Zum Inhalt der Seite

So Eden Sank To Grief

OneShots - 1o. [NaLu]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Geschichte ist der Auftakt zu einer Reihe von OneShots, die ich in diesem 'Verse plane - ein Coffee Shop!AU. :D Es ist eine Art Kombination aus Romance-Drama-Comedy-SliceOfLife und was ich sonst noch so hinkriege, mit vielen verschiedenen Pairs und Charakteren. Im Mittelpunkt stehen Lucy und Juvia, beste Freundinnen, die gemeinsam das The Star And Rain Café eröffnen, sich mit den Besitzern/Angestellten der übrigen Geschäfte der Straße anfreunden und gegen das Alvarez-Bäckerei-Imperium und den Verbrecher Acnologia und seine Gang 'kämpfen'. (Deswegen tauchen auch nur ganz wenig FT-Charaktere auf. Sorry. ^^")
Lucy und Juvia sind hier so 14/15.

Das ganze ist auch ein kleines Stilexperiment. Wenn mir jemand sagen könnte, wie er das mit den Erzähler-Unterbrechungen (Lucys Sicht, btw) findet, fänd ich das ganz toll!

Für Yosephia, denn die Hälfte der Ideen gehören eh ihr. ;) Ich hoffe, dir gefällt der OS und auch die Umsetzung des Cafés. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tarte Au Chocolat

Ja, es mag sein, dass Juvia und ich zwei sehr unterschiedliche Personen sind, aber trotzdem sind wir die besten Freundinnen. Ich will gar nicht wissen, wie mein Leben ohne sie wäre, denn auf jeden Fall wäre es ärmer.
 

Auf der einen Seite bin da ich, lebensfroh, extrovertiert, aufbrausend und mit der Gabe, überall Freunde zu finden, die kommen und gehen und selten einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hisui ist eine Ausnahme, aber sie ist meistens ziemlich beschäftigt und schwer zu greifen, so dass wir uns seltener sehen, als wir gerne würden.
 

Auf der anderen ist da Juvia, zurückhaltend, sozial ein wenig zurückgeblieben, etwas verrückt, superlieb und mit nur einem einzigen Freund. Das war natürlich Gajeel, der nach ihren Worten der liebste, freundlichste, netteste Mensch auf Erden ist, aber glaubt ihr nicht, das ist nicht die Wahrheit.
 

Jedenfalls habe ich dennoch die Ehre, die zweite Person zu sein, die von ihr ‚Freund‘ genannt wird, wenn auch nach jeder Menge Arbeit von meiner Seite aus. Arbeit, die ich keinen Moment bereue.
 

Ich will es nicht Schicksal nennen, aber vielleicht hatte bei unserem Treffen doch eine höhere Macht ihre Hand im Spiel. Und ich werde für immer dankbar dafür sein.
 

~~~♚~~~
 


 

Der Himmel war grau von Wolken, die schwer und kalt wirkten. Ein kühler Wind strich durch das hohe Gras der Wiesen auf der einen Seite des Pfades und die Blätter der Bäume auf der anderen. Es roch frisch und klar und das Gewitter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
 

Lucy wusste, dass sie zurück ins Gebäude gehen sollte. Aber im Moment hatte sie keine Lust dazu, sie wollte allein sein. Und dies konnte sie sich im Internat abschminken, selbst wenn sie sich ein stilles, leises Plätzchen suchen würde. Irgendwer fand sie immer und meistens war ihr das ganz recht, aber hin und wieder wollte sie einfach nur ihre Ruhe haben.
 

Darum hatte sie sich davongestohlen und sich schnurstracks auf den Weg zu ihrem Geheimen Ort gemacht. Nicht, dass sie tatsächlich jemanden davon abhalten könnte, dorthin zu gehen oder ihr zu folgen, aber in der Regel tat dies niemand. Der Geheime Ort lag etwas abgelegen, eingeschlossen von Bäumen und den Betonwänden der alten Zugstrecke.
 

Sie bog in den schmalen Pfad ein, der sie zu der Treppe bringen würde, die in den Hohlweg hinunter führte, und beschleunigte ihre Schritte. Der Wald war licht und hell hier, Laubbäume hoben ihre Äste in den Himmel, Gestrüpp zog sich über den Boden, dazwischen überall alte Blätter vom letzten Jahr.
 

Kurz darauf erreichte sie den Rand der künstlichen Schlucht. Der Beton der Wände war gesprungen und großflächig überwachsen von Moos und Blumen mit pinken Blütenstauden. Sie wuchsen überall, wucherten wie ein Teppich über dem Grund, so dass man den Boden kaum sehen konnte. Büsche und Sträucher füllten den Hohlweg, wo die Wiese aufhörte, und Bäume überragten ihn und warfen Schatten auf die steilen Schrägwände.
 

Von den Schienen war nichts mehr zu sehen, nur ein Pfad führte mitten durch den Blumenteppich hinüber zu einem halbrunden Tunnel. Lucy wusste, dass er vergittert war, doch einige Meter konnte man noch hineingehen. Zur Not konnte sie das Gewitter dort aussitzen, auch wenn es nicht sonderlich bequem war.
 

Sie lief rasch zur Treppe hinüber und stieg die steilen, alten Stufen hinunter. Ihre Tasche stieß dabei gegen ihre Beine und sie schob den Riemen höher auf ihre Schulter. Der Boden am Grund des Hohlweges war erstaunlich weich und federnd und sie trat einige Schritte, während sie sich umsah. Wo sollte sie ihre Decke ausbreiten?
 

Ein leises Schluchzen riss sie aus ihren Gedanken und erschrocken fuhr sie herum. War doch schon jemand hier? Sie brauchte einen Moment, die zusammengesunkene Gestalt zu entdecken, und einen weiteren, um sie zu erkennen.
 

Es war Juvia, eines der Mädchen, die erst am Anfang des Schuljahres in das Crocus Internat für Höhere Töchter gekommen waren, das Lucy bereits seit einigen Jahren besuchte, und sich von beinahe jedem fern hielt. Sie kauerte bei den Büschen, die sie teilweise verdeckten, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen und den Kopf darin vergraben. Ihr lockiges blaues Haar fiel über ihre blassen Arme und ihr Körper wurde von unterdrückten Schluchzern geschüttelt.
 

Im Unterricht und während der Gemeinschaftsaktivitäten wirkte Juvia stets beherrscht und kühl, abweisend sogar. Als wollte sie mit niemandem hier etwas zu tun haben. Sie wirkte immer ein wenig … stachelig und so wollte niemand ihr nahe kommen, und verbarg sich auf diese Weise selbst hinter einer Hecke aus Dornen.
 

Lucy, die ihren eigenen Freundeskreis hatte, sah sie immer wieder etwas abseits von allen stehen und immer wieder dachte sie, dass sie sie doch einladen könnte, sich ihnen anzuschließen. Bis jetzt hatte sie das noch nicht geschafft, weil es immer etwas anderes zu tun gab. Aber jetzt war ganz sicher nicht auch der richtige Moment dafür.
 

Lucys erster Instinkt war, umzukehren und das Mädchen sich selbst zu überlassen. Sie selbst wollte ganz sicher nicht in einer solchen Lage erwischt werden. Doch dann musste sie ein Geräusch gemacht haben, denn Juvia hob den Kopf und starrte erschrocken zu ihr herüber.
 

Ihre Augen waren rot und verweint und ihre sonst so helle Haut wirkte fleckig; Tränenspuren zogen sich über ihre Wangen. „Wa… was tust du hier?!“, fauchte sie dann. „Hast du Juvia nachspioniert?“ Das war noch so eine Angewohnheit, die sie von den anderen Mädchen hier abhob und von vielen als seltsam befunden wurde. Niemand hatte je herausgefunden, warum sie in der dritten Person von sich selbst sprach – niemand hatte je genug Interesse aufgebracht.
 

„Nein.“, wehrte Lucy sich energisch. „Ich bin nur hergekommen, um meine Ruhe zu haben.“
 

Das Misstrauen wich nicht aus Juvias Gesicht und ihre Augen verengten sich. Die Geste würde bedrohlicher aussehen, wenn es nicht so offensichtlich wäre, dass sie geweint hatte. „Juvia ist hier. Du kannst ihren Platz nicht haben. Geh weg!“
 

Empört starrte Lucy sie an. „Das ist nicht…!“, begann sie impulsiv und fing sich dann. Dem anderen Mädchen ging es offensichtlich nicht gut und sie attackierte Lucy nur so feindselig, weil sie sich in die metaphorische Ecke gedrängt fühlte.
 

Also war es an Lucy, die größere Person zu sein und nachzugeben. „Ich … Kann ich etwas für dich tun? Du siehst aus, als könntest du etwas Trost gebrauchen.“
 

Der plötzliche Themenwechsel und die offensichtliche Besorgnis in ihrer Stimme nahmen Juvia völlig den Wind aus den Segeln und sie fuhr zurück, die mandelförmigen Augen weit aufgerissen. Aber sie fing sich rasch. „Juvia will nicht mit dir sprechen.“, erklärte sie bestimmt.
 

Doch so leicht ließ Lucy sich nicht entmutigen. Sie ging zu der Mitschülerin hinüber und ließ sich neben sie ins Gras fallen. Juvias Gesichtsausdruck zeigte deutlich, wie viel sie davon hielt – gar nichts. Trotzdem lächelte Lucy sie freundlich an. „Ich bin Lucy.“, erklärte sie. „Und ich kann es nicht ertragen, wenn jemand traurig ist. Warum weinst du? War jemand gemein zu dir? Oder hast du eine schlechte Note bekommen? Kriegst du deswegen Ärger zuhause?“
 

Ihr Gegenüber starrte sie einen Moment an und drehte sich dann weg. „Juvia will nicht mit dir darüber sprechen. Lass sie in Ruhe.“
 

„Aber…“ Lucys Protest wurde von einem grollenden, dröhnenden Geräusch unterbrochen, das Juvia erschrocken quietschen ließ. Schwere Regentropfen fielen plötzlich um sie herum zu Boden und fühlten sich beinahe schmerzhaft auf der Haut an. Erneut grollte der Donner, weit näher als Lucy für möglich gehalten hatte. So schnell hatte sie das Gewitter nun auch wieder nicht erwartet!
 

Erschrocken sprang sie auf und zerrte die verwirrte Juvia hoch. „Komm, wir können uns dort hinten unterstellen!“ Sie deutete auf den Tunnel und zog das andere Mädchen hinter sich her, als sie darauf zustürzte, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, als würde dies etwas gegen den fallenden Regen nutzen.
 


 

