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Something in December

Gefühlschaos zu Weihnachten
von

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Weihnachtsabend

Weihnachtsabend
 

Wie jedes Jahr war Bulmas Weihnachtsfeier sehr opulent. Ich sah mich in dem reichlich geschmückten Wohnzimmer um und wenn diese Dekoration nicht so kitschig gewesen wäre, hätte dieser Festsaal fast eines Prinzen wie mir würdig sein können. Ein selbstgefälliges Grinsen huschte über mein Gesicht. Natürlich war ich ein Prinz ohne Volk, aber manchmal genoss ich es einfach immer noch, dass ich diesen Titel hatte. Immerhin hatte er mich weit gebracht. Zumindest für mich selbst.

„Hallo, Vegeta, gut siehst du aus“, begrüßte mich dieser komische Gnom ohne Nase. Krilin hieß er, soweit ich wusste. Ich hatte mich nie sonderlich für Bulmas Freundeskreis interessiert. Sie waren alle da. Und was mir am meisten missfiel war die Tatsache, dass Kakarotts seltsame Ex-Frau auch da war. Aber war ja klar gewesen. Sie war mit Son Gohan und dessen Familie gekommen. Hätte wahrscheinlich nur wieder Drama gegeben, wenn alle eingeladen worden wären, außer ihr. Und jetzt hatten wir ungefähr zwanzig Leute im Wohnzimmer. Irgendwie wurden das von Jahr zu Jahr mehr. Ich schob meine Hände in meine Hosentaschen und verkroch mich in irgendeine Ecke. Stellte mich ans Fenster und blickte hinaus. Pünktlich zum heutigen Tag hatte sich noch mal eine ganze Menge Schnee auf den Straßen verteilt. Leise Weihnachtsmusik begleitete die oberflächlichen Gespräche, die die Leute hier miteinander führten und ein offenes Feuer im Kamin warf ein rötliches Licht auf alles. Der riesige Baum war ausschweifend geschmückt und auch ansonsten war das ganze Haus in Weihnachten gehüllt. Es war unheimlich kitschig und romantisch. Es war ätzend.

Ein paar Leute weniger wären mir lieber gewesen. Und ständig kam irgendwer und begrüßte mich. Sagte mir, dass ich gut aussah und lauter so einen Scheiss. Natürlich sah ich gut aus. Dieser Anzug war auch teuer genug gewesen... Und tatsächlich das erste Kleidungsstück, das ich mir von meinem eigenen Geld finanziert hatte. Der schwere Stoff floss geradewegs um meinen Körper. Unsagbar bequem und trotzdem schick. Dunkelblau gehalten. Wenigstens konnte Bulma mich jetzt nicht mehr in dieses schreckliche Outfit zwingen, das sie mir sonst immer angedreht hatte, wenn wir Besuch hatten. Und während ich so nach draußen starrte, überfiel mich eine unheimliche Schwermut. Ich würde hier nicht mehr lange wohnen... Irgendwie würde sich alles verändern. Wieder würde ich ein Zuhause verlieren. Natürlich nicht so drastisch wie früher, aber irgendwie war es doch... seltsam.

„Alles klar bei dir?“

In der Fensterscheibe sah ich sein Spiegelbild. Kakarott schaute mich besorgt an.

Ich grinste und nickte. „Ich hoffe, es geht heute nicht allzu lange.“ Natürlich war das Wunschdenken. Zumindest einige würden lange bleiben und sich wahrscheinlich bis am nächsten Morgen besaufen. „Und bei dir?“ Ich sah eine komische Schwermut in seinen Augen. Meine Vermutung war, dass es an Chichi lag. An ihrer Anwesenheit. Es schloss die Augen und nickte kurz. Natürlich würde er einen auf 'alles in Ordnung' machen vor all seinen Freunden. Aber ich wusste, dass es das nicht war. Dass ihn alles irgendwie belastete. Und dass es für ihn komisch sein musste, mit ihr und mir in einem Raum zu sein, jetzt wo ich von allem wusste. „Alles gut“, bekräftigte er, aber ich sah, dass er log.

