Zum Inhalt der Seite

No Princess

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Keine Geduld

Es dauerte nur wenige Tage, bis Anna sich sicher war: Sie wurde ignoriert. Damit konnte sie leben. Aber obendrein kam auch noch, dass man begann, sich über sie lustig zu machen. Sobald sie ihre Gedanken für die ihrer Klassenkameraden öffnete, konnte sie es hören. 'Sie ist arrogant. Wer denkt sie, wer sie ist?' Solche Sachen. Aber dafür hatte Anna gerade keinen Kopf.

Die Wölfe waren da, wie versprochen. Es waren drei an der Zahl, eben jene, die Anna noch als Welpen in Erinnerung hatte. Sie waren deutlich gewachsen. Dennoch schien die Suche nicht viel Erfolg mit sich zu bringen: Jede Nacht begannen die Wölfe, durch die Gegend zu streifen und Mikas Fährte zu finden. Auch Kai berichtete, dass seine Anfrage auf Hilfe ohne Erfolg blieb. Tatsächlich wollten sie nicht einmal mehr Kai sehen, meinte einer seiner engsten Vertrauten. Er solle warten, bis die Masse sich beruhigt hatte. Auf die Frage hin, ob wenigstens Ren etwas heraus gefunden hatte, schüttelte dieser nur enttäuscht den Kopf. Mika sei Anfang Juli verschwunden, kurz bevor Anna von den Schattenmenschen weggerannt war. Seit dem fehlte von dem Mädchen jede Spur. Mirai erklärte schließlich auch die Situation mit Toki und Liam: Toki war ein Elf. Zusammen mit seinen zwei Geschwistern hatte er sich um eine Fläche des Waldes sehr weit westlich von hier gekümmert. Er war für das Gießen zuständig, während eine Schwester die Erde düngte und die andere die Pflanzen zum Wachsen brachte. Als der Wald aber gerodet wurde, starben seine Schwestern. Er kümmerte sich für einige Jahre alleine um den Rest des Waldes, ehe er von Anna erfuhr und seine letzte Hoffnung in die nächste Königin steckte.

„Weißt du, Feen und Elfen pflanzen sich nicht wie Menschen fort. Sie haben gewisse Blumen, aus denen sie geboren werden. Diese Blume brauchen die Energie des Waldes, frisches Wasser und klare Luft. Toki dachte, du könntest ihm helfen, und brachte eine solche Blume mit sich hierher. Die Blumen sind selten und vom Aussterben bedroht, weshalb er wahrscheinlich nicht viel Zeit hatte. Aber die Blume begann, einzugehen. Deshalb fing der kleine an, seine eigene Lebensenergie in sie zu stecken, bis er schließlich umfiel.“ erklärte Mirai Anna an einem ruhigen Tag im Hinterhof. Anna fuhr sich mit ihren Händen über die Stirn in die Haare. Hätte sie ihr Date mit Toki gehabt, hätte er sich und die Situation wohl erklärt. Kein Wunder, dass er immer hier bei ihr und Yuki im Hinterhof abhing. Er hatte nach dem richtigen Moment gesucht. „Naja. Liam kümmert sich jetzt um ihn und wir dachten, der Wald sei eine bessere Umgebung für ihn, um wieder gesund zu werden. Das Problem ist aber die Blume. Sie raubt dem Wald die Kraft. Der Pfirsichbaum fängt bereits an zu verblühen.“ schnauzte der Affenkönig nun genervt.

„Ist es nicht schon längst Zeit dafür, dass er verblüht?“ wollte Anna müde wissen und massierte ihre Schläfe.

„Bei uns ist immer Frühling, weißt du doch.“ grinste Mirai. „Jedenfalls wäre es schön, wenn du der kleinen Fee einen Besuch abstatten könntest. Ich weiß, du hast zur Zeit viel um die Ohren, aber Shiro würde sich bestimmt auch freuen.“ Anna seufzte. Sie wollte Shiro im Moment nicht sehen. Warum, wusste sie auch nicht so recht.

