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With your Wings

von

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Bürden

Ryokos Fußmarsch dauerte nur wenige Minuten, denn bald schon dünnte sich das Dickicht aus und schaffte freie Sicht auf eine große, ebene Lichtung, in dessen Mitte der Teenager tatsächlich den besagten See erkennen konnte. Ryoko staunte nicht schlecht, denn die Kulisse vor ihren Augen wirkte wie die Landschaft aus einem Traum. Blumen in unzähligen Farben und Formen spiegelten sich in der kristallklaren Wasseroberfläche, während das Gras vom Wind gewogen wurde wie ein grellgrünes Meer. Es war nicht so, dass Ryoko noch nie zuvor einen Wald gesehen hatte, doch das hier stellte alles in den Schatten, was sie aus ihrer Heimat kannte.

"Wow", getraute Ryoko sich leise zu sagen, einen Moment ganz und gar eingenommen von dem Panaroma, bevor gleich darauf etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Direkt über der Wiese, nicht allzu weit vom Rand des Wassers entfernt, schien sich etwas aufzubauen. Auf den ersten Blick beinahe unsichtbar veränderte es die Luft immer offensichtlicher, je länger der Teenager es beobachtete.

"Komm zu mir."

Obwohl die Stimme einmal mehr nur in ihrem Kopf zu hören war, trat Ryoko nun zögerlich voran. Schon der erste Schritt auf das flache Gras der Lichtung schien dabei dem Gerät in ihrer Hand wieder Leben einzuhauchen, denn es entsandte plötzlich und völlig unvermittelt ein gleißend helles Licht. Einmal mehr vor Schreck zur Salzsäule erstarrt beobachtete Ryoko, wie es sich zu einem breiten, grellen Strahl formte, um sich mit der seltsamen Anomalie in der Luft zu verbinden. Was gleich darauf an eben jener Stelle erschien, raubte Ryoko nicht nur den Atem, sondern ließ ihr Herz mehr als einen Takt überspringen.

"O-Oh mein Gott..."

Die ängstlichen Worte waren kaum mehr als ein heiseres Flüstern, doch angesichts der gigantischen Schlange direkt vor ihren Augen konnten sie kaum beschreiben, was Ryoko tatsächlich empfand. All das hier war zu viel, dessen war sie sich schon seit ihrem Erwachen vollkommen sicher. Aber mittlerweile hatten die Ereignisse eine Stufe erreicht, die nur einen einzigen Wunsch in Ryoko erweckte - die Hände über die Ohren zu legen und schlicht zu bestreiten, dass sie sich nicht mehr in ihrem Bett befand.

Ryoko war noch nie in die Verlegenheit geraten, ein unbekanntes Lebewesen vor ihren Augen in Metern schätzen zu müssen, doch das brauchte sie auch nicht zu tun, denn 'gigantisch' traf gut genug zu, um vollends ausreichend zu sein. Ryoko hatte keine Ahnung, wie viele Windungen diese Schlange besaß. Selbst die Tatsache, dass sie so durchsichtig war wie ein Geist tat ihrem Einfluss keinen Abbruch. Ryoko war ganz sicher, dass diese Kreatur - was auch immer sie auch war - ausgerollt die Höhe eines Hauses mit Sicherheit weit in den Schatten gestellt hätte.

"Komm her", verlangte da die Stimme noch einmal, nun allerdings untermauert von einem sanften, doch auffordernden Blick der Schlange. Obwohl Ryoko sich bis eben noch entschlossen gefunden hatte, den Urheber zu finden und zur Rede zu stellen, war sie sich dieses Vorhabens nun nicht mehr allzu sicher. Letztlich blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als ihre Bedenken hinunterzuschlucken und auf das große, blaue Wesen zuzutreten.
 

Seine Augen waren klein und fixierten sie aus den tiefen Höhlen eines großen, metallisch wirkenden Helms, auf dessen Nasenspitze ein Horn prangte. Das sein Körper nicht nur durchsichtig, sondern obendrein auch noch aus geformtem Wasser zu bestehen schien, machte ihn nur mit Mühe sichtbar. Die kleinen weißen Flügel, die hier und dort auf der Gestalt verteilt waren, fielen Ryoko erst Sekunden später auf. Allzu offensichtlich wanden sich dafür eiserne Ketten um den Körper der Schlange, so eng, als hätte sie jemand für die Ewigkeit mit ihnen fesseln wollen. Nach dem Schrecken war es Ryokos erste Eingebung, ob sie das Wesen von ihnen befreien sollte.

"Danke", sprach Ryokos eigentümliches Gegenüber, noch bevor das Mädchen selbst Worte hatte finden können. Dabei verschwand seine Stimme prompt aus Ryokos Kopf, um ganz und gar von seiner Gestalt auszugehen. Das Gerät in Ryokos Hand hatte aufgehört zu strahlen, doch glomm noch immer dann und wann vor sich hin, als wäre es noch nicht zufrieden.

"Hab' keine Angst", bat die Schlange anschließend. Obwohl sie kaum drei handbreit über der Wiese schwebte, war sie dennoch so hoch, dass Ryoko den Nacken strecken musste, um ihr ins Gesicht zu sehen. Diesen Umstand bemerkend beugte das Wesen sich ein Stück hinab - eine simple Bewegung, die jedoch das gesamte Wasser in seinem Körper in Schwingungen versetzte.

"I-Ich versuch's...", erwiderte Ryoko, wenngleich ihre ersten Worte kaum mehr als ein leises Flüstern aus den Tiefen ihrer Kehle waren, "Wer bist du...?"

"Mein Name ist Qinglongmon", stellte die übernatürliche Kreatur sich ganz ohne Umschweife vor, "Und du bist...?"

"Ryoko..."

"Nun, Ryoko...", fügte das große Wesen hinzu, "Ich bin derjenige, der dich hierher geholt hat. Ich bin einer der vier Götter dieser Welt."

"E-Ein Gott?", japste Ryoko. Sie konnte nicht leugnen, dass es ihr noch immer schwerfiel, all das hier zu glauben. Doch das Gespräch mit dieser rätselhaften Gestalt gab ihr zumindest Gelegenheit, das Chaos in ihrem Kopf einen Moment lang auszublenden.

"Ja", bestätigte Qinglongmon, nicht ohne dabei seinen Augen einen sichtbar betrübten Glanz zu verleihen, "Aber zu allererst muss ich mich bei dir entschuldigen. Ich weiß, dass du große Angst hast. Und ich weiß auch, dass ich kein Recht dazu hatte, dich ungefragt aus deinem Zuhause zu reißen."

Diese ehrliche Entschuldigung berührte Ryoko, auch wenn sie kurz tatsächlich darüber nachdachte, wann ihre Tante den neuen Stand der Dinge wohl bemerken würde. Wenn sie morgen früh in ihrem Bett fehlte, erschien es vermutlich, als wäre Ryoko weggelaufen. Der Gedanke mochte schmerzlich sein, doch Ryoko war sich allzu sicher, dass Minami ihr Verschwinden nicht bekümmerte. Zumindest nicht ohne Beisein der Nachbarn.

"W-Was geschieht nun mit mir?", fragte Ryoko schließlich, nachdem sie ihren Verstand wieder ein wenig geordnet hatte - Minami-San war das Letzte, um das sie sich jetzt sorgen sollte.

"Ich habe dich hierher geholt, weil ich deine Hilfe brauche", antwortete Qinglongmon mit ruhiger Stimme, während sein langer Bart in einem Wind wehte, der überhaupt nicht vorhanden war, "Du befindest dich in der Digiwelt - meiner Heimat."

"D-Digiwelt...", murmelte Ryoko verwirrt, doch auch das Wort zu wiederholen machte es nicht vertrauter - sie hatte noch nie in ihrem Leben davon gehört.

"Die Bewohner dieser Welt sind Wesen wie ich. Digimon."

Das die Wesen, welche sie bisher erblickt hatte, sich keinesfalls als Tiere beschreiben ließen, wusste Ryoko bereits. Nun hatte sie jedoch auch einen Namen für sie.

"Dann... bist du auch ein Digimon?", wollte sie wissen.

"Ganz recht", bestätigte die gewaltige Schlange vor Ryokos Augen, "Und diese Welt ist in großer Gefahr. Allein bin ich nicht mehr in der Lage, etwas auszurichten... also entschied ich, einen Menschen hierher zu holen, um mir dabei zu helfen."

Die Windböe, welche in diesem Moment über die Wasseroberfläche des Sees tanzte, blähte Ryokos Pyjama und schnitt klirrend kalt in ihre Haut. Doch nicht ihr Frösteln war schuld daran, dass sich Ryokos Nackenhaare aufstellten, sondern die Gewissheit, dass sie gemeint war.

"W-Was?", japste sie mittlerweile zu gleichen Teilen ungläubig und entsetzt, "I-Ich? Ich kann das nicht!"

"Bitte weise mich nicht ab, Ryoko", erwiderte Qinglongmon unbeirrt, jedoch mit so offenkundiger Verzweiflung in der Stimme, dass sich Ryokos bereits fest geballte Fäuste einen Augenblick lang entspannten, "Du bist unsere letzte Hoffnung."

"W-Wie... Warum? Wieso ich?", beharrte Ryoko, "Ich bin nichtmal erwachsen!"

"Lass' es mich erklären", bat Qinglongmon, ohne seine Augen auch nur einen Moment von seinem Gegenüber zu nehmen, "Setz' dich und hör mich an."

Noch immer hin- und hergerissen zwischen Skepsis und Verzweiflung warf Ryoko einen Blick über ihre Schulter. Sie hatte sich die Stelle, an der sie das Dickicht verlassen hatte, gemerkt, doch es gab keine Garantie dafür, dass sie zurück in ihre Welt fand, wenn sie in die Steppe zurückkehrte. Zudem waren da noch diese Monster... oder besser gesagt Digimon, die sie ganz offenkundig attackiert hatten.

"Bitte."

Dieses kleine, fast flehend gesprochene Wort zog Ryokos Aufmerksamkeit jedoch abermals auf den Digimon-Gott. Es war nicht so, dass das Mädchen nicht sehen konnte, in welch schwieriger Lage sich Qinglongmon befand. Ryoko mochte noch keine Details wissen, aber die Art, wie die große Schlange sprach, machte ihre Gefühle allzu offensichtlich.

"Okay...", murmelte Ryoko also, richtete einen Moment ihren Pyjama und setzte sich ins Gras. Sowohl das mysteriöse, elektronische Gerät als auch das soeben gerettete Ei lagen direkt neben ihr.

"Normalerweise existiert die Digiwelt neben deiner Welt ohne, dass sie sich gegenseitig beeinflussen können", begann Qinglongmon nun zu erklären, "Genauso wie deine Heimat folgt die Digiwelt einem eigenen Ökosystem und eigenen Regeln."

"Die, die mich vorhin angegriffen haben...", meldete Ryoko dabei zu Wort, "Waren das auch Digimon?"

Der gewaltige Kopf der Schlange nickte.

"Das waren böse Digimon", erläuterte Qinglongmon, "Es tut mir leid, dass ich dich in Gefahr gebracht habe. Aber es gab keine andere Möglichkeit - ich musste dich an diese Stelle beschwören."

Ryoko warf einen automatischen Blick zur Seite.

"Wegen dem Ei...?", wollte sie dann wissen. Qinglongmon nickte abermals. Sein gewaltiger Bart wehte dabei wie ein Fallschirm im Wind.

"Genau deswegen", bestätigte Qinglongmon zufrieden, "Aber lass' mich von vorn anfangen. Für gewöhnlich werden Digimon in gutartige, neutrale und finstere Digimon unterteilt. Ihr Vorkommen gehört zum Gleichgewicht dieser Welt. Ich weiß nicht wieso, doch vor einem Jahr hat sich plötzlich etwas verändert. Von einem Tag auf den anderen explodierte nicht nur die Anzahl von Virus-Digimon, sie schlossen sich außerdem zu Gruppen zusammen und begannen alle anderen rigoros zu töten."

"E-Ein Krieg?", murmelte Ryoko.

"Exakt", erwiderte der Digimon-Gott, "Aus kleinen, gewöhnlichen Konflikten wurde von jetzt auf gleich ein organisierter Überfall von Gruppen böser Digimon. Die drei anderen Digimon-Götter beschlossen herauszufinden, was der Grund dafür ist. Sie zogen los, um das Problem zu lösen, doch sie kehrten nie zurück."

Ryoko schluckte. Sie konnte nicht behaupten, dass sie all diese Informationen wirklich bis ins kleinste Detail verstand, doch sie konnte die prekäre Situation durchaus verstehen. Qinglongmons besorgte Stimme tat ihr Übriges.

"Du musst wissen, dass wir vier Digimon-Götter eine sehr wichtige Aufgabe haben - wir bringen das Licht der Evolution in diese Welt."

"'Licht der Evolution'...?", wiederholte Ryoko, denn sie konnte sich nicht wirklich etwas darunter vorstellen, "Was ist das?"

"Mit der Zeit wirst du die Einzelheiten verstehen lernen...", erläuterte Qinglongmon, "Sagen wir fürs Erste, dass es die Möglichkeit der Weiterentwicklung in der Digiwelt ist. Mit dem Licht der Evolution können Digimon wachsen und neue, stärkere Formen annehmen. Doch ohne die drei anderen Götter wurde das Licht der Evolution schwächer. Ich habe alles dafür getan, die Digimon bei dem Kampf gegen das Dunkle zu unterstützen, doch auch meine Kräfte schwinden. Allein schaffe ich es nicht, die Struktur dieser Welt und das Licht der Evolution aufrecht zu erhalten."

"Verstehe...", murmelte Ryoko lautlos. Das war vermutlich der Grund dafür, dass Qinglongmon nicht mehr als ein Geist zu sein schien - ein Hologramm ohne festen Körper.

"Doch während die Serum- und Datei-Digimon schließlich die Fähigkeit zur Entwicklung verloren, änderte sich für die Virus-Digimon nichts. Obwohl es ohne das Licht der Evolution überhaupt nicht möglich sein dürfte, entwickeln sie sich immer weiter und erlangen immer stärkere Formen. Unsere Seite hat keine Chance mehr."

Ryoko schwieg. Jetzt, da sie die Situation allmählich verstand, konnte sie Qinglongmons Sorge mehr als gut nachvollziehen.

"Es muss also etwas oder jemanden geben, der die Virus-Digimon anführt und stärkt", schlussfolgerte Qinglongmon, "Doch ich bin nicht mehr dazu in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Selbst wenn ich den Urheber finden würde, könnte ich ihn mit meiner verbleibenden Kraft nicht mehr besiegen, denn ich brauche jede Konzentration dazu, diese Welt allein aufrecht zu erhalten."

"W-Was würde passieren, wenn du auch...?", fragte Ryoko leise, wenngleich sie sich nicht getraute, es tatsächlich auszusprechen. Die gewaltige Schlange verstand dennoch.

"Die Datenströme deiner Welt, in deren Schatten die Digiwelt existiert, würden anfangen, sie aufzulösen", erklärte Qinglongmon, "Meine Heimat würde Stück für Stück verschwinden, bis sie irgendwann ganz aufhört zu existieren. Doch auch deine Welt wäre in großer Gefahr. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Digimon in die Menschenwelt gelangen können, wenn die Grenzen zu dünn werden."

"W-Was bedeutet das?", wollte Ryoko nervös wissen.

"Im schlimmsten Fall heißt das, dass die Datenströme deiner Welt die Digiwelt vollständig auflösen und in sich aufnehmen. Und das widerrum hätte zur Folge, dass die Virus-Digimon in die Welt der Menschen gelangen und ihren Raubzug dort fortsetzen."

Ryoko musste zugeben, dass sie noch immer nicht jede Einzelheit verstand, aber das war auch nicht nötig. Die Gründe waren letztlich unwichtig, denn der Teenager erinnerte sich lebendig genug an den Angriff vor wenigen Minuten. Allein der Gedanke daran, Scharen von diesen finsteren Wesen ihre Heimat und die ganze Welt zerstören zu sehen, ließ einen eisig kalten Schauer über ihren Rücken laufen.

"Im Klartext heißt das...", folgerte Ryoko nach einigen Minuten des Schweigens, die ihr ungutes Gefühl jedoch nur verstärkt hatten, "...das nicht nur deine, sondern auch meine Welt in Gefahr sind."

Qinglongmon nickte betroffen.

"Ich allein kann nichts mehr tun", fügte das Digimon dann erbittert hinzu, "Deswegen entschied ich mich für den allerletzten Ausweg."

Ryokos Unbehagen wuchs von jetzt auf gleich auf das doppelte Maß, denn sie ahnte, was jetzt kommen würde.

"In der Vergangenheit hat die Digiwelt schon viele Krisen mit der Hilfe von jungen Menschen gemeistert, die sich gemeinsam mit einem Digimon der Bedrohung gestellt haben. Meine letzte Instanz war, meine verbleibende Energie dafür zu nutzen, eine letzte Hoffnung in diese Welt zu rufen: Dich."

"N-Nein...", wehrte Ryoko ab, auch wenn ihr dieses simple Wort angesichts von Qinglongmons hoffnungsvollen Gefühlen unsagbar schwer fiel, "Ich kann das nicht. Bitte glaub mir das. Ich bin die Letzte, die das kann!"

Ryoko war weder ungewöhnlich talentiert noch anderweitig irgendwie besonders - sie war ein 16-jähriger Teenager, ein Schulkind, das für seinen Abschluss lernte, nicht allzu viele Freunde hatte und sich wünschte, die Gunst seiner Tante zu erlangen. Aus mehr hatte Ryokos Leben nie bestanden und der Gedanke daran, plötzlich ein Schicksal - und dann auch noch so eines - auf ihren Schultern zu tragen, überforderte sie nicht nur, sondern trieb sie regelrecht in Panik.

"Ich kann das nicht", fuhr sie fort, nun untermalt von einer abwehrenden Handbewegung, "Ich bin doch nur...-"

"Ryoko... Bitte. Du bist die einzige Chance, die diese und vielleicht auch deine Welt noch hat. Wenn du uns nicht hilfst, sind wir am Ende."

Diese harte, wenn auch unausweichliche Wahrheit vermochte Ryokos Monolog einen Augenblick lang zu unterbrechen, doch sie änderte nichts daran, dass sie dieser Aufgabe nicht gewachsen war.

"Ich bitte dich, es zu versuchen", bekräftigte Qinglongmon, nun mit einem Nicken in Richtung der Wiese, "Das Gerät, das dich hierher gebracht hat, ist ein D-Arc. Es ist mit meiner Macht geladen und wird dir auf deiner Reise helfen."

Ryoko warf einen ungewollten Blick zur Seite. Das hellgraue, eiförmige Gerät hatte aufgehört zu glimmen, der Bildschirm war schwarz und stumm. Bei dieser Gelegenheit fiel ihr auf, dass der Karabinerhaken, die Knöpfe und der Kreis rund um das Display rot gefärbt waren.

"Dieses Ei enthält ein Digimon, das bereits im Krieg gegen das Dunkle gekämpft hat und in ihm gefallen ist. Es wird auf dieser Reise dein Partner werden."

"P-Partner?", fragte Ryoko nun doch, denn sie kam nicht umhin, Qinglongmons Worten über einen Partner zu folgen, "Was meinst du damit? Wer ist es?"

"Das weiß ich auch nicht, denn du hast das Ei ausgewählt", erklärte Qinglongmon sichtlich froh darüber, die Aufmerksamkeit seines Gegenübers einmal mehr auf sich zu wissen, "Aber das Digimon in diesem Ei wird dir überall hin folgen und dich beschützen. Dein D-Arc ist das sichtbare Zeichen eurer Verbindung - du darfst es nie verlieren."

Noch immer über all Maßen unsicher, versuchte Ryoko Worte für das zu finden, was sie empfand. Doch vorerst verließ kein Ton ihre Lippen, denn noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so überfordert und überrollt gefühlt. Momentan kam es ihr vor, als stünde sie vollends allein vor einem riesigen Abrgund, über den es keinen sicheren Weg gab. Ihre Gedanken wurden jedoch unterbrochen, als Qinglongmon plötzlich den Kopf neigte. Im Bruchteil einer Sekunde durchfuhr ein Kribbeln Ryokos gesamten Körper, ein Gefühl wie von tausend kleinen Berührungen gleichzeitig. Ryoko japste vor Schreck, aber bevor sie tatsächlich in Panik geraten konnte, war das Gefühl schon wieder vorbei. Stattdessen sah sie die Veränderung, die sie durchgemacht hatte - ihr Pyjama war verschwunden. Stattdessen trug sie nun Turnschuhe, eine schwarze Jeans mit Gürtel und eine ärmellose, olivgrüne Weste. Das Top darunter konnte Ryoko nicht sehen, doch sie fühlte seine Umrisse auf der Haut.

"W-Woah...!", stieß sie aus, noch damit beschäftigt, sich zu beäugen, doch Qinglongmons Gestalt begann plötzlich zu flimmern.

"...keine Zeit mehr...", sagte die große Schlange, offenkundig bereits mitten im Satz unterbrochen, "...Bitte... ...uns..."

"W-Warte!", stieß Ryoko nun in unverhohlener Panik aus, "B-Bitte sag mir, was ich tun soll! Ich kann das nicht!"

"...Hoffnung...", antwortete Qinglongmon, während sich sein Bild mehr und mehr verzerrte, "Warte... ...deinen Partner."

"B-Bitte geh' nicht...!", flehte Ryoko, nun ohne die Tränen weiter zurückhalten zu können, "Lass' mich nicht hier!"

"...Glaube...", war jedoch das letzte, das sie von Qinglongmon hören konnte. Dann verschwand die Illusion vollends und ließ Ryoko allein zurück.



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