbekommen würde. Jetzt müsste er bloß noch wissen, wie man überhaupt an ein Beutetier gelangte. Denn zu jagen hatte er noch nicht gelernt.

Crocodile wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er sah wie die ersten Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne durch das dichte Blätterdach des Waldes drangen. Er konnte nicht verhindern, dass sich ein erleichtertes und hoffnungsvolles Lächeln auf seine Lippen schlich. Die erste Nacht hatte er überlebt.

Vorsichtig löste Crocodile sich von dem wärmenden Fell, das ihm als Bettdecke gedient hatte, und musterte misstrauisch die Umgebung. Die Blätter des Farnkrautes, die seinen Unterschlupf erfreulicherweise recht gut verdeckten, schützten ihn, während er sich sorgsam umsah. Als er auch auf den zweiten und dritten Blick keine potenzielle Gefahr entdecken konnte, beschloss er schließlich sein Versteck zu verlassen.

Das Tierfell faltete er klein und schob es so weit wie möglich in den Hohlraum unter den Wurzeln des großen Baumes hinein. Dieses Versteck machte einen relativ vernünftigen Eindruck und Crocodile, der nicht darauf hoffen konnte in nächster Zeit eine bessere Alternative zu finden, wollte es nicht so leicht wieder aufgeben. Er würde nun auf Jagd gehen und versuchen das eine oder andere Beutetier zu erlegen, ehe er hierhin zurückkehrte und darauf hoffte, dass die folgende Nacht nicht so bitter kalt wie diese werden würde.
 

Doflamingo gönnte sich nur eine einzige Stunde Schlaf, bevor er seine Suche nach dem Kater fortsetzte. Die ganze Nacht hatte er nach Crocodile Ausschau gehalten und erst Rast gemacht, als im Morgengrauen selbst seine kräftigen Beine seinen Körper nicht mehr tragen konnten. Doch auch wenn Doflamingos Körper der Erschöpfung nahe war und es sich bei der Chance, dass Crocodile noch lebte, eher um einen Wunschtraum als eine realistische Wahrscheinlichkeit handelte, war er nicht gewillt die Suche abzubrechen. Die Vorstellung, dass der Kater womöglich doch noch am Leben war und seine Hilfe benötigte, spornte ihn an. Immerhin handelte es sich bei Crocodile seit dem Verlust seines Rudels um die einzige Person, die ihm noch irgendetwas bedeutete. Doflamingo besaß einen sehr ausgeprägten Familiensinn, der es ihm nicht erlaubte, den Kater einfach im Stich zu lassen.

Er schüttelte sich, um die Müdigkeit und Schlaffheit aus seinen ausgezehrten Muskeln zu vertreiben. Heute wollte er den Radius von dreißig Kilometern, den letzte Nacht abgesucht hatte, noch weiter vergrößern. Er würde systematisch vorgehen und jeden einzelnen Meter Waldboden absuchen. Im Osten wollte er anfangen.
 

Zu jagen war nicht annähernd so einfach wie Crocodile es sich ausgemalt hatte. Anscheinend stank er doch noch immer sehr deutlich nach Mensch und besaß keinen so stillen und anmutigen Schritt wie gedacht, denn er war nicht einmal dazu in der Lage ein potenzielles Beutetier auch nur auszumachen. Weder einen Marder noch einen Waschbären oder Ähnliches. Ihm kam es beinahe so vor als wäre der Wald völlig verlassen; jedes Tier floh sofort vor seinen tollpatschigen und ungelenken Schritten. Weder in der Gestalt seines Tiergeistes noch als Mensch schien er auch nur die geringste Chance zu haben, irgendein Tier zu erlegen. Es war zum Verrücktwerden und nicht gerade förderlich, wenn es darum ging Crocodiles sowieso schon schwindende Hoffnung aufrechtzuerhalten. Wie sollte er die nächsten Tage ohne Nahrung überleben? Schlimmstenfalls würde er also nicht erfrieren, dafür allerdings elendig verhungern.

Er wanderte eine Weile relativ ziellos umher und hielt nach potenzieller Beute Ausschau, als er plötzlich das Plätschern von fließendem Wasser wahrnahm. Sofort spitzte er die Ohren und folgte dem interessanten Geräusch. Vielleicht, dachte Crocodile, würde es ihm ja gelingen ein paar Fische zu fangen. Als Katze sollte er dafür doch eigentlich ein angeborenes Talent besitzen, oder nicht?