„Ich werde gucken, dass ich ein Wochenende frei schaufeln kann. Aber mit Mika und den Neuen ...“ begann sie, wurde jedoch von Mirai unterbrochen:

„Die Neuen haben dich nicht zu interessieren. Selbst wenn es stimmt, was Akira sagt, und diese Personen versuchen, dein Herz für sie zu gewinnen, hast du schon uns.“

„Ich habe dieses Gerede von „Heiraten“ und „Herz verschenken“ satt.“ fauchte die Blondine nun und stand auf. „Es gibt noch andere Dinge auf dieser Welt.“ Auch Mirai erhob sich.

„Ja und diese anderen Dinge werden dadurch beeinflusst. Du wirst Königin sein, also denk' nicht, dass deine Taten nur auf dich Auswirkungen hat. Der, den du heiratest, wird deine Kräfte dafür benutzen, seinen Einfluss auf die Welt zu erweitern.“ Es war merkwürdig, dass Mirai im Stande war, so rational zu denken. Doch Anna wollte nicht einsehen, dass er Recht hatte.

„Also willst du mich auch nur benutzen?“ Es war lange her, dass sie ihre Stimme erheben musste.

„Nein, ich hab' doch gesagt, ich mach ernst!“ fauchte Mirai im Gegenzug.

„Lass gut sein. Wir sehen uns.“ Anna wandte sich von ihm ab und ging nach Hause. Sie war nicht einmal drei Stunden in der Schule gewesen, aber nichts in der Welt würde sie an diesem Ort halten. Alles ging ihr auf die Nerven. Alles machte sie zur Zeit wütend. Iori, Mikas Verschwinden, Adams Unerreichbarkeit, Heirat, bah. Sie wollte das nicht mehr. Die einzige Zeit, zu der sie sich noch entspannen konnte, waren die ruhigen Nachmittage, die sie alleine im Garten verbrachte. Da Anna nicht mehr am Schwimmunterricht teilnahm und auch nicht einfach in ein Schwimmbad konnte, hatten sie und ihre Mutter einen kleinen, aufblasbaren Pool im Garten aufgestellt, den Anna mit dem Wasserschlauch füllen konnte. Nur da konnte sie mal im Bikini sitzen und sich von der Sonne wärmen lassen. Selbst nachts, wenn sie versuchte zu schlafen, hielten Träume sie von einer Auszeit ab. Zu Anfang waren es Träume von Adam, wie er litt, schrie und schließlich starb. Nun war es auch Mika, die schrie, unter Schmerzen. Jede Nacht wachte Anna mit dem Geschmack von Blut auf ihrer Zunge auf. Und dann würde ihr klar werden, dass sie alleine war.

Aber die heutige Nacht war anders. Schweißgebadet und schreiend sprang Anna aus dem Bett hoch. Die Hitze im Zimmer war unerträglich, doch das Mädchen zitterte vor Kälte. Eine Hand fuhr über ihre nackte Schulter, die das Shirt nicht mehr bedecken konnte. „Was ist los?“ Kais schwarze Augen starrten sie an. Es war lange her gewesen, dass er hier gewesen war. „Wieso weinst du?“ Annas Hände, die nach der Wasserflasche gegriffen hatten, fuhren nun über ihre Wangen. Das war kein Schweiß. Kai hatte Recht. Gedanken tummelten sich auf ihrer Zunge und wollten raus, um sich zu erklären, doch Anna wusste nicht, wie sie anfangen sollte, also schwieg sie. „Du wirkst ziemlich gestresst in letzter Zeit...“ murmelte Kai nun besorgt und setzte sich neben Anna aufs Bett. Annas Mundwinkel zogen sich unweigerlich nach unten. Ja, sie war gestresst. Aber sie konnte es nicht rauslassen. Kais Finger fingen Annas Tränen ab, ehe sie die Wangen runter purzeln konnten. Schließlich legten sich seine Arme um die fragile Figur seiner Königin und drückten sie an sich. „Alles wird gut. Wir finden deine Freundin.. Und auch deinen Bruder.“ flüsterte er ihr liebevoll zu. Annas Stimme wollte nicht raus. Sie konnte nichts sagen, nicht einmal schluchzen, während sie in seinen Armen weinte. Sie konnte nicht stark sein. Erneut fühlte sie sich, als würde Kai sie durchschauen und manipulieren. Mirais Worte, dass alle von ihnen sie für eigene Zwecke missbrauchen würden, hallten in ihren Ohren wieder.

