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Last Desire 6.5

Just another Desire
von

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Freigang

Es vergingen knapp drei Tage, in denen Jeremiel in seinem Zimmer festsaß und diese Fußfessel trug. Er fühlte sich zwischendurch etwas schlechter und litt auch wieder unter Kopfschmerzen, woraufhin meist Liam vorbei kam und ihm etwas gegen die Schmerzen gab. Aber er machte keine Anstalten, ihm die Fußfessel abzunehmen und er weigerte sich auch hartnäckig, daran etwas zu ändern. So allmählich kam sich Jeremiel tatsächlich wie ein Gefangener vor und wusste auch nicht, wem er sich überhaupt anvertrauen konnte oder wen er um Hilfe bitten sollte. Denn Johnny gehorchte Liam und der ließ nicht mit sich reden. Der 25-jährige begann allmählich zu realisieren, dass er vielleicht nie hier rauskommen würde und dass er tatsächlich eine Geisel war. Warum auch sonst sollte man ihn hier einsperren und ihm eine Fußfessel anlegen? Meist, wenn er Langeweile hatte, da beschäftigte er sich mit Rubrikwürfeln oder las Bücher, aber das war es auch schon. Wegen der Fußfessel konnte er das Zimmer nicht verlassen und diese ließ sich nicht öffnen. Und selbst wenn, er befürchtete, dass Liam noch drastischere Maßnahmen ergreifen würde, um ihn einzusperren. Was also sollte er tun? Ein Risiko eingehen oder sich still verhalten, bis Liam ihm irgendwann mal diese Fessel abnahm? Irgendwie fühlte er sich schlecht und seine Stimmung hatte sich auch deutlich verdüstert. Ihm fehlte selbst die Motivation zum Lesen und er war sehr still geworden. Selbst den Appetit hatte er verloren und baute deshalb auch ab. Meist saß er auf dem Bett, hatte die Beine angezogen und den Kopf abgelegt. Unterdessen merkte er nicht, dass es hinter der Tür seines Zimmers ziemlich heftig zuging. Als nämlich Delta von einer mehrtägigen Reise zurückkehrte und von Eva erfuhr, was Liam da gemacht hatte, da hatte er diesen kurzerhand an den Kragen gepackt und ins Büro geschleift und die Tür zugeknallt. „Also ich bin ja einiges von dir gewohnt Herzchen, aber das hier geht doch jetzt eindeutig zu weit. Hast du sie noch alle, dass du den Ärmsten jetzt auch noch festkettest wie einen Hund? Er ist doch kein Gefangener verdammt! Denkst du überhaupt mal nach?“ Liam schwieg und blickte zur Seite, während er nachdachte. Auch Eva hatte ihn diesbezüglich schon zur Rede gestellt, allerdings nicht ganz so deutlich wie Delta und ihr hatte er auch keine sonderliche Beachtung geschenkt, denn ihn interessierte nicht, was sie dazu zu sagen hatte. Aber Delta ließ sich nicht so leicht abwimmeln und er war sauer, das merkte man sofort. „Menschenskinder, was soll er denn denken, was diese Aktion sollte? Er kann sich an nichts erinnern und wird zum ersten Mal mit Gefühlen und körperlichen Empfindungen konfrontiert und ist völlig überfordert mit der Situation. Er kennt dich nicht und weiß auch nicht, was los ist und da kettest du ihn einfach fest. Hast du zu viel getrunken oder was sollte der Scheiß?“

„Ich wollte verhindern, dass er abhaut. Ich hab ihn schon mal verloren und ich lasse nicht zu, dass das wieder geschieht. Er gehört zu mir.“

