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Waldleben

DoflamingoXCrocodile (AU)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute! :D
Herzlich willkommen zu meiner neuesten Ff "Waldleben". Es freut mich, dass euch Kater Crocodile und Wolf Doflamingo offensichtlich so gut gefallen, dass ihr euch dazu entschieden habt auch Teil III der Gestaltenwandler-Saga zu lesen. :)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich eure Erwartungen nicht enttäusche. ^^
Über Kommentare würde ich mich sehr freuen! :)

bye
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Part I: Familie

„Daddy! Daddy! Sieh mal!“

Crocodile beobachtete amüsiert, wie Zoro mit stolzem Blick seine allerneuste Errungenschaft vor die Nase seines Vaters hielt. Es handelte sich um einen kreisrunden, flachen Stein. Doflamingo tat so als wäre er sehr beeindruckt vom Fund seines Sohnes. „Ein wirklich toller Stein, mein Schatz“, erwiderte er. Seine Stimme klang absolut ernst und Crocodile musste sich die rechte Hand vor den Mund halten, um das verschmitzte Grinsen auf seinen Lippen vor dem kleinen Welpen zu verbergen. „Wo hast du ihn gefunden?“

„Am Kaninchenbau“, antwortete Zoro. „Können wir zum See gehen? Ich möchte den Stein springen lassen!“ Er begann aufgeregt auf der Stelle zu hüpfen. „Bitte, bitte!“

„Von mir aus“, ließ Doflamingo sich relativ schnell erweichen. (Dass er seinen Kindern keinen Wunsch abschlagen konnte, gehörte zu seinen allergrößten Schwächen, fand Crocodile. Damit die Welpen nicht zu sehr verzogen wurden, bemühte er selbst sich darum einen ein wenig strengeren Erziehungsstil an den Tag zu legen.) „Aber hol zuerst deine Geschwister hierher. Wir werden alle zusammen gehen.“

Zoro nickte eifrig und machte sich sofort auf die Suche nach seinen beiden Brüdern und seiner Schwester. Den flachen Stein, auf den er eben noch so stolz gewesen war, ließ er einfach achtlos im Gras liegen.

Doflamingo hob ihn melancholisch lächelnd auf und drehte ihn zwischen seinen Fingern.

„Woran denkst du?“, fragte Crocodile, während er sich aufrichtete und leise gähnend seine Gliedmaßen streckte.

Bis gerade eben noch hatte er auf der Wiese gelegen und die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut genossen, doch ihm war klar, dass es mit der erholsamen Ruhe gleich schon zu Ende sein würde. Vermutlich brauchte Zoro weniger als zwei Minuten, um seine Geschwister zu ihnen zu führen. Die Welpen durften sich außerhalb der Höhle nur in einem kleinen Gebiet frei bewegen; daher liebten sie gemeinsamen Ausflüge zum nahegelegenen See ganz besonders.

„Sie werden so schnell groß“, sagte Doflamingo und seufzte leise. „Inzwischen können sie alle laufen und sprechen. Manchmal vermisse ich die alten Zeiten. Erinnerst du dich noch daran, wie klein ihre Händchen und Füßchen waren, als wir sie gefunden haben?“

„Sie sind doch gerade einmal drei, vier Jahre alt“, erwiderte Crocodile. Er konnte die Einstellung seines Partners nicht nachvollziehen. Die Entwicklung ihrer Kinder empfand er überhaupt nicht als traurig oder negativ. Ganz im Gegenteil: „Ich finde es gut, dass sie endlich aus dem Gröbsten raus sind. Oder erinnerst du dich nicht mehr daran, wie viele Windeln wir früher wechseln mussten?“

„Ich glaube, der Rekord lag bei insgesamt zwanzig Mal Wickeln an einem Tag“, gluckste Doflamingo. „Besonders schlimm war es, als wir die Ernährung der Drillinge umgestellt haben.“

„Und als wir versucht haben, Corazon endlich die Windel abzugewöhnen“, fügte Crocodile gedankenverloren hinzu. Ihr ältester Sohn hatte sich auch noch im Alter von drei Jahren beharrlich gegen das Trockenwerden gewehrt; er hatte jedes Mal zu weinen und zu schreien begonnen, wenn sie nach dem Wickeln auf das Anlegen einer neuen Windel verzichtet hatten.