Als alle da waren, gab es Essen. Einige Dienst-Roboter trugen ein riesiges Buffet auf. Ich schlug mir den Wanst voll, genau wie alle anderen. Nach dem Dessert begann die Sache mit dem Alkohol. Und bald verabschiedeten sich schon die ersten Gäste. Die mit kleinen Bälgern natürlich zuerst. Und welch ein Glück, dass die Familie von Son Gohan da ganz vorne mit dabei war. Sie nahmen nämlich Chichi mit. Und auch diesen bescheuerten Mister Satan, den ich meinen 'Chef' schimpfen musste... Schlimm genug, dass ich für ihn arbeitete, aber wieso musste er an so einem Fest hier auftauchen?! Und so kam es, dass nur noch ein kleiner Kern an Leuten zurück blieb. Kakarotts anderer Sohn, dieser komische Schildkröten-Heini, Krilin und C18, Kakarott, Bulma, ihre Eltern, Trunks und ich. Eine recht überschaubare Runde. Ich fühlte mich nicht mehr ganz so gefangen und auch an Kakarott konnte ich eine gewisse Entspannung feststellen. Wir saßen also irgendwann um den riesigen Sofatisch herum. Alle tranken und redeten miteinander, als hätten sie sich seit Jahren nicht gesehen. Ich hielt mich weitestgehend da raus. Und dann stand Bulma auf und meinte, es sei Zeit für die Geschenke. Wie jedes Jahr... Ich hasste diesen Moment. Pakete wurden ausgetauscht, Karten vorgelesen, Bilder rumgezeigt, blablabla. Im Grunde war es mir nicht recht, dass diese ganzen Geschenke vor allen ausgepackt wurden. Vor allem nicht das, was ich verschenkte. Ich wollte das lieber im kleinen Rahmen machen, aber Bulma bestand darauf. Scheiss Tradition.

Sie reichte mir ein kleines Päckchen. Ich wusste, dass es ein Alibi-Geschenk war, damit ihre Freunde keine Fragen stellten. Mein eigentliches Geschenk waren das Grundstück und das Kapselhaus, in das ich bald einziehen würde... Das waren also meine Zukunftsaussichten. Ich entpackte das Geschenk halbherzig und bedankte mich in alter Manier bei ihr. Es war eine Krawatte aus Seide. Dunkelbraun. „Passt zu deinem neuen Anzug“, merkte Kakarott überschwänglich an. Ich runzelte die Stirn. Wenn er nur endlich aufhören würde, so fröhlich zu tun...!

Trunks hatte mir ein Buch geschenkt über Kampfkunst. Irgend so eine neu entwickelte Technik von irgendeinem komischen Meister. Und dann wurde ich widerwillig gezwungen, meine Geschenke zu machen. Ich hasste dieses zur Schau Gestelle. Es war wie ein Wettbewerb... Ich mochte das nicht. Meine Geschenke waren zu privat in diesem Jahr. Doch irgendwann gab ich mich geschlagen und drückte Bulma ein schmuckloses, unbeschriftetes Kuvert in die Hand. Und Trunks gab ich eine kleine Schachtel aus Holz. Ich war nicht jemand, der auf übermäßige Dekoration stand. Das was drin war, war wichtig, und ich hoffte irgendwie, dass sie verstehen würden, was ich ihnen mit den Geschenken sagen wollte. Auch wenn es mir verdammt unangenehm war vor diesen andren Leuten.

Ich beobachtete, wie Trunks die Holzschachtel öffnete, doch noch bevor er das etwas darin ansehen konnte, spürte ich Bulmas Blick auf mir. Sie sah mich irritiert an, als wisse sie nicht, wie sie reagieren sollte. Das genügte mir. Ich wusste, dass sie sich freute. Und Kakarott hatte recht gehabt. Es gefiel mir, wie es sich anfühlte. Wie es sich anfühlte, jemandem Liebe zu zeigen. Ich schenkte ihr ein Lächeln.

„Vater, das ist ja...“ Trunks schien ebenso erstaunt zu sein. Er nahm das kleine Schmuckstück aus der Schachtel und zeigte es Son Goten, der gleich neben ihm saß. Das Lederarmband machte die Runde und alle begafften es neugierig. Ein kleiner silberner Anhänger in der Mitte zeigte das Symbol meiner Familie auf Vegeta-Sei. Unser königliches Symbol. Ich hatte das Gefühl, dass Trunks verstanden hatte, was ich ihm damit vermitteln wollte. Er zwinkerte mir zu. „Danke, Vater“, sagte er ernst.

Kakarott blickte mich an. Er seufzte leise und lächelte. Ich schaute weg. Ja, er hatte recht gehabt. Deswegen musste ich ihn jetzt aber nicht unendlich dankbar ansehen, oder?

„Und was hast du da?“, fragte Krilin Bulma, die immer noch da saß und ihr Geschenk betrachtete. Sie schien nachdenklich zu sein. Ich hatte wohl einen wunden Punkt getroffen. Und sie wusste, dass ich recht hatte. Sie drückte Krilin das Papier in die Hand, das sie aus dem Umschlag geholt hatte.

„Wow, nicht schlecht“, bewertete es der nasenlose Kerl.

„Natürlich ist das nicht schlecht, Idiot“, meckerte ich und verschränkte die Arme. Ich wusste, dass Bulma Urlaub brauchte, also hatte ich ihr eben einen geschenkt. Sie sollte sich entspannen und mal Abstand von alledem hier kriegen. Alles war schon bezahlt. Für zwei Personen. Sollte sie mitnehmen, wen sie wollte. Vielleicht Trunks oder ihre Mutter oder... vielleicht irgendjemand anders. Und noch bevor irgendjemand weiter etwas dazu sagen konnte, wurde weiter geschenkt. Krilin an C18, Trunks an Son Goten und so weiter.

Bulma setzte sich unauffällig neben mich und beugte sich zu mir. Sie legte einen Arm um meine Schulter und küsste mich auf die Wange, während die anderen uns nicht beachteten. „Vegeta, das ist das schönste Geschenk, das du mir je gemacht hast... Danke...“

„Hm“, antwortete ich tonlos. Sie lächelte. Sie kannte mich. Was hätte ich schon groß dazu sagen sollen. Ich freute mich, dass es ihr gefiel.

„Hör mal“, sagte sie schließlich und sah mich mit glänzenden Augen an. „Vielleicht... sollten wir noch mal darüber nachdenken... ob wir nicht...“

Ich blickte sie irritiert an. Meinte sie, wir sollten nochmal versuchen, ob unsere Beziehung doch funktionierte? Dachte sie jetzt etwa, ich würde mich in der Hinsicht ändern, nur weil ich ihr ein gutes Geschenk gemacht hatte? „Bulma...“, sagte ich sanft. „Lass das. Bitte.“

Sie atmete tief ein und blickte zu Boden. „Du hast ja recht...“ Sie küsste mich nochmals auf die Wange, ehe sie sich wieder der Menge zu wand. Mit einem Lachen auf den Lippen. Ich verdrehte die Augen. Gab es hier eigentlich irgendwen, der nicht ständig allen etwas vormachte?

„Wir haben auch noch ein Geschenk“, erklärte Bulma dann feierlich. „Für dich, Son Goku.“ Ich horchte auf. Das wollte sie ihm auch vor allen geben? Innerlich klatschte ich mir meine Hand gegen die Stirn, aber äußerlich blieb ich ruhig. „Hier. Das ist von Vegeta und mir.“ Sie überreichte ihm eine kleine Schachtel, ähnlich der, die ich Trunks geschenkt hatte. Kakarott grinste freudig, aber ich war gespannt, was er zum Inhalt sagen würde. Vorsichtig öffnete er die Schachtel und holte den kleinen Schlüssel heraus. „Wofür ist der?“, fragte er irritiert.

„Zum Poolhaus“, verkündete Bulma überschwänglich. Ich spürte, wie mir eine unangenehme Röte ins Gesicht stieg. Natürlich musste Kakarott klar sein, dass das Geschenk eigentlich hauptsächlich von mir war. Aber ich konnte ihm ja nicht einfach so einen Schlüssel da hinein schenken, ohne das mit Bulma abgesprochen zu haben... Sein Blick lag auf mir. Ich wusste, dass er verwirrt war.

„Vegeta hat mir erzählt“, erklärte Bulma – und ich war erleichtert darüber, dass sie die Situation entschärfen würde – „dass du, was ich wirklich nie im Leben geglaubt hätte, verrückt nach diesen ganzen Büchern da drin bist. Und da haben wir beschlossen, dass du da so oft rein kannst, wie du willst. Fühl dich einfach frei damit.“ Sie grinste breit. Ich musste zugeben, die Lüge mit den Bücher war etwas weit her geholt, aber immerhin hatte ich seinen Wunsch akzeptiert, dass niemand die Wahrheit erfuhr. Er bedankte sich bei Bulma mit einer fetten Umarmung und setzte sich wieder hin. Ich beobachtete, wie er den Schlüssel zurück in die Schachtel packte und sie in den Händen behielt. Sein Blick traf meinen unauffällig. Er strahlte eine Mischung aus Unglauben und Dankbarkeit aus. Und aus Verwirrung. Wahrscheinlich wegen dieser Notlüge.

Die Feier ging noch einige Stunden, aber bald hatte ich keine Lust mehr. Ich saß schon zu lange unter diesen Leuten, mit denen ich nicht so richtig etwas anfangen konnte und irgendwie fühlte ich mich, als müsse ich weg da. Irgendwann verzog ich mich unbemerkt in mein Zimmer nach oben.

Aber als ich dann alleine auf dem Sofa saß und hinaus in den Sternenhimmel blickte, fühlte ich mich einsam. Ich hatte mich zwar auf dieser Feier unten auch nicht übermäßig gut gefühlt, aber jetzt überfiel es mich geradewegs. Zurück nach unten wollte ich trotzdem nicht. Also starrte ich einfach weiter hinaus. Ließ die letzten Wochen in meinem Kopf Revue passieren. Was mit mir passiert war und welchen Teil Kakarott dazu beigetragen hatte. Was Kakarott mir gestanden hatte und was es in mir auslöste.

Ich seufzte. Jetzt dachte ich schon wieder über diesen Kerl nach...

Es klopfte.

„Ja?“, antwortete ich und schon öffnete sich sachte die Türe. Ich wusste sofort, dass er es war, der da reinkam. Das Licht aus dem Flur drang in die Dunkelheit meiner Einsamkeit.

„Wieso sitzt du im Dunkeln?“, fragte er irritiert.

Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Kommst du mit?“, fragte er mit einem weichen Lächeln im Gesicht.

„Wohin?“, fragte ich ausdruckslos. Wenn er mich wieder mit runter nehmen wollte, dann konnte er das vergessen.

„Rüber“, sagte er simpel und ich wusste, was er meinte. Langsam stand ich auf und folgte ihm die Treppen runter. Dann unbemerkt am Wohnzimmer vorbei und durch die Küche hinaus in den Garten. Durch die Dunkelheit und Kälte rüber zum Poolhaus, wo er mit seinem eigenen Schlüssel aufschloss. Und von innen wieder abschloss, nachdem wir drinnen waren.

Er drehte eine der Deckenlampen zur Hälfte hoch, was dem ganzen Raum eine düstere, aber warme Stimmung verlieh. Mein Einsamkeitsgefühl schien wie verflogen. Ich bemerkte es nicht mal wirklich. Irgendwie fühlte ich mich einfach ruhig. Innerlich ruhig und ausgeglichen. Ich wusste, dass er gleich spielen würde und dass ich mich entspannen würde. Und das ließ mich jetzt schon entspannen.

„Danke, Vegeta“, sagte er schließlich zu mir, als wir mitten im Raum standen.

Ich sah ihn fragend an.

„Für das Geschenk“, antwortete er auf meine ungestellte Frage. „Für den Schlüssel. Jetzt hast du mir diesen Flügel ja eigentlich schon zum zweiten Mal geschenkt.“ Er lächelte sanft. „Das ist das beste Weihnachten, das ich je hatte.“

„Hm“, murmelte ich. „... Gern geschehen.“ Ich sah, dass seine Augen leuchteten.

„Und ich wollte dir sagen, dass ich es super finde, dass du dir zu Herzen genommen hast, was ich dir geraten habe. Das mit den Geschenken und dem Liebe zeigen.“ Er blickte mich intensiv an. „Und ich...“ Er zögerte. „Ich... will dir auch gerne zeigen, wie viel du mir bedeutest.“ Dann setzte er sich an den Flügel. Mein Herz pochte etwas schneller. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen.

Er setzte seine Hände auf die Tasten. „Dieses Stück ist nur für dich. Ich hab es schon seit Tagen im Kopf“, erklärte er und ich hatte das Gefühl, dass seine Stimme unheimlich liebevoll klang. Ich setzte mich in einen der alten Ohrensessel, die in einer Ecke standen. So, dass ich ihn seitlich sehen konnte.

Er begann, seine Finger zärtlich über die Tasten fliegen zu lassen, als liebkose er jede einzelne davon. Ich schloss die Augen und ließ die weichen Töne in mich dringen, aber schon nach kurzer Zeit öffnete ich sie wieder, um ihm beim Spielen zuzusehen. Sein Gesicht sprühte vor Leidenschaft und diese – meine – Melodie klang nach Liebe. Einfach nach Liebe. Nicht opulent. Nicht kitschig. Sie war einfach das, was sie war. Liebe. Es war ein unheimlich schöner Anblick, zu sehen, wie er da saß und all das aus sich heraus holte. Für mich. Durch mich.

