Zum Inhalt der Seite

Sanguis et Gladius

Blut und Schwert
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 18: Eispalast

Mehrere Stunden waren Renard und Soraya nun schon mit den Nomaden und deren Greifen unterwegs. Irgendwann erreichte die Gruppe eine schneebedeckte Hochebene. Einen Teil der Ebene schien man mit langen Holzpfählen abgesteckt zu haben. »Das sind Markierungen. Damit wir im Schnee unsere Lagerplätze immer wieder finden.« erklärte Luphia, die Renards und Sorayas fragende Blicke bemerkt hatte. Beide nickten gleichzeitig. Kurze Zeit später landeten die Schneegreife bei den Holzpfählen. Die Nomaden stiegen ab und begannen sogleich, das Lager aufzubauen. Sie mussten fertig werden, bevor es dunkel wurde. Nach ein paar Stunden waren die Zelte aufgebaut. Gerade rechtzeitig, denn die Sonne ging langsam unter. Die Zelte waren ringförmig um eine Art kleinen ,,Platz‘‘ aufgebaut. In der Mitte des Platzes wurde ein großes Feuer entzündet. Die Nomaden versammelten sich um das Feuer und lauschten gebannt der Stammesältesten Karara, die ihre Geschichten und Legenden erzählte. Die Alte, von allen anderen nur ,,Großmutter‘‘ genannt, erzählte abenteuerliche Geschichten von den legendären Eis-Kirins, von magischen Kristallblumen an den Steilwänden des Gletschers und von einem sagenumwobenen Eispalast, der auf dem höchsten Gipfel von Nephyra thronen soll. Sie erzählte aber auch von gefährlichen, gefräßigen Berggeistern, die man Wendigo nannte, und von der Geisterfrau Yuki-Onna, die hoch oben leben soll. Renard hörte Kararas Geschichten gebannt zu. Viele davon hatte er selbst bereits gelesen. Das Luphia ihm immer wieder heimlich verstohlene Blicke zuwarf, bemerkte er nicht.

Später lagen Renard und Soraya in ihrem Zelt. Renard schlief bereits, nur Soraya war noch wach. Draußen war nur noch der Wind und das leise Knistern des Feuers zu hören. Da hörte die Schattenelfe plötzlich so etwas wie Schritte im Schnee. Sie wand ihren Blick etwas in die Richtung, aus der die Geräusche kamen und erkannte durch die Zelthaut schemenhaft eine humanoid wirkende Gestalt. Die Gestalt hatte eine leicht gebeugte Haltung und schien eine Art Geweih auf dem Kopf zu tragen. »Was zum…?« fragte Soraya leise, hielt sich dann jedoch sofort den Mund zu, als die Gestalt direkt neben dem Zelt stehen blieb und scheinbar lauschte. Soraya hielt den Atem an, die Gestalt schien sie jedoch nicht wahrnehmen zu können. Erleichtert atmete die Schattenelfe auf, als das seltsame Wesen sich wieder zurückzog. Die restliche Nacht tat Soraya kein Auge zu. Zu groß war die Angst, dass dieses Wesen zurückkehren konnte. Soraya wusste zwar nicht, was es war, aber sie hatte ein ganz schlechtes Gefühl.

Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, lag Soraya noch immer wach. Das Wesen war zwar nicht zurückgekommen, aber wie heißt es so schön: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Soraya gähnte einmal ausgiebig und stand dann auf. Unter ihren Augen zeichneten sich deutliche Augenringe ab. Auch Renard erwachte allmählich. Er gähnte und streckte sich dabei. »Guten Morgen, Sor… was ist denn mit dir los??« fragte der Vampir, als er ihre dunklen Augenringe bemerkte. »Hab schlecht geschlafen.« antwortete sie schnell. Sie hatte beschlossen, den anderen nichts von ihren nächtlichen Erlebnissen zu erzählen. Vermutlich waren das sowieso nur dumme Hirngespinste wegen der Müdigkeit und wegen den Geschichten der alten Karara. Renard und Soraya verließen das Zelt und draußen wartete bereits Luphia. Die Rothaarige hatte einen Beutel auf den Rücken geschnallt und wünschte den beiden einen guten Morgen. »Was hast du denn mit dem Beutel vor?« fragte Renard. Luphia antwortete ihm: »Du warst gestern so fasziniert von Großmutters Geschichten, da dachte ich, dass ich euch die Gegend ein wenig zeigen könnte.« sie lächelte Renard süß an und der Vampir lächelte zurück »Ja. Das stimmt. Die Geschichten waren sehr interessant.« antwortete er »Echt nett von dir, dass du uns ein wenig herum führen möchtest.« Soraya knirschte leise mit den Zähnen. Es passte ihr rein gar nicht, dass sich diese rothaarige Göre so an ihren Renard ran machte. Die Schattenelfe ließ sich jedoch nichts anmerken. Sie war zu stolz, um es zuzugeben, also ließ sie es einfach geschehen. Wenn auch nur ungern.

Kurze Zeit später machten sich die drei auf den Weg. »Wo wollt ihr denn hin?« fragte Aaron, während er seinen Greif Bernsteinauge fütterte. »Ach… ich möchte mit Renard und Soraya auf eine kleine Erkundungstour gehen.« antwortete Luphia auf die Frage ihres Vaters. »Ok. Aber bleib nicht zu lange weg, Engelchen.« meinte Aaron. Luphia winkte einfach nur ab und sattelte Sturmschwinge. Nachdem sie ihren Greif gesattelt hatte, stieg sie auf »Steigt auf.« meinte Luphia. Renard und Soraya taten es ihr gleich und wenige Augenblicke später waren sie in der Luft. Sturmschwinge flog auf den größten Gipfel des Gletschers zu. »Laut Karara liegt da vorne der Eispalast!« rief Luphia ihren Begleitern zu. Die drei erreichten den Gipfel des Gletschers und stiegen von Sturmschwinge ab. »Kommt.« meinte Luphia und lief voraus. Sie wollte unbedingt eine Kristallblume finden und sie Renard schenken. Bei den Nomaden war das Verschenken einer dieser seltenen Blumen ein Symbol für ewige Verbundenheit. Luphia hatte sich nämlich, trotz des enormen Altersunterschieds, etwas in Renard verguckt. Renard, Soraya und Luphia kletterten den letzten Teil des Gipfels hoch und fanden sich vor einem gigantischen Krater wieder. Der Nephyra-Gletscher war nämlich in Wirklichkeit ein riesiger, erloschener Vulkan, der im Laufe der Jahrhunderte langsam vereiste. Innerhalb des Kraters stieg weißer Eisnebel in den Himmel, weshalb man nicht direkt in den Krater sehen kann. »Schade… den Eispalast gibt es scheinbar doch nicht…« meinte Renard leicht enttäuscht. Luphia sah ihn an und nahm ihn dann an der Hand »Wir können doch auch in den Krater hinab steigen. Vielleicht ist der Palast ja dort.« Sie lächelte den Vampir an. Soraya knurrte leise und ballte die Hand zur Faust. Was erlaubte diese kleine Göre sich eigentlich?!? Luphia ließ Renards Hand los. Eine leichte Röte lag auf ihren Wangen. »Kommt.« meinte dir Rothaarige und ging zum Rand des Kraters. Dabei trat sie jedoch auf eine runde Eisplatte, die im Schnee beinahe Unsichtbar war. Die Platte sank unter Luphias Fuß etwas in den Schnee und augenblicklich begann der Boden zu beben. »W… was ist denn jetzt los?!?« rief die Rothaarige entsetzt und trat ein paar Schritte zurück. Aus dem Krater erhob sich eine hünenhafte Gestalt. Das Wesen hatte einen sehr kräftigen, fast schon wuchtigen Körperbau und schien aus Eis zu Bestehen. In der Körpermitte saß ein leuchtender Kern. »Das… das ist ein Golem!!!« schrie Renard entsetzt. Der Golem brüllte auf und schlug mit seinen langen Armen nach den Eindringlingen. Er traf Luphia am Kopf, welche daraufhin bewusstlos wurde und in den Krater stürzte…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück