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Heimliche Hoffnung

von

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Irrtum

Reiji Kimura stand vor dem Büro seines Vorgesetzten. Der FBI-Agent wartete zwei Tage und beobachtete seinen Partner genau. In den wenigen Stunden, die die beiden zusammen im Büro verbrachten, wurde er von Akai ignoriert. Nur, wenn es wirklich wichtig war, meldete sich dieser zu Wort.

Dennoch schwebte Shuichis Drohung immer noch über ihn wie eine schwarze Wolke. Er konnte es nicht vergessen. Und so stand er nun hier. Vor dem Büro seines Vorgesetzten. Reiji haderte mit sich selbst. Sollte er? Oder sollte er doch nicht?

Der FBI-Agent presste die Lippen aufeinander und wägte das Für und Wider ab. Das Anschwärzen seines Kollegen würde sicherlich nicht zu Ruhm und Akzeptanz führen und doch war er sich nicht sicher, ob er es diesem durchgehen lassen sollte. Vielleicht war es auch einfach nur ein Test. Reiji fühlte sich lange nicht mehr so überfordert und unsicher. Er wusste nicht, was nun von ihm erwartet wurde. Der Agent konnte die Drohung seines Kollegen kaum einschätzen. Eigentlich war sie für einen Test oder einen Scherz viel zu ernst. Andererseits waren sie beide beim FBI tätig und sie kannten die Gesetze. Sie wussten, wo die Grenzen lagen, was möglich war und was nicht. Beide Männer wussten genau, wo das Gesetz greifte und wo nicht. Würde ihm Akai ihm wirklich etwas antun?

Reiji atmete tief durch und klopfte endlich an die Tür. Es passierte nichts. Er wartete einen Moment ab, drückte anschließend die Türklinke herunter und stellte fest, dass die Tür abgeschlossen war. Umsonst stand er vor dem Büro seines Bosses. Umsonst ließ er Zeit verstreichen. Wichtige Zeit. Zeit, in der er die Situation hätte klären können. Reiji sah zum Nachbarbüro. Ob dort ein Vorgesetzter war?

Zunehmend bekam Reiji das Gefühl, dass das Schicksal nicht wollte, dass er den Fall meldete. Der Agent verharrte für wenige Sekunden an Ort und stellte, machte sich aber anschließend auf den Weg zurück zu seinem Büro. Und auch vor der dortigen Tür holte er tief Luft, ehe er den Raum betrat.

Shuichi saß an seinem Schreibtisch und blickte auf den Bildschirm seines Computers. Meistens war er nur halbtags da. Vormittags im Büro und nachmittags in der Schießhalle. Der Kontakt mit Jodie war weiterhin auf Eis gelegt. Sie selbst meldete sich allerdings auch nicht. Und da Shuichi annahm, dass sein Partner über ihn sprach, war er sich sicher, dass sie ihn wohl nicht sehen wollte.

„Können wir reden?“, fing Reiji an. Er wirkte angespannt. Angespannt und nervös – ein Verhalten, was man nicht von einem Agenten erwartete und wollte.

Akai sah zu ihm. „Worum geht’s?“

„Ihre Drohung.“

„Mhmm…“

„Ich finde, Sie sollten mir erklären, warum Sie dermaßen reagieren. Sie kennen meine Verlobte ja nicht einmal. Und Sie wissen auch nicht, wer ich bin oder wie ich mich in einer Beziehung verhalte. Sie haben nicht das Recht mir zu drohen.“

„Sind Sie sich da sicher?“

„Sagen Sie bloß, Sie kennen Emma?“

„Emma“, wiederholte Shuichi. War Reiji wirklich mit dieser Emma verlobt? Und was war mit Jodie? Unterhielt er eine heimliche Affäre mit ihr? Wusste sie von seiner Verlobten oder spielte er ihr nur was vor? Oder war es sogar möglich, dass dieser Reiji rein gar nichts mit Jodies Reiji gemeinsam hatte? War alles nur ein Zufall? Shuichi glaubte nicht an Zufälle und dennoch kam ein leiser Zweifel in ihm auf. „Wie lange sind Sie bereits in New York?“

„Eh?“ Reiji sah ihn verdutzt an. Mit einem derartigen Wechsel des Themas rechnete er überhaupt nichts. „Seit knapp 8 Wochen.“

