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Heimliche Hoffnung

von

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Besuche

Beep. Beep. Beep.

Genervt seufzte Shuichi auf und zog das Handy aus seiner Jackentasche. Er blickte auf das Display seines neuen Smartphones. Ob dieses wenigstens ein neues Display überleben würde? Shuichi konnte nur abwarten. Noch war das Display kontakt. Noch.

Shuichi wischte mit dem Finger über das grüne Symbol und nahm den Anruf entgegen. „Was gibt es?“, wollte er von seinem Gesprächspartner wissen.

„Warum bist du nicht zu deiner Untersuchung im Krankenhaus erschienen?“, kam es sogleich von James. Die schlechte Laune in seiner Stimme war auch über das Telefon zu hören.

Akai musste kurz überlegen. An eine Untersuchung dachte er nicht mehr. Sie war nicht wichtig und sonst war es auch immer Jodie, die ihn an solche Termine erinnerte oder ihn zu diesen schleppte. Shuichi sah kurz zu der großen Uhr im Gebäude. Vor wenigen Stunden war sein Termin im Krankenhaus. Aber was er verpasste, verpasste er eben. „Hat dich das Krankenhaus angerufen?“

„Natürlich haben sie mich informiert“, raunte James in den Hörer. „Wo bist du? Ich hol dich ab und spreche mit dem Arzt, damit er dich noch heute dran nimmt.“

Ein leichtes Grinsen legte sich auf die Lippen des Agenten. „Sag den Ärzten, dass sie mich von der Liste streichen können.“

„Akai, bitte die Untersuchung ist wichtig.“

Shuichi verdrehte die Augen. „Ich bin in New York.“

„Was?“

„Mir geht es gesundheitlich gut, James. Und jetzt mach ich meine Arbeit.“

„Ak…“ James hörte nur noch das eintönige Tuten. Er seufzte und wählte erneut die Nummer des FBI-Agenten.

The person you’ve called is temporarily not available.

Eigentlich war James der Boss. Nur dann nicht, wenn man mit Akai zusammen arbeitete.

Shuichi warf den Stummel seiner Zigarette auf den Boden und ging die Straße weiter entlang. Sein Plan sah einfach aus. In den Staaten angekommen, wollte er sie sofort besuchen. Bei ihr angekommen, beobachtete er das Gebäude eine Weile und bemerkte, dass sie nicht alleine war. Er wartete. Und erst Stunden später, konnte er endlich zu ihr.
 

***
 

Jodie brachte Reiji zurück in sein Bett, nachdem dieser friedlich in ihren Armen einschlief. Wie gern hätte sie ihn wieder beim Schlafen beobachtet. Leider konnte sie es nicht. Jodie ging zurück, drehte sich an der Tür noch um und warf einen Blick auf Reiji. Sie lächelte während sie anschließend das Schlafzimmer verließ. Zurück im Wohnzimmer blickte sie Camel an. „Da bin ich wieder. Ich hoffe, ich hab dich nicht lange warten lassen“, sprach sie ruhig.

Camel war derweil ebenfalls aufgestanden. „Kein Problem. Trotzdem sollte ich nun wieder zurück ins Quartier.“

„Tut mir leid, dass ich dich so lang hier aufgehalten hab.“

„Das hast du doch nicht. Ich wollte dich nach all der Zeit wieder sehen und hören, was dir im letzten Jahr wiederfahren ist“, entgegnete der Agent.

„Verstehe“, schmunzelte die Blonde. „Grüßt doch bitte die anderen Agenten von mir.“

„Mach ich“, nickte er.

„Und Camel?“

„Keine Sorge, Jodie, von mir erfährt keiner etwas von Reiji.“

Jodie lächelte und brachte ihn währenddessen zur Tür. „Danke für deinen Besuch.“

„Gerne. Mach dir bitte nicht so viel Sorgen. Ich spüre, dass alles gut gehen wird. Und ehe du dich versiehst, steht Akai vor der Tür.“

„Das wäre wirklich eine Überraschung. Aber wenn ich ehrlich bin, denke ich nicht, dass er gleich hier erscheint. Sollte es allerdings doch der Fall sein, ruf ich dich an.“

„Gut“, gab Camel von sich. „Wenn du mal was brauchst oder Reiji, du kannst mich jederzeit anrufen.“

„Ich weiß“, sprach die ehemalige Agentin und umarmte Camel kurz. Nach ihrer anschließenden Verabschiedung schloss sie die Tür und lehnte sich gegen diese. Es war schön gewesen Camel wiederzusehen. Die Zeit verging wirklich schnell, auch wenn es ihr manchmal nicht so vorkam. Jodie ging zurück ins Wohnzimmer und räumte den Tisch ab, als es an der Tür klingelte.
 

