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Schicksal der Nacht

von

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Wie ein Kind

Moment, verwirrt sah Damian das Mädchen vor ihm an. Hatte sie das gerade ernst gemeint? Sie war doch selber ein Vampir, wie konnte sie nicht wissen was das also ist. War die Amnesie so stark, das sie selbst das vergessen hat? Jedenfalls würde das erklären warum sie das Blut noch nicht angerührt hatte. Jeder normale Vampir hätte diese Becher schon lange hinunter gestürzt. Während er darüber nachdachte, tippte die kleine Vampirin ihn vorsichtig an. Anscheinent um ihn an ihre Frage zu erinnern.

"Also.." begann Damian, ohne zu wissen wie er das eigentlich erklären wollte. "Vampire sehen aus wie Menschen, sind aber doch anders." Er hatte eigentlich keine große Lust ihr das zu erklären. Jetzt schon war ihm bewusst, das er ausfallend werden würde. Schließlich hasste er Vampire angrundtief. Und dennoch saß er hier mit einem Vertreter dieser Art und versuchte ihr zu erklären was Vampire waren. Wie bitte sollte er das anstellen?! Die Weißhaarige pflückte eine Weintraube von ihrem Nachtisch. Den Becher Blut der daneben stand, rührte sie immernoch nicht an. Dabei aßen Vampire eigentlich nur aus Genuss, wirklich gebraucht haben diese Wesen richtiges Essen noch nie. Alle Nährstoffe für ihren Körper entnahmen sie menschlichem Blut.

"Warum sind sie denn anders als Menschen?" Die Kleine schien ziemlich neugirig zu sein. So stand Damian auf und entschuldigte sich kurz um das Zimmer zu verlassen. Er schlug den Weg zur Vereinigungs-Bibliothek ein. Vielleicht würde er dort ein Buch finden was ihm bei seiner bevorstehenden Erklärung helfen würde. Er wusste nämlich nicht, wie er das ohne Beleidigungen überstehen sollte. Auf den Weg zu eben diesem Zimmer, kam er am Konverenzraum vorbei. Kasumis aufgebrachte Stimme war deutlich zu hören. Wahrscheinlich hatte mal wieder einer der Neulinge irgendwelchen Mist gebaut. Wenn seine Chefin eins hasste, dann waren es Leute die unvorsichtig waren. Bevor Damian hier angefangen hatte, musste wohl ein großes Unglück passiert sein, bei dem Kasumi viele ihrer Kameraden verloren hatte. Seitdem schimpft sie jeden, der nicht das tut was sie sagt. Aus Sorge, so sagen es jedenfalls die Gerüchte.

"Schluss mit der Diskusion Hime. Du fährst mit Daphne dahin und Punkt!" mit diesen Worten schwang die Tür auf und Damian fast gegen den Kopf. Kasumi war dabei wütend aus dem Raum gerauscht. Schnell entschuldigte sich seine Chefin bei ihm.

"Sag mal, was machst du eigentlich hier? Du solltest doch auf unseren Gast aufpassen." fragte die noch immer etwas aufgebrachte Kasumi. Der Jäger erklärte ihr, was für eine harte Amnesie die Vampirin hatte. Auch die Zweigstellenleiterin war angesichts dieser Tatsache überrascht. Von so einem Fall hatte selbst sie noch nie gehört. Gerade wollte Damian ihr erklären, was er tun wollte, da stand Hime hinter Kasumi in der Tür.

"Ich werde nicht fahren! Das kannst du vergessen. Nicht mit dieser Frau." Das sie dabei ihre Kollegin Daphne meinte, konnte sich der Braunhaarige aus der vorherigen Konversation zusammenreimen. Doch Kasumi ließ keine Diskusion durch.

"Es ist deine Heimatstadt Hime. Du verstehst, das wir dort jemanden haben wollen, der sich dort auskennt. Daphne ist nun mal momentan die Einzige, die Zeit hat dich zu begleiten. Alleine lasse ich dich nicht gehen." Mit diesen Worten ging sie den Gang entlang. Hime stand immernoch in der Tür, sichtlich nicht begeistert von dem was Kasumi gerade verlauten ließ. Hinter ihr tauchte Daphne auf. "Wir sehen uns dann morgen früh. Pack warme Kleidung ein." grinsend ging die Vampirin Kasumi hinterher. Damians schwarzhaarige Kollegin Hime allerdings, sah nicht sehr begeistert aus.
 

