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How the mighty fall

Naruto x Sasuke
von

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Are we getting closer? (zensiert)


 

Scars make us who we are

Hearts and homes are broken

Far, we could go so far

With our minds wide open

(Adam Lambert - Outlaws of Love)

Ich bin erstarrt, unfähig zu reagieren. Bis ich mich dazu durchringen kann, mich umzudrehen. Doch dort steht niemand. Nur ein etwa vierzigjähriger Mann, der mich fragend anblickt und sich dann wieder seinem Sohn zuwendet. Ein Kind mit einem Luftballon. Es ist wirklich passiert.

Ich brauche einige Sekunden, um mich wieder zu beruhigen. Wie lange ist es her, dass ich so die Fassung verloren habe? Ich erinnere mich nicht mehr.
 

Wie ferngesteuert begebe ich mich zurück zum Familienanwesen, das unbeleuchtend und schweigend inmitten des verlassenen Uchiha-Viertels trohnt, ganz, wie ich es zuvor verlassen habe. Auch um die umliegenden, leerstehenden Häuser habe ich mich in meiner Amtszeit nicht weiter gekümmert. Aber wer würde dort schon wohnen wollen? Obwohl über ein Jahrzehnt ins Land gegangen ist, ist der Tod in den Mauern der alten Häuser immer noch allgegenwärtig. Wie sehr ich auch versucht habe, die Relikte der Vergangenheit zu beseitigen - manches bleibt dennoch bestehen und es gibt immer noch viele, die sich bis heute an das Massaker erinnern, das sich hier zugetragen hat.

Das Aufbegehren eines verdrängten Klans, der zur Strafe ausgelöscht wurde bis zum Allerletzten. Bis zu mir.  

Itachi hat daran geglaubt, dass ich sie hätte ändern können. Die Ruinen strafen seiner Worte Lügen.

Etwas bewegt sich im Schatten der Veranda und ich blicke hinüber zu der dunklen Gestalt, die sich nun erhebt und auf mich zukommt.

"Sasuke", sagt er breit lächelnd. Die Jahre haben ihn verändert. Sein Gesicht hat die kindlichen Züge beinahe verloren und er trägt auch die Haare inzwischen kürzer. Seine Kleidung ist dunkel und schlicht gehalten.

"Dein Blick hat sich nicht verändert", erwidere ich langsam und nehme die Maske ab.

"Deiner auch nicht", antwortet er und verringert den Abstand zwischen, sodass kaum mehr ein Blatt Papier zwischen uns Platz fände, "würde ich sagen, aber es ist anders."

"Ist es das?", hauche ich ohne eine Antwort zu erwarten.

Beinahe berühren sich unsere Nasenspitzen und ich spüre den warmen Atem auf meinen Lippen. Lebendig.

Doch berühren wir einander nicht.

"Ich bin froh darüber", murmelt er gegen meine Lippen und tritt einen Schritt zurück.

Eine Begründung bleibt er mir schuldig und ich frage nicht danach. Möchte sie nicht kennen.

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, gehe ich an ihm vorbei und öffne die Tür des Hauses. Erst dann wende ich mich zu ihm um und nicke langsam, fast schon einladend. Danach trete ich ein und lausche für einen Augenblick den Schritten, die mir folgen, bevor ich zielstrebig die Tür zu meinem Schlafzimmer öffne und mich auf dem Bett niedersetze. Naruto ist mir gefolgt und steht beinahe verloren im Türrahmen, ein seichtes Lächeln ziert sein Gesicht. Dann wird er ernst und kommt näher. Näher. Die Anspannung ist unerträglich und für einen Moment habe ich das Gefühl die Zeit sei stehengeblieben. Selbst von draußen her dringt kein Geräusch herein zu uns. Absolute Stille. Abgesehen von unserem Atem. Ausdruckslose Mienen, die sich belauern. Ich glaube, ein Zittern ausmachen zu können in der Dunkelheit. Nervosität. Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem kaum erkennbaren Lächeln, das sofort wieder verschwunden ist. Gelassenheit ergreift Besitz von mir und ich lasse mich einfach fallen.
 

