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Zu Weihnachten: Karamellsoße und Kamillentee

Animexx-Adventskalender 2014
von

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Weihnachten steht vor der Tür

Feuchte Straßen, frostige Sturmwinde und dicke, graue Wolkendecken. Das alles waren Eigenschaften, die Camille nicht unbedingt mit Winter verband.

Wo blieb der Schnee? Das Weiß auf dem tristen Gras und den kahlen Bäumen mit ihren dürren Ästchen vor ihrem Wohnblock? Wo blieben die Minusgrade, die ihr wenigstens einen guten Grund geben würden, ihre neuen Fellstiefel aus der Versenkung ihres Schuhschrankes hervorzukramen und zu bequemen Thermohosen unterm Rock zu tragen? Sie liebte die kleinen, weißen Bommeln daran so sehr, aber wenn sie die Stiefel jetzt schon trug, wurde ihr nach kurzer Zeit viel zu warm darin.

Es war Dezember, doch der graue Herbst wollte dem weißen Winter mit all seinen sinnlichen Herrlichkeiten einfach keinen Platz machen. Wie sollte denn so Weihnachtsstimmung aufkommen? Wie tröstend war unter solchen Bedingungen schon ein herrlich dampfender Glühwein in den Händen, der nicht nur erheitern, sondern auch wärmen sollte? Bratäpfel mit Zimt oder frisch gebrannte Mandeln schmeckten nur halb so gut, wenn bis auf Weihnachtslieder nichts die Illusion ans Fest der Liebe und Güte hergab. Auf Spekulatius und Weihnachtsstollen hatte sie erst gar keinen Appetit, nur die bunten Weihnachtsplätzchen in ihren vielen, lustigen Formen waren eine Nascherei wie zu Kinderzeiten wert.

Vielleicht war sie aber auch die Einzige, die es so empfand. Seit November schon herrschte Hochbetrieb bei ihr auf Arbeit. Jeden zweiten Tag neue Ware, die an manchen Tagen schneller verkauft als fertig eingeräumt war. Ganz gleich, ob Dekoration, Geschirr, Spielzeug oder Grußkarten, die Leute kamen, sahen und kauften. Dabei hatte sie zu Beginn noch angezweifelt, ob so viel Ware tatsächlich notwendig sein würde. Ihre Chefin war wirklich ein Genie im Kalkulieren und Vorausplanen. Sie kannte ihre Kundschaft besser, als ein Bäcker seine Stammkunden kennen konnte. So kam es Camille vor.

Tag um Tag verstrich im Kalender und mit jedem Adventstürchen, das geöffnet wurde, rückte Weihnachten näher. Es war spürbar. Nicht nur am Kaufverhalten der Leute, sondern auch an deren Verfassung und was sie nach außen trugen. Kinder, die ein helles Leuchten in den großen Augen trugen, wann immer sie einen Weihnachtsmann erblickten. Pärchen, die vor einer Auslage nah zusammenrückten und flüsternd Pläne austauschten. Ältere Leute, die gleichermaßen gestresst wie belebt waren, wenn sie die Verkäufer um ihren Rat baten, was sie ihren Kindern und Enkeln am besten schenken sollten. Rote Nasen in manchem Gesicht, hier und da ein tiefes Husten, und doch, trotz Schal und Mütze, wirkten sie in all dem Vorweihnachtswahn so motiviert wie sonst nie im gesamten Jahr. Selbst einen Muffel wie Camille, für den ein Winter ohne Schnee einfach kein richtiger Winter war, ließ das nicht lange unberührt.

Doch das änderte sich, sobald Camille ihren wohlverdienten Feierabend anging und die Ladentür hinter sich abschloss.

Die Kälte schlug ihr augenblicklich ins Gesicht. Eine stechende, feuchte Kälte. Sie kroch sich zwischen Halstuch und Kragen ihres roten Wollmantels an ihren Nacken heran, während sie eilig den Arbeitsschlüssel aus dem Schloss zog. Sofort schlug sie den Kragen höher und vergrub sich tiefer in dem weichen Stoff. Zum Glück waren es nur zwanzig Minuten bis zu ihrer Wohnung.