Tatsächlich machte Crocodile recht bald ein fließende Gewässer aus; zu seinem Pech handelte es sich allerdings nicht wie erhofft um einen kleinen Bach, sondern einen breiten und geradezu reißerischen Fluss. Unweigerlich verzog Crocodile den Mund. Er konnte Wasser nicht ausstehen und demzufolge auch nicht schwimmen. Wollte er wirklich versuchen hier den einen oder anderen Fisch zu erjagen, musste er vorsichtig sein und darauf achtgeben nicht in das Wasser hineinzufallen. Aus einem Fluss mit einer solch heftigen Strömung käme er als Nichtschwimmer mit Sicherheit niemals wieder lebendig heraus.

Trotzdem beschoss Crocodile sein Glück zu versuchen. Immerhin war er eine stets sehr vorsichtige Person und außerdem blieb ihm kaum eine andere Wahl, wenn er nicht verhungern wollte. Also suchte er sich in seiner menschlichen Gestalt am Ufer des Flusses ein günstiges Plätzchen aus und sah erwartungsvoll auf das fließende Nass herab. Leider hatte er auch nach etwa einer halben Stunde des Wartens nicht einen einzigen Fisch ausgemacht. Anscheinend waren diese nicht sonderlich erpicht darauf ausgerechnet in der Nähe des Ufers zu schwimmen, wo sie leicht zur Beute eines Räuberr oder vielleicht auch menschlichen Anglers werden konnten.

Crocodile seufzte frustriert auf und wollte die Hoffnung gerade aufgeben, als er auf einmal einen dunklen Schatten unter der Oberfläche ausmachte. Erwartungsvoll und ohne weiter darüber nachzudenken tunkte er seine rechte Hand in das Wasser und griff nach dem Fisch, den er gesehen hatte. Tatsächlich bekam er diesen sogar zu fassen (er fühlte sich nicht schuppig, sondern einfach bloß nass und glitschig an), doch konnte ihn nicht festhalten; der Fisch, der wohl etwa die größte eines menschlichen Fußes hatte, entwischte ihm rasch, kaum dass er ihn berührt hatte.

Crocodile gelang es nur schwer seine Enttäuschung und Wut in Zaum zu halten. Es frustrierte ihn ganz schrecklich, dass er nicht ein einziges Tier erbeutet hatte, nicht einmal einen blöden Fisch oder eine Maus, dabei war es inzwischen bereits Mittag geworden. Schließlich hatte Doflamingo innerhalb nur weniger Stunden gut ein Dutzend verschiedene Tiere erlegt, darunter sogar ein kleines Wildschwein und ein ausgewachsenes Reh. Wieso nur fiel es dem Wolf so leicht zu jagen, während er selbst nicht einmal den kleinsten Fang landen konnte? Nicht zum ersten Mal verfluchte Crocodile, dass er bloß mit dem Tiergeist einer einfachen Hauskatze gesegnet worden war. Anscheinend würde er also doch verhungern müssen.

Frustriert, genervt und vor allem hungrig machte sich Crocodile auf den Weg zurück zu seinem Unterschlupf. Er würde eine kleine Mittagsruhe einlegen und heute Abend, wenn die Dämmerung einbrach, einen weiteren Jagdzug starten. Hoffentlich würde wenigstens dieser erfolgreich verlaufen. Das letzte, was er gegessen hatte, waren das Fleisch des Marder und des Wildschweins gewesen, welches Doflamingo ihm überlassen hatte. Bei dem Gedanken an die vielen Köstlichkeiten, die er in Gesellschaft des Wolfes hatte genießen dürfen, lief Crocodile buchstäblich das Wasser im Mund zusammen.

Doch trotz allem bereute er seine Flucht nicht. Immerhin war er eine stolze Person mit hohem Selbstwertgefühl und keine dreckige Konkubine. Niemals wäre es für ihn infrage gekommen, Nahrung und Schutz gegen Sex einzutauschen; und schon gar nicht gegen sein ersten Mal.
 

Doflamingo konnte sein Glück kaum fassen. Erwartungsvoll blieb er für einen kurzen Moment lang stehen und hob den Kopf an. Crocodiles Geruch war ihm gerade eben in die Nase gestiegen. Die Fährte war zwar schwach, vermutlich war der Kater also schon seit einigen Stunden nicht mehr hier gewesen, doch trotzdem schenkte sie Doflamingo Hoffnung. Es bedeutete nämlich, dass Crocodile wenigstens bis vor kurzem noch gelebt haben musste. Und wenn er die letzte Nacht und beinahe den ganzen heutigen Tag gut überstanden hatte, dann bot dies durchaus Grund zur Annahme, dass er noch immer am Leben war.