***

"Du bist mein bester Freund", hatte er gerufen.

"Du warst so etwas wie mein bester Freund", hatte ich erwidert.
 

"Du wirst sterben, wenn du so weitermachst", rief ich ihm zu.

"Ich werde es nicht zulassen, dass du mich tötest", antwortete er mit fester Stimme.
 

In diesem Augenblick wurde ich mir bewusst, dass er mich durchschaut hatte.
 

***

Nach dem Höhepunkt ist mein Kopf leer. Weiße Leere. Blaue Augen, in der Finsternis farblos erscheinend, die mich anstarren. So ausdruckslos. Ich habe tausend Fragen, doch sie fallen mir nicht ein.

Mühselig richte ich mich auf nach einer Weile, Müdigkeit hat sich in mir ausgebreitet. Naruto führt sich nicht. Er steht einfach da, wie eine Statur, wie ein Soldat, den man im Affekt vergessen hat. Seicht berühre ich den Stoff seiner Hose.
 

Als ich finde, was ich suche, fühle ich nichts. Keine Anspannung. Nichts.

Mein Körper fällt zurück aufs Bett und ich drehe mich auf die Seite, den Kopf auf meinen Arm gebettet. Ich sehe Naruto nicht an, möchte ihn nicht sehen.

"Verschwinde", flüstere ich leise in den Raum hinein.

Einen kurzen Augenblick lang passiert gar nichts. Dann jedoch spüre ich den Windhauch und höre, wie die Tür leise geschlossen wird. Ich bin allein.
 

Die Müdigkeit übermannt mich und ich schlafe ein. Viel zu ruhig.
 

***

Während mein Geist für einige Stunden zur Ruhe kommt, sitzt Shikamaru Nara bei geöffneter Tür auf der Veranda seines Hauses und vermisst eine Zigarette. Er hat vor Jahren aufgehört zu rauchen, dennoch ertappt er sich in solchen Nächten bei dem Gedanken, die letzte Packung aus den Tiefen seines Kleiderschrankes hervorzukramen, um diesen unvergesslichen Geschmack zu inhalieren. Nur eine.

Doch er gibt dem Verlangen nicht nach.

Die Vernunft malt sich aus, was geschehen könnte, wenn seine Frau mitbekäme, dass der geraucht hatte. Kein schönes Bild - und so verdrängt er den Gedanken wieder.

Temari passt wie Faust aufs Auge zu ihm. Sagen die anderen. Shikamaru weiß nicht so recht, ob er dem zustimmen soll, aber er muss zugeben, dass Temari sehr resolut ist und ihm kaum die nötige Zeit zur Entspannung zuspricht.

Sicher, wenn man einen Säugling daheim hat, sollte man sich wohl die Arbeit teilen. Shikamaru ist nicht der Meinung, dass das Aufgabe der Frau ist. Aber mitten in der Nacht aufstehen, nur um auf das Geschrei nach der Flasche zu reagieren? Er wusste nicht, ob er wirklich so tolerant sein wollte.
 

Doch wie immer hatte Temari ihm keine Zeit zum Nachdenken gelassen - stattdessen wurde er rüde geschüttelt und mit einem gemurmelten "Gib ihr bitte jetzt die Flasche", das keinen Widerspruch duldete, zum Aufstehen gezwungen.

Inzwischen schlafen alle wieder, doch er ist nicht müde. Der Himmel ist sternenklar und die Nacht ist lau für diese Jahreszeit. Viel zu lau.
 

Er zuckt nicht zusammen, als sich eine Gestalt aus der Dunkelheit löst und vor ihm stehenbleibt.

