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Rettet Toriko

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Cocos Einsatz

Kapitel 1: Cocos Einsatz
 

Seit seinem Auftrag im achten Biotop waren fünf Tage vergangen. Da sich Toriko und Komatsu, Chefkoch im Fünf-Sterne-Hotel „Gourmet“, in diesen Tagen nicht gesehen hatten und Komatsu außerdem ein neues Gericht auf der Karte hatte, lud dieser seinen Freund zu einem Dinner ein. Natürlich lehnte Toriko diese Einladung nicht ab, wie könnte er?

Er freute sich auf das neue Menü seines Freundes, der ihm immer wieder die köstlichsten Speisen zubereitete. Einer der Gründe warum er ihn als 'Partner' ausgewählt hatte.

„Itadakimasu“, gab Toriko mit ernster, doch gut gelaunter Stimme zu verstehen, ehe er den Löffel in die vor ihm stehende, glasklare „Jahrhundertsuppe“ tauchte und sich diesen genüsslich in den Mund schob. „Yummy!“

Welch ein Genuss. Und das jedes Mal wieder. Komatsu war einfach ein Meisterkoch und keine Sekunde hatte Toriko es bisher bereut, seinem Freund den letzten Tropfen der Suppe damals überlassen zu haben. „Meisterhaft wie eh und je!“

„Danke, Toriko-san.“ Der Dunkelhaarige kam gerade in den Speisesaal zurück, schob vor sich einen kleinen Wagen her. Auf diesem war der nächste Gang angerichtet.

Toriko hielt inne, als ihm dieser neuartige Geruch in die Nase stieg – wohl gemerkt, das seine Nase wesentlich feiner war als die eines Hundes. „Was... hast du da?“, fragte er etwas ungläubig, aber doch neugierig. War das neue Menü nicht nur eine neue Reihenfolge? Hatte sein kleiner Freund – an ihm selbst gemessen reichte Komatsu ihm nur bis zur Hüfte – wirklich etwas Neues zubereitet? Er schluckte, konnte seinen Speichelfluss kaum zähmen.

„Ja. Man hat einen neuen Fisch gefunden, der in der Tiefsee zu leben scheint. Die Dunkelheit und Tiefe ließen sein Fleisch, ganz ähnlich wie beim Kugelwalfisch, komprimieren. Ein ganz neuer Geschmack, den ich mit einigen Gewürzen richtig zur Geltung bringen konnte. Ich hoffe es schmeckt Ihnen, Toriko-san!“ Komatsu hob den gewölbten Deckel, der das Essen warm hielt, an. Ein hell leuchtendes, weißes Filetstück kam zum Vorschein. Anbei Beilagen, die aber aufgrund der Intensität des Fisches kaum beachtet wurden.

Wieder schluckte Toriko. Dieser Geruch! Sagenhaft. Was für ein Fisch mochte das wohl sein?

Er erinnerte sich an den Geschmack des Kugelwalfischs, den sie damals zusammen mit Coco – dem Gentlemen der vier Himmlischen Könige und Torikos Kindheitsfreund - in der Höhle gegessen hatten. Wenn dieser hier auch nur annähernd so gut war, dann...!

„Ich danke allen Zutaten dieser Welt. Itadakimasu!“ Langsam hob der Blauhaarige sein Besteck, setzte es an dem Filet an und schnitt sich eine Ecke ab. Er spürte genau das komprimierte Fleisch, das vom Tiefseedruck entstanden war. Die Gewürze, so stellte er fest, unterstrichen das Aroma perfekt. Komatsu verstand sein Handwerk wirklich. Die Gabel schob sich Toriko genüsslich in den Mund, kaute es ausgiebig und ließ es sich regelrecht auf der Zunge zergehen. Er spürte jede Faser des Fisches und hatte das Gefühl, mit jedem Bissen von neuer Energie erfüllt zu werden.