Mit einem freudigen Grinsen auf den Lippen setzte Doflamingo rasch zur Verfolgung der Fährte an. So kurz vor seinem Ziel waren plötzlich alle Müdigkeit und Erschöpfung vergessen. In seinem schnellsten Lauftempo setzte er seine Suche nach dem Kater fort. Er konnte es kaum erwarten ihn endlich wiederzusehen.

Doflamingo hatte vor sich bei Crocodile für sein aufdringliches Verhalten zu entschuldigen. Sicher war der Kater hungrig, weswegen er diesen notfalls einfach mit frisch erbeutetem Fleisch bestechen würde. Liebe ging eben durch den Magen, und so erschöpft und ausgehungert wie Crocodile sein würde, könnte dieser ein paar Rebhühnern oder Baummardern bestimmt nicht widerstehen.

Anschließend plante Doflamingo, den Kater zurück in seiner Höhle zu bringen und dort ihr Leben wie gewohnt fortzuführen. Schließlich durfte er nicht vergessen, dass Crocodile noch immer schwer verletzt war und außerdem kaum Erfahrungen besaß, was das Überleben in der Wildnis anging. Auch wenn er eine Nacht und einen Tag verhältnismäßig gut überstanden haben mochte (was vermutlich eher dessen Glück als Talent geschuldet war), war dies noch lange keine Garantie dafür, dass er auch dauerhaft draußen im Wald überleben würde. Er war und blieb auf Doflamingo angewiesen, ob ihm dies passte oder nicht.

Crocodiles Fährte wurde immer stärker. Doflamingo blieb in der Nähe eines steinigen Steilhangs stehen und und hob erneut den Kopf an. Verwirrt zog er beide Augenbrauen zusammen. Zwar konnte er Crocodile ganz deutlich wittern... doch nicht bloß diesen allein. Der Geruch des Katers vermischte sich ab dieser Stelle mit der eines anderen Gestaltenwandlers.

Argwöhnisch ließ Doflamingo seinen Blick über das Gelände schweifen. An der Steilwand konnte er einen kleinen Höhleneingang ausmachen, der angesichts der aufziehenden Dämmerung sehr dunkel und wenig einladend wirkte. Trotzdem machte Doflamingo sich daran, rasch den steilen Hang zu ersteigen und sich in entsprechender Höhle umzusehen.

Im Gegensatz zu seiner eigenen machte diese Behausung einen nur wenig behaglichen Eindruck: Die Höhle führte nicht sonderlich tief in die steinige Wand hinein, außerdem war sie klein und eng. Im hinteren Bereich konnte Doflamingo einige Decken, Felle und Kissen ausmachen, die vermutlich vom Bewohner dieses mickrigen Unterschlupfs als Bett genutzt wurden. Entsprechender Gestaltenwandler schien jedoch nicht Zuhause zu sein; genausowenig wie Crocodile, obwohl er dessen Geruch deutlich wahrnehmen konnte.

Eifersucht und Besorgnis überkamen Doflamingo gleichermaßen: Was hatte der Kater in der Höhle eines anderen Gestaltenwandlers zu suchen? Hatte er hier womöglich übernachtet? Schließlich war es furchtbar kalt gewesen. Oder hatte ihn der fremde Gestaltenwandler entführt und gegen seinen Willen hierher gebracht? Und wo waren im Augenblick sowohl der eine als auch der andere?

Doflamingo lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er sich vorstellte, welches Interesse ein wild lebender Gestaltenwandler wohl an dem Kater haben könnte. Immerhin war Crocodile völlig unbedarft, unglaublich hübsch und auf fremde Hilfe angewiesen. Aus eigener Erfahrung wusste Doflamingo, dass dieser niemals auf das dubios wirkende Angebot eines Fremdes eingehen würde, doch er konnte nicht ausschließen, dass man ihn zu irgendwelchen Handlungen zwingen würde oder dies schlimmstenfalls bereits getan hatte. Schließlich war nicht jeder Gestaltenwandler in diesem Wald Crocodile auf dieselbe Weise zugetan wie er.

Doflamingo gab offen zu, dass auch er durchaus in sexueller Hinsicht an dem Kater interessiert war. Der Unterschied bestand allerdings darin, dass dieses sexuelle an ein romantisches Interesse gekoppelt war. Er wünschte sich eine liebevolle Partnerschaft mit Crocodile, in der natürlich Geschlechtsverkehr vollzogen wurde, dieser jedoch nicht im absoluten Mittelpunkt stand. Wohingegen ein anderer Gestaltenwandler vielleicht keine Rücksicht darauf nahm, unter welchen Umständen der Sex stattfand und ob dieser überhaupt einvernehmlich war. Er würde bloß seinen Trieben folgen und sich das nehmen, was er begehrte. So waren die Gesetze der Natur.

Die Vorstellung, dass Crocodile möglicherweise in die Fänge einer solchen Person geraten sein könnte, machte Doflamingo fürchterlich wütend. Rasch verließ er die leere Höhle wieder und folgte in seinem schnellsten Tempo Crocodiles Geruch und dem des fremden Gestaltenwandlers. Er hoffte bloß, dass er nicht zu spät kommen würde. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn dem Kater etwas zustieß. Nicht zuletzt da es seine eigene Schuld gewesen war, dass Crocodile fortgelaufen und in den finsteren Wald geflüchtet war. Was auch immer dem Kater Schlimmes passieren mochte: Er würde es auf dem Gewissen haben.
 

Crocodile konnte nicht verhindern, dass ihn Müdigkeit überkam, als er in sein Versteck zurückkehrte. Erschöpft und frustriert ließ er sich auf dem weichen Tierfell nieder, das er gestohlen hatte, und haderte mit der Frage, ob es wohl ratsam wäre nun einzuschlafen. Er war sich dessen bewusst, dass er hier im Wald eine leichte Beute für Gestaltenwandler und wilde Tiere jedweder Art darstellte, doch auf der anderen Seite konnte auch er nicht ewig ohne Schlaf auskommen. Wenn er heute Abend tatsächlich einen zweiten Jagdzug starten wollte und dieser erfolgreich verlaufen sollte, musste er ausgeruht sein. Es würde sowieso schon schwierig genug sein irgendein Beutetier zu ergattern.

Crocodile schloss seine Augen. Er war der Grenze zum Einschlafen nähe, als er plötzlich hörte wie ganz in der Nähe ein Ast knackte. Sofort war er wieder hellwach und spannte jeden Muskeln in seinem Körper an. Nur zu gut erinnerte er sich daran, was ihn das letzte Mal erwartet hatte, als er das unweite Knacken eines Zweiges gehört hatte, während er allein im Wald unterwegs gewesen war: der Anblick eines großen Wolfes mit blutverschmiertem Maul und den Resten eines erlegten Rehs zwischen den Zähnen. Und wenn Crocodile ehrlich war, dann war er nicht sonderlich erpicht darauf, eine solche Erfahrung noch einmal zu machen.

Nervös blieb er auf dem Fell liegen und beobachtete mit wachsamen Blick seine Umgebung. Die langen Blätter des Farnkrautes gleich vor seinem Unterschlupf waren Vor- und Nachteil zu gleich: Auf der einen Seite sorgten sie dafür, dass Crocodile unentdeckt blieb, auf der anderen Seite nahmen sie ihm die Sicht. Er konnte durch die langen und schmalen Blätter hindurch nur sehr wenig von seiner Umgebung wahrnehmen. Furchtsam bemühte Crocodile sich darum, leise zu bleiben; er erlaubte es sich nicht einmal laut zu atmen.

Doch alle Vorsichtsmaßnahmen waren vergebens. Crocodile wollte gerade erleichtert aufatmen, als ohne Vorwarnung eine große und überaus gefährlich wirkenden Raubkatze gleich vor ihm auftauchte; anhand des dichten, grauen Fells mit den dunklen Flecken und den schwarzen Haarpinseln auf den Ohren konnte Crocodile das Tier rasch als Luchs identifizieren.

Panisch wich er so weit wie möglich zurück, doch spürte schon nach wenigen Schritten die raue Oberfläche des dicken Baumstamms an seinem Rücken. Er saß in der Falle. Crocodile schluckte nervös und fragte sich, was er nun tun sollte. Würde er es in seiner menschlichen Gestalt mit einem ausgewachsenen Luchs aufnehmen können?

Er war noch zu keiner Lösung gekommen, als sich das Tier vor ihm plötzlich zu verwandeln begann; nur den Bruchteil einer Sekunde später stand ihm ein großer Mann mit dunkelbraunem Haar und sonnengebräunter Haut gegenüber. Sowohl seine Jeanshose als auch die weiße Mütze, die er trug, waren entsprechend der Fellmusterung seines Tiergeistes dunkel gepunktet.

Crocodile wusste weder, was er sagen noch was er tun sollte. Er stand einfach mit großen Augen und offenem Mund da und musterte überrascht den fremden Mann; er hatte nicht damit gerechnet, dass es sich bei dem Luchs ebenfalls um einen Gestaltenwandler handeln würde. War dies ein gutes oder schlechtes Zeichen?

„Endlich habe ich dich gefunden“, meinte der Luchs mit einem Grinsen auf den Lippen, das Crocodile ganz und gar nicht gefallen wollte. Er war von Natur aus eine sehr misstrauische Person und nahm sich vor, sich von den Worten des Fremden nicht einlullen zu lassen, sondern vorsichtig und wachsam zu bleiben. Immerhin war seine letzte Begegnung mit einem anderen Gestaltenwandler ebenfalls alles andere als erfreulich verlaufen.

„Ich muss zugeben, dass du dir ein ziemlich gutes Versteck ausgesucht hast, Kater“, fuhr der Luchs fort, der sich an Crocodiles Verwunderung und Ablehnung überhaupt nicht zu stören schien. „Auch wenn mein Geruch an dir haftet, habe ich länger als erwartet gebraucht bis ich dich endlich aufgespürt hatte. Nun, wie auch immer: Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mir nehme, was ich begehre.“

Der fremde Gestaltenwandler streckte eine Hand noch Crocodile aus, dem es jedoch glücklicherweise gelang auszuweichen. Er ließ sich auf den Boden absinken und rückte auf allen Vieren krabbelnd von dem Luchs fort. Sein ganzer Körper war starr vor Angst und er hatte das Gefühl, nur wenige Zentimeter von der Stelle zu kommen.

Crocodile zwang sich zur Ruhe und gönnte sich selbst zwei tiefe Atemzüge, ehe er erwiderte: „Dir gehört also das Fell, das ich gestohlen habe? Du kannst es gerne wiederhaben. Ich gebe offen zu, dass ich es mir ohne dein Einverständnis genommen habe. Aber du musst wissen, dass ich es brauchte, um mich vor dem Erfrieren zu schützen. Aber jetzt benötige ich es nicht mehr, denke ich. Nimm es dir ruhig.“

„Ich habe nicht von dem Fell gesprochen“, meinte der Luchs mit süffisanter Stimme, während er rasch die kurze Distanz überwand, die Crocodile zwischen sie beide gebracht hatte. „Das Fell ist mir völlig gleichgültig. Ich besitze mehr als genug davon. Ich meine dich, Kater. Du triffst genau meinen Männergeschmack, weiß du? Du hast mir gleich gefallen, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich bekomme deine blasse Haut und deine langen Beine einfach nicht mehr aus meinem Kopf heraus.“

„Du hast mich beobachtet, als ich mir mein Hemd angezogen habe“, schlussfolgerte Crocodile mit fassungsloser Stimme und bemühte sich darum, ein weiteres Stück zurückzuweichen. „Ich habe dich gehört, aber das Geräusch für harmlos gehalten.“

„Das liegt daran, dass du so unerfahren wie ein neugeborenes Kitten bist“, erwiderte der Luchs in einem überaus arroganten Tonfall. „Unerfahren und dumm. Es ist keine kluge Entscheidung gewesen, Doflamingo zu verlassen und allein in den Wald zu flüchten. Konntest du dir denn nicht denken, dass du eine leichte Beute für alle wild lebenden Gestaltenwandler darstellen würdest? Die meisten von uns zögern nicht ihren Trieben zu folgen. Mich eingeschlossen.“

„Woher weißt du von Doflamingo?“, fragte Crocodile. Er stellte diese Frage hauptsächlich, um Zeit zu schinden, doch konnte nicht verhehlen, dass ihn die Antwort tatsächlich interessierte. Immerhin hatte er Doflamingo niemals mit einem anderen Gestaltenwandler interagieren sehen, ihn eher für einen Einzelgänger gehalten.