Dieses gesamte Bild fand einen Weg tief in mich hinein. Wie seine Finger miteinander tanzten, als wären sie schwerelos. Wie sein gesamter Körper sich im Takt der Musik wog, als risse sie ihn mit. Wie seine Mimik sich veränderte von weich nach hart, nach leidend, nach glücklich. Wie seine Lippen sich leicht öffneten und wie sein schwerer Atem aus ihnen drang, als wäre er mit den Tänen eins.

Und irgendwann wurde mir bewusst – und es war einer dieser Momente, in denen einem einfach alles klar wird – dass ich der Musik gar nicht mehr richtig folgte, ja, das ich sie sogar fast gar nicht mehr hörte, fast ausblendete, weil ich einfach nur ihn ansah. Die Musik war nebensächlich geworden. Es war nur noch Kakarotts Anblick, der mich beruhigte. Seine Anwesenheit und seine sachten Bewegungen, die mich entspannen ließen. Sein Lächeln, das mich berührte. Seine Gefühle für mich, die mich glücklich machten.

Meine Hände zitterten. Ich schwitzte. Ich spürte regelrecht, wie alles in meinem Körper arbeitete bei dieser Erkenntnis. Mein Atem wurde schwer. Und mein Blick wach.

Ich wusste jetzt, was ich wollte. Was ich brauchte. Und ich brauchte nur meine Hände danach auszustrecken und... Irgendwie... war alles so klar mit einem Mal... So, als hätte ich all die Jahre gebraucht, um endlich zu verstehen, was ich wirklich brauchte im Leben. Seit dieser Fusion. Seit diesem irren Gefühl des 'nie mehr alleine'-Seins, hatte ich mir genau das gewünscht und es immer erfolgreich verdrängt. Ich erhob mich aus meinem Sessel.

Ich näherte mich ihm langsam. Bedächtig. Ich spürte wieder dieses Lächeln in meinem Gesicht. Und ich spürte die innere Ruhe in mir, gepaart mit der Vorfreude auf das, was passieren würde. Leichtigkeit.

Als er meine Hand in seinen Haaren spürte, hörte er augenblicklich auf zu spielen und schaute zu mir hoch. Mit einem Mal war es unheimlich still um uns herum. „Was machst du?“, fragte er mit verhauchter Stimme. Sein gesamter Geist schien noch mit dieser Melodie und diesen Emotionen verknüpft. Ich ließ meine andere Hand in sein Gesicht gleiten. Strich ihm über die Wange. Seine Haut war unglaublich weich. Ich beugte mich zu ihm, so dass unsere Nasen sich fast berührten. Ich hörte sein Herz klopfen. Oder war es meines? „Ich zeige dir, was du mir bedeutest“, hauchte ich ihm entgegen. Seine Augen leuchteten auf und ich fühlte seinen aufgeregten Atem auf meiner Haut. Er blickte mich fassungslos an. Ich berührte sachte mit meinem Mund seine Lippen.

„Hör auf damit...“, flüsterte er wie benommen. „Bitte...“

„Wieso?“, fragte ich wie im Rausch. Ich wollte mehr von diesen Lippen kosten.

Er seufzte mir entgegen. „Wegen Bulma... ich kann nicht...“

„Wir sind kein Paar mehr...“, säuselte ich.