Tränen stiegen ihm in die Augen, nachdem er das Stück herunter geschluckt hatte. „Lecker“, brachte er mit leiser, nahezu gerührter, Stimme hervor. „Was für ein Genuss.“

Komatsu hatte ihm zugesehen und freute sich über diese Reaktion. Für ihn als Koch war es das wichtigste den Kunden in allen Punkten zufriedenzustellen. Besonders bei Toriko, der alles noch mehr zu genießen schien.
 

Der Schwarzhaarige kehrte vorerst in die Küche zurück um den nächsten Gang vorzubereiten. Nur wenige Minuten später war er damit fertig und ging in den Speisesaal zurück.

„Toriko-san. Hier haben wir...“ Ein wenig irritiert sah Komatsu seinen Freund an, da dieser scheinbar mit dem essen aufgehört hatte und beinahe hypnotisch auf seinen Teller sah. „Toriko-san?“

Der Bishokuya reagierte nicht. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in seinen Körper breit. Ein Kribbeln. Nein, ein Stechen? Als würde etwas in ihm zum Leben erwachen... Toriko zuckte zusammen, ließ dabei sein Besteck fallen. Es landete mit einem lauten Klirren auf dem halb vollem Teller. Die anderen Gäste in dem Raum erschraken und sahen unsicher zu dem Mann.

„Toriko-san?!“ Schnell eilte Komatsu zu seinem Gast und sah diesen verängstigt an. Ganz blass war er nun im Gesicht und Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Toriko-san?“ So ganz wusste Komatsu nicht, wie er nun reagieren sollte. Unbeholfen hob er seinen rechten Arm und berührte sachte Torikos linken Arm.

Der Blauhaarige aber reagierte kaum darauf. Er hatte zwar bemerkt, das Komatsu gekommen war und nun mit ihm sprach, doch war es ihm kaum möglich sich darauf zu konzentrieren und all das zu registrieren. Eine ihm unbekannte Hitze erfüllte seinen Körper mit einem Male. Auch wurden seine Glieder ungewohnt schwer; selbst sein Blick verschwamm. Irgendetwas stimmte nicht.

Und das zeigte sich keine Minute später, als Toriko sein Gleichgewicht verlor und seitwärts vom Stuhl zu fallen drohte. Glücklicherweise war Komatsu zur Stelle, doch schaffte er es nicht lange, das Gewicht seines Freundes (etwa 230KG) zu halten und so lagen sie nicht viel später Beide auf dem Boden.

„Uh...“, stöhnte der Schwarzhaarige leise und versuchte sich von diesem Gewicht zu befreien; achtete aber darauf, Toriko nicht zu grob anzufassen. „Toriko-san? Toriko-san?!“ Was nun? Was sollte er nun tun?
 

Der Direktor schien schnell reagiert zu haben, da bald ein Teil der Crew in den Speisesaal geeilt kam und den Gast auf eines der Zimmer trug. Dort angekommen legte man den Bishokuya auf eines der Betten. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und mancher Tropfen rann langsam an seinem Gesicht herab. Er schien zu zittern, als fror er.

Hatte er sich eine Grippe eingefangen? Aber bis vor kurzem hatte er doch noch ganz normal ausgesehen?

„Toriko-san...?“ Komatsu stand neben dem Bett und betrachtete seinen Freund. Nein, das war keine normale Grippe. Hier war etwas faul. Nur was? „Ich...“ Er drehte sich um und sah seinen Chef an. „Ich muss weg!“ Dann lief er los, an seinem Chef vorbei und schließlich aus dem Gebäude.

Komatsu war klar, dass das was Toriko zu schaffen machte, keine Krankheit im eigentlichen Sinne war. Lange schon kannte er ihn, aber richtig Krank war er nie gewesen. Dafür war er einfach zu Fit. Hier war sicher mehr im Spiel. Vielleicht, und das vermutete er am ehesten, war der Fisch – dieser weitestgehend noch unbekannte Fisch – ja giftig und es hatte bisher nur niemand gewusst!

Und mit Giften kannte sich einer am besten aus: Coco.

Und Coco würde Komatsu jetzt aufsuchen. Sicher, zumindest betete er das es so war, konnte er ihm weiterhelfen.
 