Es war bereits dunkel, an den Laternen waren helle Leuchtsterne angebracht, die die Straßen weihnachtlich schmücken sollten. Sie hielten sich widerspenstig gegen den stürmischen Wind, als klammerten sie sich an der hohen Stange fest. Nein, weihnachtlich war das wahrlich nicht und Camille wollte nichts anderes mehr, als sich zu Hause mit einem Buch vor den Fernseher zu kuscheln, einen frisch gebrühten Früchtetee vor sich und den stressigen Tag so ausklingen zu lassen. Was sollte sie auch anderes tun?

Heute war Montag, der 22. Dezember. Noch zwei Tage bis Weihnachten. Feiern würde sie dieses Jahr nicht, nur kurz mit ihrer älteren Schwester nach der Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt treffen. War immerhin der letzte Tag und Susann musste am Abend bei ihrem Mann und kleinen Sohn sein.

Es wäre ihr lieber gewesen, wie immer mit der ganzen Familie zu feiern. Aber ihre Eltern verbrachten dieses Jahr Weihnachten in Ägypten, ein gemeinsames Geschenk von Susann und ihr. Sie hatten es sich schon lange gewünscht, nur einmal Heilig Abend in Ägypten erleben, und sie gönnte es ihren Eltern nur zu gern. Es bedeutete nur im Umkehrschluss, dass sie dieses Jahr Weihnachten allein verbrachte.

Eugen. Camille seufzte lang und schwer bei dem Gedanken an ihren Freund. Sie vermisste ihn. Es war schon wieder drei Monate her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte, und zu keiner Zeit wünschte sie ihn sich mehr an ihrer Seite als jetzt.

Sie beschwerte sich nicht über die Umstände ihrer Beziehung. Sie beide hatten damals ausführlich über seine Pläne beim Bund gesprochen und er hatte sie mehrmals gefragt, ob es für sie okay wäre.

Natürlich war es das. Es war das, was Eugen wollte und er hatte auch das Zeug dazu. Junge zweiundzwanzig und schon Offizier, wie könnte sie sich dieser Aussicht in den Weg stellen? Er hatte ihr ausführlich erklärt, was diese neue Position mit sich bringen würde und sie hatte auch von vornherein gewusst, was das für ihr Privatleben bedeuten würde. Und es war okay, aber manchmal, nur manchmal, wünschte sie sich, er wäre einfach nur Büroangestellter im Versicherungsbetrieb seiner Eltern geworden. So wie er es zuerst vorgehabt hatte, als sie sich kennenlernten.

Vom Schreibtisch zum Apell, statt bequemer Stühle kalter Schlamm. Sie schmunzelte, wie immer, wenn sie sich diesen Gegensatz vor Augen rief. Aber Eugen hatte Spaß an seinem Dienst für die Bundeswehr und sie war auch ausgesprochen stolz auf ihn, dass er all das auf sich nehmen, und dennoch glücklich wie ein kleines Kind auf dem Spielplatz sein konnte. Das bewunderte und liebte sie so sehr an ihm.

In Gedanken an ihren Liebsten ging Camille die üblichen Wege entlang und bemerkte kaum, wie die Minuten verstrichen. Eugens sanfte, grüne Augen. Seine breiten Schultern und die starken Arme, die sie so liebevoll halten konnten. Sein helles Lachen, das immer etwas Kindliches hatte, dass sie sich selbst wieder wie fünfzehn fühlte. So vieles, was sie an ihm liebte und was ihn ausmachte. Wäre er hier, würde er sie bestimmt fragen, ob sie ihm wieder Vanilleeis mit heißer Karamellsoße machen könnte. Seit sie mit Eugen zusammen war, hatte sie immer Karamell im Haus, dabei konnte sie dem klebrig-süßen Zeug noch nie viel abgewinnen. Aber er würde auf Himmel und Hölle verzichten für ein wenig der süßen Nascherei.

Schon vor der Einbiegung zum Hauseingang kramte Camille in ihrer kleinen, schwarzen Ledertasche nach dem Hausschlüssel. Nur noch schnell den Briefkasten leeren und dann wartete ein ruhiger Abend im warmen, gemütlichen Wohnzimmer auf sie.

Sie holte alles heraus, ohne es durchzusehen. Gerade als sie den Briefkasten wieder schloss und sich als Nächstes der Haustür widmen wollte, löste sich etwas aus dem kleinen Stapel aus Tageszeitung und Werbeprospekten in ihrer Hand und fiel zu Boden. Schnell ging sie in die Hocke, um den weißen Briefumschlag aufzuheben, und wendete ihn, während sie sich erhob.