~~~♚~~~
 

Wir haben eine ziemlich ungemütliche Stunde dort verbracht, bis das Gewitter nachgelassen hat. Nicht nur, dass der Boden schmutzig und unbequem war und das Wasser in kleinen Bächen in den Tunnel floss, auch Juvias Gesellschaft war nicht gerade die angenehmste. Sie verlangte zwar nicht mehr, dass ich gehen sollte, aber eine sonderlich freundliche Gesprächspartnerin war sie nicht.
 

Wenigstens hat sie nicht ‚Nein‘ zu den süßen Törtchen gesagt, die ich als Proviant mitgebracht habe. Das hab ich als einen Sieg für mich verbucht, auch wenn sie, nachdem wir ins Internatsgebäude zurückgekehrt sind, kein Wort mehr mit mir gesprochen hat.
 

Aber so leicht lasse ich mich nicht entmutigen!
 

Juvia hat mich neugierig gemacht und ich wollte ihre Freundin sein. Aber während der nächsten Tage wurde klar, dass sie selbst nicht so begeistert von der Idee war, denn sie ging mir aktiv aus dem Weg, wann immer ich versuchte, mit ihr zu sprechen. An meinem – unseren – Geheimen Ort habe ich sie nicht mehr gefunden.
 

Trotzdem behielt ich sie im Blick und achtete auf sie. Und schnell war mir klar, dass ich sie als Freundin haben wollte, dabei kann ich noch nicht einmal sagen, warum. Sie faszinierte mich einfach und zog mich an, aber gleichzeitig war es, als würde ich sie kennen. Vielleicht kannten wir uns in einem früheren Leben, ich liebe diese Theorie.
 

Vielleicht war es einfach, weil sie so einsam war. Sie war stets höflich und zuvorkommend, wenn jemand – vor allem die Lehrer – sie ansprach, aber auch reserviert und es war ziemlich klar, dass sie lieber für sich sein wollte. Sie verbrachte so wenig Zeit wie möglich mit den anderen Schülerinnen, die im Gegenzug auch keinerlei Anstalten machten, mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie mit einzubeziehen.
 

Es war, als hätte sie eine Wand um sich herum errichtet, eine stachelige Dornenhecke, damit niemand ihr zu nahe trat. Also blieb sie immer zurück, allein, wie sie es anscheinend wollte, auch wenn dies nicht der Fall war, was man erkannte, wenn man genauer hinsah, so wie ich es tat.
 

Und ich glaubte nicht daran, dass sie unglücklich sein wollte. Da musste mehr dahinter stecken. Also nahm ich es auf mich, ihre stachelige Dornenwand zu durchbrechen.
 

