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Unter dem Mistelzweig

RWxSM
von

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VIII.

Rose hatte die Nacht kaum geschlafen und das fröhliche Quietschen aus dem Gemeinschaftsraum, als Izzie und der andere verbliebene Gryffindor, Ephraim, ihre Geschenke auspackten. Müde schlug sie die Bettdecke bei Seite, fuhr sich kurz durch die buschigen roten Haaren und lief dann im Schlafanzug die Treppe herunter. Für einen Jungen, den sie nicht besonders gut kannte und der sie noch weniger interessierte, würde sie sich jedenfalls nicht extra hübsch machen.

Wie sie sah, waren die beiden anderen auch noch im Schlafanzug, sodass sie sich gleich noch eine Runde wohler fühlte.

„Al hat mir eine Kette geschenkt!“ Izzie sprang ihr mit einem goldenen Kettchen mit einem Flügeanhänger entgegen. „Sieh nur!“

„Wunderschön.“ Rose lächelte und drückte die Freundin liebevoll an sich. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass diese aufkeimende Sympathie zwischen Izzie und Albus schon so weit gediehen war. Izzie hielt sich in Sachen Albus aber auch immer eher etwas bedeckt, als wenn sie seiner Cousine nicht zuviel erzählen durfte oder sollte.

Auch Rose verspürte jetzt eine gewisse Aufregung, was ihre Geschenke anging. Schnell hatte sie ihren Stapel ausgemacht und machte sich an das Auspacken.

Zuerst öffnete sie das Paket von Oma Molly. Sie wusste, was darin war: Ein Weasley-Pulli. Dieses Jahr war er dunkelgrün mit einem großen goldenen Löwen auf der Brust. Er sah schick aus. Besser als der letztes Jahr, dessen Neonpink sich grauenhaft mit ihrer Haarfarbe gebissen hatte. Spontan vermutete sie, dass ihre Mutter oder Tante Ginny Oma Molly wohl einen Tipp gegeben hatten, was bei den Enkeln besser ankam.

Von ihrem Bruder bekam sie einen Plüschteddy. Rose musste grinsen, als sie das violette Tier auspackte. Sie hatte ihn im Sommer bei einem gemeinsamen Besuch einer Muggel-Shopping Mall entdeckt und war sofort begeistert gewesen. Dass Hugo das noch wusste, war bemerkenswert.

Von ihrem Vater bekam sie ein Abo für die Zeitschrift Quidditch Live und von ihrer Mutter drei Muggelromane. Rose strahlte über das ganze Gesicht. Genau das hatte sie sich gewünscht. Sie packte auch die kleinen Geschenke von dem Rest ihrer Familie aus und freute sich über jedes einzelne. Hier ein Schal, dort ein hübsches T-Shirt, hier ein Lippenstift und neue Wimperntusche. Im letzten Päckchen, auf dem ein Anhänger verriet, das es von Albus war, versteckte sich ein kleiner Skorpion-Schlüsselanhänger. Rose presste die Lippen zusammen, als sie das silberne Tier betrachtete.

Izzie sah sie an und brach in schallendes Gelächter aus. Ephraim begriff den Grund dafür glücklicherweise nicht und vergrub sich nach einem kurzen Kopfschütteln und in einem Buch, das er geschenkt bekommen hatte.

Ein leiser Seufzer kam Rose über die Lippen. Irgendwie schienen alle um sie herum verrückt geworden zu sein.
 

Die Slytherins kamen spät zum Frühstück, sodass Rose und Izzie längst fertig waren, als Scorpius schließlich in der großen Halle auftauchte. Rose wich seinem Blick aus und flüchtete schnell nach draußen. Izzie kam ihr grinsend nach.

„Behaupte du noch mal, dass da nichts zwischen euch ist.“

„Da ist nichts, Izzie. Absolut und total gar nichts. Vielleicht hasse ich ihn wirklich nicht mehr. Aber das ist auch alles“, explodierte Rose.

„Ja, ja, ja...“ Izzie grinste nur breit.

„Erzähl du mir mal lieber, wie es zwischen dir und Albus aussieht. Da scheint ja mehr zu sein, als du mir bislang verraten hast.“

Jetzt war es Izzie, die knallrot anlief und schließlich nach etwas gutem Zureden bereit war, Rose endlich ins Vertrauen zu ziehen.
 

Mittags war das große Weihnachtsessen. Der Tisch bog sich beinahe unter der Menge an Essen. Es gab Würstchen im Speckmantel, Mince Pie, Bratkartoffeln, Truthahn, Gans und eine Menge an Gemüse. Zum Nachtisch erwartete sie dann der traditionelle Christmas Pudding, den auch Zauberer sehr zu schätzen wussten. Wenig überraschend war, dass jeder am Tisch eine Glücksmünze in seinem Stück fand. Die Hauselfen legten wohl wert auf Ausgewogenheit.

Sie hatten beim Essen alle viel gelacht und erzählt, was sie an Geschenken bekommen hatten und berichtet, wie in welcher Familie das Weihnachtsfest gefeiert wurde. Rose war aufgefallen, dass Scorpius an diesem Punkt sehr sorgfältig dafür gesorgt hatte, dass sein Mund immer voll war, wenn er angesprochen wurde, sodass er dieses Thema wunderbar hatte umschiffen können. Niemand am Tisch hatte von ihm erfahren, wie die Malfoys eigentlich Weihnachten feierten.

„Und jetzt, meine Damen und Herren, ist es Zeit für Knallbonbons!“, verkündete Professor McGonagall feierlich, als sie das Essen beendet hatte.

Auf einen Wink ihres Zauberstabs hin war der Tisch abgeräumt und einen Moment später lagen Dutzend Knallbonbons über den Tisch verteilt. Sie selbst ergriff eines und forderte Professor Trelawney auf, daran zuziehen. Bald war der Tisch mit Bonbons, eingewickelten Pralinen, Konfetti, Luftschlangen und noch viel mehr Chaos übersät.

Schließlich war es Zeit, für eine Weile Pause zu machen und die Feierlichkeiten erst am Abend wieder aufzunehmen.

„Bei Merlin, ich brauche frische Luft...“, murmelte Rose und rieb sich den Bauch. Sie fühlte sich hoffnungslos überfressen.

„Ich leg mich hin.“ Izzie zog es lieber in Richtung Bett. Und so trennten sich die Freundinnen vor der großen Halle.

Draußen war es kalt. Rose war froh, ihren Umhang direkt mit genommen zu haben. Sie hatte eh vorgehabt, ein paar Schritte vor die Tür zu machen.

Der Himmel war grau und die Wolken hingen tief. Es roch bereits nach Schnee.

Sie ging langsam vom Schloss Richtung See hinunter.

„Weedy?“

Die Stimme hatte sie am wenigstens hören wollen, aber dennoch blieb sie stehen und drehte sich langsam um.

Scorpius holte mit großen Schritten zu ihr auf.

„Hi.“

„Hi“, gab sie genauso zurück.

„Ich...“, setzte er an, brach ab und begann erneut: „Glaubst du an Weihnachtswunder?“

„Weihnachtswunder?“ Rose zog die Stirn kraus. „Eigentlich nicht. Ich mein... Ich habe noch nie eines erlebt. Es wäre ja nett und so, aber...“

„Du bist zu vernünftig dafür.“

„Ganz genau, Moskitus. Sag bloß, dass du an welche glaubst?“

„Nun... Seit dem hier, habe ich meine Hoffnung nicht ganz verloren.“ Er zog einen kleinen Schlüsselanhänger aus seiner Hosentasche. „Der ist von Albus.“ Es war eine silberne Rose.

Unwillkürlich schnappte Rose nach Luft. Sie hatte ihren Schlüsselanhänger vorhin auch eingesteckt und hielt jetzt stirnrunzelnd den kleinen Skorpion hoch. „Ich werde ihn umbringen...“, murmelte sie.

„Warum?“ Scorpius zog eine Augenbraue hoch.

Rose wurde rot. „Diese... diese... Andeutung... das ist doch...“

„Absurd?“

„Genau!“ Sie nickte heftig.

„Mir hat sie eher Hoffnung gegeben.“

Rose klappte den Mund auf. „Was soll das heißen?“

„Och, komm schon, Rose Weasley. Soll das heißen, dass du wirklich nichts bemerkt hast? Niemals auch nur ein winzig kleines bisschen? Dass die Sticheleien zwischen mehr geworden sind als die Abscheu von zwei Kindern und eine nette Gewohnheit?“

„Scorpius, du...“

„Ich mag dich, Rose. Seit einer halben Ewigkeit schon.“ Scorpius umschloss den Rosen-Schlüsselanhänger fest mit der Hand.

Panik machte sich in Rose breit. Sie war versucht, einfach wegzulaufen, aber das würde diese Situation nicht lösen. Stattdessen würde wieder alle einfach verschoben. Bis sie das nächste Mal allein waren und sie würde die ganze Zeit wieder damit beschäftigt sein, ihm auszuweichen. Wollte sie das überhaupt?

Aber... er war doch immer noch ihr Erzfeind. Oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2015-01-06T18:47:52+00:00 06.01.2015 19:47
Ein sehr schönes Kapitel.
Albus ist der Beste. Er weiß bestimmt, dass Scorpius in Rose verliebt ist.
Dann wird Scorpius die Strafarbeit herausgefordert haben, weil er Rose näher kommen wollte, aber das Weihnachtsfest wird bei den Malfoys trotzdem nicht so prickelnd sein, sonst hätte Scprpius bestimmt auch erzählt, wie es zu Hause an Weihnachten ist. Bestimmt sehr steif und unnahbar.
Bin schon gespannt, wie Rose, auf Scorpius Liebes Erklärung reagiert.


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