Die erste Panik klang langsam ab und doch hörte er sich am Telefon panisch an. Zum Glück hatte er Coco erreichen können und nach einer kurzen Erklärung – wobei er auch erklärte, das Toriko einen noch fast unbekannten Fisch gegessen habe - war dieser schon auf dem Weg. Mit Kiss, seinem Tierpartner (einer Königskrähe; Fanglevel Unbekannt), war er schnell unterwegs und nach nur fünfzehn Minuten in der Innenstadt. Da Coco die Öffentlichkeit weitgehend vermied, und es außerdem für Kiss praktischer war, landete der Schwarzhaarige auf dem Dach des Hotels. Dort wurde er bereits erwartet und zu Toriko begleitet.

Mit langsamen Schritten war Coco auf seinen Freund aus Kindheitstagen zugegangen und bedachte mit ernstem Blick dessen körperliche Symptome. Es deutete wirklich alles auf eine normale Grippe hin, aber etwas stimmte nicht. Bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, das Toriko zwar schwitzte, seine Haut aber regelrecht kalt war. Leichte Verfärbungen konnte er an seinem Arm auch finden. Irgendwie kannte er diese Anzeichen, konnte aber nicht genau sagen woher oder was sie waren.

„Hm“, bemerkte er und verschränkte die Arme nachdenklich vor der Brust.

„Coco-san? Wissen Sie, was er hat?“ Komatsu stand neben ihm und blickte nervös zwischen seinen Freunden hin und her.

„Tut mir leid, Komatsu-kun. So genau kann ich dir das leider auch nicht sagen. Aber ich kenne ein Buch, in dem ich vielleicht etwas herausfinden kann.“

„Bitte! Sehen Sie nach. Das sieht nicht gut aus...“ Als ob er es ahnte, das Toriko eventuell dem Tode nahe war.

„Ich werde nachsehen. Ich melde mich bei dir, sobald ich mehr weiß.“

Damit trennten sich vorerst ihre Wege.
 

Kurz bevor der Mann aber aufbrach, kam Komatsu noch einmal auf ihn zu. Ihm war eingefallen, das Toriko von einem Pilz erzählt hatte. Das er vor wenigen Tagen eine neue Sorte gefunden und zur IGO gebracht hatte. Und auch, das er noch untersucht werde. Mehr hatte Toriko nicht erwähnt gehabt. Aber vielleicht hängte das ja zusammen? Jedenfalls hatte Komatsu für einen Moment gedacht, das vielleicht der Pilz daran Schuld sei, doch konnte Coco ihm nichts dazu sagen. Einerseits weil er den Pilz nicht kannte. Und Andererseits, weil die IGO selber noch nichts zu wissen schien. Dann aber machte er sich auf den Weg; wenngleich mit neuem Unbehagen.

Coco war zu der großen Bibliothek der Gourmetstadt gegangen. Dort hatte er früher viel Zeit zu Studienzwecken verbracht. Auch wenn das bereits gut zehn Jahre her war, so kannte er doch noch viele Bücher und deren Inhalt. Insbesondere jene, die sich mit Giften beschäftigten. Das war schließlich sein Leben.

So betrat er das große, eher in die Tiefe als in die Höhe gebaute, Gebäude und ging zielstrebig ins unterste Stockwerk. Dort fand sich Literatur wieder, die eher selten von normalen Bürgern gelesen wurde und eher als Fachwerk galt. Geheim war die Abteilung nicht, doch würde sie auch nicht jeder betreten können. Da Coco aber zu den vier himmlischen Königen gehörte, war das kein Problem für ihn.

Viele Bücher fand man hier und jedes Einzelne von ihnen trug eine dicke Staubschicht. Der Raum war bald nicht mehr mit frischer Luft gefüllt. Im Gegenteil. Schnell wurde die Luft trübe. Dennoch war der Raum gut beleuchtet und so konnte Coco sich weiterhin auf die Bücher konzentrieren.

Etwas zu finden, von dem man nur am Rande etwas wusste, war jedoch unglaublich schwierig. Und obwohl er die Werke alle schon mindestens einmal gelesen hatte, fand er keine Krankheit und keine Beschreibung eines Giftes, das zu hundert Prozent zu Torikos Symptomen passte. Aber es musste doch einen Hinweis geben! Irgendeinen.
 