***
 

Shuichi stand vor der Tür. Mit einer Entschlossenheit im Gesicht klingelte er. Erst einmal, dann ein zweites Mal.

Als die Tür aufging, wurde er von seinem Gegenüber angelächelt. „Ach Sie sind es.“ Yukiko umarmte den FBI-Agenten sofort und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ihr war egal, dass er solche Zuschaustellungen hasste. „Shin…Conan hat mir bereits erzählt, dass Sie wieder Ihre richtige Identität annehmen konnten.“

Akai nickte kurz. „Darf ich reinkommen?“

„Natürlich.“ Yukiko machte Platz und brachte ihn anschließend in das Wohnzimmer. „Schade, dass Sie nicht einige Minuten eher hier waren. Mein Mann hätte sich gefreut, Sie wieder zu sehen.“

„Es ging nicht eher“, log der Agent.

„Nun ja…vielleicht sind Sie noch da, wenn er wieder zurück kommt. Möchten Sie etwas trinken?“

„Nein. Danke“ Shuichi setzte sich. „Ich weiß von Ihrem Sohn, dass Sie damals mit Sharon Vineyard befreundet waren?“

„Hmm?“ Yukiko setzte sich ebenfalls. „Als ich mit der Schauspielerei anfing und mich auf eine Rolle vorbereiten musste, nahm ich Unterricht bei einem Magier“, erzählte sie. „Dabei lernte ich Sharon kennen. Wir hielten auch den Kontakt, aber Sie wissen ja selber, dass Sharon bereits vor einer langen Zeit gestorben ist.“

„Offiziell“, entgegnete der Agent. „Natürlich wissen Sie, dass Sharon Vineyard als Chris Vineyard weiterlebt und als Vermouth für die Organisation arbeitete.“

Yukiko schluckte. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“

„Ach kommen Sie, Yukiko. Ich weiß schon lange, dass Conan Edogawa Ihr Sohn Shinichi Kudo ist. Und ich weiß auch, dass Sie über die Organisation Bescheid wissen.“ Shuichi räusperte sich. „Als ich meine Identität wechselte, nahmen Sie es ohne große Nachfrage hin. Obwohl Sie anfangs überrascht taten, habe ich während der Zeit, wo Sie sich im Haus aufhielten, gemerkt, dass Sie schon lange über die Wahrheit im Bilde sind. Ich nehme ebenso an, dass Vermouth auch weiß, dass Sie es wissen. Und trotzdem ist Ihnen in der ganzen Zeit nichts passiert. Natürlich ist mir auch aufgefallen, dass sie nie aktiv gegen Conan vorgegangen ist. Ich nehme an, Sie hat Kinderbilder von Ihrem Sohn gesehen, konnte eins und eins zusammen zählen und hat ihn deswegen insgeheim beschützt. Mir ist allerdings egal, ob sie es wegen der Freundschaft zu Ihnen tat oder wegen einem anderen Grund. Darum geht es jetzt nicht.“

„Meine Freundschaft zu Sharon ist lange her. Sie wissen ja, wie berühmt sie ist. Irgendwann haben wir uns immer seltener gehört und gesprochen. Aber Sie haben mit Ihrer Vermutung recht. Sie kannte wirklich einige Kinderbilder von Shinichi. Die Beiden haben sich sogar kennen gelernt, als er fünf Jahre alt war. Mittlerweile hat sie sich aber stark verändert. Sie ist kälter geworden…aber ich denke, dass ist normal, wenn man bedenkt, welchen Umgang sie hatte.“ Yukiko blickte melancholisch auf den Boden. „Es ist so viel Zeit vergangen und ich hab nie bemerkt, wer sie wirklich war. Wussten Sie, dass Sie bereits für die Organisation arbeitete, als wir uns kennen lernten? Das war bitter…Ich frage mich manchmal, ob ihre Freundschaft einfach nur gespielt war. Aber wahrscheinlich werde ich auf diese Frage nie eine Antwort bekommen.“

„Tut mir leid.“

„Muss es nicht. Ich hab meine Familie und eigentlich könnte es mir nicht besser gehen. Shinichi hat mir erzählt, dass Sharon…nein Chris immer noch auf freiem Fuß ist und ihr die Flucht gelang.“

Akai nickte. „Wir nehmen an, dass ihre Flucht lange geplant war“, entgegnete Akai ruhig. „Mittlerweile befindet sie sich in New York und bedroht meine Kollegin.“ Shuichi ballte die Faust. „Angeblich will sie nur in Ruhe gelassen werden.“

„Aber Sie trauen diesem Friedensangebot nicht?“, fragte Yukiko nach.

„Natürlich nicht. Dieser Frau ist alles zuzutrauen. Sie wartet nur darauf, dass wir einen Fehler machen, damit sie einen legitimen Grund kriegt wieder zu Morden. Sie kennen sie, Yukiko. Und Sie können sicher erahnen, wozu sie in der Lage ist.“

Yukiko schüttelte den Kopf. „Dem ist nicht so. Die Frau, die ich kannte, war nett, liebevoll, aufmerksam. Die Person, die sie nun ist, ist kaltherzig und verschlossen. Sie…sie schützt sich nur vor Schaden durch andere Menschen“, wisperte die Schauspielerin leise. „Ich glaube, es liegt in ihrer Vergangenheit…ihr muss etwas Schlimmes angetan worden sein…etwas, das sie zu diesem Monster machte.“

Akai nickte.

„Aber wahrscheinlich ist das auch der Preis, den sie zahlen muss, weil sie länger als alle anderen lebt. Gerade weil sie so sehr in der Öffentlichkeit steht, müsste sie wohl andauernd ihr wahres Aussehen verschleiern. Das kann doch nicht auf Dauer gut gehen, meinen Sie nicht auch?“

„Mir ist egal, was sie zu dem machte, was sie ist“, sprach der FBI-Agent.

Yukiko schluckte. „Sie wollen sie bestimmt festnehmen, nicht wahr?“

Akai nickte erneut.

„Aber warum suchen Sie jetzt ausgerechnet mich auf? Ich weiß, dass das FBI genügend Informationen über sie hat. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Shuichi schloss seine Augen und lehnte sich nach hinten. „Sie hat Jodies Vater umgebracht als diese ein kleines Mädchen war. Seitdem war Jodie auf der Suche nach der Mörderin ihres Vaters. Wie Sie sich vorstellen können, fand sie diese in Vermouth. Es besteht kein Zweifel daran, dass eine weitere Begegnung und Konfrontation beider Frauen blutig enden wird. Es wundert mich zwar, dass Vermouth Jodie vor einigen Tagen in Ruhe ließ…allerdings…“ Akai öffnete wieder die Augen und blickte Yukiko an. „Jodie hat Japan vor über einem Jahr verlassen. Ich kenne den wahren Grund, der dahinter steckt nicht. Vielleicht hat Vermouth irgendwas damit zu tun, vielleicht aber auch nicht. Das spielt momentan für mich keine Rolle. Aber ich weiß, dass Vermouth bereits öfters in New York war. Laut meinem Informanten wurde Jodie genau so oft von ihr beobachtet. Angeblich weil sich die Organisation Sorgen machte, dass wir hier den vernichtenden Schlag gegen sie planen.“

Yukiko lauschte angespannt der Stimme des Agenten.

„Ich weiß, dass irgendwas in der Luft liegt. Ich spüre es. Und ich traue dem Frieden nicht.“

„Aber Sie sagten vorhin selber, dass sie eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will. Vielleicht…wollen Sie auch einfach hinter ihren Handlungen etwas Schlimmes sehen“, warf Yukiko ein. „Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht?“

Shuichi lächelte süffisant. „Wenn dies der Fall wäre, warum muss sie ihr Friedensangebot mit einer Drohung untermauern?“, wollte er wissen. Shuichi verschränkte die Arme. „Sie wird Jodie umbringen, sollte das FBI die Füße nicht still halten. Und wissen Sie, was das Problem ist? Wir können Vermouth nicht einfach so in Ruhe lassen.“

Yukiko dachte nach. „Aber wenn Sie sie verhaften, würde das eine Menge Aufsehen mit sich bringen.“

„Natürlich. Aus dem Grund wäre es von Vorteil, wenn wir sie ohne großen Rummel in Gewahrsam nehmen könnten. Wir wissen aber selber, dass es uns Vermouth nicht so einfach machen wird. Und mit ihrer Drohung hat sie im Hauptquartier für Alarmstufe rot gesorgt.“

„Was haben Sie denn jetzt vor?“, wollte Yukiko wissen. Noch immer wusste sie nicht, warum der FBI-Agent ihr so viel erzählte und was er eigentlich von ihr wollte. „Manchmal erinnern Sie mich an einen Workaholic. Obwohl die Organisation zerschlagen ist, suchen Sie immer noch nach einem Mitglied. Warum können Sie die Arbeit nicht Ihren Kollegen überlassen? Dann sind Sie nicht dafür verantwortlich, wenn das FBI etwas unternimmt, was Ihre Kollegin in Gefahr bringt“, warf sie ein.

„So einfach ist das nicht, Yukiko. Ich habe Ihnen doch vorhin erzählt, dass Vermouth Jodies Vater auf dem Gewissen hat. Vor langer Zeit gab ich ein Versprechen. Ich würde derjenige sein, der Vermouth verhaftet, damit Jodie endlich zu Ruhe kommen kann. Und ich bin ein Mann, der seine Versprechen hält.“

Unweigerlich musste Yukiko schmunzeln. „Sie sind ja so süß“, gab sie von sich. „Schade, dass Sie jünger sind und ich verheiratet“, kicherte sie.

„Yukiko!“

„Ja, ich weiß doch“, sprach sie. Natürlich verhielt sie sich manchmal wie ein Kind. Sie war zwar Mutter und älter, aber dem Spaß nicht abgeneigt. „Ich frage mich immer noch, was Sie von mir wollen.“ Sie stockte. „Sie wollen, dass ich Chris überrede sich dem FBI zu stellen?“

„Natürlich weiß ich, dass sie es nicht tun wird. Mir reicht es, wenn ich etwas gegen sie in der Hand habe. Ich möchte versichert sein, dass sie Jodie kein Haar krümmen wird, egal was passiert.“

„Damit werden Sie Ihr Versprechen nicht halten können.“

„Ich weiß. Aber so wie es momentan um die Dinge steht, habe ich nur zwei Möglichkeiten.“ Shuichi verengte die Augen. „Ich kann Vermouth verhaften und bringe Jodie damit in Gefahr oder ich gehe das Risiko ein und lasse sie laufen.“

„Was würde Ihre Kollegin wollen?“

„Sie würde Vermouth lieber im Gefängnis sehen.“

„Vielleicht…sollten Sie dann ihrem Wunsch entsprechen.“

„Vielleicht. Aber wenn ich das tue, bringe ich sie in Gefahr. Es ändert einiges, wenn aus einer unausgesprochenen Drohung eine ausgesprochene Drohung wird. Sie hat nun nicht mehr die Organisation im Rücken und kann eigenständig aktiv werden. Nehmen wir an, ich würde sie verhaftet. Wer garantiert mir, dass sie nicht bereits einen Auftragsmörder gefunden hat, der Jodie im Visier hat?“, kam es von Akai. „Oder was passiert, wenn sie entkommt? Ich denke, es wird ihren Hass auf Jodie weiter schüren und am Ende zu einer Katastrophe kommen. Und ohne einen Grund kann ich sie auch nicht erschießen.“

Yukiko schluckte. „Sie würden sie tatsächlich…?“

„Wenn es sein muss, ja. Allerdings wäre es mir lieber sie lebend zu bekommen.“

„Damit sie ihre Strafe absitzen kann“, schlussfolgerte die Schauspielerin.

„Der Tod kann für manche Leute die Rettung sein.“

„Ich verstehe…“, murmelte Yukiko. „Ich kann Ihnen nichts versprechen“, fügte sie anschließend an.
 

***
 

Jodie stand an der Tür. Ihr Herz klopfte höher. Konnte es sein, dass Camel recht hatte? Stand Shuichi auf der anderen Seite? Hatte er seinen Arzttermin in Japan abgesagt, war in den nächsten Flieger gestiegen und wollte sie sehen? Durfte sie diese Hoffnung haben?

Es klingelte erneut und Jodies lächeln versiegte. Shu war niemand, der mehr als einmal an die Tür klingelte. Er wartete nicht gern.

Jodie sah durch das Guckloch, dann seufzte sie leise. Ignorieren war aber keine Option, außer sie wollte, dass ihr Sohn durch das mehrfache Klingeln wieder wach wurde. Jodie atmete tief durch und öffnete die Tür. „Anne. Was treibt dich hier her?“, wollte sie von der Frau wissen.

„Ich war zufällig in der Gegend“, antwortete Anne.

„Ok. Komm rein.“

„Ich muss gleich wieder weiter. Wollte nur hallo sagen.“

Jodie sah sie überrascht an. „Wirklich?“, murmelte sie leise. „Dann…hallo.“

„Sag mal Jodie, was hast du übermorgen vor?“

„Übermorgen?“ Jodie sah sie fragend an. „Geplant hab ich nichts.“

„Gut. Dann halt dir den Tag frei.“

„Anne!“

„Was denn? Ich hab dir ein Date organisiert.“

„Du hast was? Warum?“ Jodie war außer sich. Wieso sollte sie sich mit einem Fremden treffen? Und warum ausgerechnet jetzt.

„Jaja…ich weiß. Du musst mir nicht danken“, antwortete Anne. „Und er ist auch wirklich süß. Sein Name ist Shiro. Er ist Chinese, 32 Jahre alt und er arbeitet in dem kleinen Restaurant in meiner Nähe. Manchmal lass ich mir Essen nach Hause bringen. Und da er heute da war, hab ich ihn einfach mal gefragt. Ehe du etwas sagen kannst, ich weiß, dass China nicht Japan ist und das nicht in dein Beuteschema passt, aber du kannst es trotzdem mal versuchen. Außerdem weiß er von deinem Sohn und möchte dich trotzdem kennen lernen. Das ist doch was, nicht? Und du kannst nicht absagen. Er gehört zur sensiblen Sorte und du wirst sehen, ihr werdet euch gut verstehen.“ Anne zwinkerte ihr zu. „Ich werde dich übermorgen abholen und dich zu ihm in den Park bringen. Du hast also keine andere Wahl.“

Jodie seufzte. „Anne, das geht nicht…“

„Das sagst du immer. Aber man muss dich zu deinem Glück zwingen. Nun hab dich nicht so, Jodie.“ Anne machte einen Schritt zurück. „Du schaust es dir an und wenn du Spaß hast, freust du dich halt. Und wenn nicht, dann ist das auch in Ordnung.“ Dann lief Anne zu den Treppen und verschwand.

„Anne…“ Jodie wollte ihr nachlaufen, was suboptimal war, da Reiji allein in der Wohnung wäre. Sie seufzte erneut und schloss die Tür. Das hatte sie nun davon, weil sie hoffte.
 

***
 

Shuichi hielt die Hände in seinen Hosentaschen und machte sich auf den Weg zum Hauptquartier. Schweigend trat er durch die Türschwelle, sah kurz die Wachmänner an, zog seinen Ausweis heraus und ging weiter. Es war lange her und trotzdem sah alles wie immer aus. Shuichi konnte sich denken, dass mittlerweile viele Agenten rein und raus gingen. Einige kamen nie wieder.

Mit dem Aufzug fuhr der Agent in die 13. Etage und ging zu seinem ehemaligen Büro. Es war ein Wunder, dass an der Tür immer noch die beiden Namen standen.

Shuichi Akai. Jodie Starling.

Er lächelte und strich mit den Fingern über das Türschild. Lange war es her. Wenige Sekunden später öffnete Akai die Tür und trat ein. Der Raum sah genau so aus wie früher. Nur die Pflanzen, die Jodie immer anschleppte und die kaum eine Überlebenschance besaßen, waren vollkommen verschwunden. Sie schützten Menschen, vergaßen aber immer wieder die Blumentöpfe zu gießen.

Shuichi sah zu seinem Schreibtisch. Er war immer noch so unordentlich hinterlegt, wie bei seinem Aufbruch damals. Trotzdem schmunzelte er. Jodie war immer hinterher gewesen, dass er alle Akten pünktlich abgab und dass sein Tisch ordentlich aussah. Oft übernahm sie dies kurzerhand selbst. Und immer wieder endete es damit, dass Shu seine Unterlagen nicht wieder fand und Zeit mit suchen verbrachte. Andauernd drohte Jodie ihm, nicht mehr aufzuräumen, tat es dann aber doch. Bis jetzt.

Dann warf er einen Blick auf Jodies Schreibtisch. Er war aufgeräumt und Shuichi sah sie dort sitzen und arbeiten. Langsam ging er auf den Tisch zu, berührte mit den Fingerspitzen das matte Holz und fuhr an der Kante entlang. Kurz darauf stockte er. Das kleine Licht am Bildschirm blinkte. Er war an.

Jodie.

Wer auch sonst sollte im Büro sein und arbeiten? Aber es machte keinen Sinn. Jodie hörte auf. Und nun war sie auf einmal wieder da?

Shuichi ging zum Schreibtischstuhl. Das Bild auf Jodies Tisch fehlte. Er war sich sicher, dass Jodie es vor ihrem Aufbruch nach Japan nicht mit einsteckte. Und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass sie es nun nach Hause nahm.

Etwas an der Situation stimmte nicht. Shuichi spürte es ganz genau. Er wusste, dass etwas in der Luft lag. Nur konnte er nicht sagen was. Zu gern hätte der Agent den Bildschirm angeschaltet, sich angesehen, was Jodie oder die andere Person suchte, doch dafür gab es keinen legitimen Grund. Bei seinem Feind war es kein Problem. Die Arbeitsstelle sowie seine Freundschaften waren Tabu. Shuichi legte den Kopf in den Nacken.

Als die Tür aufging, fixierte er die eintretende Person sofort.

„Oh“, kam es von dem Japaner.

Shuichi schwieg und stand auf.

„Tut mir leid, ich hatte noch keine Möglichkeit gehabt das Türschild auswechseln zu lassen. Ich nahm an, Sie würden erst in einigen Tagen hier her kommen“, sprach er sofort.

„Und Sie sind?“

„Ich bin Ihnen als neuer Partner zugeteilt worden.“ Er hielt ihm die Hand hin. „Mein Name ist Kimura. Reiji Kimura.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2016-03-21T10:06:22+00:00 21.03.2016 11:06
Shuichi ist lustig. Nicht nur, sein Problem mit den Smartphones, nein, auch einfach Arztbesuche vergessen
Wie hat er es nochmal geschafft, so lange zu überleben...?
So traut sich jedenfalls nicht jeder, mit seinem Chef umzugehen
Die Sprünge sind fies. Man fragt sich echt, ob es zeigleich ist und Shu rein will, sobald Camel draußen ist
Er hat übrigens etwas von einem Stalker, wie er da auf der Lauer liegt
OK. Gut in die Irre geführt, mein Lamm
Da denkt man, er geht endlich zu Jodie und dann... Workoholic^^
Ich mag Yukiko übrigens
Auftritt Anne, yay!
Hätte mich gewundert, würde die Klette nicht mehr auftauchen. Die ist echt aufdringlich. Aber irgendwie muss ich auch kichern wegen ihr. Chinesen sind keine Japaner, also nicht im Beuteschema - zum Schießen
Ich befürchte auch, Jodie wird um das Date nicht herum kommen... Das könnte lustig werden. Für uns Leser
Na immerhin, Akai schwelgt noch in Erinnerungen
Spricht für ihn, das er nicht einfach an den PC anderer Leute geht. Sowas macht man nicht *nick*
Aber das ist sowas von geil - der große Reiji tut mir irgendwie Leid
Akai kann das nur in den falschen Hals bekommen
Antwort von:  Varlet
27.03.2016 12:47
Danke für deinen Kommi *kicher*
Shu hatte immer jemanden, der ihn an die Arztbesuche erinnerte bzw. der ihn dorthin schleppte.
Die Sprünge waren Absicht um es spannender zu machen *grins*

Rofl. Shu und Stalker? Hmm stimmt, die Allüren dazu hätte er. Aber er tut ja nicht immer stalken. Aber wie du siehst, Shu kann es nicht lassen :D
Ich hoffe, dass das Pitel nicht zu wirr war, wegen der ganzen Sprünge, aber du hast es ja sehr gut zusammen gefasst.
mal sehn, was SHu nun mit dem anderen Reiji macht...was für ein Zufall, dass einer beim FBI in NY nun anfing *hüstel*


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