Zum Inhalt der Seite

Briefe an Sora

(Eine Taiora-Geschichte)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schuldgefühle

Mit allerletzter Kraft digitierte Patamon erneut und schleppte sich selbst samt Tai wieder zurück nach oben, wo es dann sofort wieder ins Rookie-Level zurück digitierte. T.K. und Matt starrten Tai an, wie er so leblos da lag, voller Kratzer, teilweise voller Blut. "Tai!", rief T.K. aus und rüttelte an den Schultern des Anführers. "Tai, wach auf! Komm schon!", fügte er hinzu, doch es passierte nichts. T.K.s Augen füllten sich mit Tränen, welche er zu unterdrücken versuchte. Auf einmal fühlte er sich wieder wie die kleine Heulsuse, die er vor langer Zeit gewesen war. Und er erinnerte sich an den Moment, als er Tai gefragt hatte, ob denn er nicht von nun an statt Matt sein großer Brüder sein könnte. Irgendwie hatte er immer zu ihm auf- und eine Art großen Bruder in ihm gesehen. Sie hatten so viel zusammen durchgemacht, und das sollte nun das Ende sein?
 

"Verdammt, Tai! Wach doch auf!", rief auch Matt voller Entsetzen und fing an, ebenfalls an Tais Körper zu rütteln. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er es nun wahrscheinlich wäre, der so leblos daläge, hätte Tai ihn nicht gerettet. Er hatte ihn gerettet, trotz allem, das in letzter Zeit zwischen den beiden vorgefallen war. Nicht ohne Grund war Tai derjenige, der das Wappen des Mutes trug, denn etwas mutigeres hatte weder Matt noch T.K. irgendjemanden jemals tun sehen.
 

"Matt, was sollen wir nur machen?", fragte T.K. völlig hilflos und blickte dabei hoffnungsvoll in Matts Augen. "Ich weiß nicht, T.K. Ich weiß es nicht.", erwiderte dieser vollkommen perplex. Eigentlich gab es nur eins, das die beiden nun tun konnten. Sie mussten Tai von hier wegschaffen, und zwar so schnell wie möglich. Matt griff nach Tais Handgelenk, doch konnte, genauso wie Patamon keinen Puls fühlen. Er hatte jedoch die Hoffnung, dass dies nur aufgrund der Aufregung der Fall war. "Hilf mir, ihn auf meinen Rücken zu legen. Ich werde ihn tragen.", forderte Matt seinen jüngeren Bruder auf. Gesagt, getan. Ganz behutsam legte T.K. Tais Arme um Matts Hals und passte auf, dass er nicht drohte, auf den Boden zu fallen, während Matt aufstand und mit langsamen Schritten anfing, Tai huckepack von der Schlucht wegzutragen.
 

"T.K.! Tai!", hörten die beiden Jungs und ihre Digimon auf einmal eine Stimme aus der Ferne. Sofort erkannte T.K. wer es war - Kari. Sein Herz setzte einen Moment aus und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte er sich wie gelähmt. Kari. Er dachte an jenen Moment, als er mit ihr vor der Schule gesessen, und Kari gesagt hatte, Tai wäre derjenige, der sie immer beschützt hatte. "Immer nur Tai. Von morgens bis abends immer nur Tai.", war T.K.s Antwort darauf gewesen. Die Art, wie sehr Kari an ihrem großen Bruder hing, hatte ihn damals sehr gestört, im Moment jedoch wünschte er sich nichts mehr, als dass Tai seine Schwester noch ein weiteres Mal beschützen können würde.
 