Ihr Herz machte einen Hüpfer, ihre Augen weiteten sich kurzzeitig. Eilig schob sie den Schlüssel ins Hausschloss und beeilte sich, die zwei Etagen bis zur ihrer Wohnung hinaufzukommen.

 

liebe Camille,

Schon diese eine Zeile ließ sie schmunzeln. Immer und überall hätte sie diese Handschrift erkannt. Die Striche der Buchstaben waren akkurat gerade und wiesen dennoch auf Faulheit hin. Das große L war kaum von einem kleinen zu unterscheiden, umso betonter waren die gerundeten Großbuchstaben wie das C in ihrem Namen, was ihr ein wohliges Gefühl bescherte.

Sie machte es sich noch etwas gemütlicher auf der Couch, kuschelte sich zurück in die hellen Kissen zwischen Arm- und Rückenlehne und zog die Knie enger an ihren Körper heran. Vor ihr auf dem Tisch verbreitete der frisch aufgebrühte Früchtetee einen angenehm süßen Duft. Den Ton des Fernsehers hatte sie so leise, dass sie kaum etwas von dem Drama, das gerade lief, verstand. Das war nicht schlimm, im Augenblick galt ihre Aufmerksamkeit voll und ganz dem kleinen, einmal in der Mitte gefalteten Linienpapier im schlichten Weiß in ihren Händen.

Mensch, wie die Zeit vergeht. Jetzt haben wir schon wieder Winter. liegt zu Hause Schnee? Hier regnet es seit Wochen in einer Tour, gut fürs Gelände.

Der arme Trupp, der unter Eugens Kommando stand. Camille wusste nur zu gut, wie sehr es ihren Freund amüsierte, seine Soldaten in einen schlammigen Parkour zu schicken. Er würde in dieser Hinsicht niemals erwachsen werden.

Die ersten Jungs haben wir gestern nach Hause geschickt. Ein paar weitere packen. Diese Glückspilze.

Etwas in Camilles Brust schrumpfte zusammen. Würde das heißen, dass er dieses Jahr zu Weihnachten nicht nach Hause kommen konnte?

Weißt du, ich könnte dir so viel erzählen. Das meiste würde dich vermutlich eher langweilen. Ich habe auch nur so wenig Platz und nicht so viel Zeit, wie ich gern hätte. Aber ich muss dir unbedingt ein paar Dinge berichten, wenn wir wieder zusammen sind.

Wann, Eugen, wann?

Weißt du, ich bin froh, dass ich nicht im Sani bin. Der Doc hat die letzten Wochen gut zu tun. Drei meiner Jungs hat die Plagerei erwischt. Zum Glück bin ich gut gewappnet. Erkältungen können mir nichts anhaben, habe ja dich hier. ;)

Sie stutzte. Weniger wegen dem Smiley, von denen sie nur selten welche in seinen Briefen sah, als dem Satz als solcher.

Ich hoffe, dir geht es gut. Arbeit macht noch Spaß? Geht es Martin wieder besser?

Ja, zum Glück. Sie hätte auch nicht gewusst, wie sie das Chaos anderenfalls hätte bewältigen sollen. Einen Monat lang war Martin, ihr Arbeitskollege, nach seinem Unfall ausgefallen. Christoph, sein Freund, den er nächstes Jahr heiraten wollte, war ganz fertig gewesen, als er ihr die Nachricht am Telefon überbracht hatte. Aber inzwischen war alles wieder okay, Martin war wohlauf und arbeitete jetzt wieder Vollzeit. Eugen konnte das nicht wissen, aber sie fand es süß, dass er daran gedacht hatte.

Wie geht es Susann? Wenn ich wieder da bin, müssen wir sie und den Knirps unbedingt mal wieder besuchen! Aber erst, wenn ich mit dir fertig bin!

Sie schmunzelte. Die nächsten Zeilen machten ihr das Herz schwer.

Ach, wem mache ich etwas vor. Ich vermisse dich, schrecklich. Ich wünsche mir, dich sehr bald wiederzusehen. In den letzten Tagen denke ich sehr viel an dich. Ich wünsche mir den Tag schnell herbei, an dem ich dich wieder in meine Arme schließen und dich küssen kann. Meine liebe Camille. Wie hältst du es nur mit mir aus?

