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J steht für Juliregen

~In deinen Armen~
von

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Datensatz 2


 

Juliregen

Datensatz 2
 


 

Bzzzzz….

INCOMMING CALL INCOMMING CALL

Bzzzzz…

Mein Standby-Modus wurde unterbrochen und mein System fuhr schnell hoch.

Ein Anruf? Die Abgleichung der hinterlegten Daten mit der gesendeten Nummer des Anrufers zeigte mir das Mobiltelefon meines Herrn… Naruto an.

Es war seltsam. Normalerweise rief er mich nie an wenn er mit Itachi-san oder Kiba-san unterwegs war. Manchmal schrieb er mir Nachrichten wenn er auf Arbeit war wo er sich erkundigte, was ich gerade tat oder wissen wollte, was ich für das Abendessen geplant hatte und ob er dafür noch was besorgen müsste.

„Hier ist Sasuke!“

„Hä? Bist du…Narutos Android?“

Diese Stimme war nicht die meines Herrn… Naruto. Ich hatte sie jedoch in der Vergangenheit schon einmal über die Freisprecheinrichtung des Telefons gehört.

„Ja, das bin ich! Sind Sie ein Freund meines Herrn?“

„Hm, ja! Hör mal, dein…hm…Herr hat ein bisschen zu viel getrunken und ist nicht mehr in der Lage selbstständig nach Hause zu laufen. Ich finde hier auch kein Taxi und daher hatte ich die Hoffnung, dass du ihn abholen könntest!“

Ich sollte Naruto…abholen?! Aber…hatte mein Herr nicht immer gesagt, ich solle die Wohnung nicht verlassen?

„Ist mein Herr damit einverstanden?“

Einen kurzen Augenblick war es ruhig in der Leitung. Ich hörte ein entferntes Stöhnen und meine Stimmfrequenzabgleichung identifizierte den Verursacher eindeutig als meinen Herrn.

„Öhm, eigentlich nicht. Also, das ist schwer zu sagen, denn Naruto ist gerade… nicht bei Bewusstsein. Daher ist das eigentlich meine persönliche Bitte an dich! Ist es nicht möglich, ihn abzuholen?“

Ich fühlte mich gerade nicht ganz wohl mit dieser Situation. Mein Herr, also Naruto, hatte mir schließlich oft genug gesagt, dass ich hier bleiben sollte. Andererseits hatte er auch gesagt, dass ich ihn nicht verlassen dürfte und derzeit brauchte er offensichtlich meine Hilfe.

„Könnten Sie mir meinen Herrn ans Telefon geben?“

Ich musste sicher gehen, dass es wirklich in Narutos Interesse war, das ich das Haus verließ um ihn abzuholen.

„Oh…öhm…Moment!“, ein Knacken folgte, dann, „Hey, Naruto! Wach mal auf! … Hm…was’n Uchiha?...“, das war Narutos Stimme…jedoch hörte sie sich seltsam befremdlich an – ob es ihm nicht gut ging? Und Uchiha?

In meinem Kopf ratterte es. Ich dachte, Naruto wäre mit Itachi-nii-san unterwegs gewesen! Naruto hatte Itachi-nii-san noch nie einfach so Uchiha gerufen! War dies hier etwa nicht Itachi? War es dieser Teme Uchiha nach dem er in seinem Fieberwahn verlangt hatte? War er mit ihm unterwegs?

Wieso hatte er mir das nicht gesagt? Wieso hatte er Itachi-san vorgeschoben?

„…Oi, Naruto! Dein Android will mit dir sprechen!“, rauschte es weiterhin aus der Leitung, „…Andru…wat?.... Hey!Schlaf nicht schon wieder ein, Naruto! Naruto! Naaaruto!!!“

Ich erhob mich in der Zwischenzeit aus dem Sessel in welchen ich bisher jede Nacht verbracht hatte und griff nach einem dickeren Sweatshirt um es mir überzuziehen. Das Rauschen wurde durch ein erneutes Knacken unterbrochen.

„Sasuke? So war doch dein Name, oder?“

„Ja.“

„Also…es tut mir leid, aber vielleicht hast du es ja mitbekommen, aber er ist gerade wirklich nicht in der Lage, zu telefonieren und wenn ich nicht bald eine Möglichkeit sehe ihn nach Hause zu bekommen verpasse ich meinen letzten Zug!“

„Machen Sie sich keine Sorgen! Ich befinde mich bereits auf dem Weg zu Ihnen!“, ich schlüpfte in die Sneaker, die mir mein Herr gekauft hatte und die ich bislang noch nie wirklich getragen hatte.

„Oh! Ähm…super! Also wir sind…“

„Ich habe bereits eine ideale Route über das GPS Signal des Mobiltelefons herausgesucht. Meine voraussichtliche Ankunftszeit ist in zehn Minuten“, die Tür fiel hinter mir ins Schloss, „Dürfte ich Sie darum bitten noch ein wenig bei meinem Herrn zu bleiben? Nur so lange, bis ich bei Ihnen bin?“

„Uhm…ja, wenn es nur zehn Minuten sind, dann ist das kein Problem!“

„Vielen Dank! Ich werde gleich da sein!“, und dann beendete ich die Verbindung.

Nachdem ich den Wohnkomplex verlassen hatte zog ich mir die Kapuze der Sweatshirts über den Kopf. Ich erinnerte mich daran, als Naruto mit mir zusammen im Kleiderschrank nach Bekleidung für unseren entfallenen Ausflug in den Park gesucht hatte und es schien ihm wichtig zu sein, dass ich mich in der Öffentlichkeit bedeckt hielt. Wenn ich schon nicht ganz seinem Wunsch, zu Hause zu bleiben, Folge leisten konnte, so wollte ich wenigstens diesen Punkt zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllen. Dummerweise hatte ich nicht an diese Brille gedacht. Aber nun drängte die Zeit. Laut GPS würde ich noch fünf Minuten brauchen!
 

Das Signal führte mich zu einer Bank am Rand des großen Parks der sich in der Nähe der Wohnung befand. Darauf saßen zwei Gestalten. Die eine identifizierte ich direkt als meinen Herrn. Er saß an eine etwas größere männliche Person gelehnt und schien wirklich zu schlafen.

Der Größere trug längeres schwarzes Haar zu einem Zopf zusammen gebunden und hatte meinen Herrn an sich herangezogen und stützte ihn ab.

Die Gesichtszüge des Fremden kamen mir seltsam vertraut vor. Ein Symmetrieabgleich über Gesichtsscan zeigte ähnliche Proportionen zu mir selbst auf. War das dieser Teme?

Ich trat direkt vor die beiden: „Hallo! Ich bin Sasuke und der Android von Naruto-sama!“

Der Fremde blickte auf und sah mich direkt an. Ich bemerkte, wie er seine Augen zusammenkniff. Vermutlich versuchte er unter dem Schatten der Kapuze mehr zu erkennen.

„Schön dich kennenzulernen, Sasuke! Es tut mir sehr leid, dass ich dich habe herkommen lassen!“

Er versuchte sich zu erheben ohne das mein Herr zur Seite hin umfiel, daher beließ er eine Hand an Narutos Schulter als Stütze.

„Kein Problem. Ich werde ihn ab hier übernehmen und ihn sicher nach Hause bringen!“

ERROR ERROR ERROR

In diesem Moment erhielt ich erneut eine Fehlermeldung, doch ich dürfte mich von ihr nun nicht stören lassen. Ich musste Naruto nach Hause bringen. Ich griff nach der anderen Schulter meines Herrn, doch aus irgendeinem Grund hatte ich wohl die Entfernung falsch abgeschätzt und meine Hand fuhr ins Leere.

Anscheinend hatte ich die Fehlermeldung erhalten weil es wieder Probleme mit der Optik meines linken Auges gab. Ich erfasste daher die Umgebung verstärkt nun mit dem rechten Auge und schaffte es somit, Naruto an der Schulter zu greifen und ihn auf die Beine zu ziehen. Er stöhnte dabei etwas auf aber erwachte nicht.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte mich der langhaarige Fremde.

„Ja!“, ich versuchte Naruto an beiden Händen auf meinen Rücken zu ziehen.

Dabei grummelte er etwas und kurz darauf öffneten sich auch die blauen Augen. Verdutzt wirkend starrte er mich einen Augenblick an, ehe sich ein breites Grinsen auf seine Lippen legte: „TEME! Du kommst mich holen!“, und dabei sprang er mir förmlich in die Arme und drückte sich euphorisch an mich.

Der Fremde im Hintergrund verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Eine solche Gestik hatte mir mein Herr nahegelegt zu erlernen.

Das verwirrte mich noch mehr! Und irgendwie war es mir auch etwas… unangenehm so von ihm angestarrt zu werden.

Ich strich Naruto über die Haare und dieser drückte sich noch mehr an mich und verstärkte die Umarmung.

Sein Atem wurde wieder ruhiger. Es war wohl davon auszugehen, dass er wieder weggedöst war.

Der Fremde räusperte sich und ich sah auf um besser unter dem Rand meiner Kapuze zu ihm herüber sehen zu können.

„Ich muss mich jetzt leider verabschieden, Sasuke. Schaffst du das mit Naruto?“

Er schien mich nicht wie einen Androiden behandeln zu wollen. Vielen Menschen war oft durch Gestik, Mimik oder Ansprache mir gegenüber zu erkennen, dass sie unsereins verabscheuten oder uns nicht annähernd als ihresgleichen erachteten, aber er schien sich nicht weiterhin daran zu stören, dass durch meine Adern kein Blut floss.

„Verstanden. Vielen Dank noch einmal, dass Sie so lange bei meinem Herrn geblieben sind bis ich da war!“, ich nickte ihm über den blonden Schopf hinweg zu. Dadurch, dass ich Naruto hielt konnte ich mich nicht anstandsgemäß verbeugen.

„Kein Problem!“, er drehte sich von uns ab.

„Kann ich…“, ich zögerte, „…eine seltsame Frage stellen?“

Er hielt inne, steckte beide Hände in die Jackentasche und sah mich über seine Schulter hinweg an: „Sicher!“

„Sie sind doch… Itachi Uchiha, nicht wahr?“

„Ja.“

„Wieso genau nennt mein Herr Sie immer Itachi-nii-san?“

Nun drehte er sich doch wieder zu uns herum und legte den Kopf ganz leicht schräg. Sicherlich hätte ich nun verstanden, wenn er direkt die Gegenfrage gestellt hätte, warum ich das nicht Naruto fragte, doch er schien nachzudenken.

„Naruto… war der beste Freund meines jüngeren Bruders. Dieser starb vor… beinahe zwei Jahren an Leukämie und daher… Naruto hatte mich schon von klein auf Nii-san genannt. Er hat es einfach beibehalten!“, er zuckte mit den Schultern als hätte ich ihn nicht gerade etwas sehr persönliches gefragt sondern mich nach dem Fahrplan seines Zuges erkundigt.

„Vielleicht ist es nun unverschämt von mir, weiter nach zu fragen, aber… wie war der Name Ihres Bruders?“

Ich schämte mich. Mein Programm hätte mir eine solche Dreistigkeit untersagen müssen. Hatte es aber nicht. Und das war zudem irritierend. Hing es mit der Fehlermeldung in meinem System zusammen?

„Sein Name war Sasuke. Sasuke Uchiha!“

Ich zuckte zusammen. Und als wäre diese Erkenntnis, dass ich nach dem toten besten Freund meines Herrn benannt worden war, nicht schon seltsam genug gewesen wäre, nuschelte der Blonde in meinen Armen ein: „Teme!“, an meinen Hals.

Itachi Uchiha schien mich nach seiner Aussage genauer zu beobachten, doch ich ging darauf gar nicht näher ein.

Schließlich wandte er sich zum Gehen ab: „Bis bald, Sasuke! Pass gut auf Naruto auf!“

„Ja, Itachi-san. Danke. Passen Sie auch gut auf sich auf!“, und dann verschwand er auch schon aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne in die Dunkelheit.

Ich stand noch eine ganze Weile vor dieser Bank am Parkrand und rührte mich nicht. Naruto schmatzte einige Male in meinen Armen und schien sich weder an der gehaltenen Position noch an der Umgebung zu stören.

