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Superheld? Nope!

von

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Wowfaktor mit Blutanteil

Die paar Minuten die Salli blieben bis sie zum Essen gerufen wurde, nutzte sie und ging sitzend im Wohnzimmer die Liste ihrer Mutter durch.

Kurz hörte sie wie die Haustür geöffnet wurde und das folgende Gespräch verriet Salli das ihr Vater zurück gekommen war, aber sie fühlte sich nicht in der Lage sich ihm früher als nötig aufzudrängen.

Salli hatte immer noch Zweifel ob er nicht doch etwas mit Brandly zu tun hatte und sein Desinteresse an ihr tat das übrige. Sie wollte im Grunde nur noch den morgigen Tag überleben und dann?

Salli wusste nicht was sie dann machen sollte.

Aber so weit konnte sie nicht vorausplanen.

Es hatte sich ja gezeigt das sich das bei ihr als Vergebens herausstellen würde.
 

Nach knapp zehn Minuten und dem aufkeimenden Drang herauszufinden ob noch jemand in der Lobby war, erhob sich Salli und ging zur Tür. Die Liste dabei in den Händen hatte Salli den halben Raum bereits überwunden als ihr unerwartet jemand entgegen kam.

„Miss Langley! Wie schön Sie wieder zu sehen!“ Erklang die Stimme von Natalie und ließ Salli augenblicklich ihr Lächeln aufsetzten.

„Miss Rushman! Hallo!“

„Ihr Vater ist in seinem Arbeitszimmer, wenn Sie..“

„Nicht nötig!“ Winkte sie leicht ab und beobachtete wie die rothaarige sich eine Jacke überzog und ihre Aktentasche wieder an sich nahm.

~An dem Lächeln muss sie aber noch arbeiten~ Hörte Salli und ließ sie erkennen das sie vergessen hatte an ihr Zimmer zu denken.

„Ich hab gehört das Sie in dieses Haus zurückkehren werden! War New York nicht zusprechend?“ ~jetzt bin ich gespannt~

Die Gedanken der rothaarigen ließen Salli aufhorchen, aber ihr Interesse spiegelte sich nicht in ihrem Gesicht wider. Ebenso wie in dem von Natalie.

Die Frau war auf den ersten Eindruck gelassen und erheitert, nichts außer ihren Gedanken verrieten was sie von Salli wollte.

„Die Stadt hat durchaus ihren Reiz. Aber hier lebt meine Familie!“

„Das ist wohl war! Zumal Sie für morgen ein fester Punkt in dieser Familie sein werden. Ihre Mutter schwärmte davon das sie Sie endlich wieder in die Gesellschaft einführen könne.“

„Es war schon immer das feste bestreben meiner Mutter ihre Kinder... unterzubringen!“ Lächelte Salli und neigte dabei leicht den Kopf.

~Das ist wirklich gut. Barton muss ihr ein paar Tipps gegeben haben.~

„Das zeugt von großer Hingabe! Sie können froh sein so eine Mutter zu haben!“ Lächelte Natalie zurück und ließ Salli beinahe vergessen etwas darauf zu antworten.
 

Salli war zu geschockt von dem was sie da gerade erfahren hatte.

Barton?

Sie kannte Barton!

Bedeutete das etwa das?

„Ja das kann man wirklich sagen!“ Antwortet Salli und fragte sich ununterbrochen ob die Frau vor ihr eventuell Natasha sein konnte. Der Name war ja schon einmal ein Indiz dafür. Zwischen Natalie und Natasha lag ja nur wenig unterschied.

„Nun denn! Hat mich gefreut Sie wieder zu sehen!“ Beendete Natalie das Gespräch und ließ Salli leicht aufschrecken, da sie zu tief in ihre eigenen Gedanken vorgedrungen war.

„Ja.. Danke.. Natürlich.. Hat mich auch gefreut!“ Stammelte Salli und ließ Natalie darauf die Stirn leicht kraus ziehen. „Werden Sie Morgen ebenfalls anwesend sein?“ Versuchte Salli das Thema zu wechseln und versagte dabei in ihrer eigenen Augen kläglich.

„Es werden einige Geschäftspartner Ihres Vaters anwesend sein. Meine Anwesenheit ist daher unumgänglich!“

„Dann werden wir uns morgen wiedersehen! Einen schönen Abend noch!“ Salli viel nichts Besseres ein als das Gespräch auf vornehmen weise zu beenden. Sie wusste nicht ob sie einfach Fragen sollte ob es sich bei der Frau um Natasha handelte. Aber da Clint sie vor ihr gewarnt hatte, zog es Salli vor das Gespräch mit der rothaarigen nicht weiter zu vertiefen.

„Ihnen auch!“ Nickte Natalie und wand sich ab, was Salli ihr gleich tat.
 

Salli war sich zwar nur teilweise sicher, aber ihr Gefühl sagte ihr das diese Frau tatsächlich Clints Partner war.

Auf dem Weg zum Esszimmer, wand sich Salli noch einmal zurück und erhaschte einen letzten Blick in die Augen der Rothaarigen als sie die Tür gerade schloss.

Der Blick war tief, fest und wissend.

Er dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, aber Salli war sich nun sicher, das diese Frau noch zu einem Problem werden könnte.

„Spätzchen! Komm! Wir sollten uns setzten. Dein Vater ist bereits auf den Weg!“ Lenkte Margret ihre Tochter von der Tür ab und ließ die blonde sofort wieder Lächeln.

„Natürlich!“ Stimmte sie schlicht zu und wand sich zurück wo ihre Mutter bereits auf sie wartete.
 

Salli hatte weder Hunger noch hegte sie das verlangen nach Gesellschaft oder Konversation.

Aber bis morgen Abend musste sie einfach mitspielen.

Auch wenn es noch so schwer fiel!
 

Nach einer unruhigen Nacht die nur zwecks Schlafmangel vollzogen werden konnte, lag Salli auf ihrem Kissen und drückte ihr Gesicht in die Decke die sie leicht über sich gezogen hatte.

Die Augen leicht geöffnet, schwelgte Salli noch in Tagträumen und Illusionen als sich anfangs nur kurz ihre Sorgen zurück schlichen. Aus den kurzen Momenten wurden durchgehende Sequenzen, als Salli auf die Uhr sah und erkannte das sie vermutlich längst das Frühstück verpasst hatte. Sie fragte sich dabei warum man sie nicht geweckt hatte, aber vermutlich hatten die Bewohner heute dringlicheres vor.

Sich müde über die Augen fahrend, lag sie noch einige Minuten starr an die Decke sehend da, bis sie sich aus dem Bett rollte und sich für den Tag vorbereitete.
 

Ihr erster Weg führte Salli direkt in die Küche, wo Rosa wie gewöhnlich stand und irgend etwas zusammenrührte.

Eine flüchtige Begrüßung später, hatte sich Salli die größte Tasse die sie finden konnte mit Kaffee gefüllt und hatte sich gerade an den Tisch gesetzt als sie Margret nach ihr rufen hörte.

Mit den Augen rollend, sich sofort wieder erhebend, legte Salli die Zeitung zur Seite und ging mit ihrem Kaffee in der Hand aus dem Zimmer.

„Kind wo bleibst du denn? In ein paar Minuten kommt Winston!“ Drängte Margret die in der Lobby stand und Walter gerade etwas in die Hände drückte.

„Natürlich!“ Antwortet Salli und fragte sich wie oft sie dieses Wort in den letzten 12 Stunden schon über die Lippen gebracht hatte.

„Am besten du gehst schon einmal hoch und wartest im Ankleidezimmer! Was ist eigentlich mit der Liste die ich dir gegeben habe? Hast du sie dir durchgelesen?“

„Natürlich Mutter!“

„Und hast du dir auch alles gemerkte? Spätzchen du weißt was heute auf dem Spiel steht.“

„Natürlich Mutter!“ Ignorierte Salli die brünette schlicht und machte sich auf den Weg zurück nach oben, während Margret immer noch hinter ihr her Tadelte.