„Vielleicht ist es doch nicht so schlecht, dass sie allmählich groß werden“, gab Doflamingo schließlich zu. Er warf einen Blick auf den Stein, den er noch immer in der Hand hielt, und merkte an: „Außerdem liegt noch ganz viel vor uns. Corazon, Mihawk, Monet und Zoro sind lange nicht erwachsen.“

Kaum hatte Doflamingo zu Ende gesprochen tauchte die laute Kinderschar in ihrem Sichtfeld auf; es war als hätte er sie gerufen. Die vier Welpen stürzten sich wild lachend und schreiend auf ihre Eltern. Crocodile umarmte Mihawk und Monet, während er beobachtete, wie sein Partner Corazon liebevoll durch sein hellbraunes Haar fuhr und anschließend Zoro auf seine Schultern hob.

„Zum See!“, brüllte der kleine Welpe breit grinsend, während er auf Doflamingos Schultern aufgeregt vor- und zurückwippte. „Ich möchte Steine springen lassen!“

Crocodile kam nicht umhin sich zu wundern, wie stark vor allem Zoro seinem Partner ähnelte, obwohl die beiden überhaupt nicht blutsverwandt waren. Mit ihren blonden Haaren und den blauen Augen sahen alle Drillinge diesem sehr ähnlich (allein Corazon fiel aus der Reihe); doch Zoro war das mit Abstand lauteste, fröhlichste und auch herrischste ihrer vier Kinder.
 

Der Weg zum See war nicht weit. Doflamingo führte seine Familie zu einer flachen Stelle ans Ufer und erlaubte seinen Kindern höchstens bis zu den Knien ins glasklase Wasser zu gehen. Der See war an dieser Stelle nicht tief, doch noch keiner der Welpen konnte richtig schwimmen. Doflamingo war ein Vater, der seinen Kindern viel zutraute und sie ständig ermunterte ihre Grenzen auszutesten, doch natürlich wollte er schlimme Unfälle so gut wie möglich vermeiden.

Während sich Zoro, Mihawk, Monet und Corazon sofort auf die Suche nach Steinen machten, die man besonders gut auf der Wasseroberfläche springen lassen konnte, ließen ihre Eltern sich auf dem weichen Gras am Seeufer nieder. Es war gerade Mittag und die Sonne schien angenehm warm auf sie herab. Doflamingo spielte mit dem Gedanken, sich später ebenfalls ins kühle Nass zu begeben und zusammen mit den Welpen ein wenig zu spielen und zu plantschen. Er verhehlte nicht, dass er in seiner Vaterrolle voll aufging: Für ihn gab es nichts Schöneres als Zeit mit seinem Partner und seinen Kindern zu verbringen.

„Bleibst du für eine Weile hier?“, fragte Crocodile, während er gleichzeitig Zoro und Monet, die sich fröhlich kreischend gegenseitig mit Wasser bespritzten, im Auge behielt.

Obwohl die Frage recht unvermittelt kam, wusste Doflamingo sofort worauf der Kater hinauswollte. Er seufzte leise und erwiderte: „Entspann dich, Crocodile. Es ist so ein schöner Tag; wir sollten ihn nutzen, um ein wenig Zeit mit unseren Kindern zu verbringen.“

„Wenn sie fertig gespielt haben, werden sie Hunger bekommen“, wendete Crocodile ein. „Und in der Speisekammer liegen bloß noch zwei kleine Enten. Das ist zu wenig für ein Mittagessen.“

Doflamingo gab es nur ungern zu, doch er wusste, dass sein Partner recht hatte. Keines ihrer Kinder ernährte sich noch von Milch; inzwischen nahmen sie alle ausschließlich Fleisch zu sich. Und auch wenn es sich bei Doflamingo um einen sehr talentierten Jäger handelte, war es nicht immer leicht, genug Beute für insgesamt sechs hungrige Gestaltenwandler zu erjagen.