Ich versuchte die erhaltenen Informationen zu verarbeiten und zu analysieren.

Die menschliche Psyche war etwas, was für Androiden schwer zu begreifen war und ich war mir auch nicht sicher, ob es möglich war, dieses Verstehen zu erlernen.

Wieso war ich nach Sasuke Uchiha benannt worden. Es war ziemlich offensichtlich, dass mein Herr Naruto an ihn gedacht haben musste, als er den Namen für mich wählte.

Hatte er mich nicht auch bei unserer ersten Begegnung direkt so angesprochen?

Zweimal?

Ich versuchte mir den Datensatz mit den Momentaufnahmen vor meinem inneren Auge aufzurufen. Zoomte sein Gesicht näher heran. Ich sah ihn so dicht vor mir dass ich die einzelnen Regentropfen aus seinen Haaren auf sein Gesicht abperlen sah.

Seine Augen waren deutlich geweitet. Dies war eine nicht herkömmliche menschliche Reaktion. Sie trat auf wenn jemand überrascht war, positiv wie negativ.

Naruto hatte mich danach, und zwar ausschließlich mich, unbedingt käuflich erwerben wollen. Demnach war dieser Ausdruck wohl als positiv zu werten.

Zweimal huschte ihm der Name ‚Sasuke‘ über die Lippen. Die Mimik änderte sich dabei nicht großartig. Sie blieb konstant. Deuteten somit auf Fassungslosigkeit und Unglaube.

Doch das noch nähere Heranzoomen seiner Augen irritierte mich.

Waren es wirklich nur Regentropfen gewesen, die da seine Wangen herunter gelaufen waren?
 


 

Es war Juni und Hey! Die Sonne schien und ich hatte ausgesprochen gute Laune! Tsunade konnte ein wirkliches Biest sein… also so als Vorgesetzte! Privat kannte ich sie ja weniger, doch manchmal hatte wohl auch sie einen netten Tag!

Anders konnte ich mir nämlich sonst den Umschlag in meiner Hand nicht erklären, den ich nun vor Sasukes Augen hin und herschwenkte: „Rate mal, was da drin ist?!“

Sasuke betrachtete den Umschlag näher doch schien er entweder nicht antworten zu können oder zu wollen… ach, vermutlich beides!

„Das ist eine Boni!“, erklärte ich daher schließlich mit stolzem Unterton, „Die alte Tsunade hat endlich eingesehen was sie an mir hat und hat mir einen Bonus ausgezahlt weil ich wohl zu den besten Angestellten gehöre…he he!“

Der Schwarzhaarige beachtete nun den Kuvert nicht weiter sondern wirkte mehr so, als wolle er jegliche Regung meinerseits analysieren. In letzter Zeit tat er das häufiger und ich konnte mir nicht erklären warum. Manchmal kam ich mir dadurch ein bisschen vor wie ein Studienobjekt… so ‚Verhalten eines Menschens‘ oder so, aber vermutlich kam es mir auch nur so vor.

„Und weißt du was?“

Er schüttelte auf diese eher rhetorische Frage verneinend den Kopf.

„Ich hab Jiraiya-san angerufen und uns einen Termin gemacht! Mit diesem Geld lass ich dich heute einmal so richtig durchchecken!“, ich schlug mit der rechten Faust in meine linke Handfläche, „Ha! Und sicherlich bleibt dann sogar noch was übrig für ein paar Updates! Ist doch klasse, Sasuke, echt jetzt!“

Irgendwie hatte ich mir ein wenig ein freudigeres Gesicht vorgestellt, aber Sasuke blickte mich gerade an als hätte ich ihm gestanden ihm einen Liter Brause über offene Schaltkreise gekippt zu haben!

Vielleicht freute er sich aber doch und er konnte es gerade nicht so genau zeigen! Also manchmal war der Teme wirklich schwer zu deuten, echt jetzt!

Urgs… ich hatte… NEIN! Das war nur ein gedanklicher Versprecher gewesen! Nichts weiter!

Ich schnappte mir daher meinen Schlüssel und steckte ihn in die Jackentasche: „Na, komm schon! Jiraiya-san wartet!“
 

Jiraiya-san lehnte an einer der Werkbänke und ließ den Blick mehrere Male an mir hoch und runterwandern. Es war für mich nichts Neues vor einer längeren Wartung genauer betrachtet zu werden. Gerade so erfahrene Android-Techniker wie Jiraiya-san konnten schon viel von einem äußeren Erscheinungsbild ablesen.

„Du schaust gut aus, Z23!“, meinte er schließlich entgegen meiner Annahme und trat näher an mich heran und schließlich um mich herum, „Äußerlich gibt es keinerlei offensichtlichen Mängel. Das freut mich! Ich muss schon sagen, dass ich da so meine Bedenken hatte. Schließlich ist der Bengel ja noch recht jung und hat sicherlich in seinem ganzen Leben noch nie für irgendetwas oder Jemanden Verantwortung übernehmen müssen!“

Ich nickte nur und betrachtete dabei den leicht verschmutzten Linoleumboden der Werkstatt.

Naruto-sama hatte mich in Jiraiya-sans Obhut gelassen und mir gesagt, dass er sich im kleinen Café gegenüber einen Kaffee gönnen würde.

Jiraiya-san wies mich an, mich auf eine größere Liege zu legen und so setzte ich mich auf diese.

Ich seufzte laut auf und erntete dafür einen verwunderten Blick meines ehemaligen Besitzers: „Stimmt etwas nicht, Z23?“

„Jiraiya-san…Sie brauchen sich mein Innenleben wirklich nicht anzusehen! Ich kenne meinen Zustand selbst am besten und…“

„Unsinn!“, unterbrach er mich forsch, „Der Junge hat bereits für eine große Wartung bezahlt und ich erledige meine Arbeit immer zur Zufriedenstellung meines Kunden! Das müsstest du doch wissen! Und nun zieh dich aus und lege dich hin!“

Meine Hände fuhren befehlsgerecht hoch zu meinem Hemdkragen um es mir dann über den Kopf ziehen zu können, doch hielt ich nochmals inne: „Mir…geht es wirklich gut! Bei mir ist alles in Ordnung und…“

„Was ist denn mit dir los?“, lachte er leise, „Seit wann bist du so aufmüpfig? Hat dir der Bengel etwa nur drittklassige Updates aufgespielt?“

Dass er seine Äußerung nicht ernst meinte konnte selbst ich erfassen anhand der Tatsache, dass er breit grinste. Nach über 30 Jahren im Dienst von Jiraiya-san konnte ich wirklich behaupten, dass ich ihn recht gut verstand. Daher war mir nun klar, dass ich das Unvermeidliche nicht würde hinauszögern können und entledigte mich nach und nach meiner Bekleidung um mich dann auf dieser Liege hinzulegen.

Zunächst öffnete er den Port an meinem Bein. Kontrollierte die Anschlüsse auf ihre Funktionalität und schloss mich schließlich an einen Computer an, der vergangene Fehlermeldungen auslas und analysierte.

Da dies ein längerer Vorgang war öffnete er in der Zwischenzeit meinen Bauchraum über einen Sensorschalter direkt an meinem Bauchnabel.

Das war der Moment, wo Jiraiya-san ins Stocken geriet und auch einen Schritt zurücktrat.

Es war auch der Augenblick, dass ich kurz davor stand meine zuvor gemachte Aussage, dass ich Jiraiya-san nach all den Jahren verstehen würde, revidieren wollte.

Ich drehte den Kopf weg und starrte auf die ehemals weiße Wand die dringlichst einen neuen Anstrich benötigte und zeigte wohl so dem älteren Mechaniker, dass ich bereits wusste, was er mir nun mitteilen wollen würde.

„Das…“, begann er dennoch leise.

„Ich weiß. Wir sind doch jetzt fertig hiermit, oder?“ Ich erhob mich in eine sitzende Position und ergriff das Shirt unweit neben mir auf der Liege.

„Z23! Weiß er es?“, seine Stimme klang befremdlich.

„Nein“, ich stülpte mir den Stoff über den Kopf nur um dem Blick aus dunklen Augen ausweichen zu können.

Der Computer unweit von uns gab ein piepsendes Signal von sich und teilte uns so mit, dass er mit dem Auslesen meiner Daten fertig war.

Jiraiya-san trat an das Gerät und studierte die Zahlenreihen auf dem Monitor.

Auch wenn ich hier für den Verkauf zuständig gewesen war, so reichte mir schon ein kurzer Blick aus der Entfernung um zu wissen, dass wirklich nichts Gutes bei dieser Auswertung herausgekommen war.

„Bitte sagt es nicht Naruto-sama!“, flüsterte ich leise, „Denn selbst wenn Ihr ihm etwas sagt, so wird dies nicht verhindern können, dass ich…“, ich zögerte.

Bis vor Kurzem hätte ich bei der Aussprache dieses Themas sicherlich kein Problem gehabt, doch nun… es lag schwer auf meiner Zunge und wollte meinen Mund nicht wirklich verlassen: „…bald außer Betrieb gehen werde!“

„Es ist bei Weitem noch nicht so schlimm, wie du es gerade darstellst, Z23!“, diese Aussage ließ mich nun doch zu ihm sehen und er betätigte am Computer einige Knöpfe um sich den Wartungsbericht auszudrucken.

„Bis auf die Hauptplatine sind alle Teile in irgendeiner Form noch zu beschaffen oder in einem ähnlichen Zustand, so dass ich sie passgerecht umbauen könnte und…“

„NEIN!“, brummte ich bitter, „Das bringt doch alles nichts! Die Hauptplatine wird seit über 20 Jahren nicht mehr hergestellt. Selbst ähnliche Modelle wurden vor langer Zeit vom Markt genommen! Selbst wenn wir noch irgendwo bei einem Antiquitätenhändler eine Platine bekämen, so hieße das nicht, dass es meine Lebenserwartung verlängert da diese auch schon in die Jahre gekommen ist. Zudem würde mein verändertes Wesen dann meinen Herrn irritieren und das möchte ich auch nicht! Ich koste Naruto-sama viel zu viel Geld und in diesem Sinne wäre es einfach besser, wenn er von nichts wüsste. Es wäre das Beste, wenn ich von jetzt auf gleich einfach ausgehe!“

Jiraiya-san sagte daraufhin nichts. Er verschränkte nur die Arme vor seiner breiten Brust und nickte einige Male, während er mich beim Ankleiden beobachtete.

Als ich mir schließlich die Socken anzog ging er jedoch schweigend aus der Werkstatt hinaus. Ich wusste, dass ich mit meiner Aussage Recht und dass er es eingesehen hatte. Es machte keinen Sinn mehr unnötig in mich zu investieren. Die Zahlen auf dem Monitor, die mich jetzt förmlich zu verhöhnen schienen sowie der Zustand meiner inneren Elektronik hatten eindrucksvoll bewiesen, dass ich nicht mehr wert war als ein Stück Schrott. Ich sollte einfach nur noch ausgehen… für immer.
 

Vor knapp fünf Minuten war ich in den kleinen Laden Jiraiyas‘ zurückgekehrt. Die Tür zur hinteren Werkstatt war noch geschlossen und ich war mir nicht so sicher, ob es so schlau war da nun zu stören, daher beschloss ich, mich im Laden etwas umzusehen.

Da gab es ein Rondell mit ‚hydraulischen Gelenken‘ für die verschiedensten Modelle.

Aber wer brauchte denn einen um sich selbst drehenden Kopf… es erschauderte mich allein bei der Vorstellung, dass Sasuke seinen Kopf rotieren lassen könnte wie in diesen ekligen Horrorfilmen, die ich so gar nicht mochte.

Im nächsten Regal lagen verschiedene abgepackte Chips. Nur an der daran befestigten Verpackung konnte man ablesen, wozu die einzelnen Chips gut waren und wo genau sie eingesetzt wurden.

So fand ich zum Beispiel einen Chip, der bei einem P170-Modell am Rückenfach eingesetzt werden konnte und diesen ‚schwitzen‘ ließ.

Wer brauchte denn einen ‚schwitzenden‘ Androiden? Mir war schon klar, dass es die seltsamsten Fetische gab, aber das…?

Daher interessierte mich, was P170 wohl für ein Modell war und schnell fand ich ein richtig dickes Buch in einem der Regale mit dem Titel ‚Die Enzyklopädie der Androiden‘.

Durch das wirklich gut aufgeteilte Inhaltsverzeichnis hatte ich auch schnell die richtige Seite aufgeschlagen und wurde allein bei den abgebildeten Fotos etwas rot im Gesicht.

Ein P170 war zwar ein humanoider Android, jedoch verfügte er über vier Arme. Vorzugsweise wurden weibliche Modelle für die Erotikindustrie produziert und verkauft.

„Produktionszeitraum… 2045 bis 2050. Verkaufte Anzahl… weiblich 200.000 und männlich 30.000 Stück“, las ich lauter vor und kratzte mich an der Stirn, „… Wer kauft denn so etwas?“

Darunter standen dann noch nähere Informationen zu der Entwicklerfirma und deren Hotline-Nummer.

Ob auch Sasukes Modell in diesem Buch zu finden war?

Schnell schlug ich wieder auf die Seite zurück mit dem Inhaltsverzeichnis und ließ meinen Finger über die einzelnen Zeilen gleiten. Unter Z23 fand ich nichts.

Aber Sasukes eigentliche Typbezeichnung war ja auch viel länger gewesen!

Unter ANDR-Z23 wurde ich schließlich sehr schnell fündig und ich bemerkte, dass ich beim hastigen Blättern durch dieses Buch ganz nasse Hände bekam.

Gerade bei so etwas verstand ich noch weniger, warum jemand einen schwitzenden Androiden haben wollte!

Der Absatz über das Modell ANDR-Z23 war enttäuschend klein, aber das hatte andererseits auch den Vorteil, dass ich diesen Artikel über meine Armbanduhr einscannen konnte.

Gesagt, getan! Ich ließ das Display nach wenigen Tastendrücken über die Seite des Buches gleiten und ein feiner Lichtstrahl tastete die Seite ab und speicherte die empfangenden Daten. So hatte ich wenigstens ein paar allgemeine Grundinformationen stets parat!

„Das Modell ANDR-Z23 gehört in die Anfangszeit des Androidenbaus. Produktionszeitraum Januar bis Juli 2022. Ursprünglich als Großprojekt geplant wurden letzten Endes nur 100 Exemplare gebaut. Dieses Modell ist daher keine Fließbandproduktion, sondern jeder Android für sich ein handgefertigtes Einzelstück eines Android-Designers. Diese hinterließen aufgrund der Zertifizierung jeweils ihr persönliches Kürzel, welches unter Schwarzlichteinfluss im rechten großen Zehennagel erkennbar wird. Fast alle der 50 weiblichen und 50 männlichen Modelle gingen daher in vermögende Privathaushalte und blieben so der Öffentlichkeit verborgen. Über die genaue heutige Bestandszahl ist daher nichts bekannt.“

Sasuke hatte ein sogenanntes Schwarzlicht-Tattoo von seinem Hersteller erhalten. Seinem Erbauer!

Und irgendwie fand ich es auch nicht wirklich verwunderlich das Sasuke eigentlich ein Einzelstück war. Das passte zu ihm!

Mein Sasuke früher war ja auch… so ein Einzelstück. Ich musste leicht schmunzeln bei diesem Gedanken.

Die Werkstatttüre öffnete sich und Jiraiya trat heraus. Der Alte wirkte auf mich ganz und gar nicht glücklich und eine böse Vorahnung ließ mich panisch die Luft tief einziehen.

„Da bist du ja schon wieder!“, seine fröhliche Stimme wollte so gar nicht zu seinem Gesichtsausdruck passen, „Der Kaffee drüben bei Yamanaka’s Blumencafè ist wirklich gut, nicht wahr?“

„Ja, er war wirklich gut!“, ich klappte das Buch zu und stellte es zurück in das Regal, „Sagt, alter Mann, wie geht’s Sasuke?“

Er räusperte sich und schielte dabei zur Werkstatttür, die just in diesem Moment ganz Sasuke-untypisch aufgerissen wurde.

„Unglücklicherweise…“

„Jiraiya-sama…!“

„…ist Z23 schwerwiegend beschädigt!“

BUMM!

„W…WAS!?“, mir zog es gerade leicht den Boden weg. Alles begann zu schwanken. Sasuke schenkte Jiraiya einen wirklich bösen Blick und hastete an diesem vorbei an meine Seite. Ich spürte seine Hand an meinem Arm. Sie strich darüber.

Wieso strich er über meinen Arm, als wolle er… mich… trösten?!

Er… er war doch…
 

„Naruto?“ „Hallo Itachi-nii-san! Was machst du denn hier!” „Naruto…Sasuke…“ „Was ist mit Sasuke?“ “Sasuke war krank, Naruto!” “Krank?” “Er wusste es schon wesentlich länger. Das damals… wo ich im Krankenhaus war…das war eigentlich weil Sasuke im Krankenhaus lag …wegen einer Knochenmarkspende, doch…“ „Moment, Ita…was… was willst du mir eigentlich sagen?“

„Naruto…Sasuke… Sasuke ist letzte Nacht an den Folgen seiner langen Erkrankung…gestorben!“

„Sasuke…Sasuke ist…“ „Ja, Naruto! Sasuke… lebt… nicht mehr!“
 

… er war doch… derjenige, der bald…

…wieso nahm er da Rücksicht auf mich?

…wieso tröstete er mich?

…wieso wollte er offensichtlich nicht, dass ich es erfuhr?

Ich schluckte…zumindest gab ich meinem Kopf den Befehl zu schlucken, doch mein Mund war auf einmal viel zu trocken.

„Was…was heißt das nun genau, Jiraiya-san!“, krächzte ich daher leise und versuchte gefasst zu wirken.
 

Ein Dreck war ich… ich unterdrückte gerade mit aller Macht das Zittern meiner Beine und die aufkommenden Tränen.

Dieser Albtraum… es passierte schon wieder… oder etwa nicht?

Wieso konnte nicht einmal ein Sasuke bei mir bleiben?
 

„Ich nenne dir nun die akutesten Probleme… Z23 ist auf dem linken Auge blind. Auf dem rechten Auge dürfte er nur noch auf schwarz-weiß sehen. Neben der Optik ist zudem die Akustik stark beschädigt. Die Rauschunterdrückung auf beiden Ohren ist defekt. Signale empfängt er ebenfalls nur noch über die rechte Seite. Die Anschlüsse sind alle in Ordnung. Auch der künstliche Magen-Darm-Trakt, den wir letztes Jahr noch eingebaut haben, ist vollkommen intakt, nur die umliegenden Kabel im Bauchraum weisen eine starke Oxydation auf. Er benötigt daher einen komplett neuen Kabelbaum. Das Skelett sowie die Gelenke sind wie seine äußere Membran im tadellosen Zustand. Aber…“

„Du… du kannst nichts sehen?“, unterbrach ich leise Jiraiyas Aufzählungen und drehte mich leicht zum Schwarzhaarigen neben mir.

„Ja, mein… Naruto. Ich kann jedoch auf dem rechten Auge noch einiges erkennen!“

„Warum…Warum hast du mir nichts gesagt, Sasuke?“
 

„SAAASUKE!!! Sag mir WARUM!!! WARUUUM!“ „Naruto! Wir sind hier auf einer Beerdigung!“ „WARUM! Warum hast du mir nichts gesagt, Teme! Warum hast du mich dir nicht helfen lassen?“
 

Sasuke antwortete nicht. Er blickte nur auf seine Hand, die unnachlässig meinen Arm hinauf und wieder runter strich. Jiraiya zählte hingegen weiter auf, doch irgendwie drangen dessen Worte kaum zu mir durch.

„…das Hauptproblem sind die Platinen. Die drei Kleineren sind für mich nicht das Problem, sollten aber schnellstmöglich ausgetauscht werden. Die Hauptplatine eines Androiden hat eine Maximallaufzeit von höchstens 40 Jahren. Diese Angabe gilt aber eigentlich nur für die neueren Modelle. Z23 ist ein älteres Modell. Da war man technisch gesehen noch nicht so weit…“
 

„Wie…wie ist er gestorben, Nii-san? Hat er gelitten? Hatte er Schmerzen?“ „Nein, Naruto. Ich war bei ihm und er ist ganz friedlich eingeschlafen!“ „Warum?“ „Weil sein Körper es nicht mehr verkraftet hat.“ „Warum?“ „Weil die Ärzte alles versucht hatten und nichts mehr geholfen hat.“ „Verdammt noch mal, Itachi! Sag mir WARUM?!“
 

„Sag mir, Sasuke, warum hast du nichts gesagt? Ich habe dich doch darum gebeten, mir zu sagen wenn etwas nicht mit dir stimmt!“, das Brennen in meinen Augen und in meinem Hals wurde stärker.

„Ich…“, begann er zögerlich, „…dachte, es wäre nicht so schlimm. Ich bin immer noch funktionstüchtig und brauche diese ganzen Reparaturen eigentlich nicht!“

Ich griff in meine Hosentasche. Entnahm ihr den Geldbeutel und öffnete diesen.

Aus dem Blickwinkel sah ich, wie Sasuke zusammenzuckte. Ich nahm alles an Bargeld heraus, ebenso meine Electronic Cashcard sowie meine SparCard. Dies war alles was ich hatte.
 

„Er hat dich geliebt, Naruto! Er wollte es dir nur nicht sagen weil er Angst hatte, du würdest ihn dann nicht gehen lassen!“ „Da hat er verdammt noch mal richtig gedacht! Das hätte ich auch nicht!“ „Er war müde, Naruto. Er hatte es schon wesentlich länger durchgestanden als die Ärzte es vermutet hatten!“ „Und in all dieser Zeit konnte er mir nicht die Wahrheit sagen oder was? Waren all diese ‚Familienausflüge‘ erlogen?“ „Ja. Er war mit mir in verschiedensten Kliniken…“ „Ach?! Und da ist er nicht mal auf die Idee gekommen, dass ich bei ihm sein möchte? Er wusste doch, was ich für ihn empfinde!“ „Eben drum! Er… er hat mir etwas für dich mitgegeben, Naruto!“ „Ich will es nicht!“ „Naruto! Es hat ihn wahnsinnig angestrengt, das zu verfassen, also bitte…“ „Ich habe gesagt, ich will es nicht! Ich will keinen verdammten Brief! Ich will keine verdammten letzten Worte und eine fadenscheinige Entschuldigung! Verdammte Scheiße nochmal… ICH WILL SASUKE!!“
 

„Hier Jiraiya-san! Nehmen Sie dies als Anzahlung und tun sie alles Mögliche, um die beschädigten Teile auszutauschen! Ich besorge den Rest bis morgen, ja?“

Die sanften Berührungen an meinem Arm hielten inne, wurden zu einem festen Griff: „Mein Herr! Naruto! Das musst du nicht tun! Das sind all Eure… deine Ersparnisse und dein Gehalt von diesem Monat! Wovon willst du leben!“

„Zu Hause habe ich noch etwas in meiner Spardose!“, brummte ich und nahm mit meiner freien Hand seine von meinem anderen Arm.

„Das kannst du nicht tun, Naruto!...“
 

„Sie hatten einen Zusammenbruch, Uzumaki-san! Mein Name ist Doktor Kakashi Hatake. Sie befinden sich gerade im Klinikum von Konoha. Wissen Sie, was geschehen ist?“ „Sasuke! Wo ist Sasuke! Gebt mir Sasuke wieder! Ich tue alles was ihr wollt…ich bezahle jede Summe…nur gebt mir den Teme wieder! Bitte! Ich flehe euch an! TEEEEMEEEE!! Bitte…gebt ihn mir wieder! Gebt ihn mir wieder!“
 

„…Das bin ich nicht mehr wert und du brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe ausgedient! Es ist also nichts Falsches dabei das ich…“

„Wie kannst du so etwas sagen wenn du mich noch nicht einmal richtig ansehen kannst weil du blind bist?“, meine Hand fuhr hoch und legte sich locker über sein blindes linkes Auge, „Und, Sasuke? Kannst du mich sehen? Gib zu, dass auch das rechte Auge bei weitem weniger sieht als es diese ganzen Untersuchungen gezeigt haben!“, er zuckte etwas zurück und ich sah dies nur als Bestätigung. Sasuke war wirklich fast blind und er war nicht einmal mehr in der Lage sich auf sein Gehör zu verlassen. Vermutlich tat er jeden einzelnen Schritt nur mithilfe seines GPS-Signals… und ich hatte dies die ganze Zeit nicht bemerkt!

„Bitte, Sasuke! Bitte lass dich wieder in Stand setzen! Bitte! Tu es für mich!“

Er ließ den Kopf hängen und sagte nichts mehr weswegen ich mich zu Jiraiya herumdrehte: „Jiraiya-san?“

„Ich denke, ich werde etwas mehr als zwei Tage brauchen um das Nötigste wieder hinzukriegen. Aber einige Teile habe ich für dieses Modell nicht auf Lager und es wird auch eine Weile dauern, sie aufzutreiben…“

„Bitte…“

„Ist gut, mein Junge! Ich gebe mein bestes! Komm einfach übermorgen noch einmal vorbei!“

Ich nickte. Der Kloß in meinem Hals war zwar immer noch da, aber ich wusste nun, dass es etwas Hoffnung gab. Die Vergangenheit würde sich nicht wiederholen. Diesmal waren meine Hände nicht durch Unwissenheit gebunden! Ich würde handeln! Und Sasuke würde bei mir bleiben!
 

Mein Herr umarmte mich zum Abschied und verließ dann schnellen Schrittes den Laden von Jiraya-san.

Ich hatte deutlich Sorge und Angst in seinen Augen erkennen können. Genau diese Situation hatte ich vermeiden wollen. Er würde sicherlich nun kein Auge mehr zu machen können und dann würde er noch mehr arbeiten gehen als ohnehin schon um die künftigen Ausgaben alle finanzieren zu können. Das war nicht gut. Das war ich wirklich nicht mehr wert.

Ich bemerkte den Seitenblick Jiraiya-sans. Ein sanftes und freundliches Lächeln umspielte seine Lippen: „Z23… du wirst wirklich sehr geliebt!“

Ich sah zu ihm auf und versuchte das Lächeln zu erwidern, doch ich war mir selbst sicher, dass es mir nicht ganz gelang: „Nein. Ich bin es nicht, den er liebt. Ich nicht!“
 


 

Normalerweise müsste ich heute arbeiten gehen.

Doch ich konnte nicht. Nicht nur, weil ich müde war aufgrund der Tatsache, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte, sondern auch, weil ich gedanklich total durcheinander war.

Ich verstand mich gerade selbst nicht mehr so wirklich und in diesem Zustand hätte ich auf der Arbeit vermutlich so viele Fehler gemacht, dass die alte Tsunade noch die ausgezahlte Boni zurückgefordert hätte und das wäre finanziell gerade nicht wirklich drin gewesen.

Als ich am Abend nach Hause gekommen war, klatschte mir eine Tatsache mit solcher Brutalität ins Gesicht, dass sie die unterdrückten Tränen geradezu nach oben trieb: Ich war allein.

Vollkommen allein.

Fast ein Jahr lang war Sasuke an meiner Seite gewesen. Selbst wenn ich auf der Arbeit saß war er irgendwie immer für mich erreichbar gewesen und ich hatte mich so gut wie lange nicht mehr gefühlt allein aus diesem Gefühl heraus abends nach Hause zu kommen und zu wissen, dass da jemand war, der auf mich wartete.

Und nun wartete hier niemand mehr.

Die Wohnung lag im Dunkeln. Keine leise Musik säuselte über die in der Zimmerdecke eingelassenen Lautsprecher und in der Küche brutzelte auch nichts in irgendeiner Pfanne.

Absolute Stille. Und diese Stille machte mir Angst.

Ich hatte es so gerade geschafft mir die Schuhe von den Füßen zu streifen und war in mein Schlafzimmer geschlürft. Neben meinem Bett stand der alte bordeauxrote Sessel, auch eine Mitgift meiner Mutter, und ließ mich erneut die Augen fest zusammen kneifen und die Tränenbäche unterdrücken. Dort hatte sich Sasuke jeden Abend hingesetzt. In der Steckdose an der dahinterliegenden Wand hing noch immer sein USB 6.0 Kabel. Wenn ich ein nur um wenige Zentimeter längeres Kabel besorgen würde, dann könnte Sasuke auch in meinem Bett liegen. Wenn ich Sasuke die Möglichkeit geben würde, tagsüber, während ich auf der Arbeit war, zu Laden, dann bräuchte er das nicht über Nacht zu tun… aber was sollte er denn dann nachts machen?

Ich ließ mich wie ein frisch gefällter Baum auf mein Bett fallen und rührte mich die ersten Stunden keinen einzigen Millimeter.

Dann war ich aufgefahren wie von einer Tarantel gestochen und hatte mitten in der Nacht meine Eltern angerufen.

Meine Mutter schien nicht einmal die Hälfte von dem verstanden zu haben, was ich versuchte ihr zu erklären, doch sie hörte mir geduldig zu.

Ich achtete auch nicht mehr darauf ob ich nun Z23 oder Sasuke sagte… ich redete einfach und das ohne Unterlass und mit tränenerstickter Stimme.

„Junge, brauchst du Geld?“, war schließlich ihre Frage und ich wagte es nicht zu antworten. Gewiss brauchte ich jeden Yen den ich kriegen konnte, doch hatte ich nicht mit diesem Hintergedanken bei meinen Eltern angerufen gehabt. Eigentlich hatte ich zu einer Bank gehen und dort um einen Kredit bitten wollen.

Ich schluchzte nur weiterhin in den Hörer und hörte sie besorgt seufzen: „Weißt du, Naruto… damals, als Sasuke Uchiha gestorben war, du nach deinem Zusammenbruch wieder aus dem Krankenhaus gekommen bist und gerade angefangen hattest, wieder zu leben… da habe ich zu den Göttern gebetet, dass du dich nie wieder verlieben würdest. Ich weiß, ein egoistischer Wunsch einer Mutter, die doch eigentlich nur das Beste für ihr Kind wollen sollte… aber…du hast so gelitten… es zerbrach allen, besonders mir und auch Mikoto das Herz. Und nun…“

„Mum!“, ich schnäuzte mich lautstark in ein schon ziemlich aufgeweichtes Taschentuch, „… du hast aber schon mitgekriegt, dass Sasuke…also Z23… ein Android ist, ja?!“

„Und? Wir leben doch in toleranten Zeiten!“

„Hmpf! Das ist mir klar, Mum! Aber… aber er ist eine Maschine… die kann nicht empfinden… glaube ich!“

Ich hörte ein leises Glucksen und da ich meine Mutter nur zu gut kannte, wusste ich, dass sie gerade dieses ultimativ gütige Lächeln aufgelegt hatte… ein Lächeln, dass sie mir in meiner Kindheit immer gezeigt hatte, wenn sie mir etwas offensichtliches erklärte, was ich aber noch nicht begriffen hatte.

„Naruto… dieser Sasuke jetzt… lernt jeden Tag dazu. Er hat aus dem Leben, das er führte, bevor er zu dir kam, gelernt. Nicht alles, was einem geschieht, kann man mit Daten und Zahlen und Programmen beantworten. Dieser Sasuke reagiert und handelt wie er es erlernt hat und nicht, wie es ihm einprogrammiert worden ist. Denn dafür gibt es doch kein Programm. Niemand könnte so ein Programm schreiben… außer die Götter persönlich! Und nun, Naruto, frage ich dich… bist du als der Mensch, der du heute bist, auf die Welt gekommen?“

„Natürlich nicht, Mum!“, seufzte ich und bemerkte, dass mir in den vergangenen Minuten keine weiteren Tränen mehr gekommen waren.

„Siehst du! Du hast bis zu deinem heutigen Tag jeden Tag ein bisschen mehr dazugelernt um der Mensch zu sein, der du nun bist! Genau wie Sasuke Z23! Macht es ihn da vom Charakter oder vom Sein her weniger menschlich als dich nur weil durch seine Adern kein Blut fließt sondern …öhm…Moment… SCHAAATZ???“

„Jahaaa?“

„Was hat Maddy gesagt fließt in Androiden?“

„Ach, Kushina…woher soll ich das denn jetzt noch wissen? Der redet doch ständig über Androiden und so!“, die Stimme meines Vaters wurde nach und nach lauter. Anscheinend näherte er sich ihr und dem Telefon an: „Warum willst du das denn jetzt wissen?“

„Na, weil dein Sohn sich in seinen Androiden verliebt hat und anscheinend denkt, dass das nur einseitig ablaufen kann und so!“

„Oh!“, ja, mein Vater war schon immer ein Meister der großen Worte.

„Das stimmt so doch gar nicht, Mum!“, rief ich in den Hörer in der Hoffnung, dass mein Vater es auch hören konnte, „Ich bin nicht verliebt! Ich bin besorgt! Sasuke geht es schlecht und ich will ihn nicht verlieren…!“

„Sasuke?“

„So hat er seinen Androiden genannt, Schatz! Keine Sorge! Naruto hat keinen Rückfall!“

Na super!

„Hör mal, Naruto!“, mein Vater schien zwar nicht in direkter Nähe zum Telefon zu stehen, aber dennoch konnte ich ihn gut verstehen. Die Nachbarn meiner Eltern nun sicherlich auch!

„Mach dir keinen Kopf! Maddy hat wirklich mal so was erklärt, das nach über 40 Jahren der Androidenforschung die Technik heute schon so weit ist, dass man in so gut wie allen Bereichen den Androiden den Menschen als ebenbürtig bezeichnen kann. So genau kann ich das aber nicht erklären! Sonst ruf doch mal Onkel Maddy an!“

„Aber ich habe doch nie behauptet in Sasuke verliebt zu sein… ich…ich…“

„Ja, du bist immer noch der gleiche Idiot wie damals, Naruto!“, seufzte meine Mutter, „Wie lange hast du gebraucht um zu begreifen, dass du Sasuke Uchiha liebst?“

Ups… das war jetzt fies, echt jetzt!

„Das…kann man doch nicht vergleichen!“

„Nicht? Warum? Liebe ist Liebe, mein Junge! Und wenn du nicht langsam lernst nach ihr zu schnappen wenn sie vor dir steht… und hey! Wir sind doch wirklich tolerante Eltern! Ich für meinen Teil weiß seit mindestens 10 Jahren das ich keine Enkelkinder kriegen werde… also sorg wenigstens dafür das ich einen glücklichen Sohn habe!“

Nun war ich wirklich baff. Sie wusste das seit über 10 Jahren?! Na ja…meine Mum hatte schon immer diesen beängstigenden 6. Sinn…

Und ihr nun in irgendeinem Punkt zu widersprechen wäre so wieso nicht wirklich förderlich für meine Gesundheit gewesen: „Geht klar, Mum!“

„Gut! Wir zahlen dir dann etwas Geld auf dein Electronic Cash Konto, ja?“

„Ja, Mum! Danke! Was würde ich nur ohne euch tun?“

„Das mag ich mir nicht einmal vorzustellen!“, rief mein Vater aus dem Hintergrund und meine Mutter stimmte lachend ein.

Ich bedankte mich nochmals und legte dann auf.

Nur wenige Stunden später hatte ich eine Mail von meiner Bank erhalten.

Ein Ehepaar Uzumaki hatte mir genau eine Millionen Yen (~7300 Euro) überwiesen. Woher hatten meine Eltern auf einmal so viel auf der hohen Kante? Waren sie nicht gerade erst auf Venus-Kreuzfahrt gewesen?

Aber mit dieser Finanzspritze sowie meinen eigenen Ersparnissen dürfte es doch möglich sein, meinen Sasuke zu retten… oder nicht?!

Ich hatte dann die ganze Nacht damit zugebracht, über das Telefonat nachzudenken und über die Beziehung zu mir und Sasuke.

Klar, er war ein Android. Bei mir ging er der Tätigkeit eines Haushaltsroboters nach.

Aber waren wir wirklich Mensch und Maschine gewesen in unserem Verhalten?

Eigentlich nicht. Wenn Sasuke bei mir war hatte ich weniger daran gedacht, dass ich gerade mit einer Maschine sprach oder zu Abend aß oder vorm TV saß oder… es war mehr so, als wäre er… mein bester Freund gewesen.

Sasuke Uchiha hatte bis vor zwei Jahren diese Rolle in meinem Leben gespielt. Und in diesen war ich ja wirklich verknallt gewesen! Aber liebte ich nun Sasuke Z23 oder nicht und wenn ja…liebte ich ihn oder sah ich in ihm nur Sasuke Uchiha?

Dazu noch der Kummer ob diese ganzen Reparaturen auch wirklich was brachten und ob Jiraiya an alle benötigten Teile kam. Ich hatte ja nun selbst durch dieses Enzyklopädie-Buch erfahren, dass es nicht viele Modell Z23 gegeben hatte und dementsprechend gering war dann auch die Anzahl gewesen an möglichen Ersatzteilen. Jiraiya war ein erfahrener und sehr qualifizierter Androiden-Konstrukteur gewesen bevor er sich mit seinem kleinen Laden in die Selbständigkeit begeben hatte… sicherlich konnte er einiges deichseln… aber ob dies reichte?

Dieses ungewisse Bangen und Warten machte mich wahnsinnig!

In meinem Kopf schwirrten so viele Fragen und nur so wenige Antworten waren darauf zu finden.

Vielleicht sollte ich doch einmal in Erwägung ziehen mich mit Onkel Maddy in Verbindung zu setzen.

Es war bereits der nächste Abend angebrochen, als ich mit genau diesem Gedanken nach meinem Telefon griff, als dieses erneut klingelte.

‚Nii-san‘ stand auf dem Display und ich hob überrascht eine Braue…

„Hallo, Naruto! Hast du Zeit? Wir könnten zusammen…“, kam es auch sofort nachdem ich abgehoben hatte mit freundlicher Stimme aus dem Hörer.

„Tut mir leid, Nii-san! Heute ist schlecht!“

Meine Stimme hörte sich nach all den Tränen in den vergangenen Stunden und dem absoluten Schlafmangel sicherlich nicht wirklich gut an und Itachi würde sich auch nichts vorspielen lassen.

„Was ist passiert!“, klang es auch sogleich einige Nuancen tiefer klingend.

„Sasuke geht es nicht gut!“, flüsterte ich und hörte ihn schlucken.

„Du redest von deinem Androiden, ja?“

Natürlich! Itachi war damals bei meinen unzähligen Zusammenbrüchen immer dabei gewesen und rechnete dadurch jederzeit damit, dass ich mich auf seinen Bruder bezog wenn ich von Sasuke sprach.

„Ja.“

„Was ist geschehen?“, er klang wirklich interessiert. Ich hätte eher vermutet, dass er es mir in irgendeiner Art und Weise doch krumm nehmen könnte, dass ich ihm verschwiegen hatte, das mein Android nicht nur aussah wie sein geliebter verstorbener kleiner Bruder, sondern auch noch so hieß.

Seit dem Abend wo wir ausgegangen waren hatten wir nicht wirklich darüber gesprochen und gesehen hatten wir uns seitdem auch nicht mehr.

Ich war mir eigentlich sogar ziemlich sicher, dass er ursprünglich vorgehabt hatte, sich mit mir zu treffen um genau darüber mit mir zu reden.

„Er… er ist ein älteres Modell…“, murmelte ich und strich mir dabei fahrig durch mein ungemachtes Haar, welches auch im frisch frisierten Zustand nicht wesentlich anders aussah.

„Ich weiß“, antwortete der Uchiha knapp und ließ meinen Mund aufklappen. Woher wusste er denn das? Schließlich sah man Sasuke nun wirklich nicht sein Alter an! Er wirkte wie ein junger Mann von Anfang Zwanzig!

„Er ist ein ANDR-Z23, nicht wahr?“

Nun war ich wirklich sprachlos. Daher nickte ich nur und obwohl Itachi mich nicht sehen konnte, da ich ja in meiner Wohnung ein Bildtelefon verweigerte, fuhr er fort als hätte ich es bestätigt: „Was weißt du über diese Modellreihe, Naruto?“

„Nicht wirklich viel“, ich atmete tief ein und versuchte mich an das zu erinnern, was ich am Vortag in dem Buch gelesen hatte, „Nur, dass es nicht viele von ihnen gab und die Serie relativ schnell eingestellt wurde!“

„Also weißt du auch nicht, wo dein Z23 in den ersten vier Jahren war?“

„Ähm…nein?“

Woher wusste Itachi, dass Sasuke erst 2026 zu Jiraiya gekommen war?

„Sasuke, also Z23 meinte, er hätte damals ein Reboot erhalten bevor er zu Jiraiya-san gekommen ist und daher haben wir darüber keine Informationen!“

Itachi antwortete nicht sofort, doch dann hörte auch ich, dass er tief Luft holte: „Dieser Jiraiya ist, vermute ich mal, der Besitzer des Ladens Jiraiya Electronics und der Vorbesitzer. Ist dir bekannt, dass die Z23 damals alle eine Zertifizierung erhalten haben?“

Erneut nickte ich, doch diesmal sprach ich das auch aus: „Ja. Ein Schwarzlicht-Tattoo. Ich bin aber noch nicht dazu gekommen, nach zu sehen!“

„Tu das bitte, sobald es dir möglich ist, Naruto, ja?“

„Ähm, aber sicher doch, Nii-san! Aber… aber warum… willst du das wissen?“, und ich fand meine Frage berechtigt. Zum einen fand ich es äußerst erstaunlich, dass Itachi so viel über meinen Androiden zu wissen schien denn schließlich war er nur fünf Jahre älter als ich und somit immer noch jünger als mein Sasuke und zum anderen war mir nicht ganz klar, was Itachi mit diesen Informationen wollte.

„Ich habe da einen Verdacht. Aber ich möchte mich noch nicht ganz genau dazu äußern wenn ich mir nicht sicher bin. Das verstehst du doch, Naruto, oder?“

„Sicher“, entgegnete ich zögerlich denn so sicher war ich mir da eigentlich nicht.

„Gut. Du solltest dich hinlegen und eine Runde schlafen, Naruto. Du hörst dich… gelinde gesagt Scheiße an! Ich melde mich die nächsten Tage noch einmal!“

Meine Verwirrung von den letzten 36 Stunden schien in diesem Augenblick ihren Höhepunkt gefunden zu haben. Itachi hörte sich in diesem Moment nicht mehr wie mein stets freundlicher Beinahe-Schwager an sondern irgendwie… geschäftsmäßig.

„Ist gut, Nii-san! Bis bald!“

„Ja, bis bald!“
 


 

Am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages hatte ich mich auf den Weg zu Jiraiya gemacht. Mit jedem Schritt näher an den kleinen Laden wummerte mein Herz einige Takte schneller vor Nervosität.

Ich hatte bislang nichts von Jiraiya gehört und deutete dies einmal als positives Zeichen.

Ich wollte einfach nicht daran denken, dass ich Sasuke vor zwei Tagen vielleicht das letzte Mal gesehen hatte und versuchte bereits den ganzen Tag diesen optimistischen Gedanken auch auszustrahlen.

Die Ladentür schloss sich scheppernd hinter mir und ich sah mich um. Die Tür zur Werkstatt im hinteren Teil stand offen, doch irgendwie traute ich mich nicht, mich dieser anzunähern!

„Oi, Naruto! Da bist du ja!“, ich zuckte erschrocken zusammen bei der plötzlichen Ansprache und erblickte den Älteren auch gleich in der Tür. Sein Kittel sah um noch einiges verschmutzter aus als noch vor zwei Tagen und irgendwie ließ dieser Anblick meinen Magen sich panisch zusammenziehen.

Mit all dem Öl darauf wirkte er mehr wie ein Metzger auf mich, doch meine Panik wollte ich nun auch nicht so offen zeigen.

Jiraiya trat aus der Werkstatt heraus und in das Ladenlokal. Zunächst blieb mein Blick auf den Besitzer fixiert, doch ein Schatten im Hintergrund ließ mich an ihm vorbei wieder auf die Tür zur Werkstatt hin blicken.

Dort stand er. Mit erhobenem Haupt und regungsloser Mimik sah er mir direkt in die Augen und löste ein seltsames Kribbeln in mir aus.

War es die reine Freude ihn wiederzusehen und festzustellen, dass es ihm augenscheinlich gut ging oder hatte meine Mutter doch Recht und ich… war verliebt?

Ich schluckte. Ich hatte so viel über ihn und auch über ihn und mich im Speziellen nachgedacht und dennoch war ich zu keinem Ergebnis gekommen.

Wenn es Liebe war… liebte ich dann den Sasuke Uchiha, den dieser Sasuke eigentlich für mich hatte…nun ja…ersetzen sollen oder liebte ich… diesen Androiden?

Verdammt! Ich wusste es immer noch nicht!

„Wie du siehst hat alles sehr gut geklappt“, holte mich Jiraiya, der nun direkt neben mir stand und auf Sasuke wies, der sich hingegen bis jetzt noch kein Stück aus dem Türrahmen heraus bewegt hatte, aus meinen Gedanken zurück, „Es werden allerdings noch einige kleinere Sachen folgen müssen! Ich habe in der Kürze der Zeit keine neue Hauptplatine auftreiben können. Aber die drei Kleineren habe ich alle ersetzt! Ebenso alle oxidierten Kabel, die komplette Akustik und die Optik. Unser Z23 kann jetzt wieder gucken wie ein junger Adler!“, er lachte schallend auf und brachte mich dazu, meine versteifte Haltung aufzugeben und freudig zu lächeln.

Das hörte sich doch alles nahezu hervorragend an!

„Ich habe zudem bei der Formatierung einige Datensätze ausgegraben, die wohl aus der Zeit vor seinem Reboot stammten. Normalerweise werden solche Dinge mit der Zeit als sogenannte tote Datei automatisch vom System gelöscht oder mit anderen Informationen überschrieben, da Z23 von sich aus selbst keinen Zugriff mehr haben konnte“, Sasuke schien etwas rot zu werden, rührte sich aber immer noch nicht. Ob nun etwas mit seiner Motorik nicht stimmte?

„Unserem Z23 ist das aber alles noch etwas peinlich! Schließlich habe ich ihm somit Daten freigeschalten, die er noch nicht kannte!“

„Hä?“

„Nun“, Jiraiya strich sich nachdenklich über sein Kinn und schien einen Punkt an der Zimmerdecke zu suchen, „Das ist so… als würdest du dich plötzlich daran erinnern, was du als Baby angestellt hast!“

„Öhm…ich kann mich an nichts erinnern was ich als Baby angestellt habe!“, murmelte ich.

„Siehste! Er jetzt schon! Ha ha!“, er grinste breit und auch irgendwie… etwas pervers… wobei man das über einen Mann in diesem Alter sicherlich nicht denken sollte!

„Nun denn! Wenn ich etwas über eine Hauptplatine erfahren sollte werde ich mich mit euch in Verbindung setzen! Sollte noch irgendetwas anderes sein dann kommt einfach wieder vorbei! Die Rechnung habe ich bereits an deine Bank weitergereicht und dein Konto wurde dementsprechend belastet! Keine Sorge!“, er schlug mir einige Male doch recht kräftig auf den Rücken und ich stöhnte dabei etwas auf, „War nicht so schlimm! Habe gute Schnäppchen machen können!“

Klar erleichterte mich diese Aussage. Es fühlte sich um einiges besser an das eigene Konto nicht in den Miesen stehen zu haben!

Ich drehte mich mit einem rundum glücklichen Lächeln von Jiraiya weg und blickte wieder zu dem Schwarzhaarigen, der mich die ganze Zeit ohne zu zwinkern angestarrt hatte: „Sasuke?“, er versteifte sich etwas, „Komm!“, ich streckte ihm meine Hand entgegen, „Lass uns nach Hause gehen, ja?“

Endlich löste er sich von der Tür und kam mir langsam näher, hob seine Hand und legte sie in die meine.

Dieser kurze Augenblick der ersten Berührung bescherte mir ein unheimliches Kribbeln. Ausgehend von meinen Fingerspitzen breitete sich dieses wohlige Gefühl über meinen ganzen Körper aus und meine Finger umgriffen sogleich seine Hand und zogen ihn hinter mich her aus dem Laden heraus.
 

Ihn immer noch an der Hand haltend schritten wir durch die Einkaufspassagen Konohas. Es soll mal Zeiten gegeben haben, wo die Gesellschaft weniger tolerant gewesen war, doch nun störte sich niemand mehr daran, wenn zwei junge Männer Hand in Hand durch die Gegend spazierten.

Sasuke schwieg immer noch. Die Motorik schien in Ordnung. Vielleicht konnte er nun nicht mehr sprechen!

Ich betrachtete ihn nachdenklich von der Seite, doch er blickte nur stur geradeaus auf den Gehweg.

„Bist du… böse mit mir?“, fragte ich vorsichtig und bemerkte daraufhin ein leichtes Zucken eines Lides.

„Ich habe keine Berechtigung böse mit meinem Herrn… mit dir zu sein!“, antwortete er leise, doch nach zwei Tagen Stille in meiner Wohnung war es als würde die ganze Welt nur aus diesen Tönen, die seine Lippen verlassen hatten, bestehen und daher vernahm ich ihn klar und deutlich.

„Hm… schmollst du dann vielleicht?“

Er verdrehte die Augen und Hey! Ich hatte bislang nicht einmal geahnt, dass er zu solch einer Handlung fähig war!

„Herr… Naruto…“

„Oi! Schau mal! Da hinten ist der Park! Sollen wir durch den Park nach Hause spazieren?“

Nun schaute er auch noch leicht überrascht über meinen Vorschlag etwas zu mir herunter.

„Du hast doch damals gesagt, dass du gerne einmal mit mir in den Park gehen würdest, oder nicht? Okay…jetzt ist Juni und nicht mehr Januar, aber… ich würde gerne heute mit dir durch den Park gehen, echt jetzt!“

Er starrte mich immer noch etwas ungläubig an, dann lächelte er ganz leicht: „Ja, das habe ich tatsächlich mal gesagt!“

„Na super! Dann lass uns gehen!“, ich erhöhte das Tempo, zog ihn noch mehr über unsere verbundenen Hände hinter mir her und wir erreichten den Eingang des Parks.

Bald darauf ließen wir uns auch auf einer freien Parkbank direkt an dem kleinen Teich nieder und beobachteten ein wenig die Enten, die dort ihre Runden schwammen.

Obwohl die Sonne schien wehte über das Wasser eine recht frische Brise zu uns herüber und ich entdeckte nicht nur bei mir, sondern auch bei Sasuke – und das zu meinem Erstaunen – eine leichte Gänsehaut.

„Du…du frierst auch?“, rief ich erstaunt, löste unsere immer noch ineinander verflochtenen Finger voneinander und strich vorsichtig über seinen Unterarm.

„Du hast mir doch dieses Programm aufgespielt. Meine Außenmembran hat einen Temperaturfühler und danach…“

„Ja ja, Sasuke“, lachte ich und verwirrte ihn wohl mit dieser Unterbrechung, „Es hätte gereicht, wenn du einfach nur ‚Ja‘ gesagt hättest, echt jetzt!“

Ich setzte mich noch dichter an ihn heran, so dass sich unsere Körper seitlich komplett berührten.

Er wurde daraufhin tatsächlich wieder etwas rot und sah etwas beschämt in die andere Richtung, doch plötzlich spürte ich einen leichten Druck auf meiner Schulter.

Er hatte doch tatsächlich den Arm um mich gelegt und mich näher an sich heran gezogen!

Sogleich spürte ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Mein Kopf sank auf seine Schulter und entspannt schloss ich meine Augen.

Das Zwitschern der Vögel. Das schnattern der Enten und das Quaken der Frösche.

In der Ferne die murmelnden Stimmen von einigen alten Damen beim abendlichen Spaziergang.

Irgendwie fühlte ich mich gerade rundum wohl.

„Das Pochen aus deiner Brust hört sich an wie ein Herzschlag!“, murmelte ich leise in sein Hemd und ich bemerkte durch die plötzliche Bewegung, dass er mir wohl gerade auf meinen Kopf schaute.

„Nun ja…ich bin ein Roboter, ich…“

„Du hast einen beruhigenden Herzschlag!!“

Er rührte sich kein Stück. Vermutlich brachte ihn meine Aussage zum Nachdenken.

„Es hört sich irgendwie verrückt an, einer Maschine zu sagen, sie hätte einen Herzschlag. Schließlich ist sie kein lebendes…“

„Oh doch, Sasuke, du LEBST! Jeden Tag, an dem du gehst, stehst oder liegst… an dem du nachdenkst, fühlst und spürst… an dem du lächelst, traurig bist oder dir vor Scham die Röte in die Wangen steigt... zeigt doch deutlich, dass du am Leben bist! Ich war einige Zeit in einem Krankenhaus und ich habe dort viel gesehen. Von daher kannst du mir glauben…in dir, Sasuke Z23 steckt viel mehr Leben drin als in manch einem, der sich Mensch nennt!“

Dieses pochende Geräusch aus seiner Brust beschleunigte sich und ließ mich schmunzeln… Meine Mutter hatte Recht. Ich hatte zudem gerade einen kleinen Beweis meiner Aussage und schlang meine Arme um seine Taille, um mich noch mehr an ihn zu drücken.

„Sag mal… hat die Reparatur wehgetan?“

„Ich wurde über einen angeschlossenen Computer in einen erzwungenen Standby Modus gebracht und habe daher nicht wirklich etwas bemerkt. Das ist vergleichbar mit der Narkose vor einer Operation bei euch Menschen!“, erklärte er ruhig.

„Hm… war dann das Aufwachen nach dieser Operation seltsam oder gar schmerzhaft?“

„Nein.“

Ich seufzte erneut gegen seine Brust. Irgendwie wollte dieser sture Hund einfach nicht mit der Sprache herausrücken: „Okay, Sasuke! Sag schon! Irgendetwas bedrückt dich doch! Und man sollte nicht mit so mieser Laune an einem so schönen Tag Anfang Juni im Park hocken mit einem eigentlich ganz tollen Kerl im Arm!“, ich verdrehte den Kopf etwas um ihm direkt ins Gesicht blicken zu können und schenkte ihm ein freches Grinsen.

Nun konnte ich auch bei ihm ein leichtes Zucken in den Mundwinkeln erkennen.

„Das mit dem tollen Kerl im Arm klingt zwar ein wenig arrogant, Naruto, aber kann ich nur bestätigen!“

Huh? Das waren ja…ganz neue Töne von ihm!

„Und das andere…“, wäre er auf Sauerstoff angewiesen, dann würde er nun tief einatmen… MOMENT! Seine Brust hob sich tatsächlich etwas unter meinem Kopf an!

„Es ist, weil ich dir nur Probleme verursacht habe!“

„Meinst du…wegen der Kosten für deine Reparatur?“

Er nickte.

„Das waren keine Probleme, Sasuke, echt jetzt! Ein Mensch kann auch krank werden und muss ins Krankenhaus und das kann auch sehr teuer werden! Sowas kann also immer passieren und von daher… ich bin nur gerade so wahnsinnig glücklich, dass man dir helfen konnte und das es dir besser geht! Dir geht es doch jetzt besser, oder?“

Das Nicken, welches nun folgte war um einiges intensiver als das Vorangegangene.

„Aber wegen etwas darfst du ruhig schon ein schlechtes Gewissen haben!“, schnaubte ich leise und er zog die linke Braue elegant in die Höhe. Also besser hätte es mein alter Sasuke auch nicht hinbekommen!

„Ich meine… du hattest mir versprochen, mir zu sagen wenn du merkst, dass etwas nicht mit dir stimmt und das hast du nicht getan! Das hat mich schon etwas… verletzt!“

„Das tut mir sehr leid, Naruto!“, und seine Stimme klang wirklich bedauernd.

„Wie hast du nur vor, dass wieder gut zu machen?“, feixte ich stattdessen und schaffte es somit auch noch die andere Braue in die Höhe zu jagen.

„…“, er öffnete den Mund leicht, als wollte er etwas erwidern, doch keine Silbe verließ seine im Sonnenlicht glänzenden Lippen.

Ich wusste nicht genau, was mich in diesem Augenblick gepackt hatte… ob es die allgemeine Stimmung zwischen uns war oder die Umgebung oder einfach nur die Art und Weise wie wir so beisammensaßen in dieser aneinander gekuschelten Pose…jedoch…streckte ich selbst für mich überraschend meinen Rücken durch, gewann so an Höhe und drückte vorsichtig meine Lippen auf seine.

Unerwarteter Weise fühlten sie sich warm an. Vermutlich zirkulierte das… Öl oder was auch immer – ich sollte wirklich einmal mit Onkel Maddy sprechen – wärmer durch seinen Körper als ich vermutet hätte.

Er rührte sich auch nicht und da ich meine Augen ganz instinktiv geschlossen hatte konnte ich auch nicht sagen, wie seine sonstige Reaktion ausfiel, doch ich konnte mit Bestimmtheit sagen, dass sich mein Puls bestimmt verdreifacht hatte.

Diese Lippen fühlten sich…überraschend gut an! Es fiel mir wirklich schwer, diesen Augenblick, der sicherlich nur wenige Sekunden gedauert hatte, abzubrechen und mich von ihm zu lösen.

„Was..?“, entkam es ihm als ich wenige Zentimeter zwischen uns gebracht hatte.

Ich lächelte und zuckte nur leicht mit meinen Schultern: „Weiß nicht…? Mir war…“

Weiter kam ich nicht, denn da spürte ich erneut seine Lippen auf meinen und diesmal wesentlich intensiver als bei meinem Überraschungsangriff.

Ich hätte mich eigentlich in diesem Moment fragen müssen, warum er so reagierte. Warum er in der Lage war, so auf mich einzugehen aber Scheiße nochmal… bei diesem Kuss hätte niemand auch nur irgendeinen Gedanken haben können.

Er war sprichwörtlich elektrisierend! Ich spürte seine Zunge, die sich zwischen meinen Lippen hindurchschob und in meinen Mundraum stieß.

Und diese Zunge war…feucht! Woher oder wieso… Total egal! Denn sie machte ihren Job verdammt noch mal richtig gut wie sie da so die meine umkreiste, anstupste und zum Kampf herausforderte, als hätte sie nie etwas anderes getan! Ab und an brach er dieses erregende Zungenspiel ab, leckte über meine Lippen und knabberte an ihnen nur um dann, wenn ich darauf einging, wieder mit seiner Zunge in meinen Mundraum vorzuschnellen.

Leider vergaß ich bei diesem Kampf dummerweise das Atmen und japste daher schwer auf als ich mich von ihm löste.

Doch was ich dann sah schockierte mich ein weiteres Mal an diesem doch bisher wirklich ereignisreichen späten Nachmittag: Sasuke hatte wirklich ein schiefes süffisantes Grinsen aufgelegt und fuhr mir nun mit der Hand des Armes, der nicht um meine Schulter geschlungen war, durch mein wirres Pony.

Der Kerl vor mir… strahlte puren Sexappel aus!

„Du… also… wie… WOW!“, mir fehlten gerade wirklich die passenden Wörter.

„Eine nun freigegebene Datei…“, erklärte er hingegen im ruhigen Ton.

„Datei?“, WAS bitte schön war das denn für eine Datei?! Welcher Programmierer konnte so etwas schreiben? So…öhm…pervers?! Und wieso hatte ich plötzlich das Bild von dem alten Jiraiya im Kopf?!

Noch ehe ich irgendetwas darauf erwidern oder fragen konnte erhob er sich und zog mich praktisch mit sich nach oben in den Stand: „Wir sollten nun nach Hause gehen, Naruto! Es wird frisch und ich möchte nicht, dass du dich erkältest!“

Immer noch leicht sprachlos blickte ich ihn direkt an. Irgendwie wirkte er jetzt auch etwas selbstbewusster auf mich… oder redete ich mir das nun ein?!

Ich nickte wie mechanisch, fragte mich gleichzeitig ob wir nun die Rollen getauscht hatten und ich nun der Android war und ergriff wieder seine Hand, um unsere Finger miteinander zu verschlingen.

Er lächelte und beugte sich leicht zu mir auf die Höhe meines rechten Ohres: „Ich werde dir in Zukunft ALLES sagen, Naruto-sama!“

Ein flüchtiger Kuss wie ein Windhauch berührte nochmals meine Lippen und diesmal war es der Schwarzhaarige, der mich durch den Park Richtung Ausgang und dann nach Hause zog… meine Beine wären eh noch viel zu weich für überhaupt einen einzigen eigenständigen Schritt gewesen!
 


 

Ich hatte meinen Herrn geküsst.

Nicht nur einmal oder zweimal im Park…nein. In den letzten Tagen waren es unzählige Male gewesen. Mehr jedoch auch nicht.

Von scheuen Küssen am Morgen kurz nach dem Aufstehen oder ungestüm leidenschaftlichen wenn er von der Arbeit nach Hause kam und mich stürmisch begrüßte. Die Küsse, die wir abends eng umschlungen im Bett miteinander teilten waren zärtlich und vertraut… so als hätten wir jahrelang nie etwas anderes gemacht.

Naruto hatte mich nach meiner Rückkehr gebeten von nun an bei ihm mit im Bett zu schlafen.

Er hatte schnell ein wesentlich längeres USB 6.0 – Kabel besorgt und sobald er in meinen Armen eingeschlafen war hatte ich mich in den Standby Modus begeben um aufzuladen.

Morgens mit ihm im Arm wieder zu erwachen war in den ersten Tagen ein ungewohntes Gefühl, doch fühlte es sich von Tag zu Tag nicht nur besser, sondern auch richtiger an.

Schnell hatten wir die Probleme die durch meinen Ausfall verursacht worden waren vergessen und genossen einfach das Beisammensein.

Jeden Moment, den ich mit ihm verbrachte, gab mir mehr das Gefühl an das zu glauben, was er mir im Park mit solcher Inbrunst gesagt hatte: Ja, ich lebte!

Es war der erste Donnerstag im Juli und ich war gerade dabei im Kleiderschrank für Ordnung zu sorgen. Naruto hatte leider die unschöne Angewohnheit getragene, aber dennoch saubere Kleidung einfach so in den Schrank zu werfen anstatt sie ordentlich zu falten. Da ich für den Abend Ramen geplant hatte, der nun in einem Topf auf den Herd vor sich hin köchelte, hatte ich so ausreichend Zeit mich mit diesem Chaos zu beschäftigen.

Ich faltete gerade einen Pullover zusammen und beschloss diesen in das oberste Fach zu legen, da ich ein solches Kleidungsstück für die Sommermonate als weniger nützlich ansah, als ich in eben diesem Fach einen Widerstand spürte.

Ich zog mir einen Stuhl näher heran um auf diesen zu steigen. Schließlich schien dieses Fach aus meiner bisherigen Perspektive leer zu sein.

Doch sobald ich auf den Stuhl stand erkannte ich, dass dem wohl nicht so war.

Eine schwarze Kiste, etwa in der Größe eines Schuhkartons, befand ich bis zur Rückwand durchgeschoben darin. Ohne weiter darüber nachzudenken warum sich ein solcher Karton in einem Kleiderschrank befand nahm ich diesen heraus und warf ihn vorerst auf das Bett.

Erst nachdem ich den Pullover in das Fach gelegt und ich wieder vom Stuhl gestiegen war betrachtete ich das Fundstück genauer.

Es reichte nur ein kurzer Blick um mich in ein seltsames Gefühlschaos zu stürzen.

Auf dem schwarzen Deckel dieser eigentlich unscheinbaren Kiste stand mit krakligen silbernen Buchstaben ‚TEME‘.

Es dauerte eine Weile bis ich mich dazu entschließen konnte, mir dieses Objekt doch genauer anzuschauen. Schließlich war in meinen Datensätzen hinterlegt worden, dass ich das persönliche Hab und Gut meines Herrn achten solle.

Andererseits sah ich gerade in diesem Begriff, dem Wort ‚Teme‘, einen Grund für die oft wechselnden Gemütsschwankungen meines Herrn und von daher wäre es doch nur legitim, wenn ich durch Nachforschungen herausfand, wie ich Naruto helfen konnte.

Der Deckel ließ sich relativ leicht öffnen und der Inhalt dieser Kiste verwunderte mich auch nicht wirklich. Es handelte sich um eine sogenannte Fotobox.

Sie war fast bis zum Rand mit älteren und neueren Fotografien gefüllt.

Ebenso befand sich ein weißer Briefumschlag darin, der noch fest verschlossen war und einige Datenträger wie sie normalerweise für Filmmaterial benutzt wurden.

Zunächst widmete ich mich den Bildern. Auf allen war mein Herr immer direkt auszumachen. Seine Haarfarbe hatte einen auffallend hellen Ton und wirkte warm wie das Licht der Sonne. Selbst auf den Bildern aus dem Säuglingsalter konnte ich ihn immer sofort finden.

Auffallend oft war neben ihm oder im direkten Umfeld ein kleiner schwarzhaariger Junge zu erkennen.

Egal, bei welcher Tätigkeit man Naruto abgelichtet hatte… stets war dieser Junge an seiner Seite. Viele Bilder zeigten die beiden Kinder bei allen möglichen Freizeitbeschäftigungen oder auch im Sportverein.

So erfuhr ich, dass Naruto wohl lange Zeit Fußball und Judo gemacht haben musste.

Auf einem Bild grinste er eng umschlungen mit dem Schwarzhaarigen in die Kamera. Ich wollte es gerade zurück in den Karton legen, als ich bemerkte, dass dieses Bild auf der Rückseite beschriftet war.

„Sasuke und ich nach dem erfolgreichen Turniersieg in Suna – April 2044“, las ich leise und zuckte zusammen. Schnell drehte ich das Bild in meiner Hand herum und betrachtete es noch einmal eingehend… dieser Junge… war also Sasuke Uchiha. Ich prägte mir seine noch reichlich kindlich anmutenden Gesichtszüge ein und legte das Bild beiseite.

Das anschließende Betrachten der einzelnen Fotos ging nun viel zügiger von Statten. Auf jedem Bild scannte ich sofort Sasuke Uchiha heraus und konnte so jeden einzelnen Schritt seiner körperlichen Entwicklung mit verfolgen.

Der fröhliche Junge wurde – wenn das Datum auf der Rückseite stimmte – ab dem Eintritt in die Pubertät im Jahre 2050 charakterlich wohl um einiges ruhiger. Das Lächeln von ihm auf den Bildern wurde immer weniger bis es schließlich gar nicht mehr auftauchte. Nur auf Bildern, die ihn in direkter Nähe von Naruto zeigten, wirkte er wesentlich losgelöster und entspannter.

Ein jeder konnte klar und deutlich an diesen Bildern ablesen, dass Sasuke Uchiha für Naruto wesentlich mehr empfand als ein normaler Freund sollte. Auch auf Bildern, wo die beiden mittlerweile jungen Männer nicht direkt zusammenstanden, lagen Sasukes Uchihas Augen immer genau auf dem Blonden. Die letzten Aufnahmen stammten aus dem Frühjahr 2057.

„Miesgelaunter Teme nach… „, das Wort, was ursprünglich dort geschrieben stand war durchgestrichen worden. Dennoch konnte ich es als ‚Familienurlaub‘ identifizieren. Dahinter war mit einem anderen Stift der Satz verbessert worden: „Miesgelaunter Teme nach… Chemotherapie mit Perücke“

Itachi Uchiha hatte mir gesagt gehabt, dass sein jüngerer Bruder an Leukämie verstorben war. Diese Krankheit sah man ihm auch deutlich an. Er wirkte blasser. Mitunter schien seine Haut ungewohnt blutleer. Seine schwarzen Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren umrandet von dunklen Schatten.

Dieser Mann wollte nicht mehr leben. Er war erschöpft und müde, doch lag auf seinen Lippen ein schwaches Lächeln… verursacht durch den breit in die Kamera grinsenden jungen Mann an seiner Seite, der gut gelaunt seine Finger zu einem Peace-Zeichen geformt hatte.

Es war offensichtlich, dass Sasuke Uchiha nur noch für meinen Herrn durchgehalten hatte… sie mussten einander wirklich sehr geliebt haben.

Ich legte auch dieses Bild wieder zurück in die Kiste und betrachtete noch lange nachdenklich ihren gesamten Inhalt.

Denn natürlich war mir eine ganz gravierende Tatsache bei der Sichtung all dieser Bilder aufgefallen: Sasuke Uchiha hätte ebenso ein Modell ANDR-Z23 sein können wenn ich nun anhand dieser Bilder nicht bemerkt hätte, dass er eine Kindheit gehabt hatte.

Natürlich hatte ich auch schon davon gehört, dass sich manche Menschen verstorbene Familienmitglieder als Androiden nachbauen ließen… aber Sasuke Uchiha war am Tag seines Todes kurz vor seinem 21. Geburtstag gewesen.

Demnach war er 2036 geboren. Ich wurde 2022 erbaut. Wie konnte er dann also als die Vorlage für mich dienen?

Aber das dieser Junge und ich irgendeinen gemeinsamen Nenner haben mussten war mehr als offensichtlich!

Und das Naruto mich bei unseren ersten Begegnung für Sasuke Uchiha gehalten hatte war sicherlich absolut verständlich, zumal sich Naruto wohl da noch immer in der Trauerphase um seinen Freund befunden hatte.

Zusätzlich beschäftigte mich nach den jüngsten Geschehnissen zwischen meinem Herrn und mir noch ein zusätzlicher Gedanke: Küsste Naruto mich oder glaubte er Sasuke Uchiha zu küssen?

Sehnte er sich nach meinen oder immer noch nach seinen Berührungen?

Diese Frage konnte ich selbst sicherlich nicht beantworten. Das konnte nur einer und ich war mir gerade nicht so sicher, wie ich meinen Herrn auf dieses doch recht heikle Thema ansprechen sollte.

Ich nahm den Briefumschlag und legte diesen zu den Bildern zurück. Dann griff ich nach dem Deckel und verschloss die Kiste. Nur die Datenträger ließ ich noch neben mir auf dem Bett liegen während ich den Karton diesmal vorsichtig unter das Bett schob. Ich beschloss gerade, mir einen dieser Datenträger genauer anzusehen, als unvermittelt das Telefon läutete.

Die Nummer, die angezeigt wurde, war als Itachi Uchiha hinterlegt worden und da mein Herr noch mindestens zwei Stunden auf Arbeit sein würde entschloss ich mich, den Anruf entgegen zu nehmen: „Uzumaki. Hier Sasuke!“

„Hallo Sasuke, hier spricht Itachi Uchiha!“

„Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber mein Herr befindet sich noch außer Haus!“

„Das weiß ich. Ich wollte auch mit dir sprechen!“, wieso wollte Itachi Uchiha bitte mit mir sprechen?, „Hast du einen Augenblick?“

„Ja, Itachi-san!“

„Was weißt du über deine ersten vier Jahre? Oder genauer… ist dir der Grund deiner Herstellung bekannt?“

Ich zuckte zusammen. Das waren wirklich sehr direkte Fragen! Und auch wenn ich nun auf einige der alten Daten wieder zugreifen konnte, so waren nicht alle erhalten geblieben und ich konnte daher nicht mit Bestimmtheit eine Antwort geben: „Es tut mir leid, Itachi-san. Meine Erinnerungen vor meinen Reboot 2026 sind sehr lückenhaft. Ich kann Ihnen auf Ihre Fragen keine Antwort geben!“

„Hm! Hat sich Naruto einmal dein Tattoo angesehen?“

„Mein Tattoo? Ich bin nicht tätowiert, Itachi-san!“

„Ich meinte auch keinen herkömmlichen Körperschmuck, sondern die Zertifizierung. Du weißt doch nun sicherlich, was ich meine, oder?“, irgendwie wirkte Itachi-san nun etwas gestresst auf mich. Anscheinend war ihm diese Information wirklich wichtig.

„Ja und Nein, Itachi-san! Naruto hat sich bislang noch nicht mit meiner Zertifizierung auseinandergesetzt!“

„Schade. Bestünde für dich die Möglichkeit selbst mithilfe einer Schwarzlichtlampe nachzusehen, wer für deine Herstellung zuständig war?“

„Das brauche ich nicht, Itachi-san! Das weiß ich bereits!“

„Wirklich! Hervorragend! Würdest du mir…“
 

„ICH BIN WIEDER DAHAAAA!!!“

Ha! Wer hätte gedacht, dass sich ein Android so erschrecken konnte!

Ich lachte laut auf als ich meinem Sasuke um den Hals fiel und ihm meine Lippen fest aufdrückte!

Er wirkte wahrlich immer noch etwas perplex: „Naruto! Du bist schon…“

„He he…ich habe früher Feierabend gemacht! Es soll nämlich heute Nachmittag wieder Schütten wie aus Kübeln und ich fang gerade an, dem Juli wieder etwas abzugewinnen und das muss ja dann nicht sein, echt jetzt!“

Sasuke stand immer noch etwas steif da. Also langsam übertrieb es der Gute mit dieser ‚Schockstarre‘!

„Was ist’n?“

„Ich hatte Itachi-nii-san in der Leitung!“, murmelte er leise und diesmal war ich es, der überrascht war.

Ich vergaß doch manchmal wirklich, dass Sasuke ein Android war und somit in der Lage, die eingehenden Mails oder Anrufe direkt über mein Heimnetzwerk anzunehmen, in welches er sich dann via Wlan einklinkte.

„Oi! Kannst du ihn mir auf das Handteil legen?“, und schon hüpfte ich freudig zur Ladestation meines Telefons.

„Würde ich gerne, Naruto, aber er hat eben aufgelegt!“

„Hä?!“, ich kratzte mich am Hinterkopf, „Hab ich ihn vielleicht auch erschreckt?“

Eigentlich war Itachi mit überhaupt nichts zu schocken! Sein kleiner Bruder Sasuke und ich hatten es schließlich oft genug probiert und uns war es nie gelungen auch nur ein klitzekleines, panisch klingendes ‚Ah‘ aus dem älteren Uchiha zu bekommen!

„Na ja…dann nicht!“, ich zuckte mit den Schultern, „Wenn’s wichtig war, ruft er schon wieder an!“

Meine Nase nun etwas höher haltend und schnüffelnd wurde nun mein Grinsen noch eine Spur breiter: „Sag mal, Liebling?“, so nannte ich ihn immer wenn er ziemlich offensichtlich was gemacht hatte, was mir besonders gut gefiel… he he, „Rieche ich da etwa… Ramen?“

Er legte den Kopf leicht schräg und schenkte mir einen wirklich schiefen Blick: „Du bleibst aus der Küche, Naruto! Das Schweinefleisch muss noch ziehen um seinen Geschmack besser entfalten zu können!“

Oh Mann… dieser Kerl machte mich echt fertig! Und das im positiven Sinne!

Ich trat wieder an ihn heran und schlang beide Arme um seinen Hals: „Mit jedem Tag bin ich mir mehr und mehr sicher, dass dich der Himmel geschickt hat, Sasuke!“

Nun legte sich noch ein schiefes Grinsen auf seine Lippen: „Die Firma hieß Akatsuki und nicht Himmel… aber es freut mich dennoch, dass du meine Mühen und meine Arbeit, die ich mit dir habe, zu würdigen weißt!“

„Oi, Sas! Was soll das denn heißen?“, schmollend schob ich meine Unterlippe vor, doch er umschloss meine Taille, zog mich etwas näher an sich heran und stupste mit seiner Nase an die meine, ehe er mir einen kleinen Kuss auf den vorgeschobenen Teil der Lippe hauchte: „Das heißt, dass ich wirklich glücklich bin, bei dir zu sein!“
 

Der Regen prasselte lautstark gegen die Fensterscheibe im Schlafzimmer, doch wir ließen uns davon nicht stören.

Sasuke und ich kannten uns nun etwas mehr als ein Jahr und seitdem ich ihn bei mir hatte ging es in meinem Leben wieder aufwärts.

Sasuke gab meinem Leben wieder einen Sinn und ich würde alles dafür tun, dass es so auch bleiben würde.

Unser abendlicher Gute-Nacht-Kuss war dieses Mal um einiges länger ausgefallen und irgendwie schienen wir beide nicht mehr so genau zu wissen, wie man den angeblichen Punkt namens ‚Wenn es am Schönsten ist soll man aufhören‘ fand, denn wir fanden mit jedem Augenblick nur noch mehr heraus, dass es immer noch schöner ging.

Und irgendwann war es dann soweit, dass ich nur noch keuschte, dass es mein erstes Mal wäre und er mir entgegen raunte, dass er vorsichtig sein würde.

Und Sasuke war vorsichtig. Er war zärtlich, liebevoll und einfühlsam.

Er nahm sich alle Zeit der Welt um mich auf das Kommende vorzubereiten und erst als ich ihm mehrfach bestätigt hatte, dass ich bereit sei drang er langsam in mich ein.

Ich war berauscht und verwundert zugleich, da ich noch nie so viele verschiedene Regungen in Sasukes Mimik gesehen hatte wie in dem Moment, wo wir uns unserer Lust hingaben.

Sasuke richtete sich ganz nach mir. Stieß härter zu wenn ich es einforderte und handelte auch oftmals genauso wie ich es mir im Stillen wünschte und so kam ich in dieser berauschenden Nacht mehrere Male auch ohne das einer von uns hatte zusätzlich Hand hatte anlegen müssen.

Ich wusste nicht, wie spät es war und es wäre sicherlich ein leichtes für den Schwarzhaarigen gewesen mir die Zeit augenblicklich zu nennen, wenn ich ihn danach gefragt hätte, doch es war mir gerade alles gleich.

Wir lagen eng umschlungen in meinem durchwühlten Bett und genossen einfach die Zweisamkeit.

Gerne hätte ich ihm mitgeteilt, was ich mittlerweile wirklich für ihn fühlte, doch irgendwie kam mir das doch noch…zu früh vor.

Zwar war er bereits ein Jahr bei mir, doch diese Zuneigung, die wir nun miteinander teilten, war noch relativ neu und da sollte man eigentlich noch nicht sagen, dass man den anderen über alles liebte.

Zumindest dachte ich noch so…

„Geht es dir gut?“, seine Stimme war irgendwie rauchig. Sinnlich. Und sie jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken.

Ich mochte dieses Gefühl.

„Mir geht es hervorragend! Das können wir jeden Abend machen, Sas, echt jetzt!“

Er lachte und sogleich schnellte mein Kopf in die Höhe weil ich jeden Augenblick dieses Lachens in mich aufsaugen wollte…

Sasuke lachte anders als Sasuke Uchiha und doch war es sich so unglaublich ähnlich! Denn Sasuke Uchiha hatte in seinen letzten Jahren zu gut wie gar nicht mehr aus vollem Herzen gelacht… vielleicht sehnte ich mich daher so sehr nach einem ehrlichen und wahren Lachen.

„Ich brauch nur einen gelegentlichen Stopp an einer Steckdose, Naruto! Ich denke nicht, dass du es übertreiben solltest!“

Ja…da hatte er eigentlich auch wieder Recht! Zudem sollte das hier auch irgendwie noch etwas Besonderes bleiben!

„Sasuke?“

„Hm?“

„Du bleibst doch bei mir, ja?“, ich gähnte und kuschelte mich noch mehr an ihn heran, „Du bleibst doch für immer an meiner Seite?“

Ich erhielt keine wirkliche Antwort darauf. Sasuke schwieg. Das war der Moment, wo ich bemerkte, dass wir noch nicht alle Hindernisse aus dem Weg geräumt hatten und mir Sasuke kein Versprechen geben wollte, was er nicht halten konnte. Aber ich wollte mir nun meine euphorische Stimmung nicht mit diesen Gedanken zerstören und schloss meine Augen.

Egal, was kommen würde… wir würden eine Möglichkeit finden…
 

Der nächste Morgen kam wesentlich schneller als erwartet.

Es fiel mir unglaublich schwer meine Augen zu öffnen. Das Bett war einfach viel zu warm und Sasuke neben mir, immer noch mit einem Arm um meinen Bauch geschlungen, fühlte sich einfach viel zu gut an.

Zudem hörte ich noch immer den Regen draußen… so typisch für Juli, echt jetzt!

Da hatte man doch wirklich ausreichend Gründe, liegen zu bleiben!

Ich drehte mich unter Sasukes Arm und kam so mit meinem Kopf auf seinem Brustkorb zum Liegen: „Hm…Sasuke…kannst du für mich im Büro anrufen? Ich mag jetzt noch nicht aufstehen und da raus gehen in dieses Schmuddelwetter!“

Es blieb seltsamerweise still neben mir. Normalerweise – denn es war nicht das erste Mal, dass ich versuchte, blau zu machen nur um mit ihm länger im Bett liegen bleiben zu können – hätte er mich nun schon einige Male ermahnt und mich schließlich dann mit einem liebevollen Tritt aus dem Bett befördert, doch nichts geschah.

Ich streifte daher vorsichtig seinen Arm von mir herunter und setzte mich im Bett auf.

Mein Blick fiel direkt auf sein makelloses Gesicht und den wirren schwarzen Strähnen, die ihm nicht nur ins Gesicht fielen, sondern auch seinen ganzen Kopf wie einen schwarzen Heiligenschein umrahmten. Ich hatte es ja gesagt gehabt… er war direkt aus dem Himmel zu mir gekommen! Ha!

„Oi, Sas! Bist du jetzt der Langschläfer von uns beiden?“

Ich entdeckte das Kabel, welches unter der Decke herauslugte und mit der Steckdose an der Wand verbunden war. Hatte er sich etwa noch nicht vollständig aufgeladen? Nun ja…vielleicht hatte ihn die letzte Nacht auch mehr Energie gekostet!

Ha! Nicht nur vielleicht! Ganz sicher sogar!

Also hob ich die Decke an und folgte dem Kabel mit meinen Augen zu seinem anderen Ende. Es mündete in seinem linken Oberschenkel und direkt daneben leuchtete ein grünes Lämpchen. Normalerweise hieß dies, das er vollständig geladen hatte.

„Sasuke?“, ich entfernte das Kabel aus seinem Bein und schloss die Klappe.

Er reagierte nicht. Die wunderschönen, nachtschwarzen Augen blieben geschlossen.

„Oi, Sas! Das ist jetzt nicht lustig! Also mach jetzt die Augen auf, ja!“

Immer noch nichts.

Ich ergriff ihn an seinen Schultern und rüttelte leicht.

Nichts.

„Sasuke? Lass jetzt den Scheiß! Komm schon!“

Nichts!

Ich hob ihn an. Brachte ihn in eine sitzende Position und tätschelte leicht seine Wangen… und da bemerkte ich, dass diese schrecklich kühl waren.

Auch sein ganzer Körper verlor augenblicklich an Wärme nachdem ich die Bettdecke zurückgeklappt hatte.

Was hatte das zu bedeuten?

Warum…

Was…

Warum öffnete er seine Augen nicht?

Warum?

Warum??
 

WARUM, SASUKE? WARUM? WARUM HAST DU MIR NICHT GESAGT, DASS ES DIR SCHLECHT GING? WARUUUM!!!
 


 

„SAAAAAAAAAASUKEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!! NEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIN“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vampbunny
2015-11-29T15:51:15+00:00 29.11.2015 16:51
*geschockt vor dem Ende des Kapitel sitze*
meine Güte, das erste Kapitel war ja schon mitreissen~ aber das hier war ja noch viel intensiver~
Ich war so erleichtert, als es hieß das es ihm besser ging und hab gestrahlt~
Und nun sitz ich doch wirklich mit Tränen in den Augen da~
Böseee *schnief*

Aber mal von außen her das zu sagen: Es ist einfach genial geworden die Fortsetzung
und ich freue mich schon wie es weiter geht T-T (Will es unbedingt wissen)
LG Vampy
Antwort von:  KamuiMegumi
29.11.2015 16:59
Vielen lieben Dank das dir meine kleine Geschichte gefällt. Brauchst auch nicht lange warten...morgen geht es in den dritten und letzten Teil
Antwort von:  Vampbunny
29.11.2015 17:05
*die Freunde in meinem Augen aufblitzt* *-*


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