„Du warst lange nicht mehr hier.“ drückte Anna unter Tränen hervor.

„Ja, da meine Leute nicht helfen, suche ich selbst nach Mika. Dauert natürlich länger und ich kann nachts nicht auf dich aufpassen. Tut mir Leid.“ erklärte der Junge sich. So war das also. Würde jemand, der Anna ausnutzen wollte, seine Nächte und Kräfte für ihr Wohl verschwenden? Sie wusste nicht, ob Kai die Wahrheit sagte. Selbst wenn: Konnte sie ihm vertrauen? In diesem Moment löste sich Kai von ihr. Seine langen, blassen Finger fuhren ihr über den Kopf. Er sah sie verträumt an.

„Geht's dir besser?“ fragte er leise. Anna nickte. Sie hatte Angst, er könnte erkennen, dass sie an ihm zweifelte und wandte den Blick ab. Kai schaffte es, ein bisschen zu lächeln. „Na dann geh ich jetzt wieder. Versuch' zu schlafen.“ Das Bett wurde von Kais Gewicht entlastet. Ohne einen Ton von sich zu geben liefen seine Füße über den Boden zum Fenster und er verschwand. Irgendwie war Anna ihm dankbar, dass er da gewesen war. Aber nun war sie ihm auch dankbar dafür, dass er ihr ihren Freiraum ließ.

Kai seufzte laut, als er die Straße hinunter ging. Anna schien in letzter Zeit sehr blass und entnervt zu sein, weshalb er sich Sorgen gemacht und sie heute besucht hatte. Wer hätte ahnen können, dass Alpträume sie plagten?

„Da wohnt die kleine also.“ Eine feiste Stimme unterbrach die Stille der Nacht. Kai sah sich um. In einem Baum saß ein Junge mit blauen Augen und schwarzen Haaren. Er grinste.

„Adam?“ fragte Kai überrascht und blieb stehen. Der Junge schwang sich vom Ast und landete mit den Füßen auf dem Boden.

„Adam? Wer ist das?“ fragte Iori überrascht und verstaute seine Hände in seinen Hosentaschen. Kai erkannte nun, dass das nicht Annas Bruder war.

„Sorry, falsche Person...“ murmelte der Vampir und wandte sich ab. Doch vor ihm stand nun auch jemand. Eine schmale, schwarzhaarige und lieblich aussehende Person. Doch obwohl sie so klein war schien sie die ganze Straße mit ihrer Präsenz einzunehmen.

„Du bist Kai, oder? Der Anführer der Vampire?“ Ihre Stimme war so hell und klar wie Annas, als sie Kai das erste Mal angesprochen hatte. Kais Körper erstarrte. „Ich heiße Eve.“ sagte das Mädchen nun lächelnd und spielte mit einem der Zöpfe, die sie sich ins Haar geflochten hatte. Sie war umringt von Gestalten. „Das ist Iori.“ sie deutete auf den Typen, der Adam so ähnlich sah. „Das ist Jonathan, er kommt aus London.“ Sie zeigte auf einen großen, breit gebauten Jungen mit wilden, zerzausten rostbraunem Haar. Dann deutete sie auf einen Mann an ihrer Seite. Er überragte sie mit einer Kopflänge, hatte aber weißes, glattes Haar und helle Augen. Ein Albino, könnte man meinen. „Das ist Tsuki. Und hier haben wir noch Dei.“ Ihre Hand hob sich zu dem Mann zu ihrer Rechten. Er war gefährlich, das konnte Kai sofort sehen. Er war groß, gut gebaut, auch wenn nicht so gut wie Mirai. Seine Augen funkelten in einem merkwürdigen Violett. Er hatte lange, schwarze Haare, die ihm über die Schultern fielen. „Und das ist Jiro, mein Shiki.“ Sie stellte den letzten der Herren vor, der noch an einem Laternenpfahl lehnte. Er schien nicht begeistert von der Situation zu sein. Er hatte braunes, schmutzig wirkendes Haar. Seine Augen waren grün, aber so gut wie tot. Aber…

„Shiki?“ fragte Kai überrascht nach. „Was ist das?“

„Oh, tu nicht so, du kleiner Vampirfürst, du.“ säuselte Eve und machte zwei große Schritte auf Kai zu. Dieser schnalzte mit der Zunge.

„Shiki gehorchen nur einer Person.“ erwiderte Kai genervt. Doch das schien Eve nicht zu stören – ihre weichen, schönen Arme legten sich um Kais Hals und sie zog sich an ihn ran. Keiner der Anwesenden schien das zu stören.

„Ich weiß.“ flüsterte sie ihm zu. „Sie gehorchen nur der Königin.“

„Lass mich los.“ fauchte Kai und schlug einen ihrer Arme weg. Das Mädchen entfernte sich und rieb sich über die Stelle, die Kais Gewalt zu spüren bekommen hatte.

„Es gibt nur eine Königin.“ fügte Kai hinzu und wandte sich zum Drehen zu.

„Und die bin ich.“ Eves Grinsen wurde breiter und breiter. Was bildete sich die Göre eigentlich ein? Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Auch Kai zeigte nun ein Grinsen – es war aus Mitleid.

„Ich weiß nicht, wo du diese Hirngespinste her hast, aber du bist sicherlich keine Königin.“ sagte er und aus Mitleid wurde Häme.

„Sie ist die rechtmäßige Königin.“ sagte eine andere, helle, aber männliche Stimme. Der Albino-Junge hielt Kai an seiner Schulter fest. „Du solltest ihr ein bisschen mehr Respekt zollen.“

„Lass mich los, kleiner Mann.“ zischte der Vampir sofort und packte sich das Handgelenk des Fremden. Er war eiskalt.

„Du schwörst deine Treue also lieber einer falschen Königin?“ fragte Eve traurig. „Ich dachte, wir hätten gute Freunde werden können...“

„Ich schwöre niemandem irgendetwas.“ gab Kai genervt zurück. „Ich bin nur unterwegs um meine nächtliche Dosis an Blut zu kriegen. Wenn ich deins nicht trinken kann, solltest du mich langsam gehen lassen. Ich fang an, schlechte Laune zu kriegen.“ brummte er und ließ Tsuki los. Nun ging Dei ein paar Schritte auf Kai los – auch die anderen setzten sich in Bewegung.

„Na gut, dann verschieben wir das einfach. Wenn du satt bist, kommen wir dich noch einmal besuchen.“ Eve schien nicht überrascht, nicht einmal angespannt. Sie drehte sich um, um zu gehen. Auch Iori und Jonathan begannen, zu gehen. Während Jiro an ihnen vorbei schlenderte, schauten Dei und Tsuki Kai noch eine Weile musternd an. „Ich weiß nicht, was sie mit einer abartigen Kreatur wie dir will, aber wenn sie es will, solltest du es ihr besser geben.“ seufzte Tsuki genervt. Dei schwieg. Dann verließen auch diese beiden die Straße und verschwanden in den Schatten der Nacht.

Als Anna am nächsten Morgen aufwachte, erwarteten sie bereits drei hungrige Mäuler. Rose, Tristan und Marlo standen im Garten und wollten nach ihrer nächtlichen Suche Bericht erstatten und gefüttert werden. Das Haus betraten sie in Menschenform: Rose und Marlo hatten lange, rote wilde Locken und haselnussbraune Augen. Beide waren kräftig gebaut. Tristan ähnelte vom Gesicht her eher Shiro, doch seine Haare waren tief braun, während seine Augen in einem verführerischen Bernstein glänzten. Alle drei hatten die Statur von 10-Jährigen – sie reichten Anna gerade mal bis zur Brust.

„Und, habt ihr was gefunden?“ fragte das Mädchen schließlich und sah dabei zu, wie die Kinder gierig die Reste vom gestrigen Abendessen verschlungen. Sie hatten erstaunlichen Hunger – anscheinend haben Kikis Kochkünste nicht ausgereicht.

Rose schüttelte auf Annas Frage hin den Kopf. Der einzige, der halbwegs Manieren zeigte und tatsächlich Besteck benutzte war Tristan: Er setzte seinen Löffel ab und murmelte kurz zwischen zwei Bissen: „Wir haben sie kurz gerochen, aber dann war die Fährte wieder weg.“

Anna rührte nachdenklich in ihrem Kaffee. „Das heißt doch, sie lebt noch oder?“ fragte sie hoffnungsvoll. Tristan nickte.

„Könnte sein.“ sagte er leise. „Mach' dir aber nicht zu viele Hoffnungen.“

„Tu' ich nicht. Ihr könnt euch in mein Bett legen um zu schlafen, ich geh' jetzt zur Schule.“ seufzte Anna und stand vom Tisch auf. Die Kinder nickten eifrig und verabschiedeten sie an der Haustür, an der schon Akira stand und bereit war zum Klingeln. Beide traten den Weg zur Schule an.

„Hab' gehört, du hättest dich mit Mirai gestritten.“ begann Akira schließlich. Er war fröhlich und locker wie immer. Anna ignorierte es. „Worum ging's?“ fragte er schließlich, als er wusste, dass die Hoffnung auf Antwort vergebens war.

„Er sagte, ihr würdet mich nur ausnutzen.“ erklärte die Königin knapp. Akira musterte Anna eine Weile.

„Hast du das Gefühl, jemand würde dich ausnutzen?“ fragte er dann ruhig.

„Ich weiß es nicht. Es ist mir egal.“ Erneute Stille. Ihre Schritte waren die einzigen Geräusche, die sie im Moment hörten.

„Hast du das Gefühl, ich würde dich ausnutzen?“ Akira war stehen geblieben und hielt Annas Handgelenk fest. Anna drehte sich unweigerlich um und musterte den Jungen. Sie versuchte nicht einmal mehr, ihn zu entziffern oder seine Gedanken zu lesen. Sie wollte es nicht, es machte sie müde, sich darum zu sorgen, was Akira von ihr hielt – außerdem hatte sie genug andere Sorgen im Moment. Akira betrachtete das schweigende Mädchen eingehend. „Wieso sagst du nichts?“ fragte er schließlich. Anna zog an ihrem Arm, um sich los zu reißen, doch Akira war sehr bestimmt darin, sie weiterhin festzuhalten.

„Was für einen Sinn habe ich denn sonst, als meine Kraft zu teilen?“ schnauzte Anna schließlich und schaffte es, ihr Handgelenk zu befreien. „Wenn ich keine Königin wäre, hätten wir uns nicht einmal getroffen.“

„Du bist aber eine und wir HABEN uns getroffen.“ erwiderte Akira in seiner nervigen Ruhe.

„Und wäre jemand anders eine, würdest du versuchen, SIE auszunutzen.“ erwiderte Anna scharf und begann wieder, Richtung Schule zu laufen.

„Also denkst du wirklich, ich würde dich ausnutzen?“ wiederholte er sich und erneut begann Anna zu schweigen.

„Ich weiß es nicht.“ sagte sie schließlich wahrheitsgemäß. Wieder die Stille. Sie hing wie eine Wolke über das Gespräch der beiden. Schließlich schnaubte Akira genervt.

„Wenn du so denkst… Bitte.“ sagte er in einem ziemlich gehässigen Ton, den man normalerweise nicht von ihm kannte.
 

Der Schultag war erneut eine Qual. Heute hatten sie Schwimmunterricht im schuleigenen Pool, der dafür extra gesäubert und gefüllt worden war. Alle Mädchen und Jungs hatten sich bereits in ihre Badesachen geworfen, als der Pool eröffnet wurde. Sportunterricht wurde ab sofort hier abgehalten und keiner, der sich normalerweise vor diesem Unterricht scheute, fehlte heute. Annas Klasse würde mit Akiras Klasse zusammen schwimmen. Anna, die sich strikt weigerte, ins Wasser zu gehen, betrachtete in ihrer Jogginghose und Sweatjacke die wasserwütigen Leute. Auch Akira war unter ihnen. Man sah einen leichten Sixpack-Ansatz bei ihm. Das feuerrote Haare war von Wasser getränkt und wirkte nun eher blutrot. Er spielte mit einigen seiner Klassenkameraden.

„Hey Anna.“ sagte eine liebliche Stimme. Anna schaute hoch und erkannte, dass auch Eve sich in einen hübschen Badeanzug geworfen hatte. Belustigt schaute sie zum Pool. Hinter ihr stand ein großer, braunhaariger Junge. „Hey, kannst du ein bisschen auf Jiro aufpassen? Er kann nicht schwimmen, aber ich möchte gerne.“ grinste sie Anna zu und schon setzte sich dieser 'Jiro' neben Anna auf die Bank. Anna sagte nichts. „Cool.“ erwiderte Eve und drehte Anna den Rücken zu.

Sie trug einen roten Badeanzug, der den ganzen Rücken entblößte. Dicke schwarze Linien zogen ihre Spuren über Eves Rücken. Das Schwarz war so tief, das nicht einmal die Sonne es zum Glänzen bringen konnte. Anna stockte der Atem. Es war ein Tattoo, wie sie es hatte, auch wenn es nicht die selbe Form aufwies. Außerdem hatte es eher breite Balken, als feine Linien, wie auf Annas Rücken.

„Willst du doch schwimmen gehen?“ murmelte eine Stimme hinter ihr. Anna drehte sich um. Ohne es gemerkt zu haben, war sie auf ihre Füße gesprungen und Eve hinterher gelaufen. Jiro musterte sie und erinnerte Anna an ihre Position. Dann fing sich die Blondine wieder.

„Wo kommt deine Freundin eigentlich her?“ fragte Anna Jiro, als sie sich wieder hingesetzt hatte.

„Sie ist nicht meine Freundin.“ gab Jiro kaltschnäuzig zurück. Er hatte die Beine angewinkelt und sein Gesicht halb in seinen Armen vergraben.

„Das beantwortet nicht meine Frage.“ erwiderte Anna genervt.

„Es geht dich aber nichts an.“ antwortete Jiro, der anscheinend bereits auf solche Fragen vorbereitet war. Anna seufzte und lehnte sich zurück. Die Sonne knallte auf die dicken Sportklamotten. Am liebsten wäre sie auch einfach ins Wasser gesprungen, andererseits hätte sie dafür ihren Rücken entblößen müssen, den der Badeanzug nicht mehr verdecken konnte. Ächzend gab sie der Sonne nach und schloss die Augen.

„Deine Haare sind ganz schön lang.“ murmelte Jiro nun. Er hatte sich eine Strähne aus dem Pferdeschwanz gegriffen und betrachtete sie in der Sonne, als würde er sich an etwas erinnern. Er drehte und wendete es. Mit einem Ruck ihres Kopfes entriss Anna dem Jungen ihre Haare wieder.

„Habt ihr beiden Spaß?“ Akiras Stimme klang als wäre er frisch von einem Marathon gekommen. Er stützte sich mit den Händen am Beckenrand vor Anna und Jiro ab und kletterte aus dem Wasser. Sein Körper triefte und strahlte den alt bekannten Chlor Geruch aus. Grinsend schüttelte er sich vor den beiden wie ein nasser Hund und beträufelte Anna mit wohltuender Kälte.

„Wusste nicht, dass ihr beiden euch so gut versteht. Ist er dein neuer Freund?“ stichelte Akira und ließ sich links neben Anna auf der Bank nieder. Anna verdrehte die Augen.

„Als ob ich mich mit so jemandem abgeben würde.“ Es war aber nicht Anna gewesen, die ihm geantwortet hatte. Überrascht blickten Akira und Anna Jiro an, der nun aufgestanden war und wegging.

„Wow, du bist echt gut darin, Leute zu vergraulen.“ murmelte Akira, griff sich Annas Handtuch und trocknete sich die Haare. Anna zischte genervt.

„Ist mir egal.“ knurrte sie und schloss erneut die Augen.

„Wieso gehst du nicht schwimmen?“ fragte Akira nun und musterte Annas Kleidung. „Du musst in den Klamotten ja zerfließen.“

„Du weißt doch… Mein Tattoo.“ seufzte die Königin.