Außerdem kann ich es nicht mitansehen, wenn jemand unglücklich ist.
 

~~~♚~~~
 


 

„Das sieht wunderschön aus, Juvia.“ Lucy war an den Tisch der Mitschülerin getreten und blickte bewundernd auf deren Arbeit hinunter. Doch die Angesprochene runzelte nur die Stirn und richtete ihre großen, meerblauen Augen auf die unwillkommene Unterbrecherin. Wenn sie nicht immer einen solch abweisenden Gesichtsausdruck tragen würde, wäre sie wunderhübsch, stellte Lucy beinahe erstaunt fest.
 

„Was willst du?“, erkundigte Juvia sich misstrauisch und Lucy konnte ihr den Tonfall nicht verdenken. Erst vor einer Stunde hatte jemand ihr einen ziemlich fiesen Streich gespielt und auch während der letzten Tage war dergleichen öfter geschehen, so dass Lucy ganz unbehaglich zumute war.
 

Juvia schien ein ziemlich beliebtes Ziel zu sein. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Freunde hatte. Vielleicht war es nur ihre seltsame Art. Vielleicht war es einfach nur, weil sie den anderen gegenüber so ablehnend und niemand mochte Abweisung. Was natürlich keine Entschuldigung für so hässliche Scherze war.
 

Aber Lucy würde sich nicht davon abschrecken lassen. Sie strich sich eine Strähne ihres blonden Haares hinter das Ohr und holte ihre eigene Arbeit hinter dem Rücken hervor, ein Stück grünen Stoff, dem man beim besten Willen nicht ansah, was es einmal werden sollte. Der Handarbeitsunterricht würde sie noch umbringen.
 

Juvia dagegen war bereits fertig, ihr Rock, im Gegensatz zu Lucys in Blau, sah aus, als hätte sie ihn im Laden gekauft. Als sie Lucys ‚Werk‘ gewahr wurde, riss sie die Augen auf. Dann blickte sie zu Lucy hoch und meinte mitleidig: „Daran musste du wohl noch etwas arbeiten.“
 

Die Blonde lächelte verlegen. „Ja. Darum bin ich hier. Würdest du mir vielleicht helfen?“
 

Sie konnte sehen, dass Juvia von dieser Idee nicht begeistert war. Aber die blauen Augen senkten sich wieder auf den verhunzten Rock. „Du scheinst Hilfe wirklich nötig zu haben.“
 

Eigentlich hätte Lucy beleidigt sein müssen ob dieser abwertenden Antwort. Doch erstens hatte Juvia Recht und zweitens klang es nach einer sachlichen Feststellung. „Bitte?“, versuchte sie es darum erneut und setzte sich rasch auf den Stuhl neben der Blauhaarigen. „Du weißt doch, was Mademoiselle Lécuyer gesagt hat. Wir sollen nur im äußersten Notfall zu ihr kommen…“
 

„…dies ist eine Übung in selbstständiger Lösungsfindung.“, vollendete Juvia den wohlbekannten Satz. Tatsächlich war das Fräulein Lehrerin nur faul und wollte so wenig wie möglich außerhalb des Unterrichts mit den Schülerinnen zu tun haben. Ein Glück, dass die alte Hexe die Schule bald verlassen würde. Aber das half Lucy jetzt auch nicht weiter.
 

Eigentlich war es ziemlich egal, wie der Rock aussah. Sie hatte genug Kleider im Schrank und genug Geld, sich jederzeit neue zu kaufen; sie war nicht auf diesen Fetzen angewiesen. Aber der Handarbeitsunterricht verdarb ihr jedes Mal den perfekten Notendurchschnitt.
 

Ihr war klar, dass niemand in Zukunft ausgerechnet auf dieses Fach schauen würde, wenn sie nicht gerade eine Lehre als Schneiderin beginnen wollte, was natürlich nicht der Fall war. Nicht einmal ihr Vater sagte etwas darüber, obwohl es ihm wichtig war, dass sie gute Noten nach Hause brachte. Aber es war nun einmal ein Schandfleck auf ihrem Zeugnis. Und sie wollte, dass sich das endlich änderte.
 

Also versuchte sie noch einmal ihr bestes Lächeln. „Bitte, Juvia? Du würdest mir echt einen großen Gefallen tun!“
 

Die Angesprochene seufzte. „Lass Juvia das mal ansehen.“, verlangte sie und nahm der Blondine den missglückten Rock aus den Händen. Sie drehte ihn auf links, hob ihn mit beiden Händen hoch, so dass der Stoff sich spannte, und untersuchte die Nähte. „Hast du zwei linke Hände, Lucy, oder versuchst du mit deinen Füßen zu nähen?“
 

Lucy zuckte verlegen mit den Schultern. „Das ist nicht mein bestes Fach.“, gab sie zu. „Also, was ist?“
 

Juvia sah sie noch einmal an, die Augenbrauen wieder misstrauisch zusammengezogen. „Du willst Juvia nicht einen bösen Scherz spielen, oder?“, fragte sie lauernd.
 

Lucy schüttelte hastig den Kopf. „Nein! Ganz sicher nicht! Versprochen!“
 

„Hm.“ Die Blauhaarige wirkte nicht sehr überzeugt, aber dann nickte sie. „Juvia wird dir helfen. Das ist ja nicht mit anzusehen.“
 

„Ehrlich? Danke!“ Spontan fiel Lucy ihr um den Hals. „Du hast was gut bei mir. Wo fangen wir an?“ Sie nahm Juvia den Rock wieder ab, die in eine Schockstarre verfallen zu sein schien, denn sie reagierte gar nicht darauf. Es war, als wäre sie keine Umarmungen gewohnt und was für ein trauriger Gedanke war das?
 

„Also?“, hakte Lucy noch einmal nach.
 

„Wa…was?“
 

„Womit fangen wir an?“
 

Juvia sammelte sich sichtlich und rollte mit den Augen. „Damit, dass wir alles wieder auftrennen. Was sonst? Juvia hofft, dass du zumindest richtig geschnitten hast.“
 


 

~~~♚~~~
 

Mit Juvias Hilfe brachte mir das Projekt tatsächlich eine anständige Note ein und ich war zuversichtlich, dass ich das in Zukunft wiederholen konnte, wenn sie mich unterstützte. Aber das war nicht der Grund, warum ich weiterhin versuchte, ihre Freundin zu sein. Ich mochte sie einfach, ihre Gesellschaft, ihre verrückten Ideen, ihre überschäumende Phantasie und ihren leicht schwarzen Humor.
 

Dafür bekam ich seltsame Seitenblicke zugeworfen und nicht nur eine meiner Kameradinnen fragte mich, was das plötzlich sollte. Aber wenn sie das überhaupt fragen mussten, so kannten sie mich überhaupt nicht. Brauche ich einen Grund, um nett zu jemandem zu sein?
 

Juvia verdient etwas Besseres.
 

Denn auch wenn sie zu Anfang noch schroff und abweisend zu mir war, so sah ich doch immer das freundliche, zuvorkommende, verletzliche und ziemlich niedliche Mädchen, das sie ist, hindurchblitzen. Und jedes Mal, wenn dies geschah, festigte sich mein Entschluss, durch ihre dornige Wand zu dringen und die echte Juvia dahinter kennen zu lernen.
 

Nun war es damals so, dass ich jeden ersten Sonntag im Monat eine Teegesellschaft abhielt. Im Grunde war es nicht mehr als ein glorifiziertes Kaffeekränzchen, bei dem wir zusammenkamen, tratschten, Kuchen aus der Konditorei aßen und an den filigranen Tässchen nippten.
 

Was soll ich sagen? In einem Mädcheninternat mitten in der Pampa kann es manchmal ganz schön langweilig werden.
 

