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Er liebt mich, er liebt mich nicht 2

[Secret Love]
von

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Als Takeda aus der Dusche kam, fühlte er sich wohlig warm und trotz der frühen Stunde ein wenig schläfrig. In seinen flauschigen Bademantel gehüllt, tappte er ohne Licht zu machen über den Flur und blickte sich nach beiden Seiten um, ehe er in den dritten Stock hinauf und zu Hirakawas Zimmer hinüber schlich. Er klopfte zweimal und wartete Hirakawas gedämpftes: „Ja?“ ab, ehe er die Tür einen Spalt breit aufzog, sich hindurch zwängte und sie beinahe geräuschlos hinter sich ins Schloss gleiten ließ.

Hirakawa saß an seinem Schreibtisch, ihm den Rücken zugewandt und schien im fahlen Licht seiner Schreibtischlampe in irgendeine Arbeit vertieft. Er blickte nicht einmal auf, als Takeda den Raum betrat – doch offensichtlich brauchte er das auch nicht, um zu wissen, wer ihm den Besuch bescherte.

„Was gibt es denn?“

„Was machst du da?“, konterte Takeda mit einer Gegenfrage.

Hirakawa antwortete einen Augenblick lang nicht und machte eine Notiz. Dann sagte er: „Das sind die Finanzen für den Kendô-Club und die Klassenkasse. Ich versuche mir gerade einen Überblick zu verschaffen, wie viel wir dieses Jahr für das Sommerfest ausgeben können.“

Erst nach einigen weiteren Sekunden, in denen er seine Aufzeichnungen studierte, wandte sich Hirakawa endlich zu Takeda um – und blinzelte. Er musste Takeda vom ersten Augenblick an anhand seiner Art zu Klopfen oder seiner Schritte erkannt haben – aber damit, dass er nur in einen Bademantel gehüllt und obendrein auch noch barfuß auf dem Teppich stand, hatte Hirakawa offensichtlich nicht gerechnet.

Er blinzelte noch einmal, dann kräuselten sich seine Lippen zu einem leisen, schelmischen Lächeln: „Was soll das denn werden?“

„Nichts, ich wollte dich sehen“, gab Takeda wahrheitsgetreu zurück und warf einen Blick zu Hirakawas Bett hinüber. Obwohl es in diesem Zimmer nur einen einzigen Stuhl gab, der wie immer von Hirakawa in Beschlag genommen war, hatte es Takeda noch nie gewagt, sich auf das Bett zu setzen. Unwillkürlich frage er sich, wie es sich wohl anfühlen würde. Sicher roch es nach Hirakawa, nach dem fein-herben Duft, den er verströmte und der dezenten Seife, die er benutzte.

„Aha, du wolltest mich also sehen“, unterbrach Hirakawas Stimme Takedas Gedanken. „Und du hast es nicht geschafft, dir vorher was anzuziehen?“

„Jetzt mach aber mal nen Punkt. Du hast mich schließlich auch schon im Schlafanzug gesehen – und in Mädchenkleidern. Und halbnackt in der Umkleidekabine. Da hast du dich auch nicht beschwert“, gab Takeda zurück. In seiner Stimme schwang ein Hauch von Trotz mit.

Hirakawas Lächeln wurde derweil immer breiter: „Ich habe mich ja nicht beschwert. Nur gewundert.“

Plötzlich fühlte sich Takeda tatsächlich ein wenig nackt. Es musste an Hirakawas Blick liegen, der ihn von den Zehen bis zur Haarspitze musterte. Oder an seinem Lächeln, das Takeda nicht recht zu deuten wusste und das doch sein Herz einen immer schnelleren Rhythmus gegen seine Rippen trommeln ließ.

„Ich dachte, wir könnten noch ein bisschen Karten spielen“, versuchte Takeda Hirakawas Aufmerksamkeit von seinem Bademantel abzulenken und wich dabei seinen Blicken aus.

„Du hältst mich zwar gerade von der Arbeit ab, aber ich kann wohl nicht nein sagen“, gab Hirakawa zurück, öffnete seine Schreibtischschublade und zog das abgegriffene Kartenspiel hervor, das sie in den letzten Tagen schon häufiger benutzt hatten – immer dann, wenn Takeda es hatte vermeiden wollen, in sein Zimmer zurückzukehren und damit Kimura begegnen zu müssen.

Noch immer dieses merkwürdige Lächeln auf den Lippen, warf Hirakawa Takeda die Karten zu: „Du gibst. Wir spielen Blackjack. Der Verlierer muss jede Runde ein Kleidungsstück abgeben.“

Das würde mit Sicherheit nicht passieren. Nicht in diesem Leben. Manchmal hatte Hirakawa wirklich einen eigensinnigen Humor.

Sie spielten so lange, bis sie durch das gekippte Fenster einen fernen Kirchturm zehn schlagen hörten. Dann stand Hirakawa vom Boden auf.

„Ich muss jetzt abschließen“, sagte er und Takeda wusste, dass es eine Verabschiedung war.

„Na gut. Wenn ich noch länger auf bleibe, komme ich morgen sowieso nicht aus dem Bett“, gab Takeda zurück und streckte sich, ehe er sich auf leisen Sohlen zurück in sein Zimmer schlich. Glücklicherweise begegnete er auf dem Flur niemanden und kurz darauf fiel seine Zimmertür hinter ihm ins Schloss.

Leise trat er an die kleine Lampe am Kopfende seines Bettes heran, schaltete sie ein und wandte sich zu Kimuras Bett um, um sich davon zu überzeugen, dass sein Mitbewohner bereits schlief. Doch da war niemand. Wie eigenartig. Aber das war schließlich nicht sein Problem. Wahrscheinlich hing Kimura noch nebenan bei Sakana und Hinata herum. Von ihm aus hätte er auch ganz dort einziehen können.