„Ich bin der Partner seines jüngeren Bruders Corazon gewesen“, antwortete der Luchs und Crocodile bemerkte sofort eine Veränderung in dessen Tonfall. Hatte er zuvor noch vorfreudig und überheblich geklungen, schwang nun eine seltsame Bitterniss in seiner Stimme mit. Crocodile konnte sich nicht erklären, was der Grund für diese Veränderung war, doch wenn er ehrlich war, dann interessierte es ihn auch nicht. Der fremde Gestaltenwandler jagte ihm ungeheure Angst ein und er wollte bloß von diesem Ort verschwinden.

„Dein Wolf ist nicht so freundlich und fürsorglich wie er gerne tut, weißt du?“, fuhr der Luchs fort, ohne dass Crocodile ihn darum gebeten hätte. „Vermutlich ist dir das bereits selbst aufgefallen, ansonsten wärst du ja schließlich kaum vor ihm geflüchtet. In Wirklichkeit ist er grausam und egoistisch. Nachdem sein Vater, der Anführer des Rudels, gestorben war, tötete er seinen eigenen Bruder, um jede Konkurrenz für den frei gewordenen Platz auszuschalten. Anschließend wurde er selbst Rudelanführer. Warum blickst du so geschockt drein, Kater? Hast du nicht damit gerechnet, dass sich hinter Doflamingos ständig grinsender Fassade ein solches Monster verbergen würde?“ Er lachte, doch es war ein unheimliches und freudloses Lachen.

Crocodile lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Doflamingo ist mir egal“, meinte er und bemühte sich darum, so viel Selbstvertrauen und Stärke wie nur möglich in seine Stimme zu legen.

„Da hast du wohl Recht, Kater“, entgegnete zu seiner Überraschung der Luchs, der sich recht schnell wieder gefangen zu haben schien. „Doflamingo ist nicht hier, um dich zu beschützen. Du bist mir völlig ausgeliefert. Und leider hast du das Pech, dass du mir ausgesprochen gut gefällst. Ich werde mir nehmen, was ich möchte. So ist eben das Gesetz der Natur.“

„Du scheinst ein echt komischer Typ zu sein, wenn du auf bandagierte und unterernährte Männer stehst“, meinte Crocodile in der geringen Hoffnung, dass der Luchs von ihm ablassen würde. Leider tat ihm der fremde Gestaltenwandler diesen Gefallen nicht.

Anstatt ihn in Ruhe zu lassen, kam er näher auf ihn zu und erwiderte mit ungerührter Stimme: „Die Verbände und dein Untergewicht sind Minuspunkte, da hast du wohl Recht. Doch nichtsdestotrotz bist du sehr hübsch und ansehnlich. Mir gefallen dein dunkles Haar und deine blasse Haut. Ganz zu schweigen von deinen bernsteinfarbenen Augen. Ich werde es genießen, wenn sich gleich in ihnen dein Schmerz und deine Angst widerspiegeln.“

Mit diesen Worten überwand er den letzten Abstand zwischen ihnen beiden und griff nach Crocodiles Handgelenken, die er über dessen Kopf auf dem Boden festpinnte. Crocodile geriet sofort in helle Panik, versuchte sich zu befreien und trat mit den Füßen nach dem anderen Gestaltenwandler, doch musste leider feststellen, dass er nichts gegen diesen ausrichten konnte. Crocodile kannte sich nicht aus, was das Kämpfen anging, außerdem war er noch immer schwer verletzt und fürchterlich hungrig. Er hatte nicht die geringste Chance gegen den Luchs, der seine beiden Handgelenke nunmehr mit nur einer Hand festhielt und die andere nutzte, um sie über Crocodiles Körper gleiten zu lassen.

Trotzdem wäre Crocodile nicht Crocodile gewesen, wenn er nicht zumindest versucht hätte sich zur Wehr zu setzen. Er bemühte sich darum seinem Widersacher in den Magen oder die Weichteile zu treten, versuchte ihm in die Arme zu beißen und brüllte so laut wie er nur konnte. Leider gelang es ihm nicht, auch nur das Geringste gegen den Luchs auszurichten. Dieser schien sich nicht einmal durch sein Gebrüll sonderlich gestört zu fühlen, schenkte seiner Gegenwehr überhaupt keine Beachtung.