Er blickte mich ungläubig an. Aber ich log nicht. Und das schien er irgendwie zu wissen. Er erhob sich von seinem Hocker. Mit einem Mal war er größer als ich. Unsere Gesichter waren sich immer noch unheimlich nah. Sein Atem brannte regelrecht auf meiner Haut. Meine Hand wanderte von seiner Wange hinter in seinen Nacken. Sein Blick machte mich verrückt. Seine Augen fraßen mich geradezu auf. Dann spürte ich seine starken Hände um meine Taille. Spürte, wie er meinen Körper langsam an seinen zog. Mein Bauch kribbelte. „Kakarott...“ flüsterte ich. Ich hielt es nicht mehr aus. Vorsichtig ließ ich meine Zunge über seine Unterlippe gleiten. Ein lustvolles Seufzen entfuhr ihm. Er zitterte. Ich hatte nicht gewusst, dass ich so etwas in ihm auslöste... Es war wunderschön. Ein warmes Kribbeln durchzog meinen gesamten Körper. Eine völlig neue Empfindung für mich... Und dann, plötzlich, zog er mich eng an sich und seine Lippen verschlossen endlich meinen sehnsüchtigen Mund. Er war unsagbar zärtlich und zugleich so einnehmend... Unsere Zungen trafen sich in der Mitte. Berührten sich erst zögerlich. Alles so neu. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Was war nur auf einmal passiert?! Es fühlte sich so verdammt gut an... Diese weichen Lippen, diese fordernde Zunge, die genau wusste, was sie tat, diese starken Hände, die mich fest umschlossen und meinen Rücken entlang strichen... Noch nie in meinem Leben hatte sich etwas so Absurdes so richtig angefühlt. Es war wie damals... Es fühlte sich an, als würden wir eins. Endlich wieder. Und obwohl mir absolut bewusst war, dass ich mit dem, was ich hier tat, alle meine Grundsätze über Bord schmiss – dass ich verdammt nochmal Gefühle zuließ, die eigentlich unter meiner Würde waren – wusste ich, dass es alles war, was ich brauchte. Und dass er genau so fühlte.

Mit einem Seufzen löste er unseren Kuss und lehnte seine Stirn gegen meine. Sein Atem zitterte. Seine Nähe war berauschend.

„Wieso auf einmal?“, fragte er hauchend und ich spürte seine erhitzten Hände an mir. Spürte, wie die eine sich fast verzweifelt an meinem Rücken in den Stoff meines Anzuges krallte und wie seine andere fast zögerlich über meine Wange strich. Noch nie in meinem Leben hatte mir eine Berührung so sehr das Gefühl gegeben, unheimlich wertvoll zu sein.

„Ich weiß nicht“, flüsterte ich, verwirrt durch diese unerwartete Frage. Ich blickte in seine tiefen, schwarzen Augen, die mich dringlich musterten, als suchten sie nach einer Antwort.

„Ich will nicht einfach nur eine Laune sein, weil du dich gerade danach fühlst“, sagte er hart, löste aber unseren Blickkontakt für keine Sekunde auf. Diese Aussage verursachte für einen Moment ein ungutes Ziehen in meinem Magen und ich wusste, das war ein Zeichen dafür, dass es eben nicht so war. Aber war ja verständlich, dass er so dachte.

Ich sah Angst in seinen Augen. „Ich spiele nicht mir dir“, antwortete ich schließlich entschlossen und ließ meine Finger in seine Haare gleiten. Sie waren so verdammt weich, dafür dass sie so störrisch aussahen.

„Wie kommt das dann?“, fragte er erneut. Immer noch dieser Blick.

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Es war eben einfach so gekommen...

„Wenn ich dir nicht gesagt hätte, was ich fühle“, bohrte er weiter. „Dann wärst du nie auf diese Idee gekommen, nicht wahr?“

Ich seufzte. „Ja, du hast recht.“ Ich hielt seinem Blick stand und versuchte, so weich wie möglich zu klingen. Ich wollte ehrlich zu ihm sein. Die Situation war mir unangenehm. Er wusste schließlich, wie ungern ich über Gefühlskram redete. Mir war bewusst, dass es ein Test war... Er wollte sehen, ob ich es ernst meinte. Ob ich mich ihm öffnen würde, so wie er sich mir geöffnet hatte. „Wenn du mir das nicht gesagt hättest, wäre ich wahrscheinlich nie darauf gekommen. Und wenn ich dich nicht am Piano gesehen hätte, wahrscheinlich auch nicht.“ Ich holte Luft. Ich war noch nicht fertig, aber es war verdammt schwer. Aber ich wollte das. „Es war... wie eine Verkettung von Dingen, die passieren mussten, damit mir endlich klar wird,... was ich will... Ich habe das auch gespürt... nach unserer Fusion, Kakarott... Ich hab das all die Jahre verdrängt.“ Ich merkte, wie Unsicherheit in meinen Blick mit ein floss, als ich seinen skeptischen Blick sah. Er dachte wohl, ich behauptete das einfach so... „Warum sollte ich lügen?“, fragte ich und merkte, dass ich schon wieder den Drang hatte, mich zu verschließen und zu fliehen, aber das würde ich jetzt unter keinen Umständen tun. Zu viel hing davon ab. „Kakarott...“, seufzte ich und ich hörte, wie brüchig meine Stimme klang. Es war so unsagbar peinlich. „Du weißt, wie ungern ich über so was rede und erst recht, wie scheisse schwer es mir fällt, überhaupt irgendetwas dazu zu sagen... Und wenn ich schon ein einziges verdammtes Mal soweit bin, wie ich es jetzt bin, dann glaub mir bitte.“ Ein Zögern blitzte in seinen Augen auf und ich spürte, wie er die Umarmung lösen wollte und einen Schritt von mir weg wollte. Schnell festigte ich meinen Griff an seinem Rücken und hielt ihn bei mir. Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Ich wollte weiter diese Nähe spüren. „Bitte geh nicht...“, flüsterte ich mit zusammengepressten Zähnen. Der Gedanke, ihn hier und jetzt zu verlieren, war grausam.

Er blickte mich eine Weile prüfend an. Sein Blick war hart. Dann, urplötzlich entspannte er sich und lehnte sich gegen mich. Gierig umschlossen meine Arme seinen Körper. „Ich kann das einfach alles nicht fassen, Vegeta...“, seufzte er schwer.

Meine Hand fand einen Weg an seine Wange. Sachte streichelte ich an ihr hinab, bis über seinen Hals. Ich merkte, wie er eine Gänsehaut bekam. „Ich auch nicht“, gab ich zu. Das war alles wahnsinnig unglaublich. Meine Hand wanderte von seinem Hals nach hinten in seinen Nacken. Ich sah, wie seine ernste Miene sich langsam in ein Lächeln verwandelte. Er glaubte mir. Innerlich atmete ich erleichtert auf.

„Ich hoffe du weißt“, sagte er schließlich leise. „Dass du mich jetzt nicht mehr so schnell los wirst.“ Nun merkte ich, wie sich auch in mein sonst so hartes Gesicht, ein Lächeln schlich. Ein anderes, als an dem Abend in der Bar, aber ein glückliches. Dieser Kerl machte mich verrückt. Verlangend zog ich ihn endlich in einen weiteren Kuss. In mir entbrannte ein Verlangen, das ich so nicht kannte. Ich wollte ihn. Mit Haut und Haaren. Ich wollte alles an ihm. Aber vor allem wollte ich ihn spüren. Seinen Körper, den ich vom jahrelangen Kämpfen eigentlich schon auswendig kannte und der mir jetzt so spannend erschien. Ich wollte ihm nah sein. Ihn kennen lernen. Anders, als bisher. Wollte, dass das Band, das uns von nun an verband, noch fester wurde und dass es sich nie wieder lösen würde. Und schon gar nicht in dieser Nacht. „Ich war so blind“, hauchte ich, als wir uns kurz voneinander lösten, doch sein gieriger Mund brachte mich augenblicklich wieder zum Schweigen.