Crocodile startete zwar ebenfalls regelmäßig Jagdzüge, doch weil er im Gegensatz zum Rest der Familie über den Tiergeist einer Hauskatze verfügte, musste er sich auf kleinere Beutetiere beschränken. Die Kinder freuten sich zwar immer über die delikaten Rebhühner und Baummarder, die ihr Vater mit nach Hause brachte, doch am Ende waren diese bloß etwas für den hohlen Zahn.

„Ich werde gehen“, meinte Doflamingo aus diesem Grund. „Ich werde versuchen ein Wildschwein oder ein Reh zu erbeuten. Zusammen mit den beiden Enten können wir davon zwei oder drei Tage lang leben. Währenddessen passt du auf die Kinder auf.“

„Das geht nicht“, erwiderte Crocodile kopfschüttelnd.

„Und wieso nicht?“, fragte Doflamingo und zog verwundert eine Augenbraue hoch. Ihm fiel kein legitimer Grund ein, wieso sein Partner nicht dazu in der Lage sein sollte die Welpen zu beaufsichtigen. Die vier Geschwister benötigten im Moment sowieso nur sehr wenig Aufmerksamkeit; sie waren noch immer voll damit beschäftigt möglichst flache Steine zu sammeln und diese übers Wasser hüpfen zu lassen.

„Ich kann nicht schwimmen“, gestand Crocodile nach kurzem Zögern. „Ich weiß, dass wir den Kindern verboten haben ins tiefe Wasser zu gehen. Aber falls doch irgendetwas passieren sollte, werde ich nicht dazu in der Lage sein einzugreifen. Es ist viel zu gefährlich. Bleib lieber du hier, während ich auf Jagd gehe. Auch wenn ich mich auf kleine Tiere spezialisiert habe, wird die Beute für das Mittagessen sicher reichen.“

„Und was ist mit heute abend und morgen früh?“, wendete Doflamingo ein. Er war noch immer nicht ganz überzeugt vom Vorschlag des Katers. „Dafür werden wir auch noch ein wenig Fleisch übrig haben müssen.“ (Es hatte sich bei ihnen eingebürgt mittags die Hauptmahlzeit einzunehmen; morgens und abends gab es dann noch ein paar Kleinigkeiten. Nur an wirklich unerträglich heißen Tagen verschoben sie das Essen auf den kühlen Abend.)

„Ich kann heute Abend auch noch einen weiteres Mal auf Jagd gehen“, bot Crocodile an. „Oder du übernimmst den zweiten Jagdzug. Die Alternative würde darin bestehen mit den Kindern zur Höhle zurückzukehren. Und schau doch nur, wie viel Spaß sie im Moment haben! Es würde jede Menge Jammern und Weinen bedeuten, wenn wir sie dazu zwingen jetzt schon wieder aufzuhören.“

„Also gut“, ließ Doflamingo sich schlussendlich breitschlagen. Vor allem das letzte Argument hatte ihn überzeugen können: Vermutlich würde er es gar nicht erst übers Herz bringen seinen fröhlich spielenden Kindern zu erklären, dass sie jetzt schon wieder nach Hause gehen müssten. Er liebte es ihnen dabei zuzuschauen wie sie lachend und kreischend im Wasser planschten. „Aber heute Abend werde dann ich jagen.“

Crocodile nickte. Er gab rasch den Welpen Bescheid, dass er für ein paar Stunden fort sein würde, und machte sich anschließend sofort auf den Weg.
 

In der Gestalt seines Tiergeistes schlich Crocodile durch das dichte Unterholz. Es herrschte eine angenehme Ruhe, die nur gelegentlich von Vogelgezwitscher oder im Wind raschelnden Blättern durchbrochen wurde. Crocodile liebte seine Familie, doch er würde lügen, wenn er behauptete, dass er Momente wie diese nicht ebenfalls sehr genoss. Manchmal brauchte er einfach ein klein wenig Zeit nur für sich selbst.

