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Partnersuche

von

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Yamraiha

Es konnte nicht so schwer sein, einen Partner zu finden. Gut, bisher hatte Yamraiha nicht viel Erfolg damit gehabt, einen Mann zu finden, der ihr Bett und ihr Leben teilen wollte, aber nachdem sie in diesem Fall nicht einmal ähnlich hochtrabende Ansprüche hatte, rechnete sie sich gute Chancen aus. Einen Mann zu finden, der einen Abend mit ihr tanzen würde, war im Bereich des Möglichen – und wer wusste schon, was sich daraus entwickeln konnte?

Dank Sinbad und seinem Drang, seine neue Festlichkeit möglichst aufwändig zu bewerben und zu verpacken, war sie spät dran mit der Partnersuche. Da sie selbst noch bis zum Vortag der neuen Feierlichkeit damit beschäftigt gewesen war, Sinbads Wünsche von magischer Dekoration, Feuerwerk und Lichtspiel nachzukommen, führte sie erst jetzt ihr Weg hinunter in die Stadt, wo sie sofort in ihrem Lieblingslokal einkehrte. Bei einem guten Glas Wein war es viel einfacher, einen Mann zu finden, mit dem sich der Tag verbringen ließ.

 

Sie vergaß nur immer wieder, dass Sharrkan aus Gründen, die sie nie verstehen würde, immer das gleiche Lokal aufsuchen musste wie sie.
 

Es war nicht, dass sie Sharrkan nicht mochte. Nicht nur zumindest. Aber der dunkelhäutige Mann mit dem Spitzbubengrinsen und dem weißen Haar trieb sie nahezu dauerhaft, wenn sie im gleichen Raum waren, in den Wahnsinn. An diesem Tag war es nicht anders. Schon als sie sein plärrendes Lachen hörte, sträubten sich ihr die Nackenhaare und sie hätte am liebsten wieder kehrt gemacht. Lediglich der Anblick eines recht attraktiven Mannes an der Theke, dessen gepflegter Bart und dichter Haarschopf glänzten wie poliertes Ebenholz, hielten sie davon ab. Als Sharrkan sie bemerkte, leerte er hastig den Rest seines Getränks und stand auf, ein paar Münzen auf den Tisch fallen lassend.

„Ich wollte sowieso gerade gehen“, murmelte er mehr in sich selbst hinein als ihr zu, als er mitsamt einer Wolke penetranten Parfüms an ihr vorbeiglitt. Yamraiha würdigte ihn keines Blickes mehr, straffte die Schultern und atmete tief durch. Beim Anblick des Schwarzhaarigen an der Theke bekam sie Nervenflattern. Es sollte kein Partner fürs Leben sein. Nur für einen Tag. Noch einmal atmete sie tief durch, dann schritt sie selbstsicher auf die Theke zu, ließ sich auf einen Hocker neben den Fremden gleiten.

„Ich darf doch?“ Ihre Frage wurde begleitet von einem kecken Lächeln, das ihr aber beinahe sofort wieder abhandenkam, als der Mann sie ansah – er war umwerfend!

„Natürlich.“

 

Innerhalb weniger Minuten hatte Yamraiha ihr erstes Glas Wein geleert, die Wärme des Alkohols machte es einfacher, das Gespräch am Leben zu halten, während sie dem tiefen Bass der fremden Stimme lauschte, gelegentlich selbst einen Kommentar abgab oder lediglich über eine besonders lustige Anekdote kicherte. Sie wusste, dass sie aufpassen musste, was sie sagte, wenn sie diesen Mann nicht genau wie die letzten verschrecken wollte.

Dieses Mal würde es ihr nicht passieren!

 

„Das erinnert mich daran, wie ich begonnen habe, die Auswirkungen von Magiezufuhr auf natürliche Prozesse untersucht habe. Ich habe mit Pflanzen angefangen, dachte  mir, das ist simpel genug. Aber wie ich mich getäuscht habe…!“

 

Keine zehn Minuten später hatte ihre Gesellschaft einen Grund gefunden, sich hastig zu verabschieden – sein bestimmt gut gemeinter Ratschlag „Such dir lieber einen anderen Magier zum Fachsimpeln“ machte auch nichts besser.

 

 

Insgesamt unternahm Yamraiha an diesem Tag dreiundzwanzig Versuche, eine Begleitung für das Fest zu finden – das Ergebnis blieb gleich: Niemand wollte sie begleiten. Mal waren die Männer bereits einer anderen Partnerin versprochen, mal ergriffen sie die Flucht, sobald sie länger als ein paar Minuten miteinander redeten.

Schließlich gab sie auf, kehrte frustriert in den Palast zurück. Zurück in vertrauterer Umgebung kam ihr ziemlich schnell ein neuer Geistesblitz – sie konnte ihre männlichen Kollegen fragen! Sie war sich recht sicher, dass der ein oder andere selbst noch keine Begleitung hatte, und es sprach doch nichts dagegen, einfach gemeinsam einen schönen Abend zu verbringen, nicht wahr?

 

 

„Es tut mir Leid“, war Spartos‘ Antwort mit einem sanften, fast mitleidigen Lächeln. Er hob entschuldigend die Schultern.

„Ich habe schon eine Begleitung.“

Yamraiha war überrascht – jeder wusste, dass Spartos nicht gut mit Frauen war! Dass er tatsächlich jemanden gefunden hatte, konnte sie kam glauben. Wo hatte dieser Kerl eine Frau aufgetan, mit der er auskam?

 

„Schon verplant“, war Ja’fars Antwort. Er tat nicht einmal so, als würde es ihm irgendwie leidtun, rückte nur weiter ungeniert die Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht. Dem Berg nach zu urteilen, den Yamraiha dort entdeckte, versuchte er scheinbar, für den morgigen Tag vorzuarbeiten, damit sie bloß nicht in Verzug gerieten.

Sie verstand nicht, wo Ja’far bei all der Arbeit eine Begleitung gefunden hatte.

 

„Ich begleite Imekanu“, war Hinahohos Antwort mit einem gutmütigen, entschuldigenden Lächeln. Yamraiha verzog unleidig das Gesicht. Selbst gegen die Töchter ihrer Kameraden verlor sie nun!

 

Von Masrur bekam sie nur ein schweigendes Kopfschütteln. Viel mehr an Antwort hatte sie auch nicht erwartet, aber sie hatte sich eher ein Nicken erhofft.

 

„Du kannst dir ja immer noch spontan einen Partner suchen!“, war die wenig aufmunternde Aufmunterung von Pisti, als Yamraiha der anderen Frau ihr Leid klagte. Pisti lachte nur und tätschelte mitfühlend ihre Schulter, während sie mit der anderen Hand einen ihrer Vögel fütterte.

„Mach dir nichts draus. Und sonst kannst du es immer noch mit Liebesorakeln oder so etwas versuchen.“

 

Yamraiha fand, das war eine großartige Idee.

 

 

Nachdem Würfel, Orakel und Tarotkarten ihr zum fünften Mal vorschlugen, sie sollte es doch mit Sharrkan versuchen (nicht wortwörtlich, aber es war die naheliegendste Interpretation!), fand sie das allerdings gar nicht mehr. Mit einem tiefen Seufzen warf sie die Karten in die nächste Ecke und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, die Augen geschlossen. Hinter ihren Schläfen kündigte sich ein unschöner Kopfschmerz an.

 

„Spontan also.“



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