"Naruto", sagt er langsam und bedächtig, "ich habe mich schon gefragt, wann du hier auftauchst."

"Du bist nicht erstaunt", stellt Naruto fest und lässt sich neben ihn fallen.

"Nein, ich bin nur erstaunt, dass du dich jetzt bei mir meldest", räumt Shikamaru ein und denkt noch einmal an die Zigarette.

"Du verblüffst mich immer wieder", erwidert Naruto langsam, "aber eigentlich verwundert es mich nicht."

"Was? Dass ich weiß, dass du noch lebst oder dass ich nicht wusste, dass du mich heute aufsuchen würdest?"

"Von beidem etwas", antwortet Naruto und lacht leise. Ein dunkles Lachen, das so schnell verklingt wie es anfing.

"Was mir zugegebenermaßen bis heute unklar ist", fährt Shikamaru mit nachdenklicher Miene fort, "ist der Grund, der sich hinter all dem verbirgt."

"Vielleicht, weil er nicht rational ist", sagt Naruto und klingt dabei fast schon wehmütig.

"Niemand, der rational denkt, hätte uns mit Sasuke Uchiha allein gelassen."

Es klingt ein wenig verbittert, doch Naruto geht nicht weiter darauf ein. Vielleicht ignoriert er den stummen Vorwurf.

"Was hast du in den letzten Jahren gemacht?", möchte er stattdessen wissen.

"Mein Junggesellenleben vermisst und mich gefragt, warum irgendein Mensch sich freiwillig Kinder anschafft", erwidert Shikamaru.

"Herzlichen Glückwunsch", antwortet Naruto aufrichtig.
 

***

Als ich erwache, versuche ich fast schon verzweifelt die Fetzen meines wirren Traumes festzuhalten. Es gelingt mir nicht. Ich glaube, ich habe meinen Bruder getroffen, doch der Rest ist mir entglitten.

Stöhnend strecke ich mich und schließe erneut für einige Sekunden die Augen. Bis ich mich aufrichte und mein Blick auf den vollkommen zerknitterten Yukata fällt, den ich immer noch mehr oder minder trage. Nicht, dass ich es vergessen hätte.

Sekunden später entledige ich mich des Stoffes und suche meine gewöhnliche Arbeitskleidung heraus, während mein Blick auf die Uhr fällt. Es ist spät. Viel zu spät.

Ein Geräusch dringt an mein Ohr - jemand klopft an der Tür.

"Wer ist da?", höre ich mich fragen. Unfreundlich.
 

***

 Die Männer und Frauen tragen dunkle Kleidung und ihre Gesichter verbergen sich hinter Masken. Sie möchten nicht erkannt werden - und nicht erkennen. Was sie eint, sind weder Verbindungen noch Erinnerungen. Was sie eint, ist ihr gemeinsames Ziel.
 

"Seid ihr bereit zu sterben?", ruft ihr Anführer laut. Es ist keine Frage, sie jubeln und heben ihre Hände siegessicher in die Luft.

"Sasuke Uchiha muss sterben!", schreit einer von ihnen und erntet murmelnde Zustimmung.

Die meisten wiederholen die Worte noch einmal für sich. Um ganz sicher zu sein.

Sasuke Uchiha muss sterben.
 

Niemand von ihnen registriert, dass jemand nahe des offenen Fensters steht und sie belauscht.
 

***

"Ich bin es", erwidert eine mir bekannte Stimme und als ich die Tür öffne, bin ich nicht überrascht, in die Augen von Kakashi Hatake zu blicken.

Seitdem er das Sharingan verloren hat, verdeckt das Stirnband nicht mehr die Hälfte seines Gesichts. Die Maske ist dennoch geblieben und es ist mir bis heute ein Rätsel, weshalb er sie trägt. Vielleicht aus Gewohnheit.

Abwartend blicke ich ihn an.

"Hast du Besuch?", erkundigt er sich plötzlich und versucht an mir vorbei ins Innere des Hauses zu blicken. Womöglich in der Hoffnung, irgendjemanden ausmachen zu können. Natürlich vergeblich.

"Nein", antworte ich langsam und mache ihm deutlich, dass ich das Thema nicht weiter vertiefen werde.

"Ist das so?", spricht er mehr zu sich selbst als zu mir. Ein wenig ungläubig.
 

Es ist mir schleierhaft, wie er auf diese Idee kommt oder weshalb er mich hier und heute behelligt. Zumeist vermeidet es Kakashi mich regelmäßig aufzusuchen und zu festen Terminen erscheint er meist zu spät wie seit jeher schon. Ab und zu habe ich das Gefühl, dass er mir irgendetwas mitteilen möchte und es doch zurückhält.

Er ist nicht länger mein Lehrer. Eventuell fällt es ihm schwer, diese Tatsache zu akzeptieren.

Zudem ich mich noch heute an den Blick erinnere, den er mir zuwarf, als ich nach dem Kampf im Tal des Endes erwachte. Eine Mischung aus Enttäuschung und Mitleid.

"Wo ist Naruto?", fragte er mich damals und als ich den Blick abwandte, verzichtete er darauf, weiter nachzuhaken.
 

Meine Beziehung zu Kakashi ist seit jeher eine schwer definierbare. Es gab immer eine gewisse, stumme Verbundenheit zwischen uns, womöglich, weil wir beide zur Rationalität neigen. Letztendlich haben wir jedoch den Faden verloren und er machte mir häufiger deutlich, dass er längst nicht mehr so recht verstand, was mich eigentlich bewegte. Womöglich macht er sich noch heute Vorwürfe, dass er nicht viel früher eingegriffen hat. Um das Unausweichliche zu verhindern. Doch in der Geschichte ist kein Platz für derartige Träumereien. Das ist uns beiden bewusst.
 

"Was ist?", murmele ich schließlich und mache keinen Hehl darum, dass er hier nicht erwünscht ist.

"Ein weiteres Attentat", erwidert er mit ausdrucksloser Miene, "oder vielmehr der Versuch ist geplant. Wie sollen wir vorgehen?"

Wortlos starren wir einander an für einige Minuten. Kakashi kennt die Antwort auf seine Frage bereits und ich nehme ihm nicht wirklich ab, dass er deswegen hier erschienen ist. Dennoch antworte ich ihm schließlich.

"Liquidiert sie."

Reine Formsache.
 

***

"Fühlst du dich manchmal schuldig?"

"Vielleicht", sagt Naruto und beobachtet mit starrer Miene ein goldgelbes Blatt, das sich vom Baum gelöst hat und dem feuchten Erdboben entgegenschwebt.

Ein ewiger Kreislauf. Er und ich hatten die Chance, ihn zu durchbrechen. Was haben wir getan?
 

***

Es ist früher Abend, als ich den Bericht über die abgeschlossene Mission überfliege. Vierzig Tote. Einige Verletzte und zwei Tote aus unseren Reihen. Ich überfliege die Namen der verstorbenen Attentäter und versuche mich zu erinnern, ob ich sie schon einmal gesehen habe. Flüchtige Erinnerungen, Daten. Mein Blick fällt auf die Geburtsdaten einer jungen Frau. Nächsten Monat wäre sie vierzehn geworden.
 

Mit einem kaum hörbaren Seufzen schließe ich die Akte. Ob sie wohl Angehörige hatte?
 

"Solange noch Hoffnung besteht", hatte mir vor einigen Monaten jemand zugerufen, der zuvor bei dem Versuch gescheitert war, mich zu töten, "solange werden wir nicht aufgeben!"

Sekunden später war er verstorben.
 

Wie lange gibt es noch Hoffnung?
 

"Immer", antwortet der Naruto in meinem Geiste. Ich hoffe, er behält nicht Recht.



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