Es war nicht immer einfach mit vier kleinen Kindern, die ständig Aufmerksamkeit einforderten. In dieser Hinsicht beneidete Crocodile seinen Partner: Doflamingo schien über schier unendliche Energie-Reserven zu verfügen. Mit den Welpen zu spielen und sich um sie zu kümmern schien ihm nie zu viel zu werden.

Crocodile wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihm plötzlich der Geruch von Wildschweinen in die Nase stieg. Bedächtig hob er den Kopf und schnupperte in der Luft. In den letzten Jahren hatte er sich zu einem äußerst talentierten Jäger entwickelt; ihm war sofort klar, dass die Schweine nicht mehr als ein paar hundert Meter entfernt sein konnten. Crocodile wusste von einer kleinen Wasserstelle, die sich etwa einhundertfünfzig Meter in östlicher Richtung befand. Da es heute sehr warm war, vermutete er, dass sich die Tiere dort aufhielten, um zu trinken und sich ein wenig abzukühlen.

Crocodile zögerte. Die Kinder aßen sehr gern Wildschwein-Fleisch; Doflamingo brachte es recht oft mit nach Hause. Sein Partner verfügte über den Tiergeist eines Wolfes und es gelang ihm mühelos ein ausgewachsenes Wildschwein zu Tode zu hetzen oder es in einem Kampf zu erledigen. Das größte Tier, das hingegen Crocodile jemals erlegt hatte, war ein Auerhahn gewesen. (Doflamingo war angesichts dieses Fangs sehr stolz auf ihn gewesen und er hatte es nicht übers Herz gebracht dem Wolf zu gestehen, dass der mächtige Vogel einen gebrochenen Flügel gehabt hatte.) Noch nie zuvor hatte er auch nur mit dem Gedanken gespielt ein Wildschwein zu erlegen.

Am Ende beschloss Crocodile allerdings doch der Fährte zu folgen. Er wollte sich ein Bild von der Situation vor Ort machen, bevor er entschied wie er weiter vorging. Seine geringe Körpergröße und sein leichter Gang gereichten ihm zum Vorteil: Im Zweifelsfall könnte er einfach vollkommen unbemerkt wieder verschwinden.

Auf leisen Sohlen näherte Crocodile sich der Wasserstelle; es hatte in den letzten Wochen nur sehr selten geregnet und der Teich war stark zusammengeschrumpft. Im Grunde genommen handelte es sich bloß noch um eine übergroße, aus Brackwasser bestehende Pfütze. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte Crocodile eine Bache mit insgesamt fünf Frischlingen ausmachen; sie suhlten sich in dem schmutzigen Wasser.

Auch wenn die Mutter einen recht erschöpften Eindruck erweckte, war Crocodile trotzdem sofort klar, dass es ihm niemals gelingen würde sie zu erlegen. Dafür war sie einfach viel zu groß und zu mächtig. Bei den fünf Frischlingen hingegen handelte es sich um eine völlig andere Sache.

Crocodile ging hinter dem Stamm einer Eiche in Deckung, während er sich überlegte wie er einen der Frischlinge erlegen könnte, ohne es mit der Sau aufnehmen zu müssen. Er kam zu dem Schluss, dass er die Gruppe unbedingt auseinander treiben musste: Nur wenn es ihm gelang einen Frischling von seiner Mutter zu trennen, bestand eine Chance auf Erfolg.

Geduldig wartete Crocodile, bis zwei der Frischlinge sich weiter in die Mitte der schlammigen Wasserstelle gewagt hatten. Die beiden kleinen Schweinchen schienen das kühle Brackwasser, das ihnen bis fast zu den Hälsen reichte, sehr zu genießen. Währenddessen huschte Crocodile hinüber zu einem nahegelegenen Johannisbeer-Strauch; er hatte ein paar große Steine gesichtet, die unter den Ästen des Strauches lagen.