„Es steht ja nur mein Leben auf dem Spiel! Aber gut zu wissen das dir meine Gesundheit so viel bedeutet!“ Murrte Salli zu sich selbst als sie oben angekommen war und ihren Frust mit einem kräftigen Schluck herunter schluckte.
 

Die Tür zum ersten Zimmer in diesem Gang öffnend, stand es für alles was Margret und Kathrin verkörperten.

Aussehen!

Salli mied dieses Zimmer so gut sie es konnte, aber leider hatte sie schon viel zu viel Zeit her verbracht und würde wohl auch heute den Großteil des Tages hier verbringen.

Ein großer heller Raum der eine Mischung aus Bade und Wohnzimmer bestand, existierte schon lange und wurde mit den Jahren von Kathrin immer mehr zu ihrem Eigentum gemacht.

Hier her kam man wenn man sich auf ein Fest vorbereitete und da man als Langley dementsprechend auftreten musste, war es selbstverständlich wenn man dafür nicht in einen einfachen Salon ging.

Wenn Geld längst keine Rolle mehr spielt, dann bedeutete das, das Leute wie Friseure oder Stylisten zu einem kamen anstelle andersherum.
 

Einen weiteren Schluck nehmend, setzte sich Salli auf einen der Sessel und zog sich eine der Zeitschriften an sich um aus Langeweile darin herumzublättern.

Es vergingen nur ein paar Minuten in denen Salli die Ruhe genoss eher sie eine Stimme hörte sie nur zu einem gehören konnte.

Schmunzelnd stellte Salli ihre Tasse ab und erhob sich als im selben Moment die Tür aufgezogen wurde.

„Oh mon diou! Mademoiselle Salli!“ Sprang ihr regelrecht Winstons französisch spitzer Akzent entgegen, als der Mann vor ihr sie erblickte und beide Hände freudig nach ihr ausstreckte. „Was für eine Freude. Mon Amoure! Lassen Sie sich ansehen!“ Flötete er regelrecht und musterte Salli von oben bis unten während im Hintergrund zwei seiner Assistenten zahlreiche Koffer und Boxen in den Raum trugen.

„Bonjour Winsten! Ravi de vous voir!“ Begrüßte Salli den Mann dessen platinblonde Haare in einer eleganten Welle zur Seite gegeelt waren und dessen Kleidung der von Margret in nichts nachstand.

„Oh Mon Amoure! Ich weiß, ich weiß!“ Winkte er gespielt verlegen ab. „Aber bitte! Wir haben keine Zeit!“ Lies er nun gespielt streng die Arme wieder sinken und wand sich zu seinen Assistenten. „Kommen Sie, kommen Sie! Ja! Bringen Sie alles herein. Wir wollen beginnen!“
 

Winsten war eine Marke für sich.

Der Stylist arbeitete schon seit Jahren für die Familie und war jemand den Salli trotz seiner aufgesetzten Haltung wirklich mochte. Es lag aber auch viel daran das Salli die einzige war die in diesem Haus Französisch sprach und sich auf Grund dessen mit dem Mann unterhalten konnte ohne das andere den Wortverlauf folgen konnten.
 

Es dauert ein wenig bis die zwei Frauen die zu Winsten gehörten, alles vorbereitet hatten und Salli sich auf einen Stuhl setzten musste.

„Ich vertraue Ihnen voll und ganz mein Lieber! Nur sorgen Sie dafür das es wieder in Ordnung gebracht wird.“ Wies Margret den Mann an als er Sallis Haare offen legte und sich besagte Stelle an ihrem Kopf genauer ansah.

Es war Salli unangenehm, auch da sie wusste das er nur seinen Job machte. Aber die blonde hatte einfach ein Problem damit das nun vier Blicke direkt auf ihrer Narbe lagen.

„Oh natürlich Madame! Sie werden sehen. Winsten macht es wieder passend!“ Flötete der blonde und ließ Margret tief seufzend sich auf einen der Sessel setzen.
 

Vier Stunden!

Das war, wenn man es bedachte mehr Zeit als Salli bei Coulsons Verhör abgesessen hatte.

Vier Stunden in denen sie sich nicht wirklich bewegen konnte und in denen drei Menschen um sie herum wuselten.

Das schlimmste an der ganzen Sache war allerdings das Salli so saß, das sie keinen Blick auf den Spiegel hatte. Sie konnte also nicht erkennen was man mit ihrem Kopf anstellte. Einzig die zwei Assistenten konnte Salli beobachten wie eine ihre Nägel und die andere die ihrer Mutter feilten und lackierten.

Salli kam während dessen nicht einmal an ihren längst kalt gewordenen Kaffee und auch sonst war diese Zeit mehr Qual als Entspannung.

Ab und an tauschten sie und Winston einige Worte, aber der blonde war so mit seiner Arbeit beschäftigt das er immer wieder unterbrach und sich ganz seinem Werk widmete.

Irgendwann kam Kathrin zu dem ganzen Getümmel und tauschte lediglich euphorische und vor Vorfreude strotzende Worte mit Margret und Winston. Sie selbst hatte sie zwar begrüßt und mit denselben oberflächlichen Floskeln versorgt wie immer, aber wirklich auf sie eingehend ging Kathrin nicht.

Warum auch?

Kathrin und Margret waren so in ihren Vorbereitungen vertieft, das Haus hätte abbrennen können, es hätte sie nicht gestört.
 

Nach ewig wirkender Zeit, erlaubte man Salli endlich sich aufzurichten, was die blonde mit Freuden tat. Kaum war ihr Platz frei so setzte sich Margret an stelle ihrer und besaß in den Augen einen Glanz der einem kleinen Kind ähnelte.

„Spätzchen du siehst hinreisend aus. Warte nur bis du das Kleid dazu anhast.“ Flötete Margret als Salli in den Spiegel sah und sich beinahe selbst nicht erkannte.

Man konnte über Winsten sagen was man wollte, aber der Mann hatte es einfach drauf.

Ihr Botoxlächeln für einen Moment verlierend, sah Salli sich einfach nur an und war Sprachlos.

Winsten hatte ihr Extensions an die abgeschnittene Stelle befestigt und ihre Haare, die er neu gelockt hatte zu einer kunstvollen halboffenen Hochsteckfrisur gesteckt.

„Winsten das..!“ Begann Salli und konnte den Blick nicht von sich nehmen.

„Ich hab doch gesagt es wird ihr gefallen!“ Bestätigte sich Margret erneut selber, während Salli zu beiden sah und sich darauf wieder zu ihrem Lächeln durchrang.

„Danke Winsten!“ Lächelte sie und ließ auch Winsten Augen ehrlich aufleuchten.
 

Ein paar französische Floskeln später, konnte Salli endlich diesen Raum verlassen und sich etwas Entspannung gönnen.

Sie brauchte dringend neuen Kaffee und hatte auch sonst das Gefühl sich die Beine vertreten zu müssen.

„Hey Salli! Alles klar!“ Wurde sie auf den Weg zur Küche gerufen und fand den Träger etwas abseits stehend.

„Hey Michael! Gut und dir?“

„Muss ja! Und bist du auch schon ganz aufgeregt wegen heute Abend?“ Bei seiner Frage eine kindisch ungeduldige Geste machend, grinste er sie frech an und wollte sich eigentlich über sie lustig machen. Salli hingegen wurde durch diesen einen Satz wieder daran erinnert was auf sie zu kam und mit einem mal kippte ihre Stimmung.
 

„Ich... Ja!“ Brachte sie gerade so hervor und bemerkte selber wie ihr Puls stetig nach oben rutschte. Wirr mit den Augen nach einer Uhr Ausschau haltend bemerkte Kathrins verlobter ihre Reaktion und ging daher einen Schritt auf sie zu.

„Hey ist alles Ok?“ Fragte er leicht besorgt.

„Ich... Wie spät ist es?“ Wollte sie wissen und gleichzeitig ablenken, worauf Michael der sowieso gerade mit seinem Handy beschäftigt war zu diesem sehen ließ.

„Fast halb fünf wieso?“

„Gott ich....“ Sprach sie zu sich selbst, fasste sich nervös an die Stirn und ging einige unbedachte Schritte auf und ab.

„Du machst dir viel zu viele Sorgen. Du bist fast wie Kathi, wenn sie merkt das sie spät dran ist. Atme einfach tief durch und überlege was du als nächste machen wolltest!“ Grinste er, legte Salli eine Hand auf die Schulter und ließ sie dadurch anhalten.

„Ich!“ Zuckte sie beinahe zusammen und sah dem Mann für einen Moment verwirrt in die Augen.

„Mädchen! Vielleicht wäre Alkohol in deinem Fall die beste Lösung!“ Lachte er und wand sich wieder seinem Handy zu.

„Ich muss...“ Stammelte Salli erneut, drehte sich aber auf dem Absatz um und rannte regelrecht die Treppe wieder hinauf.

„Frauen!“ Grinste Michael lediglich und schüttelte den Kopf über diese Flucht.
 

Wieder ein Stockwerk höher rannte Salli direkt in ihr Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und nahm keuchend einige langsame Schritte von ihr Abstand.

Sie fühlte sich verfolgt und war so unruhig das nicht viel fehlte und sie würde in Tränen ausbrach.

Ihr lief die Zeit davon und mit jedem Ticken der Uhr kam sie dem Moment immer näher den sie bislang versucht hatte auszublenden. Er war in solch weite Entfernung gerückt das es Salli nun doppelt so stark einholte und regelrecht auf sie einschlug.

Sie wollte nicht!

Salli wollte weder auf diese Veranstaltung noch wollte sie entführt werden.

Sich beide Hände gegen den Magen drückend, wurde ihr plötzlich so schlecht das sie ihrem Körper nachgab und auf die Knie sackte.

Keuchend nach Luft ringend legte sie sich eine Hand vor dem Mund und versuchte ihr Atmung wieder in den Griff zu bekommen.

„Spätzchen!“ Wurde sie nach endlosen Minuten von ihrer Mutter gerufen, worauf Salli sofort den Kopf in Richtung Tür zog. „Spätzchen?“ Wiederholte sich Margret diesmal etwas spitzer.

„Ja!“ Rief Salli aus Reflex und zwang sich zurück auf die Beine.

„Nun komm schon. Wir haben keine Zeit!“ Mahnte die brünette und ließ Salli mit aufeinander gepressten Zähnen und wackeligen Beinen zurück zur Tür gehen.
 

Es würde nichts bringen sich hier zu verstecken!

Wenn Salli jetzt einen Rückzieher machen würde, würde sie nicht nur ihre Zukunft riskieren, sondern auch den Zorn ihrer Mutter auf sich ziehen. Keine Variante war besonders verlockend, daher öffnete Salli die Tür und sah darin den Beginn zu ihrem verderben.
 

Knapp eine halbe Stunde später besah sich Salli in dem großen ausklappbaren Spiegel und konnte sich über diesen Anblick kein bisschen freuen.

Salli trug das bodenlange schlichte trägerloses Moosgrüne Abendkleid das mit einem breiten schwarzen bestickten Gürtel vollendet wurde.

Das wenige was sie in diesem Moment an Emotionen preisgab war so gequält und gekünstelt das es jedem sofort aufgefallen wäre, würde er sie ansehen.

Ein weiterer Beweis den Salli nicht mitbekommen wollte, aber weder Margret noch Kathrin wunderten sich bisher über ihr verhalten.

„Ich warte unten!“ Zwang sich Salli zu einem Lächeln, nahm sich ihre Schuhe in die Hände und verließ den Raum ohne auf Erlaubnis oder einwende zu warten.

Salli war so nervös und angespannt, das sich diese Gefühle so stark in sie zurückgezogen hatten, das sie rein äußerlich mit einer kalten härte alles abschirmte.
 

Immer wieder die Finger leicht verkrampfen, sah Salli bei einem kurzen Blick aus einem der Fenster. Dass es draußen bereits leicht dämmerte, setzte ihrem Gemüt nur noch mehr zu.

Ihr Weg führte sie in die Küche, wo sie sich um etwas kümmern wollte, wonach ihr Körper in diesem Zustand einfach verlangte.

Zucker!

Ihr kam auch der Gedanke das Michael recht damit hatte, das sie womöglich einfach nur Alkohol benötigte.

Die Tür hinter sich schließend, brannte zwar Licht aber da niemand anwesend war, nutzte Salli ihre Chance.

Sich kurzerhand einen Stuhl zur Küchenzeile ziehend, raffte sie ihr Kleid und stieg mit zwei Schritten zuerst auf den Stuhl und anschließend auf die Arbeitsfläche. Wie schon so oft zuvor, zog sie die Box mit den Keksen von Rosa hervor und nahm sie an sich.

Wieder zu Boden sehend, hatte Salli lediglich nicht bedacht, das sie auch irgendwie wieder herunter kommen musste. Sie hatte beide Hände voll und ohne halt würde sie zwangsweise herunterfallen.

„Na toll!“ Murrte sie leise, als unerwartet die Tür aufgezogen wurde und mit einem zuerst ungläubigen Blick, konnte Salli nichts anderes tun, als blöd den Mund zu verziehen.

„Sag mal was machst du da?“ Wurde sie deutlich verwundert von dem Bogenschützen angesehen der den Türgriff nicht losgelassen hatte.

„Ich... „

„Du bringst dich nochmal um Langely!“ Seufzte er, schloss die Tür und kam auf sie zu. Die Box die er bei sich trug ablegend verschränkte er die Arme vor sich.

„Sieh mich nicht so an! Hilf mir lieber!“ Mit dem Kopf schüttelnd nun direkt zu ihr gehend wollte Salli ihm eigentlich die Keksdose reichen, aber er entschied sich für eine andere Variante. Ohne lange zu zögern schnappte er sie sich und nahm sie auf die Arme.

„Du bist die einzige Person die ich kenne die ihr Leben riskiert für ...Kekse.“

Mit ihr auf den Armen zwei Schritte zurück tretend, stellte er Salli auf dem Boden ab, worauf die blonde sofort damit begann die Box zu öffnen.

„Egal ich brauch jetzt Zucker! Oder ich... Was ist?“ Unterbrach sie sich, sah zu ihm und hatte da bereits den ersten Keks im Mund. Sein Blick klebte dabei förmlich auf ihr was seine Gedanken nur noch deutlicher machten.

~Wahnsinn~ dachte er und ließ Salli mit Keks im Mund an sich hinab sehen.

„Du siehst atemberaubend aus!“ Sprach er trocken und kam langsam und mit leicht gesenktem Blick auf sie zu, worauf Salli nicht wusste ob sie zu Boden sehen sollte oder nicht.

„Ich...“ Schluckte sie ihren Bissen herunter, als er ihre Hand von ihrem Gesicht zog und seine Lippen einfach auf ihre legte. Sie mit einem Ruck bestimmend zu sich ziehend, presste er sie fester an sich und wollte und konnte seinem Drang nicht zurückhalten. „Wow!“ Seufzte Salli nachdem er sich von ihr gelöst hatte und brauchte einen Moment um ihre Gedanken wieder zu ordnen.

„Ich bereue es jetzt schon heute nicht bei dir sein zu können! Schon alleine um nicht mit dir angeben zu können!“

„Tja!“ Seufzte Salli und zog die Schultern hoch. „Dann präge dir lieber ein wie ich aussehe. Spätestens in ein paar Stunden wird das Kleid nämlich voller Blut sein!“ Murrte sie und stopfte sich den Rest des Kekses auf einmal in den Mund.

„Das ist nicht witzig!“ Unterbrach er sie mit festem Blick und verschränkte die Arme. „Ich hab mir gestern mit Natasha alles angesehen und heute haben wir die letzten Vorbereitungen getroffen. Coulson und sein Team sind längst vor Ort und auch sonnst, läuft alles nach Plan. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.“

„Wie bitte soll ich mir da keine Sorgen machen? Ich bin kein verdammter Held der sich mit voller Absicht und wissentlich in die nächste Schlacht stürzt. Ich hab eine scheiß Angst und mal von dir abgesehen ist jeder in diesem Haus nur mit sich selbst beschäftigt. Also sag mir nicht ich soll mir keine Sorgen machen!“ Forderte sie mit zitternden Händen und beobachte wie er zu ihr kam und sie einfach wieder in die Arme zog.

„Du hast recht!“ Flüstertet er und rückte sie wieder von sich um ihr direkt in die Augen zu sehen. „Ich hab nicht das Recht das von dir zu verlangen. Aber bitte glaube mir wenn ich dir sage das ich alles tun werde damit wir heute ans Ziel kommen.“

„An welches Ziel?“ Schniefte Salli und versuchte nicht wie ein bockiger Teenager auszusehen.

„Wolkow und Brandly aufzuhalten und dich endlich von ihr mitzunehmen!“

„Ok aber... Aber versprich mir eins!“ Setzte Salli an, hob demonstrativ den Kopf und sah direkt zu Clint.

„Alles was du willst!“

„Versprich mir das du oder sonst jemand mich nie wieder zwingt, auch nur einen Schritt in dieses Haus zu setzten!“ Auch seinen Kopf hebend, legte Clint auf diese Forderung ein Grinsen auf und nickte zweimal bestätigend.

„Versprochen!“

„Danke!“

„Gut! Und wo wir das geklärt hätten. Ich hab was für dich!“ Wechselte er das Thema und wand sich von ihr ab zu der Box die er auf den Tisch gelegt hatte. Das nutzte Salli wiederum um von einem weiteren Keks abzubeißen.

Sich ihr wieder zuwendend, hielt Clint allerdings kurz inne und sah ihr amüsiert entgegen.

„Was ist?“

„Vielleicht sollte ich dich in Zukunft nur noch Keks nennen!“ Schüttelte er den Kopf leicht und öffnete die Box und holte aus ihr ein Diamantenkolje.

„Woher...“

„Das ist von Shield!“ Unterbrach er Salli und trat hinter sie um es ihr umzulegen. „In ihm ist ein Sender eingebaut. Wohin du also gehst, wir werden dadurch sehen wo du gerade bist.“ Erklärte er und verschloss die Kette vorsichtig wodurch er mit seinen Fingern ihre Haut nur schwach berührte. Diese Berührung bescherte Salli ein Kribbeln das ihren ganzen Körper durchflutet und ihr unweigerlich ein Seufzen entlockte. Grinsend ihr einen Kuss in den Nacken hauchend, musste Salli stark mit sich kämpfen, als die Stimmen aus der Lobby lauter wurden.

„Meine Eltern!“ Flüsterte Salli und wollte nicht das er aufhörte mit dem was er mit ihrem Nacken machte, als er sich zurückzog und im selben Moment die Tür geöffnet wurde.
 

„Spätzchen?“ Sprach Margret und blickte sofort mit fester Miene hinter Salli auf Clint. ~was soll das werden~ Schlug es Salli entgegen und ließ sie streng den Kopf heben.

„Ich bin fertig!“ Entgegnete Salli ihrer Mutter, verbarg schnell den Keks hinter ihrem Rücken und ging zu ihren Schuhen um sie an sich zu nehmen. „Wir können also!“ Drängte die blonde und wand sich zu Clint nachdem ihre Mutter sich wieder der Tür zugewandt hatte. Ein kurzer Blick in seine Augen war alles was sie erhaschte als sich erneut Margret in Gedanken meldete.

~gleich morgen früh werde ich veranlassen das dieser Kerl entlassen wird. Wie er sie ansieht. Nicht auszudenken was passiert wenn die beiden...~

Margrets Gedanken ausblendend, drehte sich Salli auf den Absatz um und ging zurück in die Küche wo Clint verwundert zu ihr sah.
 

„Was...?“

„Die nehm ich mit!“ Brummte Salli aufgebracht, schnappte sich kurzerhand die komplette Keksdose und stapfte damit erneut aus der Küche.

Zurück blieb ein kopfschüttelnder Bogenschützen der sich eingestand das er sie in Zukunft wirklich Keks nennen müsste.



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