Stattdessen schob er ungerührt das dunkle Hemd, das Crocodile trug, nach oben und fuhr mit seiner freien Hand über dessen Brustwarzen. Crocodiles Gebrüll verwandelte sich in ein qualvolles und verzweifeltes Schreien, als er spürte wie der fremde Gestaltenwandler seine linke Brustwarze zwischen Zeigefinger und Daumen nahm und sie rieb. Crocodile war überzeugt davon, sich in seinem ganzen Leben noch niemals zuvor in einer solch schrecklich demütigenden Situation befunden zu haben. Crocodile hätte den Tod vorgezogen. Nur mit viel Mühe gelang es ihm die Tränen zurückzuhalten; diese Genugtuung wollte er dem Luchs nicht verschaffen.
 

Doflamingos Herz schlug so schnell und laut wie noch niemals zuvor. Er spornte seinen Körper zu absoluten Höchstleistungen ab. Crocodiles Fährte wurde stärker mit jedem Schritt, den er zurücklegte; er wusste, dass der Kater nicht mehr weit von ihm entfernt war. Nur leider intensivierte sich gleichzeitig auch der Geruch des fremden Gestaltenwandlers. Inzwischen ging Doflamingo fest davon aus, dass dieser bereits vor ihm auf Crocodile gestoßen war. Er konnte bloß hoffen, dass er nicht zu spät kam.

Bei der Vorstellung, dass der Fremdling Crocodile etwas antun könnte, wurde ihm ganz anders. Doflamingo spürte, dass Wut wie heiße Lava in seinen Venen pulsierte und sich sein Bauch schmerzhaft zusammenzog. Wenn dem Kater etwas Schlimmes zugestoßen sein sollte, dann war dies allein seine Schuld. Er selbst hatte Crocodile Angst eingejagt und diesen überhaupt erst dazu veranlasst, die sichere Höhle zu verlassen und bei Nacht nach draußen in den Wald zu stürmen. Alles, was nun geschah, ging auf seine Verantwortung.

Doflamingos Fell richtete sich steil bergauf, als er aus einiger Entfernung lautes Geschrei vernahm. Es kaum aus derselben Richtung, in die Crocodiles Fährte ihn führte. Sofort beschleunigte Doflamingo seine Laufgeschwindigkeit und bemühte sich darum, so schnell wie nur möglich voranzukommen. Seine Wut steigerte sich ins Unermessliche, als erneut lautes Geschrei die Stille der Nacht durchbrach. Inzwischen konnte er die Stimme des Katers deutlich heraushören; sie klang angsterfüllt, beschämt und absolut verzweifelt.

Doflamingo wusste, dass nun jede Sekunde zählte. Er durfte auf keinen Fall zu spät kommen.
 

~
 

Er konnte nicht beurteilen, wer Recht und wer Unrecht hatte. Schließlich wusste er noch nicht einmal, worum genau es ging. Crocodile war bloß froh, dass er den Fängen des Luches entkommen war. Er wollte sich nicht ausmalen, wie die Sache geendet hätte, wenn Doflamingo nicht aufgetaucht wäre. Auch wenn Crocodile sich noch immer vor dem Wolf fürchtete und nichts mehr für diesen übrig hatte, war er doch glücklich über dessen Einschreiten.

(Auszug aus dem nächsten Kapitel)
 

bye

sb


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo lieber Leser! :)
Ich hoffe, dass euch Kapitel 7 gut gefallen hat. ^^
Ich weiß, es ist ziemlich dramatisch, aber ich habe euch vorgewarnt, nicht wahr? (Körperliche + sexuelle Gewalt standen immerhin von Anfang an in den Warnungen!) Was es mit dem Luchs (den einige von euch sicher schon erkannt haben^^) auf sich hat und ob es Doflamingo gelingen wird, Crocodile zu retten, erfahrt ihr im nächsten Kapitel. Außerdem wird Doflas tragische Vergangenheit angeschnitten.
Ob es ein Happy/Sad/Open End geben wird, könnt ihr übrigens in der Fanfic-Beschreibung herausfinden. Ich habe daraus einen Spoiler gemacht, weil ich weiß, dass sicherlich nicht alle Leser von Anfang an darüber Bescheid wissen möchte. Das Ende an sich wird nicht verraten; es wird nur gesagt, ob es gut, böse oder offen ist.
Über Kommentare jeder Art freue ich mich sehr! An dieser Stelle möchte ich mich auch bei denjenigen meiner Leser bedanken, die bereits fleißig Kommis hinterlassen haben. Ich freue mich über jeden einzelnen! :)
Bis zum nächsten Mal!

bye
sb Komplett anzeigen

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