Nach knapp einer Stunde hatte Coco die meisten Bücher durch, nahm eine Hand voll mit nach oben und kehrte mit ruhigen Schritten zum Hotel zurück. Gute Neuigkeiten hatte er allerdings nicht dabei und das konnte man Komatsu ansehen.

„Aber das kann doch nicht sein!“, rief er bestürzt aus. „Es muss doch irgendetwas geben!“

Coco atmete tief ein, schüttelte verneinend den Kopf und schloss kurz die Augen. „Es tut mir leid. Ich habe leider nichts gefunden, das ganz genau passt...“

Das konnte doch nicht sein? Wie konnte es sein, das ein Fisch einen erwachsenen, kräftigen Mann so einfach ausknockte?

„Naaaaaaaah!“, schrie Komatsu, heulte los und lief aus dem Zimmer. Wenn das so weiterging, würde Toriko vielleicht sogar sterben! „Waaaaaah!“
 

Coco war ihm gleich hinterher gegangen und fand seinen kleinen Freund daher vor dem Hotel stehend wieder. „Wir werden ihn schon wieder Fit bekommen“, versuchte Coco ihn aufzumuntern, doch wollte Komatsu nicht aufhören zu weinen.

„Aber wie?! Ich... Ich...!“ Als wiche alle Kraft aus seinen Beinen sank der Schwarzhaarige auf die Knie, schlug ein paar Mal mit der Faust auf den Boden. „Toriko-san...! Toriko-san! Aaaaaah!“

Komatsu war schon immer sehr nah am Wasser gebaut gewesen – so kannte man ihn. Und doch war dieser Anblick sehr schmerzhaft. Es zeigte, wie gern er Toriko hatte und diesen nicht verlieren wollte. „Hör mal, Komatsu-kun“, begann Coco mit leiser Stimme und legte ihm seine freie rechte Hand auf die Schulter – in der anderen hielt er noch immer die alten Bücher. „Ich habe hier vielleicht einen Hinweis.“

Schniefend horchte der Schwarzhaarige auf und sah den Mann an. „Einen... Hinweis?“

„In einer alten Schrift wird eine Wurzel erwähnt, die eine seltene Krankheit abklingen lassen kann. Ich weiß zwar nicht sicher, ob ich mit meinem Verdacht richtig liege, doch wäre das einen Versuch wert. Allerdings...“ Er stockte kurz, ehe er weitersprach. Sein Gesicht sah ernst aus. „Allerdings ist es schwierig an diese Zutat zu gelangen. Und gefährlich könnte es auch sein.“

Komatsu hatte sich mittlerweile wieder einigermaßen beruhigt und sah Coco nun mit großen Augen an. Eine Wurzel, die helfen könnte Toriko zu retten? Wenn einer sich mit Giften auskannte, dann war es Coco. Er war schließlich der giftigste Mann der Welt und gegen viele hunderte Gifte immun. Und wenn er eine Ahnung hatte, dann vertraute er ihm.

„Gehen wir!“, gab Komatsu mit sicherer Stimme wieder, wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln und sah den Größeren entschlossen an. „Bitte, Coco-san!“

Natürlich würde Coco gehen und nach der Zutat suchen. Keine Frage. Es wunderte ihn auch nicht, das Komatsu mitkommen wollte. So war er. Und nach all den Abenteuern und Strapazen, die er mit Toriko mitgemacht hatte, war es auch nicht verwunderlich, ihn so zu sehen.
 

Um dem Ausflug gewappnet zu sein, rüstete sich der Chefkoch mit verschiedenen Sachen aus – darunter auch seine Atemmaske und natürlich sein ewiger Begleiter: Melks Küchenmesser (Melks Tochter, von der dieses Messer war, war ein Schmied höchster Klasse). Keine zehn Minuten später befand er sich wieder vor dem Hotel.

„Kiss!“ Er pfiff nach seinem treuen Partner und bald darauf waren sie auf dem Weg.

Unterwegs, wobei sie viele Länder überflogen, erzählte Coco ihm von seinen Recherchen und den anstehenden Gefahren, die unweigerlich auf sie 'warteten'. So befand sich jene Zutat, um genauer zu sein ein Wurzelgemüse, ähnlich Rettich, auf dem Rücken einer urzeitlichen Echse. Alten Zeichnungen nach waren sie dessen Hörner und nur schwer erreichbar, da dieses Tier sehr angriffslustig war. Das Fanglevel wurde auf über 60 geschätzt, aber sicher sagen konnte das keiner, da sie bislang kaum einer zu Gesicht bekommen hatte.

Auch, und das betonte Coco mit verhaltener Stimme, wohnte diese Echse in einer Höhle, die sich auf dem Gipfel einer großen Gebirgskette befand. Sie zu finden war schon nicht einfach; sie zu erklimmen noch um einiges schwieriger.

„Ich war schon im Himmel, da macht mit eine Klettertour wenig aus“, erklärte Komatsu und sah weiter nach vorne, wobei er fast nur Cocos Rücken im Blick hatte. „Wir müssen diese Wurzel finden!“

„Ja“, bestätigte der Bishokuya und Wahrsager und war erneut erstaunt über Komatsus Mut.
 

Etwa eine Stunde waren die Drei unterwegs gewesen, als sie besagten Gebirgskamm erreichten. Auf halber Höhe – was bei 3900 Metern sein dürfte – landeten sie auf einem Felsvorsprung. Coco wusste, das Kiss höher fliegen konnte, doch wollte er ihn nicht den Gefahren aussetzen. So ließ er seinen Freund weiterziehen, während sie sich daran machten den Berg zu erklimmen.

Vorsorglich zog sich der Chefkoch bereits seine Atemmaske (in die er ein Sauerstoffblatt legte) an und bereitete sich mental auf das Erklimmen vor. Es war für ihn nicht das erste Mal, das er einen Berg bestieg – Gott, er hatte sogar schon übergroße Pflanzen, Treppen und Wasserfälle überstanden. Komatsu hoffte nur, das sie nicht auf etwas trafen, das ihre Kräfte bei weitem überstieg. Natürlich vertraute er Coco und dessen Fähigkeiten, aber sollten sie hier scheitern, was würde dann aus Toriko werden?

Langsam aber stetig kam das kleine Team voran. Immer höher kamen sie und mit jedem Meter wurde die Luft um sie herum spürbar dünner. Dank intensiven Trainings war es für Coco noch nicht allzu problematisch und Komatsu hatte die Maske. Noch war alles gut. Doch je länger sie brauchten, desto unsicherer wurden sie. Keiner von ihnen wusste genau, wo sich die Höhle befand, in der die gesuchte Zutat war. Eine Echse in einer Berghöhle war schon ungewöhnlich genug. Noch dazu war dieser Berg sehr weitläufig. Was war, wenn sie von vornherein an der falschen Stelle suchten? Was, wenn sie vielleicht den ganzen Weg bereits umsonst gemacht haben? Versteckte sich das Tier wirklich hier? War es nicht vielleicht doch weiter unten anzutreffen? Oder... existierte es überhaupt noch, wenn es nur eine alte Sage war?

Viele Gedanken schossen Komatsu durch den Kopf, doch ans Aufgeben dachte er nie. Er war sich sicher diese Zutat zu finden. Und wenn er den ganzen Tag brauchte. Er musste einfach.

Coco sah den jungen Chefkoch zu, wie dieser sich anstrengte und alles dafür tat, um an diese Wurzel zu gelangen. Das er für ihren Freund so weit ging, rührte ihn regelrecht. Toriko war ihm scheinbar wirklich sehr ans Herz gewachsen. Und eben deswegen würde er ihm weiter helfen. Solange, bis es ihm wieder besser ging und wieder der war, der Toriko nun einmal war.
 