Ohne seine Deckung aufzugeben, verwandelte Crocodile sich und griff vorsichtig nach einem besonders großen Stein, der zu seinen Füßen lag. Er behielt die Bache, die sich am Rande der Wasserstelle aufhielt, genau im Auge. Es dauerte weniger als fünfzehn Sekunden, bis der richtige Moment gekommen war: Crocodile warf den schweren Stein und traf die Mutter zielsicher an der linken Flanke. Ein paar kleinere Steine folgten rasch.

Mit triumphierenden Grinsen beobachtete Crocodile, wie sein Plan aufging: Die Sau schreckte sofort auf und geriet in Panik. Gefolgt von den drei Frischlingen, die sich in ihrer Nähe aufhielten, ergriff sie ohne zu zögern die Flucht.

Crocodile nahm die Gestalt seines Tiergeistes an und stürzte sich auf die beiden übrigen Frischlinge. Sie versuchten ihrer Mutter zu folgen, doch waren im schlammigen Wasser viel zu langsam. Die Sau war längst aus ihrem Blickfeld verschwunden, ehe sie den kleinen Teich auch nur verlassen hatten. Es gelang ihnen nicht sie einzuholen.

Crocodile tötete den ersten der beiden Frischlinge durch einen gezielten Biss in die Kehle. Er ließ den Körper des kleinen Schweines im seichten Wasser liegen und setzte zur Verfolgung des zweiten Frischlings ein, den er ebenfalls rasch erledigte.

In seiner menschlichen Gestalt klemmte sich Crocodile die beiden Schweinchen unter die Arme; breit grinsend machte er sich auf den Rückweg. Er war unfassbar stolz auf seine Leistung und konnte es kaum abwarten die Reaktion von Doflamingo und den Kindern zu sehen. Sicherlich würden sie sehr beeindruckt sein angesichts dieses tollen Fangs.
 

Ungeduldig wartete Doflamingo auf die Rückkehr des Katers; Crocodile war bereits seit Stunden verschwunden. In letzter Zeit bestand dieser immer häufiger darauf die Jagd zu übernehmen. Und wenn Doflamingo ehrlich war, dann vermutete er, dass die Motivation seines Partners nicht bloß darin bestand, ihre Kinder satt zu bekommen. Er ahnte, dass viel mehr dahinter steckte. Ob Crocodile seine Familie manchmal über hatte? Bei diesem Gedanken biss sich Doflamingo auf die Unterlippe. Die Vorstellung, dass sein Partner sich von ihm oder den Welpen genervt fühlte, war extrem verletzend.

„Daddy?“ Es war die Stimme seines ältesten Sohnes Corazon, die Doflamingo aus seinen Gedanken riss.

„Was ist los, Liebling?“, fragte er und bemühte sich um ein möglichst herzlich wirkendes Lächeln. Er wollte vermeiden, dass die Kinder etwas von seinen Sorgen mitbekamen. Sie alle hatten in ihren kurzen Leben bereits viel zu viel Leid miterlebt, fand Doflamingo. Die Welpen hatten ein Recht darauf nun endlich eine völlig unbeschwerte Zeit zu verleben.

„Darf ich mich auf deinen Schoß setzen?“, fragte Corazon und blickte ihn aus großen Augen heraus an.

„Natürlich“, antwortete Doflamingo und klopfte mit der linken Hand einladend auf seinen Oberschenkel. Sein ältester Sohn setzte sich auf seinen Schoß und lehnte den Kopf gegen seine nackte Brust. (Sein T-Shirt, das beim Spielen mit den Welpen nass geworden war, hatte er ausgezogen und zum Trocknen über den Ast einer jungen Buche gehängt.)

Auch wenn Corazon nun schon seit etwa zweieinhalb Jahren bei Crocodile und ihm lebte, hatten sich einige Dinge kaum verändert: Noch immer war der Schoß seines Vaters Corazons absoluter Lieblingsplatz. Doflamingo kam nicht umhin zu lächeln. Zärtlich fuhr er mit der linken Hand durch das hellbraune Haar seines ältesten Sohnes.

Corazon, der zwischenzeitlich wohl eingenickt war, schreckte erst wieder auf, als Monet, die noch immer mit ihren beiden Drillingsbrüdern im Wasser spielte, fröhlich rief: „Papa ist wieder da!“

„Was hat er da mitgebracht?“, fügte Zoro mit verwundert klingender Stimme hinzu.

Doflamingo wandte sich um und blickte in die Richtung, in die Monet mit dem Finger zeigte. Crocodile kam auf sie zugelaufen; in den Händen hielt er zwei erlegte Frischlinge. Verwundert zog Doflamingo eine Augenbraue hoch. Er hatte es noch nie zuvor erlebt, dass der Kater sich an solch gefährlichen Beutetieren wie Wildschweinen versuchte.

Mit Corazon im Arm erhob sich Doflamingo und folgte den Drillingen, die sich auf ihren Vater stürzten und unbedingt wissen wollten, was dieser erbeutet hatte. Die beiden Frischlinge weckten sofort ihr Interesse.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich genug Fleisch fürs Mittagessen mitbringen werde“, wurde er von Crocodile begrüßt, der ihn auf den Mund küsste und anschließend Corazon durchs Haar wuschelte.

„Wie bist du denn an die beiden Schweine gekommen?“, gab Doflamingo zurück. Er freute sich über das Essen, doch er war sich nicht sicher, ob ihm der Gedanke gefiel, dass sein Partner sich mit Wildschweinen anlegte. Immerhin war Crocodile deutlich schwächer als er und verfügte bloß über den Tiergeist einer kleinen Hauskatze.

Der Kater wollte gerade antworten, als ihn Mihawk, der an seinem Hemdsärmel zupfte, mit leiser Stimme fragte: „Papa, wann gibt es Mittagessen? Ich habe Hunger.“

„Sofort“, sagte Crocodile lächelnd. „Doflamingo und ich werden gleich damit beginnen das Fleisch vorzubereiten. In ein paar Minuten können wir essen. Gib am besten auch schon Zoro und Monet Bescheid: Wir gehen gleich nach Hause.“
 

Während Crocodile sich daran machte den beiden Schweinen das Fell abzuziehen und die Organe zu entnehmen, kümmerte sein Partner sich um die Kinder. Er sorgte dafür, dass sie sich abtrockneten und anschließend in frische Kleidung schlüpften.

Bei diesem Vorgang wurden die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Welpen besonders deutlich, fand Crocodile: Corazon, der ein sehr ruhiges und anhängliches Kind war, genoss es sehr, als Doflamingo mit einem weichem Tuch sein nasses Haar trocken rubbelte und ihm dabei half ein neues T-Shirt überzuziehen. Zoro, welcher der lauteste und herrischste Welpe des Quartetts war, versuchte Aufmerksamkeit zu erhaschen, indem er Quatsch machte. Monet kicherte fröhlich, als Doflamingo ihr Haar zu einem Zopf flocht. Und Mihawk folgte ganz still der Anweisung seines Vaters; ebenso wie Corazon war er ein ruhiges Kind, allerdings war er deutlich zurückhaltender als dieser. Manchmal wunderte es Crocodile, dass ihre vier Kinder solch unterschiedliche Persönlichkeiten besaßen, obwohl sein Partner und er sich darum bemüht hatten sie möglichst gleich und gerecht zu behandeln.

„Du hast mir immer noch nicht erzählt, wie du an die Schweine gekommen bist“, sagte Doflamingo, als sie sich gemeinsam über das Fleisch hermachten. (Es schmeckte hervorragend, fand Crocodile. Viel zarter als das Fleisch ausgewachsener Wildschweine.)