Und so streifte sich Takeda den Bademantel von den Schultern, schlüpfte in seinen Schlafanzug und krabbelte unter die warme Decke, ehe er mit einem genüsslichen Gähnen das Licht löschte.

Takeda konnte noch nicht lange geschlafen haben, als ihn plötzlich ein eindringliches Klopfen an der Tür hochschrecken ließ. Er wollte sich schon auf die andere Seite drehen und weiterschlafen, als es noch einmal klopfte. Irritiert knipste Takeda seine kleine Nachttischlampe wieder an und setzte sich auf.

„Was?!“, fauchte er die geschlossene Tür an, die daraufhin sofort aufschwang.

Takeda war überrascht, Hinata auf der Schwelle stehen zu sehen. Er war nun wirklich der letzte, dem Takeda es zugetraut hatte, rechtschaffende Leute mitten in der Nacht aus ihren Betten zu holen. Und das konnte nur bedeuten, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

„Ist Kimura hier?“, fragte Hinata ohne Umschweife und trat zwei Schritte in den Raum hinein.

Takeda folgte seinem Blick zum gegenüberliegenden Bett, das noch immer leer und unberührt dastand.

„Scheinbar nicht“, gab Takeda verwirrt zurück. Er war noch nicht wach genug, um zu begreifen, was das alles bedeuten sollte.

„Ist er etwa nicht nach Hause gekommen?“, fragte er verwirrt.

Plötzlich tauchte ein Bild von Kimura vor seinem inneren Auge auf: Wie er mit dem Rücken flach an eine Hauswand gepresst dagestanden und mit angstverzerrtem Gesicht zum Himmel empor gestarrte. Takedas Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Das war doch wohl ein schlechter Scherz. Er konnte sich kaum vorstellen, wie Kimura noch Stunden nach dem Gewitter angsterfüllt in irgendeiner Seitengasse kauerte. Das musste die Rache dafür sein, dass Takeda sich nicht bereit erklärt hatte, sich von Hirakawa abzuwenden. Kimura versuchte ihm irgendetwas anzuhängen. Und doch…

Wieder erschien Kimuras Gesicht vor Takedas innerem Auge, die vor Entsetzen geweiteten Augen. Dann Kimura, wie er im Dunkeln auf dem Bett gekauert und ihn angestarrt hatte – und Takedas Herz setzte einen Schlag lang aus.

„Du solltest eigentlich wissen, ob er nach Hause gekommen ist oder nicht, er ist schließlich dein Mitbewohner“, brach es aus Hinata heraus und Takeda zuckte zusammen. Er hatte ihn noch nie die Stimme erheben gehört, sonst war er immer so freundlich und einfühlsam. Er musste sich wirklich große Sorgen um Kimura machen. Plötzlich kam Takeda wieder in den Sinn, dass Kimura Hinata einmal ihm gegenüber beim Vornamen genannt hatte. Sie mussten sich schon sehr lange kennen.

„Ich gehe jetzt zu Hirakawa“, fuhr Hinata fort und Takeda erstarrte.

„Nein!“

Hirakawa würde ihm die Schuld dafür geben, dass Kimura nicht vor der Sperrstunde ins Wohnheim zurückgekehrt war. Und das schlimmste daran war, dass er damit vermutlich auch noch Recht hatte. Sie hatten sich gerade erst wieder versöhnt – Takeda wollte die Harmonie, die zwischen ihnen herrschte, um nichts in der Welt wieder zerstören.

„Was meinst du damit: Nein? Hirakawa ist schließlich unser Wohnheimsprecher, wir müssen es ihm sagen!“, entfuhr es Hinata. Ein wenig zu laut, ein wenig zu schrill.

Doch anstatt zu antworten, war Takeda bereits aus dem Bett gesprungen, hatte seinen Wandschrank aufgerissen und begann, sich hastig anzuziehen.

„Was machst du denn?“

„Wir gehen ihn suchen.“

„Und wie soll das gehen? Um zehn war Sperrstunde und Hirakawa ist der einzige, der einen Schlüssel hat.“

„Wir gehen durch ein Fenster im Erdgeschoss.“

Als Takeda sich ein T-Shirt über den Kopf gestreift hatte und sich abmarschbereit zu Hinata umwandte, bemerkte er, dass dieser ihn unverhohlen anstarrte.

„Kannst du mir einen vernünftigen Grund nennen, wieso wir Hirakawa nicht einfach Bescheid sagen können?“

Da wären Takeda gleich mehrere gute Gründe eingefallen, doch er sagte nichts und drängte sich an Hinata vorbei auf den Flur hinaus.

„Wenn du nicht mitkommen willst, suche ich ihn eben alleine“, sagte er schlicht, während er die Treppe ins Erdgeschoss hinab stieg.

Hinata antwortete nicht, doch Takeda konnte spüren, dass er dicht hinter ihm war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  x_Tolu-Ryu_x
2015-07-24T20:33:08+00:00 24.07.2015 22:33
Süß. ;D gehts also bald heiß zur sache? ;D xD sabber xD ich bin voll aufgeregt wies weiter geht ^.^
Antwort von:  Hoellenhund
25.07.2015 12:12
Heiß? Naja, wie mans nimmt XD
Freut mich wirklich sehr, dass es dir gefällt -^__^-
Antwort von:  x_Tolu-Ryu_x
25.07.2015 13:35
Ach ein bissel heißen Techtelmechtel is doch nix gegen einzuwenden hihi ;D


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