So verbrachten wir unsere erste Nacht miteinander in Bulmas ehemaligem Poolhaus. Es war verrückt. Es war wahnsinnig. Aber wen kümmert das schon.
 

~~~ooo~~~
 

EPILOG
 

In den nächsten Wochen veränderte sich mein Leben drastisch. Unser Leben.

Ich zog aus der Capsule Corporation aus, dem Ort, wo ich die letzten zwanzig Jahre gelebt hatte und somit der Ort, an dem ich am längsten gelebt hatte. Überhaupt bezog ich zum ersten Mal in meinem Leben eine eigene Wohnung. Es war wie ein Ankommen nach einem schier unendlichen Weg, der wahrscheinlich hier noch nicht zu Ende sein würde.

Wenig später zog Kakarott bei mir ein. Anfangs war ich skeptisch, ob es funktionieren würde, aber es war eine Lösung, die naheliegend und praktisch war. Und es funktionierte tatsächlich. Und zwar verdammt gut. Wir ergänzten uns perfekt und einige Monate später waren wir immer noch genau so verrückt nacheinander, wie an unserem ersten Abend. Es ging mir so gut, wie nie zuvor. Kakarott war mein Zuhause geworden.

Dieses eine Weihnachten hatte mich verändert. Ich war im Reinen mit mir. Ich hatte jemanden, vor dem ich mich öffnen konnte und der mich liebte, wie ich war. Natürlich stritten wir ab und an, aber das war nicht weiter tragisch. Meist gewann ich auf rein argumentativer Ebene, und wenn Kakarott das nervte, dann begann er einen Kampf. Ich hätte ihn immer noch für jedes Mal, wenn er mich besiegte, umbringen können, aber meist ließ mich der Sex danach diese Rachegefühle vergessen. Es war einfach unglaublich gut. Es war, als wären wir beide unersättlich, was das anging.

Ansonsten war unser Leben angenehm und ruhig. Fast schon ein wenig langweilig, wenn man es von außen betrachtete. Wir arbeiteten beide, wir sahen unsere Familien und Freunde regelmäßig und wir hatten vor, ihnen irgendwann auch zu erzählen, dass wir nicht einfach nur zusammen lebten. Sie dachten, wir lebten rein pragmatisch zusammen, weil wir beide jetzt ja nicht mehr mit unseren Frauen zusammen waren. Wir machten uns meist sogar einen Spaß daraus, in ihrer Anwesenheit so zu tun, als könnten wir uns immer noch nicht leiden und beschimpften uns die ganze Zeit. Doch sobald unsere Türen verschlossen waren... Wir redeten nicht oft darüber, ob wir es ihnen erzählten sollten und im Grunde war es auch nicht wichtig. Es hätte nur Probleme gemacht. Irgendwann würden sie wahrscheinlich sowieso heraus finden, dass wir mehr waren als zwei alte Streithammeln, die irgendwie miteinander klar kamen. Dass wir uns liebten. Dass ausgerechnet wir zwei, Kakarott und Vegeta, der Unterklässler und der Prinz, das Weichei und der Sturkopf, uns liebten und dass wir glücklich miteinander waren. Und das waren wir. In jeder verdammten Sekunde.
 

== ENDE =={ Frohe Weihnachten }== ENDE ==


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsch euch allen wunderbar tolle Weihnachten!
Von mir werdet ihr wohl erst im neuen Jahr wieder was hören. Also schon mal vorab einen guten Rutsch!
Feiert schön und genießt euch!! :-*

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  BadMajin
2015-01-30T21:58:42+00:00 30.01.2015 22:58
Wow ich hatte Tränen in den Augen! Da hast du ja mal was gezaubert. Ich bin richtig sprachlos...! Vorallem der Epilog hatte es nochmal richtig in sich *__________* Das die Zwei sich nicht sofort geoutet haben gefiel mir richtig gut. Hachja, danke schön für diese tolle FF und all die schönen Schmacht-Momente! ^^
Antwort von:  katzendrache
31.01.2015 13:42
tränen in den augen? :D jetzt werd ich aber rot... hehe
ich finds echt witzig, dass alle diesen epilog so toll finden. ich hab den einfach mal so schnell runtergeschrieben xD
tatsächlich überleg ich seit paar tagen, ob ich da nich doch ne geschichte draus machen sollte. irgendwas witziges oder so.
Von: Yugoku
2015-01-02T19:46:55+00:00 02.01.2015 20:46
Das ist echt ein schönes Ende.^^
Der Epilog gefällt mir auch voll gut. Die Idee mit dem Veräppeln ist gut.XD
Von:  SaiyajinVeturi
2014-12-29T17:38:23+00:00 29.12.2014 18:38
Nachträglich auch noch schöne Weihnachten von mir!
Ich finds dieses Jahr mal wider toll geschrieben von dir,kanns kaum abwarten ob da nächstes Weihnachten wieder was kommt!
LG Veturi
Von:  Bongaonga
2014-12-29T13:25:45+00:00 29.12.2014 14:25
Möp.
Ich bin hin und weg, das Ende ist einfach total schön geschrieben. Und ich fühle mich nach beenden des Lesens zufrieden gestellt. Einfach süß die beschriebenen Szenen im Epilog. Die Geschichte ist dir wieder einmal richtig gut gelungen. Freue mich auf weitere kleine Meisterwerke.

Baba
Bongaonga
Von:  Hatschepueh
2014-12-28T21:05:19+00:00 28.12.2014 22:05
Ein sehr schönes Ende. Ich freue mich das die beiden zueinander gefunden haben auch wenn das natürlich von Anfang an klar war. Aber am Besten hat mir der Epilog gefallen. Lustige Idee das die beiden ihre Freunde so veräppeln.
Von:  Hells-Angel
2014-12-25T20:19:06+00:00 25.12.2014 21:19
Och war das schö. Das passende Ende zu einer wunderschönen FF.
Fröhliche Weihnachten. Bis hoffentlich nächstes Jahr.
Von:  Hells-Angel
2014-12-25T19:52:40+00:00 25.12.2014 20:52
Und da ist es auch schon ^^
Jetzt aber schnell lesen.


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