"Es tut mir so leid! Wir haben eure Nachricht nicht früher bekommen!", rief Kari voller Elan und rannte mit Gatomon im Schlepptau auf die Jungs zu. "Warte kurz hier.", flüsterte T.K. Matt zu und rannte Kari entgegen, so schnell er nur konnte. "Kari!", sagte er, ergriff die Hände des Mädchens, und brachte sie somit zum Stand. Ihre wunderschönen braunen Augen funkelten so wie immer; so, als wäre alles okay. Und das machte es nur noch schwerer für T.K., ihr zu erklären, was passiert war. Er hatte einen regelrechten Knoten in der Brust, der sich immer weiter zusammenzog. "Kari...geh nach Hause.", forderte sie auf, jedoch in sehr sanftem und feinfühligem Ton. Er sah ihr tief in die Augen, und Kari wusste sofort, dass irgendetwas los war. "Was ist los?", fragte sie mit einer zittrigen Stimme. "Kari, geh bitte wieder nach Hause.", wiederholte T.K. sich, denn er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. "Was ist los?", wiederholte Kari ebenfalls. Ihr Blick verfinsterte sich. "Und wo ist Tai?" "Tai ist...", stotterte T.K., und wusste nicht, wie er weitermachen sollte. "Wo ist mein Bruder, T.K.?", fragte Kari ernst und schaute hektisch umher. Und auf einmal erblickte sie Matt in der Ferne, der Tai auf seinem Rücken durch die Gegend trug. Ein kalter Schauer lief durch ihren ganzen Körper. "Was ist mit ihm?", fragte sie, und wollte auf Matt und ihren Bruder zu laufen, doch T.K. griff nach ihrer Hand und hielt sie zurück, denn er wollte nicht, dass Kari sah, wie mitgenommen Tai aussah.
 

"Kari, Tai ist was passiert.", verkündete er schließlich das Offensichtliche. "Tai ist die Klippen hinunter gestürzt.", sagte er kleinlaut und hielt immer noch an Karis Hand fest. Diese bekam ganz große Augen und der Schrecken war ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. "Er ist was?", fragte sie. "Aber wie kann er denn einfach die Klippen runter stürzen? Das geht doch gar nicht...", meinte sie, während eine Träne nach der anderen über ihre Wangen lief. "Ein bösartiges Digimon hat Matt angegriffen. Tai hat ihn weggestoßen und ihm damit das Leben gerettet. Tai ist ein Held.", erklärte T.K. mit ebenfalls feuchten Augen, als würde das die ganze Sache irgendwie besser machen.
 

Ohne weitere Worte riss Kari sich von T.K. los und rannte auf die beiden älteren Jungs zu. Vor Matt machte sie Halt und starrte ihren Bruder voller Entsetzen an. "Matt, was ist mit ihm?", fragte sie. Ihr Hände zitterten. "Ich weiß es nicht, Kari.", antwortete Matt und starrte auf den Boden vor seinen Füßen. "Es tut mir so leid.", fügte er hinzu. Daraufhin brach Kari auf dem Boden zusammen und schlug beide Hände vor ihr Gesicht. Sie weinte bitterlich. Gatomon und T.K. rannten ihr hinterher und T.K. kniete sich neben Kari auf den Boden. Behutsam legte er seine Arme um ihren Oberkörper und zog sie ganz fest an sich. Eine Träne tropfte von seinem Kinn auf den Boden, während er mit sanften Handbewegungen durch Karis Haar streichelte. "Wir bringen ihn ins Krankenhaus, okay? Vielleicht wird ja alles wieder gut.", flüsterte ihr zu. Er wollte Kari ermutigen, hatte aber tief in ihm drin wahnsinnig große Angst, dass dieser kleine Funke Hoffnung, den er in sich trug, schon ganz bald erlischen würde. Matt sah den beiden zu und es brach ihm das Herz, Kari so leiden zu sehen. Und obwohl er wusste, dass er Tai niemals darum gebeten hätte, ihm das Leben zu retten, fühlte er sich unheimlich schuldig. Wenn er nicht wäre, dann wäre mit Tai alles in Ordnung. Wenn er nicht so nah an die Klippen gelaufen wäre, hätte er niemals über die Schlucht hinunter stürzen können. Matt biss sich auf die Unterlippe, bis er einen leichten Eisengeschmack im Mund vernahm. Plötzlich schoss ihm in den Kopf, wie er es nur Sora beibringen sollte, was mit ihrem besten Freund passiert war, und aus welchem Grund. Er wünschte sich einfach nur, er könnte die Zeit zurückdrehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück