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Er liebt mich, er liebt mich nicht 2

[Secret Love]
von

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„Herzlich willkommen.“

Als Takeda das kleine Geschäft am Rande der Stadt betrat, fühlte er sich seltsam deplatziert, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass sich aufgrund der Nähe zur Seikô Gakuen häufiger Oberschüler hierher verirren mussten.

Der Laden war hell und freundlich eingerichtet, sodass die Schmuckstücke, die feinsäuberlich aufgereiht in ihren Glasvitrinen ruhten, im Glanz der durch das breite Schaufenster einfallenden Nachmittagssonne schimmerten. Die Atmosphäre wäre sehr angenehm gewesen, wenn sich Takeda nicht von den Augen der am Schaufenster vorüber schlendernden Passanten permanent beobachtet gefühlte hätte.

Einen kleinen Augenblick lang blieb er unschlüssig im Eingang stehen, rang sich dann aber schließlich doch dazu durch, einige Schritte weiter in das Geschäft hinein zu treten. Das Herz schlug ihm bis zum Hals – auch wenn er sich nicht erklären konnte, wo diese plötzliche Nervosität herrührte. Es war schließlich es nichts Unanständiges, einen Juwelier zu besuchen, sagte er sich und schüttelte den Gedanken ab.

Mit gerunzelter Stirn trat er an eine der Vitrinen in der Mitte des Raumes heran und warf einen Blick hinein. Der Silberschmuck darin war geradlinig und fachkundig verarbeitet.

Nicht zu mädchenhaft, fuhr es Takeda durch den Kopf.

Doch als sein Blick auf die Preisschilder fiel, musste er wehmütig an die Ebbe denken, die eigentlich ständig in seinem Portemonnaie herrschte. Für seine Eltern war es schwierig genug, für das Schulgeld aufzukommen. Von den Uniformen ganz zu schweigen.

Ein leiser Seufzer entrang sich Takedas Kehle.

„Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?“, erkundigte sich die Verkäuferin hinter dem nahen Tresen mit professionell zuvorkommender Stimme.

Erschrocken hob Takeda den Kopf.

„Äh, also“, begann er hilflos, doch zu seiner Überraschung zeichnete sich ein Lächeln auf den schmalen Lippen der Verkäuferin ab.

„Da hinten an der Wand haben wir eine Auswahl besonders preiswerter Angebote.“

Sie hatte sein Seufzen doch nicht etwa gehört?

Peinlich berührt wandte sich Takeda der Richtung zu, in die sie gewiesen hatte. Dort an der Wand hing tatsächlich eine kleine Auswahl von Silberschmuck, der statt hinter Glas verborgen den Kunden frei zugänglich war.

„Danke“, gab Takeda über die Schulter zurück und trat ein wenig näher an das Regal heran. Die Auswahl war nicht besonders groß und die einzelnen Schmuckstücke machten einen deutlich minderwertigeren Eindruck als jene, die Takeda kurz zuvor in der Glasvitrine bewundert hatte. Aber was half es schon zu jammern.

Takeda nahm sich Zeit und betrachtete jedes einzelne Stück genau. Was sollte er bloß kaufen? Ringe kamen jedenfalls nicht in Frage. Bei diesem Gedanken konnte Takeda spüren, wie seine Wangen heiß wurden. Nein, das ging wirklich nicht.

Dann fiel sein Blick auf eine Reihe von Panzerarmbändern aus breiten Kettengliedern. Schlicht, aber elegant. Und vor allem ohne Kitsch.

Vorsichtig zog Takeda eines der Armbänder von seiner Halterung, um das Preisschild genauer unter die Lupe zu nehmen. 3.999 Yen.

„Ist das echtes Silber?“, wollte er an die Verkäuferin am anderen Ende des Raumes gewandt wissen und hob das Armband an, um ihr zu zeigen, wovon er sprach.

„Ja, 925er Sterling Silber“, gab diese höflich zurück und Takeda senkte den Blick erneut auf das Armband.