„8 Wochen“, wiederholte Akai. „Und wie lange verlobt?“

„5 Monate. Warum wollen Sie das alles wissen?“

Ehe Akai antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen. Camel stürmte rein. „Akai…“

„Was gibt es?“

„Ich hab gehört, dass du wieder hier bist.“ Camel sah kurz zu Kimura. „Sie müssen der neue Agent sein. André Camel“, stellte er sich vor. „Sehr erfreut.“

„Reiji Kimura. Freut mich ebenso.“

„Und hat Akai mit Ihnen schon den üblichen Agenten-Scherz gemacht?“

„Scherz?“

„Ja…Sie wissen doch wie das so ist. Wenn man neu ist, muss man erst ein gewisses Ritual über sich ergehen lassen.“

„Oh…ah…deswegen also…jetzt versteh ich das“, Reiji wirkte erleichtert. „Und ich dachte schon.“

Beep. Beep. Beep

Shuichi zog das Handy aus seiner Hosentasche und sah auf die Kurznachricht. „Ich muss los.“
 

***
 

Shuichi sah sich um. Die Lagerhalle wirkte leer. Und trotzdem kam der FBI-Agent bereits Stunden vorher an den Ort und sah sich die Begebenheiten genau an. Er studierte nicht nur die Fluchtwege. Auch mögliche Verstecke des Feindes sollte man kennen. Alles schien sauber zu sein und in trockenen Tüchern zu liegen. Und dennoch lag eine ganz besondere Atmosphäre in der Luft. Shuichi spürte, dass der Tag die Entscheidung brachte. Shuichi ging zum Ausgang, trat aber nicht hinaus. Er lehnte sich gegen eine Kiste, zündete sich eine Zigarette an und wartete.

„Wie immer überpünktlich, wenn es darum geht sich mit dem Feind zu treffen.“

Shuichi fixierte die blonde Schauspielerin. „Wann kommt es schon mal vor, dass man von der berühmten Chris Vineyard zu einem Treffen geben wird“, gab er spottend von sich.

„Wie immer der alte Akai“, kam es von Chris. „Du hast Yukiko auf mich angesetzt. Eigentlich müsste ich es nun als Handlung gegen mich sehen und sollte gegen deine kleine Jodie vorgehen.“

Shuichi verengte die Augen. „Wage es ja nicht.“

„Ihr seid alle wirklich so verspannt. Meine Güte.“

„Was willst du von mir?“, fragte der Agent anschließend.

Chris stemmte die Hände in de Seite. „Wie du ja weißt, hat mich Yukiko besucht. Und sie will nicht, dass sich Jodie die ganze Zeit ängstigen muss. Deswegen schlage ich dir einen Kompromiss vor.“

„Und der wäre? Du gehst freiwillig ins Gefängnis?“

Vermouth lachte. „Natürlich nicht. Hältst du mich für so dumm?“, wollte die Schauspielerin wissen. „Außerdem weiß ich, dass die Taten bereits verjährt sind. Und wenn du daran denkst unser Gespräch auf Band aufzunehmen, dann möchte ich hiermit sagen, dass ich nichts mit den Taten meiner Mutter, Sharon Vineyard, zu tun habe. In meinem Safe zu Hause entdeckte ich einen Brief, indem sie das, was sie dem Vater von Miss Jodie Starling antat, zugibt. Diesen Brief wollte ich Ihnen, Agent Shuichi Akai, überreichen.“

Shu knurrte. „Was sollen diese Spielchen?“, zischte er.

„Das sind keine Spielchen“, sprach Vermouth ruhig und zog den Brief heraus. „Das ist der Brief. Sharon Vineyard gibt alles zu. Und ehe ich es vergesse, ich habe nichts von alledem gewusst. Wie ihr alle, bin auch ich nur ein unschuldiges Opfer.“

Shuichi nahm ihr den Brief aus der Hand und überflog die paar Zeilen. Sie hatte ihn wieder reingelegt und für alles gesorgt. Natürlich wollte er kein Geständnis auf Band aufnehmen. Doch mit dem Brief, drängte sie ihn in eine Ecke.

„Oh und falls du gedenkst, ihn zu zerreißen, bringt dir das kaum etwas. Den Brief hab ich bereits an die hohen Tiere beim FBI geschickt. Und im Notfall geht einer an die Presse.“

„Miststück.“

„Aber aber…wo sind deine Manieren geblieben?“, hauchte sie ihm zu. „Jetzt guck doch nicht wie ein überfahrenes Schaf. Da ist kein doppelter Boden bei.“

„Das will ich dir geraten haben.“ Akai steckte den Brief ein und im nächsten Moment sah er sich erschrocken um. Nicht nur das Peitschen des Kugelhagels war zu hören, auch das Klackern von Vermouths Absätzen. Akai knurrte und ging hinter einigen Kisten in Deckung. Aber dann sah er ein befremdliches Bild. Vermouth sank zu Boden. Das Blut färbte ihre blonden Haare rot. Mit aufgerissenen Augen sah sie ihn an.

„Was zum…“

„Hände hoch.“

Shuichi blickte nach rechts.

„Ich sagte Hände hoch.“

Akai fixierte den fremden Mann. Er war nicht gewillt, das zu tun, was man von ihm verlangte. Nicht, wenn die Situation nicht unter seiner Kontrolle war. Trotzdem verhielt er sich ruhig und dachte an die nächsten Schritte. Langsam hob er die Hände nach oben.

„Wer sind sie?“

„Und sie?“

„Special Agent Killian Smith, CIA. Das ist mein Kollege Agent Raymond.“

Shuichi knurrte leise. CIA. Kir musste ihre Finger im Spiel haben. „FBI, Special Agent Akai.“

„A…Akai…ich hab schon viel von Ihnen gehört, Sir.“

Shuichi nahm seine Hände runter. Er ging zu Vermouth. „Was sollte das?“

„Das CIA hat den Auftrag sich um Vermouth zu kümmern. Eigentlich lebendig, aber als die Frau zufällig unseren Weg kreuzte, konnten wir nicht anders“, entgegnete Smith.

„Von weitem sah es aus, als würde sie Sie bedrohen. Deswegen mussten wir handeln.“

Shuichi legte seine Hand an Vermouths Halsschlagader. „Verdammt“, zischte er leise.

„Sir?“

„Ihr habt sie umgebracht.“

„Das sollte doch für Sie Grund zur Freude sein.“

Akai stand auf. „Ich möchte einen vollständigen Bericht vom Gerichtsmediziner.“

„Sir?“

„Was?“

„Das CIA ist Ihnen nicht untergestellt.“

„Das ist mir verdammt egal. Ihr habt sie einfach so erschossen“, sprach Shu. „Und ohne das FBI wärt ihr keinen Schritt weiter.“

Smith ballte die Faust. „Wie Sie wollen, Agent.“
 

Shuichi lehnte sich draußen gegen seinen Wagen. Aus der Ferne beobachtete er die Szene. Der Krankenwagen brauchte rund 20 Minuten zum Einsatzort und zum Schluss konnte nur der Tod der Schauspielerin festgestellt werden. Shu sah genau zu, wie sie im Wagen abtransportiert und der Gerichtsmedizin überstellt wurde. Die ganze Zeit über fuhr er hinter dem Einsatzwagen und beobachtete die Situation angespannt. Kaum dass sich Vermouth im Leichenschauhaus befand, wurde dieses von der Presse belagert. Shuichi stahl sich durch die Hintertür hinein. Kurz nickte er dem Pathologen zu, zog die weiße Decke von Vermouth runter und sah in ihr bleiches Gesicht. Es gab keinen Zweifel. Erneut sah Akai zum Mann im weißen Kittel. „Den Abschlussbericht schicken Sie ans FBI.“
 

***
 

Jodie seufzte. Warum ließ sie sich überhaupt auf dieses arrangierte Date ein? Wobei eigentlich war es ein Wunder, dass Anne erst nach über einem Jahr damit ankam, sie verkuppeln zu wollen. Hätte Jodie gewettet, hätte sie alles Geld verloren. Und nun stand sie vor ihrem ersten Date seit der Geburt und seit ihrer Beziehung mit Shuichi. Sie hätte aufgeregt sein sollen, aber sie empfand einfach nichts dabei.

Anne war wieder in ihrem natürlichen Modus. Jodie verkuppeln mit einem Mann, der ihr gefiel. Dabei war es egal, was Jodie wollte. Unglücklicherweise war es einfacher gewesen, Anne ihren Willen zu lassen. Ansonsten endete es in stundenlangen Diskussionen, Vorwürfen und das Thema wäre bei jedem Treffen erneut aufgekommen. Dazu hätte Anne mehrfach sturmgeklingelt, das Haustelefon sowie ihr Handy mit Anrufen genervt und Reiji um seinen Schlaf gebracht.

Die zweite Möglichkeit bestand nur darin, das Date durchzuziehen und sich am Ende mit Anne auf die Diskussion einzulassen, warum der Kerl nicht zu ihr passte. Obwohl es sich schlimmer anhörte, als es eigentlich war, war die zweite Möglichkeit viel besser und vernünftiger. Zumindest führte sie zu weniger Streitigkeiten. Und gerade das war es, was Jodie gar nicht brauchte. Sie wünschte sich ein ruhiges, ein friedlicheres Leben. Ein Leben, in dem sie glücklich werden konnte.

Jodie strich sich durch ihre Haare und legte ein dezentes Make-up auf. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer und packte ihre Handtasche. Anne bestand darauf sie abzuholen und in den Park zu bringen. Wenigstens das hatte die junge Frau gelernt. Jodie hatte ihr bereits vor vielen Jahren gesagt, dass sie auf gar keinen Fall von einer Horde Männer vor ihrer Haustür begrüßt werden wollte.

Die ehemalige FBI-Agentin ging ans Fenster und lugte heraus. Das Wetter war angemessen, weswegen sie Reiji ohne eine Jacke in den Kinderwagen legte und ihm sein Stofftier reichte. Sanft strich sie ihm über die Wange. „Wir stehen das jetzt durch und dann lässt uns Anne hoffentlich in Ruhe. Außerdem kommt der Papa bestimmt bald“, erzählte sie ihm.

Sie hoffte es. Trotz Camels Aussage, dass Shu bereits auf dem Weg war, meldete er sich weder telefonisch noch per Kurznachricht oder E-Mail. Wann er nun in New York auftauchte, stand in den Sternen. Jodie lag die halbe Nacht wach. Nicht wegen Reiji, viel eher wegen Shu. Die ganze Zeit hoffte sie, dass er vor der Tür stand und klingelte. Sie wünschte es sich so sehr. Aber nichts geschah.

Selbst am Morgen stand ihr diese Hoffnung ins Gesicht geschrieben und sobald sie irgendwelche Geräusche aus dem Hausflur vernahm – wie das Fahren des Aufzuges oder Schläge gegen das Treppenhausgelände – machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Vor ihrem inneren Auge sah sie Shuichi vor der Tür stehen. Die Realität aber sah anders aus. Und ob Jodie wollte oder nicht, sie musste nach vorne blicken.

James hatte mit seinen Vorgesetzten gesprochen und ihr versichert, dass das FBI nicht weiter nach Vermouth suchen würde. Sie war in Sicherheit. Trotz allem gab es Zeiten in denen sie sich draußen mehrfach umsah und einfach nur noch nach Hause wollte. Wegen Reiji ging es nicht. Er durfte nicht überbehütet werden, vor allem nicht von einer ängstlichen Mutter. So musste sich Jodie ihren Ängsten stellen. Es wurde einfacher, als von den Dreharbeiten ihrer Feindin hörte. Selbst Vermouth konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.

Auch wenn Jodie wusste, wann Anne vorbei kommen wollte, war das Klingeln befremdlich und weckte Sorge in ihr. Nur langsam ging die ehemalige Agentin zur Tür und öffnete sie.

„Bereit?“, wollte Anne wissen. Sie musterte Jodie und verzog das Gesicht. „Willst du nicht lieber einen Rock anziehen?“

„Nein, will ich nicht. Können wir dann los?“

Anne nickte. „Allzeit bereit.“

„Gut.“ Jodie ging ins Wohnzimmer und schob den Kinderwagen in den Flur.

„Was wird das?“, kam es von Anne.

„Nach was sieht es aus?“

„Danach, dass du Reiji zu deinem Date mitnimmst.“

„Also zuerst einmal ist es kein Date. Es ist ein Treffen mit einem fremden Mann. Und zum anderen, soll ich Reiji alleine in der Wohnung lassen und mir einen schönen Tag machen?“

„Natürlich nicht. Was denkst du von mir? Aber du hättest dir ja wenigstens einen Babysitter besorgen können.“

Jodie seufzte. „Würdest du dann auf ihn aufpassen?“ Natürlich war die Frage nicht ernst gemeint, vor allem da Jodie Annes Antwort und ihr schockiertes Gesicht bereits vorhersah.

„Ich? Das ist nicht dein ernst.“ Sie sah auf Reiji im Kinderwagen und schüttelte den Kopf. „Das ist keine gute Idee.“

„Das dachte ich mir“, kam es von Jodie. „Deswegen kommt der Kleine mit.“

„Aber…“

„Du sagtest doch, dass er von Reiji weiß und ihm ein Baby nichts ausmacht.“

„Ja, aber…“

„Kein Aber, Anne. Ich geh schon auf dieses Treffen mit einem fremden Mann, da wirst du mich nicht dazu bekommen, dass ich Reiji einfach zu Hause lasse.“ Zudem war Reiji auch ihre Geheimwaffe, wenn sie nach Hause wollte oder wenn sie dem Fremden erklärte, warum sie sich nicht auf weitere Treffen einlassen würde.

Anne seufzte.
 

***
 

Jodie schob den Kinderwagen und sah immer mal wieder zu Shiro. Er war nett. Aber das war auch schon alles. Unglücklicherweise fehlte ihm, wie auch den anderen Männern eine Sache: Sie waren nicht Shu.

Jodie versuchte es trotzdem und da Shiro scheinbar ein Händchen für Kinder hatte, ließ sie sich zum Abschluss ihres Spazierganges zu einem Eis einladen.

„Danke für den schönen Tag“, sprach sie.

Shiro nickte. „Mich hat es auch sehr gefreut.“ Er beugte sich um Kinderwagen. „Und was sagst du, kleiner Spatz?“

Reiji fing an zu weinen.

„Oh…“

„Passiert“, entgegnete Jodie und nahm Reiji aus dem Kinderwagen. „Ist ja schon gut.“ Sie schaukelte ihn. „Mama ist ja da.“

„Vielleicht hat er ja Hunger.“

„Ich hab ihn gefüttert ehe wir hier her kamen.“

„Windel?“

„Ist nicht voll.“

„Zähne?“

Jodie schüttelte erneut den Kopf.

„ Vielleicht kann er mich nicht leiden?“

„Ich weiß nicht“, antwortete sie ehrlich. „Es kann natürlich auch dein After Shave sein. Wenn es zu streng ist, bringt es seine Sinne durcheinander Du kannst dir sicher vorstellen, dass das nicht so toll ist.“

„Oh. Ich…das wusste ich nicht“, gab er von sich.

„Vor einigen Monaten wusste ich das auch nicht.“ Jodie strich Reiji über die Wange. „Nicht weinen, mein süßer.“

„Und denkst du…du würdest dich noch einmal mit mir treffen?“

„Hör zu, Shiro, du bist nett und wahrscheinlich bist du ein toller Kerl. Aber ich bin nicht soweit, dass ich mein Herz für jemand anderen öffnen kann“, fing Jodie an. „Ich liebe seinen Vater.“

„Verstehe.“
 

Shuichi verengte die Augen. Eigentlich war er – fast gut gelaunt – auf den Weg zu Jodie und dann sah er sie. Sie schob einen Kinderwagen und ging neben einem Ausländer. Japaner oder Chinese. Akai tippte auf das Zweite.

„Reiji“, wisperte er leise und ballte die Faust. Das war er also. Jodies neuer Freund und wahrscheinlich der Vater ihres Kindes. Oder er brachte das Kind mit in ihre Beziehung.

„Ach, sieh mal einer an.“

Akai drehte sich um. „Anne..“

„Ich dachte du bist tot.“ Sie stemmte die Hände in die Seiten und musterte den Mann. „Das du dich traust hier her zu kommen.“

„Ich wüsste nicht, warum ich vor dir Rechenschaft ablegen sollte.“

„Mir nicht, aber Jodie. Du weißt ja gar nicht, was sie wegen dir alles durchmachen musste“, gab sie von sich. „Du bist ein solches Arschloch.“

Shuichi ging an ihr vorbei.

„Ja, geh nur. Ist eh besser, wenn du Jodie in Ruhe lässt. Sie braucht dich nicht. Sie ist auch ohne dich glücklich.“

Shuichi blieb stehen und fixierte Anne mit seinem Blick. Kurz wich Anne nach hinten. „Du hättest dort bleiben sollen, wo du warst. Du hast Jodie nicht verdient.“

Anne hatte Recht. Shu verdiente sie nicht. Er tat so vieles und gab so vieles auf. Und warum? Um Jodies Zukunft zu sichern. Um ihre gemeinsame Zukunft zu retten. Und dann verlor er sie. Er hatte wirklich kein Recht wieder Teil ihres Lebens zu sen. Und trotzdem versuchte er es.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

„Eine ganze Menge. Jodie ist meine beste Freundin.“

„Dann hättest du dich nicht in ihre Beziehung drängen sollen.“

„Ach ja? Ohne mich hätte sie weiterhin zu Hause rumgesessen. Dann hätte sie ihn auch gar nicht erst kennen gelernt. Du warst nie der Richtige für sie. Jodie wird das eines Tages auch sehen, wenn sie es nicht schon weiß. Und ich geb dir einen Rat mit auf den Weg: Misch dich nicht n Jodies Glück und ihre Familie ein.“

Shuichi knurrte. Jodies Familie. Eindeutiger ging es ja wohl nicht. Das Baby musste ihres sein. Shuichi sah kurz zu Jodie. Sie ging so liebevoll mit dem kleinen um, hielt ihn fest an sich, tröstete ihn und versuchte alles um ihn zu beruhigen. Es konnte sich unmöglich um ein fremdes Baby handeln.

Anne folgte seinem Blick. „Jodie ist Mutter geworden. Aber das hast du ja weder bemerkt, noch hat es dich interessiert.“

Shuichi schwieg. Er musste wenigstens mit ihr reden und ihr die neuen Erkenntnisse in Bezug auf Chris Vineyard mitteilen.

„Wo willst du hin?“

Anne stellte sich ihm in den Weg. Sie breitete ihre Arme aus und versuchte ihm so den Weg zu versperren.

„Lass mich durch.“ Shuichis Stimme war kühl und er schob sich an Anne vorbei. Dass diese auf den Boden fiel, war ihm egal.

„Du verdammter…die Sachen bezahlst du mir.“

Anne ballte die Faust. Sie hasste es ignoriert zu werden - noch mehr hasste sie es, wenn man ihr absichtlich Leid antat und seinen Fehler nicht einsehen wollte. Shuichi gehörte eindeutig in die Kategorie der Männer, die mit Anne nie klarkommen würden. „Das wirst du mir büßen.“

Shuichi drehte sich zu ihr um. „Was willst du machen? Zu deinen Eltern rennen und dich bei denen ausweinen, weil der böse Akai so gemein zu dir war?“

„Du hast keinen Respekt vor anderen. Und laut dem Gesetz…“

„Mach was du willst, Anne. Verklag mich doch“

„Wir sehen uns vor Gericht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2016-04-03T11:07:24+00:00 03.04.2016 13:07
Reiji mag ich irgendwie, den haste gut hingebracht
Warum wundert es mich aber nicht, dass Shu nicht von seiner Schlussfolgerung, das Reiji Jodies Freund ist, ablassen will?
Klar, manches erscheint zu unwahrscheinlich für einen Zufall, aber dennoch... Naja, zumindest leise Zweifel hat er
Ohman. Iwie finde ich Vermouth gerade geil. Da hat sie Shu aber gut in die Ecke gedrängt mit dem Brief
Vorallem: Er guckt wie ein überfahrenes Schaf? Wie kommst du nur immer auf solche Ideen Lämmchen?
Na toll. Das CIA hat das echt super hingebracht. Ironie lässt grüßen -_-
Shus Reaktion ist da vollkommen berechtigt
Als Jodie Reiji fürs Date fertig macht (Wie sich das liest^^) Dacht ich irgendwie so ein "Hust ihm ins Gesicht" oder sowas in der Art würde super passen. Das wäre doch ein Grund, warum ein Date schief geht
Anne ist echt nervig. Meckern, aber nichts machen. Also nichts hilfreiches. Wobei es für Jodie wohl schlecht gewesen wäre, wenn Anne "Ja" gesagt hätte^^
Anne und Shu beim Date-stalken
Anne ist aber schon gemein, von dem was sie sagt, ist es zwar kein direktes anlügen, aber auch sehr leicht falsch zu verstehen
Am Ende die Szene mit dem "Verklag mich doch" war zum kichern, auch wenns jetzt ernst zu werden scheint...


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