„Er ist aber kein Haustier oder irgendein Besitztum, sondern ein Mensch. Mag zwar sein, dass du und deine Schwester keine Menschen seid und ich und die anderen nur Abkömmlinge von euch sind, aber wenn du ihn weiterhin so behandelst, dann stößt du ihn immer weiter von dir und dann stehst du vor dem Scherbenhaufen. Meine Güte, was ist nur mit dir los? Ich kapier es nicht. Anstatt, dass du ihm mit Feingefühl begegnest, sperrst du ihn gleich ein.“ Liam entgegnete nichts, aber Deltas Worte gingen nicht spurlos an ihm vorbei, das sah man sofort. Natürlich wusste Delta, dass diese Aktion eigentlich nicht böse gemeint war, aber sie war trotzdem unüberlegt und falsch. Der Crossdresser schüttelte den Kopf und konnte nicht fassen, was sein bester Freund und Vorgesetzter da gemacht hatte und hätte sich am liebsten noch mehr aufgeregt, aber davon würde es auch nicht besser werden. „Ich kann schon verstehen, warum du das gemacht hast, aber das ist doch nun wirklich nicht der richtige Weg. Du kannst ihn nicht für den Rest seines Lebens einsperren. Er ist kein Besitz und die Menschen hätten ja wohl nicht so viele Gesetze und Rechte erfunden, wenn ihnen die Freiheit nicht so wichtig wäre. Ich gehe jetzt erst einmal los und entschärfe die Situation. Vielleicht kann ich ja noch was kitten und das arme Engelchen ja ein wenig aufmuntern. Und dann nehme ich ihm auch mal diese schreckliche Fußfessel ab. Wenn man überhaupt Fesseln benutzen sollte, dann auch nur beim Sex, klar?“ Damit ging Delta und ließ Liam allein. Er wusste, dass er ihn mit seinen direkten Worten ziemlich getroffen haben musste, aber es war eben seine Aufgabe, ihm auch mal die Leviten zu lesen. Jeder in der Familie hatte seine Aufgaben und während Marcel die Buchhaltung und Finanzen innehatte und sämtliche Glücksspiele verwaltete und sich um die Schuldeneintreibungen kümmerte, war es Deltas Aufgabe, das Rotlichtmilieu zu verwalten und Liam des Öfteren mal ordentlich ins Gewissen zu reden. Marcel war viel zu kühl und passiv für so etwas und Johnny, der Liams Informant und Stellvertreter auf dem Schwarzmarkt war, hatte an so etwas kein Interesse. In gewisser Hinsicht war Delta so etwas wie die kleine Grille aus dem Holzpuppenmärchen und er war sich dieser Aufgabe wohl bewusst. Er wollte Liam helfen und dafür sorgen, dass dieser endlich mal wieder lächeln konnte. Tatsache war ja leider, dass er Nikolajs Tod nicht verkraften konnte und er Eva dafür bis heute noch die Schuld gab. Ganz verdenken konnte Delta es ihm ja nicht, aber er erkannte auch, dass er da auch vermitteln musste. Sonst würde alles noch in eine große Katastrophe steuern und dann hatten sie den Salat. Genau das musste er verhindern. Na hoffentlich ging es Jeremiel einigermaßen gut…
 

Die Tür des Zimmers öffnete sich und als Jeremiel aufsah, erkannte er Delta, der direkt zu ihm kam und ein fröhliches Lächeln auf dem Lippen hatte. „Hallöchen Engelchen. Mensch, du siehst ja vielleicht bescheiden aus. Wie fühlst du dich denn?“ Unsicher zuckte Jeremiel mit den Achseln und hatte wie immer diesen nichts sagenden Blick. Er wusste ja, dass das keine richtige Antwort auf Deltas Frage war, aber er konnte einfach nicht sagen, wie er sich fühlte. Zwar merkte er, dass er antriebslos war und seine Stimmung ziemlich unten war, aber er konnte einfach kein passendes Gefühl finden, was dies vielleicht beschreiben konnte. „Ich weiß nicht, wie ich mich fühle.“ „Dann versuch es zu beschreiben.“ Nur mit Mühe gelang es Jeremiel, auch die richtigen Worte zu finden und seinen Zustand zu erklären. Delta hörte ihm aufmerksam zu, nickte schließlich und erklärte „Du fühlst dich unglücklich, Engelchen. Weißt du, wenn Menschen unglücklich sind, dann ziehen sie oft ein langes Gesicht, haben keine Motivation und verlieren auch ihre Energie. Du zeigst alle Symptome dafür und ich kann mir schon denken, woran das liegt. Ich hab mit Liam gesprochen und er sieht ein, dass es übertrieben war, dir die Fußfessel anzulegen. Er meint es nicht böse, er hatte nur Sorge, dass dir in deinem angeschlagenen Zustand etwas passieren könnte. Na komm, ich nehme dir dieses furchtbare Ding erst mal ab.“ Delta holte einen kleinen Schlüssel hervor und öffnete das kleine Schloss, dann streifte er Jeremiel die Fessel vorsichtig ab. Dies machte er mit solcher Zärtlichkeit, als wolle er einer Frau behilflich sein. „Du hast eine sehr zarte Haut“, bemerkte er mit einer sanften und beruhigend klingenden Stimme. „Und schöne Füße. Da könnte man schon fast schwach werden.“

„Wieso?“

„Ach Engelchen, du musst wohl noch sehr viel lernen. Was das Allgemeinwissen betrifft, magst du ja ein Genie sein, aber in allem Zwischenmenschlichen scheinst du ja komplett unerfahren zu sein. Mein Gott, so unschuldig… wie ein Engel…“ Delta seufzte theatralisch und zog dann eine mehr als übertriebene wehleidige Miene. „Wenn du nicht Liams Ehrengast wärst, hätte ich dir schon längst Dinge gezeigt, von denen du nicht einmal zu träumen gewagt hättest, Engelchen. Bei dir kann man ja nur schwach werden!“ Jeremiel verstand zwar nicht, was Delta damit andeuten wollte, aber er sagte nichts. Er wollte lieber nichts tun, was seine neu gewonnene Freiheit vielleicht noch gefährden könnte. Delta zog ihn schließlich sanft hoch und ging gemeinsam mit ihm zur Tür. „So, jetzt werde ich dir mal das Haus zeigen und dich den anderen vorstellen.“

„Eine Frage: ist dein Name wirklich „Delta“?“

„Nö, eigentlich heiße ich Asmodeus, aber das klingt irgendwie so negativ belastet und böse. Deshalb habe ich mich für Delta entschieden. Das klingt neutraler.“

„Und wieso kleidest du dich wie eine Frau?“

„Weil ich so hübscher aussehe. Manche halten mich für eine Transe, aber ich hab kein Interesse dran, eine Frau zu werden. Ich bin eben ein Original.“ Delta ging voran und führte ihn durch das weitläufige Anwesen. Zu allererst steuerten sie ein Zimmer an, wo ein entsetzliches Chaos herrschte. Es wurde laut CROW’s CLAW gespielt und an den Wänden hingen diverse Poster von Rockbands. Auf dem Bett saß Johnny mit einem Laptop. „Das ist Johnnys Zimmer. Er sammelt wichtige Informationen und kennt angeblich alle schmutzigen Geheimnisse. Vor ihm solltest du dich übrigens in Acht nehmen. Der Kerl lügt, was das Zeug hält und ehe du dich versiehst, hat er dich ausgefragt, bevor du überhaupt etwas gemerkt hast. Hey Johnny, mach mal die Musik etwas leiser!!!“ Der Junge sah kurz auf, dann tippte er auf den Laptop herum und die Musik wurde abgestellt. „Yo Delta, alte Drag-Queen. Willst du jetzt etwa nen Dreier schieben oder wieso klopfst du an?“

„Ich wollte unserem Engelchen nur das Haus zeigen. Und überhaupt: du bist echt verrückt, wenn du denkst, zwischen uns beiden würde jemals wieder etwas laufen!“ Johnny lächelte verschlagen, als er das hörte und setzte sich auf. „Es ist schon seltsam, dass man über andere ein Urteil über dessen psychische Verfassung fällen kann, aber nicht über seine eigene… Ich meine, wenn Menschen dazu neigen, ihre eigenen psychischen Probleme nicht zu erkennen, woher wollen sie dann wissen, dass sie selbst gesund sind? Aber wie wollen diese vermeintlich gesunden Menschen wissen, dass sie gesund sind, wenn alle psychisch Kranken ihre Probleme nicht erkennen? Und wie wollen psychisch Kranke erkennen, ob ein Mensch gesund oder nicht gesund ist? Das ist das Paradoxe an der Situation.“

Delta seufzte und verdrehte die Augen. „Was zum Henker meinst du damit?“

„Dass im schlimmsten Falle die ganze Welt verrückt ist. Genauso wie du und ich. Wobei es aber erneut einen Widerspruch darstellen mag, weil Menschen, die von sich selbst behaupten sie seien verrückt, bei weitem vernünftiger sind, als so manche vernünftige Menschen, die von sich behaupten, sie seien nicht verrückt. Ein Paradoxon im Paradoxon, wenn man es so sehen will.“

„Wenn du deine kleinen Psychospielchen so mit mir weitertreibst, werde ich noch verrückt!“

„Wenn du es nicht bereits bist.“

„Ich werde ja wohl selber wissen, ob ich verrückt bin, oder nicht!“

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du mir nicht wirklich zugehört hast.“

Damit wandte sich Delta mit einer wehleidigen Miene an Jeremiel und seufzte jammervoll. „Da siehst du es. Am besten spricht man kein Wort mehr mit ihm. Ansonsten dreht man noch völlig durch.“ Doch Jeremiel zuckte nur mit den Achseln und erklärte „Ich kann seine Gedankengänge schon nachvollziehen.“ „ECHT?? Au backe, dann wird er dich in Zukunft noch stundenlang vollquasseln. Na komm, wir gehen weiter, bevor Johnny noch weitermacht und ich noch endgültig einen Kurzschluss im Gehirn bekomme.“ Damit hakte sich Delta bei Jeremiel ein und ging mit ihm weiter. Er zeigte ihm den großen Salon, das Kaminzimmer und noch einige andere Räumlichkeiten, bis sie dann einem groß gewachsenen kühl dreinschauenden Brillenträger im Anzug begegneten, der ein Notizbuch durchblätterte. Auch er hatte einen goldenen Ring in der rechten Iris. Deltas Euphorie wurde je gedämpft, als er den Mann sah. Der jedoch behielt den Blick des kühlen Geschäftsmannes bei. „Delta, gut dass ich dich spreche. Die Monatsabrechnung des „Moona Launch“ weist eine Differenz von exakt 11,58$ auf, die noch behoben werden müssen. Du bist sehr nachlässig mit der Buchführung.“ Delta seufzte genervt und verdrehte die Augen. „Engelchen, das ist Marcel Lewinski, unser Buchhalter und Anwalt in einer Person. Der Kerl ist kälter als ein Eisblock und den interessiert nur Geld. Und nun zu dir, du Schmalspuradvokat: reg dich nicht wegen den paar Dollar auf! Meine Güte, du gehst mir echt auf die Nerven. Und überhaupt: wann krieg ich denn endlich das Geld für das „Mesmerize Inn“ für die Renovierung? Die Mädchen liegen mir schon seit Monaten in den Ohren und so allmählich verliere ich die Geduld!“

„Du hast dein Jahresbudget bereits aufgebracht. Also kann ich dir nicht helfen. Es ist nicht mein Problem, wenn du nicht mit dem Geld haushalten kannst.“

„Du verdammte Brillenschlange!“ Damit zog Delta einen kleinen Dolch aus dem Ärmel seines Kimonos und warf ihn in Marcels Richtung, wohl in der Absicht, ihn damit zu treffen. Doch der nahm einfach sein Notizbuch als Schild und fing damit den Dolch ab. Dabei sah er nicht einmal hin oder verzog die Miene. „Lass es gut sein, Delta. Deine Tricks funktionieren schon lange nicht mehr bei mir.“ Damit ging er einfach weiter und Delta sah ihm mit einem hasserfüllten Funkeln in den Augen hinterher. „Irgendwann reiß ich dir noch eigenhändig den Arsch auf, Marcel. Das schwöre ich dir. Du mit deinem verdammten Geiz gehst mir so was von auf die Nerven.“ Doch der Anwalt und Buchhalter lächelte nur kühl und herablassend und meinte „Soweit ich weiß bin ich doch derjenige, der dir, wie du es so schön formulierst, den Arsch aufreißt.“

„GEH STERBEN!!“ Damit warf Delta ihm einen weiteren Dolch hinterher, doch Marcel wich ihm lässig aus und hätte beinahe Liam getroffen, der gerade an dem Buchhalter vorbeiging, doch der fing mit zwei Fingern den Dolch auf und wirkte sichtlich genervt. „Könnt ihr euch nicht woanders in Stücke reißen? Mal im Ernst, aus euch soll mal einer schlau werden. Ihr hasst euch wie die Pest und kratzt euch bei jedem Treffen die Augen aus und dann treibt ihr es miteinander, als gäbe es keinen Morgen mehr.“

„Er ist eben eine verdammte Granate im Bett und er sieht eben gut aus. Da werde ich eben schwach. Was soll ich da machen?“

„Dich mal therapieren lassen…“ Liam bemerkte erst jetzt Jeremiel, der sich etwas hinter Delta gehalten hatte, um nicht noch zwischen die Fronten zu geraten. Für einen Moment schwanden diese harten Gesichtszüge und er sah ihn mit einem Blick an, den Jeremiel aber nicht wirklich deuten konnte. In diesem Moment ärgerte dieser sich, dass er es nicht zustande brachte zu erkennen, wie sich Liam wohl in diesem Moment fühlte. „Wie geht es dir?“ „Besser. Die Kopfschmerzen sind weg und mein Kreislauf hat sich auch wieder stabilisiert.“ „Das ist gut.“ Liam legte eine Hand auf Jeremiels Schulter und sah ihn wieder mit diesem Blick an. Irgendwie… irgendwie tat es ihm in der Brust weh, Liam so zu sehen. Seine Stimmung sank wieder nach unten und er fühlte sich… unglücklich. Auch Liam schien unglücklich zu sein, aber er sagte nichts und wandte sich schließlich an Delta. „Ich bin gleich bei einem Geschäftstreffen, zusammen mit Marcel. Du und Johnny bleibt hier.“ Damit ging er und Jeremiel sah ihm schweigend nach. Warum hatte er so unglücklich ausgesehen? Und wieso habe ich mich auch so schlecht gefühlt, ihn so zu sehen? Seltsamerweise hatte es mir nichts ausgemacht, wenn er mich mit diesem kalten Blick angesehen hat, aber ihn unglücklich zu sehen, lässt mich ebenfalls unglücklich fühlen. Wieso? Delta sah ihm nach und wirkte nun etwas ernster als zuvor. „Oh Mann, dem muss es doch echt an die Nieren gegangen sein, als ich ihm die Meinung gegeigt habe.“

„Was hast du ihm gesagt?“

„Dass er ein Rad ab hat, weil er dir diese bescheuerte Fußfessel angelegt hat. Weißt du, Liam ist eigentlich kein schlechter Kerl. Aber er besitzt einfach nicht sonderlich viel Feingefühl. Das war leider schon immer sein Problem gewesen. Es tut ihm leid, dass er dich eingesperrt hat, aber er hat sich Sorgen um dich gemacht.“ Er hat sich Sorgen um mich gemacht? Aber warum? Sie gingen schließlich nach draußen auf die Terrasse, wo ihnen die Sonne grell ins Gesicht schien. Es war ziemlich heiß, also musste es Hochsommer sein. Jeremiel und Delta setzten sich in einen schattigen Teil der Terrasse, wo es ein klein wenig kühler war, aber der 25-jährige merkte sofort, dass die Hitze ihm überhaupt nicht bekam. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und ihm war, als würde seinem Körper jegliche Energie entzogen werden. Sein Kopf schmerzte ein klein wenig, aber es hielt sich zum Glück in Grenzen. Delta holte aus seinem Kimono einen Fächer hervor und begann damit, sich Luft zuzufächeln. „Genau deshalb liebe ich Kimonos: Sie sind im Sommer sehr luftig und im Winter sind sie warm genug. Aber sag schon, Engelchen: warum ziehst du so ein Gesicht? Ist es wegen Liam oder bist du wegen der Sache mit Marcel so neben der Spur? Wenn es das ist, dann lass mich eines sagen: die Streitereien sind ganz normal. Geiz und Versuchung haben sich leider nie wirklich vertragen und deshalb ist es eben recht schwierig zwischen uns. Die meiste Zeit streiten wir uns und dann landen wir trotzdem irgendwie gemeinsam im Bett. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, woran das liegt. Vielleicht am Sex? Naja, er sieht ja auch ganz gut aus und…“

„Nein, es ist nicht wegen dir und diesem Marcel Lewinski. Ich war nur irgendwie irritiert, dass Liam solch einen merkwürdigen Blick hatte, der irgendwie nicht zu ihm passte.“ Delta stand auf und ging zu einer kleinen Bar hin, dann kam er kurz darauf mit zwei Gläsern Eistee zurück und gab Jeremiel eines. „Nun ja, im Grunde plagt ihn schon irgendwie das schlechte Gewissen, aber er kriegt einfach beim besten Willen keine Entschuldigung zustande. Er gestattet sich eben keinerlei Schwächen und es fällt ihm auch schwer, diese raue Seite abzulegen. Aber das bringen seine Geschäfte nun mal mit sich, da darf er eben keine Schwächen zeigen, das könnte sonst gefährlich werden. Nicht nur für ihn, sondern auch fürs Geschäft.“ Geschäft? Nun, Jeremiel lebte jetzt schon seit Tagen in diesem Haus und bis jetzt wusste er noch rein gar nichts über Liam. Und er fragte sich schon, was er denn beruflich machte. Wie ein Arzt oder Chirurg sah er jedenfalls nicht aus. Eher machte er den Anschein, als würde er sein Geld auf nicht ganz ehrliche Weise verdienen. Aber er konnte sich ja auch täuschen. Besser war es, einfach mal nachzufragen. „Delta, was genau macht Liam überhaupt? Dass er Arzt ist, halte ich persönlich eher für unwahrscheinlich. Sein Charakterbild passt nicht genau da rein und dieses große Anwesen hier würde sich ein normaler Arzt oder Chirurg doch wohl kaum leisten können. Und die Rede von den Nachtklubs, Informanten und Buchhaltern klingt für mich eher danach, als hätte er kriminelle Geschäfte am laufen. Oder irre ich mich?“

„Durchaus nicht“, antwortete Delta und fuhr sich mit seinen grazilen Fingern durchs Haar, während er einen Schluck Eistee trank und dann seine Zunge verführerisch über seine rot geschminkten Lippen kreisen ließ. „Du hast schon richtige Schlüsse gezogen, Engelchen. Liam J. Adams ist der Kopf einer Mafiabande. Und sowohl Marcel, Johnny und ich arbeiten für ihn. Wir sind also quasi ebenfalls Mitglieder der Mafia.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-31T15:15:46+00:00 31.10.2014 16:15
*grins*
Wieder mal ein tolles Kapitel.


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