Eine kalte Böe fegte über ihre Köpfe hinweg. Mit Müh' und Not schaffte es Komatsu noch, sich an dem kleinen Felsvorsprung, den er gerade erreicht hatte, festzuhalten, während Coco seinerseits versuchte Komatsu zu schützen. Dabei hörte er ein dumpfes Geräusch. Ein Pfeifen? Es kam aus der Nähe. Doch woher kam es?

Nachdem der Wind nachgelassen hatte blickte der Schwarzhaarige auf. Oben aber war nicht zu sehen – außer der Felswand, dem blauen Himmel und vieler Wolken, die sie umgaben. Als er dann aber zur Seite blickte, entdeckte er in der Ferne einen dunklen Fleck. Er konnte nicht genau erkennen, was es war, doch ahnte er, das sie richtig waren.

„Komatsu-kun“, sagte er und stütze den Schwarzhaarigen, der sich auf dem Felsvorsprung kurz ausruhte. „Sieh mal dort rüber.“ Dabei zeigte Coco auf die dunkle Stelle.

„Was ist das?“ Dem Jüngeren fiel das atmen langsam schwerer. Auf welcher Höhe waren sie nun? 5000 Meter? Vielleicht mehr? Er wusste es nicht. Aber um eines war er froh: Bisher waren sie auf keine Monster getroffen. Ein seltenes Glück. Oder auch nicht? Die meisten Tiere fürchteten sich vor Coco und dessen Gift, sodass selbst die größten Monster fernblieben.

„Es könnte eine Höhle sein.“ Nachsehen war im Moment die einzige Möglichkeit das herauszufinden. Und eben das taten sie. Wenngleich es schwerer war seitwärts zu klettern als nur stetig nach oben.
 

Mit etwas Mühe, und nachdem noch zwei weitere Windböen über sie hinweggefegt waren, hatten sie den dunklen Fleck erreicht und es stellte sich tatsächlich als Höhle heraus. Eine tiefe Höhle, aus der nichts als Schatten drang – und Stille.

„Was ist das?“, fragte Komatsu mit leiser Stimme. Er spürte ein Zittern und eine Gänsehaut. Er ahnte nichts Gutes.

„Das werden wir wohl bald herausfinden, oder?“ Coco wusste es nicht. Aber auch er hatte keine gute Vorahnung. Er spürte eine unheimliche Energie aus dem Inneren kommen. Zum Glück aber sah er noch keinen Schatten des Todes über Komatsu. „Gehen wir.“

„Ja.“
 

Keine zehn Meter waren sie gekommen, als alles um sie herum Schwarz wurde. Kein Lichtstrahl drang ins Innere der Höhle herein. Man konnte auch kaum mehr den Wind pfeifen hören – so als ob dieser Ort alles verschlang. Und hier sollte so eine Echse hausen?

Weiter drangen Coco und Komatsu vor. Für Coco war es dank seiner Fähigkeit elektromagnetische Wellen sehen zu können, keine Schwierigkeit hier zu sehen als wäre es Taghell. Anders für Komatsu, doch blieb dieser dicht hinter seinem Freund, sodass ihm die Dunkelheit kaum etwas ausmachte. Nicht zuletzt hatten sie schon vor langer Zeit eine ähnliche Höhle erkundet gehabt.

Je weiter sie kamen, desto lauter schien die Umgebung zu werden. Anfänglich war nur hier und da ein von der Decke herabfallender Wassertropfen zu hören gewesen. Doch klang es mittlerweile fast als würde Regen niedergehen. Das dem nicht so war, erklärte sich von selbst. Aber es war ein komisches Gefühl. Auch kühlte die Umgebung spürbar ab.

„Alles okay, Komatsu-kun?“, fragte Coco und sah den Kleineren neben sich an. Er schien zu zittern. Ob nun vor Kälte oder vor Angst konnte er nicht genau ausmachen.

„A-Alles okay“, gab Komatsu mit schlotternden Zähnen zu verstehen und ging tapfer weiter.

Der Gang gabelte sich. Zu ihrer Rechten schien der Gang schmaler zu werden. Auch konnte Coco aus diesem keinerlei Leben feststellen. Dort war es totenstill. Anders auf der linken Seite. Neben kleineren Tieren, die dort zu leben schienen, musste dort auch etwas Großes hausen. Vielleicht die Echse, nach der sie ja suchten. Nach kurzer Absprache gingen sie weiter – den linken Flügel entlang.

Mit jedem weiteren Schritt näherten sich die Beiden einer Lichtquelle. Noch war sie sehr schwach, kaum ersichtlich. Aber sie war da. Sonnenlicht? Oder handelte es sich um etwas anderes? Leuchtete etwas, so wie die Leuchtguramis (eine Fischart)? Das Licht aber gab einen kleinen Hoffnungsschimmer. Es zeigte ihnen, das es hier mehr gab als nur Finsternis.

Weiter und weiter, mit langsamen Schritten. Dann hielt Coco an, stoppte mit einem ausgestrecktem Arm auch Komastu.

„Coco-san?“ Der Koch sah fragend auf.

„Psst. Ich höre etwas.“ Aus der Ferne, von dort woher das Licht kam, hörte er etwas atmen. Es war leise, kaum zu hören. Aber es war da. Und was auch immer da atmete, es musste wirklich Groß sein. „Leise“, meinte Coco flüsternd und ging voraus. Komatsu folgte mit etwas Abstand.

Der Gang wurde etwas breiter. Dann tat sich eine Höhlung auf. Groß genug um ein Einfamilienhaus unterbringen zu können. Die Wände zierten Kristalle und leuchtende Felsen, während an der Decke etliche Stalaktiten herunter ragten. Direkt vor ihnen sah der Boden aus wie ein See, doch handelte es sich hier scheinbar nur um eine optische Täuschung. Und auf diesem „See“ schlief ein Tier. Im Halbdunkel war kaum erkennbar, wie groß es nun wirklich was. Coco aber schätze es auf mindestens vier Metern Schulterhöhe. Er war mit seinen knapp zwei Metern also weniger als halb so groß. Wenn es nun das gesuchte Tier war, dann würde es schwerer werden als erwartet, um an die Wurzel zu gelangen.

Hörner... Stacheln..., dachte sich der Wahrsager und schärfte seinen Blick. Von dem Tier, das tatsächlich einer Echse ähnelte, gingen unterschiedliche Wellen aus. Solche die von Tieren üblich waren, aber auch typisch pflanzliche. Damit war er sich sicher, das sie an der richtigen Stelle waren. Doch was nun?

„Coco-san?“ Das sein Freund plötzlich so still geworden war machte Komatsu nervös. Da er auch nicht annähernd so gut sehen konnte, und nur schemenhaft erkannte das da etwas herumlag, war er umso beunruhigter.

„Ich glaube, da vorne ist was wir suchen.“

Komatsu machte große Augen als er das hörte. Ja? War da vorne wirklich was sie suchten? Ein Glück! Sie hatten von Anfang an den richtigen Weg genommen. Er dankte Gott dafür. Und für seine Gabe – dem „Food Luck“ (Zutaten-Finderglück).
 

Jetzt galt es also. Zuerst mussten sie herausfinden, wo die Hörner waren, die als „Wurzel“ bezeichnet worden waren. Und dann mussten sie sich überlegen, wie sie sie erreichen.

Coco erklärte Komatsu, das er nachsehen und versuchen werde, das Horn zu ergattern, während er warten sollte. Noch schlief die Echse, ein kleiner Vorteil für sie. Dann ging Coco voraus; mit vorsichtigen Schritten. Er konnte nicht ahnen, das die Echse einen leichten Schlaf hatte. Und kaum das ein kleiner Kiesel ins Rollen geriet, öffnete das Tier seine Augen. Sofort richtete es sich in voller Montur auf - seine Schulterhöhe lag bei weit über vier Metern – und überragte alles bei weitem, hatte aber noch mehr als genug Platz um sich frei bewegen zu können. Im Moment aber wusste Coco nicht, wie er mit dieser Bestie kämpfen sollte. Mit einem derart großen Tier hatte er nicht gerechnet...
 

[Fortsetzung folgt...]



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