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Er liebt mich, er liebt mich nicht 2

[Secret Love]
von

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Takeda saß allein auf seinem Zimmer in Wohnheimblock C und starrte auf das leere, gegenüberliegende Bett. Ohne Ishida, der dort hinter Bergen von Modellbauzeitschriften verborgen lag, war dieser Raum nicht mehr derselbe.

Mit Beinen so schwer wie Blei stand Takeda auf, trat an das nahe Fenster heran und warf einen Blick nach unten auf den Hof, wo sich eine ordentliche Schlage neuer Schüler aufgereiht hatte, die darauf warteten, ihren neuen Zimmern zugewiesen zu werden. Es fühlte sich beinahe so an, als wäre es gestern gewesen, als Takeda selbst dort unten stand.

Wie sein neuer Mitbewohner wohl sein würde? Natürlich hätte Takeda sein Zimmer am liebsten mit Hirakawa geteilt, aber das ging nun wirklich nicht. Zumal er schließlich immer noch der Wohnheimsprecher war und damit verbunden ein Einzelzimmer im dritten Stock bewohnte. Aber das war kein Problem, so konnte Takeda ihn wenigstens jederzeit besuchen. Zumindest versuchte er sich das einzureden.

Während er weiter auf die neuen Schüler hinab starrte, kam ihm sein letztes Gespräch mit Hirakawa wieder in den Sinn.

„Ich habe das Mädchen nach dem Tanz nach Hause gebracht“, hörte er Hirakawa noch einmal sagen.

Sie hatte sich scheinbar nicht wohl gefühlt und als Hirakawa zurückgekommen sei, wäre Takeda nicht mehr da gewesen.

„Und ich habe ihr gesagt, dass ich schon eine Freundin habe.“

Eine Freundin...

Langsam wandte sich Takeda vom Fenster ab und seufzte leicht. Er konnte sich nicht beschweren, er selbst war es schließlich gewesen, der Hirakawa darum gebeten hatte, ihre Beziehung geheim zu halten. Und trotzdem: Es fühlte sich einfach nicht richtig an.

Während Takeda noch seinen Gedanken nachhing, näherten sich Schritte draußen auf dem Flur. Für einen kurzen Augenblick verstummten sie, dann klopfte es zwei Mal an der Tür. Das konnte nur der neue Mitbewohner sein.

„Komm rein“, sagte Takeda schnell und gab sich alle Mühe, mit dem Rücken zum Fenster eine lässige Figur abzugeben. Der erste Eindruck war schließlich der wichtigste und er wollte seinem neuen Mitbewohner auf keinen Fall wie ein begossener Pudel gegenüber treten.

Mit einem leisen Quietschen wurde die Tür aufgedrückt. Der Junge, der dort auf der Schwelle stand, wirkte jünger als Takeda es erwartet hatte und er musste zwei Mal hinsehen, um sich zu vergewissern, dass es überhaupt ein Junge war. Er hatte nicht nur sehr feminine Gesichtszüge, sondern trug obendrein eine Spange in Form eines Gänseblümchens im rotbraun gefärbten Haar, die seinen langen Pony hinderte, ihm ins Gesicht zu fallen.

Takeda war so überrascht von seinem Anblick, dass er völlig vergaß, dass er irgendetwas hätte sagen sollen. Doch der Junge ließ sich dadurch nicht beirren.

„Ich bin Haruki Kimura. Freut mich, dich kennen zu lernen. Du musst Aki Takeda sein“, sagte er, bevor er in den Raum trat und die Tür hinter sich zu zog.

Also entweder war dieser Kimura nur sehr höflich - oder aber verdammt arrogant. Das konnte ja heiter werden.

Der erste Eindruck, ermahnte sich Takeda, denk an den ersten Eindruck.

„Ja, genau, Aki Takeda. Ich bin selbst erst seit letztem Jahr auf der Seikô, aber ich kenne mich inzwischen ganz gut aus. Wenn du willst, führe ich dich ein bisschen herum“, rang er sich schließlich durch zu sagen.

„Das ist nicht nötig, ich bin hier schon zur Mittelschule gegangen. Es ist also nur ein kleiner Umzug – von einem Wohnheim ins nächste, wenn du verstehst.“

Keine Höflichkeit. Kimura gehörte ganz offensichtlich zur eingebildeten Sorte.

„Schön“, stieß Takeda zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Kimura einen riesigen Rollkoffer hinter sich hergezogen hatte. Um Himmelswillen, wo wollte er denn damit hin? Hoffentlich an Ort weit weg von hier.

Kimura musste Takedas Blick bemerkt haben, denn seine Lippen kräuselte ein süffisantes Lächeln, während er wie beiläufig sagte: „Das sind nur ein paar Kleinigkeiten. Du scheinst ja nicht besonders viele Sachen zu haben, da sollte sich für meine doch ein Plätzchen finden lassen.“

Wie selbstverständlich zog Kimura Takedas Wandschrank auf: „Hab' ich's mir doch gedacht. Du nutzt deinen Stauraum nicht mal zu fünfundsechzig Prozent.“

Takeda konnte einfach nicht glauben, was er da sah. Das musste ein Albtraum sein. Jeden Augenblick würde er aufwachen und Ishida würde ihn necken, weil er wieder einmal seinen Wecker überschlafen hatte.

Doch Takeda wachte nicht auf. Stattdessen klappte Kimura nun seinen Koffer auf und begann, einige seiner Schuluniformen in Takedas Schrank zu stapeln.

„Könntest du bitte aufhören, in meinen Sachen herum zu wühlen?“, fuhr Takeda ihn an.

„Das ist doch kein Herumwühlen. Das ist einfache Ökonomie“, gab dieser zurück als sei es das normalste der Welt.

Hatte Ishida nicht gesagt, Takedas neuer Mitbewohner würde ordentlich, zuverlässig und ein guter Zuhörer sein? Im Gegensatz zu Ishidas weisem Rat konnte man auf seine Prophezeiungen offensichtlich nicht viel geben. Wobei – ordentlich war Kimura ja. Irgendwie jedenfalls.

Bei allen Göttern, wenn dieser Typ schon seine Unterhosen in seinen Schrank räumen musste, wollte Takeda es zumindest nicht mitansehen müssen.

„Ich geh ein bisschen frische Luft schnappen“, fauchte er also und ehe Kimura noch etwas erwidern konnte, marschierte er schnurstracks auf den Flur hinaus und knallte die Tür geräuschvoll hinter sich zu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  May_Be
2015-07-15T18:59:09+00:00 15.07.2015 20:59
Irgendwie wurde bei mir gar nicht aufgezeigt, dass du weitere Kapitel hochgeladen hast -.- deswegen bin ich etwas spät dran mit dem Lesen. Aber ich hol's nach :D
Antwort von:  Hoellenhund
15.07.2015 21:27
Naja, die Kapitel sind ja nicht so lang - da ist es nicht so viel zum Nachlesen :D


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