Weihnachten sieht düster aus. Dabei habe ich so ein tolles Weihnachtsgeschenk für dich! Ich will sehen, wie du reagierst, wenn ich es dir gebe. So ärgerlich …

Gut, mir geht der Platz aus. Also dann.

Pass bitte gut auf dich auf. Sollten wir uns nicht vorher sehen oder hören, wünsche ich dir auf diesem Wege schon mal ein schönes Weihnachtsfest. Ich verspreche dir, so schnell ich kann nach Hause zu kommen. Warte bitte auf mich und stell mir etwas Karamellsoße in den Kühlschrank. ;)

 

Ich liebe dich.

Frohe Weihnachten

Eugen

 

Camille ließ die Zeilen auf sich wirken.

Es war gut eine Woche her, dass sie zuletzt mit Eugen telefoniert hatte. Sie hatte seine Stimme lange nicht mehr gehört, dennoch konnte sie seine geschriebenen Worte in ihren Ohren hören. Sanft und liebevoll geflüstert, seine Arme um ihren Körper. Wie sehr sie ihn vermisste …

»Ich liebe dich auch«, sprach sie leise und drückte seinen Brief eng an ihre Brust. Sie wünschte ihn zu sich, doch er war so weit weg.

Sie wollte den Brief zurück in den Umschlag stecken. Als sie ihn zu sich nahm, spürte sie etwas im Inneren rutschen. Verwundert legte sie den Brief zur Seite, öffnete den Umschlag etwas weiter und blinzelte hinein.

Sie drehte ihn auf den Kopf, und als sie ihn kippte, fiel etwas Kleines auf ihren Schoß. Erst sah es aus wie ein merkwürdiger kleiner Zettel, doch als sie das weiche Päckchen, kaum länger als ihr Daumen, aufhob und wendete, stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

Auf ihrer Handfläche lag ein Teebeutel. Kamillentee, verriet der kleine Zettel an einer dünnen Schnur daran. Damit machten Eugens Worte auf einmal Sinn für sie.

 

Den Vorweihnachtstag überstand Camille mit Mühe und Not. Ohne die Hilfe von Martin und ihrer Chefin hätte sie den Kundenandrang kaum bewältigen können.

Am Weihnachtstag hatten sie verkürzte Öffnungszeiten. Es tat gut, den Laden zu verlassen und zum ersten Mal seit Wochen noch ein paar der letzten Sonnenstrahlen genießen zu dürfen. Nicht sehr winterlich, nein, aber Camille freute sich dennoch darüber.

Ihre Schwester holte sie direkt mit dem Auto von der Arbeit ab. Sie sprach ununterbrochen während der Fahrt über Gustav und dem Kleinen, was Camille nicht weiter störte. Indem sie ihrem Redeschwall lauschte und ab und an ihre Meinung zu einer Frage theoretischer Natur kund gab, konnte sie sich von dem Arbeitsstress der letzten Tage erholen und fand erst gar keine Gelegenheit, über den heutigen Abend nachzudenken.

»Und was wirst du heute Abend noch so machen?«, fragte Susann, als sie Camille viel zu früh vor ihrer Tür absetzte. Die Schwestern hatten nur wenige Stunden zusammen gehabt, aber das war Camille von vornherein klar gewesen.

»Erst einmal werde ich mir ein langes, heißes Bad gönnen. Die Wäsche muss ich noch fertig machen und dann kommt heute Abend ein toller Film, habe ich gesehen.«

»Und du wirst klar kommen?«

»Natürlich, wieso sollte ich nicht? Also los, husch, deine Jungs warten sicher schon auf dich!« Camille lächelte durch das heruntergelassene Beifahrerfenster zu ihrer Schwester herüber.

»Sag doch einfach, dass du mich loswerden willst.«

»Ich hab‘ dich lieb, Schwesterherz.«

»Ich dich auch.« Die Schwestern warfen sich noch einen Luftkuss zu, dann trat Camille zurück und Susann startete den Motor. Kurz darauf war ihr dunkelblauer Kia hinter der nächsten Kurve verschwunden.

 

Es war gar nicht so schlimm, wie Camille es sich zuerst ausgemalt hatte. Das lange Entspannungsbad tat ihr ausgesprochen gut und sie mochte den dezent zimtigen Geruch, der an ihrer Haut haften blieb. Sie ließ sich Zeit, sich ausgiebig ihren blond gelockten Haaren zu widmen, ehe sie in ihren bequemen Pyjama schlüpfte.

Nachdem die Wäsche abgenommen und in den Schränken verstaut war, machte sie es sich mit einer Schüssel selbstgemachten Nudelsalat auf der Couch gemütlich. Bei gedimmten Licht und einem späteren Glas Rotwein ließ sie sich Der Grinch gefallen und schaltete auch noch nicht ab, als ein Krimi im Anschluss eingespielt wurde.

Es war gegen dreiviertel elf, als sie schließlich die Fernbedienung betätigte und den Fernseher ausschaltete. Einmal noch streckte sie sich ausgiebig, leerte ihr Glas, ehe sie sich erhob.

Auf dem Rückweg von der Küche zu ihrem Schlafzimmer ließ sie das Läuten ihrer Türklingel hochschrecken. Sie erwartete selten Besuch, aber definitiv niemals um solch eine späte Uhrzeit. Ihre Gedanken liefen Amok, prüften sämtliche Möglichkeiten vom Klingelstreich bis zum Notfall ab.

Ein weiteres Mal klingelte es an der Tür. Nur zögerlich schaltete sie das Licht im Flur an, lehnte sich gegen das überstrichene Holz und linste durch das eingelassene Guckloch. Das schwere Schlagen in ihrer Brust wurde schneller, überschlug sich wie bei einer wilden Achterbahnfahrt, während bereits die Türkette zwischen Camilles Fingern klirrte, als sie sie eilig entfernte.

»Rudolph hat die Ausfahrt verpasst«, begrüßte sie schelmisch jene tief-samtene Stimme, die sie gleichermaßen stark wie schwach machte. Der hochgewachsene Mann vor ihr nahm sich die grün-braun gemusterte Kappe vom Kopf, fuhr sich einmal über das kurz geschorene schwarze Haar und spielte den Eingeschnappten. »Ich sag‘s ja immer: Seine rote Nase rührt entweder von einem Dauerschnupfen oder Trunkenheit. Na, zum Glück habe ich ja das hier bei mir!«

Was immer, es war ihr egal. Mit aller Hingabe, die ihr möglich war, fiel sie dem jungen Mann in Armeetracht um den Hals. Auf ihren nackten Zehenspitzen hatte sie kaum Gleichgewicht, doch Camille wusste, dass er sie halten würde.

Er fühlte sich kalt an, als sie ihre Lippen auf die seinen legte. Ihre Finger ertasteten feucht-kühle Wangen, die sich unglaublich glatt anfühlten. Er roch nach Schnee, Minze und ein paar letzten Duftwehen seines Aftershaves, das sie so sehr liebte.

Sie verlor den Boden unter den Füßen. Er hob sie empor, wenige Zentimeter nur, und doch hatte Camille das Gefühl, über allem zu schweben. Nie, nie wieder würde sie ihn loslassen.

»Willkommen zu Hause«, flüsterte sie leise, hauchte es auf seine Lippen. »Rudolph können wir morgen immer noch verklagen. Du bist ganz kalt, soll ich uns etwas aufbrühen? Ich habe noch Karamell im Kühlschrank.«

Eugen schenkte seiner Liebsten ein breites Grinsen. Widerstandlos ließ er sich die Packung angerissenen Erkältungstee aus der Hand entführen und ins warme Innere ziehen.

»Nichts lieber als das.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2014-12-22T06:32:41+00:00 22.12.2014 07:32
Hey ◠‿◠

*schmunzelt* gerade zu einer Geschichte im Winter wo man es gern warm und kuschelig hat, passt so etwas süß duftendes wie Karamell, oder das Zimtbad sehr gut. Das macht so eine schöne angenehme Atmosphäre (auch weil man sich den Duft gut vorstellen kann und es nicht zu exotisch ist).

Ich fand es schön, das Camilles Freund doch noch heim gekommen ist. Nach all den Monaten war das eine tolle Überraschung, vor allem weil man es nach dem Brief eigentlich nur noch hat hoffen können, aber er doch auch ein wenig wie eine Absage geklungen hat.

Ein schönes OS :D

CuCu, Jyorie

Antwort von:  Shizana
22.12.2014 10:24
Naw, danke schön, Kleines. Das freut mich wirklich sehr zu hören. ;^; ♥
Ich wünsche dir ein tolles Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage.


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