Ob es Hirakawa gefallen würde?

Er zögerte noch einen kurzen Augenblick, dann nickte er entschlossen. Er würde es kaufen. Das und...

Noch einmal nahm er die ausgestellten Armbänder in Augenschein, doch wie es schien hatte er kein Glück.

Langsam trat er an den Verkaufstresen heran und legte das Armband auf dem hellen Holz ab.

„Das soll es sein?“

Es war nur eine Floskel der Verkäuferin, die bereits nach dem Armband gegriffen hatte, um den Preis in ihre Registrierkasse zu tippen, doch Takeda schüttelte den Kopf.

„Haben Sie vielleicht noch eins davon?“

Verdutzt hielt die Verkäuferin inne und nahm das Armband genauer in Augenschein. Dann lächelte sie wieder: „Da muss ich mal kurz im Lager nachsehen. Einen Moment bitte.“

Und damit war sie auch schon in einen schmalen Durchgang hinter dem Tresen verschwunden.

Takeda erwischte sich dabei, wie er ungeduldig mit den Fingerknöcheln auf die Theke trommelte, als er plötzlich hinter sich die helle Türglocke läuten hörte.

Mit gerunzelter Stirn wandte er sich um – und erstarrte.

„Was machst du denn hier?“, entfuhr es Takeda und Kimura wie aus einem Mund.

Kimura bedachte Takeda mit einem finsteren Blick und löste die Gänseblümchenspange aus seinem Haar, um sich den Pony zu richten, ehe er sie mit einem leisen Klicken wieder zuschnappen ließ.

Takeda wusste nicht, was er sagen sollte. Seit ihrem letzten Streit hatten sie kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt – und das, obwohl sie sich nach wie vor ein Zimmer teilten. Während Kimura sich in den letzten Tagen alle Mühe gegeben hatte, unnatürlich früh zu Bett zu gehen, war Takeda immer erst so spät wie möglich in ihr Zimmer zurückgekehrt, sodass Kimura zumindest so tun konnte, als würde er schlafen. Und wenn am Morgen Takedas Wecker geklingelt hatte, war Kimura jedes Mal bereits fort gewesen.

In diesem Augenblick kam die Verkäuferin zurück, wieder das professionelle Lächeln auf dem Gesicht: „Sie haben Glück, ein Exemplar war noch da. Die kriegen wir wohl auch nicht wieder rein. Das macht dann also 7.998 Yen.“

Takeda konnte Kimuras scharfen Blick in seinem Nacken spüren, als er sein Portemonnaie hervor zog und der Verkäuferin einige Scheine Reichte. Der erwartete spitzfindige Kommentar blieb Takeda allerdings erspart. Offensichtlich hatte es Kimura tatsächlich die Sprache verschlagen.

Wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben, fuhr es Takeda durch den Kopf und er konnte ein genervtes Augenrollen nicht unterdrücken.

Rasch bedankte er sich höflich bei der Verkäuferin und trat dann aus dem Geschäft, auf die Straße hinaus. Der Wind hatte aufgefrischt und die Luft roch feucht und schwer. Wahrscheinlich würde es bald ein Frühjahresgewitter geben.

Takeda wollte sich gerade auf den Weg zurück zur Seikô Gakuen machen, als er erstaunt feststellte, dass Kimura ihm gefolgt war.

„Wolltest du nichts kaufen? Oder bist du nur hier, um mir nachzuspionieren?“, fuhr er ihn an.

„Könnte es sein, dass du dich da ein bisschen überbewertest?“, gab Kimura in seinem üblichen überheblichen Tonfall zurück und Takeda fröstelte. Die ersten Tropfen begannen den Gehsteig zu benetzen.

„Für wen ist das?“, fuhr Kimura in einem merkwürdig scharfen Tonfall fort und wies mit dem Zeigefinger auf die Tüte, in der sich die beiden Armbänder befanden.

„Wieso sollte ich ausgerechnet dir das sagen?“

Takeda verschenkte die Arme vor der Brust.

„Für Ryo Hirakawa.“

Keine Frage, eine Feststellung.

Einen Augenblick lang konnte Takeda nichts weiter tun, als seinen Mitbewohner anzustarren. Woher zur Hölle konnte Kimura das wissen?

„Also doch“, fuhr dieser nun auf. „7.998 Yen, du spinnst wohl!“

„Wie bitte? Es geht dich jawohl mal überhaupt nichts an, wofür ich mein Geld ausgebe.“

Diese Unterhaltung war für Takeda beendet. Er wandte sich ab und machte sich auf den Heimweg, doch dieser verdammte Kimura ließ sich einfach nicht abschütteln. Hartnäckig hielt er mit ihm Schritt.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du mir nicht mal widersprichst!“

„Wieso sollte ich? Ich bin sowieso ein schlechter Lügner, hat mir mal jemand gesagt.“

Takeda war überrascht, wie scharf seine eigene Stimme klang. Die Wut, die sich in seiner Brust zusammengeballt hatte, suchte stärker als je nach einem Weg an die Oberfläche. Dieser Kimura sollte sich besser zurückhalten, wenn ihm sein Leben lieb war.

Doch dieser Gedanke schien Kimura nicht zu erreichen. Stattdessen durchbohrte sein Blick Takeda nur noch schärfer.

In der Ferne grollte der erste Donner wie das Brüllen eines aus dem Schlaf gerissenen Untiers.

Kimuras folgende Worte waren ruhig und wohl gewählt: „Halte dich von jetzt an von Hirakawa fern.“

Takeda blieb so abrupt stehen, dass Kimura beinahe gegen ihn geprallt wäre.

Der Himmel hatte sich nun endgültig verfinstert und der Regen wurde von Sekunde zu Sekunde dichter.

„Was soll das heißen?“

Takedas Stimme war ebenso ruhig wie die Kimuras. Er blickte seinem Mitbewohner direkt in die Augen, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln – und dieser starrte zurück.

„Ich habe euch neulich im Aquarium zusammen gesehen.“

Ein Schauder lief Takeda über den Rücken und er rührte nicht von der Kälte, die ihm durch seine immer stärker durchnässte Schuluniform umfing. Er hatte es sich also nicht eingebildet. Kimura war dort gewesen, an diesem Tag. Er hatte ihn und Hirakawa beobachtet.

Plötzlich ergab alles einen Sinn. Kimuras seltsame Reaktion an jenem Abend und die Feindseligkeit, die er ihm ständig entgegenbrachte.

„Du bist eifersüchtig!“, rief Takeda gegen den immer lauter prasselnden Regen an.

Ein Blitz erleuchtete den dunklen Himmel und Kimura zuckte zusammen. Er hatte die Arme um seine Brust geschlungen und wirkte damit noch mädchenhafter als er es ohnehin schon war.

„Darum geht es doch gar nicht!“, rief er zurück, die Stimme zittrig und gebrochen.

„Ach ja und worum geht es dann, bitte?“

Ein weiterer Blitz zuckte auf und nur wenige Sekunden später grollte ein zorniger Donner. Kimura zuckte noch einmal zusammen und hechtete dann unter das nächstgelegene Vordach, wo er mit dem Rücken an die Hauswand gepresst stehen blieb, die Augen weit aufgerissen, als erwartete er, dass der Blitz jeden Augenblick in einen nahen Baum einschlagen würde.

Wenn Takeda nicht so wütend gewesen wäre, hätte Kimura ihm wahrscheinlich Leid getan. Doch in diesem Augenblick war kein Platz für Mitleid in seinem Herzen. Und so wandte er sich einfach ab und ließ seinen Mitbewohner allein zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  x_Tolu-Ryu_x
2015-07-22T21:28:51+00:00 22.07.2015 23:28
Super! Neues Kapitel frei geschaltet. Auch schon durchgelesen. Und wartet auf fss nächste Kapitel^^ jetzt wirds spannend! XDwusste doch dass was mit kimura nicht stimmt^^


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