„Ich habe sie an einer Wasserstelle etwa fünf Kilometer in östlicher Richtung entdeckt“, erklärte Crocodile zwischen zwei Bissen. Das Interesse des Wolfes machte ihn stolz; allem Anschein nach war Doflamingo sehr beeindruckt angesichts der erjagten Beute. „Gemeinsam mit ein paar Geschwistern und ihrer Mutter suhlten sie sich dort. Mir gelang es die Sau wegzulocken, als die beiden Frischlinge sich in der Mitte des Teiches aufhielten. Im Wasser waren sie zu langsam, um ihr zu folgen, und ich konnte sie problemlos erledigen.“

„Dieses Manöver war sehr riskant“, meinte Doflamingo. Damit die Kinder, die sich im Moment voll und ganz auf das Mittagessen konzentrierten, nichts von ihrer Unterhaltung mitbekamen, sprach er sehr leise, doch trotzdem konnte Crocodile den tadelnden Tonfall deutlich heraushören. „Eine Bache kann extrem gefährlich werden, wenn sie ihre Frischlinge in Gefahr sieht. Stell dir nur einmal vor sie wäre auf dich zugerannt anstatt zu flüchten! Du hättest ernsthaft verletzt werden können!“

„Du übertreibst“, entgegnete Crocodile und zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass der Wolf ihn so niedermachte. Er hatte mit Lob und nicht mit Tadel gerechnet gehabt. „Es war doch bloß ein einziges Tier.“

„Ein Tier, das man lieber nicht unterschätzen sollte“, korrigierte Doflamingo ihn. „Und du bist in der Gestalt deines Tiergeistes sehr klein. Die Bache hätte dich genauso gut auch tottrampeln können.“

„Ich wäre längst auf einen Baum geklettert, bevor sie mich erreicht hätte“, gab Crocodile schnippisch zurück. Dass sein Partner ihn für schwach hielt, ärgerte ihn ungemein. Inzwischen lebte er seit fast fünf Jahren gemeinsam mit Doflamingo im Herzen des Waldes. Allmählich sollte dieser doch begriffen haben, dass er längst nicht mehr die unerfahrene und schwache Hauskatze von damals war!

„Trotzdem!“, meinte Doflamingo mit eindringlicher Stimme. „Mir wäre es lieber, wenn du dich auf kleine (und harmlose) Beutetiere beschränken würdest.“

„Ein paar Rebhühner oder Marder hätten aber mit Sicherheit nicht ausgereicht, um die Welpen satt zu bekommen“, wendete Crocodile ein. „Sie alle ernähren sich nun ausschließlich von Fleisch. Und durch die beiden Frischlinge sparen wir uns einen zusätzlichen Jagdzug für das Abendessen. Stattdessen können wir die Zeit miteinander verbringen. Ich verstehe überhaupt nicht, was dein Problem ist!“

„Ist ja gut“, lenkte Doflamingo ein. „Ich habe es nicht böse gemeint. Ich finde es toll, dass ich den Nachmittag mit dir verbringen kann, anstatt für das Abendessen auf Jagd gehen zu müssen. Es ist nur so, dass ich mir Sorgen um dich mache. Wildschweine sind keine harmlosen Tiere. Corazon legte sich einmal mit einem wilden Eber an und.... Nicht du, mein Liebling“, unterbrach Doflamingo sich selbst, als er bemerkte, dass sein ältester Sohn sich angesprochen fühlte und auffordernd zu ihm hinübersah. „Ich spreche von deinem Onkel. Iss ruhig weiter!“ Anschließend wandte er sich wieder an seinen ursprünglichen Gesprächspartner: „Jedenfalls... auch wenn er bereits sechzehn Jahre alt und ein sehr erfahrener Jäger war, setzte ihm der wilde Eber sehr heftig zu. Das Schwein erwischte ihn mit seinen Hauern am Oberschenkel. Wäre nicht ein anderes Rudelmitglied anwesend gewesen, das seine Wunde versorgen konnte, wäre er womöglich gestorben. Ich möchte einfach bloß vermeiden, dass sich ein solches Ereignis wiederholt.“