"Warum muss sie mir diese Arbeit aufdrücken. Ich habe keine Lust nach Osaka zurückzukehren. Zumal diese Stadt doch mittlerweile eh mehr einem Trümmerhaufen gleicht und keine Metropole mehr ist wie früher." lautstark regte sich Hime über den Befehl ihrer Chefin auf, während sie Damian zur Bibliothek begleitete. Der Junge konnte ja verstehen warum sie sich so aufregte, aber er konnte doch an Kasumis Befehlen auch nichts ändern.

"Na dann.. viel Erfolg." sagte er schnell und verschwand durch die Tür in den Raum der Bücher. Damian hatte nun wirklich keine Lust, sich die ganze Zeit das Gejammer seiner Kollegin anzuhören. Außerdem hatte er andere Probleme und die mussten erstmal geklärt werden. Schien allerdings nicht so einfach wie gedacht, denn auch hier war nichts, was ihm dabei hätte helfen können. Sicher, Bücher über Vampire hatten sie mehr als genug, aber das was er brauchte war wohl eher sowas wie ein Vampir-Kinderbuch und das besaß die Vereinigung bestimmt nicht.

Ein seltsames Geräusch draußen vor der Tür weckte Damians Aufmerksamkeit. Erst war es nur ein Tappen, dann knallte es, als würde etwas auf den Boden aufkommen. Schnell sah der Junge aus der Tür und sah dort.. die kleine Vampirin. Eine Bandage an ihrem linken Bein hatte sich gelöst und hatte sich um ihre Beine verheddert. Dadruch fiel sie auf die Nase. Was wollte sie hier? Um das herauszufinden, kniete der braunhaarige Junge neben sie und half ihr auf.

"Was machst du hier?" herrschte er sie an. "Du kannst doch nicht einfach hier frei herum laufen, du Dummkopf. Wenn dich jemand hier sieht, der nicht weiß das du unser Gast bist, könnte es sein, das er dich ohne zu zögern erledigt. Wenn das passiert dann bin ICH erledigt, ist dir das klar? Kasumi zählt auf mich. Also schnell wieder zurück mit dir ins Zimmer." Er war sauer. Er war nicht nur ein bisschen sauer sondern sehr viel. Alles was er vorhin schon zu verhindern versucht hatte, sprudelte jetzt aus seinem Mund. Eine ganze Zeit lang hielt er ihr noch eine Standpauke. Erst nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, merkte Damian, das sie gar nicht so recht verstand was er gesagt hatte. Natürich, wie sollte sie auch. Sie konnte sich doch an nichts erinnern, nicht mal an ein normales Leben. Sie war also wie ein Kind dem man alles von vorne beibringen musste. Das zeigte sich auch, als ihr von der ganzen Schimpferei die Tränen aus den Augen flossen. Es dauerte nicht lange und ihr Krankengewand war von roten Flecken benetzt, die von ihren Tränen stammte. Ein bisschen fühlte sich der Jäger doch schlecht, als er das sah. Auch wenn sie eine seiner absolut verhassten Vampire war, im Moment sah sie aus wie ein hilfloses kleines Mädchen. So ein Mädchen hätte er eigentlich nicht zum Weinen bringen wollen. Er packte sie an der Hand und zog sie mit sich. Sie musste wieder zurück in ihr Zimmer, soviel war sicher, denn immerhin wusste immernoch niemand wer genau sie eigentlich war. Noch immer hörten ihre Tränen nicht auf zu fließen.

"Damian." flötete plötzlich eine Mädchenstimme. Er verdrehte die Augen, denn er wusste genau wer da hinter ihm lief. Zwei schlanke Arme fielen ihm um den Hals und eine Hand zerzauste dem Jungen das Haar. Kyoko Kyo, eine Vampirin der Vereinigung, liebte es ihn zu ärgen. So oft er ihr auch sagte, sie solle ihn in Ruhe lassen, das schien die Kleine noch mehr anzustacheln. Das Mädchen mit dem kupferfarbenden Haar war Daphnes Abkömmling. Das hieß soviel wie das Daphne sie zu einer Vampirin verwandelt hatte. Denn auch wenn diese keine Reinblüterin war, war sie jedoch schon seit sie lebte, ein Vampir. Somit war die Chance, das sie einen Menschen in einem Vampir verwandeln kann, hoch. Aus welchen Grund sie also Kyoko zu einer Vampirin gemacht hatte, wusste er nicht. Er wusste nur das sie zu Daphne gehörte und mehr interessierte den Jungen eh nicht. Schließlich änderte ihre Existenz seine Abneigung zu den Nachtkindern nicht. Viel mehr steigert sie sich dadurch noch mehr.

"Damian, wer ist das denn?" fragte Kyoko schwunghaft ohne ihn loszulassen. Er versuchte sie abzuwimmeln, doch sie ließ nicht locker. Also erklärte er ihr, wer die weißhaarige Vampirin neben ihm war, damit Kyoko ihn in Ruhe ließ. Jedoch war das nicht gerade von Erfolg gekröhnt. Was diese nervige Kollegin immer von ihm wollte, wusste der Junge bis heute nicht. Erst als das Wort 'Reinblüterin' gefallen war, galt ihr Interesse plötzlich dem hilflosen Mädchen. Auch wenn Kyoko schon einige Jahre ein Vampir war, Damian war sich sicher, das er noch nie eine Reinblüterin getroffen hatte.

"Mhm.. ich dachte Reinblüter wären irgendwie.." suchte sie wohl nach den passenden Worten um ihre Gedanken zu beschreiben. ".. naja ich weiß auch nicht. Majestätischer?!" Damian konnte nicht anders, ein kleines Lachen entfloh seinen Lippen.

"Sie hat ihr Gedächtnis verloren Kyoko, das habe ich dir doch erklärt. Sie weiß nicht mal was Vampire sind, geschweige denn, das sie selber eine ist. Was erwartest du also?" Erstaund sah seine Kollegin ihn an. "Sowas geht?" ungläubisch betrachtete sie die Weißhaarige weiter. Diese jedoch schien das ganze nicht so geheuer zu sein, denn nach einier Zeit rutschte sie hinter Damian um sich vor Kyoko zu verstecken. Das war eine wirklich seltsame Situation, in die der junge Jäger da hineingeraten war. Zumal das Versteckspiel, wenn man es denn so nennen konnte, Kyoko nur noch mehr anzustacheln schien. Doch die kleine Reinblüterin hatte wohl irgendwie Angst vor ihr. Auch wenn das verdammt seltsam klang, denn eigentlich sollte ihr Gast wesentlich stärker sein als seine aufgedrehte Kollegin. Damian mochte gar nicht wissen, was für eine Macht sie mit vollständigen Erinnerungen hat. Im Moment jedoch war sie ein verängstigtes kleines Mädchen, welches sich krampfhaft an Damians Arm klammerte weil die quirlige Kyoko Kyo ihr nicht geheuer war. Irgendwie konnte er das schon nachvollziehen.

"Sag mal, müsstest du nicht arbeiten?" fragte Damian um seine Kollegin lozuwerden. Doch Kyoko schüttelte nur den Kopf und erklärte ihm, das sie erst in einer Stunde dienst hatte. Hoffentlich hieß das nicht, das sie jetzt den Rest der Stunde bei ihm hocken würde. Das würde er definitiv nicht ertragen. Zu seinem Glück brauchte er das auch nicht, denn nachdem sie die beiden noch ein bisschen Richtung Krankenzimmer begleitet hatte, fiel ihr ein, das sie noch etwas Essen wollte bevor sie sich auf den Weg machte. So verschwand sie in Richtung der hauseigenen Kantine. Dort gab es alles mögliche, jeden Tag ein anderes Menü. Nun, für Menschen jedenfalls. Vampire brauchten natürlich immer Blut, welches die Vereinigung von freiwilligen Spenden bezog. Die Weißhaarige neben ihm schien sich zu entspannen als Kyoko um die Ecke gebogen war.

"Die war gruselig..." flüsterte sie in ihrer leisen, fast unverständlich brüchigen Stimme. Damian konnte ihr nur zustimmen. Im Zimmer angekommen, kümmerte er sich erstmal darum, ihr ein neues Gewand zu suchen. Die roten Flecken, die von ihren Tränen stammten, sahen aus als hätte er ihr sonst was angetan. Also bedeutete er ihr im Zimmer auf ihn zu warten und hoffte das sie das diesmal auch machen würde. Als er das Zimmer kurz darauf wieder mit einem neuen Krankengewand wieder betrat, stand sie noch genau da, wo sie auch gestanden hatte als er das Zimmer verlassen hatte. Kein Stück hatte sie sich bewegt und sah somit ziemlich verloren aus, wie sie so in dem großen Zimmer stand. Er gab ihr die neue Kleidung und wollte das Zimmer aus Höflichkeit wieder verlassen als sie ihn am Ärmel festhilt. "Was soll ich damit?" fragte sie ihn, als er sich wieder zu ihr umgedreht hatte. Wollte sie ihm gerade weiß machen, das sie sich nicht mal alleine anziehen konnte? "Na deine Kleidung wechseln. Was sonst?" Antwortete er daher und deutete dabei auf das, was sie momentan noch trug. Doch wieder sah sie ihn nur verständnislos an. Als wollte sie ihn fragen wie das geht. Na super, das auch noch. Innerlich seufzte Damian. Sie war wirklich wie ein kleines Kind.

"Soll ich dir helfen?" fragte er nach einiger Zeit wie von selbst. Schon kurz darauf verfluchte er sich selbst für seine Frage. Die kleine Vampirin nickte leicht. Da hatte er jetzt den Salat. Auch wenn sie eine gedächtnislose, sich wie ein Kleinkind benehmende Vampirin war, vom Aussehen her, sah sie aus als wären sie gleichalt. Natürlich wusste Damian, das man bei Vampiren niemals nach dem Aussehen gehen sollte was das Alter betraf und sie schon über 100 Jahre alt sein könnte, aber es fühlte sich trozdem seltsam an. Nach einiger Zeit wurde ihm klar, das er nun aber nicht mehr aus der Sache heraus kam, so bedeutete er ihr, die Arme zu heben. Das konnte doch nicht so schwer sein. Ihr einfach in die Augen sehen, dann würde das schon gut gehen. Er würde doch sowieso keine unlauteren Gedanken haben gegenüber einer Vampirin die 100 Jahre älter als er sein könnte. Oder?! Nun, wo er sich die Weißhaarige genauer ansah, merkte er erst das sie aussah wie eine Puppe. Ihre Haut war glatt und hell und auch ihre roten Augen leuchteten mehr als unwirklich. Ihm war es mehr als unangenehm in solch rote Augen zu starren aber er war nicht der Typ Junge, der ein Mädchen bei der erstbesten Gelegenheit anstarrte. Nein, in dieser Hinsicht versuchte Damian immer ein Gentleman zu sein. Schnell zog er ihr das alte Gewand über den Kopf und warf es zur Seite. Wenn jetzt jemand die Tür öffnen würde, dann würde das ganz schön falsch aussehen. Hastig nahm er die neue Kleidung, die das Mädchen vohin auf den Tisch gelegt hatte, in die Hand und breitete sie aus. Zum Glück war das ganze nur ein Überwurf, so konnte der Braunhaarige es ihr einfach schnell über den Kopf ziehen. Die ganze Zeit starrte die kleine Vampirin ihn dabei an. Kein Wort war aus ihrem Mund zu hören. Damian war froh, als das beendet war.

"Du.." sprach sie plötzlich leise. Der Jäger sah auf. So direkt hatte sie noch nie angesprochen. Was wollte sie also von ihm? War sie vielleicht doch nicht einverstanden gewesen, das er ihr geholfen hatte?! Dabei hatte er so aufgepasst, das er nichts sah. "Mach dir keine Gedanken, ich habe nichts gesehen." sagte er daher schnell, während er das dreckige Gewand vom Boden aufhebte. Die Weißhaarige legte ihren Kopf schief und sah ihn nur mit einem nichts sagenden Gesichtsausdruck an. Wusste sie jetzt tatsächlich nicht was er meinte oder tat sie nur so?! Überhaupt konnte ja keiner genau sagen in wie weit ihre Amnesie sich ausgebreitet hatte. Sie sprach ja kaum. Aber so wie sie sich verhielt, konnte sie nur das nötigste wissen. Essen, schlafen, Reden, solche Dinge halt. Ein Wunder das sie wusste wie ihre Beine zum Laufen funktionieren dachte Damian ein klein wenig amüsiert. Dann richtete er seinen Blick wieder zu dem kleinen Mädchen.

"Ich bin sofort wieder da. Ich bringe nur eben schnell diese Klamotten in die Wäsche." Die Kleine nickte, als ob sie Damians Worte tatsächlich verstanden hatte. Als er den Raum verließ, kletterte sie zurück in das große Krankenbett. Das könnte eine lange Zeit werden. Irgendwie hatte Damian das im Gefühl. Dieses Mädchen brachte Ärger mit sich, viel Ärger..! Einen Reinblüter aufnehmen war genauso irre wie freiwillig eine Folterkammer zu betreten. Kasumis Befehlen jedoch, konnte er sich nicht entgegensetzen. Sie war immerhin seine Vorgesetzte. Somit blieb ihm nichts, auf die kleine weißhaarige Vamprin aufzupassen.



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