Und diese Nachmittage gaben uns eine Ausrede dafür, uns aufzubrezeln, unsere schönen Kleider auszuführen und damit anzugeben. Nach ein paar Wochen vorsichtigen Annäherns entschied ich, dass es an der Zeit war, Juvia ebenfalls einzuladen.
 

~~~♚~~~
 


 

Juvia kam in einem einfachen Kleid, das sie beinahe jede zweite Woche im Schulunterricht trug. Sie trug die Haare zu einem Zopf geflochten über der Schulter und hatte nicht einmal Lippenstift aufgetragen. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, was für ein wichtiges Ereignis Lucys Teegesellschaft war.
 

Jede Schülerin hoffte, eine Einladung zu erhalten, aber Lucy verteilte sie, wie sie es für passend hielt an Leute, die sie mochte, und es durften nie mehr als sechs sein. Die einzige, die jedes Mal kam, war Prinzessin Hisui E. Fiore, aber das lag daran, dass sie eine der freundlichsten, liebenswürdigsten Personen war, die Lucy auf dem Internat kannte, nicht an ihrem Titel. Oder zumindest nicht nur – wer würde es ausschlagen, mit einer Prinzessin zu dinieren?
 

Juvia wirkte sehr peinlich berührt, als sie feststellte, dass sie die einzige war, die in Alltagskleidung gekommen war. Sie war drauf und dran, gleich wieder umzudrehen und zu verschwinden, doch Lucy hatte zu lange daran gearbeitet, sie überhaupt herzukriegen, als dass sie sie wieder gehen lassen würde. Außerdem gab es hier nicht wirklich einen Dresscode.
 

Also sprang sie auf und hängte sich bei ihr ein und zog sie mit sich um sie auf den Ehrengastplatz zwischen Hisui und ihr selbst zu bugsieren. „Wie schön, dass du gekommen bist!“, erklärte sie ihr enthusiastisch. „Setz dich hierhin. Die anderen kennst du, oder? Hisui, Margaret, Penelope…“ Sie machte eine Bewegung in die Runde. „Leute, das ist Juvia.“
 

Natürlich gingen sie hier auf ein Internat und jeder kannte im Grunde jeden, egal in welche Klasse oder Stufe sie gingen. Aber Juvia war eine zurückgezogene Person und sie sprach kaum mit den eigenen Klassenkameraden. Die meisten an diesem Tisch gingen nicht einmal mit Lucy und Juvia eine Stufe, also wollte sie sicher gehen.
 

Die anderen grüßten freundlich und Hisui sagte warmherzig: „Schön, dich endlich mal näher kennen zu lernen. Lucy hat mir schon ein paar Dinge über dich erzählt. Nur Gutes, selbstverständlich.“ Die Prinzessin hatte weniger Freizeit als alle anderen, da sie zu dem normalen Unterricht noch weiteres Training bekam – Etikette, Politik, Selbstverteidigung, Regierungsgeschäfte, Wirtschaft… Wer auch immer behauptet hatte, Prinzessinnen hätten es gut und ein leichtes Leben, hatte keine Ahnung.
 

Juvia wurde rot und antwortete mit einem schüchternen Lächeln. Zumindest sah sie jetzt nicht mehr aus, als würde sie gleich wieder davonlaufen. Die anderen Mädchen begannen zu schwatzen, ein Zeichen dafür, dass keine gegen den Neuzugang protestieren würde.
 

Lucy stand auf um den Kaffee zu holen, eine neue Röstung, die sie aus Minstrel hatte kommen lassen. „Ich habe heute leider keinen Tee.“, erklärte sie entschuldigend. „Ich habe keinen gefunden, der zu unserem heuten Kuchen passt.“ Sie deutete auf die silberne Servierglocke, die das Gebäck abdeckte.
 

Denn während Kaffee, Tee und alles andere, das man zu einer Teegesellschaft an Getränken servieren konnte, Lucys Leidenschaft war, so war sie in der Küche rein gar nicht zu gebrauchen, egal wie oft sie es versuchte. Sehr zu ihrem Leidwesen, denn sie wäre gerne in der Lage, ihren Gästen nicht nur hervorragenden Kaffee zu servieren, mit Herzen, Sternen und manchmal auch Blumen im Milchschaum, sondern auch eine passende Torte.
 

Allerdings hatte die Alvarez-Konditor-Kette – auf dem Weg zu einem echten Bäckereiimperium, das konnte selbst Lucy sehen – im letzten Jahr eine Filiale in der Stadt aufgemacht und sie lieferten auch. Seitdem bekam sie ihre Kuchen von dort und sie versuchte, so viele verschiedene Backwerke wie möglich anzuschleppen.
 

Heute war es eine Tarte Au Chocolat, verziert mit gespritzten Schokoladentupfern und einem Hauch Puderzucker. Der kunstvolle, flache Kuchen löste eine Reihe von entzückten Ausrufen um den Tisch herum aus. Kurz darauf war jede mit einem Stück davon versorgt und Lucy brachte die Tassen heran, die sie währenddessen vorbereitet hatte.
 

Juvia war eines der drei Mädchen, die heiße Schokolade trank, die Lucy ihr angeboten hatte, nachdem sie ihr Gesicht verzogen hatte nur aufgrund des Gedankens an Kaffee. Das überrascht-erfreute Lächeln, das sich über ihr Gesicht ausbreitete, nachdem sie einen Schluck des süßen Getränks probiert hatte, zeigte, dass auch sie Lucys Spezialrezept nicht widerstehen konnte. Das machte nun mal der Unterschied zwischen Kaba aus dem Laden und echtem Kakao, auf den Lucys Mutter geschworen hatte.
 

„Wenn ich könnte, würde ich dich später als meine Barista anstellen.“, bemerkte Hisui und Lucy grinste nur. Sie hätte das Angebot ja gerne angenommen, aber ihr Vater hatte andere Pläne mit ihr.
 

„Genieß, solange du kannst.“, antwortete sie stattdessen und nahm selbst einen Schluck von ihrem Cappuccino. „Probiert den Kuchen. Den haben sie ganz neu im Angebot.“, wies sie an und Juvia und Hisui kamen der Aufforderung nach.
 

„Wow, der ist gut!“, erklärte die Prinzessin und bekam lautstarke Zustimmung von Margaret, die neben ihr saß und jedes Mal hellauf begeistert von der Konditorei war.
 

„Ganz okay.“, gab Juvia ihr Urteil ab, was ihr von allen Seiten seltsame oder gar empörte Blicke einbrachte. „Juvias Mutter hat die beste Tarte gemacht.“, verteidigte sich das blauhaarige Mädchen und starrte auf ihren Teller. „Diese ist aber wirklich okay.“
 

„Nur okay?“, beschwerte sich Margaret. „Ach ja? Ich glaube dir, wenn du uns eine bessere lieferst!“
 

„Juvia backt nicht mehr.“, war die kurze Antwort und dann fügte sie hinzu: „Dein Kleid ist süß. Wo hast du es her?“
 

Natürlich konnte Margaret nicht wiederstehen, über ihre Klamotten zu reden, also wurde das Thema Kuchen fallen gelassen und es wurde sich wichtigeren Dingen zugewandt – Kleider, die süßen Jungs vom Partnerinternat auf der anderen Seite der Stadt, Stars und schließlich Reisen. Der Weihnachtsurlaub rückte näher und es war kaum eine, die nicht nach Hause ging um mit den Eltern entweder nach Süden zu fahren oder in die Berge zum Skifahren.
 

Lucy war da keine Ausnahme, aber Juvia offensichtlich schon, denn als die Sprache darauf kam, lächelte sie nur in die Runde, nippte an ihrem Kakao und starrte auf ihren Teller. Doch Lucy schien die einzige zu sein, die dies bemerkte. Egal, wie sehr sie versuchte, Juvia in das Gespräch mit einzubeziehen, das andere Mädchen blieb zurückhaltend und leise, wenn auch freundlich und mit einem Lächeln im Gesicht, das zeigte, dass sie den Nachmittag genoss. Sie sagte nicht viel, trotzdem endete die Teegesellschaft mit dem Entschluss, demnächst in die Stadt zu gehen und eine anständige Garderobe für Juvia zu besorgen.
 


 

~~~♚~~~
 

Ich habe dieses seltsame Hobby von ihrer Mutter übernommen, okay? Keine seltsamen Blicke! Sie war eine hervorragende Barista, als sie meinen Vater kennenlernte. Nachdem sie ihn geheiratet hat, hat sie ihre eigenen Teepartys geschmissen, großartige Veranstaltungen, zu der jeder eingeladen wurde, der Rang und Namen hatte.
 

Dieses Kaffeekränzen jedenfalls half mir, Juvias dornige Hecke noch etwas weiter herunterzureißen und immer mehr und mehr Blicke auf die wirkliche Person dahinter zu werfen. Unter all den Dingen, die Juvia von sich erzählte, was leider nicht sehr viel war, war es diese eine Bemerkung an diesem Nachmittag, die mir keine Ruhe mehr ließ.
 

„Juvia backt nicht mehr.“
 

Als hätte sie es früher sehr oft getan. Ihr niedergeschlagener Tonfall hatte deutlich gezeigt, dass da mehr dahinter steckte, als nur die Tatsache, dass sie das Interesse daran verloren hatte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass es mit ihrer Mutter zu tun hatte, die sie ja fast im gleichen Atemzug erwähnt hatte.
 

Mit ihr musste es zusammenhängen, dachte ich mir damals. Hatte sie sich mit ihrer Mutter zerstritten? Die Frage wiederum warf noch ganz andere auf. Denn Juvia erzählte wenig von sich, noch weniger von ihrer Familie oder dem Leben, dass sie vorher gehabt hatte, ehe sie an das Crocus Internat gekommen war. Hin und wieder erwähnte sie Gajeel, was alle anderen neugierig machte aber das war das Höchste der Gefühle.
 

Also begann ich, sie gezielt danach zu fragen – nicht, weil ich mit dieser Information irgendetwas anfangen wollte, sondern weil es mich einfach interessierte. Zu diesem Zeitpunkt würde ich uns schon als gute Freundinnen bezeichnen und ich erzählte ihr alles, was mir Sorgen bereitete – meine Probleme in der Schule, mit den Lehrern oder Mitschülerinnen, den Stress mit meinem Vater zuhause, der mein Leben schon durchgeplant hatte bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich sein Firmenimperium übernahm, meine Geheimnisse, Wünsche und Träume. Juvia war schon damals eine gute Zuhörerin und sie tratschte nie herum, also waren meine Geheimnisse sicher. Stattdessen gab sie mir gute Ratschläge, ließ spitze oder bedauernde Bemerkungen los oder hatte einfach nur ein offenes Ohr, um meine Probleme loszuwerden.
 

Ich wollte ihr nur den gleichen Gefallen tun.
 

~~~♚~~~
 


 

„Fährst du mit deinen Eltern auch weg in den Ferien?“, wollte Lucy wissen, während sie ein Lesezeichen in ihr Buch schob und es zur Seite legte. Sie lag bäuchlings auf der Decke, die sie mitgebracht hatten, und stützte jetzt das Kinn auf ihre Hand.
 

Über ihnen schien die Sonne, auch wenn sie sich schon gefährlich nahe an den Baumwipfeln befand. Wenn sie diese erreicht hatte, würde Schatten über den Hohlweg fallen und dann konnten sie nicht mehr bleiben, da es zu kalt werden würde. Heute waren die Temperaturen ganz angenehm, aber sie näherten sich schon dem Dezember.
 

Ohne Jacken und Decken würden sie es hier draußen nicht mehr aushalten, aber solange es nicht nass war oder Schnee lag, wollten sie beide nicht auf die kleinen Picknicke an ihrem Geheimen Ort verzichten. Die ruhigen Nachmittage, die sie im Spätsommer zu zweit hier draußen verbracht und so zu lieben gelernt hatten, waren zu angenehm, um sie einfach fallen zu lassen. Wenigstens waren sie hier unten vom Wind geschützt, der durch die kahlen Baumwipfel zog.
 

Juvia saß am Rand der Decke, den Zeichenblock auf den Knien, und starrte abwechselnd hinüber zu dem alten Tunnel und auf das Papier, als wollte sie herausfinden, was an ihrer Zeichnung nicht stimmte. Lucy konnte von ihrer Position nur einen Teil davon sehen, aber sie wirkte in Ordnung. Besser als alles, was sie hinkriegen würde jedenfalls.
 

„Nein.“, war die kurze Antwort und Juvia legte den Kopf schief und hob den Stift zum Vergleich.
 

„Oh.“, machte Lucy verdutzt und richtete sich höher auf. „Dann feiert ihr Zuhause?“
 

„Nein. Juvia bleibt über die Ferien hier.“ Sie nahm ihren Radiergummi und beugte sich tiefer über ihren Block.
 

Die Blondine runzelte die Stirn und setzte sich dann auf, um sich neben ihre Freundin zu befördern. Auch von dieser Position aus konnte sie kein Problem auf dem Bild sehen, aber darum ging es ihr nicht. „Warum das? Ich meine… Willst du deine Eltern nicht sehen? Wollen sie dich nicht sehen?“ Lucy und ihr Vater mochten ihre Meinungsverschiedenheiten haben, aber sie hatte noch nie die Ferien im Internat verbringen müssen. Tatsächlich taten das nur wenige.
 

Juvia warf ihr einen kurzen Blick zu, das Gesicht unleserlich. Nach einem Moment konzentrierte sie sich wieder auf ihre Zeichnung, doch sie tat nichts daran. Ein weißer Fleck prangte nun in der Mitte, direkt dort, wo der Tunnel sein sollte. „Juvia kennt ihren Vater nicht.“, erklärte sie dann. „Und ihre Mutter ist tot.“ Sie zuckte mit den Schultern, als ob das keine große Sache wäre, doch an ihrer Haltung war zu erkennen, dass dies ganz und gar nicht so war. „Juvia lebt bei ihrem Onkel, aber er will nichts mit ihr zu tun haben. Also bleibt Juvia hier.“
 

Lucy öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Das hatte sie nicht gewusst! Warum hatte sie auch nicht an diese Möglichkeit gedacht! Und dann war sie auch noch mit diesen gefühllosen Fragen in sie gedrungen. „Es tut mir leid.“, sagte sie nach einem Moment. „Ich… Das war unsensibel von mir.“
 

Juvia schwieg und nahm ihren Stift wieder auf. Hatte sie sie jetzt verärgert? Lucy hatte wirklich keine unangenehmen Erinnerungen wecken und keine alten Wunden aufreißen wollen…! Was sollte sie jetzt sagen, um das wieder besser zu machen? Oder sollte sie schweigen, einfach da sein? Oder besser noch, lieber gehen und die andere alleine lassen?
 

Sie wusste, wie es sich anfühlte, die Mutter zu verlieren. Layla war gestorben, als sie noch ein kleines Mädchen geworden war. Aber sie erinnerte sich noch gut an die schöne, sanfte Frau mit dem gütigen Lächeln und den strahlenden, braunen Augen. Und auch, wenn die Trauer mit der Zeit leiser wurde und in den Hintergrund trat, wenn sie überdeckt wurde von anderen Gefühlen… Sie verschwand niemals ganz.
 

Lucy wusste das. Sie wusste auch, dass jeder auf eine andere Weise trauerte und fragte sich, ob Juvia es lieber im Stillen tat. Und wie viel schlimmer musste es sein, die Mutter zu verlieren, wenn man zudem keinen Vater hatte und keine Unterstützung von jemand anderem?
 

„Du konntest das ja nicht wissen.“, erklärte Juvia leise. „Juvia ist nur …“ Ihre Stimme zitterte plötzlich und klang dumpf. „Es ist nur… Juvias Mutter ist im Frühling gestorben. Ein Unfall.“
 

Und wenn das kein Schlag in den Magen war, dann wusste Lucy auch nicht. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf Juvias Schulter und bot an: „Du kannst mit mir reden, wenn du willst. Oder nicht. Wir können einfach hier sitzen oder wieder zurückgehen oder ich kann dich auch alleine lassen.“
 

„Nein!“, kam die hastige Antwort und dann langsamer: „Juvia möchte nicht, dass du gehst.“ Als wäre dieser Gedanke allein etwas Schlechtes. Die Blauhaarige sagte nicht mehr und sie blickte auch nicht auf, aber sie schüttelte Lucys Hand nicht ab.
 

„Mama hat immer dafür gesorgt, dass Juvia ihre Zeichenstunden bekam, selbst wenn das Geld knapp wurde.“, erklärte sie dann plötzlich. „Sie hat die letzten Cent zusammengeklaubt und Juvia den nächsten Kurs bezahlt. Und an Geld hat es eigentlich immer gefehlt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Juvia kannte ihren Onkel damals noch nicht und ihre Mutter war nur Konditorin. Sie hat nicht sehr viel verdient.“ Juvia holte tief Luft. „Wir haben immer zusammen gebacken. Sie wusste alte Familienrezepte und wir hatten immer viel Spaß dabei.“
 

Lucy brauchte einen Moment um zu bemerken, dass ihre Freundin weinte, lautlos und herzzerreißend. Tropfen fielen auf die so sorgfältige Zeichnung und vorsichtig nahm Lucy ihr den Block und den Stift aus der Hand, um beides zur Seite zu legen. Dann schlang sie die Arme um Juvia und ließ sie an ihrer Schulter weinen.
 


 

~~~♚~~~
 

Nach diesem Tag schien der Damm gebrochen zu sein. Juvia öffnete sich mir und erzählte mir mehr von sich, auch wenn sie es nicht wollte, dass andere davon erfuhren. Also hielt ich darüber die Klappe, bot ihr eine helfende Hand und begann, andere Pläne in Tat umzusetzen. Irgendwie musste sie damit abschließen.
 

Backen war offensichtlich etwas, dass sie genossen hatte. Doch jetzt schien es eine Hemmschwelle zu geben, die sie daran hinderte. Ich weiß ganz genau, wie sich diese Situation anfühlt. Nach dem Tod meiner Mutter konnte ich den Wintergarten, in dem sie ihre letzten Monate dahinsiechend in einem Bett verbracht hat, nicht mehr betreten ohne in Tränen auszubrechen. Mein Vater hat mir damals geholfen, diese Angst zu überwinden und so beschloss ich, die Person zu sein, die für Juvia das gleiche tat.
 

Ich muss zugeben, ich war nicht immer sehr sensibel oder überaus erfolgreich damit… Tatsächlich hatte ich ein paar sehr dumme Ideen, die wohl nur Teenager a) bekommen und b) für gut und überhaupt umsetzbar halten.
 

Über die eine oder andere Sache wollen wir nicht weiter reden, aber … nun ja, Juvia hat gebacken.
 

~~~♚~~~
 


 

„Hey, Lucy!“ Juvias Stimme klang laut in der winterlichen Stille, die sich über den Hohlweg gelegt hatte. Ein Schneemann dekorierte den Eingang des Tunnels, aber die Schneedecke war inzwischen wieder ungebrochen und leise Flocken tanzten durch die Luft. Der Himmel war grau bedeckt und die Sonne nur ein heller Fleck hinter den Wolken.
 

Lucy drehte sich um und entdeckte ihre Freundin einen Moment später am oberen Rand der Steilwand. Sie lief zügig auf die Treppe zu und winkte mit etwas, das sie in der Hand hielt. Lucy brauchte einen Moment um zu erkennen, dass es ein Umschlag war.
 

„Hi!“, rief sie zurück und als Juvia näher kam, identifizierte sie eine der Einladungen, die sie hochoffiziell verschickt hatte.
 

„Juvia wusste nicht, dass du Geburtstag hast!“, beschwerte sich die Blauhaarige, kaum dass sie bei ihr ankam, und hielt als Beweis den Umschlag hoch, der aus schwerem, mattweißem Papier gefertigt war. Vorne stand in geschwungenen Buchstaben Juvias Name – tatsächlich die erste Einladung, die sie geschrieben hatte. „Schon so bald und Juvia hat gar nichts, was sie dir schenken kann!“
 

Das klang so vorwurfsvoll, dass Lucy lachen musste. „Du musst mir nichts schenken. Ich habe alles, was ich brauche. Ich bin nur froh, wenn du kommst. Das ist mir wichtiger als ein Geschenk.“ Und wenn sie etwas nicht besaß, so brauchte sie nur ihren Vater zu fragen. Materielle Dinge verloren ihren Wert, wenn sie nur einen Anruf weit entfernt waren.
 

„Aber wie kann Juvia zu deiner Feier kommen, wenn sie kein Geschenk hat?“, jammerte die Blauhaarige und schob den Umschlag in die Tasche ihres Wintermantels. „Du musst Juvia sagen, was du dir wünschst! Bücher? CDs?“
 

Noch immer lachend nahm Lucy die fuchtelnden Hände der anderen in ihre. „Nein. Ich bin wirklich zufrieden, wenn du nur kommst. Ich brauche ehrlich nichts.“
 

Juvia verzog das Gesicht; sie schien ehrlich unglücklich über den Gedanken, geschenklos auf eine Geburtstagsparty zu kommen. Also versicherte Lucy noch einmal: „Ehrlich. Du bist mir in den letzten Monaten eine so wichtige Person geworden, dass ich dich nicht mehr missen will. Ich weiß, wir kennen uns eigentlich noch gar nicht so lange, aber … du bist meine beste Freundin. Also. Nur dich mitbringen und sonst nichts!“
 

Die Blauhaarige sah jetzt nicht mehr ganz so panisch aus, sondern lächelte schüchtern. „Lucy ist auch sehr wichtig für Juvia.“
 


 

Am Abend würde sie noch eine größere Party schmeißen, drüben in der Aula, da vermutlich nicht nur die ganze Schule kommen würde, sondern auch einige Gäste von außerhalb. Allen voran die Jungs von der Partnerschule, die wohl auch der Grund waren, warum sich alle auf dieses Fest freuten.
 

Doch Lucy befand solche großen Feiern als zu unpersönlich und schmiss – außer der Reihe – eine Teegesellschaft anlässlich ihres Geburtstages. Sie hatte nur eine Handvoll Leute eingeladen, darunter natürlich Juvia und Hisui. Außer der Blauhaarigen waren bereits alle anwesend und langsam wurden die Mädchen unruhig.
 

„Wo bleibt sie denn?“, wollte Margaret wissen und reckte den Hals in Richtung Tür, als könnte sie durch das weiße Holz hindurchspähen, wenn sie sich nur anstrengte.
 

„Normal trödelt sie doch nicht immer so.“, meinte jemand anderes.
 

„Sie wird schon kommen.“, erklärte Hisui. „Willst du schon mal ohne sie anfangen?“
 

Lucy schüttelte den Kopf. Sie hoffte, dass Juvia kommen würde und es sich nicht anders überlegt hatte. Und wenn sie nicht kam, dann würde sie etwas zu hören bekommen, fehlendes Geschenk hin oder her! Sie hatte doch gesagt, dass das nicht wichtig war! „Eigentlich will ich erst anfangen, wenn alle da sind.“, erklärte sie und drehte unschlüssig Hisuis Geschenk in den Händen.
 

„Ach komm schon, sie wusste, wann es losgeht.“, murrte Margaret und beäugte aufgeregt die beiden Speiseglocken auf dem Tisch. „Was hast du für heute besorgt?“
 

Lucy zuckte mit den Schultern. „Nichts Besonderes, ich…“ In diesem Moment ging die Tür auf und die sehnsüchtig Erwartete stand im Rahmen. Inzwischen hatte sie genug Erfahrung mit den Teepartys, dass sie ähnlich herausgeputzt kam wie die anderen, heute natürlich mehr als sonst.
 

In den Händen allerdings trug sie, anders als gewohnt, eine gläserne Tortenplatte mit einer silbernen Haube darüber. „Juvia entschuldigt sich für die Verspätung.“, erklärte sie, während sie hereinkam. Sie stieß die Tür wieder mit dem Fuß zu und kam herüber.
 

Lucy sprang aufgeregt auf. „Keine Sorge, wir haben noch nicht angefangen.“, erklärte sie.
 

„Juvia hat etwas für dich gemacht.“ Die Blauhaarige reichte ihr die Platte, doch Lucy kümmerte sich nicht darum, sondern stellte sie eilig auf dem Tisch ab, um sich umarmen und beglückwünschen zu lassen.
 

„Alles Gute zum Geburtstag!“, posaunte Juvia und strahlte. „Juvia hat kein Geschenk für dich gefunden. Aber sie hat dir einen Kuchen mitgebracht.“ Damit hob sie die Speiseglocke von der Platte herunter. Darunter kam ein wahres Kunstwerk eines flachen Kuchens zum Vorschein, mit dem typisch gewellten Rand einer Tarte und verziert mit Rosen aus Schokolade und weißen Raspeln.
 

„Tarte Au Chocolat. Juvia hofft, dass sie dir schmeckt.“ Sie senkte die Stimme und fügte flüsternd hinzu, so dass nur Lucy sie verstehen konnte: „Juvia ist etwas aus der Übung.“
 

Lucy grinste und meinte: „Da bin ich mir ganz sicher.“, während von den anderen Mädchen bewundernde Ausrufe zu hören waren.
 

„Das ist ja ganz professionell aus.“, lobte Hisui und Margaret fügte hinzu: „Ist das die berühmte Tarte, von der du uns erzählt hast?“ Doch in ihrer Stimme fehlte der herablassende Unterton, den sie früher oft angenommen hatte, wenn sie mit Juvia sprach. Die streckte ihr bloß die Zunge heraus. „Du brauchst sie nicht zu essen.“
 

Lucy war einfach nur froh zu sehen, dass Juvia ein weiteres Stück ihrer Dornen heruntergerissen hatte. Die Tarte jedenfalls zerging nahezu auf der Zunge, ein schweres, süßes Gebäck, das nicht nur nach Lucys Meinung der beste Kuchen war, den sie je probiert hatte.
 


 

~~~♚~~~
 

Das jedenfalls ist die Geschichte, wie wir uns kennen gelernt haben und beste Freundinnen geworden sind, was dazu führte, dass wir gemeinsam das Café eröffnet haben. Auch über die nächsten Jahre waren wir unzertrennlich und bald wusste jeder, dass wir nur im Doppelpack zu haben waren.
 

Juvia übernahm es, die Kuchen für meine Teegesellschaften zu machen und nach und nach perfektionierten wir unser Angebot und daraus wurde überhaupt erst die Idee, gemeinsam das Star and Rain Café zu eröffnen. Ich weiß nicht einmal mehr, wie genau – vielleicht in einer Unterhaltung an unserem Geheimen Ort oder mitten in der Nacht bei einem unserer zahlreichen Gespräche oder vielleicht im Unterricht auf den Zetteln, die immer hin und her gingen.
 

Ursprünglich war es nur eine verrückte Idee, eine Träumerei, Wunschdenken. Aber nach und nach wurde es zu einem festen Plan, einem Ziel, auf das wir hinarbeiteten. Doch ich wusste, mein Vater würde sich dagegen stellen. Juvias Onkel interessierte es nicht, was sie tat, solange sie ihm aus den Haaren blieb; sie zumindest hatte dieses Problem nicht.
 

Also erzähle ich ihm nichts darüber und während Juvia nach dem Abschluss an die beste Kochschule ging, die sie fand – drüben in Bosco – ging ich an die Universität und studierte Wirtschaft. Ich arbeitete und lernte und ackerte mich ab, alles auf meine eigenen Kosten. Ich erklärte meinem Vater, dass ich das als eine Lektion für das Leben sehen wollte. Ich konnte mich nicht immer auf ihn verlassen, oder?
 

Also arbeitete ich in Restaurants und Cafés und Bars, hinter dem Tresen, und lernte dort, was ich für unser zukünftiges Business und meine Aufgabe darin brauchen würde. Nachdem ich meinen Bachelorabschluss mit fliegenden Fahnen hinter mich gebracht habe, breitete die die Pläne vor meinem Vater aus. Es waren gute Pläne, ausgearbeitet und detailliert, mit Finanzierung und voraussichtlichen Ergebnissen, besprochen mit einem Steuerberater und mit einem Auge auf Magnolia als Basis.
 

Nun, sagen wir es so: es endete nicht so gut und zwischen mir und meinem Vater herrscht im Moment Funkstille. Wenigstens habe ich noch Juvia, die mir währenddessen die ganze Zeit beistand.
 

~~~♚~~~
 


 

Lucy warf den Pinsel auf die Folie, die den alten Dielenboden bedeckte, und stützte die Fäuste in die Hüften, um ihr Werk zu betrachten. Drei der Wände waren in einem matten Weiß gestrichen, von dem sich einige Highlights in leuchtendem Himmelblau absetzten. Sobald die Farbe trocken war, würden sie einige Bilder aufhängen, die im Moment noch eingepackt am Tresen lehnten.
 

Hinter diesem hatten sie die graue Steinwand gelassen, die zum Teil von einer randlosen, einfachen Tafel verdeckt wurde und dem Ambiente einen rustikalen Anstrich verlieh, der ganz im Gegensatz dem restlichen Teil der Einrichtung stand, die sich allerdings noch im Lager befand.
 

Der Raum war groß, viel größer, als sie es brauchten, und hatte eine umgedrehte L-Form, so dass der Tresen ums Eck herumführte und dann zur Wand, knapp vor einer Tür. Am letzten Stück der Steinwand waren Eichenbretter als Regale angebracht. Der Tresen selbst bestand aus geweißeltem Holz, auf dem die Maserung noch zu sehen war und nur an einer Stelle war die Wand verglast, so dass sie den Blick frei auf drei ausziehbare Regalflächen gab.
 

Sie würden einen Teil mit hölzernen Raumteilern abtrennen, so dass im hinteren Teil des Ladens nur noch die Treppe erreichbar war, die in den Keller und zu den Toiletten führte, damit nicht alles ganz so groß und leer wirkte. Es würde hoffentlich alles sehr behaglich und lauschig aussehen, mit filigranen Stühlen und Tischen aus Metall und bequemen Sofas und Sesseln und den Pflanzen dazwischen.
 

Durch die hohen Sprossenfenster und die beiden Doppelflügeltüren fiel helles Sonnenlicht und malte goldene Vierecke auf den Boden. In der Vorderfront konnte man hinaus auf die momentan ruhige Straße sehen, auf der um diese Uhrzeit nur eine Handvoll Leute über das alte Kopfsteinpflaster bummelte. An der einen Seite zeigten weitere Fenster auf einen kleinen Innenhof hinaus, in dessen Mitte sich eine uralte Birke erhob.
 

„So, das war’s! Jetzt kommt der spaßige Teil!“ Lucy war jedenfalls erleichtert, endlich die Malerarbeiten hinter sich gebracht zu haben, damit sie sich um das Dekorieren und Einrichten kümmern konnten.
 

„Wir müssen erst aufräumen.“, bemerkte Juvia und Lucy drehte sich zu ihr um. Sie stand auf der momentan ebenfalls abgedeckten Theke und fummelte mit den Birnen herum, die sie in die herabhängenden, gläsernen Lampen drehte. Sie hatte blaue Farbe im Gesicht und auf dem T-Shirt und die Haare zu einem unordentlichen Knoten hochgebunden. Nicht, dass Lucy im Moment besser aussah – Renovierungsarbeiten führte man nun mal nicht in Designerkleidung durch.
 

Wenigstens hatten sie es beinahe geschafft. Die hinteren Räume waren bereits fertig und teilweise sogar schon eingeräumt, aber das hier vorne war natürlich die Hauptsache, das eigentliche Café, das die Besucher sehen würden. Gajeel hatte ihnen geholfen, doch den letzten Schliff konnten die beiden jungen Frauen ihrem Traumgeschäft auch alleine geben. Sie würden ihn aber zum Möbelschleppen noch einmal heranziehen. Nur die Toiletten, die beiden Bäder und die Küche hatten sie von Experten machen lassen. Genug Geld war ja im Moment noch da.
 

Juvia drehte die letzte Birne herein und sprang hinter den Tresen, um den Lichtschalter zu betätigen. Sofort flammte die lange Reihe der Birnen über der Verkaufstheke auf und tauchte alles in ein helles, freundliches Licht. Es gab auch einige Deckenlampen in ähnlichem Stil, doch sie waren noch nicht angebracht. Noch etwas, wofür sie Gajeel brauchen würden.
 

Lucy verschloss ihren Farbeimer und trat an den Tresen, der ihr bis zu den Rippen ging, um sich darauf abzustützen. Hinter der Theke zogen sich hüfthohe Schränke an der Wand entlang und an beiden Enden gab es je eine Tür, die in die hinteren Zimmer führten.
 

Ursprünglich war das Café zwei verschiedene Geschäfte gewesen, darum waren jetzt ein paar Dinge doppelt vorhanden. Aber nur eines der leerstehenden Geschäfte wäre zu klein gewesen. Außerdem gehörte die bereits vorhandene Industrieküche zu einer Räumlichkeit und der Innenhof zu der anderen und sie brauchten beides.
 

„Schön hier.“, bemerkte sie und rieb sich nervös die Hände. „Hoffentlich gefällt es hier noch anderen Leuten.“
 

„Wie könnte es nicht?“, erklärte Juvia nachdrücklich. „Jeder wird uns lieben.“
 

Lucy nickte, angesteckt von dem unerschöpflichen Optimismus ihrer Freundin. „Bestimmt. Was hältst du davon, wir gehen rüber zu Lily und schauen, ob sie was zu essen für uns haben, bevor wir uns um den nächsten Schritt kümmern.“
 

Der da wäre, das Café endlich einzurichten. Die so sorgfältig ausgesuchten Tische und Stühle aus dem Lager zu holen, die liebevoll gewählten Bilder an die Wände zu hängen, endlich den niedlichen Innenhof auszustatten, schließlich das Geschirr in die Schränke zu stellen und was für Kleinigkeiten sonst noch so anfielen. Sie würden bestimmt noch zwei, drei Tage beschäftigt sein. Der große Kaffeeautomat würde am nächsten Tag geliefert werden und am Montag wäre die Eröffnung. Sie hatten hier wirklich eine Punktlandung hingelegt.
 

Natürlich mussten sie erst aufräumen und später noch an die Bestellung denken, aber Lucy schob diese unbequemen Gedanken beiseite. Letzteres war sowieso vor allem Juvias Aufgabe, da sie die Konditorin hier war. Lucy war nur die Barista. Natürlich gab es auch dabei an einiges zu denken…
 

„Juvia hat auch Hunger.“, bestätigte die Blauhaarige und kletterte über den Tresen, anstatt den korrekten Weg außen herum zu wählen. „Außerdem hatte sie noch einige Ideen für die Speisekarte. Wir können das gleich auch besprechen.“
 

Vor dem Café begegnete ihnen Evergreen, die mit ihrem Geschäftspartner das Kosmetikstudio betrieb, das sich an den Innenhof anschloss, und ihnen zunickte. Ur, die Frau ihres Vermieters, winkte ihnen durch die Schaufenster auf der anderen Seite des Cafés zu, die sie gerade neu dekorierte.
 

Der Edolas Pub lag auf der anderen Straßenseite, gut erkennbar durch seine dunkelblaue Front und die großen Fenster, auf denen der Name des Lokals in altmodischen Lettern zu lesen war. Eine Glocke erscholl, als sie eintraten und der Duft von Gebratenem und Pommes schlug ihnen entgegen.
 

Die Innenräume waren ganz auf rustikal gemacht, mit dunklem Holz überall – auf dem Boden, an den Wänden, am Tresen und die Pfosten, die die ebenfalls hölzerne Decke hielten. Die einfachen Tische und Stühle waren ebenfalls aus diesem Material gefertigt und die Stühle hatten dunkelblaue Polster. Durch die breite Vorderfront fiel helles Licht und die zahlreichen Deckenlampen trugen ebenfalls dazu bei, dass der Pub offen und einladend wirkte anstatt dunkel und stickig.
 

In einer Ecke saß ein junges Paar und aß eine kleine Zwischenmahlzeit und hinter dem Tresen stand Kinana, die von ihrer Arbeit aufsah und die beiden Eintretenden mit einem breiten Lächeln begrüßte. Sie war eine herzliche, junge Frau mit kurzem, violettem Haar, das ihr fein geschnittenes Gesicht einrahmte, und riesigen grünen Augen.
 

Sie stellte ihnen ungefragt die richtigen Getränke hin, als sie sich zu ihr an die Theke setzten, und meinte: „Ich bring euch gleich was zu essen.“ Der Edolas Pub servierte nur eine begrenzte Anzahl an Gerichten, einfach zu kochende Dinge – Burger, Steaks, ein paar ausgewählte Salate und dazu Pommes oder Kartoffeln und ähnliches. Doch da viel Wert auf Qualität gelegt und vieles von Grund auf hergestellt wurde, gehörte das kleine Lokal inzwischen zu Lucys Lieblingsrestaurants und sie als Milliardärstochter hatte in Fünf-Sterne-Restaurants diniert. Was sie sich inzwischen natürlich nicht mehr leisten konnte.
 

Während des Essens unterbreitete Juvia ihr ihre neuen Ideen für die eigene Speisekarte, die während der letzten Wochen einige Male überholt und neu aufgebaut wurde. Nachdem sie ihre leergeputzten Teller beiseite geschoben hatten, kam Kinana zu ihnen herüber, ein breites Lächeln im Gesicht.
 

Auf den Händen trug sie eine Kuchenplatte mit einer inzwischen vertraut aussehenden Tarte Au Chocolat. Hinter ihr folgte ihr Boss, Pantherlily, ein großer, muskulöser Mann mit schwarzer Haut und einer hässlichen Narbe, die sich an seinem linken Auge vorbeizog. Er trug eine Flasche Whisky in der einen und vier passende Gläser in der anderen und grinste sie breit an. „Ich habe gehört, ihr seid so gut wie fertig.“, erklärte er und stellte die Gläser vor ihnen auf den Tresen. „Darauf muss angestoßen werden.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie fehlt mir noch das richtige Feeling für das 'verse. Vielleicht bin ich deswegen nicht so richtig zufrieden mit dem OS. Ich hatte das Gefühl, es fließt nicht so richtig, selbst nach gründlicher Überarbeitung. ^^" Ich hoffe, es hat trotzdem jemandem gefallen!

Bis dann ^^~
Arian Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yosephia
2016-03-06T20:24:21+00:00 06.03.2016 21:24
Uiuiui, wo fange ich jetzt an? Ich bin immer so einfallslos beim Kommentarschreiben, aber erstens habe ich dir einen versprochen und zweitens hast du dir einen mehr als nur redlich verdient!

Zunächst einmal finde ich das Konzept mit den wechselnden Erzählstilen sehr passend. Es ist eine gute Möglichkeit, Dinge flott zusammen zu fassen und Timeskips nicht zu ruckartig wirken zu lassen. Auch dass es aus Lucys Sicht erzählt wird, ist sehr passend, da es in diesem Teil auch eindeutig darum geht, Juvias Entwicklung zu beleuchten.

Technisch sehe ich echt nichts, was zu bemängeln wäre. Schöne Beschreibungen - ganz besonders das Café kann ich mir wirklich gut vorstellen und stelle ich mir sehr hell und einladend vor. Der Kontrast zwischen Theken- und Sitzbereich gefällt mir. Auch ansonsten waren es sehr anschauliche Beschreibungen, ohne dass du dich zu sehr in Details verstrickt hast. Die Dialoge waren sehr authentisch und haben die Charaktere gut wieder gegeben. Wenn dir bei der Überarbeitung etwas an Fehlern entgangen ist, dann ist es mir auch entgangen XP

Die Entwicklung der Geschichte finde ich auch sehr schön. Wir haben uns ja so viele Gedanken zu den Hintergründen gemacht und hatten dabei so viel Material, da ist das hier eine schöne Lösung, um a) das 'verse vorzustellen, b) Lucys und Juvias Freundschaft zu beleuchten und c) den Grund für die Wichtigkeit des The Star and Rain zu verdeutlichen. Sehr geschickter Schachzug!^^b

Allerdings muss ich gestehen, dass du dich zwischendrin an zwei Stellen etwas übereilt hast. Zum einen als es darum ging, dass Juvia nicht mehr bäckt. Da hätte man vielleicht zumindest ein Beispiel für Lucys ungeschickte Versuche thematisieren können und damit gleichzeitig eine Krise der noch jungen Freundschaft einbringen können, welche die Freundschaft letztendlich festigt. Und zum anderen wurde die Idee des Cafés durch Lucys Leidenschaft als Barista und durch Juvias Backen schon vorbereitet, denn war der letzte Sprung ein bisschen zu groß, denke ich. Vielleicht hätte man zumindest die erste Idee für ein gemeinsames Café beim Geheimen Ort oder so beschreiben können. Oder womöglich den vorläufigen Abschied der Beiden voneinander nach dem Schulabschluss...

So oder so, ich freue mich auf alle Fälle sehr darauf, noch viel über das 'verse zu lesen und werde es fleißig verfolgen! ^-^


Zurück