„Ich verstehe, dass du um meine Sicherheit besorgt bist“, erwiderte Crocodile. „Aber inzwischen habe ich gelernt Situationen hinsichtlich ihrer Gefahr einzuschätzen. Es war alles in Ordnung. Ich schwöre es dir! Also mach dir bitte keine Gedanken, ja?“

Doflamingo seufzte leise und nickte anschließend. Crocodile lächelte und beugte sich zu seinem Partner hinüber, um diesen auf den Mund zu küssen. Als sie sich voneinander gelöst hatten und sich wieder dem Essen zuwandten, fragte Corazon ganz unvermittelt: „Daddy, wie hat Onkel Corazon ausgesehen?“

Überrascht zog Doflamingo eine Augenbraue hoch; ebenso wie Crocodile schien er mit einer solchen Frage nicht gerechnet zu haben. „Warum möchtest du das wissen, Liebling?“, fragte Doflamingo, während er nach einem Stück Fleisch griff. Er aß es nicht; Crocodile vermutete, dass er einfach bloß irgendetwas in den Händen halten wollte, um sich zu beruhigen.

„Ihr habt mir seinen Namen gegeben“, antwortete Corazon mit ruhiger und unschuldiger Stimme. „Und ich frage mich warum. Sehe ich so aus wie er?“

Die Welpen wussten darüber Bescheid, dass ihre Eltern Geschwister und Freunde gehabt hatten, die heute nicht mehr lebten und nach denen sie benannt worden waren; doch dass eines der Kinder so präzise nach seinem Namensgeber fragte, war bisher noch nicht vorgekommen. Crocodile blickte zu Doflamingo hinüber. Er wusste, dass der Tod seines jüngeren Bruders diesen noch immer belastete.

„Optisch siehst du ihm nicht sonderlich ähnlich“, sagte Doflamingo nach kurzem Zögern. Seine Stimme klang überraschend sanft. „Aber du ähnelst ihm sehr in deinem Verhalten.“

„Was heißt optisch?“, wollte Corazon wissen

„Es bedeutet, dass du ihm äußerlich nicht ähnlich bist“, erklärte Doflamingo. „Mein Bruder hatte blonde Haare und blaue Augen, so wie ich. Aber du hast braune Haare und braune Augen. Ihr seid euch in anderen Dingen ähnlich: Zum Beispiel hat Corazon erst sehr spät angefangen zu sprechen, so wie du. Und er war auch genauso liebevoll und freundlich wie du.“

Corazon senkte den Blick. Crocodile war sich nicht sicher, ob diese Antwort seinen ältesten Sohn zufriedenstellte oder nicht.
 

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„Wovon hast du geträumt?“, fragte Doflamingo, während er sich wieder hinlegte. Corazon kuschelte sich sofort eng an seinen Körper. Crocodile fühlte sich verletzt, weil sein verängstigter Sohn ausschließlich auf seinen Partner zu reagieren schien. Er wagte es nicht näher an die beiden heranzurücken; auf eine schreckliche Art und Weise fühlte er sich ausgegrenzt.

„Von einem Wolf“, antwortete Corazon, der sich in der Nähe seines Vaters sehr wohl zu fühlen schien. Seine Augen waren noch immer nass und rot, doch ansonsten erweckte er inzwischen einen recht gefassten Eindruck. „Er war groß und böse. Ich war allein mit ihm. Um uns herum ist alles dunkel gewesen. Er hat mich angeknurrt.“

(Auszug aus Kapitel 1)
 

bye

sb



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-09-11T20:27:48+00:00 11.09.2015 22:27
mensch da hat er ja ordentlich beute gemacht
sehr schönes kapitel
Antwort von:  kleines-sama
12.09.2015 11:02
Ja, Croco hat sich allmählich zu einem wirklich guten (und klugen) Jäger entwickelt ;)
Die Kinderchen werden sich freuen über das Mittagessen ^^

bye
sb


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