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Vita Exspectatio

von

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Prolog

Sie lass ein altes ausgeblichenes Buch, als ich sie zum ersten Mal sah. Hier mitten in dem regen Treiben von aufgeregten Hogwartsschülern in Flourish und Blotts stand sie, dieses wunderschöne Wesen. Sie trug einen bodenlangen schwarzen Überhang, ihre Haare waren ebenfalls von einem schwarzen Tuch bedeckt. Ihre Haut schimmerte Bronze in dem Dämmerlicht des Buchladens. Ihre Augen huschten über die vergilbten Buchseiten, die sie in ihren langen schlanken Fingern hielt. Die Zeit schien still zu stehen, als ich das fremd-ländische Mädchen beobachtete.

Es kam nicht oft vor, dass man ausländische Zauberer und Hexen in der Winkelgasse traf, aber wenn der Sommer in Großbritannien Einzug hielt, konnte man Magier aus der gesamten Welt in der Winkelgasse finden. In der Zeit, in der Hogwartsschüler ihre Schulsachen kauften, waren die Läden vollkommen überfüllt. Auch heute drängten sich die Menschen durch die Straßen. Und in diesem Gewirr, auf der Suche nach meinen Schulsachen für mein letztes Schuljahr in Hogwarts traf ich auf das schönste Mädchen das ich je gesehen hatte. Ich war nie schüchtern gewesen, ich hatte nie einen Grund dafür gehabt. Ich stammte von einer der einflussreichsten Zaubererfamilien Englands ab. Ich wurde von allen, egal ob Mitschülern oder Freunden, respektiert und geachtet. Nie hatte ich ein Problem damit ein Mädchen, das mir gefiel anzusprechen. Mit meinen siebzehn Jahren, hatte ich bereits einige Freundinnen, zum Missfallen meiner Mutter, gehabt.

Langsam näherte ich mich der jungen Frau, die den Blick nicht von dem Buch gelöst hatte.

Mir schossen die Worte, die ich zu ihr sagen sollte, im Kopf hin und her, ohne sie zu einem sinnvollen Satz zu ordnen.

„Anian, hey du auch hier?“

Eine Hand hatte nach meiner Schulter gegriffen, um mich umzudrehen. Arthur Weasley, der vier Jahre unter mir war, stand freudestrahlend hinter mir.

„Kaufst du auch neue Schulbücher? Bist du aufgeregt auf dein Abschlussjahr? Wird ganz schön spannend, oder?“

Der rothaarige Junge würde im nächsten Schuljahr in die dritte Klasse kommen. Er zog, genau wie ich, selbstverschuldete Schwierigkeiten an, wie das Licht die Motte. Deswegen war er mir seit seinem ersten Schultag wie ein Schatten gefolgt.

Mein Blick kehrte zurück zu dem lesenden Mädchen, es war nicht mehr da. Mein Blick huschte über die anwesenden Personen in dem Buchladen, dennoch konnte ich sie nicht finden. Panisch drehte ich mich einmal um meine eigene Achse, ohne sie zu sehen.

„Suchst du jemanden?“

Der kleine Arthur versuchte über die Köpfe von den umstehenden Personen zu blicken, um nach einem für ihn unbekanntem Objekt zu suchen.

„Entschuldige mich, Arthur, ich muss zu meiner Familie...wir sehen uns!“

Ich schlug dem Jungen auf die Schulter und schob mich aus dem Laden. Mein Blick huschte über die Menschenmassen in der Winkelgasse. Bei Eeylops sah ich endlich die gesuchten schwarzen Umhänge. Meine Füße bewegten sich in die Richtung des Eulenhändlers, dort wo die schöne Unbekannte verschwunden war. Auch hier herrschte der Ausnahmezustand. Zukünftige Erstklässler suchten Eulen, um weiterhin mit ihren Familien kommunizieren zu können, junge Zauberer und Hexen suchten für ihr erstes Eigenheim ein Tier für die Postzustellung.

Sie betrachtete aufmerksam die Vögel in den Käfigen. Schon fast erstaunt sprach sie mit einem weiteren Mädchen, welches ebenfalls in Schwarz gekleidet war und deutete dabei auf die Tiere vor ihnen. Ihr Lächeln erhellte ihre dunklen Augen, die wie Diamanten zu funkeln schienen. Zum zweiten Mal an diesem Tag versuchte ich die Wörter in meinem Kopf zu ordnen und sie anzusprechen. Nervös strich ich mir durch mein blondes Haar. Normalerweise war ich nicht nervös. Nein, nicht normalerweise, ich war noch nie nervös gewesen, in meinem ganzen Leben nicht, zumindest nicht so. Umso näher ich dem Mädchen kam, umso schneller schlug mein Herz gegen die Brust. Ich merkte wie ich anfing zu schwitzen. Was sollte ich ihr sagen? Würde ich überhaupt ein Wort heraus bekommen? Was wenn sie nicht antworten würde? Was würde ich als zweites zu mir sagen? Mir war heiß und eiskalt zugleich und Panik stieg in mir hoch. Kurz vor ihr stoppte ich und tat so als würde ich eine Schneeeule begutachten. Vielleicht sollte ich zuerst mal hören was sie so sagt. Meine Hoffnung wurde sogleich zerschlagen. Sie trug nicht nur Klamotten, die aus einem fernem Land stammten, sie sprach auch eine andere Sprache. Vielleicht Arabisch, oder Türkisch. Nein, es musste Arabisch sein. Ich verstand nicht, was sie zu dem Mädchen neben ihr sagte, aber es hörte sich himmlisch an. Es war als würde sie ein Gedicht aufsagen. Ich vermutete, dass sie über etwas vollkommen alltägliches redete, dennoch hätte ich ihr stunden zuhören können.

„Anian, auf der Suche nach einer neuen Eule? Hat mein Bruder seine Eulen wieder verloren?“

Mein Onkel Chesare war hinter mich getreten und musterte nun auch die Eulen vor mir.

„Ähm nein,... nein ich … ich wollte eigentlich nur...naja...“

Ich fand keine Ausrede, die ich meinem Onkel hätte auftischen können, stattdessen wanderte mein Blick zu dem Mädchen zurück. Meine Augen trafen auf die dunklen meiner Angebeteten. Sie und ihre Begleitung starrten uns an. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss und ich rot wurde. Klasse, das erste was das schönste Mädchen der Welt von mir hörte, war eine stotternde, nicht vollendete Lüge. Besser konnte es gar nicht laufen. Die beiden Hexen steckten ihre Köpfe zusammen und kicherten. Bei dem Geräusch hoben sich meine Mundwinkel nach oben.

„Aaahh, ich verstehe!“

Chesare klopfte mir auf die Schulter.

„Wie sieht der Plan aus?“

„Was für ein Plan?“

„Na, der Plan wie du das Mädchen ansprechen willst? Das hattest du doch vor, oder? Du bist mit Sicherheit nicht hier um die zwanzigste Eule für deinen Vater zu kaufen. Außerdem, der Blick, den du dem Mädchen zugeworfen hast sagen mehr als tausend Worte.“

Mein Onkel suchte nach etwas im Raum und steuerte gerade aus auf einen arabischen Mann, mit weißer Kopfbedeckung und weißem Nachthemd zu. Ok, es war kein Nachthemd, aber eben die typische arabische Kleidung für Männer. Neben ihm stand eine weitere Frau, die bis auf ihre Augen vollkommen verschleiert war. Mein Onkel wechselte einige Worte mit dem Mann, dann deutete er in meine Richtung und sechs Augen richteten sich auf mich. Nervös trat ich auf einer Stelle hin und her. Mein Onkel redete weiter auf den Araber ein, der leicht zu nicken angefangen hatte. Dann schüttelte er den Kopf und mein Onkel trat wieder an meine Seite.

„Was hast du mit dem geredet?“

„Ich hab ihm erzählt, dass ich mit meinem Neffen einmal eine Reise in den Orient machen will, wir aber nicht wissen wie wir das am Besten anstellen sollen, vor allem ohne in irgendwelche Schwierigkeiten zu kommen. Man will schließlich keine Gefühle durch Respektlosigkeit wegen Unwissenheit verletzten und ob er uns vielleicht helfen könnte, uns zurecht zu finden.“

„Abgesehen davon, dass wir keine Orientreise machen wollen, was hat er gesagt?“

„Nein.“

„Nein?“

„Ja, nein.“

„Wieso nein? Ich meine zu was nein?“

„Er möchte uns nicht helfen. Ist wohl irgend so ein reicher Schnösel aus Arabien. Am besten du vergisst das Mädchen, bevor er dir irgendeinen Fluch auf den Hals hext. Würde ich dem schon zutrauen. Komm wir gehen, suchen wir deine Mutter!“

„Nein, ich muss ...“

Ich drehte mich zu meiner Angebeteten hin, sie war aber verschwunden. Wieder.

„Vergiss sie!“

Und während ich aus dem Eulenladen in die Sonne raus trat, schwor ich mir die junge Hexe, die mich seit der ersten Sekunde, in der ich sie gesehen hatte, in ihren Bann gezogen hatte, wieder zu sehen.



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