„Stört Eve aber nicht.“ entgegnete der Rotschopf. Der Kommentar nervte sie. Nicht nur, dass er sie dazu bringen wollte, sich vor versammelter Mannschaft zu entblößen, nein, anscheinend hatte er auch noch Eves Rücken inspiziert. Bei diesen Gedanken wurde Anna wütend. So wütend, dass sie erst zu spät bemerkte, wie Akira sie hoch hob und gleich wieder fallen ließ. Kaltes Nass erfüllte ihre Umgebung plötzlich, Poolwasser drang in Annas Nase. Sofort tauchte sie wieder auf um laut nach Luft zu schnappen. Ein lachender Akira stand vor ihr.

„Bist du bescheuert?“ fauchte Anna und wischte ihm mit einem Schwung ihres Arms eine Welle Wasser zu. Dieser ließ sich nicht davon beeindrucken – Mit einem Sprung landete Akira neben Anna im Wasser und sorgte für erneute Wellen. Auch Anna bekam ihre Portion ab. Als Akira wieder aufgetaucht war, hielt er Anna grinsend an den Armen. Anna wehrte sich. Seine Hand war am Reißverschluss ihrer Jacke und zog ihn langsam hinunter. Er grinste immer noch.

„Akira, hör auf.“ sagte Anna sofort. Sie zogen die Blicke der gesamten Schüler auf sich, die um sie herum badeten. Doch Akira hörte nicht auf. Während seine eine Hand ihren Oberkörper aus der Kleidung entblätterte fuhr die andere, unangenehm weiße Hand unter ihre Hose an ihrem Po vorbei. Mit dem Unterarm begann er Annas Hose abzustreifen. Ihr wurde heiß. „Akira, hör auf, ich schwöre bei Gott.“ Doch Akira lachte immer noch. Nun wurde Anna unangenehm. Sie schlug mit ihrer Faust gegen seine Schulter. Doch sie musste sich eingestehen, dass er sehr viel mehr Muskeln und Kraft hatte, als man ihm ansehen konnte. Es dauerte nur wenige Sekunden, da hatten sich ihre Sportklamotten von Anna getrennt und sie stand in einem schwarzen Badeanzug im Wasser. Ihr Gesicht war puterrot. Immer noch hielt der Junge sie fest, während er Annas Haare dabei beobachtete, wie sie im Wasser hin und her glitten.

„Ich hasse dich.“ flüsterte Anna nun zornerfüllt.

„Du wärst umgefallen, wärst du in der Hitze weiterhin draußen geblieben.“ grinste Akira im Gegenzug und ließ das Mädchen los. Dieses drehte ihren Rücken sofort zum Becken. „Was denn? Zeig's ihnen doch ruhig. Was sollen sie schon tun?“ fragte der Rotschopf sie nun überrascht. Anna wollte ihn nicht mehr sehen.

„Lass mich in Ruhe.“ fauchte sie genervt.

„Sicher?“ Akira zeigte sein sadistisches Lächeln wieder. Mit einer Wucht schmiss er Anna Wasser ins Gesicht. Kaltes, erfrischendes Wasser.

„Hör auf!“ schrie Anna nun genervt und wedelte ihm selbst ein paar Wellen zu. Es artete langsam in einer Wasserschlacht aus.

„Oh, was macht ihr da?“ Die helle, fröhliche Stimme verriet sie: Eve. Sie war an Akira ran geschwommen und hielt sich an seinem Arm fest, um nicht weg zu treiben.

„Wir spielen nur ein bisschen.“ grinste der Junge.

„Oh, ist das deine Freundin?“ fragte das Mädchen liebreizend. Anna zuckte zusammen, als sie sah, wie Akira sie musterte. Was würde er sagen? Nicht, dass es Anna interessierte. Sie war nicht seine Freundin, er konnte einfach die Wahrheit sagen, ihr doch egal. Genervt suchte Anna nach einem Weg, um aus dem Pool zu klettern. Sie spürte Akiras Blick, als würde er sie durchschauen. Jedes Mal.

„Tja, wer weiß?“ neckte er Eve und entfernte sich ein Stück von ihr, während Anna den Pool verließ. Die blonden Haare der Königin glitten wie goldene Seide über ihren Rücken und ihren Po.

„Also nicht.“ hörte sie Eve noch hämisch grinsen.

„Noch nicht.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück